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Thema: Marktbezirk

  1. #1
    emergency induction port Avatar von Aquarius
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    Standard Marktbezirk

    Nennenswerte Sehenswürdigkeiten im Marktbezirk bildet der Marktplatz selbst, die Kirche Andrastes, wo sich Kantorin Rosamund, Schwester Justine, Schwester Theohild und Mutter Perpetua oft aufhalten, die Geschäfte Wunder von Thedas sowie Wades Emporium und die Taverne Zum müden Adeligen.

    • Marktplatz:
      Exotische wie auch heimische Kaufleute bieten am zentralen Marktplatz eine große Bandbreite an Produkten an, u.a. Obst, Gemüse, Fleisch, Vieh, Blumen, Waffen, Rüstungen, Kleidung, Accessoires, Stoffe etc. Zur Zeit haben folgende Händler einen Marktstand aufgebaut: Liselle, Gorim sowie Cesar.

    • Wunder von Thedas:
      Im Wunder von Thedas können neugierige Kunden exotische wie auch magische Produkte wie Kleidung, Zauberstäbe, Accessoires, Literatur, Zaubersprüche etc. bei einem Besänftigten erwerben.

    • Wades Emporium:
      Wade, ein etwas exzentrischer sowie perfektionistischer Schmied, betreibt mit seinem Geschäftspartner Herren die Rüstungs- sowie Waffenschmiede Wades Emporium, wo oben genannte Produkte repariert oder in Auftrag gegeben werden können.

    • Zum müden Adeligen:
      Südlich des Marktplatzes befindet sich die Taverne Zum müden Adeligen, die, wie ihr Name bereits andeutet, ein beliebter Treffpunkt des Adeltums ist, aber auch bürgerliche Kundschaft beherbergt. In zwei großen Aufenthaltsräumen kann gespeist, getrunken, getanzt sowie Konversation betrieben werden, aber die Taverne bietet auch eine Übernachtungsmöglichkeit in zwei Schlafunterkünften. Gastwirtin ist Edwina. Hier halten sich auch Repräsentanten der Blackstone-Freischärler sowie der Krähen von Antiva unter Master Ignacio auf.
    Geändert von Aquarius (30.11.2010 um 22:15 Uhr)

  2. #2
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
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    Denerim - Marktbezirk
    2. Tag nach Ostagar
    7 Uhr 45 abends


    Wenn Liothari die Augen schloss, konnte sie es riechen. Das Meer. Ihre scharfen Elfensinne nahmen dann den Duft von Meersalz und Tang und Algen und von Fisch auf. Sie vermutete, dass sie ebenfalls den Wald hätte riechen können, wäre er der Stadt genauso nahe gewesen wie das Meer, das stellenweise nur durch eine Mauer von Denerim getrennt lag.

    Den Wald. Den Wald mit seinen hoch aufragenden, uralten Bäumen, die schon seit Jahrzehnten, ja seit Jahrhunderten standen, unvergänglich wie die Welt selbst. Den Wald mit seinen zarten, grünen Blättern, die vom Wind bewegt leise raschelten und all denjenigen Geschichten erzählten, die fähig waren, ihre Sprache zu verstehen. Den Wald mit seinen hunderten und aberhunderten von verschiedenen Moosen, Pilzen, Waldblumen und Farnen, die unter den weit ausladenden Ästen uralter Bäume dicht zusammen gedrängt wuchsen und die ebenso heilsam wie auch tödlich sein konnten, wenn man wusste, wie man sie anwendete. Den Wald mit seinen scheuen Bewohnern, die im Unterholz Jagd machten oder aber auf Waldlichtungen grasten, die durch die Schatten glitten wie Gespenster aus dem Jenseits, das menschliche Magier das Nichts hießen, und ungestört ihr schlichtes, aber glückliches Leben führten.

    Wie sehr Liothari ihn vermisste. Zum ersten Mal seit langer Zeit erstreckte sich nun wieder ein blauer Himmel über ihrem Kopf, und kein grünes und braunes Blätterdach. Sie fühlte sich ohne diesen schützenden Baldachin aus Natur unbehaglich, schutzlos, ausgeliefert. Es fühlte sich so falsch an, nicht mehr unter uralten Eichen, Buchen, Eiben, Kiefern und Tannen zu wandeln, es fühlte sich falsch an, nicht mehr weiches Laubwerk und Moos unter den Füßen zu spüren. Diese Stadt war kalt und laut, sie war erfüllt von unangenehmen Gerüchen und von Feindseligkeit. Sie gehörte nicht hierher. Dies war nicht ihre Welt, sondern die der grausamen Unterdrücker ihres Volkes, die damals unter Führung ihrer fanatischen Geistlichen den Elfen die Heimat nahmen und sie zu Nomaden machten. Eine Herrenrasse nannten sie sich, die Menschen, doch in Wahrheit waren sie nichts als Barbaren, die keine Ansichten und Meinungen, keinen Glauben neben ihrem eigenen tolerieren wollten. Die fürchteten, was sie nicht verstanden, und es daher lieber vernichteten, zerstörten, ungeachtet der Tatsache, wie viel dadurch schlussendlich verloren ging – für immer.

    Liothari seufzte leise. Die Seeluft strich mit einem sanften Lüftchen über ihre blasse, wie vergossene Halla-Milch schimmernde Haut, und spielte mit den Strähnen ihres dunklen Haares. Sie atmete sie ein, sog sie tief in ihre Lungen. Das Meer war nicht wie die Menschen. Es konnte grausam sein oder freundlich. Es konnte zerstören genauso, wie es beschenken konnte. Es war dem Wald, den sie so liebte, gar nicht einmal so unähnlich – wenn man fähig war, über das Offensichtliche hinweg zu sehen. Auch der Wald konnte unerbittlich sein. Wer sich verirrte, fand den Tod. Wer die falschen Kräuter oder Pilze aß, oder die falschen Tiere jagte, starb gleichfalls. Doch jene, die den Wald kannten und ihn verstanden, die ihn respektierten, den beschenkte er reich.

    Liothari spürte einen Stich im Magen. Heimweh. Es gab so vieles, das sie vermisste. Und dass nun für immer verloren war, gestorben. Dass sie daran erinnerte, dass es schlimmeres gab als menschliche Zerstörungswut. Die Dunkle Brut. Ein eisiger Schauder kroch der jungen Elfin über den Rücken und brachte ihren Atem zum Stocken. Ihre Augen, zuvor noch entspannt geschlossen, waren nun weit aufgerissen.

    … Das Monster, mit scharfen Zähnen im sabbernden Maul, stürmte auf die Hüterin zu. Ein Gestank wie von Schwefel und Fäulnis ging von ihm aus, und in seinen Augen stand nichts als grausame Mordlust. Das schartige Schwert schwingend, stürzte sich das Ungeheuer auf Cahill, die Zähne fletschend, als giere es nach dem Blut der alten Elfin.

    Ein grüner Blitz schoss aus dem knorrigen, aus Eichenholz geschnitztem Stab der Hüterin und versengte das Monster, das kreischend – und niemals zuvor hatte die Erste einen solchen, grässlichen Schrei gehört – zu Boden ging, sich krümmend und windend, als wolle es noch im Sterben die Schöpfung der alten Elfengötter verhöhnen.

