Die Explosion riss ihn nicht von den Füßen, er war schon zu weit gerannt als dass dies überhaupt physikalisch möglich gewesen wäre, aber der Lärm schüchterte ihn zur Genüge ein, dass er sich dazu entschloss erst einmal weiter zu laufen - wobei eigentlich hatte er gar nichts entschieden, es war schlichtweg sein Instinkt, der ihn dazu antrieb - anstatt auf Sooth zu warten, was wohl die bessere Entscheidung gewesen wäre. Es war kein Zufall, sondern eher war es vorbestimmt, dass er früher oder später in seinem kleinen Halbstreckenmarathon die falsche Abzweigung wählen würde, entlang von brüchigem, abgetragenen Metall und Holz, und letztendlich zuerst einen Schuh fast verloren hätte als die Unterlage nachgab und anschließend sein ganzer Körper rasch ein paar Zentimeter an Höhe verlor, und nach einer ersten Schrecksekunde er dann mehrere Meter in die Tiefe flog.

Nun war der Fall natürlich keinesfalls lebensgefährlich gewesen, aber Arseni interpretierte ihn als solches und dachte mit launischer Einsicht nur daran, dass er die Abzweigung lieber doch nicht hätte nehmen sollen. Im Dunkeln erkannte er nicht wie tief es gehen würde, zwei Meter oder zwanzig. Es konnte ewig gehen. Es waren zwei Meter. Groß genug um Arseni einen harten Aufprall zu garantieren und ihn kümmernd erst einmal sein Bein massieren ließ. Das Sturmgewehr fiel im Fall aus seiner Hand und prahlte neben ihm auf den Boden, er dankte sich selbst dafür, dass er die Schusssicherung aktiviert hatte. Etwas perplex sah er sich und das Licht des Gewehrs gab zumindest zu erkennen, dass der Weg sicher war, auch wenn immer wieder der Weg etwas schmal wurde und weiter unten das Dunkel nicht recht einzuordnen war. Aus einem unerfindlichen Gefühl heraus war er fest davon überzeugt, dass er auf dem richtigen Weg war. Nun, es war der einzig mögliche. Aber eine Etage tiefer konnte es unmöglich gehen.

Das Omni-Tool teilte mit, dass er zumindest in gewisser Weise auf dem richtigen Weg war. Mine 81 wäre schon nahe genug. Ein Lächeln der Erleichterung huschte über sein Gesicht, während er sich weiter in die Schächte durchschmuggelte. Von oben hörte er irgendwann die Schritte, die Sooth gehören zu schienen. Er folgte ihnen, hoffend dass irgendwann die beiden Wege zusammen führen würden. Aber anstatt dass Sooth auf Arsenis Rufe reagierte, gab es keine Reaktion und so folgte er noch ein wenig, sich irgendwann dann doch für die Zigarette entscheidend, da mittlerweile, nach Sooths Geniestreich, die Rohre unbrauchbar wurden und somit die Luft mittlerweile wieder richtig atembar wurde. Die Maske ließ er aber zur Sicherheit doch noch auf dem Kopf. Nach ein paar Minuten passierte er das geöffnete Schleusentor und vermutete, dass Mine 81 sicherlich in der Nähe sein musste. Er schreckte davor zurück groß Lärm zu machen, aber das war dann doch Grund genug Sooth schnellst möglich eine Etage weiter runter zu bekommen. Also rannte er ein paar Schritte zurück, vergewisserte sich mit seinen Ohren wo sich Sooth ungefähr befand und entschied er wäre weit genug weg, anschließend steckte er die letzte Granate zwischen zwei Erdklumpen in der Decke und zückte am Stift, hastig wegrennend. Er hielt sich die Ohren zu und die Explosion bestand weniger als Feuer – und zum Glück gar nicht aus Blut – sondern hauptsächlich aus Erde, die durch die Luft geschleudert wurde und eine mächtige Erdmasse, die nach unten geschüttet wurde. Glücklich ob des Resultats näherte er sich dem Sprengort, als plötzlich eine andere Granate von oben gesegelt kam, sein Eindruck in Zeitlupe wohlgemerkt. Mit verdattertem Gesichtsausdruck und der Zigarette halb im sperrangelweit-offenen Mund, schluckte er tief und rettete er sich verzweifelt wegspringend vor der zweiten Explosion. Die Erde schoss über ihn hinweg, aber der dreckige Mantel war ihm relativ egal, als er merkte, dass er Sooths ungeplanten Racheversuch heil überstanden hatte.
"Na los! Wo seid ihr!? Kommt schon ihr Hunde!", brüllte der Turianer.
Arseni musste zwanghaft lächeln, zu einem Teil aus Amüsement ob der Kampfeslust des Turianers, mehr jedoch wegen der unerträglichen Situationskomik, die ihm nicht zu entgehen schien, und ihn mittlerweile ziemlich ankotzte. „Kein Stress“, rief er ihm entgegen als das Erstaunen von Sooth sah, „ich schmeiß‘ schon keine Granate wieder nach oben. Aber ich dachte mir, es wäre ganz nützlich wenn wir wieder zusammen unterwegs wären, nicht? Alleine hier rumzustreichen, wird auf Dauer etwas eintönig.“
Sooth kam herab und zusammen gingen zurück zu dem Schleusentor, welches Arseni zuvor aus der Distanz sah. „Ich schätze das hast du davor geöffnet, hm? Falls du dich zwischen all den getöteten Vorcha und geworfenen Granaten daran noch erinnerst?“
„Nur entfernt“, gab Sooth knapp witzelnd zurück. Arseni musste schmunzeln und zusammen näherte sie sich dem Schleusentor, welches groß genug war um einen Mako oder Bergbaumaschinen passieren zu lassen. Mit Fängen aus Metall war das Tor oben ausgestattet, das sich nur halb geöffnet hatte, was daran erinnerte, dass es wohl schon öfter nicht mehr verwendet wurde und die Technik in der Mine sowieso schon seit langem nicht mehr auf dem aktuellsten Stand war. Die Öffnung war groß genug um die zwei passieren zu lassen, und Arseni war sich nicht sicher was er nach dem Eintritt zuerst sah. Die Mine 81 weit in der Ferne, hell funkelnd, aber von einem Schlund der Dunkelheit von ihrem jetzigen Platz getrennt – oder aber denn Kroganer, der hauptsächlich nur noch aus Knochen bestand und hier scheinbar die Wache hielt, oder ein anderes trauriges Schicksal erfüllt hatte. Jedenfalls lag er an einem kleinen Kontrollpult, Schmutz und, es schien Blut zu sein, welches schon vor langer Zeit vertrocknet war und deshalb wohl kaum je wieder weggewischt werden konnte, falls es denn je jemand vorgehabt habt hätte.
„Vielleicht der Chef der Vorcha bevor sie ihn zerfleischt haben?“, gab Arseni knapp ab um den Toten zu erklären. „Oder ein Ausgestoßener vom Blood Pack. Ach…“ Sooth schien das einerlei zu sein, das Kontrollpult war deutlich verführerischer. Wie schon zuvor im Wächterhäuschen bediente er es, auf Arseni wirkte es mehr als würde er damit spielen, und urplötzlich kam eine Gondel aus einem Loch hervor geschlendert, rostig, verfallen und bei weitem nicht sicher. „Unser‘ Ticket zu Mine 81, hm? Nicht gerade das was man sich für einen Angriff auf Mine 81 vorstellt. Ich hätte mir für unseren Rammbock etwas mehr Feuerkraft erhofft – oder zumindest etwas das uns wirklich beschützen könnte.“
„Mecker‘ nicht Arseni, es ist das einzige, das uns in die Hochburg dort führen kann und damit zur Prinzessin.“
„Oh, Yvonne als Helena von Troja. Oder Rapunzel.“
„Ähm, was auch immer.“

