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Thema: Minenkomplex

  1. #11
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Die Explosion riss ihn nicht von den Füßen, er war schon zu weit gerannt als dass dies überhaupt physikalisch möglich gewesen wäre, aber der Lärm schüchterte ihn zur Genüge ein, dass er sich dazu entschloss erst einmal weiter zu laufen - wobei eigentlich hatte er gar nichts entschieden, es war schlichtweg sein Instinkt, der ihn dazu antrieb - anstatt auf Sooth zu warten, was wohl die bessere Entscheidung gewesen wäre. Es war kein Zufall, sondern eher war es vorbestimmt, dass er früher oder später in seinem kleinen Halbstreckenmarathon die falsche Abzweigung wählen würde, entlang von brüchigem, abgetragenen Metall und Holz, und letztendlich zuerst einen Schuh fast verloren hätte als die Unterlage nachgab und anschließend sein ganzer Körper rasch ein paar Zentimeter an Höhe verlor, und nach einer ersten Schrecksekunde er dann mehrere Meter in die Tiefe flog.

    Nun war der Fall natürlich keinesfalls lebensgefährlich gewesen, aber Arseni interpretierte ihn als solches und dachte mit launischer Einsicht nur daran, dass er die Abzweigung lieber doch nicht hätte nehmen sollen. Im Dunkeln erkannte er nicht wie tief es gehen würde, zwei Meter oder zwanzig. Es konnte ewig gehen. Es waren zwei Meter. Groß genug um Arseni einen harten Aufprall zu garantieren und ihn kümmernd erst einmal sein Bein massieren ließ. Das Sturmgewehr fiel im Fall aus seiner Hand und prahlte neben ihm auf den Boden, er dankte sich selbst dafür, dass er die Schusssicherung aktiviert hatte. Etwas perplex sah er sich und das Licht des Gewehrs gab zumindest zu erkennen, dass der Weg sicher war, auch wenn immer wieder der Weg etwas schmal wurde und weiter unten das Dunkel nicht recht einzuordnen war. Aus einem unerfindlichen Gefühl heraus war er fest davon überzeugt, dass er auf dem richtigen Weg war. Nun, es war der einzig mögliche. Aber eine Etage tiefer konnte es unmöglich gehen.

    Das Omni-Tool teilte mit, dass er zumindest in gewisser Weise auf dem richtigen Weg war. Mine 81 wäre schon nahe genug. Ein Lächeln der Erleichterung huschte über sein Gesicht, während er sich weiter in die Schächte durchschmuggelte. Von oben hörte er irgendwann die Schritte, die Sooth gehören zu schienen. Er folgte ihnen, hoffend dass irgendwann die beiden Wege zusammen führen würden. Aber anstatt dass Sooth auf Arsenis Rufe reagierte, gab es keine Reaktion und so folgte er noch ein wenig, sich irgendwann dann doch für die Zigarette entscheidend, da mittlerweile, nach Sooths Geniestreich, die Rohre unbrauchbar wurden und somit die Luft mittlerweile wieder richtig atembar wurde. Die Maske ließ er aber zur Sicherheit doch noch auf dem Kopf. Nach ein paar Minuten passierte er das geöffnete Schleusentor und vermutete, dass Mine 81 sicherlich in der Nähe sein musste. Er schreckte davor zurück groß Lärm zu machen, aber das war dann doch Grund genug Sooth schnellst möglich eine Etage weiter runter zu bekommen. Also rannte er ein paar Schritte zurück, vergewisserte sich mit seinen Ohren wo sich Sooth ungefähr befand und entschied er wäre weit genug weg, anschließend steckte er die letzte Granate zwischen zwei Erdklumpen in der Decke und zückte am Stift, hastig wegrennend. Er hielt sich die Ohren zu und die Explosion bestand weniger als Feuer – und zum Glück gar nicht aus Blut – sondern hauptsächlich aus Erde, die durch die Luft geschleudert wurde und eine mächtige Erdmasse, die nach unten geschüttet wurde. Glücklich ob des Resultats näherte er sich dem Sprengort, als plötzlich eine andere Granate von oben gesegelt kam, sein Eindruck in Zeitlupe wohlgemerkt. Mit verdattertem Gesichtsausdruck und der Zigarette halb im sperrangelweit-offenen Mund, schluckte er tief und rettete er sich verzweifelt wegspringend vor der zweiten Explosion. Die Erde schoss über ihn hinweg, aber der dreckige Mantel war ihm relativ egal, als er merkte, dass er Sooths ungeplanten Racheversuch heil überstanden hatte.
    "Na los! Wo seid ihr!? Kommt schon ihr Hunde!", brüllte der Turianer.
    Arseni musste zwanghaft lächeln, zu einem Teil aus Amüsement ob der Kampfeslust des Turianers, mehr jedoch wegen der unerträglichen Situationskomik, die ihm nicht zu entgehen schien, und ihn mittlerweile ziemlich ankotzte. „Kein Stress“, rief er ihm entgegen als das Erstaunen von Sooth sah, „ich schmeiß‘ schon keine Granate wieder nach oben. Aber ich dachte mir, es wäre ganz nützlich wenn wir wieder zusammen unterwegs wären, nicht? Alleine hier rumzustreichen, wird auf Dauer etwas eintönig.“
    Sooth kam herab und zusammen gingen zurück zu dem Schleusentor, welches Arseni zuvor aus der Distanz sah. „Ich schätze das hast du davor geöffnet, hm? Falls du dich zwischen all den getöteten Vorcha und geworfenen Granaten daran noch erinnerst?“
    „Nur entfernt“, gab Sooth knapp witzelnd zurück. Arseni musste schmunzeln und zusammen näherte sie sich dem Schleusentor, welches groß genug war um einen Mako oder Bergbaumaschinen passieren zu lassen. Mit Fängen aus Metall war das Tor oben ausgestattet, das sich nur halb geöffnet hatte, was daran erinnerte, dass es wohl schon öfter nicht mehr verwendet wurde und die Technik in der Mine sowieso schon seit langem nicht mehr auf dem aktuellsten Stand war. Die Öffnung war groß genug um die zwei passieren zu lassen, und Arseni war sich nicht sicher was er nach dem Eintritt zuerst sah. Die Mine 81 weit in der Ferne, hell funkelnd, aber von einem Schlund der Dunkelheit von ihrem jetzigen Platz getrennt – oder aber denn Kroganer, der hauptsächlich nur noch aus Knochen bestand und hier scheinbar die Wache hielt, oder ein anderes trauriges Schicksal erfüllt hatte. Jedenfalls lag er an einem kleinen Kontrollpult, Schmutz und, es schien Blut zu sein, welches schon vor langer Zeit vertrocknet war und deshalb wohl kaum je wieder weggewischt werden konnte, falls es denn je jemand vorgehabt habt hätte.
    „Vielleicht der Chef der Vorcha bevor sie ihn zerfleischt haben?“, gab Arseni knapp ab um den Toten zu erklären. „Oder ein Ausgestoßener vom Blood Pack. Ach…“ Sooth schien das einerlei zu sein, das Kontrollpult war deutlich verführerischer. Wie schon zuvor im Wächterhäuschen bediente er es, auf Arseni wirkte es mehr als würde er damit spielen, und urplötzlich kam eine Gondel aus einem Loch hervor geschlendert, rostig, verfallen und bei weitem nicht sicher. „Unser‘ Ticket zu Mine 81, hm? Nicht gerade das was man sich für einen Angriff auf Mine 81 vorstellt. Ich hätte mir für unseren Rammbock etwas mehr Feuerkraft erhofft – oder zumindest etwas das uns wirklich beschützen könnte.“
    „Mecker‘ nicht Arseni, es ist das einzige, das uns in die Hochburg dort führen kann und damit zur Prinzessin.“
    „Oh, Yvonne als Helena von Troja. Oder Rapunzel.“
    „Ähm, was auch immer.“

    Doch wie schon das Schleusentor zuvor hatte auch diesmal der ruppige Laut der Gondel die Vorcha daran erinnert, dass hier unten in den Minen Beute darauf wartete gefressen zu werden. Eine Delikatesse im Vergleich zu den üblichen wenig üppigen Schmeißen, die meist aus Unkraut bestand, das hier unten hier und da wuchs, den Armen der Mechs oder dem ein oder anderen Wesen, das sich nun mal hier her verirrte oder aber erst aus Omega selbst entwendet werden musste. Beide stiegen in die Gondel ein und tuckerten los, die Gondel war langsam und das Seil selbst brüchige, aber einen anderen Weg sahen die beiden nicht zum Hintereingang von Mine 81, wo Yvonne sie weder erwartet noch sonderlich erwünscht sein würde, sie zu sehen. Aber das scherte beide nicht sonderlich. Unten durch das Schleusentor kamen indes die Vorcha hervor gestürmt und sahen ihrer Beute nach wie sie sich gemächlich entfernte. Es war keine Gruppe Vorcha, es schien mehr eine Armee zu sein. Einige wollten die stählernen Seile durchknabbern als sie Wände hinaufklettern und auf die Seile sprangen, eine Gruppe kam irgendwie drauf, dass das Pult für die Gondel zuständig war und versuchten durch wildes Knöpfchen drücken die Beiden zurückzuholen, was aber zum Glück nicht zu funktionieren schien weshalb sie anfingen wild darauf einzuschlagen. Der Großteil der Vorcha, was weitaus beunruhigender war, machte sich aber daran auf die Klippen hinunterzurutschen oder, dies schien auf die Klügeren zuzutreffen, hinunterzuklettern, ab in die Dunkelheit. Nicht wissend, was sich dort unten befand, hoffte Arseni dass es genügend war um die Vorcha einen Genickbruch zu beschweren, aber die Befürchtung lag näher, dass die Vorcha in ihrer hageren Gestalt und den spitzen Klauen sich bald aufmachen würden selbst den Berg namens „Mine 81“ zu erklimmen. „Na, das kann ja was werden“, schnaubte Arseni und wandte sich dem noch viel bedrohlicheren Anblick zu – nein, nicht Sooth. Sondern der Mine 81, wo gerade die automatischen Cannons aus der Erde sich erhoben um Sooth und Arseni Willkommen zu heißen.

  2. #12
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Mine 81

    Wölkchen aus Felsensplitter und Staub verkündeten das Einschlagen der Projektile in Calix‘ Deckung. Ein Kugelsturm prasselte auf seinem Felsen ein und nahm ihn langsam aber sicher auseinander – ein Wettlauf gegen die Zeit. Einige Projektile trafen Calix‘ Rüstung, doch noch zeigten die Panzerplatten, dass sie das Geld wert gewesen waren und hielten den relativ wenigen Kugeln stand, die über den Felsen zischten oder als Querschläger in die Rüstung einschlugen. Doch Calix war nicht der einzige, der einstecken musste. Unter dem Trommelfeuer der Gatlings waren die Schilde des ersten Mechs schon zur Hälfte gesunken, bevor Calix überhaupt etwas Ernsthaftes einstecken musste.
    Tausende Projektile durchquerten das Niemandsland zwischen Calix und den Mechs. Mit donnernden Schritten kamen die Mechs näher und verringerten die Distanz zwischen Calix und ihnen.
    Nach wenigen Augenblicken fielen auch schon die Schilde des ersten schweren Mechs knisternd aus und machten ihn für die folgenden Projektile verwundbar.
    Vorsichtige Zuversicht bereitete sich in Calix aus. Ich kann es schaffen. Die Schilde sind schon weg. Ich kann es wirklich schaffen. Doch seine Zuversicht wurde ihm sofort genommen, als die beiden Mechs ihr Feuer synchron einstellten den linken Arm hoben und öffneten.

