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Thema: Marktbezirk

  1. #11
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    Denerim - Marktviertel
    3. Tag, 6 Uhr 32 morgens


    Als die Elfe in ihrer Sprache antwortete, befürchtete Chizuri, dass sie weiter auf Elfisch sprechen und Chizuri kaum ein Wort verstehen würde, doch das tat sie nicht. Sie stellte sich als Liothari vor und erzählte, dass sie selbst erst neu in Denerim war. Was sie anschließend tat, verblüffte Chizuri. Liothari kramte ihren eigenen Geldbeutel hervor und drückte ihr ein paar Kupferlinge in die Hand. ‚Sie schenkt mir die Münzen - einfach so von sich aus?’ Es war die erste wirklich freundliche Geste, die ihr seit Tagen widerfahren war.

    „Ich danke Euch, Liothari. Ihr seid sehr freundlich und ich würde Euch das gerne vergüten, nur ich weiß nicht wie.“, bedankte sich Chizuri. ‚Warum sind die Menschen hier in Ferelden eigentlich so grausam zu den Elfen? Liegt es an der Kirche?’ Vor vielen Jahren hatte Voltaire ihr es schon erzählt, aber es war schon zu lange her, als dass sie sich an Einzelheiten erinnern konnte. Jedenfalls brachte sie dieser Umstand auf eine Idee.

    „Wenn Ihr genauso behandelt wurdet, wie ich… nun, ich könnte Euch Gesellschaft leisten, wenn ihr das mögt.“, bot Chizuri an. „Ich würde nur gerne am Markt etwas Brot kaufen, dann könnte ich mit Euch hingehen, wohin auch immer Ihr wollt.“
    Geändert von Chizuri Saito (05.12.2010 um 10:29 Uhr)

  2. #12
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
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    Denerim - Marktviertel
    6 Uhr 32 morgens


    Liothari neigte den Kopf. „Sehr gerne, Chizuri“, erwiderte sie. Sie war neugierig, was diese Fremde nach Ferelden und Denerim geführt hatte. Und ein bisschen Gesellschaft würde ihr gut tun. Seit zwei Tagen streifte sie nun alleine durch Denerim und bereitete alles für ihren Aufbruch vor, und nur abends kehrte sie in Dilanas Haus zurück. Ihre Gastgeberin war freundlich, doch da war eine Kluft zwischen ihnen beiden, die sie nicht überwinden konnten. Liothari war es unverständlich, warum Dilana sich dem Schicksal und dem Leben ergeben hatte, dass sie innerhalb der Mauern Denerim führen musste, und Dilana konnte ihrerseits nur schwer Liotharis Standpunkt nachvollziehen. Manchmal fragte sich Liothari, ob Dilana nicht erleichtert wäre, wenn sie ihren dalishen Gast wieder los sein würde…

    „Und ihr braucht mir nicht zu danken. Mein Clan hielt es so, dass man einander half. Ich bin nicht blind wie…“ Sie unterbrach sich. War sie von Sinnen? Beinahe hätte sie vor einer ihr eigentlich völlig Fremden ihre negative Meinung der Kirche gegenüber geäußert. „Der Clan überlebt nicht, wenn jeder nur an sich selbst denkt.“

    Sie warf einen kurzen, vorsichtigen Blick zur Kirche hinüber, die sich im Marktviertel erhob. Eine dumpfe Angst nagte an ihr. Was würde geschehen, wenn just in diesem Augenblick ein Templer ihre Fähigkeiten bemerkte? Sie wusste nicht, wozu diese fähig waren…

    Der Markt lag nun vor ihnen, mit seinen Ausrufern und den ersten morgendlichen Käufern. Liothari sah fragend zu Chizuri hinüber. Sie schien in der kühlen Morgenluft zu frösteln. Liothari hingegen nahm die kalte Luft inzwischen kaum mehr wahr. Sie war, wie die meisten Dalish, dagegen abgehärtet.

    „Wenn Ihr Euch gestärkt habt…“ Liothari zögerte. „Ich werde Euch vielleicht eine Frage stellen müssen. Aber zuerst… solltet Ihr essen.“

    6 Uhr 32 morgens
    Geändert von Liothari Miranel (05.12.2010 um 22:22 Uhr)

  3. #13
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    Denerim - Marktviertel

    Nachdem die Elfe zustimmte, packte Chizuri wieder ihren Waffenhalfter sowie ihren Lederbeutel und hängte ihn sich um. Beides gab ihr ein vertrautes Gefühl.

