Relativ überraschend lief eben der Abspann von The Banner Saga über meinen Bildschirm und lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ratlos, weil diese tolle Geschichte so abrupt und relativ bitter endete und mich mit sehr vielen Fragen zurück lässt. Irgendwie fühlt es sich an, als hätte ich nur den ersten Film einer viel längeren Filmserie gesehen und wurde mit einem nicht unbedeuteneden Cliffhanger zurück gelassen. Dieser kleine Dämpfer zum Schluss soll jedoch nicht schmälern, was für ein grandioses Rollenspiel The Banner Saga ist. Allein schon der fantastische Zeichenstil der in keinster Weise altbacken wirkenden 2D-Grafik hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Auch wenn die Figuren nur rudimentär Emotionen und Gefühle über ihre Darstellung ausdrücken können, reißt mich die fantastisch geschriebene Geschichte mit und lässt mich mit den Charakteren mitleiden.

Denn die Welt von The Banner Saga ist ein düsterer Ort. Menschen und Varl, verbündet durch einen instabilen Pakt, fliehen vor den grausamen Wütern, die ihrerseits vor einer als Finsternis beschriebenen Bedrohung aus dem Norden fliehen. In dieser Umgebung macht sich der Spieler mit einer Karawane auf eine lange Reise, bei der es stets gilt, Gefahren zu meistern, die Stimmung in der Gruppe hoch zu halten und drauf zu achten, dass die Vorräte nicht ausgehen. Dabei gilt es immer wieder knifflige Entscheidungen zu treffen, wie mit bestimmten Situationen umgegangen werden soll. Mische ich mich in die Angelegenheiten von Fremden ein, oder ziehe ich lieber meiner Wege? Nehme ich einige Reisende in meine Karawane auf, oder lieber nicht? Je nach Entscheidung treten dann unterschiedliche Ereignisse auf, die sich positiv oder negativ auf die Karawane auswirken können. Im schlimmsten Fall kommt es zum Gefecht.

Die Kämpfe werden mit einer Gruppe aus sechs Helden bestritten, die aus den verschiedenen Charakteren der Reisegruppe zusammengestellt wird. Dabei stehen verschiedene Kämpfertypen wie Nahkampfstarke Varl, Bogenschützen und gelegentlich auch Magier zur Auswahl. Eine ausgewogene Mischung kann hier von Vorteil sein. Die Gefechte mit Wütern und Banditen werden rundenbasiert auf einem Schlachtfeld ausgetragen und erinnern ein wenig an Heroes of Might and Magic, ohne jedoch in Komplexität auszuarten. Das Regelwerk ist bewusst einfach gehalten, denn die Erzählung der spannenden Geschichte steht stets im Vordergrund. Ein wenig Dünn für ein Rollenspiel fällt die Charakterentwicklung aus. Jeder Held kann maximal fünf Stufen aufsteigen und auf diese Weise seine Werte leicht verbessern. Zusätzlich gibt es zahlreiche Gegenstände, von denne jeder Charakter jeweils eins tragen kann. Diese geben zusätzliche Boni für unterschiedliche Werte und Kampfeigenschaften. Wer auf eine sehr gut erzählte Geschichte steht und vielleicht auch ein Faible für die nordische Mythologie hat, sollte bei The Banner Saga auf jeden Fall zugreifen. Ich hoffe es erscheint bald ein zweiter Teil, der die großartige Geschichte weiter führt.



The Banner Saga in der Bildergalerie