    Scheiße.

    Begleitet von einem Piepen schossen zwei Raketen auf Calix zu. Die Zeit dehnte sich. Sekunden wurden zu Stunden und Millisekunden zu Minuten. Mit weit aufgerissenen Augen sah er die Raketen auf sich zukommen. Sie kamen näher und näher und näher, bis...
    Plötzlich gingen beide in einer feurigen Rose auf und sandten eine Schockwelle durch den ganzen Tunnel, welche Steinsplitter zu Geschossen machten, die dann in den Panzerplatten der Mechs, sowie in denen von Calix stecken blieben. Weitere Teile der Decke stürzten ein, die Brocken prasselten in das Niemandsland zwischen den drei Kontrahenten. Erst nach einer langen Ewigkeit, die Calix damit verbracht hatte, verwundert auf die nachleuchtende Stelle im Tunnel zu starren, begriff er, dass er die Raketen abgeschossen hatte. Danke Ax, dachte er.
    Durch das Ansehen der Raketen hatte er diese zum Primärziel gemacht, welches dann innerhalb von Sekundenbruchteilen von Ax anvisiert und zerstört wurde. Erleichterung machte sich in ihm breit, obwohl er wusste, dass dieses Kunststück ihm nicht ein zweites Mal glücken konnte.
    Wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit eine Rakete innerhalb von fünfzig Metern abzuschießen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit bei zweien? Und wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass einem das alles nochmal passiert? Calix schätzte sie gleich null.
    Nach einer kurzen von herabfallenden Felsbrocken durchbrochenen Stille brach der Kugelsturm erneut über Calix und über die Mechs ein.

    Bei jedem Schritt der schwer gepanzerten Maschinen erzitterte der Boden und weiterer Staub rieselte von der mittlerweile recht instabilen Decke herab.
    Es knackte als weitere Felsbrocken aus seinem Sicherheit spendenden, mittlerweile sehr porösen Felsen herausfielen. Bei jedem Einschlag in Calix‘ Panzerplatten klackte es metallisch, doch noch war kein Projektil durch die massive Legierung gedrungen. Blieb nur noch die Frage zu klären wie lange dies so bleiben würde.
    Der einst massive Fels gab unter dem Trommelfeuer der Mechs nach. Er fiel einfach wie ein Kartenhaus zusammen und ließ Calix ungeschützt auf den steinigen Tunnelboden zurück. Steinsplitter flogen umher.
    Er blieb einige kostbare Sekunden auf dem Boden liegen. Sekunden in denen nun fast sämtliche Projektile der beiden Mechs seine Rüstung durchbohrten. Er rappelte sich auf. Schwerfällig, langsam.
    Es reicht, ich muss jetzt wenigstens einen Mech ausschalten. Bisher hatte er sich zurückgehalten ebenfalls Raketen abzuschießen, aus Angst, dass der Tunnel vollends zusammenbrechen würde. Doch jetzt war nicht die Zeit für derlei Bedenken.

    Zwei Raketen schossen dicht hintereinander auf den beschädigteren der beiden Mechs zu. Ein doppelter Donnerschlag durchfuhr den Tunnel. Eine Feuerrose entstand an der Stelle, an der der Mech gestanden hatte. Blendend weißes Licht leuchtete für den Bruchteil einer Sekunde im ganzen Tunnel auf und verbrannte die Dunkelheit. Das Nachleuchten blieb länger. Eine Druckwelle raste durch den Tunnel, Teile von ihm stürzten ein und begruben den Mech unter sich. Steinsplitter und ganze Felsbrocken wurden umhergeschleudert. Mehrere kleine Splitter blieben in Calix‘ Panzerplatten hängen. Schmerzen fuhren durch seinen Körper. An einigen Stellen durchschlugen die Steinsplitter seinen massiven Panzer und blieben in seiner Haut hängen. Sofort wurde Medigel durch seine Rüstung zu den betroffenen Stellen geleitet und verschaffte Linderung.

    Stille war das einzige was blieb, unterbrochen von dem rieselnden Geräusch herabfallenden Steinstaubs. Selbst der zweite Mech schoss nicht. Er war von der Explosion und von Felsbrocken umgerissen worden und war gerade dabei sich aufzurichten. Links neben ihm lag ein großer Steinhaufen – ein Grabmal.
    Die Hälfte ist erledigt, scheiße noch eins. Wie soll ich das nur schaffen? Deckung ist praktisch keine mehr vorhanden. Einfach nur … scheiße.
    Zumindest war die Explosion stark genug gewesen die Schilde des zweiten Mechs auszuschalten, der sich nun vollends aufgerappelt hatte und sich vorbereitete das Feuer erneut aufzunehmen.

    Doch plötzlich explodierte der Steinhaufen. Der Mech hatte sich wohl entschieden nicht einfach so kaputt zu gehen, sondern er musste unbedingt explodieren.
    Großartig.
    Erneut flogen Steinbrocken durch den Tunnel. Calix sah ein großes Exemplar genau auf sich zu fliegen. Zeitgleich mit der Warnung von Ax reagierte er, indem er sich auf seine rechte Seite warf, um dem bestimmt mehrere hundert Kilo schweren Brocken zu entgehen. Er prallte schmerzhaft auf dem Boden auf. Spitze Steinsplitter bohrten sich erneut durch seine beschädigten Panzerplatten und malträtierten ihn, doch er achtete nicht auf den Schmerz. Er bildete sich ein den Luftzug des Felsens spüren zu können, als das Geschoss wenige Zentimeter über ihn durch die Dunkelheit flog.
    Doch diesmal war er schlechter dran. Durch die Explosion war der Mech nicht erneut zu Boden geschleudert, sondern nur kurz ins Taumeln gebracht worden, was diesen erlaubte fast sofort wieder das Feuer zu eröffnen. Projektile prasselten auf dem am Boden liegenden Calix ein, welcher noch immer benommen durch den Schock des Aufpralls, dalag.
    Er schüttelte den Kopf, versuchend seiner Sinne Herr zu werden. Immer mehr Projektile durschlugen seine einst so guten Panzerplatten und blieben in seinem Körper stecken, doch er ignorierte den Schmerz.
    Als der Mech aufhörte zu feuern, wusste er was kommen würde.

    „Rakete 12 Uhr“, ertönte Ax‘ Stimme leicht knisternd in seinen Ohren. Der Mech hatte seinen linken Arm erhoben. Dieser fuhr auseinander und offenbarte einen dunklen Schlund, der direkt auf Calix zeigte.
    Begleitet von einem stetig schneller werdenden Piepen hob der Mech den Arm höher. Das Rohr leuchtete hell auf und eine Rakete schob sich wie in Zeitlupe auf ihn zu. Er konnte nichts machen, er war zu langsam.
    So schnell er konnte und doch unendlich langsam startete er den Versuch sich wegzurollen, oder sich abzuwenden, um wenigstens sein Gesicht zu schützen, doch er wusste selber, dass er scheitern würde.
    Die Rakete kam näher, näher, näher und…

    Die Welt färbte sich erst weiß, dann Blutrot, etwas zerrte an ihm. Er wurde wenige Meter nach rechts geschleudert, als die Rakete in seine linke Seite traf. Ein grelles Piepen löschte jedes Geräusch, bis auf seinen lächerlich lauten Atem aus.
    Atmen.
    Er lebte noch. Er hatte einen direkten Raketeneinschlag überstanden. Er hatte überlebt.
    Es war ihm egal, dass jede Faser seines Körpers schmerzte und alles in ihm danach schrie zu schlafen, zu ruhen. Er hatte nicht so viel durchgemacht, um in einem beschissenen Tunnel irgendwo auf Omega zu krepieren. Das war seiner einfach nicht würdig.
    Der aufkeimende Trotz bildete ein Bollwerk in Calix‘ Geist weiter zu kämpfen, zu überleben.
    Er stemmte seine beiden Arme auf dem Boden und richtete sich auf. Seine ganze linke Seite stand in Flammen, doch er ignorierte sie. Er richtete sich vollends auf. Erneut prasselten Geschosse auf ihn ein, doch er ignorierte sie einfach. Sein ganzes Wesen bestand mittlerweile aus Schmerz und Trotz. Es war ihm egal, solange er diesen dämlichen Mech ausschaltete.

    Der Mech war mittlerweile auf zehn Meter rangekommen. Ohne überhaupt nachzudenken stürmte Calix auf den Mech zu und überbrückte die Entfernung in wenigen Sekunden. Wenige Meter vor ihm stieß er sich vom Boden ab und klammerte sich mit seinen Händen an den Schultern des stählernen Ungetüms fest. Der Aufprall des massiven Elcor Körpers war zu viel. Der Mech kippte hinten über, dass Calix auf ihm liegen blieb.
    Calix holte aus, ballte seine rechte Hand zur Faust, und rammte die ausfahrende Klinge in den Kopf des Mechs. Ein-, zweimal. Bis der Kopf explodierte, und der Mech erschlaffte.
    Calix atmete aus. Er hatte es geschafft. Er hatte…

    „Warnung. Sofort evakuieren. Mehrere kritische Überlastungen im Mech, er wird explodieren.“ Kannst du mich nicht einfach mal in Ruhe lassen?, dachte Calix, nachdem Ax die so willkommene Stille durchbrochen hatte. Doch Ax hatte Recht – wie immer.
    Der Mech knisterte, er hatte angefangen zu piepen. Immer schneller.
    Piep.
    Calix stolperte rückwärts von dem Mech runter.
    Piep.
    Er war zu langsam. So schnell er konnte humpelte er rückwärts von dem Mech weg, um Abstand zu gewinnen.
    Piep.
    Rote Fäden begannen die Oberfläche des Mechs zu umspannen.
    Piep.
    Sie verdichten sich.
    Piep.
    Immer noch zu nah.
    Piep.
    Zu nah…

    Die Welt wurde in grell weißes, dann orangenes, dann rotes Licht getaucht. Eine Druckwelle, ungleich stärker als alle anderen, donnerte durch den Tunnel, warf Calix um, presste ihn auf dem Boden. Erneut bohrten sich Felssplitter durch seine Rüstung, doch er nahm die Schmerzen gar nicht mehr bewusst war. Er sah nach oben, zur Decke.

    Scheiße.

    Die Decke näherte sich ihm. Er wurde umhergeschleudert, etwas traf ihn am Kopf. Die in Mitleidenschaft gezogene Rüstung konnte den Aufprall nicht mehr kompensieren. Dunkelheit fing Calix ein, umschloss seinen Geist.

