Das darfst du sein. Es wird auf jeden fall lustig... an Bord
Ich danke dir, Beauci
Teil 112: Blumenreigen
Das zerstörte Kloster lag wie ein Grab in dem Berg, rauchend und teilweise brennend. Die drei Ardat Yakshi Schwestern standen an dem Krater und sahen in die Tiefe. Morinth war wohl die einzige, die ein gewisses Maß an Genugtuung verspürte. Rila und Falere hingegen waren nur traurig und beteten für ihre verstorbenen Klosterschwestern, Gallae, aber auch die Asari der Sondereinheit, denn diese befolgten nur Befehle. Gwen ging ein paar Runden und nickte dabei. „Verstanden, Cortez. Holen sie uns in fünf Minuten ab“, Shepard nahm den Finger vom Ohr und sah zu ihrem Team. EDI und James sahen genau wie die anderen auf das zerstörte Gebäude. Gwen kam näher und schüttelte den Kopf: „Ist an der Ruine irgendwas anders, als an all den anderen die wir bisher gesehen haben?“ Rila und Falere sahen etwas bestürzt zu dem Commander, aber die grinste nur. Sie hoffte inständig, dass die Ratsherrin nun endlich den Arsch hochbekommen würde um im Krieg aktiv mitzumachen, es störte sie so unsäglich, dass die Asari sich immer noch raus hielten. Gwen wünschte sich irgendwie, dass Thessia einen Schlag der Reaper abbekommen würde. Es würde ihr zwar um die Zivilbevölkerung Leid tun, aber so würde endlich mal die Regierung aufwachen. Rila hob ihren Kopf und atmete aus: „Mirala? Sind wir jetzt sicher?“, Morinth schaute zu ihrer Schwester und danach zu Shepard. Diese nickte: „Cortez holt uns gleich ab. Wir verschwinden hier, bevor die Reaper wieder angeflogen kommen.“ Morinth sah verwirrt aus: „Wieso sollten sie wiederkommen? Hier haben sie doch bereits alles was sie wollen.“ Gwen schnaufte abfällig aus: „Die Hellste bist du nicht, oder?“, der Spott war unnötig und bitter, „was sollen die Banshees und Co. Hier machen? Sich Flügel wachsen lassen und zur nächsten Reaperflotte fliegen? Irgendwie müssen die ganzen Reapereinheiten ja wieder eingeladen werden!“, sie schüttelte den Kopf, „ich frag’ mich sowieso. Warum die Reaper nicht gleich hier bleiben und warten bis alles erledigt ist. Das ist so sinnlos!“ Rila ging einen Schritt auf ihre Schwester zu: „Also sind wir im Moment vollkommen sicher? Bis wir abgeholt werden.“ Morinth lächelte sachte: „Ja. Für den Moment haben wir Ruhe.“ – „Gut“, merkte Rila an und im nächsten Moment donnerte Morinth eine laute und schmerzhafte Ohrfeige entgegen. Sie hielt sich die Wange und sah verwirrt zu Rila, die noch mit erhobener Hand vor ihr stand. „Bist du von Sinnen?“, kreischte Falere und auch Shepard wunderte sich mit seinem Team. Rilas Blick wurde zornig und sie giftete ihre jüngere Schwester an: „Stell’ dich nicht dumm, Falere! Ich bin ja auch froh, dass Mirala noch lebt, dass sie uns gerettet hat und, dass wir uns wieder sehen konnten. Aber bei der Göttin, wir dürfen nicht vergessen, was sie alles angerichtet hat!