    Die Einstellung, die Liothari vertrat war nobel und ehrenwert. Hätte Chizuri es nicht soeben selbst erlebt, hätte sie nicht unbedingt geglaubt, dass es wirklich Leute gab, die so handelten. Sie selbst schaute eigentlich immer nur auf sich oder hielt sich an Abmachungen. Wenn sie etwas von jemanden wollte, dann war es selbstverständlich, dass sie dafür eine Gegenleistung bringen musste - ob sie es wollte oder nicht. So war es mit Manuel, den Besitzer der Taverne in Rivain und auch mit Voltaire. Sie lernte von ihm und sorgte im Gegenzug für die Wohnung und für das Essen.

    Bei Liotharis letzten Satz wurde Chizuri hellhörig. ‚Was sie mich wohl fragen will?’ „Natürlich. Was auch immer Ihr wissen wollt.“, entgegnete sie. Tatsächlich hatte sie eigentlich keine Geheimnisse und konnte über alles reden. Anschließend sah sie sich am Markt um. Sie entdeckte einige Stände und Händler, die interessante Waren anboten, doch sie musste zuerst etwas Essen und ob Liothari sich gerne am Marktplatz unter all den Menschen herumtrieb, bezweifelte sie auch. Aber zum Glück dauerte es nicht lange, bis sie einen Händler fand, der Nahrungsmittel anbot.

    „Guten Morgen, meine… Damen.“, grüßte er, als sich die beiden näherten und stockte dabei kurz, als er Liothari als Elfe erkannte.
    „Hallo, ich hätte gerne Brot für… zehn Kupferlinge.“, entgegnete Chizuri. ‚Hoffentlich ist das nicht zu wenig.’ Sie hatte zwar fünfzehn Kupferlinge bekommen, wollte sich aber später auch noch etwas zu trinken besorgen.
    Der Händler sah ein wenig abschätzend drein, schnitt dann aber doch ein recht großzügiges Stück Brot ab und gab es ihr im Austausch gegen die Münzen. Vielleicht hatte er etwas mitleid mit dem dürren Mädchen.
    „Vielen Dank. Auf Wiedersehen.“, entgegnete Chizuri ihm noch und biss dann sofort herzhaft in das Stück Brot. Es war etwas trocken, aber auf den Hunger schmeckte es köstlich. Nachdem sie den Bissen runtergeschluckt hatte, schaute sie verlegen zu Liothari. „Danke nochmals… es ist wunderbar. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich jetzt gerne Fragen.“
    Sie nahm gierig einen weiteren Bissen und schaute zu der Elfe, als sie kaute.

    3. Tag, 6 Uhr 35 morgens
    Geändert von Chizuri Saito (05.12.2010 um 10:28 Uhr)

  4. #14
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
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    Denerim – Marktviertel
    6 Uhr 35 morgens


    So gierig, wie die Menschenfrau ihre Brotschnitte herunter schlang, musste sie wohl lange nichts mehr gegessen haben. Und so mager, wie die junge Frau aussah, war kein anderer Schluss daraus zu ziehen. Zwischen ein paar Bissen fragte die Menschenfrau dann, was Liothari sie fragen wollte.

    Liothari antwortete nicht sofort, sondern deutete energisch auf eine Seitenstraße, die deutlich leerer und verlassener war als der überfüllte Marktplatz. „Gehen wir dorthin. Die vielen Menschen hier sind mir unangenehm.“ Das entsprach zwar nicht in vollem Umfang der Wahrheit und war auch nicht der Grund, warum Liothari Chizuri in die Gasse lotsen wollte, doch die Elfin fürchtete unliebsame Zuhörer, die ihre Bitte – wäre sie anders formuliert worden – in das richtige Verhältnis bringen konnten. Wobei das vielleicht auch so möglich war. Aber warum sollte Liothari es etwaigen, feindseligen Zuhörern noch einfacher machen?

    Paranoia. Du wirst langsam paranoid. Sie atmete tief durch. Ein wenig Vorsicht war wohl mehr als angebracht, wenn man als Magierin, die außerhalb des Zirkels stand, in einer Stadt wie Denerim herum lief.