    Er fiel in die Leere…

  3. #13
    Rookie Avatar von Sooth Kyrik'in
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    Auf diesem Trip wurde den beiden nichts, aber auch rein gar nichts geschenkt. Grade der Armee voll Vorcha entwischt und endlich in der Gondel die sie ihrem Ziel unheimlich nahe bringen würde sitzend, dachten wohl beide an eine Pause zum sammeln. Aber dies sollte nicht so bleiben. Denn schließlich befand sich das Duo in den Terminus Systemen, hier gab es keine Urlaubsfahrten.
    Die Kanonen fuhren aus den Vorsprüngen die sich vor dem Haupteingang der Miene 81 vollstreckten. Es dauerte nicht lange bis auch Sooth verstand dass diese nicht den Vorcha hinter ihnen dienten, weder noch den Angreifern. Diese mächtigen Waffen hatten es alleine auf die Gondel die auf sie hinzu tuckerte abgesehen.
    "Ich denke wir sollten hier raus!" kam es mit strengem Ton von Sooth. "Wovon redest du? Hast du nicht die Vorcha gesehen? Die fressen dich lebendig. Das wird kein einfacher Tod. Glaub mir ich geh nicht zurück, ich werde nicht lebendig in einem Drecksloch wie dem von ein paar hirnlosen gegessen. Du solltest mich besser kennen, Soothy." dabei gab Arseni dem Turianer einen leichten Schupser und lächelte.
    Doch dieser verstand dabei keinen Spaß, verstand Arseni den Ernst der Lage nicht. Er packte den Mensch am Arm und drückte fest zu. "Jetzt hör mal zu! Siehst du das da vorne?! Das ist kein Spielzeug oder eine Blende. Nein da spielt keiner mit Knöpfchen und will sich eben mal einen Spaß erlauben und uns erschrecken. Das sind Kanonen die uns mit einem Schuss vergessen machen. Da bleibt nichts mehr von uns über. Auch nicht dein Trenchcoat. Da kann man uns als eine von deinen Stümmel rauchen. Also entweder springst du jetzt mit mir auf den Vorsprung da unten oder du lässt es bleiben. Deine Entscheidung. Auf drei spring ich. Mit oder ohne dich!"
    Zuerst verzog Arseni das Gesicht und wehrte sich wie ein trotziges Kind das versuchte sich aus dem Griff seiner Mutter zu rangeln. Dann jedoch horchte er wie eben so eins. Ein kurzer Blick zur Seite und es wurde ihm klar. "Zwei!" vernahm er von der Seite. "Oh Scheiße!". Arseni drehte sich um. "Drei!". Der Turianer sprang und Arseni folgte kurz darauf.

    Es war ein relativ kurzer Fall. Die beiden landeten auf einem Felsvorsprung. Der Moment in dem sich Sooth aufraffte und nach oben schaute machte es einen riesen Knall und die ganze Miene erleuchtete in einem hellen orange. Danach bildete sich eine Feuerwolke und alles verschwand wieder in der Dunkelheit.
    "Immer noch so lustig drauf ja?" richte sich Sooth an Arseni der sich gerade hustend den Staub von der Kleidung klopfte, sich jedoch nicht äußerte. Sooth ging davon aus dass er eventuell jetzt den Ernst der Lage verstanden hatte.

    'Wir müssen hier irgendwie den Rest hochklettern.'

    Aus der Ferne und tief unter ihnen in der Dunkelheit konnte man mittlerweile das Raune der Vorcha hören. Es blieb ihnen als nicht ewig Zeit.

  4. #14
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Es hätte so einfach und lustig sein können, von hinten mit der Gondel in die Mine eindringen und Yvonnes Daten sich unbemerkt schnappen. Aber Calix – oder die zweite Partei, die C-Sec Einheit, von der Arseni mittlerweile sicher ging, dass sie in das Blue Suns Lager eingedrungen sind, sofern man den Schüssen aus der Ferne Glauben schenken konnte – hatten natürlich den Alarm ausgelöst, und damit, ja damit, vergewisserte sich Arseni, wurden die Cannons aktiviert. Cleverer Schachzug der Suns; sein Glück war es, dass Sooth aufmerksam genug war das Geschütz zu erkennen – und ihn vor allem zu warnen. „Danke“, hauchte er, als er noch am Boden lag, sein Gesicht im Dreck, sich krümmend vor Schmerzen. Der Aufprall war hart, mehrere Meter nach unten flogen sie und Arseni bekam auch etwas von der Explosion ab. Ein taubes Geräusch im linken Ohr, er versuchte durch Kieferzuckungen wieder ein Gefühl dafür zu erlangen, vorerst jedoch nahm er nur ein unscheinbares, aber dauerhaftes Zirpen wahr.

    Durch Sooths Voraussicht kam er noch mal davon. „Das war unsere einzige Chance“, gab Arseni trocken und etwas enttäuscht von sich. „Ich sehe jedenfalls keine Hintertür, die man einfach… Moment…“ Sie kam ihm recht spontan, mehr ein irrer, vager Gedankengang der sich kurz vorbei schwebte, sich nun aber manifestierte. Eine wahnsinnige Idee, zumindest für ihn. Aber es war eine Chance. „Wir könnten, hm… probieren das Geschütz zu hacken und uns dann ein Loch in die Mauer schießen. Nur, dann kämen die Vorcha auch rein, und…“ Aber vielleicht war das sogar ein Vorteil für ihn. Sooth könnte sich später um sie kümmern und er schafft es die Daten zu entwenden, hoffentlich gerade so schnell, dass Sooth nichts davon mitbekäme. Dann würde alles gut ausgehen. Zu weit in der Zukunft. Mit starrem Blick auf das Cannon hörte er Sooths Vorschlag zu. Der Turianer würde dafür sorgen, dass das Geschütz Arseni nicht erfassen würde, weiß der Geier wie dies anstellen wollte. Tech-Spielereien um den Fokus auf die fernen Vorcha zu richten oder einfach nur blöd herumhüpfen, jedem Geschoss ausweichend. Arsenis Teil bestand nun darin über die Flanke versteckt zum Geschütz zu gelangen, zumindest so weit, dass er vielleicht durch eine Überladung des Systems kurzfristig Zugang zur virtuellen Konsole erlangen könnte. Dabei war sie sich beide nicht sicher ob dies überhaupt bei einem solchen Geschütz ging, alte Technologie, und hier sprach von Steinzeit. Im Endeffekt war es nur ein weiterer Grund den Protheanern zu danken, irgendwie basierte alles auf ihnen – dementsprechend funktionierte alles irgendwie gleich. Und eine bessere Möglichkeit fiel keinem der beiden ein, nicht in dieser kurzen Zeit. Die Vorcha kamen näher und diesmal in seiner solchen Überzahl, dass sie schon einen Mech bräuchten – oder Calix – um sich dagegen standhaft zur Wehr zu setzen.

    Auf Sooths Kommando hin sprintete er aus seiner Deckung los. Die Distanz war beträchlich rund zwanzig Meter, aber er lief zur Seite, direkt hinter den nächstbesten Felsen. Das Plateau war zwar ansteigend, aber nicht wirklich steil, der einzige Vorteil war das immer wieder Felsen oder Löcher vorzufinden waren, die ihm gerade so viel Deckung boten, dass das Geschütz ihn nicht erfassen konnte. Er hörte zwei-mal wie es feuerte, aber er wagte es nicht zurückzublicken, noch weniger hatte er den Nerv dazu das Geschütz zu erblicken. Er befürchtete, er würde dann nur erstarren, sich verstecken… hoffen das alles rasch vorbei sein würde. Vielleicht würde er sich auch direkt vom Geschütz zerfetzen lassen, nur damit ihn die Vorcha nicht fassten. In duckender und manchmal liegender Position bewegte er sich vorwärts, immer noch an der Flanke sich heranhangelnd und damit versuchend dem Zielradius möglichst gut zu entgehen. Es dauerte nicht lange, da war er am Rande des Plateaus angekommen, von hier an ging es nur noch steil bergab. Also hieß es nun nach vorne zu rennen, an der Seite entlang. Die Außenkonturen der Mine waren zu erkennen, er war nah genug dran, er musste sich nur beeilen. Einmal aus dem Raum der Zielerfassung würde er genug Zeit haben, das wusste er… ein paar Felsen könnten ihm noch Deckung geben, aber die waren zu klein als das sie wirklich effektiv waren. Sich ein Herz nehmend, hechtete er aus seiner Deckung, rannte wie ein Wilder einen zehn Meter Sprint, blickte nur auf den Boden, bedacht nicht zu stürzen, was sicherlich jetzt seine kleinste Sorge war, da hörte er das Piepsen des Geschützes. Ein roter Schimmer stach ihm ins Auge, die Zielerfassung. Als wäre es das einzige Geräusch im Weltall dröhnte das Nachladen des Geschützes in seinem rechten Ohr. „Verflucht!“ spie er aus als es feuerte, im selben Satz sprang er so weit wie es ging, die Explosion riss ihn weg – aber er überlebte. Gerade noch rechtzeitig hatte er es in eine Mulde geschafft. Knapp genug. Wäre er ein, zwei Schritte weiter gesprungen, er wäre in den Tod gestürzt, der Hang nach unten. Zu knapp. Die Unebenheit des Plateaus rettete ihn, abermals. Noch bin ich in Takt, vergewisserte er sich, auch wenn sein Schädel pochte und nun mehr Blut an ihm zu kleben schien. Das Geschütz hatte ihn doch erwischt, auch wenn es nur eine leichte Fleischwunde war, die aber höllisch brennte. Keine Zeit verlieren, keine Zeit verlieren… also, wie ging das nochmal?. Er aktivierte sein Omni-Tool, suchte den richtigen Befehl, gefunden. Overload. Die Überladung des Systems, er hoffte es würde funktionieren, könnte ihm die wichtigen Sekunden verschaffen. Das Drehen des Geschütz war zu vernehmen und sein Dank galt abermals Sooth, der es wohl wieder abzulenken schien. Aus der Deckung heraus spähte er und richtete sein Omni-Tool auf das Geschütz, das sich gerade wieder zum Feuern bereit machte. Als wäre die Leitungen durchgebrannt, hielt es aber in der Drehung an. Kurzschluss, für ein paar Sekunden. Aber kein Zugriff möglich. Das Geschütz wurde vom Omni-Tool noch nicht mal registriert… das bekam man also davon wenn man für den Bund arbeitete, miese Hardware und unbrauchbare Software. Noch einmal den Befehl zum Überladen ausführend, machte er sich abermals auf, diesmal direkt zum Geschütz. Keine Regung, so weit, das war gut. Und außerdem war er so clever und befand sich nun mittlerweile hinter dem Geschütz. Hoffend, dass das Ding keine „Augen“ hinten hatte, klammerte er sich daran, inspizierte es. Rasch fand er die Steuerung und schoss mit der Predator den Verschluss weg. Viele Knöpfe, noch mehr Konfigurationen und Drähte. Alles egal, er wechselte von automatisch auf manuell. Das musste reichen. Mit einem Handwinken zeigte er Sooth an, dass das Geschütz keine Gefahr mehr darstellte und er drehte es auf die Mauer. Bereit ihnen durch die Mauer ein Loch zu sprengen, einen Eingang in das Lagerhaus der Blue Suns, die heiß umkämpfte Festung dieser Nacht.
    Geändert von Arseni Vigo (05.05.2012 um 02:54 Uhr)