“ Morinth’ Blick wurde trübe und sie sah irritiert zwischen ihren Schwestern hin und her. Faleres Gesichtszüge wurden traurig, so als würde sie sich erst jetzt erinnern, was vor vierhundert Jahren geschehen war. „Können wir das bitte wann anders klären?“, bat Morinth mit leiser Stimme, aber Rila verengte nur ihre Augen: „Wenn ich den Commander richtig verstanden habe, haben wir noch Zeit bis wir abgeholt werden. Danach haben wir Zeit wenn wir fliegen… warum es verschieben?“ Falere versuchte ihre Schwester etwas zu beruhigen, aber diese wollte das nicht. Morinth atmete schwer aus und nahm die Hand von der Wange: „Hört mal. Es ist schwer das alles zu erklären und ich würde das lieber unter uns machen, nicht mit… Unbeteiligten.“ Gwen musste irgendwie vor Schadenfreude grinsen und das entging der Ardat Yakshi natürlich nicht. Rila verzog das Gesicht erneut und zwar zu einer noch zornigeren Fratze: „Was gibt es da groß zu erklären? Du hast vollkommen egoistisch das Kloster verlassen! Weißt du wie oft wir Mutter in den letzten vierhundert Jahren gesehen haben? Nicht ein einziges Mal!“, donnerte sie und Falere bekam glasige Augen. „Sie ist zur Justikarin geworden um dich zu finden und zurückzubringen!“, kam es von Rila und in diesem Moment wurde Morinth klar, dass die beiden gar nicht wussten, dass Samara tot war, und von Shaja wussten sie wahrscheinlich auch nicht. In diesem Moment ging es der Ardat Yakshi sehr schlecht. „Dann erzähl’ doch mal“, kam es zynisch von Rila, „hast du es bewiesen? Bist du eine andere freie Ardat Yakshi geworden oder pflastern Leichen deinen Weg?“ Morinth war auf traurige Weise beeindruckt. Rila mag hinter Klostermauern aufgewachsen sein, doch trotzdem war sie erwachsen geworden. Ihre Stimme war kraftvoll und sie schien auch im Sturm nicht einzuknicken. Selbst Rila bekam langsam einen trotzigen Gesichtsausdruck. „Ich… es tut mir leid, dass ich gegangen bin. Aber ich hielt es hier nicht mehr aus. Ich…“ – „Weil du diesem Ort nie eine Chance gegeben hast! Hier war eine Jägerin der Asari. Fast zweihundert Jahre alt und dann erst ins Kloster gekommen. Selbst sie kam hier blendet zu Recht!“ Ihre Stimme wurde immer lauter und James ging einige Schritte zurück. Morinth schluckte und hoffte, dass das Shuttle bald kommen würde. Rila legte den Arm um Falere und drehte sie weg: „Lass uns alleine. Das mag vielleicht komisch klingen, aber wir brauchen erst mal eine Weile für uns“, sie gingen ans andere Ende des Balkons, doch vorher sah Rila noch einmal giftig zu ihrer Schwester und wiederholte zynisch Morinth’ Worte, „wir klären das wann anders!“ Morinth stand fassungslos da und nur ihr Stolz ließ sie nicht weinen. Gwen kam zu ihr und statt sie zu trösten grinste sie bitter: „Du machst dir echt überall Freunde, oder?“ Die Ardat Yakshi fühlte sich verloren.
