Okay es geht weiter. Miri und Jack haben die gefühlsmauer durchbrochen. Mal sehen ob sie es auch weiter schaffen
Jack und Miri Teil 6
Ein schriller Ton weckte Miranda. Sie war kurz verwirrt, dann fiel ihr aber wieder ein, das sie ein Signal voreingestellt hatte, welches sie eine Stunde vor erreichen des Omega-4-Portals informieren sollte. Sie war fest, sehr fest eingeschlafen. Schon lange hatte sie nicht mehr so tief geruht. Sie überlegte, ob es an der Person neben ihr lag.
Auch Jack schlief noch und atmete ruhig. Miranda wusste nicht genau, was sie von der Situation halten sollte. Doch sie fühlte sich wohl. Behutsam zog sie ihren Arm unter Jack vor, die sich sofort rührte und erwachte.
Jack drehte sich zu Miranda und schaute sie an. Beide verharrten in ihren Bewegungen und taten nichts, außer sich anzusehen. Miranda steckte ein Kloß im Hals und Jack fehlten ebenso die Worte.
„Das war das Signal“, plapperte Miranda sinnloser weise los, „in einer Stunde sind wir da und…“, sie brach ab und ließ die Schultern hängen, „Jack? Ich habe keine Ahnung was ich grade mache?“
Jack setzte sich ebenfalls auf und rieb sich den Nacken:
„Geht mir ähnlich! Beim Sex weiß ich wie der Hase läuft, aber so weit wie jetzt war ich noch nie!“
„Ich auch nicht“, sie lachten verlegen. Dann suchten beide, mit ihren Augen den Raum ab. Keine wusste wonach.
Miranda stand als erste auf und zog sich die Schuhe an. Dann stand sie mit dem Rücken zu Jack, welche inständig hoffte, dass sie das Schweigen brechen würde:
„Wir müssen reden! Über die Sache… das was da jetzt zwischen uns…“
„Allerdings!“, antworte Jack hastig.
„Nach der Kollektorenmission“, ergänzte Miranda und drehte sich um.
Jack guckte leicht verwirrt und versuchte dann sarkastisch zu grinsen:
„Du hoffst, dass einer von uns draufgeht und sich das Gespräch erledigt!“
Doch statt zu schmunzeln, verzogen beide das Gesicht und wurde sehr wehmütig.
„Sorry, Miranda. Ich wollte nicht… ich kann das einfach nicht“ dann schaute sie aus glasigen Augen zu Miranda auf und suchte ihren Blick:
„Tu mir bitte einen Gefallen und stirb nicht! Wäre schön blöd wenn das grade jetzt passieren würde!“
Miranda ging zum Bett, kniete sich darauf und nahm Jack in den Arm. Diese erwiderte zögernd die Berührung:
„Versprich mir das gleiche!“
„Okay“, schluchzte Jack und wand sich etwas unsanft aus Mirandas Umarmung.
Miranda sah zu wie Jack ihre Stiefel schnappte und barfuß zur Tür lief. Eine Weile stand sie vor der verschlossenen Tür und tat nichts. Auch Miranda saß nur da. Wahrscheinlich warteten beide darauf, dass der andere doch noch etwas sagte. Doch als das ausblieb ging Jack.
Die Tür schloss sich und Miranda war wieder alleine. Jetzt donnerten ihr tausend Gedanken durch den Kopf. Hundert wunderschöne Sätze, die sie Jack hätte sagen können, oft auch nur mit wenigen Worten. Miranda fühle wie sich ihr Herz, buchstäblich in der Brust zusammenzog:
„Scheiße!“, fluchte sie und schlug aufs Bett, „Toll gemacht Miranda!“
Jack ging in den Fahrstuhl und lehnte sich an die Metallwand, als er runter fuhr. Jetzt fielen ihr so viele wunderbare Dinge ein, die sie Miranda hätte sagen können. Jack fühlte sich so wohl bei ihr und es schmerze sie zu gehen:
„Du bist so dämlich Jack!“
Beiden dämmerte es. Das war vielleicht die letzte Möglichkeit für sie gewesen zu sagen, was sie wirklich fühlen.
