Die unendlichen Weiten der Galaxis
Invisible Hand – Startrampen, Hangar
Hangar
19:41 Uhr
Über den Kampflärm im Inneren des Hangars hinweg konnte Shaiya seltsamerweise Noés Stimme deutlich hören, die etwas rief – „Van! Jag die in die Luft! Richtig ‚BOOM‘!“ – und spürte, dass ihr seltsam geschärfter Verstand nur dafür gesorgt hatte, dass sie diese Worte verstand, weil gleich etwas passieren würde…
Es waren zu viele Feinde im Hangar, und die Enterer waren zahlenmäßig überlegen. Die einzige Möglichkeit, das erkannte Shaiya mit erschreckender Klarheit, der Situation Herr zu werden, war…
„Achtung! Haltet euch von der MG Stellung fern und geht in Deckung!“
Vanessas Stimme drang deutlich hörbar über Funk zu ihr durch. Und Shaiyas Inneres gefror zu Eis. Der verdammte Jäger, hinter dem sie sich verschanzt hatte, befand sich mitten in der Schussbahn der Kanonen der Dashor…
Ich muss hier weg! Sofort!
Shaiya reagierte bereits, während sie diesen Gedanken in ihrem Kopf formte. Sie hechtete aus der Deckung und sprintete in halsbrecherischem Tempo so weit von der MG-Stellung weg wie möglich.
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie die Dashor vom Hangarboden abhob und einige Meter über dem Boden schwebte, seine Waffen ausrichtend. Shaiya versuchte, das Assault Shuttle auszublenden.
Da! Direkt vor ihr, weit weg von der Dashor und der MG-Stellung, stapelten sich einige Kisten, wohl mit Ersatzteilen gefüllt, aber das war der jungen Asari jetzt egal. Sie beschleunigte ihr Tempo, hatte beinahe die rettende Deckung erreicht, als…
Die Explosion war gewaltig und riss Shaiya von den Füßen. Trümmer flogen durch den Hangar, und sie spürte, wie eine gewaltige Erschütterung durch den gesamten Hangar raste. Der Boden unter ihr schien zu glühen und Shaiya, die nicht wagte, aufzustehen und wegzurennen, biss sich vor Schreck auf die Zunge. Sie schmeckte Blut im Mund.
Oh meine Göttin… oh meine Göttin, Göttin… das war… das war ja… oh meine Göttin… aber ich lebe, ich lebe, ich lebe… ich atme noch, ich bin noch ganz und am Stück, ich spüre meinen Körper noch und… ja, eindeutig, mein Herz schlägt auch noch. Göttin, das hätte übel ausgehen können, sehr übel. Wenn ich nicht… Göttin, ich könnte tot sein. Sehr tot. Atomisiert vielleicht. Ein rauchender Haufen undefinierbaren, zerfetzten, verkohlten Fleisches. Ein Regen aus Körperteilen und Fleischfetzen und Blut. Göttin, das war knapp…
Sie atmete tief durch, ehe sie es wagte, aufzustehen – sie war glücklicherweise unverletzt geblieben, wie sie bemerkte, als sie sich aufrichtete – und sich in Hangar umzusehen.
Ihre Augen weiteten sich, als sie die Verwüstung sah, die die Dashor im Hangar angerichtet hatte. Die Einschlagstelle der Geschosse war ein einziger, rauchender Krater, meterweit im Umkreis desselben schien der Boden zu glühen und auch unter Shaiyas Füßen war der Boden noch erhitzt und leicht rötlich.
Ein paar Meter näher am Krater und ich wäre… Ihr Blick fiel auf eine Gestalt, die nur sechs Meter von ihr entfernt auf dem kirschrot glühenden Boden lag. Das, was von der Haut dieses Wesens noch zu sehen war, war mit üblen Blasen übersät oder genauso rot wie der Boden. Das könnte ich sein… Göttin, das war knapp, das war sehr knapp!
Ihr Herz hatte seinen Rhythmus beschleunigt. Langsam tat sie einen Schritt rückwärts, und dann noch einen, bis sie mit dem Rücken gegen die aufeinander gestapelten Kisten stieß.
„Ziel eliminiert… Wie geht’s euch?“
Schlecht. Ich hätte sterben können! Nur ein paar Meter näher dran und ich wär jetzt tot! Ein verkohltes Stück Fleisch…
„Gut!“, antwortete sie heiser via Funk. „Alles in Ordnung!“ Sie atmete tief durch. „Saubere Arbeit, Vanessa!“
Rein physisch ging es ihr ja auch gut, sie befand sich nur unter Schock. Ihr Blick wanderte zurück zu verbrannten Gestalt des Nebelparders… er war nicht sie, er war ein Feind, aber dennoch…
Das hätte ich sein können!
19:42 Uhr