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Cortez kam später um alle abzuholen. Im Shuttle war es zwar etwas eng, aber der Flug dauerte ja auch nicht lange. An Bord wurden die neuen Gäste nett willkommen geheißen, denn bis auf Liara und den Rest des Eingreifteams wusste ja niemand, was an diesen Asari so besonders war. Natürlich fühlten sich die beiden Ardat Yakshi etwas unwohl, darum wollte Gwen sie auch da unterbringen, wo nicht so viel los war. Deswegen ging sie mit den Schwestern auf das dritte Deck und betrat den Aufenthaltsraum, mit dem großen Aussichtsfenster. Rila und Falere waren eventuell ein wenig verängstigt, aber sie konnten ihre Begeisterung nicht verbergen. Das Aussichtsdeck gefiel ihnen. „Ihr könnt gerne vorerst hier bleiben, falls ihr euch unter den anderen Crewmitgliedern unwohl fühlt. Stellt aber nichts Dummes an wie… ihr wisst schon, was andere töten könnte.“ Falere schaute etwas irritiert und Rila sogar verärgert, jedoch wurde beiden später klar, dass es sich nur um Shepards seltsame Form des Humors handelte. Gwen wollte grade gehen, da wurde ihr Arme gepackt und sie stoppte im Laufen. Rila sah sie mit einer Mischung aus Wehmut und Freude an: „Danke, Commander. Ich weiß nicht ob ein anderer je das getan hätte, was sie gemacht haben“ – „Sie sind wirklich großartig, danke“, ergänzte Falere und Gwen grinste schief: „Kein Ding“ – „Wo werden sie uns jetzt hinbringen?“, kam es neugierig, aber nicht ängstlich von Falere. Shepard grübelte, denn darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht: „Das kläre ich später. Aber keine Angst, wird ein sicherer Ort… wenn die Reaper nicht anrücken“, wieder verstanden die beiden Ardat Yakshi erst später, dass Gwen einen miesen Witz gemacht hatte. Sie nickte den beiden zu und verließ das Aussichtsdeck. Der Commander wollte grade zum Fahrstuhl laufen, da bog Morinth um die Ecke, sie hatte wohl auf Shepard gewartet. Gwen lehnte sich an die Aufzugtür und sah die Ardat Yakshi niederträchtig an. Diese kam näher: „Ich muss mit dir reden, Gwen“ – „Jetzt sind wir also wieder beim ‚du’! Das ging ja schnell!“, feixte Shepard boshaft und Morinth blinzelte wütend: „Ich weiß, dass ich es verdiene und du hast alles Recht sauer zu sein, aber spar’ dir den herablassenden Ton, das kann ich grade nicht ertragen!“ Gwen drückte auf die Aufzugtür: „Bin ja schon still, Prinzessin. Also gut. Reden wir.“ Die Ardat Yakshi verzog das Gesicht: „Nicht hier. In deiner Kabine.“ Shepard sah wie sich dir Tür öffnete: „Ich muss vorher mit der Ratsherrin sprechen. Komme dann aber hoch“, sie bestieg den Fahrstuhl und grinste bitterböse, „mit etwas Glück, bist du ja dann noch da“, damit schloss sich die Aufzugtür und Morinth wurde mit einem zuckenden Augenlied zurückgelassen. Sie atmete genervt aus. Im Moment ging es ihr schlecht, denn sie wurde so ziemlich von allen Seiten bombardiert und so sehr sie es auch abstreiten wollte, im Endeffekt hatte sie all das verdient. Morinth spähte zur Tür des Aussichtsdecks, auf welchem sie das letzte Mal untergebracht war. Sie wollte so gerne hineingehen und mit ihren Schwestern reden, aber sie entschied sich es auf später zu verschieben. Morinth wollte Falere und Rila etwas mehr Zeit geben. Denn die Ardat Yakshi hatte viel zu beichten. Immerhin hat sie ihren Vater und ihre Mutter umgebracht. Es war dieser Moment, wo Morinth nicht genau wusste, ob ihre Schwestern je wieder mit ihr Zeit verbringen wollten. Sie ging in den Fahrstuhl und fuhr in Gwens Kabine und bevor sie dort auch nur eine Sekund Zeit nutzte um sich umzusehen, ging sie in das Badezimmer, setzte sich auf die Toilettenschüssel und legte den Kopf in die Hände. Sie weinte. Heulte regelrecht. Endlich waren ihre Schwestern frei und in Sicherheit, doch glücklich war Morinth überhaupt nicht.