    Liothari sah, wie eines der Monster sich nun ihr näherte. Sie hörte das Schreien der Kinder, die voller Panik dicht zusammen gedrängt in der Mitte des Lagers kauerten. Sie musste sie beschützen. Die Kinder waren die Zukunft des Clans! Tränen glänzten in den Augen der schlanken Elfin. Niemals würde sie es zulassen, dass den Kindern etwas geschah! Das war ihre wichtigste Aufgabe in diesem Kampf, und sie würde sie erfüllen. Und koste es auch ihr Leben!

    Sie spürte, wie die Kraft sie durchfloss. Sie versenkte sich tief in die Erde, die unter ihren Füßen den Bäumen Standfestigkeit verlieh, und rief den Wald selbst zu Hilfe. Ihr Atem ging schneller, als die Kraft aus ihr hinaus und in den Boden hinein floss. Und dann… grüne, feste Wurzeln schossen aus dem Erdreich hervor und umschlangen zwei der Grauen erweckenden Ungeheuer, die auf den Aravel der Kinder zu gestürmt waren, blutdürstend, die schartigen, ungeschlachten Schwerter schwingend.

    „Liothari!“, erklang ein Schrei, ausgestoßen von einer Stimme, die ihr so vertraut war wie ihre eigene. Sie spürte, wie Panik sie durchschoss wie flüssige Lava, und wirbelte herum. Ihre Hände, feucht von Blut und Schweiß, umklammerten den Stab fester. Adarel! Ihr älterer Bruder stand, umringt von mehreren der grauenhaften Biester, und wehrte sich erbittert, doch da war so viel Blut… es trat aus zahlreichen Wunden aus, die seinen Körper übersäten. Es sickerte rot leuchtend dem Boden zu, einem Rinnsal gleich.

    „Adarel!“, schrie sie, und ihre Stimme ging im unheimlichen Geheul der Monster unter. Sie schluckte angsterfüllt. Wenn Adarel fiel… nein, daran durfte sie nicht einmal denken! Sie richtete ihren Stab grob in seine Richtung. Die magischen Geschosse gingen nie fehl. Sie musste nicht einmal zielen, ihr Wille allein genügte bereits. Grüne Blitze schossen aus dem Stab hervor.

    Die Dunkle Brut fiel, von den Stabblitzen getroffen, kreischend und geifernd, ihr giftiges Blut ging in einem Sprühregen nieder und verdarb den Boden. Und dann hörte sie Adarel schreien. Es war ein Schrei voller schrillem, peinvollem Schmerz. Ein Schrei, so durchdringend und voller Qual, dass ihr das Blut in den Adern gefror.

    Adarel war zusammen gebrochen, umklammerte seine Leibesmitte, und seine Hände und Arme waren bereits von dem roten Lebenssaft überströmt. Liothari schnürte sich das Herz in der Brust zusammen. Nein! Nein! Sie stürzte vor, von Angst durchschossen. Sie steckte den Stab weg, denn im Nahkampf war er nutzlos, und zog Dar’Misu und Dar’Misaan, Schwert und Dolch aus elfischer Schmiede. Blut spritzte ihr ins Gesicht, als sie wie eine Furie über die Dunkle Brut herfiel. Genlocks und Hurlocks, diese Unholde! Sterbt, sterbt! Blutiger Sprühregen schlug ihr ins Gesicht. Sie spürte einen heftigen Schmerz, als eine Klinge sich in ihre Seite grub. Sie war keine gute Schwertkämpferin. Sie war Erste, die Schülerin der Hüterin, ihre Befähigungen lagen in anderen Bereichen. Doch heute – für Adarel – musste sie eine Kriegerin sein.

    „Götter!“ Sie stieß – sie wusste nicht, wie – dem letzten Hurlock ihre Klinge in den Bauch und sein Blut spritzte ihr ins Gesicht, befleckte es und schien wie Säure ihre Haut zu verätzen. Ihr Blick fiel auf Adarel, der zusammengekrümmt da kauerte, und… da war soviel Blut. Blut. Sie hatte noch nie soviel Blut gesehen bei einem Elfen. „Nein… Adarel?“
    „G…geht nicht m… mehr, kleine Schwester“, murmelte er, die Stimme klang schwach und kratzig. „D…danke, dass du es versucht hast.“
    „Sprich nicht so…“ Ihre Stimme zitterte, bebte. Die Augen brannten ihr.
    „Lass… gut sein, kleine Schwester“, hustete er und Blut schäumte auf seinen Lippen.
    Bei den Göttern, er war so furchtbar blass. Er war blasser als zu jedem anderen Zeitpunkt seines Lebens. Und verhöhnend rot kontrastierte sein Blut mit der farblosen Haut.
    „Ich bin… die Erste, Adarel“, erinnerte sie ihn. „Ich besitze die Macht…“
    „Du bist…“ Adarel griff zittrig nach ihrer Hand und drückte sie. Es war keine Kraft mehr in dieser Bewegung. Seine Hand fühlte sich kalt und schwitzig an in ihrer.
    „Ich werde dich retten, Lathallin!“, flüsterte sie verzweifelt, und in ihrem Gesicht vermischten sich ihre Tränen mit dem Blut – seinem, ihren und dem ihrer Feinde.
    „Du bist… nicht mächtig genug, um die Toten zu retten, kleine Schwester“, murmelte Adarel. „Nicht einmal die Hüterin… kann das.“
    „Nein! Mythal stehe mir bei, wenn ich dich jetzt nicht rette…“

    Sie schloss die Augen und spürte erneut die Kraft in sich. Sie brannte in ihr, loderte hell wie eine Flamme. Sie war ihr so nah wie das Herz, das in ihrer Brust schlug, war wie ein zweiter Pulsschlag. Heile ihn! Ein einziger Wunsch, ein Gedanke, doch sie wusste, dass ihre Gedanken stofflich werden konnten. Sie musste ihren Quell der Kraft…

    Adarel hustete. Er zerriss das dünne Band ihrer Konzentration jäh und sie spürte, wie feiner, blutiger Sprühregen auf sie niederging. Seine Hand in ihrer verkrampfte und wurde dann schlaff.

    „Nein!“ Liothari tastete panisch nach seinem Puls, doch sie spürte nichts. Rein gar nichts. Leblos und kalt lag die Hand ihres Bruders in der ihren. „Adarel, nein, bitte! Tu mir das nicht an, ja? Adarel?“
    Er gab keine Antwort, seine leicht geöffneten Lippen, aus deren Winkeln dünne Rinnsale seines Blutes rannen, bewegten sich nicht, sie blieben reglos und stumm.
    „Adarel? Antworte mir, bei den Göttern! Das ist kein dummes ‚Stell dich tot!’-Spiel!“
    Keine Antwort. Leblos lag er da, reglos. Liothari zitterte am ganzen Körper, ihr war, als liege sie selbst im Sterben, nein, als sei sie bereits tot, eingetreten ins kalte, unwirkliche Jenseits, in das die Toten gingen, nachdem Falon’din sie verlassen hatte… Sie weinte haltlos und umklammerte seine Hand, seine klamme, kalte Hand, die schlaff in ihrer eigenen lag. Ihr Verstand sagte ihr bereits, was geschehen war. Die Erkenntnis sickerte wie ätzende Säure in sie hinein. Und schlimmer noch als die Erkenntnis war, dass sie es nicht hatte verhindern können. Wenn sie schneller gehandelt hätte, dann…