    Sie führte Chizuri in die Seitengasse, und sah sich hiernach vorsichtig um. Niemand zu sehen, außer ihnen beiden. Nicht einmal eines jener bemitleidenswerten, schmutzigen Straßenkinder trieb sich in diesem Augenblick hier herum. Liothari atmete erleichtert aus.

    „Verzeiht mir… ich wollte nicht, dass jeder es mithört.“ Sie brachte ein vorsichtiges Lächeln zustande, das jedoch auf ihren Lippen einzufrieren schien. Ihr Magen zog sich krampfartig zusammen. „Ich bin… nicht wirklich freiwillig hier und werde bald wieder gehen, aber das wird… schwer werden.“ Sie presste die Lippen aufeinander. „Bevor ich Euch irgendwo hin mitnehmen kann, muss ich eines wissen. Ich bin eine Dalish. Die Kirche hat viele Gründe, mich zu jagen. Sehr viele. Ich will nicht, dass Sie mir… Dinge antun. Mir meine Identität nehmen und… meine Träume.“

    Eine dumpfe Unruhe nagte an ihr, während sie in das Gesicht der Menschenfrau blickte. Unbewusst tastete ihre Hand nach dem Dar’Misu und umschmiegte dessen Griff fest. Sie wollte die Fremde nicht töten, aber im Zweifelsfalle… Sie war die Hüterin. Wenn sie starb, starb auch das gesamte Wissen ihres Clans. Und all die Erinnerungen daran, dass er jemals existiert hatte. Und sie würde bis zum äußersten gehen, wenn es sein musste.

    6 Uhr 36 morgens
    Geändert von Liothari Miranel (05.12.2010 um 22:23 Uhr)

  5. #15
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    Denerim - Marktviertel

    Liothari erklärte, dass sie weg von den vielen Menschen wollte und führte Chizuri, die inzwischen weiter aß, in eine Seitengasse. Dort angekommen stellte sie schließlich die Frage. ‚Sie würde mich mitnehmen? In ein Dalish-Camp oder so?’

    „Ich komme aus Rivain.“, entgegnete Chizuri, so als ob das schon alles sagen würde. Doch dann kam es ihr, dass Liothari möglicherweise nichts von Rivain wusste. „In Rivain glauben wir nicht an…“ Chizuri kam ins Stocken, denn sie wusste jetzt nicht, wie genau der Gott der andrastischen Kirche genau genannt wurde. „An die Kirche. Bei uns werden auch Elfen gleich behandelt wie Menschen.“

    Sie zuckte mit den Schultern und überlegte, ob sie etwas von Voltaire erzählen sollte, oder nicht. Schaden konnte es eigentlich nicht. „Mein bester Freund war ein Elf. Von ihm habe ich auch ganz wenig Elfisch gelernt und meinen Bogen geschenkt bekommen - das war früher sein Bogen.“
    Stolz schwang in Chizuris Stimme mit, denn der Bogen bedeutete ihr sehr viel. Wenn sie ihn letzte Nacht verloren hätte, könnte sie sich das nie verzeihen.

    „Wohin wollt Ihr denn ziehen?“, fragte sie dann Liothari und nahm das letzte Stück Brot in den Mund.

  6. #16
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    Denerim – Marktviertel
    6 Uhr 36 morgens


    Liothari ließ die Hand von ihrem elfischen Dolche hinabgleiten und entspannte sich wieder. Sie war sich zwar bewusst, dass die Fremde lügen mochte, doch nach den freundlichen Worten des Shemlens und der Art und Weise, wie sie Liothari als Ebenbürtige behandelte… Liothari war geneigt, ihr Glauben zu schenken.