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Die Ardat Yakshi ging in der Kabine auf und ab. Eigentlich wollte sie sich hinsetzen, aber das hielt sie keine Sekunde aus. Morinth fühlte sich so unruhig und ihr Herzschlag machte Überstunden. Sie spielte mit Padstiften vom Schreibtisch, betrachtete die Schiffsmodelle, sah den Fischen zu, die wunderbarer Weise diesmal noch am Leben waren, was aber an einerautomatischen Futteranlage lag, und versuchte endlich ihre Worte und Argumente zu Recht zu legen. Es war schon seltsam. Noch nie war sie in ein Gespräch gegangen, wenn sie so sehr unterlegen war. Gwen hatte eigentlich alle Punkte auf ihrer Seite und das nervte die Ardat Yakshi. Sie wollte das Gespräch nicht ‚gewinnen’, aber auch nicht von Gwen niedergemacht werden. Es schien ewig zu dauern bis Shepard kam, doch im Endeffekt waren es nur knapp sieben Minuten, als sich die Aufzugstüre öffnete und der Commander eintrat. Morinth schluckte den Kloß in ihrem Hals runter und blickte zu Boden. Gwen schüttelte den Kopf und lief einfach an ihr vorbei, um an ihren Kleiderschrank zu kommen. Dort öffnete sie die Schnallen ihrer Panzerung und entkleidete sich. Mit einem seltsamen Blick sah sie zu Morinth und deutete eine ungeduldige Handbewegung an: „Na… wolltest du nicht irgendwas erzählen?“ Die Ardat Yakshi fühlte sich überrumpelt und atmete einmal durch: „Ich will das klären zwischen uns. Wir hatten kein gutes, letztes Gespräch“, Gwen hob maßregelnd den Zeigefinger, sah Morinth aber nicht an: „Wir hatten gar kein ‚letztes’ Gespräch!“ Die Asari verzog das Gesicht: „Ich hab’ gesagt, du sollst mit dem überheblichen Ton aufhören!“, sie spuckte jede einzelne Zeile aus, „ich verdiene das eventuell, aber hör’ auf, okay? Ich habe nicht so egoistisch gehandelt, wie du vielleicht denkst. Also lass es mich erklären.“ Gwen setzte sich aufs Bett und öffnete ihre Stiefelverschlüsse: „Nur zu. Ich unterbrech’ dich nicht.“ Morinth stellte sich vor Gwen: „Das was wir hatten war wunderbar. Aber ich war mir danach nicht sicher was du wolltest. Ich kenne viele Geschichten über dich und eine lange Beziehung gab es bei dir noch nicht. Also hatte ich Angst, dass ich nur ein Abenteuer war, und das hätte ich nicht ertragen.“ Ihr Tonfall war traurig und ihre Lippen zitterten. Plötzlich schaute Shepard mit einem Blick zu der Asari auf, der vor Zorn nur so flammte: „So! Du erlaubst dir also ein Urteil über mich, ohne mich zu kennen? Oder willst du grade Mitleid erzeugen?“, Morinth war schockiert und sah wie Gwen aufstand und Morinth mit dem Zeigefinger schmerzhaft auf die Brust pochte: „Du hörst Berichte von mir, liest Nachrichten und denkst du kennst mich? Du laberst die ganze Zeit, dass du in den letzten vierhundert Jahren doch so allwissend geworden bist und du beschwerst dich die ganze Zeit, dass jeder in einer Ardat Yakshi nur das sieht, was er in den Nachrichten hört!“ Gwens Worte wurden immer lauter und Morinth wich zurück, bis sie den Schrank im Rücken hatte: „Klar! Shepard ist eine kaltblütige Schlampe, die nur im Knast und danach im Krieg war und die längste Zeit, die sie mit jemanden zusammen war, war als ihr One Night Stand verschlafen hatte! Hast du so was in der Art gelesen?“ Die Asari wollte dem Blick ausweichen, aber Shepard brüllte: „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“, die Ardat Yakshi tat es, mit Widerwillen, „nur weil ich zynisch bin und lieber hart als zart durchs Leben gehe, heißt das nicht, dass ich nicht nach was Festem suche! Schon mal dran gedacht, dass ich noch nie lange mit jemanden zusammen war, weil ich noch nicht auf die richtige Person getroffen bin?“