    Ein Schrei erklang in ihrem Rücken und ließ die junge Elfin zusammenfahren. Stinkender Atem blies ihr in den Nacken. Sie hörte das Klirren eines Kettenpanzers, und das Getrampel unsensibler Füße, die den Boden aufwühlten, ihn entweihten, vergifteten… Der Schrei fuhr ihr durch Mark und Bein und fraß sich wie Gift in ihr Herz. Oh ihr Götter, diese Wesen waren vollkommen unnatürlich! Sie durfte nicht…


    „He, verdammtes Spitzohr! Wach auf, du stehst mir ihm Weg!“
    Liothari blinzelte. Die Bilder lösten sich auf, verschwanden vor ihrem inneren Auge, aber nicht aus ihr selbst. Sie würde diese Bilder immer mit sich herum tragen. Sie wusste es.
    „Ich habe gesagt, du sollst aufwachen, Missgeburt!“, brüllte sie die männliche Stimme abermals an.
    Liothari presste die Lippen aufeinander. Sie wollte nicht so ungerecht sein und behaupten, die Menschen in Denerim wären ausnahmslos grausame Barbaren, aber… bis jetzt machte es den Anschein. „Wie Ihr seht, Mensch, ist links und rechts von mir genug Platz. Geht also um mich herum, oder lasst es bleiben.“
    „Wenn ich dir sage, du sollst beiseite gehen, dann hast du das auch zu tun!“, geiferte der Mensch. „Der Sklave muss dem Herrn gehorchen.“

    Liothari rührte sich nicht. Sie war eine Dalish, sie beugte sich vor niemandem. Und erst nicht vor jenen, die glaubten, dies von ihr verlangen zu können. Ihre Hüterin war die einzige, der sie jemals – und aus freien Stücken – Gehorsam geschuldet hatte, und Cahill war tot. Sie war jetzt die Hüterin der Stimmen des Waldes. Verstummter Stimmen, die nie mehr singen werden. Du bist die einzige, die noch von ihrem Ende wird berichten können. Numin’asha. Und sie schuldete diesem Menschen nichts.

    „Eure Worte sind hohl in meinen Ohren, Mensch.“ Sie verengte die Augen.
    „Verdammtes Elfenpack“, knurrte der Mensch. „Jetzt auch noch aufsässig werden… wer glaubst du eigentlich zu sein, du verdammtes Drecksstück, häh?“
    Liothari lächelte schwach. Ein gefährliches Lächeln, das verriet, auf welch dünnem Eis sich der Mensch bewegte. Man erzürnte einen Dalish nicht leichtfertig. Und Liothari hatte nichts mehr zu verlieren. Alles, woran ihr Herz einst gehangen hatte, war ihr genommen worden.
    „Ihr solltet Euch andere Feinde suchen, Mensch“, flüsterte sie. In ihrem Blick, ihren Worten lag die Autorität einer Hüterin. Denn das war es ja, wozu sie geworden war, nachdem das Lebenslicht Cahills verlosch.
    Und es zeitigte Wirkung. „Sch… schon gut. Ich will keinen Ärger. Mach doch, was du willst.“ Sprach’s und machte, dass es davon kam.

    Liothari schenkte dem Menschen keine weitere Beachtung mehr. Sie fühlte unter ihren Füßen harten Stein und vermisste das Laubwerk des Brecilianwaldes schmerzhaft. Doch noch schlimmer als das Heimweh war die nagende Angst, die ihr das Herz in der Brust zusammenschnürte. Die sich noch verstärkte, sich intensivierte, als sie den Blick in Richtung der Kirche wandte. Sie konnte die Prediger bis hierhin hören. In den harten, unbarmherzigen, der Welt entfremdeten Augen dieser intoleranten Menschen, die zu ihrem „Erbauer“ beteten, inbrünstig, als erhofften sie, dass er ihre falschen Seelen erlösen möge, obwohl diese doch bereits unrettbar verloren waren, war sie Maleficar. Dabei hatte sie, ironischerweise, niemals Blutmagie verwendet, sie wusste nicht einmal, wie man diese Magie wirkte! Doch die Kirche machte keinen Unterschied. Die Kirche… Liothari biss sich auf die Lippen und schmeckte Blut im Mund. Hastig wandte sie den Blick ab.

    Sie beschleunigte ihren Schritt. Bei den Göttern, was suchte sie noch hier? Denerim war laut und überfüllt, und wenn Liothari sah, wie ihre verlorenen Brüder und Schwester behandelt wurden, stieg bitteres Entsetzen in ihr auf. Das Leben war niemals leicht gewesen, aber das hier… es war unwürdig! Kein Elf sollte sich so behandeln lassen, die Menschen achteten ihre Tiere ja mehr als ihr Volk. Und sie konnte nichts tun, nicht das Geringste, um daran etwas zu ändern.

    Liothari betrat eine kleine, schattige Seitenstraße. Die dicht gedrängten Fachwerkhäuser lehnten sich hier zu beiden Seiten vornüber, als wären sie neugierig, wer in die Lücke zwischen ihnen getreten war. Die junge Elfin mied die großen Plätze und überfüllten Straßen gerne. Die Seitenstraßen waren vielleicht nicht sicherer, jedoch stiller. Und Liothari liebte die Stille. In der Stille fand sie Frieden. Lärm weckte die Erinnerungen in ihr, die wie ein hungriges Tier an ihrer Seele fraßen.

    Wie ein Schatten glitt sie durch die Seitenstraße, leichtfüßig einen Schritt vor den anderen setzend. Sie brauchte Vorräte, wenn sie Denerim verlassen wollte, aber einige wichtige Vorräte konnte sie nicht kaufen, ohne dass es Verdacht erregt hätte.

    Der Mensch, bei dem sie ohne Aufmerksamkeit zu erregen, ihre Vorräte aufstocken konnte, handelte jedoch nicht in aller Öffentlichkeit, sondern verborgen vor den Augen der Stadtwache in einem heruntergekommenen Haus, welches man nur über das Gewirr der Seitenstraßen und Hintergassen betreten konnte. Liothari kannte den Weg dorthin inzwischen gut. Das erste Mal hatte sie sich beinahe verirrt, doch nun bereitete es ihr keine Schwierigkeiten mehr, dorthin zu gelangen.

    Schließlich erreichte sie die unauffällige Tür in der Rückwand eines der Fachwerkhäuser und hob eine Hand, um zu klopfen. Einem unaufmerksamen Beobachter und jenen, die nur zufällig hier vorbei kamen, wäre sie wahrscheinlich gar nicht aufgefallen.

    Sie konnte Schritte hören, als jemand von der anderen Seite heranschlurfte. „Wer is’n da?“, nuschelte es hinter den Holzbrettern, aus welchen die Tür gefügt war.
    „Die Nachtigall singt nicht am Tag“, erwiderte Liothari und sprach damit die Parole aus, die ihr Zugang zum Haus verschaffen würde.
    „Ah… Augenblick…“ Sie hörte ein leises Klimpern, als der Mann die Tür entriegelte. „Herein spaziert, junges Fräulein.“
    „Danke“, flüsterte Liothari ihm zu und trat über die Schwelle, ins Zwielicht im Inneren des Ladens.