  5. #15
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Mine 81

    Calix Geist jagte durch bodenlose, unendlich weite Dunkelheit. Längst vergessen geglaubte Erinnerungen stürmten auf ihn ein, Erinnerungen vor seiner Zeit als Sklave. Er sah sich selbst als Kind zusammen mit anderen Kindern glücklich umhertollend. Als einziger Elcor der Gruppe bestehend aus Turianern und Asari war er der bei weitem größte. Die anderen Kinder kletterten auf ihn rauf und ritten auf ihn durch die weiten Gänge der Raumstation, welche sein Zuhause war. Erwachsene wandten schmunzelnd den Kopf ab, als sie an der spielenden Gruppe vorbeigingen, doch es war den Kindern egal, denn sie waren die Könige der Station.
    Die Szene löste sich auf, erneut fiel Calix durch Dunkelheit, bis er eine etwas ältere Ausgabe seiner selbst sah. Er trug ein Gestell auf den Rücken geschnallt, welches eigens für ihn angefertigt wurde, um im Lager der Raumstation Kisten zu transportieren. Calix spürte seine damalige Entschlossenheit sich endlich mal nützlich zu machen. Dies war für ihn nur in den riesigen Lagerhallen der Station möglich, denn Körperkraft war abgesehen von seiner Intelligenz seine wirkliche Stärke. Nur wurde ein schlauer Kopf auf dieser Raumstation eher weniger gebraucht. Er war immer noch nicht voll ausgewachsen, doch seine Mutter musste sich bereits auf die Zehenspitzen stellen, um ihn einen Abschiedskuss zu geben.
    Seine Mutter.
    Sie war nicht wirklich seine Mutter, aber er nannte sie so und sie nannte ihn Sohn. Sie war eine Asari, die, wie sie ihm mal erzählt hatte, ein kleines Elcor-Baby in einem düsteren Winkel in einem der Hangars gefunden hatte. Sie nahm das Baby mit und als ihr niemand sagen konnte zu wem es gehörte, nahm sie es bei sich auf und zog es wie ihr eigenes groß. Sie sagte noch einmal Calix Namen, seinen richtigen Namen. Nicht den, den er sich selbst geben hatte, doch er verstand ihn nicht. Der Name war unwiderruflich aus seinem Gedächtnis gelöscht.
    Erneut verwirbelte das Geschehen und Calix raste weiter. Er hörte Schreie, Rufe, Heulen, Lachen, Kämpfe alles übertönt durch eine misstönend heulende Alarmsirene. Calix erinnerte sich sofort. Der Überfall auf die Raumstation, seine Gefangennahme, das Abschlachten von allen seinen Freunden, von seiner Mutter… Doch das Wissen über das Kommende machte es nicht leichter zu ertragen, es alles erneut wieder zu erleben. Er sah sich hilflos durch blutverschmierte Gänge über Leichen stolpern. Er versteckte sich hilflos vor den Piraten hinter Kisten und stolperte dann weiter. Er hatte nur ein Ziel: zurück zu seiner Mutter. Der junge Elcor stolperte durch Gänge und über weitere Leichen. Die Augen im emotionslosen Gesicht leuchteten vor Furcht über das Geschehen. Tränen der Hilflosigkeit traten aus seinen Augen, doch er stolperte weiter, bis er an der offenen Tür zu seinem zu Hause angekommen war.
    Er hörte die verzweifelten Schreie seiner Mutter, das widerliche animalische Stöhnen von Piraten. Der junge Calix sah durch die Tür, stolperte sofort zurück und brach emotionslos schreiend zusammen.
    Calix schrie gleichzeitig mit seinem jungen Ich auf. Bilder rasten an ihm vorbei. Seine Gefangennahme, seine unendlich lange Zeit als Sklave, sein Wunsch zu überleben, zu fliehen um irgendwann wieder zu kommen, um jeden Pirat eigenhändig zu töten. Seine eigene Flucht, das gute Gefühl als er einen Aufseher in zwei Hälften riss, seine Ankunft auf Omega, seine Ausbildung zum Killer, sein Stolz auf die Ax und seine Ausrüstung, seine Aufträge und sein Auftrag. Arseni, Sooth, Söldner, Mechs, Steine die auf ihn herabfielen und ihn begruben.


    Schreiend öffnete Calix die Augen. Sofort wurden seine psychischen Schmerzen mit physischen ergänzt. Alles schmerzte. Er war begraben von Felsbrocken, seine linke Seite, mit der er die Rakete abgefangen hatte, bestand nur aus purem, alles verschlingenden Feuer, tausende Nadeln schienen in seinen Körper zu stecken und ihn aufzuspießen. Doch: er lebte. Calix hörte auf zu Schreien und zwang sich gewaltsam ins hier und jetzt zurück. Er erkannte, dass er all die Jahre nur vor seiner Vergangenheit davongerannt war, wie ein kleines Kind. Er musst sich ihr endlich stellen und lose Enden eliminieren. Er musste endlich Rache nehmen, Rache für sich selbst und vor allem für seine Mutter.
    Dieser Gedanke der Rache war wie schon einmal in seinem Leben ein Talisman in seiner Brust, der ihn weitermachen ließ. Es gelang ihn die wild durcheinanderwirbelnden Bilder in eine dunkle Ecke seines Geistes zu sperren und sich vollends auf seine Situation konzentrieren.
    Erst jetzt bemerkte er, dass immer noch Daten, meistens Fehlermeldungen, durch sein Blickfeld huschten. Sein Hud hatte also keinen Schaden genommen, wie auch hoffentlich der Teil von Ax, der fest in seiner Rüstung integriert war.
    Fast schon vorsichtig fragte er: „Ax?“
    „Warte auf Anweisungen“, antwortete Ax sofort, Calix grinste innerlich, es war noch nicht alles verloren.
    „Systemdiagnose“ sagte Calix, besann sich dann aber eines Besseren. Er hatte keine Lust sich anzuhören, was alles kaputt war, seine Lage war eh schon schlimm genug.
    „Nein warte“, ergänzte er „Versuch einfach alles wieder ans Laufen zu kriegen.“
    „Bestätigt.“
    Ax machte sich sofort ans Werk. Surrend und zischend erwachten Servomotoren wieder zum Leben, seine Gatlings drehten sich probehalber ein paar Mal und Medigel wurde durch den noch intakten Teil des Anzugs zu dutzenden Wunden geleitet. Seine Schmerzen wurden dadurch auf ein halbwegs erträgliches Maß reduziert, doch noch immer brannte seine linke Seite beinahe unerträglich, noch immer steckten Fels- und Geschoßsplitter in seinem Körper und er war noch immer von Steinen begraben.

    Calix holte tief Luft und spannte jeden Muskel in seinem malträtierten Körper an und stemmte sich gegen die Masse an Steine, die gegen seinen Körper drückte. Sofort verzehnfachten sich seine Schmerzen. Aufstöhnend sank er wieder in sich zusammen. Reiß dich verdammt nochmal zusammen! Du bist schon aus verdammt nochmal schlimmeren Situationen rausgekommen – ihm vielen zwar gerade keine ein, doch das kümmerte ihn nicht – Und jetzt hoch mit dir!
    Erneut sog Calix seine Lungen voll, spannte jeden Muskel an und startete erneut den Versuch sich aufzurichten. Felsbrocken rollten von seinen Rücken und prasselten auf den Boden, doch nach ein paar dutzend Zentimeter war Schluss. Etwas verkeilte sich über ihn und er kam mit einem Ruck zum Stehen. Er keuchte auf vor Schmerzen, doch er brach nicht wieder zusammen. Er zog seine Arme unter seinen Körper und stemmte sie auf den Boden. Er atmete noch einmal tief durch, dann spannte er explosionsartig seine Muskeln an und katapultierte seinen massigen Körper mit aller Kraft, die er auf bieten konnte, nach oben.
    Schreiend brach er aus seinem Gefängnis aus. Felsen rollten klickernd von ihm weg in die Dunkelheit. Sein Blickfeld färbte sich wieder grünlich. Das Nachtsichtgerät funktionierte also auch noch – gut. Er sah sich um. Er steckte bis zu den Schultern zwischen Felsbrocken, die jetzt den neuen Boden bildeten. Die Decke war über eine weit größere Distanz als die Schockwelle reichte in einer Kettenreaktion eingestürzt.
    Nach einer kurzen Pause kletterte Calix unter Schmerzen und Gestöhne aus seiner Mulde heraus. Er benötigte mehrere Versuche, denn immer wieder brachen Felsen unter seinem Gewicht zusammen und rutschten ab. Doch schließlich stand er mit wackeligen Armen und Beinen auf der eingestürzten Decke. Er sah an sich hinunter. In seinem rechten Arm steckte ein dreißig Zentimeter langer Felssplitter. Blut sickerte aus der Wunde und tropfte auf den Boden. Er sah weg, drehte seinen Kopf, sah über die Schultern nach hinten. Auch in seiner rechten Seite steckten mehrere lange Felsnadeln, doch er konnte da nicht hingreifen, jemand anderes müsste sie entfernen.
    Die linke Seite. Er drehte seinen Kopf und sah sofort wieder weg. Sofort ärgerte er sich über seine Reaktion und drehte seinen Kopf erneut. Die Rüstung war großflächig angeschwärzt und verbrannt. Die Rakete hatte einen großen Teil der Panzerplatten zerstört und verformt, an einigen Stellen war verbrannte Haut zu sehen. Scheiße. Doch es half nichts, er musste weiter, doch erst wandte er sich wieder seinem rechten Arm zu, packte den Splitter und zog in mit einem Aufschrei aus dem Arm. Blut spritzte aus der Wunde, doch sofort wurde Medigel von dem Medigelspeicher der Rüstung in den Arm und zur Wunde geleitet. Der Schmerz ließ nach und Calix schloss für einen Moment erleichtert die Augen. Dann humpelte er los.
    Seine Schmerzen in seiner linken Seite und im restlichen Körper schienen mit jedem Schritt zuzunehmen. Er biss die Zähne zusammen und humpelte weiter. Schritt für Schritt über den unebenen Boden immer näher zur Basis der Blue Suns.

    Er war nur wenige Meter weit gekommen, als ein Felsen unter dem Gewicht seiner Arme nachgab. Mit einem lauten krachen brach Calix zusammen, Felsen fingen an zu rutschen, verschwanden klickernd in dem Haufen Geröll, über das Calix sich fortbewegen musste. Er stöhnte auf, als sich seine verbrannte Haut spannte, als sich die Felssplitter in seinem Körper tiefer ins Fleisch bohrten. Ich schaff es nicht. Mutlosigkeit ergriff ihn. Er gab auf, hatte keine Lust mehr weiter zu machen. Er wollte sich nur noch ausruhen, wollte nur noch schlafen, ruhen. Er wollte endlich Frieden haben. Scheiße nein! Reiß dich verdammt nochmal zusammen! Steh auf, kämpfe weiter! Lebe weiter! Du hast es dir nicht verdient hier zu sterben! Du hast verdammt nochmal Arbeit zu erledigen! Töte diejenigen, die dir das hier angetan haben, dann kannst du ruhen!
    Er richtete sich emotionslos schreiend auf und humpelte weiter auf die Basis der Suns zu, denn sie waren es, die jetzt für seine Schmerzen bezahlen mussten. Sie und jeder der sonst noch in dem Bau dieser Missgeburten war.
    Sein Gang wurde regelmäßiger und energischer. Er nutzte seine Schmerzen um seine Wut anzutreiben, die wiederum seine Schmerzen bedeutungslos machte. Weiter. Schritt für Schritt.

