Die zweite Staffel hat mir sogar besser gefallen als die erste. Der große Bösewicht ist eigentlich kein richtiger Bösewicht, sondern ein Produkt von Umständen und fremden Einflüssen. Dadurch kann man Sympathie entwickeln. Auch die Auswirkungen auf Jessica werden noch lange zu spüren sein. Trish war für mich aber das Zentrum dieser Staffel. Ihre Charakterentwicklung war heftig und brutal. Mehr dazu in Spoilertags.

Spoiler:
Trish hat sich in dieser Staffel von der unterstützenden Schwester, zur richtig unsympathischen, von Drogensucht und Ehrgeiz getriebenen Soziopathin entwickelt. Ihr ist alles wurscht, so lange sie Kräfte bekommt. Sie will, was Jessica hat und ist zerfressen von Neid. Am Anfang der Staffel hatte sie alles. Einen netten, liebevollen Verlobten, der aber zu viel Raum einnahm. Ihr Ego war gekränkt und deswegen riss sie alle Brücken ein, nur um der Mittelpunkt in ihrer kleinen Welt zu sein. Wie sie den "Grabscher" im Bus behandelt hat und Jessicas Mutter am Ende eiskalt exekutierte, zeigte wie verdreht ihre Vorstellung von Moral ist und wie besessen sie davon ist, sich selbst als Heldin zu stilisieren. Im Moment sehe ich kein Potential für eine Wiedergutmachungsstoryline für sie. Ihre verdrehte Moral wird sie direkt auf Konfrontationskurs mit Jessica führen.

Auch Jessica hat es wieder geschafft jeden aus ihrem Leben zu vergraulen. Angefangen natürlich bei Malcom, der nun für Jessicas größten Konkurrenten arbeitet. Und natürlich gemeinsame Sache mit Hogarth macht, deren Rache an der Krankenschwester und ihrem Freund echt übelst perfide war. In dem Moment war sie Kilgrave, nur ohne Kräfte. Sie braucht keine Kräfte um Menschen tun zu lassen, was sie will. Wie sich ihre ALS-Erkrankungen weiter entwickeln wird, wird sicher auch nochmal spannend. Ob sie eine Heilung findet oder langsam dahin siecht.

Jessicas und Alisas Reise war herzzerreißend. Schon als klar wurde, wer die Fremde ist, wusste man zwar, dass das nie gut enden könnte, aber man wünschte es beiden, trotz allem. Die Tragödie zeichnete sich ab. Irgendwann würde ich mir aber wünschen, dass Jessica anfängt ihr Leben mehr auf die Reihe zu kriegen und dass sich nicht Trauma über Trauma häuft. Vielleicht ist Luke Cage die Lösung. Vielleicht aber auch Oscar und sein Junge. Bei Oscar habe ich aber einen leichten Kilgrave-Verdacht. Der Zufall mit dem Lilanen Einschlag in seinen Bildern, ist mir dann doch eine Spur zu groß. Wer weiß, ob Kilgrave nicht vor seinem Tod noch weitreichende Intrigengeflechte gesponnen hat.

Kilgraves Rückkehr fand ich übrigens sehr cool. Erinnerte stark an den Auftritt des Jokers in Batman: Arkham Knight. Den Teufel aus ihrem Verstand zu verjagen, wird sicher auch ein Plotpoint der 3. Staffel.


Hoffen wir, dass es nicht wieder so elends lange braucht, bis die nächste Staffel von Jessica Jones erscheint. Krysten Ritter sagte neulich, dass sie an keine zweite Auflage der Defenders glaubt. Fände ich zwar auch schade, weil die Sache Potential hat, aber wenn dafür die verschiedenen Serien schneller fortgesetzt werden, mit kleinen Crossovers hier und da, wäre das für mich auch ok.