    7 Uhr 58 abends

  3. #3
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
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    Denerim - Marktbezirk
    Dubioses Geschäft
    7 Uhr 58 abends

    Es war nicht sehr hell im Inneren des Ladens, doch das schattige Innere enthüllte den scharfen Elfenaugen mehr, als es den meisten anderen enthüllt hätte. Wer unter dichten schattigen Bäumen wandelte, lernte schnell, das Dunkel zu durchdringen. Liothari sah sich um, doch alles sah noch genauso aus, wie beim letzten Mal. Regale, vollgestopft mit mysteriösen Gegenständen, voller Schachteln, überall stapelte sich Krimskrams, dem sie keine Bedeutung zuzuordnen vermochte. Ein merkwürdiger Geruch hing in der Luft und kitzelte ihr in der Nase. Staub, erkannte sie. Staub, Kräuter, und mehr. Ein Schauder kroch über ihren Rücken.

    „Also, was darf’s denn heute sein, liebreizende Era’len?“
    Natürlich hatte sie ihren echten Namen nicht genannt. Diesem Menschen war vielleicht mehr zu trauen als denen, die dort draußen über die Straßen wanderten und ihren falschen Gott verehrten, aber das hieß nicht, dass sie diesem hier völlig vertrauen musste. Sie nannte sich ihm gegenüber Era’len – benutzte jenen Namen, den ihr ihre Clansbrüder und -schwestern gegeben hatten, damals. Es schien so lange her zu sein.
    „Ich brauche einige Phiolen… und noch ein wenig vom dem Wirkstoff“, erwiderte sie.
    „Das sind dann… dreiunddreißig Kupferlinge.“
    „Dreiunddreißig!“ Liothari wurde ein wenig blass. Das war viel. Jedenfalls für sie, die sie ohnehin nur wenige Münzen besaß.
    „Du kannstes auch wo anders kaufen, aber dann komm’n diese Prediger und…“
    „Nein, nein. Ich… bezahle.“ Die junge Elfin sammelte die nötigen Münzen aus ihrem Beutel zusammen und reichte sie dem Mann. Dieser griff sofort mit schmierigen Fingern danach und ließ sie gierig, wie eine Schlange, die die Maus verschlingt, unter dem Tisch verschwinden.
    „Es ist mir stets eine Freunde, mit Euch Geschäfte zu machen“, griente er.
    „Zweifellos“, flüsterte Liothari.
    Die junge Elfin neigte knapp den Kopf vor dem Menschen. Eine größere Respektsbezeugung, als sie sie jemals zuvor einem Menschen hatte angedeihen lassen. Aber der Mann hatte ihr geholfen, nicht uneigennützig zwar, doch war es mehr, als jeder andere Mensch in Denerim für sie getan hatte. Einen kleinen Dank schuldete sie ihm.
    „Lebt wohl“, formten ihre Lippen. „Vielleicht begegnen wir uns wieder.“
    „Ja, vielleicht. Bring deine Freunde mit.“ Der Mann nickte in Richtung ihres Münzbeutels. Gier blitzte aus seinen harten, von der Welt verbrämten Augen.

    Denerim - Marktviertel
    Hintergassen


    Liothari nahm ihre neu erstandenen Waren an sich und wandte sich der Tür zu. Sobald sie ins Freie hinaus getreten war, entkam ihren Lungen ein erleichterter Seufzer. Sie hatte getan, was sie tun musste, doch allmählich dämmerte es. Der Himmel färbte sich an den Rändern bereits in dunkle Schwärze und die Sonne küsste den Horizont, versank bereits hinter den Mauern Denerims. Bald würde es dunkel werden.

    Liothari fürchtete die Dunkelheit nicht, war sie doch oft genug unter den funkelnden Sternen und unter dem Mond gewandelt, in lauen Sommernächten und in der klirrenden Kälte des Mittwinters gleichermaßen. Doch sie fürchtete, was das nachts zwischen diesen Häusern herum zu schleichen wagte. Diebe, Mörder und Halsabschneider nannten die Nacht ihre Mutter, ihre Beschützerin. Die Waldnächte waren still und friedlich. Die Stadtnächte hingegen…

    Die junge Elfin beschleunigte ihren Schritt, strebte durch die Gassen, zielstrebig dem Bestimmungsort entgegen. Dilana hatte gewiss bereits damit begonnen, sich zu sorgen. Und obwohl die ältere Elfin verirrt war, sich den Menschen und ihrem falschen Glauben gebeugt hatte, schuldete Liothari ihr Dank und möglicherweise Freundschaft. Ohne Dilanas Hilfe wäre sie am Waldrand verendet, von ihren Wunden und der Erschöpfung dahin gerafft.

    8 Uhr 16 abends
    >>> Denerim - Gesindeviertel
    Geändert von Andauril (04.12.2010 um 23:48 Uhr)

  4. #4
    DA-FRPG only Avatar von Karàsvina Zwielichtstochter
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    Marktbezirk, aber noch vor den Toren Denerims
    3. Tag nach der Schlacht um Ostagar
    6:00 Uhr morgens


    Ich will da nicht durchgehen, dachte Karàsvina mit scheuem Blick auf das Stadttor. Sie war am gestrigen Abend bereits vor Denerim angekommen, allerdings waren die Tore schon geschlossen worden. Da es sie nicht gerade gedrängt hatte sich in den schmutzigen, lauten, engen und überfüllten Steinwald zu wagen hatte sie abseits des Weges, gut 300 Schritt weg von den Toren, übernachtet. Doch schon als sie von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde war ihr der stetige Tross von Menschen gewahr geworden, der durch das Tor zu gelangen suchte. So viele Menschen und sie hatte die Stadt noch nicht einmal betreten.
    Ein Wunder, dass nicht jeder Zweite von jenen in der Enge zusammenbricht, erstickt oder totgetreten wird kam ihr ganz beiläufig ein Gedanke. Sie befand ihn für naheliegend.
    Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die wohl irgendetwas zwischen Angst und Abscheu darstellen sollte. Dann wandte sie ihr Gesicht gen Südwesten. Dorthin wo sie aufgewachsen war. Bei dem armen Rouwen und Baldur, dem Hexer.

    Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich die einsame Wildnis so sehr vermissen würde. Ob die unruhigen Nächte in denen ich bei jedem Geräusch aufschreckte weil ich dahinter ein hungriges Tier vermutete oder die erbarmungslosen Winter.

    Sie stieß einen langen Seufzer aus. Aber es nutzte alles nichts. Nicht nur hatte sie einem sterbenden Mann ihr Wort gegeben und dessen Brief an sich genommen, nein. Es standen, so sie besagtem Toten Glauben schenkte, auch noch mehr als hundert Leben auf dem Spiel. Da dachte sie an die Kinder, die drohten in diesem Krieg ihre Eltern zu verlieren und etwas regte sich in ihrem Unterbewusstsein. Eine Erinnerung, die tief unter Blut, Tränen und Tot begraben lag.

    „Neinneinnein, bleib weg. Ich will nicht...“ flüsterte sie leise und presste die Hände auf die Ohren. Schließlich wich das unangenehme und stechende Gefühl aus ihrem Hinterkopf. Nein, hierher zu kommen war nicht ihre Entscheidung gewesen, aber was sie zu tun gedachte musste getan werden. Wenn sie den Wortfetzen der anderen Wandernden und die Anzeichen unter den Tieren - Bereits seit zwei Tagen konnte sie immer wieder Vogelschwärme, Wildschweinrotten oder Wolfsrudel beobachten, die es alle aus dem Süden forttrieb - glauben schenkte, so stand ein Krieg gegen etwas bevor, was die Leute 'Dunkle Brut' nannten. Und irgendwie hatte sie ein schlechtes Gefühl in der Magengegend wenn sie diesen Namen vernahm.