Morinth schluckte und wollte etwas sagen, aber Gwen ließ das nicht zu: „Du laberst hier was von irgendwelchen Phrasen und vor ein paar Monaten hast du genau in diesem Zimmer gestanden und mir unter Tränen gebeichtet, dass du noch nie so glücklich warst und endlich jemanden gefunden hast, der neben dir lebendig aufwachte! Und was ist dann? Ich hocke in der Krankenstation und hoffe, dass du kommst! Nichts! Ich mag wahrlich nicht das größte Herz haben. Aber genau das hast du gebrochen!“ Die Asari sah vollkommen fassungslos zu Shepard und diese ging, nur in das gehüllt, was sie unter der Panzerung trug, in die Mitte ihrer Kabine. „Wir haben uns unterhalten, und ich habe dir sogar gesagt, dass es mir was bedeutet hat“, kam es in einem ruhigeren Tonfall, „und dann bist du gegangen. Was glaubst du habe ich da empfunden? Vor allem wenn man bedenkt, dass ich danach sechs Monate weggesperrt war!“ Morinth wusste zwar, dass dieses Gespräch nicht zu ihren Gunsten verlaufen würde, aber, dass es so schlimm werden würde, hatte sie nicht erwartet. „Gwen ich… ich hatte Angst. Das soll absolut keine Entschuldigung sein, aber ich bin weggelaufen, weil ich Angst hatte, dass es etwas mit uns beiden wird. Du bist wohl die einzige Person überhaupt, die eine Verschmelzung mit mir überleben kann. Wir könnten zusammen sein… aber wenn du dann stirbst, bin ich komplett alleine… für immer!“ Shepard drehte sich zu Morinth und ihr Blick deutete nicht darauf hin, dass sie in der Stimmung war zu verzeihen: „Also lieber ewig einsam und nie geliebt, statt einmal wunderbar geliebt und dann einsam, mit tollen Erinnerungen?“, die Aussage war wie immer sehr pragmatisch, aber so unglaublich wahr. „Das hättest du also nicht mit mir klären können?“, raunte Gwen und verschränkte die Arme vor der Brust, „statt, dass wir darüber mal reden, alle Ansichten einbeziehen und versuchen eine Lösung zu finden, haust du lieber ab? Wie unreif bist du eigentlich?“ Die Aussage war merkwürdig, traf aber doch zu. Morinth mochte knapp vierhundertundfünfzig sein, aber sie hatte wirklich wie ein Kind reagiert. Shepard legte die Hand über die Augen und atmete genervt aus: „Eigentlich habe ich im Moment überhaupt keinen Bock, mich um so was zu kümmern! Ich muss einen Krieg gewinnen, und das unlogischer Weise fast allein. Da hab’ ich keine Zeit mich mit einer Asari auseinanderzusetzen, die hier rumstottert und selbst nicht weiß was sie will!“ Morinth schaute etwas verdutzt und Shepard fuhr gleich fort: „Hör zu! Ich verzeih’ dir deine Aktion nicht. Jetzt jedenfalls noch nicht. Aber ich habe zu viel mit Krieg um die Ohren und du hast eindeutig familiäre Probleme zu klären!“, die Asari kicherte kurz verzweifelt und Shepard kam auf die Asari zu und pochte ihr mit dem Zeigefinger hart gegen die Stirn: „Ich nehme dir jetzt ein Versprechen ab! Schwör’ mir, dass wir uns nach dem Krieg, wenn wir beide überleben, über diese ganze Scheiße mal unterhalten!“, Morinth nickte eifrig, „du bedeutest mir ehrlich gesagt zu viel, als dass ich dich einfach gehen lasse!“ Das hätte ein wunderschönes Kompliment sein können, aber der Tonfall war so fordernd und zornig, dass die Aussage kaum gewirkt hat.