    „Die Stadt zu verlassen wird nicht leicht“, erwiderte sie, erklärend. „Die Stadtwache mag keine Elfen, und wir Dalish sind ihnen erst recht zuwider.“ Liothari schloss die Augen, atmete tief durch, sammelte sich. „Mein Zufluchtsort wird vielleicht mehr lange sicher sein. Vielleicht werden sie nicht wollen, dass ich die Stadt verlasse. Ich weiß, was die Menschen hier mit Elvhen tun, und es ist schrecklich. Ich will es nicht erleben.“ Liothari bemerkte, wie sich ihre Mundwinkel verzogen, vor Abscheu erstarrte ihr Gesicht sekundenlang zu einer wütenden Grimasse, ehe es ihr gelang, wieder gleichmütige Gelassenheit auszudrücken. „Ich habe von einer… Gruppe gehört, die Schutz gewährt. Leuten wie mir, oder Euch. Nur, ich muss sie erst finden.“

    Liothari blickte scharf in das Gesicht der jungen Frau vor ihr. Nicht älter als sie, nahm sie an, sogar ein oder zwei Jahre jünger. Und doch so anders. Verloren wirkte diese Frau, verloren, einsam, allein. Liothari verstand, was die junge Menschenfrau durchlitt. Sie selbst hatte alles verloren, woran ihr lag. Nichts war geblieben von ihrem Clan, außer ihr und den Erinnerungen, die sie in ihrem Herzen und ihrer Seele trug. Nichts außer nagender, hungrig fressender Schuld, die sie aushöhlte, sie lähmte. Nichts außer Albträumen von sterbenden Clanbrüdern und Schwestern, deren Blut ihre Hände tränkte, obgleich sie niemals die Hand gegen sie erhoben hatte. Welches Recht hatte sie, zu leben, wenn ihr Clan doch erloschen war, vernichtet, zerstört? Wer war sie, ohne die Stimmen des Waldes? Liothari bebte leicht, und es rührte nicht von der morgendlichen Kälte her, dass sie erzitterte.

    „Liothari! Lauf!“
    Sie wandte sich um, ihr Blick begegnete dem der Hüterin. Die grauen Augen ihrer Lehrerin starrten sie flehendlich an. Augen, umströmt von Blut, das aus einer grauenvollen, klaffenden Wunde an ihrer Schläfe austrat. Das Gesicht, erhaben und schön, jedoch von den Jahren gezeichnet, die sie auf ihrer Schultern lasten fühlte, war von Blut gefärbt. Es leuchtete im Licht des Feuers und der Sterne, die schwach funkelnd – höhnend, so schien es Liothari – den Himmel übersäten.

    „Nein!“ Trotzig schrie Liothari, unbeugsam vor dem mächtigen Feind, der ihre Clansbrüder und –schwestern mit schartigen Klingen und groben Pfeilen traktierte, der Tod und Verderben brachte, Verzweiflung säte. Tränen brannten in den Augen der jungen Ersten. Adarel war bereits gegangen, verschieden. Sie konnte nicht erlauben, dass noch mehr starben. Sie konnte es verhindern!

    Der gräuliche Unhold, der nun auf die Hüterin zustürmte, das schartige Schwert schwingend, laut heulend, stieß mit der ungeschlachten Waffe erbarmungslos zu. Liothari hörte einen Schrei, und einen zweiten, der dem ersten nachfolgte. Der erste entsprang der Kehle der Hüterin, und ihr Blut strömte aus, strömte, tropfte, zeichnete Rinnsale über ihr Gewand. Der zweite Schrei, so bemerkte Liothari voller Pein, entspannte ihrer eigenen Kehle.

    „Liothari! Lauf!“, hörte sie erneut die Hüterin rufen, doch ihre Stimme verklang, verebbte, verlor an Kraft. Eindringlich sprach die Hüterin zu ihr, während Blut aus ihren Mundwinkeln rann… Und Liothari schrie, schrie, schrie. Ihre Stimme brannte ihr in der Kehle, während sie wie gelähmt da stand, dem Ende ihrer Hüterin beiwohnte, die ihr zuschrie, sie solle fliehen, laufen… Doch wohin, wohin bloß? Liothari wusste es nicht, denn ihr Platz war hier, war immer hier gewesen. Wie konnte sie sich abwenden, den Clan seinem grausamen Schicksal überlassen, zusehen, wie sie alle starben? Sie war die Erste, sie musste bleiben, standfest und stark, und sie musste kämpfen, damit der Clan lebte…


    Irgendwie – und es sollte Liothari ein Rätsel bleiben, wie – riss sie sich aus der grausamen Welt ihrer Erinnerungen los. Mit aller Macht, die sie aufbringen konnte, konzentrierte sie sich auf die Situation. Nicht schwach werden, Numin’asha. Lass dich nicht beherrschen von Tränen und Erinnerungen. Bleibe stark. Denn der Clan lebt in dir.

