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Thema: Thief (2014)

  1. #1
    The Main Man Avatar von Vargo
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    Standard Thief (2014)


    Thief: The Dark Project, der Klassiker von Looking Glas, war zu seiner Zeit revolutionär. Zusammen mit Metal Gear Solid 1 und Tenchu schuf das Spiel das Genre des Schleichers. Anders als die beiden Titel aus dem Hause Konami und Activision, spielte man jedoch mit Garrett einen Charakter, der Gewalt verabscheute und lieber seine Taschen füllte. Wenn es sein musste, konnte der Meisterdieb zwar zum Schlagstock oder Bogen greifen, aber sein waren eher die Schatten und Listigkeit. Und natürlich die Gier, denn es war einfach befriedigend nach langem Schattenhuschen eine Diamentenkette in Händen zu halten. Der schlicht Thief genannte Reboot aus dem Hause Eidos Interactive, versucht nun an die Erfolgsgeschichte der drei Vorgänger anzuknüpfen, schafft dies aber leider nur teilweise.

    Geschichte

    Von seinem Hehler Besso erhält Meisterdieb Garrett den Auftrag einen sogenannten Urkraftstein zu stehlen. Zur Seite wird ihm dabei die junge und hitzköpfige Erin gestellt. Durch ihr Temperament scheitert die Mission und sie stürzt augenscheinlich in den Tod. Auch Garrett kommt nicht mit heiler Haut davon. Neben einigen neuen Narben, wird auch eines seiner Augen getrübt und schimmert nun in einem mystischen grün.

    Die Geschichte konfus zu nennen wäre eine mittelschwere Untertreibung. Mystizismus wird mit dem ewigen Konflikt Arm gegen Reich verquickt und dann noch durch bedeutungsschwere Dialoge mit Nebenfiguren wie der Königin der Bettler verkompliziert. Die Figuren bleiben über weite Strecken ungreifbar und diffus. Wirkliche Sympathien entwickelt man nicht. Garrett selbst leidet unter dieser verwirrenden Narration auch, denn die Beweggründe des Schattenschleichers bleiben eben dort – in den Schatten.

    Die Themen der vorherigen Spiele, nämlich die Industrielle Revolution und den daraus resultierenden Kampf zwischen Hammeriten und naturverbundenen Heiden findet sich im Spiel nicht wieder. Stattdessen kämpfen ein despotischer Baron und der Anführer der weniger betuchten Bürgerschichten, Orion, gegeneinander. Mit der Urkraft kommen dann auch noch Horror- und Fantasy-Elemente hinzu.

    Besonders die Horror-Elemente sind recht gelungen, vor allem in einem Kapitel, das in einer Irrenanstalt spielt. Dort hat man das Gefühl, dass einen jeden Moment etwas anspringt, wobei Garrett unter Sinnestäuschungen leidet und den Verstand zu verlieren droht.

    Gameplay

    Wie schon in den Vorgängern lenkt man Garrett aus der Ego-Perspektive durch die namenlose Stadt. Nur bei gelegentlichen Klettereinlagen schwenkt die Perspektive in Third-Person. Dadurch bekommt man ein unmittelbares Gefühl, begünstigt durch Kleinigkeiten wie die häufig sichtbaren Hände des Diebes. Hauptmerkmal des Spiels ist natürlich das Klauen. Innerhalb der Missionen findet man zahlreiche Beutestücke wie Ringe, Ketten, Kandelaber, Füller und zahlreiches mehr. Der Wert variiert dabei recht stark, abhängig davon ob die Sachen aus Gold oder Silber bestehen. Die Level sind förmlich voll gepflastert mit diesen kleinen Fundstücken, wodurch man sich irgendwann unweigerlich fragt, wo Garrett den ganzen Krempel verstaut.

    Ab und an stolpert man auch über besondere Gegenstände, welche die Funktion von wirklichen Sammelobjekten einnehmen. Diese kann man nach erfolgreicher Beendigung einer Mission in Garretts Heimatbasis bewundern. Darunter fallen spezielle Schmuckstücke, aber auch Gemälde und einzigartige Objekte. Wirklich etwas bringen, abgesehen von Erfolgen bzw. Trophäen, tun diese Gegenstände aber nicht.

    Auffällig sind auch einige Sachen am Rande, die noch aus der Version des Spiels zu stammen scheinen, die Rollenspielelemente vorsah. So ist es möglich bei Händlern gegen bare Münze Aufwertungen und spezielle Gegenstände zu kaufen. Unter diesen befindet sich ein Schraubenschlüssel, mit welchem man Gedenktafeln und Schächte ab- bzw. aufschrauben kann, ein Drahtschneider der das deaktivieren von Fallen erlaubt und eine Rasierklinge, mit der man Gemälde aus dem Rahmen schneiden kann. Dazu gibt es noch kaufbare Perks, die leisere Bewegungen, präziseres Schießen mit dem Bogen oder eine stabilere Rüstung erlauben. Es ist natürlich rein spekulativ anzunehmen, dass diese Sachen in der alten Konzeption, die näher an Deus Ex: Human Revolution angelehnt war, besser funktioniert hätten, aber man wird das Gefühl nicht los, dass das Spiel etwas ist, dass es vorher gar nicht sein wollte. Es wäre mit Sicherheit etwas ganz anderes geworden, als die klassischen Thief-Spiele. Deswegen ist auch anzunehmen, dass die Entwickler schlicht schiss vor einem Shitstorm der Fans hatten.