    Nach wenigen Augenblicken war er schon beim Haupttor der Basis angekommen. Was einst mal eine beträchtliche Tresortür war, war nun ein riesiges verkohltes und verschmolzenes Ungetüm. Geschütztürme, die einst das Tor flankierten, waren als verkohlte Masse nur noch zu erahnen. Calix lächelte innerlich bei dem Anblick derartiger Zerstörung. Die anderen Söldner hatten ganze Arbeit geleistet, auch wenn dabei mindestens die Hälfte von ihnen durch die schweren Mechs und durch Calix ausgelöscht wurde.
    Hier und da lagen gleichermaßen Leichen der Suns und der anderen Söldner verstreut auf dem Boden rum, doch sonst war niemand mehr da. Ganz leise war das Trommeln von Gewehrfeuer und das Schreien von Verletzten zu hören. Der Kampf befand sich also tief in den Gängen der Basis.
    Er durchquerte nun endgültig den Bereich vor dem Tor, passierte es und befand sich in einer gut beleuchteten Halle voller Transportfahrzeuge wieder. Überall standen Kisten umher, Lastkräne hingen von der Decke, alles gesäumt von Rußflecken, weiteren Leichen und unzähligen Wracks von Mechs – nicht den großen sondern von den kleinen, die die Suns offenbar zu Hauf hatten.
    Calix schaltete sein überflüssig gewordenes Nachtsichtgerät aus und bewegte sich tiefer in die Eingangshalle hinein, auf das Ende zu, von dem mehrere Gänge in unterschiedliche Richtungen abgingen.
    Etwas blitzte in seinem rechten Blickfeld auf, sofort wandte er sich nach rechts, kniff die Augen zusammen. Die Gatlings schossen auf… Nichts. Da war niemand, das Licht hatte sich nur in der spiegelnden Scheibe eines Transporters gebrochen. Er stellte das Feuer ein, trat neugierig geworden auf den Transporter zu und betrachtete sein Spiegelbild.
    Seine kompletten Arme, sein Kopf und große Teile seiner sonstigen Rüstung waren blutüberströmt. Sein eigenes Blut, welches aus den zahlreichen Wunden durch zerstörte Stellen der Panzerplatten hindurch sickerte und viel mehr das verschiedenfarbige Blut der Söldner, die er im Nahkampf einen nach dem anderen abgeschlachtet hatte. Mit einem leisen Platschen klatschte unaufhörlich Tropfen um Tropfen davon auf den Boden.
    Seine rechte Seite und sein Rücken waren übersäht von Steinnadeln, die in den Panzerplatten steckten, einige bis auf die Haut durchgedrungen. An diesen Stellen verfärbten sich die Splitter rötlich. Ohne den Grünstich durch das Nachtsichtgerät sah seine linke Seite nur noch schlimmer aus. Verbrannte und gewellte Panzerplatten. Schwarz verbrannte Haut, die stellenweise durch rosiges, blankes Fleisch abgelöst wurde.
    Er klappte seinen Helm zurück, welcher nicht mehr ganz so lautlos zischend und leicht knarzend in seinen Panzer zurück fuhr. Calix sah sich in das emotionslose Gesicht, welches eine der wenigen Stellen vom ganzen Körper war, die wunderbarerweise verschont geblieben war. Er betrachtete die so bekannten Züge, die zu keiner Regung fähig wie gemeißelt geradeaus blickten. Er sah sich in die Augen. Pure Mordlust blickte ihn an. Er kannte das Funkeln der Wut, des Hasses, das sich in Augen wiederspiegeln konnte, doch noch nie hatte er die pure Lust zu töten, zu morden erblickt.

    Er wandte sich ab, sein Helm fuhr knarzend zu seiner alten Position zurück und Calix stapfte weiter in den Minenkomplex der Blue Suns hinein. Ein Dämon, der einfach nur den Tod der anderen will.

  6. #16
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Schutt und Staub flog ihnen entgegen als Arseni das Geschütz abfeuerte. Ein brachialer Rückstoß und ohrenbetäubender Lärm. Er war froh in diesem Moment, dass das Geschütz ihn zuvor nicht zerfetzte, als er sah wie die Wände der Blue Suns ruckartig auseinander gerissen wurden. Feuer im Gang vor ihnen. Zum Glück war das Geschütz von der Bauart her veraltet und wurde schon viel zu lange nicht mehr verwendet, vielleicht sogar nie. Moderne Cannons hätten kaum manuelle Steuerung erlaubt, aber in den vergangenen Jahrhunderten funktionierte die Zielerfassung oftmals nicht so wie sie sollte, meistens brauchte man einen Schützen an Bord, der es dann doch selbst erledigte. Arseni war der Schütze diesmal. Und auch wenn er alles andere als zielen konnte, musste er dies in diesem Fall gar sowieso gar nicht tun. Das Loch in der Wand war riesig, das Projektil hatte sich selbst durch die hinteren Wände gefressen und legte einen freien Weg vor, der durch die Flammen zwar schwieriger wurde, vermutlich wurden die Gasleistungen getroffen, höchst wahrscheinlich sogar, aber damit musste man leben.

    „Na das hat jetzt schon mal gut geklappt“, nickte er Sooth zu und lächelte. Die Fleischwunde brannte ein wenig, aber nichts heftigeres, nichts dass man im Kampf nicht ignorieren hätte können. Wenn es darauf ankam. Er hatte zu wenig Medi-Gel bei sich als dass er jetzt großzügig damit umgehen hätte können wie noch auf der Invisible Hand als er die Vorräte eines Blue Suns-Sanitäters gestohlen hatte. Mit einem Nicken und Murren betraten die Beiden das Fort der Blue Suns. Es wirkte nicht wie viel, hier durch den Hintereingang. Die Flammen brannten im Gesicht als er den weggesprengten Teil passierte. Aus der Ferne war ein Alarm zu hören, aber der warnte immer noch von der C-Sec, oder wer auch immer in deren Befehl hier war. Nun da sie am Zielort angelangt waren, musst er ihn langsam los werden, das wusste er. Eine Finte, oder auch nur das er ihm Deckung geben würde. Alles würde reichen. Hauptsache er konnte die Dateien ohne das es Sooth bemerkte, kopieren. Andernfalls, nun, wäre es auch nicht schlimm. Was konnte der Bund schon von ihm erwarten? Verdammte Harakiri-Mission auf die sie ihn hier schickten, er als klassischer Sucher des Bunds hatte kaum viele Möglichkeiten, zumindest hatte er willensstarke Gefährten.

    Das Gerümpel, der Schutt, die abgebrochenen Balken und das Höllenmeer vor ihnen, Schüsse im Hintergrund und ein klirrender Klang der Sirene. Ausgerufene Befehle, irgendwie zu vernehmend, Schreie, das Getöse und Rattern heftiger Artillerie. „Zeit uns zu bewegen“, knurrte Arseni, stolperte durch den nächstbesten Gang. Sie fanden ein Schild, ungefähr die Richtung kennzeichnend. Der selbe Schuss war immer wieder hören, oder es war ein Echo. Die Vorcha hinten ihnen drängend. „Auf geht’s.“ Viele Optionen hatten sie nicht. Hinab in die Tiefen der ehemaligen Minen oder die Stufen hinauf. Sooth ging vorraus, Arseni deckte ihn. Kein Gegner, sie kamen rasch voran, quer durch ein Labyrinth aus Gängen. Durch die Fenster aus Glas sahen sie immer wieder Hallen, manche standen leer, in den meisten waren ein, zwei Blue Suns kurzzeitig zu erkennen, wie sie etwas vorbereiteten. Sprengsätze, Minen, Turrets, Abwehrmechanismen und Schlossverriegelungen. Alles wurde getan um die Aggressoren zu stoppen. Ein kurzer Gedanke wurde an Calix verschwendet und Arseni hoffte inständig der Elcor war immer noch am Leben. Aber irgendwie war er sich seltsam sicher, dass der Elcor es schon durch schaffen würde. Der ganze Plan war ein Wagnis, jeder von ihnen ein Vollidiot, dass sie ihn annahmen. „Nicht mehr viel weiter“, murmelte er. „Glaube ich.“ Eine Tür war vor ihnen und Arseni machte sich sofort daran sie zu hacken, dann wurde das Fauchen der Vorcha lauter.

  7. #17
    Rookie Avatar von Sooth Kyrik'in
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    Arseni hatte gute Arbeit geleistet und in wenigen Momenten befanden die Beiden sich auch schon vor der Tür in der sich die Daten und wohlmöglich sogar das Zielobjekt, DeLaureant, befanden.
    Obwohl er es sich nicht eingestehen mochte, so langsam fing der Turianer an Arseni zu mögen. 'Der hat doch mehr drauf als man erwartet für einen Menschen in Trenchcoat.. wenn er will.'
    In der Tat, ob er es zugeben würde war die andere Frage, wusste Sooth dass der Mensch beiden schon das ein oder andere Mal das Leben gerettet hatte. So tollpatschig er auch scheinen mag, er weiß was er tut, wenn er es tut.
    "Das ist sie, die Tür!" rief Sooth. Sofort begab sich sein Kumpane Arseni an die Tür um mit dem hacken zu beginnen. Jedoch war dies schwerer als gedacht. Die Vorcha hatten ihren Willen nach Frischfleisch noch nicht verloren und schienen dies auch für eine ganze Weile nicht zu tun. Aus irgendeinem Grund gelang es ihnen die Hindernisse zu erklimmen, war das Fauchen immer deutlicher zu vernehmen.
    "Du solltest jetzt nicht ewig brauchen, wenn wir beide hier ganz rauskommen wollen! Es ist jetzt keine Zeit für Scherze! Verstanden!?"
    Der Mensch drehte sich um und grinste leicht dümmlich. "Die hier ist schwerer als die anderen... Ich..Ich brauch etwas Zeit...“ stotterte er.
    "Ist mir scheiß egal was das Problem ist oder welche Tür das ist! Mach sie auf!“. Sofort drehte sich Arseni wieder um und begann mit seiner Arbeit. Er war konzentriert und begann sogar recht schnell das Problem herauszufinden. Allerdings war dies erst der Anfang, es zu lösen der Rest.
    "Du wirst es nicht gerne hören, aber es wird eine Weile dauern!" kam es zurück.
    "Verdammt!" Ein Schuss war zu vernehmen. "Nicht reden! Machen!", mehrere Schüsse folgten.
    Die Schüsse galten den ersten Vorcha die begannen den Komplex zu betreten. Noch war es kein Problem für Sooth. Momentan kamen sie vereinzelt und langsam hervorgekrochen, jedoch hieß das nicht dass es so bestehen sollte. Ganz im Gegenteil, es wurden mehr und mehr nach der Zeit.
    Arseni schien die Tür immer noch nicht öffnen zu können als ein Vorcha an Sooth vorbeirauschte als der gerade einen anderen vom Leibe knallte.
    "Arseni!", dieser drehte sich um und alles was er sah war ein weitaufgerissener Mund der immer näher kam, dann jedoch ruckartig auf den Boden sackte.
    Der Turianer hatte ihm in den Kopf geschossen, in letzter Minute. Jedoch kam er nicht ohne Verletzung davon. Es fehlte ein Stück seines schon verletzten Ohres, welches der Vorcha der zuvor auf ihn gesprungen war wohl abgerissen hatte. Noch vernahm er nichts, da das Adrenalin immer noch in im pumpte aber Sooth war sich sicher. Wiedersehen würde er das nicht!
    "Ich hoffe das lässt dich schneller arbeiten, nächstes Mal liegt dein Kopf neben deinem Körper! Und glaub mir... das ist nicht schön!"
    Bei dem Anblick des Turianers erinnerte sich Arseni an eine Geschichte die unter den Menschen umher ging, in der es um einen Boxer des 20. Jahundert ging. Mike Tyson war der besagte Boxer damals ein Stück Ohr seines Kontrahenten abbiss in dessen Kampf.
    "Alles klar Evander Holyfield!"
    Verstürzt blickte der Turianer zurück. "Evander wer? Wovon redest du!? Öffne die verdammte Tür!"
    Einige Momente vergingen und es wurden immer mehr. Zu viele Vorcha begannen die Mine zu betreten.
    Sooth gestand sich ein, entweder er sterbe hier oder er musste eine Lösung finden, denn die Tür schien sich nicht zu öffnen. Plötzlich tat es einen riesen Knall und aus dem Nichts kam ein toter Blue Sun durch eine der Wände geflogen. Das Problem, es war in dem Bereich zwischen den beiden und durch diese Ereignis fanden sich die Partner durch eine Flammenwand getrennt wieder. Die gute Nachricht für Sooth, die Öffnung befand sich auf seiner Seite, die schlechte, er konnte Arseni nicht hören der ihm versuchte mitzuteilen dass er jene Tür gehackt hatte.
    Sie waren von nun an also getrennt, nicht das erste Mal dachte sich Sooth, aber es war eine ungünstige Situation, befand sich das Ziel genau vor ihnen.
    Arseni war auf dem richtigen Weg, aber auch Sooth hatte einen Auftrag zu erledigen. Jedoch befand er sich auf dem falschen Wege.
    Vergeblich versuchte er Funkkontakt mit Arseni aufzubauen. Nichts als ein leeres Rauschen war zu vernehmen. Ein weiteres Mal wurde die Situation nicht vereinfacht.