    „Vielleicht…“, fuhr sie fort, doch nur schwer gelang es, sich erneut auf das Hier und Jetzt und die zuvor gesprochenen Worte zu besinnen, „… findet auch Ihr dort Hilfe und Zuflucht. Daher biete ich Euch an, mich zu begleiten.“

    6 Uhr 36 morgens
    Geändert von Liothari Miranel (05.12.2010 um 10:48 Uhr)

  7. #17
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    Denerim - Marktviertel

    Chizuris Augen glänzten, als Liothari von dieser Gruppe erzählte. Irgendwie konnte sie es nicht wirklich glauben, aber sie verdrängte diesen Gedanken, denn sie wollte es unbedingt glauben. ‚Aber wie findet man so eine Gruppe? Sie können ja nur schwerlich ein Schild aufstellen.’, fragte sie sich. Aber vielleicht wusste Liothari eine Antwort auf diese Frage. Chizuri wollte sie damit nicht belästigen. Jedoch kam ihr eine Idee, um das Problem mit der Stadtwache zu umgehen, doch es war ihr etwas unangenehm.

    „Ich würde Euch sehr gerne begleiten.“, erwiderte sie sofort. Denn es stimmte, Liothari war vorerst das Beste, was Chizuri in Denerim zugestoßen war. Sie sorgte sich um Chizuri, war höflich und hatte ähnliche Probleme und Sorgen. „Und ich wüsste, wie die Stadtwachen zu beschwichtigen wären…“, meinte sie dann.
    Nervös und unbewusst zupfte sie an ihrem Gewand, da es ihr irgendwie unangenehm war. „Ihr könntet… Ich könnte so tun, als ob Ihr meine…“, hastig schnellten Chizuris Blicke zur Seite, doch es war niemand in der Nähe. „Nun, wir könnten so tun, als wäret ihr meine Dienerin. Natürlich nur, wenn es nötig ist!“

  8. #18
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
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    Denerim – Marktviertel
    6 Uhr 36 morgens


    Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung bemerkte die Menschenfrau ihr Abschweifen in die Vergangenheit und in die grauenvollen Erinnerungen, die sie plagten, nicht. Oder, falls sie es doch getan hatte, so ließ sie sich davon nichts anmerken. Liothari war nicht bereit, darüber mit einer völlig Fremden zu sprechen. Es gab Dinge, die mussten ihre Bürde bleiben… und die derjenigen, die sie kannte, vertraute, ja die sie liebte… wie Nen’Vhenan, ihre menschliche Schwester, wenn schon nicht im Blut, dann im Herzen. Doch wo sie sich befand, ob sie gar noch lebte, konnte Liothari nicht beantworten.

    Chizuri erklärte derweil ihre Bereitschaft, sie zu begleiten und nannte eine mögliche Vorgehensweise, um die Stadtwache zu besänftigen. Bei diesen Worten spürte Liothari, wie die beherrschten Gesichtszüge ihr entglitten. Ihr Stolz wehrte sich vehement dagegen, auch nur vorzugeben, jemandes Dienerin zu sein. Kurzzeitig gelang es diesem sogar, ihren sonst so scharfen Verstand auszublenden. Kurzzeitig… denn die Idee, erkannte Liothari bitter, war keine so furchtbar schlechte.

    „Eine interessante Idee“, räumte sie, innerlich widerstrebend, aufbegehrend, ein. „Nur im Notfall!“, fügte sie hinzu und ihr Tonfall deutete an, dass sie damit den allergrößten, anzunehmenden Notfall meinte, jenen, der dann eintrat, wenn alles andere scheiterte. Etwas anderes hätte sie stolze Elfin niemals vor sich geduldet.

