Bioware und die hässlichen Gesichter (Eine geheime Agenda?)

[Vargo]

In letzter Zeit sprießen Artikel und Videos über ein sehr spezielles Thema aus dem Boden, wie Fliegenpilze. Die Rede ist von der angeblichen Agenda, die hinter Bioware-Titeln steckt. Vorgeworfen wir Bioware, sie würden sich bei Social Justice Warriors wie Anita Sarkeesian anbiedern und daher ihre Charakter wissentlich hässlicher machen. Ich persönlich halte das für groben Bullshit.

Aber holen wir ein wenig mehr aus. Ich selbst bin kein großer Fan der Political Correctness, die seit dem Gamergate-Skandal propagiert wird. Feministinnen wie Anita Sarkeesian haben mehr Schaden angerichtet, als eine heilsame Diskussion zu starten. Hinzu kommt die Monetarisierung von feministischen Projekten, die durch Eskalation profitabler ausfallen. Aber darum soll es hier nicht gehen. Ich will damit nur sagen, dass ich die SJW-Bewegung auch nicht sonderlich mag. Abschließend empfehle ich aber noch dieses Video eines Entwicklers, der sich zu Sarkeesian äußert:



Nun zurück zum Thema. In den Videos und Berichten geht es darum, dass Bioware seit Dragon Age: Inquisition angeblich einer SJW-Agenda folgt. Belegt wird das speziell durch Gesichtsanimationen weiblicher Charaktere. Prominentestes Beispiel ist Sara, der man Hässlichkeit vorwirft oder die Änderungen von Cassandras Gesicht von Dragon Age 2 zu Inquisition. Es soll jetzt nicht darum gehen zu bewerten ob diese Charaktere schön oder attraktiv sind, sondern darum sie in einen narrativen Kontext zu setzen. Damit will ich sagen: Macht es für den Charakter Sinn so auszusehen? Ich persönlich beantworte diese Frage mit einem klaren „Ja“.

Sara ist eine Gaunerin, die sich nicht um ihr Äußeres schert. Sie schneidet sich selbst die Haare krumm und schief, hatte anscheinend mal eine gebrochene Nase und trägt Kleider aus Flicken, da sie sich kein Stück für Mode interessiert. Es unterstreicht ihren verrückten und durchgeknallten Charakter auf eine sehr organische Art und Weise. Hätte sie nun die perfekte Frisur, eine gerade Nase und würde in übermäßig komplexer Kleidung, die das Prädikat hübsch tragen könnte, auftreten, würde dass ihrem generellen Charakter schlicht widersprechen. Ihr ganzes Design ist darauf ausgelegt die Charakterisierung zu vertiefen und sie greifbarer zu machen. In meinen Augen funktionierte das hervorragend.
Das Selbe kann man auch über Cassandra sagen, die sich im Vergleich zu Dragon Age 2 gar nicht so stark verändert hat. Man kann argumentieren, dass ihre Haut heller geworden ist, aber ansonsten sind die Gesichtszüge sich sehr ähnlich. Dank der Frostbite-Engine gibt es lediglich mehr Details. Der größte Unterschied sind zwei Narben. Sind Narben auf einem weiblichen Gesicht also generell eine Verschandelung? Selbst wenn es sich um eine gestandene Kriegerin handelt? Ich steig da nicht so wirklich hinter die Argumentation der Berichterstatter und sehe keine Spur von einer Agenda.

Anbiederungen gibt es zwar wirklich in Form der Sexualität mancher Charaktere, aber ich sehe das nicht als schlimm an. Dann gibt es eben einen schwulen Magier, eine lesbische Diebin und einen transsexuellen Söldner. Inwiefern soll das von der Geschichte ablenken? Ich empfand es nie als überzogen, inwiefern die Figuren mit ihrer Sexualität umgingen. Dorian und Sara flirten gerne, aber es gab in vergangenen Bioware-Spielen auch heterosexuelle Figuren die das gerne taten und da wurde auch nicht sofort eine Agenda dahinter vermutet.

Schließen wir aber hier mal mit Dragon Age: Inquisition ab und gehen weiter zu Mass Effect: Andromeda. Ich habe das Spiel bisher nicht gespielt, weswegen ich nichts über die Charakterisierung von Figuren wie Peebee oder Cora sagen kann. Meine Argumentation hier ist also wesentlich subjektiver und beruht alleine auf dem Aussehen.

Um es kurz zu machen: Ich liebe Peebees Gesicht! Nicht nur Dank dem Streifen über ihren Augen, sondern auch von den generellen Gesichtszügen her. Sie erweckt sofort den Eindruck einer verspielten und sprücheklopfenden Unruhestifterin. Cora dagegen nimmt man auf den ersten Blick ab, dass sie ein wenig nen Stock im Arsch hat. Ob das nun wirklich so ist, kann ich nicht sagen, aber sie sieht nach einer Autoritätsperson aus, mit Dickschädel und allem. Eindrücke die ein klassisch attraktives Gesicht, mit kleiner Nase, vollen Lippen und ovaler Kopfform nicht zwingend rüber bringen kann. Gegen traditionelle Schönheit habe ich nichts und man kann auch durchaus Charakteristiken über ein traditionell schönes Gesicht transportieren, aber mir liegt die Vielfalt da einfach mehr.

Ein weiterer Anstoß des kollektiven Unwohlseins war die Default Sara Ryder, die ihrem Vorbild, dem Model Jayde Rossi kaum ähnlich sieht. Anders als Default Scott Ryder, der seinem Vorbild bis aufs letzte Härchen ähnlich sieht. Über die Qualität der Gesichtsanimation kann ich nichts sagen, außer eben was ich in Trailern gesehen habe und in einigen Videos über die miesen Animationen. Nachholbedarf besteht also durchaus für Bioware, aber generell mag ich FemRys Gesicht. Die etwas größere Nase, die volleren Wangen; für mich vermittelt das die perfekte Grundlage für eine vergnüglichere Version eines Ryders. Perfekt für ein Ryder mit viel Sinn für Humor und einem großen Herz.

Aber gut. Ich gleite nun doch sehr in die Subjektivität ab und beende meine Ausführungen daher erst einmal. Ich sehe jedenfalls keinerlei Hinweise für eine geheime SJW-Agenda im Hause Bioware. Narrativ können sie sich zwar immer noch eine Scheibe bei The Witcher 3 abschneiden, speziell was Questdesign, aber auch was Charakterzeichnung betrifft, aber generell bin und bleibe ich Fan der Spiele.

Was denkt ihr über dieses Thema? Seht ihr eine Agenda hinter all dem?

Hier noch ein paar Videos und Berichte mit Agenda-Vorwürfen:

https://www.thesun.co.uk/news/294829...re-sexism-row/