    Dinge wie die Fokus-Funktion, die manipulierbare und stehlbare Objekte in der Umwelt hervor hebt, sind wiederum Verneigungen vor dem Mainstream. Im ersten Durchlauf spielte ich im Schwierigkeitsgrad „Meister“, wodurch diese Funktion wegfiel. Das tat dem Spielgefühl enorm gut. Daneben gibt es noch diverse Dinge wie Wegmarkierungen, das Leuchten von Beuteobjekten und so weiter. Zwar sind die allesamt abschaltbar, aber dadurch muss man sich vor dem Spiel wirklich erst mit den Optionen und Einstellungen befassen, was auch nicht wirklich sein muss.

    Neben den drei Hauptschwierigkeitsgraden gibt es zusätzlich auch noch einen vierten, den man sich selbst zurecht schneidern kann. So kann man einstellen, dass beim Tod oder K.O. Gehen einer Wache sofort die Mission als gescheitert angesehen wird oder man reduziert die Laufgeschwindigkeit von Garrett. An und für sich eine nette Idee, die aber nicht so recht zündet und durch einige Probleme des Spiels auch hakt. Wenn ich nun einstelle, dass sämtliche Spielfortschritte beim Tod der Hauptfigur verloren gehen, ärgert man sich enorm, wenn man durch das ungenaue, automatische Springen in einen Fluss fällt und krepiert.

    Die offene Spielwelt zwischen den Missionen ist zwar eine tolle Idee, da man die Stadt hier im Freerunning-Stil relativ frei erkunden kann, aber leider ist die Metropole aufgebaut wie ein Labyrinth. Die verschiedenen kleinen Viertel werden durch nervige Ladezeiten und diffuse Verbindungen durch Keller und Wohnungen miteinander verbunden. Nur selten kann man einfach mal ein Tor benutzen. Da fragt man sich, wie die Leute täglich zu ihrer Arbeit kommen. Wer jetzt hofft dynamisch wie in Mirror's Edge über Hausdächer zu hechten, wird ebenfalls enttäuscht. Sprinten und Springen liegt auf einer Taste und ihr gebt nur die Richtung vor. Alles andere läuft vollautomatisiert ab. Außerdem kann man nur an speziellen Punkten nach oben springen.

    Grafik

    Ich habe das Spiel auf der Playstation 4 gespielt und dachte die ganze Zeit einen Titel aus der alten Konsolengeneration zu zocken. So erlebt man ruckelnde Zwischensequenzen, wodurch die Lippensynchronität flöten geht, unschön aufploppende Texturen, Gesichtsanimationen von vorgestern und stocksteife Animationen. Dennoch gelingt es dem Spiel eine recht stimmungsvolle, verlotterte Atmosphäre zu vermitteln. Es wäre aber definitiv mehr drin gewesen. Weswegen zum Beispiel die Rettungsringe am Hafen nur Texturtapeten, statt greifbare Objekte sind, verstehe wer will. Das klingt nun kleinlich, gibt aber gut wieder worunter das Spiel an vielen Orten grafisch krankt.

    Sound

    Die musikalische Untermalung ist stimmungsvoll und hält sich im Hintergrund. Richtige Ohrwürmer gibt es nicht. Die deutsche Synchronisation ist gelungen und kann mit einigen prominenten Sprechern aufwarten. Störend ist die Abmischung in den Dialogen. Durch fehlende Normalisierung schwankt somit die Tonlage der Sprecher, wodurch sie einmal gut zu verstehen sind und dann plötzlich von der Musik oder Umgebungsgeräuschen übertönt werden. Auch kommt es gelegentlich zu Absurditäten wie gedoppelten Dialogen, wodurch eine Figur plötzlich enorm Schizophren klingt. Die englische Version habe ich noch nicht getestet, weswegen ich nicht weiß, ob es ein Problem der Lokalisierung oder generell des Spiels ist.

    Fazit:

    Thief ist für Fans eine mittelschwere Enttäuschung. Hinzu kommt die fehlende Entscheidungsfreude der Entwickler, was die Richtung des Spiels anbelangt. Dadurch wurde Thief leider ein rechter Flickenteppich aus verschiedenen Elementen, die teilweise nicht vorteilhaft ineinander greifen. Spaß hatte ich mit dem Titel dennoch und irgendwie hoffe ich auch, dass das Spiel ein kleiner Erfolg wird. Nur soweit, dass ein würdigerer Nachfolger kommt.

    6.5 von 10 Punkten
    Geändert von Vargo (03.03.2014 um 19:06 Uhr)


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