    „Ich denke, wir sollten… bevor ich Euch fand, wollte ich in der Taverne, aus der Ihr geworfen wurdet, nachforschen…“ Sie seufzte, frustriert, jedoch nicht resignierend. „Aber das wird nun nur noch schwer möglich sein. Ich bin zum Umdenken… gezwungen, sagt man das so?“ Liothari furchte die Stirn. „Es kann nicht so schwer sein, diese Gruppe zu finden. Sie will gefunden werden – aber nicht von allen. Nicht von… Kirchentreuen und anderen Heuchlern. Wer kann also eine Verbindung herstellen?“ Liotharis Augen blitzten auf. „Jene, dich sich ebenfalls verstecken. Und einige davon… sind mir nicht unbekannt.“

    Liothari atmete langsam aus, ergriffen mit einem Mal von Tatendrang. Sie dachte an jenen elfischen Dieb, der sie zu dem dubiosen Händler in den Hintergassen geschickt hatte… Sie war sich sicher, dass sie ihn wieder finden konnte, wenn sie nur gründlich genug suchte.

    „Kommt mit“, fuhr sie fort, ihre Stimme bebte leicht vor Spannung. „Ich kenne einen, der uns helfen kann.“

    Sie vergewisserte sich, dass Chizuri ihr folgte, und setzte sich, die Schatten geschickt als Deckung nutzend, in Bewegung, während sie in das Gewirr der Hintergassen eintauchte.

    6 Uhr 37 morgens

  9. #19
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    Denerim

    Liothari schien von der Idee verständlicherweise auch nicht wirklich begeistert zu sein. Soviel konnte Chizuri ihren Gesichtszügen entnehmen. Doch widerstrebend gab sie zu, dass es eine Möglichkeit war, Problemen aus dem Weg zu gehen.

    „Ihr drückt Euch richtig aus.“, erwiderte Chizuri auf Liotharis beiläufige Frage. Chizuri hatte das Glück gehabt, sowohl die Sprache von Rivain und durch ihre Eltern die Sprache von Ferelden zu lernen. Anschließend schlug Liothari vor, einen Bekannten zu suchen. Chizuri folgte ihrer Aufforderung und ging der Elfe hinterher. Geschickt bewegten sich die beiden im Schatten durch die Hintergassen.

    Zuerst versuchte Chizuri sich den Weg zu merken, doch schon nach wenigen Biegungen schien es aussichtslos. Die Gassen waren eng, verwinkelt und hatten einige Abzweigungen. ‚Wie kann man sich hier nur auskennen?’ Sie schüttelte unbewusste den Kopf. ‚Wahrscheinlich geht es ganz gut, wenn man sich auch im Wald auskennt.’ So gut es zuerst ging, so plötzlich standen die beiden vor einer der gefürchteten Stadtwachen.
    Chizuri fuhr es kalt über den Rücken, doch die Wache schnaubte nur kurz, als sie Liothari so und kümmerte sich nicht weiter um die beiden. Wenig später hatten sie auch diese Gasse hinter sich gelassen und waren endlich an ihrem Ziel angelangt.

    3. Tag, 6 Uhr 44 morgens

  10. #20
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    Denerim – Marktviertel
    6 Uhr 44 morgens

    Nach der unangenehmen, aber immerhin kurzen Begegnung mit der Stadtwache und einigen Schritten durch Hintergassen und -straßen, hatten sie endlich ihr Ziel erreicht: Eine vor Schmutz starrende Tür, die von einem Hinterhof aus in ein kleines Häuschen hinein führte. Auch dieses sah nicht sonderlich gepflegt aus.

    Liothari bedeutete Chizuri, sich vorerst zurück zu halten, ehe sie mit der Faust dreimal, dann zweimal gegen die Tür pochte. Ihr Magen zog sich zwischenzeitlich schmerzhaft zusammen. Was würde sie dort erwarten? War Dariath überhaupt zu hause? Und was war, wenn er ihnen gar nicht helfen wollte oder konnte?

    Es kam keine Antwort. Für lange Zeit rührte sich gar nichts, die beiden Frauen standen allein in dem schmutzigen Hinterhof und beobachteten die Tür… dann erklang ein kaum hörbares, doch für Liotharis scharfe Ohren dennoch vernehmbares „Es ist offen!“ durch die schlecht zusammengefügten Bretter der Tür. Liothari zögerte dennoch…

    Warum war die Tür offen? Dariath lebte doch in ständiger Paranoia, er würde niemals – so, wie sie ihn einschätzte, jedenfalls, auch wenn das möglicherweise nicht ausreichend war, immerhin kannte sie ihn kaum – die Tür offen lassen. Es wäre eine Einladung für jede Stadtwache, seine winzige Wohnung im rückwärtigen Teil dieses Hauses nach Herzenslust zu durchsuchen. So dumm und leichtsinnig konnte er gar nicht gewesen sein!

