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Baum-Darstellung

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  1. #11
    Let's Play Macherin Avatar von Obscurefighter
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    Standard Ein Ring, sie alle zu knechten...

    Danke, aber das sind so Dinge, die mir neben dem Schreiben der Story an sich echt Spaß machen und mir dabei helfen die Übersicht zu behalten. Es kann sein, dass die Liste noch erweitert wird, wenn ich merke, dass ich zu wenige Halbgötter haben .
    Hier geht's jetzt erstmal mit einem Geschwistergespräch weiter. So unter vier Augen.



    Ein Ring, sie alle zu knechten...


    Raphael


    [http://www.youtube.com/watch?v=Kjs1KCJTTwE]
    Der Wind strich durch das Gras und Raphael hielt seine Hand nur wenige Millimeter über das Grün. Er spürte, wie sich die Grashalme unter seiner Hand bewegten. Seine Füße drückte er fest in den staubigen Boden des Abhangs, auf dem er saß. Unter ihm lag das Internat in all seiner Pracht da. Da ist langsam auf den Abend zuging, wurden überall Lichter entzündet. Die Sonne näherte sich dem Meer, tauchte alles in ein oranges Licht und schien gewachsen zu sein. Raphael genoss die letzten Sonnenstrahlen noch eine Weile, dann wandte er sich halb um und blickte zu Natalie. Die stand hinter ihm und lehnte an einem Findling. Woher der Stein kam wusste niemand so genau, unter den Schülern hieß er Horus' Faust. Einer Geschichte nach soll Horus in einem Streit mit Odin mit diesem Felsen nach dem Allvater geworfen haben. Raphael glaubte diesen Geschichten kein Stück, aber es war gut, wenn man sie kannte.
    Seine Schwester sah ihn nicht an. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute auf das Meer hinaus. Der Wind ließ ihre dunkelbraunen Haare ein bisschen tanzen. Die Haarfarbe und die goldenen Augen waren das einzige, was die Geschwister äußerlich gemeinsam hatten. Niemand hatte am Anfang geglaubt, dass sie Geschwister waren. Erst als Odin kurz aufgetreten war und alles klargestellt hatte, hatte man die Odinskinder, wie sie von da an gerufen wurden, endlich akzeptiert. Die Tatsache, dass Natalie und Raphael beide von einem der mächtigsten Götter, wenn nicht dem mächtigsten Gott, abstammten, war nicht die einzige Sache, die sie verband. Sie hatten auch die gleiche Mutter. Dana Santiago war ihre Mutter, eine Frau, zu denen sie beide keinen Kontakt mehr hatten. Wenn Raphael es genau bedachte, dann war das noch etwas, was seine Schwester und ihn tief verband. Die Abneigung für die Frau, die sich ihre Mutter schimpfte, obwohl sie nie etwas für sie getan hatte.
    „Was ist los?“, brach er endlich die Stille.
    Natalie wartete mit der Antwort. Sie nahm die Arme aus der Verschränkung und wandte dann nur langsam den Blick zu ihrem jüngeren Bruder. Sie schaute auf seinen Rucksack und zog fragend eine Augenbraue hoch.
    „Der Reißverschluss ist ja kaputt.“
    „Was? Oh, ja, ist aber nicht schlimm.“
    „Warte mal.“
    Natalie kniete sich neben ihn und begann den Reißverschluss langsam aufzuschieben. Dann versuchte sie den Zipper wieder an beide Seiten festzumachen. Raphael beobachtete sie dabei. Aus der Nähe fiel ihm auf wie ungewöhnlich blass seine Schwester war. Ihr standen Schweißperlen auf der Stirn.
    „Ist alles okay mit dir?“, fragte Raphael besorgt.
    „Ja, alles gut.“
    Natalie schaute immer noch auf den Rucksack. Raphael wusste, dass sie ihn anlog. Aber das würde sie offen zugeben. Also versuchte er es anders. Er begann ein unschuldiges Lied zu pfeifen und zog das rechte Bein heran, sodass er fast schon elegant einen Arm um sein Knie legen konnte.
    „Weißt du, Zaira sind da so ein paar Sachen aufgefallen.“
    „Was denn für Sachen?“
    Noch immer wehrte sich der Rucksack gegen Natalies Versuche ihn zu reparieren. Raphael schwieg erst wieder und begann mit dem rechten Fuß zu wippen. Er pfiff weiter und beobachtete die Sonne dabei, wie sie sich dem Horizont immer weiter näherte.
    „Was denn für Sachen?“, fragte Natalie jetzt energischer.
    „Sie meint, dass mit euch Älteren etwas stimmt. Das etwas in der Luft liegen würde. Irgendeine große Sache. Aber du weißt ja, mit ihr geht oft die Fantasie durch.“