Morinth lief eine Träne aus dem Auge und sie lächelte. Gwen grinste ebenfalls: „Kommt jetzt wieder so eine verheulte Umarmung?“ Die Ardat Yakshi nickte nur und warf sich fast überschwänglich an den Menschen. Diese erwiderte die Umarmung. „Glaub’ nicht, dass es damit vorbei ist, du wirst dir schön was anhören können, wenn die Reaper und beide am Leben lassen!“ Morinth wischte sich die Tränen weg: „Das klingt ja fast wie etwas Schlechtes… Danke“ – „Geschenkt! Versau’s aber nicht noch mal, denn dann mach’ ich dich fertig!“, drohte Gwen und ging zu ihrem Bett. Dort zog sie den Pullover aus dem dicht gewebten Kevlarstoff und die Hose aus dem gleichen Material aus. Ohne sich umzudrehen, redete Gwen einfach weiter: „Willst du noch was anderes besprechen? Oder schindest du nur Zeit, um nicht zu deinen Schwestern zu müssen?“ Morinth schluckte: „Das wird nicht leicht… ich habe viel zu beichten“ – „Glaub’ ich gerne“, merkte Gwen an und drehte sich um, dabei winkelte sie die Beine an und zog ihre Strümpfe aus: „Wo willst du eigentlich mit den beiden hin? Etwa in das Ardat Auffanglager?“ Morinth weitete die Augen: „So was gibt es?“ Gwen nickte: „Ja. Einige Kloster wurden wohl vollständig evakuiert, aber der Ort ist geheim und sie hätten mir die Position nur verschlüsselt und einmalig übermittelt, damit die Reaper nicht mitbekommen wo ein ganzer Haufen Ardat Yakshi ist.“ Morinth verzog fragend das Gesicht: „Warum sagst du ‚hätten’? Wieso hat die Ratsherrin dir die Position nicht gleich übermittelt?“ Shepard schmiss die Sachen in den Schrank, in dem der kleine Waschautomat war. Speziell für die Unterwäsche der Kampfpanzerung, die mit heißem Wasser entkeimt wurde, darüber hing sie die Panzerung und schloss den Schrank. Nach ein paar Befehlen auf der Konsole, wurde ein System aktiviert, dass die Panzerung reinigte, jedenfalls oberflächlich. Gwen grinste danach: „Weil Irissa nicht weiß, dass ich Falere und Rila an Bord habe.“ Morinth wusste nicht genau was sie sagen sollte: „Du hast es ihr verschwiegen?“ – „Klar. Du sagtest, dass du sie befreien wolltest, da dachte ich nicht, dass du sie gleich wieder in irgendein Kloster bringen wolltest.“ Die Ardat Yakshi kam wieder näher an Gwen heran und lächelte: „Da muss ich mich wohl noch mal bedanken“, aber Shepard zuckte nur mit den Schultern: „Ich bin auf dich sauer, aber das müssen deine Schwestern ja nicht ausbaden.“ Morinth war gerührt. So langsam nahm sie an, dass sie Gwen gar nicht so richtig verdient hat, doch sie hielt sich an den Plan, und würde alles Wichtige nach dem Krieg klären. Sie grübelte: „Ich habe leider nie genau daran gedacht, wo ich sie hinbringen wollte. Ich hatte nur eine Wohnung auf Omega. Aber da ist ja momentan Cerberus“ – „Nicht mehr“, warf Gwen ein und die Asari wunderte sich: „Wie jetzt?“
Shepard setzte sich aufs Bett und grinste: „T’Loak wollte, dass ich mit ihr Omega zurückerobere. Habe ich auch gemacht, denn sie hat mir viele Ressourcen versprochen“, sie sah Morinth’ Blick, der Wut gegenüber Aria ausdrückte. „War eine komische Mission. T’Loak hat sich die ganze Zeit so komisch benommen. Ich meine, dass ist ‚ihre’ Station, sie kennt alle Wege und so, aber überlässt mir die Führung. Dann wollte sie mit einem Schiff durch die Außenhülle von Omega fliegen“, sie lachte sarkastisch, „eine Station, die in einem Asteroidengürtel liegt und somit verstärkte Hüllen hat. Im ernst, nach all ihren Entscheidungen, frage ich mich echt, wie die je Omega übernommen hat!