    Sie warf einen abschätzenden Blick auf die Tore. Einige Wachen in leichten Gambesons und mit Wappenröcken auf denen das Wappen Denerims prangte sorgten dafür, dass die Leute in zwei Reihen in die Stadt hinein- und hinausgelangten. Aber sie trugen nicht JENES Wappen. Also gut, ihr Weg führte sie in die Stadt hinein, dagegen konnte sie nichts tun. So ging sie, vorsichtig, mit wachen Sinnen, in Richtung den Menschenreihen. Neben dem Weg blieb sie noch einmal stehen. Wer zufällig den Blick in ihre Richtung weichen lies, murmelte etwas wie „Streunerin“ Oder „schmutziger als ein Elf“. Sie nahm eine angespannte Haltung ein und lies ihren Blick schweifen. Die Soldaten schienen es eilig zu haben, die Leute in die eine oder andere Richtung durchzuwinken. Aber abgesehen davon und von einigen wenigen angespannten Unterhaltungen schienen diese Leute noch keine Kunde von den Ereignissen im Süden erhalten zu haben.

    Von Nahem scheinen es noch mehr geworden zu sein. Ging ihr durch den Kopf und sie machte ungewollt einige Schritte weg von dem Tross. Dann blieb sie Stehen, warf noch einen sehnsüchtigen Blick gen Südwesten. Schließlich machte sie einige zögerliche Schritte und reihte sich hinter einigen Elfen ein, die schwere Kisten und Säcke schleppten, wohl für die beiden in gute Stoffe gekleideten Herren vor ihnen. Mit aufsteigender Angst sah sie, wie die Stadtwachen einen zerlumpten Burschen aus der Reihe stießen. „dreckige Streuner wie dich brauchen wir hier nicht!“

    Sie blickte an sich herab und Panik überkam sie. Ihre Kleider sahen fast noch schlimmer aus als die des Burschen. Verhext und Verdammt! Was soll ich nun tun? Sie blickte panisch nach allen Seiten. Überall sah sie Menschen, düstere Gesichter, Menschen, hörte mehrere Stimmen durcheinander, Menschen. Zuviel, viel zu viel. Ohne etwas dagegen tun zu können merkte sie, wie ihr Tränen in die Augen stiegen und ein lautes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Die Elfendienerin vor ihr drehte sich um.

    „Was ist denn mit dir?“ Karàsvina wischte mit einer raschen Bewegung die Tränen fort. Dann erschrak sie: Die Elfe, die einen riesigen Sack über der Schulter hatte, war fast noch ein Kind. Fast mehr als einen Kopf kleiner als sie selbst und sie war nicht besonders groß. Ihre Panik wich schnell stillem Zorn. Sie sah dem Kind in die Augen. Dieses machte einen erschreckten Gesichtsausdruck, senkte den Blick und stammelte: „Entschuldigung Herrin.“
    Karàsvina hielt den Kopf leicht schief, immer noch ein böses Funkeln in den Augen.
    „Schau mir in die Augen, Kleines.“ Sie wollte schließlich nicht mit dem Hinterkopf des Mädchens reden. Dieses hob zögerlich den Kopf.
    „Wa... Was denn, Herrin.“ Karàsvina schob ihren Kopf nach unten, dann krümmte sich ihr Rücken und sie war mit dem Mädchen auf Augenhöhe. Das musste kurz Lächeln.
    „Du bewegst dich fast wie eine Katze, Herrin.“ Die Hexe verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Meinst du, ja?“ Das Mädchen schaute wieder leicht erschreckt. Da wurden die beiden von einer rauen Männerstimme unterbrochen: „He, Sarina. Trödele nicht.“ Der Elf, der diese Worte sprach hatte sich nicht einmal umgedreht.

    Sarina, das Elfenmädchen, drehtsetzte sich wieder langsam und stolpernd in Bewegung. Sie litt sichtlich unter dem schweren Sack. Die Hexe schnaubte verärgert, pflückte ohne ein weiteres Wort den Sack vom Rücken des Mädchens und lud ihn sich selbst auf. Der Sack war schwer, wohl mit Kartoffeln gefüllt. Aber Karàsvina war in der Wildnis groß geworden und ihr Körper bestand ausschließlich aus sehnigen Muskeln. Diesen Sack konnte sie, wenn auch mit ein wenig Mühe, tragen. Rasch zog sie sich die Kapuze ihrer Gugel über den Kopf und tief ins Gesicht. Dem Mädchen, welches sie mit großen, fragenden Augen ansah bedeutete sie mit einem warmen Lächeln: „Keine Bange. Ich gebe dir den Sack zurück wenn er nicht mehr getragen werden muss. Aber...“ sie legte verschwörerisch einen Finger auf die Lippen. Sarina stammelte ein verdutztes „Danke, Herrin“ und hielt sich nahe bei ihr. Karàsvina drehte ,nun mit dem Sack etwas umständlich, den Oberkörper und schaute nach hinten.

    Der Mann und die Frau hinter ihnen stritten gerade über irgendetwas und schienen, genauso wenig wie die unter der Last schwitzenden Elfen vor ihnen, den Rollentausch bemerkt zu haben. Auch die Wachen der Stadttore hielten sie unter dem Sack und mit verhülltem Kopf für eine weitere Elfendienerin und so gelangte Karàsvina ins Innere des engen, überfüllten Steinwaldes.

    Das Zittern ihrer Beine kam nicht von dem Sack auf ihrer Schulter...


    Denerim- Marktbezirk
    Straße zum großen Marktplatz
    6:20 Uhr morgens
    Geändert von Karàsvina Zwielichtstochter (02.12.2010 um 23:27 Uhr)

  5. #5
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    <----- Denerim: Hafenbezirk

    Denerim: Marktbezirk


    Erleichtert stellte sie fest, dass dieses Mal die Wegbeschreibung stimmte, denn schon bald sah sie den Marktplatz und auch die Taverne. Die meisten Händler hatten schon geschlossen, doch Chizuri wollte sich sowieso zuerst stärken, bevor sie die Stadt weiter erkunden würde. Vielleicht würde sie auch zuerst schlafen, denn müde war sie auch und nach dem Essen würde es nur noch schlimmer werden. Sie öffnete die Tür und trat ein.