  8. #18
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Der Einfall der Vorcha führte bei Arseni zu einem riskanten Plan, seine einzige Chance Sooth wohl endlich loszuwerden. Nicht gerade das was er wollte, aber was sein musste. Keine Lust auf eine Kugel im Kopf, falls der Turianer den Datenklau bemerkte. Und noch weniger Mut dazu dem C-Sec Agenten selbst den Gewehrkolben an die Schläfe zu halten. Das Hacken der Tür war einfach, nichts Schwieriges. Die Blue Suns hatten hier keine Festung errichtet, es war nur ein Unterschlupf, der gerade gestürmt wurde mit heftigerem Equipment als eigentlich notwendig war. Nun, was auch immer. Sie waren hier vor der Tür und er musste sich Ausreden einfallen lassen. „Geht nicht so gut“ und „Gleich, gleich“ hauchte er, und die Vorcha schafften es ihm Zeit zu stibitzen. Als einer ganz nahe war, knallte ihn Sooth ab. Und das Danke war ein Biss ins Ohr – und ein Stich in den Rücken von Arseni. Kurz Smalltalk gemacht, Tyson und so. Hauptsache Zeit schinden. Lauter Krach, gefolgt von Feuer, ein toter Blue Sun flog durch die Wand und das war der Moment. Eine Feuerschneise blockierte den Weg für den Turianer und Vorcha drängten zu ihm. „Ich muss los“, schrie Arseni, dann nuschelte er noch etwas, gerade so als würde Sooth durch die Flammen nichts mehr hören. Es war ein Lebewohl. Die Tür öffnete sich als er die letzte Backdoor im Omni-Tool durchtrat und dadurch Zugriff auf das Sicherheitssystem bekam, mit seinem Trenchcoat wehend und von Flammen umringt verschwand er hinter der Tür. Für Sooth mochte es wie ein Vordringen wirken, dem er gleich folgen könnte. Doch auf der anderen Seite loggte sich Arseni bereits wieder ein ins Sicherheitssystem, verriegelte die Tür, platzierte einen Virus des Bundes, Sicherheitsblockade und riss – um ganz korrekt vorzugehen – die Türsperre raus. Lieber wäre er gestorben als vom Turianer wegen Verrats gefoltert zu werden. Kein Zurück mehr, die Zigarette bereits im Mund, rannte er die Treppen hinauf, sie führte in einen Kontrollraum.

    Bepflastert mit ein paar Monitoren, Terminals und Schaltern war der Raum ansonsten viel verlassen. Ein Fenster bot Sicht auf die untere Halle, wo gerade Blue Suns sich in einem Stellungskrieg befanden. Der Hauptschauplatz, der letzte Stand. Die Söldner fingen gerade erst durch die Schotten durchzudringen und mussten verzweifelt Deckung suchen, das Sperrfeuer war überwältigend. MG-Nester, Raketenwerfer. Selbst mit einem Mech kamen die Söldner nicht wirklich voran und mussten sich neue Taktiken überlegen. Von Calix war nichts zu sehen, allerdings flimmerten mehrere Monitore, weggeschossen. Es konnte gut sein dass der Elcor sich dort befand. Sofern er noch am Leben. Arseni hoffte es inständig, sein einzige Fluchtmöglichkeit. Scheiß Bund. Auf einem der Monitore waren Server zu erkennen und der Logik nach zu urteilen, musste sich der Raum hinter ihm befinden. Einmal kurz mit der Kamera geschwenkt und tatsächlich, dieselbe Tür. Na, hoffentlich befanden sich die Daten dort. In der Ecke des Kontrollpanels war Yvonne, sie hockte nur hier, langweilte sich. Es war nicht zu sehen ob eine Wache bei ihr war, aber am Gürtel trug sie keine Waffen. Ihr Omni-Tool war aber noch bei ihr. Bei seinem Glück hatte sie die Daten wohl noch gar nicht rausgerückt und beharrte darauf sie erst zu übergeben wenn alles vorbei wäre. Eine fürchterlich clevere Frau.

    Er drehte sich und stapfte in den Serverraum. Er war nicht verriegelt oder dergleichen, stattdessen wehte ihm nur die kühle Luft entgegen. Massig Terminals und Rechner, Zugriff auf die Geschütze und alles. Daten, der Blue Suns. Alles unwichtig. Er hackte sich mühelos in eines der Systeme, automatisch dank der Bundvorrichtungen an seinem Omni-Tool. Passwortsuche, Tarsik als Benutzername (ein kleiner Gag) und außer ein paar nutzlosen Logeinträgen gab es nichts. Auflistungen für Waffenlieferungen. Obwohl er sich nicht die Zeit nahm alles genau durchzulesen, wusste er dass die C-Sec und der Bund obendrein nicht so einen Aufstand wegen solcher Lappalien machen würden. Also musste sie diese superwichtigen Geheimnisse noch auf dem Omni-Tool tragen. Mit der Hoffnung er würde vor Sooth bei ihr ankommen und die Zigarette auf einem Rechner ausdrückend, verließ er den Server und machte sich auf, den Schildern folgend und sich die Gasmaske wieder aufsetzend. Die Fleischwunde unter der Schutzweste fing an zu schmerzen und das Kopfschmerzen nagte, stets gefolgt von einem kurzen Rückblick auf Akyra, als wäre beides zwangsläufig mit einander verbunden.

  9. #19
    ME FRPG only Avatar von Calix
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    Basis der Blue Suns

    Calix entschied sich wahllos für eine der Abzweigungen und stapfte energisch weiter in die Eingeweide der Basis hinein. Die Gänge waren wie ausgestorben, gespenstisch hallten die Geräusche von heftigen Kämpfen durch sie hindurch. Hier und da lagen Leichen und weitere zerstörte Mechs rum. Blutflecken an den Wänden und auf dem Boden zeugten von erbitterten Feuergefechten. Er marschierte weiter durch verlassene Gänge, als ein kurzes Beben durch den Boden rollte und der donnernde Hall einer Explosion durch die Basis fegte. Calix sah sich um. Nichts.
    „Wo war die Explosion?“, fragte er Ax. Die VI startete sofort irgendwelche Berechnungen, die über sein Hud liefen, welche Calix eh nicht verstand, dann gab Ax eine bestätigende Meldung durch und ein Pfeil erschien in seinem Blickfeld und wies ihm in die ungefähre Richtung.
    Er machte sich auf den Weg. Denn was immer es war, es war was Großes und irgendjemand musste dort sein. Vielleicht sogar Arseni und Sooth, aber noch viel mehr ersehnte er sich irgendwas zum Töten.
    Gang links, rechts, nochmal rechts, geradeaus. Immer tiefer humpelte der Elcor in die Basis hinein. Die Anzeige, welche die Entfernung zur ungefähr lokalisierten Stelle anzeigte wurde kleiner. Doch noch immer blieben die Gänge frei von lebenden Personen. Es lagen mal mehr, mal weniger Leichen auf dem Boden verstreut rum, doch nirgendswo lebte etwas. Er nahm nun wieder die Projektile und Steinsplitter in seinem Körper war. Die Schmerzen meldeten sich zurück, doch Calix benutzte sie, um seine Wut erneut anzutreiben und die Schmerzen zu vertreiben.
    Das ständige rattern von Maschinengewehren wurde erst unmerklich, doch dann merklich lauter. Calix näherte sich einem Gefecht. Wurde verdammt nochmal auch Zeit. Der Elcor lächelte innerlich grimmig und stapfte nun elanvoller weiter.
    Nach wenigen Augenblicken bog er um eine Ecke und war angekommen. Mehrere Meter vor ihm hatten sich einige Blue Suns, welche eine Flut von heranstürmenden Vorcha abhielten, mitten im Gang verbarrikadiert. Vorcha? Hier? Das heißt dann, dass Arseni und Sooth schon hier sind und Begleitung mitgenommen haben – gut. Ohne Vorwarnung eröffnete er das Feuer. Die Gatlings heulten immer lauter und höher auf, bis der altbekannte Rückstoß einsetzte. Schmerzen durchfuhren Calix‘ Körper, vor allem auf der linken Seite, als sich seine verbrannte, kaum noch vorhandene Haut spannte. Er zuckte kurz zusammen, doch er stellte das Feuer nicht ein, hatte er doch überhaupt keine Wahl.
    Die Blue Suns lagen tot und verblutend auf dem Boden, noch ehe sie wussten wie ihnen geschah. Die Vorcha bewiesen ihre bekannte Intelligenz, indem sie offen auf Calix zustürmten und so zu dutzenden niedergemäht wurden, bis keiner mehr übrig war. Calix betrachtete sein Werk und fand es zutiefst befriedigend, diesen niederen Wesen einen Teil seiner Schmerzen zu zeigen, obwohl sie jetzt tot waren, was eh besser für sie alle war. Der Gang war nun auf einer Länge von mindestens zehn Metern von Leichen übersäht. Blut machte den Boden rutschig, über den Calix nun weiterging, hier und da ein paart überlebende Vorcha mit bloßen Händen exekutierend.