“ Morinth musste grinsen und Gwen ebenso: „Außerdem hasst sie mich jetzt wie die Pest, denn sie wollte unbedingt diesen Cerberus General Petrovsky umlegen. Aber da wir jede Unterstützung brauchen, habe ich ihm von T’Loak nicht töten lassen“, der Commander pfiff begeistert, „man war die sauer. Ich werde mich wohl nie wieder auf Omega wagen dürfen.“ Die Ardat Yakshi war etwas wütend, dass Aria ihren Herrschersitz wieder hatte, aber das war im Moment nebensächlich, denn Gwen unterbrach ihren Gedankengang: „Aber du willst nicht ernsthaft deine Schwestern dahin bringen, oder? Die sind sozial gesehen wie Kinder, immerhin haben die in einem Kloster gelebt.“ Morinth nickte: „Da hast du Recht. Aber wo soll ich vorerst mit ihnen hin. Sicher ist ja eigentlich nirgendwo.“ Der Commander seufzte und sah sich die Asari an: „Ihr könnt vorübergehend in mein Appartement auf der Citadel, da ist genug Platz.“ Morinth verzog das Gesicht auf typische Asariart: „Du hast eine Wohnung auf der Citadel?“ – „Japp. Hat mir Admiral Anderson geschenkt. Nimm deine Schwestern und bleib’ erstmal da.“ Morinth trat an das Bett und lächelte Gwen warm an: „Ich… kann dir gar nicht genug danken. Ich…“ – „Jetzt sei endlich still! Von dem ganzen Bedanke krieg ich noch Kopfschmerzen!“, Shepard grinste dabei und stand dann auf: „Aber jetzt verzieh’ dich und geh’ zu dein’ Schwestern. Ich will duschen.“ Die Ardat Yakshi verschränkte die Arme vor der Brust: „Ich hab’ dich schon nackt gesehen. Vergessen?“ – „Nein“, grinste Gwen, „aber nackt darf mich nur der sehen, den ich es erlaube und du hast dir das vorerst verspielt!“ Morinth deutete ein genervtes Seufzen an und kratzte sich am Hinterkopf: „Gut. Dann gehe ich eben. Obwohl ich schon etwas körperliche Entspannung brauchen könnte.“ Gwen verzog finster die Augenbrauen: „Das hast du dir erst Recht vorerst verspielt.“ Die Ardat Yakshi lächelte kokett: „Das muss ja nichts mit Beziehung zu tun haben. Nur zum Stressabbau“, ihr Lächeln war einfach verführerisch und wie sie die Hände in die Hüften stemmte, wirkte sie sehr lasziv, jedoch ließ Gwen das kalt: „Ich schon in Ordnung. In letzter Zeit sorgt Javik für meinen Stressabbau.“ Die Ardat Yakshi weitete die Augen. Sie hatte das neue Crewmitglied nur kurz einmal gesehen und war vollkommen begeistert, dass sich ein Protheaner an Bord befand, doch der Ausspruch von Shepard schockierte sie: „Das war ein Scherz, oder?“ – „Nein. Ist bisher aber nur einmal passiert, aber wenn ich frage…“, feixte der Commander bösartig und Morinth verzog finster das Gesicht: „Willst du mich eifersüchtig machen?“, es klang zornig, aber Gwen lehnte sich nur leicht nach vorne und grinste: „Für Eifersucht, müsste wir zwei eine Beziehung haben, aber das hast du ja vorerst auf Eis gelegt!“ Morinth drehte sich einfach um und verließ den Raum. Natürlich hatte sie diese Gemeinheiten und Spitzen irgendwie verdient, aber sie konnte sie trotzdem nicht ertragen. Gwen blieb zurück und schüttelte den Kopf. Sie zog ihre Unterwäsche aus und ging zur Dusche. In einem gewissen Maß tat es ihr leid, wie sie Morinth behandelt hatte. Aber diese hatte eine Strafe verdient. Trotzdem zog sich ihr der Magen zusammen, als sie anfing zu duschen. Das Wiedersehen mit Morinth hatte sie aufgewühlt und sie hoffte inständig, dass die Asari ihr Versprechen halten würde.
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