    [http://www.youtube.com/watch?v=rl7i_YxDl-8]
    Natalie hielt mit einem Mal inne. Sie ließ sich nach hinten fallen und warf ihrem Bruder den immer noch kaputten Rucksack zu. Raphael war etwas überrascht, fing den Rucksack jedoch mit beiden Händen auf.
    „Hab ich was falsches gesagt?“
    „Nein, das war genau richtig. Zaira kann wirklich gut beobachten.“
    „Richte ich ihr aus. Sagst du mir jetzt was los ist.“
    Natalie nickte nur. Sie setzte sich neben ihren Bruder und streckte die Beine aus. Mit der rechten Hand deutete sie auf eine Stelle mit angrenzenden Wald, wie etwas oder jemand eine große Schneise geschlagen hatte. Einzig ein großer Baum stand dort noch, ragte in den Himmel wie ein Leuchtturm auf hoher See.
    „Steven, Markus und ich wurden dort vor ein paar Nächten von einer Gruppe uns völlig unbekannter Kämpfer angegriffen. Sie haben nach einer Weilen von uns abgelassen, aber das sonderbare war, dass sie mit stumpfen Waffen gekämpft haben.“
    „Stumpfe Waffen?“, hakten Raphael nach.
    Natalie nickte.
    „Es ist ungewöhnlich, ich weiß. Wir hatten danach eine Krisensitzung mit dem Rat und es wurde beschlossen, dass wir das Internat evakuieren. Alle unter 18 werden gehen.“

    [http://www.youtube.com/watch?v=i1ZwVCz7NP0]
    „Wie bitte?!“
    Raphael sprang auf und ignorierte dabei völlig, dass er seinen vollgepackten Rucksack umstieß. Bücher, Hefte, eine Saftflasche und ein paar Stifte ergossen sich über den Boden. Natalie blickte ihren Bruder ärgerlich an.
    „Es ist das Beste für alle Beteiligten.“
    „Wir können kämpfen!“
    „Wir haben keine Ahnung was für Gegner das sind. Es ist sicherer.“
    „Aber wir...“
    „Raphael!“
    Jetzt war sie auch aufgesprungen und baute sich groß vor ihm auf. Sie überragte ihn gut um einen Kopf, wenn nicht mehr. Auch war sie bedingt durch ihre Muskelmasse schwerer als er und hätte keine Probleme damit ihn niederzuringen. Ein paar Minuten starrten sich die Geschwister einfach nur an, in ihrer beider Augen blitze Wut und Zorn. Natalie zog mit einem Mal die Oberlippe ein Stück hoch, sodass sie ihre Eckzähne entblößte. Es sah aus wie beim Wolf, der die Zähne bleckte. Es war Raphael, der schließlich nachgab, den Blick senkte und einen Schritt zurück machte.
    „Ist okay, du hast gewonnen.“
    Er hob abwehrend die Hände auf Schulterhöhe. Natalie setzte sofort wieder ein netteres Gesicht auf, ihre Mundwinkel hoben sich sogar zu einer Art Lächeln. Sie nahm wieder die Arme in eine verschränkte Haltung vor die Brust, was bei ihr ein Zeichen für eine leichte Anspannung war und schaute auf das Internat herab.
    „Ich habe keine Ahnung was das werden wird.“
    „Wir können euch helfen.“
    Raphael wollte es irgendwie erreichen, dass er und alle anderen, die unter 18 waren, nicht weggeschickt wurden. Doch Natalie sah ihn wieder streng an.
    „Es wurde im Rat beschlossen und ich bin ehrlich gesagt das glücklich mit der Entscheidung.“
    „Gerade du müsstest wissen, dass wir kämpfen können! Das ich kämpfen kann!“
    Kurz stutzte Raphael. Eigentlich war er strikt gegen Gewalt, aber eben nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Seine Schwester lächelte nur und wollte ihm einmal durch die Haare wuscheln, doch er duckte sich weg.
    „Behandle mich nicht wie ein kleines Kind!“
    „Du bist 16!“
    „Na und?“
    Natalie seufzte nur.
    „Hör zu, ich habe keine Ahnung wer oder was uns angegriffen hat, aber... mein Bauchgefühl sagt mir, dass es echt übel wird. Und da will ich, dass du in Sicherheit bist. Für alle Fälle.“
    „Für alle Fälle?“