Doch wie schon das Schleusentor zuvor hatte auch diesmal der ruppige Laut der Gondel die Vorcha daran erinnert, dass hier unten in den Minen Beute darauf wartete gefressen zu werden. Eine Delikatesse im Vergleich zu den üblichen wenig üppigen Schmeißen, die meist aus Unkraut bestand, das hier unten hier und da wuchs, den Armen der Mechs oder dem ein oder anderen Wesen, das sich nun mal hier her verirrte oder aber erst aus Omega selbst entwendet werden musste. Beide stiegen in die Gondel ein und tuckerten los, die Gondel war langsam und das Seil selbst brüchige, aber einen anderen Weg sahen die beiden nicht zum Hintereingang von Mine 81, wo Yvonne sie weder erwartet noch sonderlich erwünscht sein würde, sie zu sehen. Aber das scherte beide nicht sonderlich. Unten durch das Schleusentor kamen indes die Vorcha hervor gestürmt und sahen ihrer Beute nach wie sie sich gemächlich entfernte. Es war keine Gruppe Vorcha, es schien mehr eine Armee zu sein. Einige wollten die stählernen Seile durchknabbern als sie Wände hinaufklettern und auf die Seile sprangen, eine Gruppe kam irgendwie drauf, dass das Pult für die Gondel zuständig war und versuchten durch wildes Knöpfchen drücken die Beiden zurückzuholen, was aber zum Glück nicht zu funktionieren schien weshalb sie anfingen wild darauf einzuschlagen. Der Großteil der Vorcha, was weitaus beunruhigender war, machte sich aber daran auf die Klippen hinunterzurutschen oder, dies schien auf die Klügeren zuzutreffen, hinunterzuklettern, ab in die Dunkelheit. Nicht wissend, was sich dort unten befand, hoffte Arseni dass es genügend war um die Vorcha einen Genickbruch zu beschweren, aber die Befürchtung lag näher, dass die Vorcha in ihrer hageren Gestalt und den spitzen Klauen sich bald aufmachen würden selbst den Berg namens „Mine 81“ zu erklimmen. „Na, das kann ja was werden“, schnaubte Arseni und wandte sich dem noch viel bedrohlicheren Anblick zu – nein, nicht Sooth. Sondern der Mine 81, wo gerade die automatischen Cannons aus der Erde sich erhoben um Sooth und Arseni Willkommen zu heißen.