Wie schreibt man einen Test bzw. eine Kritik zu etwas, das weder Spiel noch Film sein will? Die Antwort ist einfach: Möglichst frei. Der Abspann lief erst eben über meinen Fernseher und die Emotionen von Jodies Reise sind noch frisch. Quantic Dream ist es gelungen aus einem Mystery-Stoff emotional alles heraus zu holen. Glaubhafte Figuren, eine glaubhafte Welt und eine eigene, glaubhafte Mythologie. Im Rahmen der Erzählung machen Aiden und die Existenzen Sinn und sie sind genauso wichtiger und tragender Bestandteil dieser Erzählung wie die menschlichen Figuren.

Aber um was geht es in Beyond: Two Souls eigentlich?

Seit ihrer Geburt ist Jodie Holmes (Ellen Page) über eine Art Nabelschnur mit einem Wesen namens Aiden verbunden. Aiden ist eine unsichtbare Existenz, die in unserer Welt alles mögliche Manipulieren kann, von einfach Gegenständen, bis hin zu Personen. Natürlich wird das Militär recht schnell auf Jodie aufmerksam und sie wird von ihrer Familie getrennt und in das Forschungsprojekt von Nathan Dawkins (Willem Dafoe) gesteckt. Doch bald streckt auch die CIA die Fühler nach ihr aus.
Jodies Geschichte wird nicht stringent erzählt. Immer wieder hüpft die Handlung hin und her. So erlebt man Episoden aus ihrer frühen Kindheit, aus ihrer Zeit bei der CIA oder man erfährt mehr über Dawkins Forschung. Groß darauf eingehen will ich aber gar nicht, da die Geschichte am besten ohne allzu großes Vorwissen genossen wird.

Grafisch ist das Spiel ein wirklicher Augenöffner. Die Details in der Spielwelt sind phänomenal. Mimik und Animationen der handelnden Figuren kratzen am Rand der Perfektion. Gelegentlich gibt es aufploppende Texturen, aber das ist eher selten der Fall. Besonders ein Abschnitt auf einer Farm in der Navajo-Wüste könnte bereits auf Next-Gen-Konsolen für runter geklappte Unterkiefer sorgen.

Im Vergleich zum Vorgänger Heavy Rain, fällt die Immersion durch das neue Steuerungssystem wesentlich leichter. Es werden nun nicht ständig irgendwelche Buttons eingeblendet. Meistens wird sehr dezent auf interagierbare Objekte hingewiesen und zwar in Form eines weißen Punktes. Auch die deutsche Synchronisation hat im Vergleich zum direkten Vorgänger einen gehörigen Sprung gemacht. Mit den offiziellen Synchronsprechern von Ellen Page und Willem Dafoe kann man aber auch nicht allzu viel falsch machen. Auch die Nebenrollen sind durch die Bank weg sehr gut vertont.

Was das Spiel auch sehr gut hinbekommt, ist eine in manchen Abschnitten sehr gruselige Atmosphäre. Da braucht es keinen Zombie-Overkill á la Resident Evil 6. Stattdessen wird sehr langsam und leise für Atmosphäre gesorgt.

Fazit: Beyond: Two Souls ist wie der Vorgänger Heavy Rain weniger Spiel, als viel mehr interaktives Erlebnis. Emotional wird auf der gesamten Klaviatur des Spielers gespielt, wobei es zahlreiche spannende Wendungen und dramatische Verwicklungen gibt. Erzählerisch habe ich mit Beyond: Two Souls mein Spiel des Jahres gefunden.