    Im Inneren der Taverne war es warm, der Geruch von schmackhaften Essen lag in der Luft und die zahlreichen Gäste erzeugten einen steten Lärmpegel. Kurz gesagt, es mutete gemütlich an. Chizuri fühlte sich hier sofort wohl, denn immerhin hatte sie sehr viel Zeit in Manuels Taverne verbracht. Es dauerte nicht lange, bis Chizuri eine Kellnerin ausgemacht hatte.
    „Guten Abend!“, grüßte sie die Angestellte. „Könnte ich mich irgendwo umziehen?“
    Die Lederrüstung war zwar praktisch, wenn man auf den Straßen unterwegs war, doch normale Kleidung war wärmer und angenehmer zu tragen. Die Kellnerin sah Chizuri an und lotete vermutlich aus, ob sie auch etwas konsumieren würde, kam zu einem Entschluss und antwortete: „Willkommen! Gleich hier um die Ecke ist ein Zimmer.“

    Chizuri bedankte sich mit einem Nicken und ging in das genannte Zimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und legte ihre Tasche, sowie ihren Rückenhalfter mit den Waffen ab. Anschließend öffnete sie ihren Lederbeutel und zog ihre normale Leinenkleidung heraus. Der weiße Seidenmantel ihrer Mutter war ebenfalls in Leinen eingewickelt, damit er nicht schmutzig oder beschädigt wurde. Vorsichtig gab sie ihn zurück in die Tasche. Anschließend schälte sie sich aus ihrer Lederrüstung und zog das Gewand an. Es war nicht besonders schön und auch nicht unbedingt im besten Zustand, aber wesentlich angenehmer zu tragen und unauffälliger als eine Lederrüstung. Diese rollte sie so gut es ging zusammen und stopfte sie ebenfalls in die Tasche. Dann nahm sie ihr Hab und Gut wieder und verließ das Zimmer, um sich an einen kleinen freien Tisch zu setzen.

    Endlich konnte sich Chizuri etwas entspannen. Sie lehnte sich zurück und wartete auf die Kellnerin. ‚Die Taverne hier ist recht schön und vielleicht kann ich mir sogar hier für heute Nacht ein Zimmer leisten. Es kann auch ein ganz kleines Zimmer sein. Und wie gut es hier riecht. Der Fisch auf der Lysander hat ja gestunken… Was es wohl zu Essen gibt…’ Währendessen betrachtete sie die Klientel der Taverne. Neben einigen offensichtlich reicheren Menschen waren auch Durchschnittsbürger anwesend. Das sprach für die Gaststätte, denn die Preise dürften nicht zu überzogen sein und das Essen musste schmecken.

    „Was darf es für Euch sein?“, fragte die Kellnerin von vorhin plötzlich und riss Chizuri aus ihren Gedanken. „Einen Tee und was gibt es denn zur Auswahl?“
    Die Kellnerin zählte ein paar Gerichte auf, doch alle waren ihr fremd. Sie entschied sich einfach für das, was am besten klang. ‚Hoffentlich schmeckt es mir…’ Es war irgendein Braten mit Kartoffeln dazu.
    „Das macht fünfunddreißig Kupferlinge.“, meinte die Kellnerin. Chizuri war überrascht, dass sie zuvor zahlen musste, aber das war in Ordnung. Außerdem war es tatsächlich nicht so teuer. Sie griff in das Fach an ihrem Halfter, in dem sie ihren Geldbeutel aufbewahrte, zog ihn heraus und öffnete ihn.

    Doch anstelle ihres Geldes, fand sie nur ein paar Metallstückchen und ein paar Steine. ‚Was? Wo sind meine Münzen? Warum sind meine Münzen weg? Wer hat sie?’ Erschrocken weiteten sich ihre Augen und sie leerte den Inhalt des Beutels auf den Tisch. Dabei vergaß sie völlig die Kellnerin.
    „Ich bin bestohlen worden!“, sprach Chizuri ihre Gedanken laut aus. ‚Das darf doch nicht wahr sein!’ Sie biss die Zähne zusammen und unterdrückte eine Träne. Ihre Hände wurden kalt. Nicht nur, dass sie jetzt gar kein Geld mehr hatte, was an sich schon schlimm genug war, sie blamierte sich soeben vollends. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn.

    „Ich äh…“
    „Ihr könnt nicht zahlen.“ Es war keine Frage, sondern eine schlichte Feststellung.
    „Meine Münzen wurden gestohlen.“, wiederholte Chizuri, sah aber nicht auf.
    „Dann müsst Ihr gehen, tut mir leid.“

    Erst jetzt blickte Chizuri der Kellnerin ins Gesicht, deren Ausdruck nicht unfreundlich, aber sehr bestimmt war. ‚Ich muss es versuchen…’ Chizuri atmete tief durch.
    „Wenn ich das früher gewusst hätte, wäre ich natürlich nicht gekommen. Aber ich hab nichts mehr und heute werde ich vermutlich auch nichts mehr verdienen können. Aber wäre es vielleicht möglich, dass…“
    „Nein!“, erwiderte die Kellnerin harsch. „Wir brauchen keine Bettler hier.“
    „Vielleicht ein Stück Brot?“
    „Nein. Gehen Sie jetzt.“

    Die Kellnerin winkte einen narbenübersäten Mann herbei, der sich neben ihr aufbaute. Ein deutliches Zeichen, dass Chizuri rausgeworfen werden würde, wenn sie jetzt nicht von selbst ginge. Es machte keinen Sinn mehr, noch mehr zu versuchen, da sie nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Sie steckte ihren leeren Geldbeutel wieder ein, nahm ihre Waffen und ihre Tasche und verließ mit hängendem Kopf die Taverne. Draußen erfasste die sofort wieder die beißende Kälte. Sie ging um eine Ecke herum und sah eine dunkle Nische, welche sie sofort betrat.

    Chizuri lehnte sich gegen die Wand und ließ ihren Kummer und ihrer Enttäuschung freien Lauf. Sie war eine hungrige und durstige Fremde ohne Geld und ohne Möglichkeiten. Sie kannte niemanden in der Stadt und wusste auch nicht, wohin sie sich wenden konnte oder wo sie die Nacht verbringen könnte. Ihr Traum von einem Neubeginn zerplatzte hoffnungslos. Tränen rannen über ihre Wange, sie schniefte. Es war nicht das erste Mal, dass Chizuri eine Nacht auf der Straße verbrachte, aber in Rivain war es bedeutend wärmer. ‚Warum muss so etwas immer mir passieren? Da habe ich einmal eine Zukunft und wieder wird sie mir genommen.’ Langsam sank sie zu Boden, versteckte sich noch mehr im Schatten der Nische. Ihre Gedanken kreisten um die Vergangenheit und die guten Zeiten, die sie erlebte. Als sie noch ein kleines Mädchen war und ihre Eltern noch lebten, war alles in Ordnung und sie musste sich keine Sorgen machen. An den Gedanken von damals geklammert, überrannte die Müdigkeit Chizuri und sie schlief ein.

    2. Tag, 8 Uhr 23 abends
    Geändert von Chizuri Saito (05.12.2010 um 10:30 Uhr)

  6. #6
    Newbie Avatar von Liothari Miranel
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    Denerim – Marktbezirk
    6 Uhr 24 morgens


    Liothari verharrte für einige Sekunden, nachdem sie das Tor passiert hatte. Wohin nun? Sie furchte die Stirn. Das war eine gute Frage, doch woher nahm sie die Antwort? Sie war sicherlich nicht überall der gern gesehene Gast, wie ihn jene falschen Adligen darstellten. Sie besaß nur wenige Münzen, man würde sie allerhöchstens mit Billigung betrachten. Sie presste die Lippen aufeinander.

    Irgendwo musste es doch jemanden geben, der ihr Informationen über die Communitas geben konnte, welche momentan ihre beste Chance darstellte, sich dem Zugriff der Kirche zu entziehen, bis sie herausgefunden hatte, wie sie Denerim ohne Aufsehen zu erregen verlassen konnte. Sofern ihre bloße Anwesenheit nicht bereits für Aufsehen gesorgt hatte. Wie oft sah man schon einen Angehörigen der Dalish in Denerim? Ihre Lippen kräuselten sich leicht und wurden dann wiederholt schmal.

