Für Sega hat sich Aliens Colonial Marines zum Problemkind entwickelt. Der Shooter schnitt in Tests nicht sonderlich gut ab und die Spieler zeigen sich enttäuscht. Hinzu kommen Berichte über die Entwicklungszeit bei Gearbox, die wenig Gutes verheißen. Gegenüber Kotaku packen nun weitere Mitarbeiter des Studios aus, die aber anonym bleiben wollen.
Demnach sei nach dem Überraschungserfolg von Borderlands der Fokus auf die Fortsetzung gewandert, während die Produktion von Aliens Colonial Marines auf den Subunternehmer Timegate (Section 8) abgeschoben wurde.Zunächst habe sich diese Arbeitsverteilung auch ganz ordentlich entwickelt. Bei Timegate sei man begeistert gewesen, Teil von Aliens Colonial Marines zu werden. Allerdings sei der Sega-Shooter bei Gearbox fast komplett vom Radar verschwunden, als man Borderlands 2 und Duke Nukem Forever in Angriff nahm. Einer der drei Informanten sagt Kotaku, dass es recht offensichtlich sei, dass an dem Spiel nicht vier Jahre gearbeitet wurde. Von Timegate seien nur eine Reihe von Assets gekommen, als man bei Gearbox wieder nach Aliens Colonial Marines fragte. Vieles davon machte den Eindruck, dass es nicht zu einem zusammenhängenden Spiel passt.
Bis Ende 2010 soll Timegate das einzige Studio gewesen sein, das an Aliens Colonial Marines gearbeitet hat. Verschiedenen Quellen zufolge, habe man kurz darauf das Drama bei Gearbox erkannt, aber das Kind scheint da schon in den Brunnen gefallen zu sein. Es bleibt unklar, wie viel Zeit noch in den Shooter geflossen ist. Sega soll sich aber irgendwann nicht mehr auf Verschiebungen eingelassen haben. Einer der Informanten sagt, man habe bei Gearbox bei annährend Null begonnen, als man sah, was Timegate vollbracht hatte.
Den Quellen zufolge ist Gearbox im Sommer 2012 wieder in die Produktion eingestiegen und hat alles geändert, was Timegate ablieferte - obendrein gab es keine PS3-Version.
Auch die Absprache soll nicht mehr funktioniert haben. Bei Timegate und Gearbox sollen ständig Änderungen vorgenommen worden sein. Ein verbindliches Skript gab es wohl nicht. Man habe alleine Monate damit zugebracht, alles zusammen zu puzzeln, weil es keine grundlegende Idee davon gab, wie alles einmal werden soll. Zudem sollen die beiden Studios und der Publisher widersprüchliche Interessen verfolgt haben. Ein Mitarbeiter berichtet, dass er einen Monat brauchte, um ein kleines Teilprojekt abzuschließen, weil es keine klaren Ansagen gab und die nur schleppend eintrafen.
So sei bei Aliens Colonial Marines in der Schlussphase viel Zeit dafür aufgewendet worden, überhaupt ein Spiel zu haben, das sich irgendwie veröffentlichen lässt. Wie es dann zu den
enornem Unterschieden zwischen E3-Demo und fertigem Spiel kam, wird auch nicht hier abschließend geklärt. Die Demo sei bei Timegate entstanden und auf High-End-Hardware gelaufen. Zu dieser Zeit sei es noch üblich gewesen, dass sich die Programmierer um die Performance des Spiels keine Sorgen machen sollen. Dann kam der Punkt, wo der Titel an schwächere Rechner angepasst werden musste und folglich wurde die Engine zusammengestaucht. So soll Gearbox letztendlich große Änderungen bei Texturen, Beleuchtung und Shadern vorgenommen haben. Auch beim Design sei viel geändert worden.
Schon in älteren Berichten wurde das Spiel als Desaster bezeichnet. Gearbox konnte Sega allerdings nach mehrfachen Verschiebungen nicht erneut für eine Verschiebung erwärmen. In Anbetracht der Tatsache, wie viel Zeit in den Titel geflossen ist, kann man den
Entwicklungsprozess wohl als Katastrophe bezeichnen. Vom nun entstehenden Image-Schaden ganz zu schweigen. Bei Kotaku sagt einer der Angestellten: "Das Spiel fühlt sich an, als sei es in neun Monaten entwickelt worden. Liegt daran, dass es so war."