Name: Oliver Williams/Frank Schneiderholm
Zugehörigkeit: freier Charakter/Insasse der „Asylum“
Rasse: Mensch
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Ruckartig strömte wieder Leben durch den Körper, als Oliver erwachte und nach einigen Momenten der Benommenheit verstand, dass er wieder am Drücker war. Moment, was sollte das denn heißen?
„Wo zur Hölle bin ich denn jetzt schon wieder?“
Er hatte sich umgesehen und sofort verstanden, dass er nicht mehr auf Omega war. Natürlich, es sah alles irgendwie abgefuckt aus, aber auf eine irgendwie romantische Art und Weise. Nicht so abstoßend wie man es von Arias kleinem Imperium eigentlich gewohnt war. Oliver jedenfalls fand es befremdlich. Genau so wie die Klamotten. Hastig durchwühlte er sie nach etwas sinnvollem, doch fand nur Zigaretten. Nebenbei bemerkte er einen kleinen Zettel. Made in Kintawa. Fabrikwelt im Terminus, produziert nur Müll für die Galaxis. Deutsche Wertarbeit, am Arsch!
Oliver hatte sich aufgerichtet und war die Treppe hinuntergestolpert. Unten war eine Bar, schäbig und kaum besucht. Ebenfalls bekannt, aber er wusste nicht, woher. Etwas fiel ihm auf. Ein Geschmack. Er schnalzte mehrfach mit der Zunge. Red Sand. Eigentlich hatte er aufgehört. Scheint wohl ein Moment der Schwäche gewesen zu sein.
„He, was geht denn hier ab?“, keifte Oliver den Barmann an und schwirrte zum Tresen, wo er sich mit Müh und Not festhielt, „wo bin ich?“
Entspann dich Junge. Du bist auf Droge, kläff nicht gleich den erstbesten Typen an. Beruhig dich, atme durch. Nein, Rennen! Du bist voller Energie, du kleiner Merkur! Raus mit dir, gib Gummi! Alles in ihm schrie danach, Energie loszuwerden. Lediglich sein Geist hinderte ihn daran, die leeren Gläser vor ihm durch die Bar zu schleudern. Er zuckte mit dem Kopf, blinzelte mehrfach heftig und öffnete den Mund ruckartig, um ihn dann sofort wieder zu schließen. Auf. Zu. Auf. Zu. Auf. Zu. Er war ein einziges Energiebündel.
„Na, Hilton Ressorts Nos Astra wird’s nicht sein, du Vogel“, brummte der Mann zurück und sah nicht mal von dem Bierkrug auf, den er gerade polierte. Das Licht der kleinen Diskomaschine reflektierte sich im Glas des Kruges und brach dort derart interessant, dass Oliver für den Bruchteil einer Sekunde wie gefangen war davon.
„Penner, sag schon“, brach es unmittelbar danach wieder aus ihm heraus, gefolgt von einem leisen Fluch über seine eigene Ungehaltenheit. Junge, du musst dich zusammenreißen. Krieg den Rausch unter Kontrolle!
„Maria voll der Gnade. Tharkad, Mann. Ich wünschte auch manchmal, ich würde hier aufwachen und von nichts wissen. Kann einen ganz schön ficken, diese Gegend.“
Oliver hörte schon gar nicht mehr zu, sondern flog geradewegs durch die Eingangstür hinaus ins Freie. Ja, er flog, denn die Tobsucht, die seinen Körper mehr und mehr überkam, trieb ihn in der Welt umher, verhinderte es, dass er zum Stillstand kam. Wie ein Orkan fegte er durch die Tür hinaus in das sandige Loch, in welchem er gelandet war. Es war in der Tat ein Planet, er kannte ihn allerdings nicht. Der sternenklare Himmel verblasste langsam und am Horizont schimmerten verräterisch die ersten Anzeichen des bevorstehenden Sonnenaufgangs. Es war wunderschön, doch Oliver musste weiter. Weiter raus. Weg, weg von hier. Atmen, Oliver, atmen. Gut so. Und jetzt konzentrier' dich.
„Du musst aufhören, zu trinken. Und Red Sand. Lass den Mist, Mandy hat dich deswegen verlassen!“
Die Hände wurden zur Faust geballt und direkt danach wieder entspannt. Wie von der Tollwut getrieben peitschte der unruhige Körper weiter durch die Stadt, wenn man das Nest überhaupt so nennen konnte. Mehrfach stolperte er über Trümmerteile oder anderen Plunder, der auf den Straßen lag.
„Okokokok, du hast die Kontrolle, jetzt beruhig dich“, flüsterte Oliver und hielt an einem Brunnen an, der bereits vor Ewigkeiten versiegt war, „es kommt nicht oft vor, dass du die Kontrolle hast, also nutz die Zeit effizient! Wohin kannst du gehen? Hast du eine Waffe? Du brauchst eine Waffe!“
Die Knie wurden weich und Oliver schaffte es gerade noch so, sich am Brunnen festzuhalten. Plötzlich von einer schlagartigen Müdigkeit überfallen, blicke er hinauf, an die Spitze des Brunnens, den eine Marienstatue krönte. Eine Waffe? Wieso brauchte er an einem solch friedlichen Ort wie diesem eine Waffe? Wollte er jemanden umlegen? Ein Kratzen am Hinterkopf. Vor seinem inneren Auge blitzten Bilder auf. Eine Frau, die in Flammen stand, hinter ihr eine Wand voller Schmierereien, ihre Lippen formten stumm ein Wort, ja vielmehr einen Namen, den er sich nicht auszusprechen, geschweige denn zu denken traute. Die Knie festigten sich wieder, die Muskeln fanden zurück zu alter Kraft und seine innere Ruhe verschwand wieder so wie sie gekommen war. Diesmal wich sie allerdings keinem blinden Furor, den er seit seiner Rückkehr aus der Ohnmacht an den Tag gelegt hatte, sondern mehr einem blanken Hass und einem unbestimmten Gefühl der Rachlust, ohne dass es dafür ein konkretes Ziel gab.
„Ja, richtig“, knurrte nun ein deutscher Offizier, „wir holen uns Ihn, dessen Namen wir nicht aussprechen. Und er wird zahlen für das, was er uns angetan hat.“