    Am besten, sie versuchte es in einer der örtlichen Schenken. Vielleicht warf man sie ja hinaus, aber mit etwas Glück erhielt sie auch einen Hinweis. Sie betete nur, dass sie ihre Magie nicht würde einsetzen müssten. Das letzte, was sie brauchte, war eine Rotte Templer, die sie durch halb Denerim jagte. Hier war ihre Verbindung zu den Bäumen schwach, der Stein stand im Weg. Sie konnte nicht darauf hoffen, dass ihre Hütermagie hier gegen so viele Templer, die sie jagten, wirken würde. Also galt es, Magie beim Erreichen ihres Ziels zu vermeiden.

    Sie lenkte ihre Schritte in Richtung jener Schenke, an der sie am Vortag bereits vorbei gekommen war. Die Gaststube hieß sich selbst „Zum Müden Adeligen“. Ein stummer Lobgesang auf diese verderbten Personen, die an Schlechtigkeit nur von der Kirche und ihren Templern übertroffen werden konnten. Wie konnte man einen Ort der Einkehr so benennen? Oder begrüßten die Menschen die Taten ihrer Anführer? Sie verzog das Gesicht. Hätte sich Hüterin Cahill dergleichen erlaubt, wäre sie verjagt worden. Ein Clan war wie eine Familie, wie ein Teil eines selbst. Niemals hätte sich ein Dalish erlaubt, seinesgleichen so etwas anzutun. Aber die Shemlen waren anders. Damit musste sie wohl leben.

    Es sind aber nicht alle so wie diese Adligen, wie die Templer und die Geistlichen, ermahnte sie sich. Sie musste an Souveri’len – Liothari jedoch hatte sie nie so genannt, sondern fast von Anfang an Nen’vhenan oder sogar Lathallan – denken, jenes Menschenkind, das vor so langer Zeit, wie es ihr schien, Schutz bei ihrem Clan gefunden hatte. Das Chasindmädchen war Liothari wie eine große Schwester gewesen, und so hatte sie sie auch genannt – „große Schwester“. Es war dreizehn Jahre her, dass Nen’vhenan gegangen war, doch Liothari hatte sie niemals vergessen. Oftmals fragte sie sich, was wohl aus ihr geworden war. Und ob sie überhaupt noch lebte. Nen’vhenan war begabt in Magie gewesen – was war, wenn die grausame Kirche sie gefunden und „besänftigt“ oder gar hingerichtet hatte? Sie wusste, was die Kirche mit abtrünnigen Magiern tat, die sich nicht dem Zirkel untergliederten. Sie konnte nur hoffen, dass Nen’vhenan es geschafft hatte, sich zu verstecken. Denn sie war ihr nicht nur wie eine Schwester gewesen, sie hatte Liothari auch gezeigt, dass es auch freundliche, gute Individuen unter den Menschen gab und dass sie nicht alle schlecht und boshaft waren.

    Sie stand nun vor der Schenke „Zum Müden Adeligen“ und näherte sich vorsichtig der Tür. Gerade, als sie selbige öffnen wollte, wurde die Tür aufgerissen und ein hässlicher, vernarbter Mensch steckte seinen Kopf heraus. Sein Blick richtete sich sofort auf Liothari, und sie bemerkte, wie sich Abscheu und Wut auf seinem Gesicht abzeichnete, wodurch er nur noch hässlicher wurde.
    „Verschwinde, Elfin! Deinesgleichen wird hier nicht bedient!“, geiferte er.
    Liothari bedachte ihn mit einem scharfen Blick. „Bei deinem Anblick verging mir gleich die Lust, Mensch, also sei unbesorgt“, zischte sie zurück.
    „Gut! Und jetzt verschwinde. Oder ich werfe dich zu diesem dummen Mädchen in die Gosse!“
    „Was meinst du damit?“ Liothari verengte die Augen.
    Der Mensch grinste nur breit. „Kannst ja nachsehen, dummes Spitzohr. Und jetzt verschwinde!“
    Er schlug die Tür zu, doch sie konnte seine Flüche noch durch die Tür gedämpft vernehmen. Liothari stieß einen langen Seufzer aus. Was war los mit den Menschen, dass sie jedes Mal nur von ihnen angeschnauzt wurde? Abgesehen von dem dubiosen Händler in der Hintergasse war noch kein Mensch in Denerim ihr gegenüber auch nur ansatzweise freundlich gewesen…

    Sie wandte sich ab und wollte sich bereits auf den Weg machen – wohin auch immer dieser sie führen sollte – als ihr Blick auf einen Haufen aus Stoff fiel. Liothari verengte die Augen. Stoff? Nein, wohl eher… Ihr kamen erneut die Worte des Mannes, der sie eben so harsch abgewiesen hatte, in den Sinn: „Oder ich werfe dich zu diesem dummen Mädchen in die Gosse!“ Vorsichtig trat sie näher. Tatsächlich! Liothari fühlte Wut in sich aufsteigen, auf diesen boshaften Menschen, der dieses arme Geschöpf auf der Straße hatte schlafen lassen. Ohne sich darum zu scheren, was danach mit ihm geschah.

    Liothari seufzte und näherte sich dem Mädchen. Sie erkannte nun langes, feines schwarzes Haar und ein helles Gesicht. Es war eine Menschenfrau, eine sehr junge Menschenfrau, aber sie sah nicht aus wie die anderen Bewohner von Denerim. Die junge Frau, das Mädchen, stammte offenkundig nicht aus Ferelden.

    Die junge Elfin seufzte erneut. Ließ sich neben dem Mädchen auf dem Boden nieder, kniete sich neben sie. Vorsichtig stupste sie die Fremde an. Sie war sich nicht sicher, ob das schlafende Mädchen nicht doch bereits inmitten der Nacht einem Wegelagerer zum Opfer gefallen war. Die Fremde regte sich leicht im Schlaf. Sie lebte also. Liothari zögerte. Es war das Beste, wenn sie einfach weiterging – was schuldete sie den Shemlen denn? – aber sie konnte jetzt auch nicht einfach davon gehen. Sie war nicht herzlos. Und sie hätte gleichfalls erwartet, dass man sich um sie kümmerte, wenn sie am Straßenrand schlafen musste. Außerdem… vielleicht brauchte die Frau ja Hilfe, und so wie sie die Bewohner Denerims einschätze…

    Sie berührte die junge Frau an der Schulter und rüttelte sie, zuerst sacht, dann etwas stärker. „Aufwachen, Shem“, flüsterte sie dem Mädchen ins Ohr. „Es ist gefährlich, auf der Straße zu schlafen.“

    6 Uhr 31 morgens

  7. #7
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    „Aufwachen, Shem. Es ist gefährlich, auf der Straße zu schlafen.“ Irgendetwas rüttelte an Chizuri und sie erwachte langsam. Erneut war sie eingeschlafen, ohne es selbst wirklich zu merken. Die letzten Tage hatten zu sehr an ihr gezehrt. Doch schlagartig wurde ihr klar, dass sie auf der Straße und nicht in irgendeinem Zimmer war. Sie zuckte zusammen und riss die Augen auf. Verschwommen sah sie, dass jemand vor ihr hockte. Chizuri rückte instinktiv ein wenig zurück und tastete nach ihrer Tasche und ihrem Halfter. Dabei stellte sie fest, dass beides noch da war.
    Sie fühlte sich trotzdem schrecklich. Ihr war noch immer eiskalt und ihr ganzer Körper schmerzte von der schlechten Schlafhaltung und obendrein war sie noch immer müde.