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Miranda war fertig und beendete ihre Bericht mit dem Wort ‚Erfolg’. Doch das Wort kam ihr nicht passend vor. Erfolg ist, wenn man für einen Talentwettbewerb übt und den gewinnt. Shepard und das Team hatten grade die Kollektoren ausgelöscht und nicht ein Crewmitglied verloren.
Miranda suchte ein besseres Wort, doch dann fiel ihr aber ein, dass der Bericht sinnlos war. Für wen war der? Sie hatte relativ grob dem Unbekannten mündlich gekündigt. Miranda schrieb nur aus Gewohnheit. Als ihr das klar wurde schaltete sie den Bildschirm ab und überlegte was sie nun tun sollte.
Eigentlich wollte sie auf Deck 4 und mit Jack reden. Doch auch nur daran zu denken, dieses ‚Gespräch’ zu führen, schnürte ihr die Kehle zu. Sie wollte bei Jack sein, aber das wirkte alles so irreal. Nachdem sie alle überlebten hatten, wurde diese Sache zwischen Miranda und Jack so wirklich… und damit konnte Miranda nicht umgehen.
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Jack saß auf ihrer Pritsche. Diese quietschte mittlerweile ziemlich stark. Sie grinste, denn ihr war genau bewusst warum: Als Miranda und Jack die Liege zum einbrechen gebracht hatten, war sie anschließend nur sehr obligatorisch wieder zusammengebaut worden. Doch dann kehrte wieder Ernst in ihre Züge.
Jack überlegte, ob sie zu Miranda gehen sollte, doch sie wusste nicht was sie ihr sagen könnte. Es nervte sie. Jack stand auf und lief im Raum umher. Miranda fehlte ihr, sehr sogar. Tief im Inneren hasste sie sich immer noch dafür, grade Miranda verfallen zu sein. Doch der weitaus Größere Teil in ihr mochte diese ganzen neuen Emotionen.
Sie stand ruhig da und horchte, ob nicht Schritte auf der Treppe zu vernehmen waren. Doch da war nichts. Jacks Augen wurden feucht. Sie hätten gleich nach dem Kuss beim Fahrstuhl reden sollen, das wäre der Moment gewesen. Wo die neuen Emotionen am frischsten waren, wo sich beide so nah waren.
Doch sie hatten es beide verpasst.
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Die Tage nach der Kollektorenmission sahen sich die beiden nicht. Keine wagte den ersten Schritt. Nicht aus Stolz, sondern aus Furcht und Sorge.
Sie waren beide emotional verkrüppelt und nicht in der Lage mit der Situation umzugehen… obwohl es sowohl Jack, als auch Miranda danach verlangte.
Die Tage verstrichen und die Crew löste sich auf. Shepard flog zu einem Tribunal auf der Erde und das Team verließ sie nach und nach.
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Miranda krampfte der Magen zusammen. Sie wollte auf Omega die Normandy verlassen. Doch vorher wollte sie noch… musste sie noch mit Jack reden. Miranda hatte sich eine Rede vorbereitet, Stichpunkte geschrieben und vor dem Spiegel geübt. Sie könnte zwei Stunden mit Jack reden und alles klären.
Das Problem war nur, dass Miranda es auf die lange Bank schob und die Normandy Omega in einer guten dreiviertel Stunde erreichen würde. Die Ex-Cerberus Frau atmete dreimal so schwer, als habe sie vor sich einen Finger bewusst abzuschlagen. Dann schnellte sie hoch und ging zum Fahrstuhl.
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Jack saß auf ihrer Liege und sah auf ihre Hände. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Jack überlegte krampfhaft, was sie normalerweise mit ihren Händen tat. Ihre sinnlosen Gedanken wurden von Schritten unterbrochen.
Jack sah nach rechts und erblickte Miranda. Unsagbar erfreut stand sie auf und ging rasch auf sie zu… und das war’s dann auch schon. Beide konnten sich nicht in die Augen schauen und sie zupften auffällig unauffällig an ihrer Kleidung herum. Wieder einmal warteten beide, dass die jeweils andere den ersten Satz sagt.
Miranda schluckte:
„Jack! Wir sind gleich auf Omega. Du wolltest ja auf die Erde mit, oder?“
„Ja“, Jack hielt sich zurück.