    Als er das neu angelegte Massengrab verlassen hatte, wandte er sich weiter in Richtung des von Ax kalkulierten Ortes der Explosion. Hier und da liefen ihm noch ein paar Vorcha über den Weg, die er aber alle, mal mit den Gatlings mal mit seinen Klingen, abschlachtete. Immer mit einem kalten imaginären Lächeln und mit vor Hass funkelnden Augen. Schließlich kam er an dem Ort der Explosion an.
    Ein Manngroßes Loch mitten im Gang. Calix trat an den dunklen Schlund heran und spähte hindurch. Ein grober, recht frisch aussehender Felstunnel führte irgendwohin in die Dunkelheit. Er hörte das Schreien von Vorcha, die aus dem Tunnel heraus in die Basis der Blue Suns stürmen wollten. Doch sie scheiterten an Calix, der alle bis auf den letzten Vorcha der anstürmenden Welle erledigte. Wie gerne hätte er noch auf weitere Vorcha gewartet, die wirklich perfekt geeignet waren, seine Aggressionen abzubauen, doch er wollte nicht, dass sie ihm irgendwann in den Rücken fallen würden, deshalb brachte er den Tunnel mit zwei gezielten Raketen zum Einsturz. Eine Staubwolke verschluckte Calix und die Druckwelle streichelte seinen massigen Körper. In Momenten wie diesen mochte er einfach Gewalt.
    Er wandte sich ab und marschierte weiter. An einer Wand hing ein Schild, welches zu einem Kontrollraum wies. Mit dem Hintergedanken, dass ein Kontrollraum gut geeignet sein würde, Arseni und Sooth und – noch viel wichtiger – weitere Kämpfe aufzuspüren, folgte er dem Schild.
    Er ging durch weitere Gänge. Vorbei an Fenstern, die Ausblicke auf Kämpfe unter ihm zeigten. Im Moment unerreichbar für ihn. Verdammt.
    Er ging weiter, bis Flammen ihm den Weg versperrten. In einer Wand klaffte ein Loch, tote Vorcha pflasterten den Boden. Hinter den Flammen konnte Calix eine Tür erkennen, sein Ziel, versperrt durch dämliches Feuer. Er seufzte frustriert und wütend zugleich. Er hatte keine Lust mehr darauf, ohne Plan umherzuirren, er musste in diesen Kontrollraum. Aber diese Flammen luden nicht gerade dazu ein hindurchzulaufen, doch es gab für ihn keinen anderen Weg.
    Calix trat ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und stürmte so schnell es ihm möglich war auf die Flammenwand zu. Jeder donnernde Schritt verursachte beinahe unerträgliche Schmerzen in seinem Körper, doch es gelang ihm, sie erneut zu ignorieren. Er durchbrach die züngelnde Flammenwand, welche breiter war, als er erwartet hatte. Zwei lange Meter war er nur vom Feuer eingehüllt, Flammen leckten schmerzhaft über die eh schon verbrannte Haut und über das rohe Fleisch. Doch dann war der Moment auch schon vorbei und die Flammenwand hinter ihm. Er bremste ab und krachte beinahe gegen die Tür zum Kontrollraum. Scheiße. Seine von neuen Rußflecken überzogene Rüstung dampfte, doch im Moment war das irrelevant.
    Er verband Ax über sein Omni-Tool mit den Systemen der Tür, um diese zu hacken. Nach wenigen Augenblicken jedoch teilte Ax ihm mit, dass die Tür irreparabel beschädigt und nicht zu öffnen sei. Calix heulte vor Wut auf und hieb donnernd mit der Faust gegen die Tür. Der Schlag dellte die Tür ein und die ausfahrende Klinge bohrte sich tiefer in sie hinein, bis sie auf der anderen Seite wieder aus der Tür austrat. Er zog seine Faust zurück und hämmerte mit der anderen Hand gegen die Tür, mit dem Selben Ergebnis. Er hob wieder die linke Faust und ließ sie gegen die Tür krachen, dann die rechte, dann wieder die linke. So ließ er einen Teil seiner aufgestauten Wut an der armen Tür aus, die nach kurzer Zeit nur noch eine deformierte Masse war und mit einem endgültigen Wums in den nachfolgenden Gang fiel. Er durchtrat den nun entstandenen Torbogen und folgte der anschließenden Treppe hoch in den Kontrollraum.

    Ein Panoramafenster zeigte den Blick über eine riesige Halle, in der die Blue Suns und die Söldner sich unterstützt von MG-Nestern, Raketenwerfern und schweren Mechs ein letztes Feuergefecht lieferten. Calix sah die Schlacht und fragte sich, warum er in einem dämlichen Kontrollraum gelandet war und nicht da unten in der Halle stand.
    Nach ein paar Augenblicken zwang er sich, sich von dem schönen Panorama unter ihm abzuwenden und den Kontrollraum zu untersuchen. Bildschirme hingen an der Wand und Terminals standen auf dem Boden, ein einziges elektronisches Chaos. Calix bemühte sich nicht mal, Ordnung in dem ganzen Chaos zu suchen – er würde sie eh nicht finden. Stattdessen verband er Ax mit einem wichtig aussehen Terminal, das ziemlich Zentral im Raum stand. Sofort rollten tausende Daten über sein Hud. Analyseergebnisse von Ax, zu schnell, um sie einzeln lesen zu können. Ohne nachzufragen lud Ax eine Karte der Basis runter und blendete sie angepasst am Rand des Huds ein.
    „Zusätzlich zu der Gebietskarte, habe ich Zugriffcodes von sämtlichen Geschütztürmen, Sicherheitssystemen und Kameras in und um den Komplex“, sagte Ax. Verwundert hörte Calix zu. Er hatte nicht mal gesagt, wozu er Ax angestöpselt hatte und doch hatte Ax eigenmächtig entschieden was zu tun sei. Nein eigenmächtig konnte nicht sein, oder doch? Vielleicht hatte Ax durch das einzigartige Lernprogramm, mit welchem er ausgestattet war, mehr gelernt, als eigentlich beabsichtigt war. Irrelevant, zumindest für den Moment.
    Er warf kurz einen wehmütigen Blick durch das Fenster auf den Kampf. Er war professioneller Söldner genug, um den Drang zu widerstehen, den kürzesten Weg in die Halle zu nehmen. Stattdessen forderte er Ax auf, mithilfe der zahlreichen Überwachungskameras nach den beiden anderen zu suchen, wenn sie nicht längst schon tot waren.

  10. #20
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
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    Kein Gang, sondern ein Grab erwartete ihn als er vordrang in die Quartiere des Lagerhauses. Niedergemetzelt und zerschossen. Schatten an den Wänden huschten empor und jagten ihm einen Schrecken ein, aber es waren nur Lichtspielereien, die zum Leben erwachten durch seine Phantasie, und Angst. Yvonne, dachte er sich. Alte Verflossene. Er hatte sich überlegt was er sagen würde, ihm fiel nichts ein. Leer war sein Kopf, doch in der Hand hielt er seine Pistole. Der Auftrag war reichlich simpel gestaltet, die Vorgabe klar, aber die Ausführung so verworren und verbogen, über tausend Ecken. Akyra und Sooth meinten anfangs, es würde strikt nach Schema F laufen, doch sie liefen immer nur im Kreis. Tarsyk brachte die Wende, gemeinsam mit der Invisible Hand. Ein Fegefeuer des Leids, deren Hymne nur noch schwach zu vernehmen war, kein Echo, sondern ein Nuscheln im Ohr von Arseni, fast vergessen. Akyra blieb ihm im Kopf, die Kopfschmerzen. Er passierte einen Spiegel, an dem noch Blut hing und darunter die Leiche eines Blue Suns, den Kopf eingeschlagen. Dort sah seine Reflexion; Augenringe, die zum Boden ragten, zerfurchte Gesichtszüge, ein graues Haar – er wird alt, zu alt für solche Abenteuer, ungeputzte Zähne, beschmutzte Ohren, die Fleischwunde, die nicht schmerzte, aber juckte und die Predator, heute öfters benützt als all die Jahre zuvor, insgesamt. Was war hier bloß los und zu was wurde er. Kein flotter Spruch mehr und keine Zigarette im Maul- die wäre ihm nämlich rausgeflogen. Nun, es war kein Akt der Selbstreflexion oder der höheren Erkenntnis. Es war reichlich simpel, er erkannte sich nicht wieder. Selbst die winzigsten Gesichtszüge erschienen ihm bizarr, wie die eines anderen Wesens. Als wäre er ein Alien. Weit weg jedenfalls.

    Was das Blutbad ausgelöst hatte, wurde ihm bald bewusst, als er weiter voranschritt. Die feindlichen Söldner hatten Geschütze, Minen und Granaten ausgepackt. Die Teile kleiner Roboter mit Sprengsätzen lagen verstreut herum. C-Sec Technik, niemand sonst verfügte über solche Spielereien. Außer den Geheimdiensten vielleicht. Und Elite-Einheiten. Vermögende Söldner und Terroristen. Straßenkinder und verrückte Wissenschaftler. Aber er wusste, dass die C-Sec hier war, sofern der Bund ihm keinen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Immer noch nicht wissend wieso er die Daten besorgen sollte, schritt er immer weiter. Der Korridor wurde immer leerer, nicht mehr so viele zerfetzte Leichenteile. Ein etwas angenehmerer Anblick. Dafür stapelten sich in den Räumen, in die er flüchtige Blicke reinwarf, die Utensilien, das Mobiliar, Terminals und liegen gelassene Rüstungsteile. Tja, kalt erwischt, war sein überraschend ruhiger Gedanke.

    Letztendlich lief es darauf hinaus, wie es kommen musste. Alle Türen gecheckt und nichts gefunden. Nichts von wert zumindest. Die letzte Tür, majestätisch vor ihm. Nicht größer als die anderen, aber eine merkwürdige… Aura um sie herum. Ihm fiel kein besseres Wort ein. Es war der Nervenkitzel, der sich in ihm breit machte, Anspannung und Euphorie, Schrecken und Nervosität. Ein Blick herum ergab, dass er entweder zurück musste oder aber seinen Fluchtweg durch einen anderen Gang fortsetzen konnte, eine Abbiegung zur Seite. Fein, es sei denn von vorne kamen die Blue Suns und von der Seite die Söldner. Dann hätte er ein Problem gehabt, aber noch war von keinem der beiden Gruppierung eine Spur. Er betätigte den Knopf und die Tür öffnete sich. Die Schatten hinter ihm tanzten noch immer.

    Sie war leicht erschrocken als die Tür aufzischte, das sah man ihr an. Und sie war verwundert. Ein Typ im Trenchcoat, die Predator lose baumelnd vom Körper. Ein leicht verwirrter Eindruck, verängstigt. Wie ein Schuljunge. Dann kam es ihr. „Arseni“, hauchte sie, und lächelte. Sie kam nicht darum nicht zu schmunzeln. Ausgerechnet er, von allen Männern, die sie betrogen hatte, musste es ausgerechnet der unschuldige Tollpatsch von Nebenan sein. Der nie eine Chance gegen sie hatte, nie eine Abwehr gegen ihren weiblichen Charme, ihre Gerissenheit. Wer außer ihm hätte es auch sein sollen. Der Ausweg, das Ticket aus der belagerten Festung, dem unvermittelten Gefängnis. Der Joker ihres Blatts.

    „Lange nicht gesehen“, murmelte Arseni, halb verdattert von ihrem Erscheinungsbild. Auf der Überwachungskamera wirkte alles noch okay, aber hier – vor ihm – wirkte sie niedergeschlagen. Tiefe Poren und Furchen zeichneten ihr Gesicht angeschlagen, hellrote Augenringe und geplagte, gelbe Zähne. Und Arseni dachte er hätte Karies. Abgemagert, Blutlinien über die Arme, Einschusslöcher und abgeschlagene, tiefhängende Ohren. Keine Kraft im Körper. Nicht die Yvonne die er mal kannte. Aber das Lächeln, es offenbarte ihm, sie war immer noch dieselbe. Kein Schritt zu nahe, Arseni, keinen weiteren Schritt. Er ließ die Predator weiterhin baumeln, hatte er doch selbst kaum mehr Kraft. Kein Elan, keine Spannung, nur ein Hauch von Melancholie schwebte in der Luft zwischen ihnen, der sie beide lähmte.
    „Freut mich, dass du es bist, der mich armes Mädchen hinrichtet.“
    „Langsam“, weil er die Fragen stellen wollte, konnte es aber nicht sagen, stattdessen, „noch bist du vor deinem Richter. Der Mob wird aber bald sein.“
    „Also? Was darf es sein? Ein Abschluss für dich?“
    „Damit könnten wir anfangen.“ Er merkte wie im das Blut langsam gefror, aber es pochte. Es pochte doch. Yvonne, Anna, Cecilia. Sie waren alle dieselben. Durchtrieben Luder, wie hätte sich Arseni denn auch nicht in alle verlieben können.
    „Das ist doch mittlerweile, zehn Jahre her?“
    „Sechs. Und die Fragen nagen immer noch.“
    „Na dann, sollte ich sie wohl beantworten, nicht?“ Sie richtete sich auf. Nicht grazil oder elegant, nicht mal verführerisch. Sondern mit ihren Armen auf den Beinen abgestützt, angestrengt. Und doch bei aller Kraftlosigkeit, die Yvonne ausströmte, ja der direkten Widerwertigkeit, fühlte Arseni dennoch sein Herz pochen – und etwas anderes, weiter unten. Konzentrier dich, Junge.