    „Hallo?“, meinte sie dann zu der Person vor ihr. Langsam klärte sich ihr Blick und sie erkannte, dass es eine Frau war. „Gehört das hier Ihnen? Soll ich weggehen, ich will keinen Ärger machen…“, stammelte sie dann, denn sie wusste nicht, warum die Elfe hier war und sie war wirklich nicht auf erneuten Ärger aus.

    3. Tag, 6 Uhr 31 morgens
    Geändert von Chizuri Saito (05.12.2010 um 10:29 Uhr)

  8. #8
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    6 Uhr 31 morgens


    Die Frau kam zu sich und sah sich etwas desorientiert um. Als sie dann fragte, ob sie weggehen sollte, schüttelte Liothari schnell den Kopf.

    „Nein, nein“, beschwichtigte sie schnell. „Ich hörte, das man hat Euch dort herausgeworfen hat.“ Sie wies zur Schenke „Zum Müden Adeligen“ hinüber. „Ich war nur… besorgt.“

    Liothari betrachtete die Fremde. Sie hatte sehr schöne Mandelaugen und ein exotisches Gesicht. Es war eindeutig, dass sie nicht aus Ferelden kam. Ihre Haut war genauso hell wie ihre eigene. Und die Menschenfrau hatte sie nicht angeschrien, „was du verdammtes Spitzohr hier herumlungerst, zum Erbauer“. Vielleicht kam sie ja aus einem Land, in dem es keine Elfen gab. Oder in dem ihr Volk nicht wie der Dreck in den Hintergassen behandelt wurde.

    „Ich sah Euch hier liegen, und da wollte ich nachsehen, ob Ihr noch lebt. Es gibt viele schlechte Menschen in Denerim“, schloss sie schließlich mit einer gewissen Bitterkeit in der Stimme und hoffte, dass die junge Fremde ihr diese Worte nicht als hetzerische Äußerung gegenüber dem gesamten, menschlichen Volk auslegen würde. Die Fremde hatte ihr nichts zuleide getan. Noch nicht, wisperte eine böse, kleine Stimme ihr zu.

    „Geht es Euch gut?“, fügte sie schließlich mit einer gewissen Besorgnis noch an, ehe sie auf den Fußballen zurückwippte und die Fremde mit einer gewissen besorgten Erwartung aus den großen, mandelförmigen grünen Augen anblickte.

    6 Uhr 31 morgens

  9. #9
    DA FRPG only Avatar von Chizuri Saito
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    Chizuri runzelte kurz die Stirn. Hatte die Elfe sie beobachtet oder woher wusste sie, dass Chizuri aus der Taverne geschmissen wurde. Wie auch immer, die Fremde war freundlich und außerdem mochte sie Elfen.
    „Danke, ja ich lebe noch.“, murmelte Chizuri als Antwort und stand ebenfalls vorsichtig auf. Dabei knickte sie fast weg, da ihre Beine noch immer gegen die nächtliche Misshandlung protestierten. Die Kälte lies sie am ganzen Körper zittern. ‚Und mir geht es überhaupt nicht gut. Ich habe Hunger, bin durstig und habe keine Münzen mehr. Mir ist kalt und alles tut weh…’

    „Aber viel mehr auch nicht.“, sie zuckte mit den Schultern. ‚Kann ich ihr sagen, dass ich keine Münze mehr habe? Was soll’s…’ „Ich wurde rausgeworfen, da ich nichts bezahlen hätte können und einen anderen Platz zum Schlafen wusste ich auch nicht. Ich bin erst seit gestern hier.“
    Sie versuchte ein tapferes Lächeln, wischte sich an ihrer Hose den Schmutz der Straße von der Hand und hielt sie der Elfe hin.

    „Es ist mir eine Freude, Euch kennen zu lernen. Ich bin Chizuri oder einfach nur Chizu.“, stelle sie sich vor. ‚Hoffentlich geht sie jetzt nicht gleich weg.’ Im gleichen Augeblick viel ihr etwas ein, dass ihr Voltaire beigebracht hatte. „And… Andaran atish’an.“
    Fast hätte Chizuri die elfische Grußformel nicht mehr zusammengebracht.
    Geändert von Kinman (04.12.2010 um 12:21 Uhr)

  10. #10
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    6 Uhr 31 morgens


    Als Chizuri die elfischen Grußworte aussprach, weiteten sich Liotharis Augen überrascht. Sie hatte nicht erwartet, ihre Sprache aus dem Mund einer Menschenfrau zu vernehmen. Schließlich breitete sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht auf.

    „Ma serannas“, erwiderte sie freundlich. „Ich bin Liothari, doch die mich kennen haben mich Era’len genannt…“ Ein Schatten schien über ihr Gesicht zu gleiten. Die sie kannten waren alle tot, abgeschlachtet, von schartigen Klingen und groben Pfeilen durchbohrt. Sie schluckte, denn sie spürte einen harten Kloß in der Kehle. Sie fröstelte mit einem Mal, und das lag nicht allein an der kalten Morgenluft. „Es tut mir leid, dass Euer Willkommen in Denerim so herzlos ausfiel, Chizuri. Die Menschen hier…“ Sie zögerte. „Der Stein hat ihre Herzen hart werden lassen. Jedenfalls erscheint es mir so.“

    Liothari seufzte leise. Die Menschenfrau hatte auf der Straße schlafen müssen, weil die Menschen in dieser Schenke ihr kein Obdach gewährt hatten. Geldgierig hatten sie lediglich auf die Münzen der jungen Fremden geschaut, und nicht deren Not erkannt oder, dass sie neu hier war und nicht wusste, wohin sie sich wenden sollte. Liothari wusste nicht, ob sie es traurig oder ermutigend finden sollte, dass die Menschen auch ihresgleichen derartig schlecht behandeln konnten. Vermutlich war es aber wirklich sehr traurig.

    „Ich bin selbst neu in der Stadt“, begann Liothari. „Doch ist man mir nicht unbedingt mit viel Freundlichkeit begegnet.“ Sie furchte die Stirn, zögerte. Ihr Eindruck von Chizuri war positiver, als jener, den sie von anderen Menschen erhalten hatte, insbesondere innerhalb der Mauern von Denerim. Doch wieweit konnte sie der Menschenfrau trauen? Vielleicht gehörte sie, trotz ihrer Freundlichkeit, zu jenen, die der Kirche blind folgten? Sie muss nicht erfahren, was du bist. Aber sie braucht Hilfe. Liothari schloss die Augen. Wenn sie es nicht tat, wie konnte sie dann von sich behaupten, besser als die Menschen Denerims zu sein? „Ich weiß nicht, was Menschen gerne essen…“ Liothari öffnete ihren kleinen, nicht eben gut gefüllten Münzbeutel und holte einige Kupferlinge hervor. „Aber Ihr wisst es sicher. Und ich werde Denerim bald verlassen, dann vermisse ich das Kupfer nicht mehr.“ Sie drückte der Menschenfrau die Münzen in die Hand und zog die ihrige danach zurück.

    „Und auch ich freue mich, Euch kennen zu lernen, Chizuri“, fügte sie freundlich hinzu.

    6 Uhr 32 morgens
    Geändert von Andauril (04.12.2010 um 23:49 Uhr)

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