    Liotharis Muskeln spannten sich an, und die junge Elfin ertastete erneut den Griff des Dar’Misus. Ihr Instinkt und ihr Verstand flüsterten gleichermaßen, dass irgendetwas nicht stimmte… irgendetwas war entsetzlich falsch! Aber sie würde es niemals herausfinden, wenn sie nicht nachsah. Und sie brauchte diese Informationen. Sie brauchte sie unbedingt, wie die Luft, die sie atmete.

    „Seid vorsichtig“, zischte sie Chizuri zu. „Ich habe da ein Gefühl…“ Sie verstummte, doch ihr Tonfall war Warnung und Mahnung genug. Es benötigte keine weiteren Worte.

    Liothari stieß die Tür auf und spähte vorsichtig in das Halbdunkel dahinter, das den gesamten Raum auszufüllen schien wie dichter, grauer Nebel… Ihre scharfen Augen erspähten jedoch nichts, keine Gefahr, keinen Feind. Doch beruhigte sie das nicht. Vorsichtig pirschte sie über die Schwelle ins Dämmerlicht hinein, sah sich wachsam um, die Muskeln angespannt. Sie hatte ihren Bogen nicht mitgenommen, ebenso wenig ihren Stab… in der Stadt war der eine zu unpraktisch, der andere zu auffällig. Sie trug bloß Dar’Misu und Dar’Misaan… und sie war erschreckend wehrlos, wenn sie bedachte, wie unzureichend ihre Fähigkeiten Umgang mit diesen Waffen waren. Ihre Magie blieb ihr auch verschlossen, denn sie war nicht allein.

    „W-wer ist da?“

    Liothari spannte sich an. Ihre Augen schossen in dem Raum umher, während ihr scharfes Gehör versuchte, den Sprecher zu orten. Die Stimme kam aus dem Hinterzimmer. Liothari presste die Lippen aufeinander. Langsam, sehr langsam, und sehr wachsam bewegte sie sich auf die Tür zu, die nur angelehnt war und irgendwie… schräg… in den Angeln hing, als hätte jemand sie wutentbrannt zugeschlagen und dadurch… Alarmiert spähte sie durch die Öffnung und riss dann, mit einem Mal gepackt von eisigstem Entsetzen, die lindgrünen Augen auf.

    Dariath! Und um ihn herum…

    Irgendjemand schrie. Liothari zitterte, zitterte so heftig, dass sie glaubte, ihr würden dabei sämtliche Knochen im Leibe brechen. Gleichzeitig fühlte sie sich seltsam losgelöst von ihrem Körper, als beobachte sie die Szenerie nur und sei nicht wirklich daran beteiligt. Ihre Hände krallten sich in den Türrahmen, so fest, dass Splitter des morschen Holzes abbrachen und sich in ihre Handflächen gruben.

    „Nein, nein…“, hörte sie sich selbst murmeln, stammeln, die Stimme getränkt von Entsetzen und Pein. Irgendwie verlor sie den Halt am Türrahmen und taumelte in das Zimmer hinein. Ihr Blick war vom dem, was sie sah, gefangen. Von dem, was rot leuchtend und flüssig aus diesen… klaffenden… Liothari wollte nicht daran denken, wollte es nicht, wollte es nie mehr.

    „Era’len?“, stammelte der Elf, dessen Hemd blutgetränkt war und dessen Gesicht immer mehr zu schwoll, auch beim Sprechen.

    Komm zu dir, komm zu dir, kommzudir!, schrie etwas in ihrem Inneren sie an, während sie paralysiert auf dieses Bild starrte, unfähig, sich zu bewegen, zu denken, zu handeln. Komm zu dir! Wach auf! Das ist nicht… Liothari starrte den verletzten Elfen an. Nein, nein. Das war nicht… Das ist nicht Adarel…

    Irgendwie gelang es dieser Erkenntnis, die Schale der Paralyse aufzureißen. Sie tauchte, wie eine Ertrinkende die die Wasseroberfläche durchstößt und endlich wieder atmen kann, aus ihrem namenlosen Schrecken auf und handelte sofort, ohne Nachzudenken, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden. Die Nachwirkungen des Schocks umklammerten sie noch immer.