    „Es ist – war ziemlich simpel. Du warst Privatdetektiv, charmant, aber etwas grün hinter den Ohren, meistens auch blau. Das bist du immer noch, nicht?“ – „Weich nicht aus“ – „Oh Verzeihung, starker Mann. Und ich war eine C-Sec Ermittlerin, Undercover. Damals noch jung, und voller Elan. Wohl auch etwas hübscher als heute, oder?“ – „Du bist immer noch hübsch. Jetzt fahr fort.“ – „Was vorgefallen ist, willst du wissen? Hm, ich weiß es doch gar nicht mehr richtig. Ich habe ermittelt, Undercover – wie gesagt. Und nun ja, zu tief ging es rein. Nur, du hast es nicht verstanden. Es musste getan werden. Die Grauzone, du verstehst?“ – „So etwas reden sich Leute seit jeher ein. Grauzonen. Es läuft dann doch nur auf Gut oder Böse hinaus, alles andere sind Ausreden und Rechtfertigungen vor dem eigenen Gewissen und Gott.“ Was labert er hier eigentlich, musste er sich selbst eingestehen, Hauptsache er gibt Kontra – „Immer noch gleich gläubig? Naja. Ganz wie du willst. Ich jedenfalls sehe diese Grauzonen sehr wohl, auch wenn du es in deiner Allwissenheit“ – ein leichtes süffisantes Lachen ihrerseits – „nicht so siehst. Es sollte eben nicht funktionieren. Vielleicht andere Welten? Wobei du ja sowieso immer etwas in deiner eigenen Welt lebst, nicht?“ Sie kam näher, bedrohlich nahe. Arseni wich zurück. „Aber das wäre wohl ein zu starkes Kompliment für dich und würde Tagträumer in den Schmutz ziehen. Um ehrlich zu sein, bist du ganz schön unbrauchbar.“ – „Und du willst jetzt deinen Charme eigentlich inwiefern genau auf mich wirken lassen?“ Yvonne lachte auf.
    „Aber ach, ich will doch gar nicht bezierzen, wo denkst du denn hin. Ich will stattdessen einfach nur dass du mir die Predator gibst und den Raum verlässt.“
    „Der letzte Ausweg?“
    „Keineswegs. Ich will nur bewaffnet sein, wenn ich die Flucht ergreife. Und ich gib dir lieber ein paar Minuten Vorsprung, nicht dass du noch ins Kreuzfeuer gelangst, mein Lieber.“ Dieser Charme, vertraut, aber sie hatte ihn verloren. Die letzte Zündung blieb aus. Das sich in die Arme fallen. Lag vielleicht daran dass sie Ähnlichkeit mit einem Ghoul hatte als sie versuchte sich elegant durch den Raum zu bewegen. Ein Vorcha beim Breakdance, kein Walzer.
    „Wie nett von dir? Du hast immer noch nicht meine Frage beantwortet“, zischte Arseni als sie gerade versuchte ihn mit der Hand am Gesicht zu berühren und er wegzog, sich nun in den Raum begab, weg von ihr.
    „Hab ich das nicht. Ach, Arseni. Daran lag es wohl. Diese Unfähigkeit loszulassen. Geschehens abzuhacken. Dieser Hang zur Vergangenheit, als wäre es etwas Heiliges. Du bist ein ganz schöner Kauz, weißt du das?“
    „Du aber auch.“
    „Wirke ich so auf dich. Ich fühle mich fabelhaft nämlich.“
    „Du bist ein Junkie?“ Okay, nicht wirklich eine Frage, aber doch eine Feststellung zynisch als Frage verpackt.
    „Das glaube ich nicht und du weißt nicht von was du redest, also sei lieber still, bevor-“ Sie sagte das äußerst kühl, kaum eine Zuckung im Gesicht. Als wäre sie wirklich noch die Herrin über ihre Gedanken und Worte. Arseni war sich nicht so sicher.
    „Die Daten“, er streckte die Hand aus, „bitte gib mir das Omni-Tool.“
    „Ach, dafür bist du gekommen? Ich dachte du wolltest mich holde, unschuldige Maid aus dem Turm retten.“
    „Heute nicht, Rapunzel. Ein anderes Mal vielleicht.“
    „Wirst du die Waffe auf mich richten, wenn ich sie dir nicht gebe?“ Sie kam wieder näher. Unter normalen Umständen, wenn sie noch die Yvonne von damals gewesen wäre – sie hätte die Waffe schon längst gehabt und Arseni würde am Boden liegen, nackt vermutlich. Aber das war sie nicht. Wenn das die Gegenwart mit einem anstellte, dann war Arseni froh in der Vergangenheit zu leben. Diese neue Yvonne aber, sie griff nur ins Leere. Arseni war trotz seines Zustandes schnell genug, und er hatte die Waffe sofort auf gerichtet.
    „Keine Spielchen mehr, Yvonne. Das Omni-Tool. Ich bin jetzt nämlich professionell unterwegs…“
    „Mit dreizig Jahren wurde das aber auch langsam Zeit, nicht?“
    „Aw, gib mir einfach das Omni-Tool. Gut so und jetzt in meine freie Hand. Schön. Kennwort?“
    „Willst du es aus mir rausfoltern?“
    „Dafür habe ich keine Zeit.“
    „Dann wirst du es selbst rausfinden müssen, mein Lieber.“
    „Man, du gehst mir echt auf den Zeiger, weißt du das?“
    „Immer schon getan?“
    „Vermutlich, ja.“
    Er inspizierte das Univeralwerkzeug, C-Sec Tech, also kein falsches oder eine Attrape das sie auf Omega gekauft hat. Zumindest hoffte er das. Der alten Zeiten willen glaubte er es. Und irgendwie war er sich sicher, trotzdem warf er ihr einen missgünstigen Blick zu.
    „Glaubst es ist eine Fälschung? Ach – ich finde dich doch wieder und dann hole ich es mir, sobald ich hier raus bin. Lieber du als die C-Sec, oder die Blue Suns. Das war sowieso ein ziemlich fehlgeschlagener Deal, wollten einfach nicht die Kohle rausrücken und faselten stattdessen was von Nebelparder. Ne Ahnung was vorging?“
    „Eine Schlacht. Die Suns waren recht beschäftigt, aber das ist nicht mehr wichtig. Noch eine Frage, und ich glaube dir jetzt einfach mal… worum handelt es sich hier?“
    „Ist das wichtig?“
    „Eine Freundin ist deshalb gestorben.“
    „Oh, Sex?“
    „So, irgendwie. Keine Ahnung.“
    „Also eine Asari?“
    „Zumindest ist dein Hirnstübchen noch nicht ganz eingeschlafen.“

    Sie lachte laut los und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Plötzlich hatte sie ihre Grazilität wieder gefunden, für einen Moment. Und Arseni sein Verlangen nach ihr. Die Zähne wirkten plötzlich wie die Diamanten, funkelten ihn an, strahlendweiß. Die Nase nicht gebrochen, sondern ein wohlgeformtes, bekanntes Stupsnäschen. Als hätte sie plötzlich ihr hässliches Gewand abgeworfen und hätte ihre wahre Pracht enthüllt. Ein Schmetterling aus dem Drogen-Kokon, aufgestiegen und die Flügel spreizend. Ihre Beine spreizten als nächstes, als sie näher an ihn rankam und anfasste, er noch halb benommen von der Erscheinung eben. Die blonden Haare, kraftstrotzend und vital, vor allem gesund, nicht mehr ungewaschen und zersaust. Die Schatten tanzten um ihn herum, die Kopfschmerzen kamen und verflogen als sie langsam näher mit ihren vollen Lippen an ihn herankam, bedächtig sie an seine schmiegten. Keine Rinnen mehr in den Lippen, stattdessen nur ein sanfter Kuss, gefolgt von einer Gefühlswallung ihrerseits. Sie presste die Lippen auf Arsenis geschlossenen, verwirrten Mund, perplex stand er, nur das Omni-Tool in der einen und die Predator in der anderen Hand. Er weigerte sich dagegen eines der beiden Sachen loszulassen, stattdessen wurde der Griff fester. Widerstand musste geleistet werden, als ihre Arme um ihn schlang und er dastand, wie die Eiche im Wald, starr, den Moment auskostend. Ihre Zunge fing an zu spielen an den Lippen, fuhr sie entlang. Als er schluckte, schmeckte er den bitteren Nachgeschmack des Red Sands, der sich zwischen ihren Zähnen und auf der Zunge festgesetzt hatte. Wie ein Pilz dort vegetierte. Red Sand, Moment. Denken, kurz. Nachdenken, knapp. Der Kuss, ein Schwindel, doch so zauberhaft. Eine Illusion vor seinen Augen. Red Sand. Körper. Wirkungen: Biotik. Betrügerei und Illusion vereint, wie närrisch von ihm. Doch so schön die Erinnerung, alte Tage – glückseligere Zeiten. Noch kurz den Moment auskostend, nur ganz knapp, einen Augenblick, fast märchenhaft – ihr Lippen auf seine gepresst, die zarte Umrandung, die - stopp… genug Genuss. Es war Zeit sich zu trennen. Er riss sich los.

    „Arseni, warum denn nicht?“ Er schaute sie verdattert an. Eine Illusion, ja. Sie verwandelte sich zurück, vor seinen Augen. Die Vergangenheit, der Unwille loszulassen, dies kollidierte nun mit der Realität.
    „So halt.“
    „So halt? Das ist aber keine Begründung. Und jetzt willst du einfach gehen? Nach diesem magischen Kuss. Vielleicht besteht ja doch eine Chance für uns.“
    Er hob die Waffe auf sie, zornig. Entschlossen. Vor allem aber wild und nicht ganz recht bei Sinnen in diesem Moment. „Ruhe, bitte.“
    „Willst du mich jetzt töten? Spuren verwischen?“
    „Keineswegs, Yvonne. Dafür bin ich doch viel zu wenig professionell.“
    Er senkte die Waffe, steckte das Omni-Tool in den Trenchcoat, den er um sich zog, als wäre er ihm kalt. Dann trat er durch die Tür, raus aus diesem Wunderzimmer, das seinen Verstand benebelte und ihn an längst vergessen geglaubte Orte und Momente zurückführte. Schon als sich die Tür rasch schloss, schoss forsch er auf das Schloss. „Bleib lieber weg von der Tür. Sie werden sie sprengen“, rief er nur den letzten Spalt zu. Dann holte er eine zerknitterte Zigarette hervor. Ne Ahnung was auf den Daten oben war, hatte er immer noch nicht. Das war ihm aber auch gerade egal.
    Geändert von Arseni Vigo (31.05.2012 um 04:29 Uhr)

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