„Das ist schade! Wenn du mit nach Omega kommen würdest… weil, ich gehe da ja auch hin. Da könnten wir beide…“
„Noch länger und intensiver um den heißen Brei herum reden!“, Jack war selbst beeindruckt wie rasch sie die Worte los wurde.
Miranda war positiv schockiert und nickte:
„Du hast Recht! Und was“, sie stockte, „was tun wir jetzt?“
Beide verharrten stumm.
„Miranda. Weißt du was vor ein paar Nächten passierte, der Moment, kurz vor der Selbstmordmission“, sie schnappte sie Mirandas Hände und zog sie sanft an sich, „als ich neben dir lag“, sie blickte zu Boden, „habe ich zum ersten mal tief und fest geschlafen und ich hatte keine Alpträume“
Miranda lächelte sehr sanft und wollte in Jacks Augen sehen. Sie ließ eine Hand los und streichelte über Jacks Glatze, es fühlte sich komisch an, Miranda fehlte etwas. Dann lächelte sie:
„Du solltest dir ein paar Haare wachsen lassen, das würde dir echt stehen“
Jack schnaufte abfällig, aber amüsiert:
„Wir sind noch nicht mal zusammen und du machst mit Vorschriften!“
Schlagartig wurden beide still und sehr wehmütig:
„Zusammen…“, Jack drehte das Gesicht weg, „was bringt das hier? Wir haben es verbockt, oder?“
„Scheint so“, Miranda ließ auch die andere Hand los.
„Wir hätten gleich am Fahrstuhl reden sollen. Nach dem Kuss… jetzt ist es zu spät! Egal was wir jetzt für einander empfinden… wir werden uns eh gleich trennen, vielleicht für immer“
Beide wussten, dass das die Wahrheit war:
„Ich werde wohl mein restliches Leben vor Cerberus fliehen. Das ist kein guter Grundsatz für eine feste Beziehung!“
Jack nickte hastig und zwang sich nicht zu weinen. Denn wenn das schon das letzte Mal war, dass sie sich sehen würden, wollte sie nicht schwach wirken.
„Na dann!“, ihre Stimme bebte, „also… schön war’s ja, oder?“
„Auf jeden Fall“, ihr Lachen klang sehr gekünstelt.
Jack nickte zur Treppe:
„Wir sind wohl bald auf Omega. Dein Taxi wartet!“
Miranda nickte und ging. Auf halben Weg drehte sie sich noch einmal um:
„Glaubst du, dass wir uns vielleicht mal wieder sehen?“
Jack verlor kurz ihre aufgesetzte Maske der Stärke:
„Wohl eher nicht!“, Miranda nickte traurig, doch Jack fuhr fort, „aber das wäre schon schön“
Beide hielten inne und ließen die Worte wirken.
„Und nun ab, du Miststück!“, Jack grinste gezwungen.
Miranda lächelte sacht und wartete noch kurz, mit dem Rücken zu Jack gewandt. Vielleicht sagt sie ja noch etwas.
…aber es kam nichts. So ging Miranda nun endgültig.
Jack wartete kurz, dann lehnte sie den Kopf an die Wand und ihr rann eine Träne aus dem Auge, dann flüsterte sie in einer Trauer, die man Jack niemals zugetraut hätte:
„Pass auf dich auf, Miri“
„Du auch auf dich“, Jack erschrak, als Miranda aus dem Schatten der Trappe schritt. Sie hatte hinter der Wand des Treppenabsatzes gewartet. Jack schaute etwas irritiert aber nicht ertappt.
Miranda lächelte, nickte Jack zu und wischte sich die nassen Stellen unter ihren Lidern trocken, bevor sie ging.
Jack lächelte halb und setzte sich dann auf die Liege. Sie legte den Kopf in die Hände und erspähte etwas am Boden. Sie hob es auf.
Es war ein Backenzahn. Sie betrachtete ihn und lachte. Das lachen wandelte sich in schluchzen und das wiederum in erbittertes weinen. Jack weinte lange und intensiv
…und in einem Fahrstuhl, mit verriegelter Tür, saß eine schwarzhaarige Frau in der Ecke und weinte ebenso.