Name: Oliver Williams/Frank Schneiderholm
Zugehörigkeit: freier Charakter/Insasse der „Asylum“
Rasse: Mensch
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Den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen stöhnte Frank laut und ausgiebig, nachdem ein lautes Plätschern zu vernehmen war. Offizier hin oder her, er war noch immer ein Mann und es gab Dinge, die bei jedem Mann gleich waren. Dazu gehörte eben auch, den Gang auf die Toilette als einen der wenigen Augenblicke absoluter Intimität entsprechend zu genießen. Frank hatte keine Ahnung, wie er nach den Strapazen des Tages, vor allem nachdem er durch diese Affenhitze gestolpert war und sich zu Tode geschwitzt hatte, überhaupt so viel schiffen konnte, doch er genoss es. So sehr, dass sich zu der Erleichterung fast ein wenig Enttäuschung gesellte, als er fertig war und nach ein bisschen Schütteln den Hosenstall wieder schloss. Beschwingt ging er zum Waschbecken, wobei er feststellte, dass es gar keins gab, sondern nur die üblichen Desinfektoren, die ohne Wasser zu verbrauchen Bakterien abtöten konnten. Sparsam und umweltfreundlich, aber nicht sehr beliebt. Es funktionierte irgendwie so ähnlich wie in den üblichen Luftschleusen der neuesten Raumschiffe, die dazu dienten, die innere Atmosphäre aufrecht zu erhalten. Frank sah auf und betrachtete das von Stoppeln gezeichnete Gesicht im Spiegel. Was schwätzte er da eigentlich?
Er stand wieder vor dem Pissoir. Verwirrt runzelte er die Stirn, sah über seine Schulter und dann an sich hinab. Sein bestes Stück hatte er noch immer in der linken Hand. Nach einem kurzen Moment, schloss er seinen Hosenstall wieder und ging wieder den Weg zum Waschbecken. War er ihn nicht gerade schon gegangen? Wieder dieselbe Apparatur von gerade eben und Frank bediente sie auf eine monotone Art, die ihn über seine Handlungen nicht mehr nachdenken ließ. Er sah auf, wollte sich im Spiegel betrachten, doch er war eingeschlagen, sodass unzählige Sprünge im Kunstglas eine klare Reflektion verhinderten. Kopfschüttelnd drehte sich Frank um und stieß dabei in eine andere Person, woraufhin er sich sofort entschuldigte.
„Kein Problem, das kann passieren“, erwiderte die Person mit einer allzu bekannten Stimme und Frank blieb wie festgefroren stehen. Es war das Mädchen aus dem Lager, jene schwarzhaarige Schönheit, die ihn im Zellenblock verabschiedet hatte.
„Du?!“, stieß Frank aus und wollte sie an den Armen nehmen, wogegen sie sich allerdings entschieden wehrte. Eine Reaktion, mit der er zu rechnen hatte, schließlich hatte sie bisher immer so reagiert.
„Was machst du hier?“
Es waren Worte, die er und sie gleichzeitig aussprachen. Auf seinen verwirrten Gesichtsausdruck hin, schürzte sie nur die Lippen und zuckte mit den Schultern.
„Das ist nicht wichtig. Ich bin froh, dass du es nach unten geschafft hast und es dir gut geht“, erwiderte sie und lächelte. Es war dieses gezwungene, traurige Lächeln, das ihre Augen nie erreichte und das er von ihr kannte.
„Das sagst gerade du“, antwortete Frank und lachte, „komm, wir trinken etwas.“
„Nein“, antwortete sie und hielt ihn zurück. Er sah an sich hinab. Es war das erste Mal, dass sie sich berührten, doch es fühlte sich nicht so an.
„Du musst mir jetzt sehr genau zuhören“, sagte sie und blickte ihm ernst in die Augen, „ich habe nicht viel Zeit.“
„Was-“
„Ich weiß, was ihr morgen macht, du und deine Freunde“, fuhr sie fort, wobei sie ihm ins Wort fiel, „ich weiß, wann ihr morgen wo sein werdet. Ich weiß, wofür man euch angeheuert hat. Aber ich weiß auch, dass ihr hinter mehr her seid, als ihr zu wissen glaubt.“
Frank wollte etwas sagen, doch dieser Versuch wurde harsch unterbunden.
„Lass mich jetzt ausreden!“, herrschte sie ihn an, wobei ihr die Ton- und Wortwahl offensichtlich Leid taten, allerdings notwendig waren. Frank gehorchte.
„Die Männer, auf die ihr morgen treffen werdet, haben einen Anführer. Du wirst ihn erkennen. Er weiß, wo ihr suchen müsst. Dieser Mann wird dir auch sagen, wo du IHN finden wirst.“
Franks Augen weiteten sich, als das Mädchen auf den Doktor anspielte. Sein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken an diesen Menschen. Er hatte Frank etwas angetan, das wusste er.
„Ganz genau“, sagte das Mädchen mit einem bestätigenden Kopfnicken, fast so als wüsste sie, woran Frank gerade dachte und als ob sie seine Rachegelüste für ein Unrecht, an das er sich nicht erinnern konnte, befeuern wollte, „er wird dich zu IHM führen.“
„Und dann? Was soll ich dann machen?“
Ein Klicken war zu hören und mit einem knirschen öffnete sich eine der Kabinen auf der Herrentoilette.
„Meine Fresse, noch nicht mal in Ruhe ein Ei legen kann man hier“, brummte der bärtige Mann, der an seinem Gürtel nestelnd herauskam und Frank bedachte ihn mit einer leicht verstörten Runzeln auf der Stirn.
„Findest du IHN, findest du mich. Ich weiß, du wirst das richtige tun... Bis bald.“
Er sah wieder zu dem Mädchen, das jetzt nicht mehr hier war und zu ihm nur als Flüstern aus der Dunkelheit des Ganges gesprochen hatte.
„Mann, alles klar bei dir?“, fragte der Bärtige, „siehst aus, als ob du ein Gespenst gesehen hättest.“
Frank antwortete nichts darauf, sondern verließ die Toilette ebenfalls.

Wieder zurück im Eingangsbereich der Taverne sah sich Frank nach dem Mädchen um, konnte sie jedoch nirgendwo ausmachen. Die Spelunke war noch immer spärlich beleuchtet, genau so wie sie nur spärlich besucht war. Ein paar Gestalten spielten Karten, der nächste gab sich den Drogen hin. Doch nirgendwo eine Spur von diesem Mädchen…
„Frank“, erklang es vom Tresen und der Offizier macht Herrn Vanderlyle aus, wie er vor einem Bier saß und ihm zuwinkte. Frank schnaubte und ließ den Blick noch einmal durch die Taverne gleiten, in der Hoffnung, sie doch noch zu sehen, doch schließlich gab er es auf. Sie war weg.
„Für mich auch eins“, sagte Frank zum Wirt und deutete dabei auf das Bier von Herrn Vanderlyle, eher neben diesem Platz nahm und sich seinem Gefährten zuwandte.
„Also“, seufzte Frank und fuhr sich durch die Haare, die Schirmmütze vor sich abgelegt, „wie geht es jetzt weiter?“