    Sie spürte die Kraft durch ihre Adern pulsieren, im Takt ihres Herzschlages, und als sie die Augen schloss, konnte sie versiegende Lebenskraft des Elfen spüren… „Die Hervorrufung, Macht der Erneuerung und der Schöpfung. Alles Natürliche lässt sich beeinflussen, wenn du die Macht dazu hast und den Willen. Deine Gedanken werden Realität. Natürlich gibt es Grenzen, aber mit keiner Schule der Magie wird es dir gelingen, diese Grenzen weiter auszudehnen, als mit der der Hervorrufung.“ Liothari spürte den Kanal, der sich öffnete, zwischen ihm und ihr, und die pulsierende Kraft, und ihren plötzlich real gewordenen Gedanken, ihrem Wunsch: Heile!

    Sie konnte es sehen, sie sah, wie sein Fleisch sich zusammenfügte, der Blutfluss versiegte, sein geschwollenes Auge sich wieder öffnete. Sie spürte, wie die Kraft aus ihr abfloss, um ihm zu helfen. Und dann riss das Band, und Liothari atmete scharf aus und wieder ein. Es war getan, er lebte. Seine Wunden waren verheilt, zumindest die sichtbaren…

    „Was zum…?“ Dariath starrte sie entgeistert an. „Was war das?“
    Liothari schüttelte energisch den Kopf. Sie erkannte, voller Panik, als ihr Verstand wieder zu arbeiten begann, was sie getan hatte. Und wie leichtsinnig es gewesen war. Er konnte der Kirche davon erzählen! Sie beide! „Wie ist das passiert? Deine… Wunden.“
    Dariath verengte die Augen. „Das waren Lorens Leute… haben irgendwas von unbezahlten Schulden gefaselt…“
    „Verstehe.“ Liotharis Stimme klang bitter und angewidert.
    „Was willst du hier, Era’len?“
    Liothari atmete tief durch. „Ich suche di Communitas.“
    „Das war zu erwarten.“ Der Dieb grinste. Doch dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst, sehr ernst. „Warum glaubst du, dass ich helfen kann?“
    „Weil sie eher Leuten wie dir etwas sagen als… Kirchentreuen.“
    „Woher willst du wissen, dass ich nicht auch kirchentreu bin?“
    Liotharis Augen blitzten. „Weil ich die Statue von Andruil gesehen habe, Falon.“
    Dariath seufzte. „Also gut, erwischt. Ich gebe mich geschlagen, Era’len.“
    „Was weißt du?“
    Dariath senkte die Stimme, offensichtlich verunsicherte ihn die Anwesenheit der Menschenfrau Chizuri. Liothari konnte es ihm nicht verdenken. „Hafenviertel. Frag an den Docks nach einem Zwerg namens… wie war doch gleich sein Name…?“ Er furchte die Stirn. „Ah, ja… Badok Toka. Und sag ihm genau diese Worte: Der Erbauer wird heute die Augen verschließen. Er wird dich hinbringen.“
    Liothari lächelte. „Ich danke dir, Dariath. Möge Andruil deine Jagd segnen.“

    Sie wollte sich gerade aufrichten und zu Chizuri hinüber gehen, als die Stimme des Stadtelfen erneut erklang. „Du hast Magie benutzt, um meine Wunden zu heilen.“
    Liothari wirbelte zu ihm herum. „Du weißt, was ich tun muss, wenn…“
    „Ich werde nichts verraten.“ Dariath lachte trocken auf. „Was würde es mir nutzen? Die Stadtwache kann die Statuette genauso entdecken wie du. Oder die Kirche…“ Er sah ihr fest in die Augen. „Viel Glück, Era’len.“
    „Danke“, flüsterte sie und erhob sich.

    Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, einer dumpfen, nagenden Angst, wandte sie sich Chizuri zu. Ihre Augen wanderten über die Gestalt der Menschenfrau… welche Chancen hätte sie gegen sie, wenn es zum Kampf kommen sollte? Sie betete zu den Göttern, dass sie nicht gezwungen sein würde, es heraus zu finden.

    6 Uhr 50 morgens

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