    [http://www.youtube.com/watch?v=soqF9-RZwQw]
    Raphael schaute seine Schwester überrascht an, doch sie seufzte nur und schaute wortlos auf das Internat herab. Mit der linken Hand spielte sie an dem Ring herum, den sie am rechten Mittelfinger trug. Raphael begann seine Sachen wieder in seinen Rucksack zu räumen und stellte ihn achtlos auf dem Boden ab.
    „Hast du Angst?“, fragte er seine Schwester.
    Natalie lachte kurz auf, doch es klang künstlich und falsch.
    „Ich bin die Tochter Odins, ich darf keine Angst haben.“
    „Aber hast du?“
    Fragend zog der kleine Bruder eine Augenbraue hoch. Natalie sagte nichts, aber sie nickte und das reichte Raphael als Antwort. Er griff nach der Hand seiner Schwester und drückte sie.
    „Du packst das schon.“
    Er wollte die Hand wegziehen, doch sie hielt sein Handgelenk fest und legte ihm etwas in die Handfläche. Es war der Ring, den sie bis vorhin noch am rechten Mittelfinger getragen hatte. Der Ring schimmerte silbern und war mit Runen verziert. Es war keine Nahtstelle zu erkennen. Zwei Stellen stachen besonders hervor. Einmal war es der Kopf eines großen Wolfes, dessen Augen rot aufblitzten, wenn man den Ring in die Sonne hielt. Auf der gegenüberliegenden Seite sah man zwei Raben im Profil, die sich an den Schnäbeln berührten. Ihre Augen blitzen blau und grün auf. Der Ring fühlte sich warm an und strahlte ein Gefühl der Geborgenheit aus.
    „Das ist... dein Ring.“
    Raphael stotterte und konnte seine Augen nicht von dem Schmuckstück wenden. Natalie schloss seine Hand um den Ring und ließ ihre Hand auf seiner liegen.
    „Ein Ring, sie alle zu beherrschen,
    Ein Ring, sie zu finden,
    Ein Ring, sie alle zu bringen,
    Und im Dunkeln zu binden.“
    Raphael schaute auf.
    „Das ist aus Herr der Ringe. Woher kennst du das?“
    „Hey, ich bin fast nur mit Jungen befreundet und haben einen kleinen Bruder.“

    [http://www.youtube.com/watch?v=o2LodCjpzEY]
    Sie lächelte ihn an und diesmal sah Raphael die innige Liebe, die seine Schwester für ihn empfand in ihren Augen.
    „Vater hat ihn mir vor Jahren geschenkt“, erklärte sie. „Er meinte, eines Tages wüsste ich, was ich damit machen soll. Ich habe das nie wirklich verstanden. Jetzt sollst du ihn haben. Vielleicht kannst du sein Geheimnis ergründen.“
    „Aber... es ist deiner.“
    „Nein. Jetzt ist es deiner.“
    Sie ließ seine Hand los und wollte sich aufrichten, doch Raphael fiel seiner Schwester um den Hals und drückte sie an sich. Sofort schloss sie ihre Arme um ihn und zog ihn an seine Brust. Raphael kämpfte mit den Tränen.
    „Bitte, pass auf dich auf. Ich habe nur noch dich.“
    Natalie antwortete nicht, doch er spürte, dass sie zitterte. Ihre Hände krallten sich in seinen Rücken und sie hob ihn sogar ein Stück hoch.
    „Ich hol dich ab“, flüsterte sie und er hörte Tränen in ihrer Stimme.
    Ein paar Minuten standen die Geschwister so da und Raphael genoss es seiner Schwester so nahe zu sein. Sie war das letzte Stück Familie was er noch hatte und er wusste nicht was er tun würde, wenn er sie verlieren würde. Sie hatte ihn zusammen mit dem Vater aus dem Heim geholt und ins Internat gebracht. Sie hatte zu ihm gestanden und war seit dieser Zeit nie von seiner Seite gewichen.

    [http://www.youtube.com/watch?v=e-6ksvYuqxk]
    Die Geschwister spürten die Schritte des Neuankömmlings schon bevor sie sein Räuspern hörten. Sofort ließ Raphael seine Schwester los und wandte sich um. Hinter ihm stand ein kräftig gebauter Kerl, der gut zwei Meter groß war. Seine Arme wirkten so dick wie Baumstämme, seine Beine ebenso. Den Bart ließ er lang wachsen, ebenso die Haare. Sein Gesicht war mit Narben verziert und so stark gebräunt, dass es fast schwarz wirkte.
    „Natalie, die brauchen dich unten.“
    Seine Stimme klang rau wie Schmirgelpapier. Natalie wischte sich mit einer Hand die Tränen weg und nickte dann.
    „Ist gut, Benjy, ich komme gleich.“
    Der Sohn von Heimdall nickte und zog sich wieder zurück. Raphael schwang sich den Rucksack über die Schulter und steckte sich den Ring an seinen rechten Ringfinger. Sanft schmiegt er sich an die Haut des Jungen an.
    „Du solltest sie nicht warten lassen“, meinte er nur.
    Seitlich schaute er zu seiner Schwester hoch. Die blickte geradeaus, Benjy hinterher und nickte leicht abwesend.
    „Ja. Kommst du mit?“
    „Klar.“
    Er tippte sich an seine nicht vorhandene Mütze und grinste breit. Zusammen verließen sie den Hügel und machten sich auf den Weg zurück ins Internat.
    Geändert von Obscurefighter (21.10.2013 um 22:41 Uhr)

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