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  1. #1
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Standard Der Turm des Zirkels

    Turm des Magierzirkels – Gemächer der Magier
    Tag drei, 05:12

    Lediglich das schwache Licht der Sterne fiel in den Raum und ließ nur schwache Schatten erkennen. Plötzlich wurde der Frieden in dem Zimmer durch eine Bewegung durchbrochen. Der Mann, der bisher friedlich in dem Bett geschlafen hatte, schreckte auf, als ob er von einem Albtraum geplagt worden wäre. Seine blonden Haare schimmerten im Sternenlicht, als er sich langsam aufsetzte. Langsam rieb er sich den Schlaf aus den Augen, schlug die Decken zurück und stand auf. Rhaego ging zum Fenster und setzte sich dort auf das breite steinerne Fensterbrett. Unter ihm erstreckte sich der Calenhad-See in voller Größe. Tagsüber schien das Sonnenlicht immer auf dem tiefblauen Wasser zu tanzen, jetzt erschien es dem Magier, als wäre dort nur ein riesiges, schwarzes Loch.
    Am Ufer des Sees konnte er Port Calenhad erkennen, in der Taverne brannte selbst um diese Uhrzeit noch Licht. Hinter ihren Fenstern konnte er einige Schemen sehen, die dort hin und her liefen. Manchmal wünschte er, er wäre dort unten, würde endlich sehen, wie das Gasthaus von innen aussah. Er hatte es schon von nahem betrachten können, einmal, vor vierzehn Jahren. Damals hatte er aber nicht darauf geachtet, sondern war viel mehr mit dem riesigen Turm beschäftigt gewesen, zu dem ihn die Templer gebracht hatten.
    Jetzt wünschte er, er hätte sich die Taverne anschauen können. „Die verwöhnte Prinzessin“ hieß sie. Er hatte gehört, wie einige Templer darüber geredet hatten. Viele der Templer entspannten sich nach ihrem Dienst dort, obwohl sie es eigentlich nicht tun sollten.
    Er würde auch gern dorthin gehen, in das Gasthaus, oder auch irgendwo anders hin, Hauptsache weg von dem Turm. Weg von den Templern, die immer alles vorschrieben, weg von diesen angepassten Magiern, die stillschweigend ihr Los ertrugen, weg von den dicken, einengenden Mauer – weg.
    Aber das war unwahrscheinlich. Wenige Magier verließen den Turm, nachdem sie ihn einmal betreten hatten. Ein paar waren in den Süden gezogen, um sich der Dunklen Brut entgegen zu stellen, nur einer waren zurückgekehrt. Er wusste nicht sicher, wie die Schlacht abgelaufen war, nur dass die Templer beunruhigt waren, aber das lag vor allem an Uldreds Rückkehr. Der Magier war noch nie einer der Templer-Freunde gewesen, aber nun... Die Templer hielten ihn so gut wie möglich unter Verschluss, Gerüchte über eine baldige Besänftigung wurden laut.
    Die sowieso angespannte Situation im Turm wurde noch angespannter. Magier trauten sich fast nicht mehr mit Templern zu reden und flüsterten hinter deren Rücken über einen Aufstand.

    Viele Meter unter Rhaego ging die Tür der Taverne auf. Ein Betrunkener stolperte aus der Helligkeit und der Wärme des Schankraums, schüttelte sich einmal in der Kälte und machte sich dann auf den Heimweg.
    Der Magier am Fenster wandte sich ab und ließ suchend seinen Blick zu dem Kamin streifen. Er konnte nur die Umrisse sehen, doch er wusste, dass noch Feuerholz darin bereit lag. Ein Flüstern, eine kleine Handbewegung, und schon züngelten Flammen an dem trockenen Holz empor und breiteten sich knisternd aus, bis im ganzen Kamin das Feuer hell aufloderte. Rhaegos Mundwinkel zuckten kurz. Feuer war schon immer sein Element gewesen, seit sich damals – vor fast zwanzig Jahren – seine Magie darin gezeigt hatte. Er erinnerte sich noch genau daran, an jeden Moment dieses Ereignisses, von dem er damals nichts verstanden hatte – nicht einmal, dass er es verursacht hatte.

    Rhaego war dreizehn und furchtbar wütend auf seinen Vater. Er hatte ihn bestraft für etwas, was er nicht getan hatte, hatte nicht zugehört, nicht verstanden – nicht verstehen wollen! - und einfach zur Rute gegriffen. Um größerer Strafe zu entgehen, hatte er seine Wut zurückgedrängt und war davon gestürmt. Seine Schwester Rhaenys hatte bemerkt, was geschehen war, und folgte ihm.
    Erst als sie weit außer Hör- und Sichtweite des Dorfes waren, umgeben von dichtem Wald, drehte Rhaego sich zu seiner Schwester um und ließ seinem Zorn freien Lauf.
    „Es ist einfach ungerecht!“, schrie er. „Ich habe nichts getan! Warum glaubt er eigentlich immer, alles zu wissen?“
    Rhaenys stand ein paar Schritte entfernt. Sie sah ihn traurig an, als ob es ihr Leid tun würde, dass sie nicht zur Stelle gewesen war, um ihm zu helfen. Der Gedanke, dass sein Vater sie auch noch gezüchtigt hätte, fachte Rhaegos Wut erst richtig an.
    „Er hätte sogar...“ Sein Satz wurde von einem lauten Krachen unterbrochen. Erschrocken fuhr er herum. Ein paar Bäume hinter ihm waren eingeknickt, als hätte etwas sie mit enormer Wucht getroffen. Jedes einzelne Blatt war von kleinen Flammen umhüllt, die sich vor Rhaegos Augen zu einer einzigen Feuerbrunst vereinigten. Das Feuer griff rasch um sich, schon entflammten die Bäume, die daneben standen, es verbreitete sich rasend schnell. Da löste sich Rhaenys aus ihrer Starre, sie zog Rhaego am Ärmel zurück, durch die kleine Lücke, die die Flammen noch nicht geschlossen hatten. Als er die Hitze auf seinem Gesicht spürte, erwachte er aus der Trance, in die ihn der Anblick der Flammen versetzt hatte, drehte sich auch um und folgte Rhaenys selbstständig. Hinter ihm loderte das Feuer noch einmal auf, er wagte nicht, sich umzudrehen, erst als die Kühle des Waldes ihn wieder umfing. Er sah kurz über die Schulter und blieb stehen.
    „Rhaenys“, flüsterte er heiser. Auch sie drehte sich um, wollte ihn wieder zu Eile antreiben und hielt mit offenem Mund inne.
    Sie hätten das Feuer sehen müssen. Die Lohe hätte selbst über die Wipfel der anderen Bäume sichtbar sein sollen. Aber hinter ihnen war nichts außergewöhnliches, kein Licht, keine Flammen, nur die Ruhe und Kälte des Waldes.
    „Das ist nicht normal“, flüsterte sie. „Das kann nicht sein. Rhaego, nicht!“
    Er hatte sich in Bewegung gesetzt, den Weg zurück, den sie gekommen waren, als ob er von irgendetwas angezogen worden wäre. Sie griff nach seinem Arm, um ihn zu stoppen.
    „Bitte, Rhaego, da stimmt was nicht, geh da nicht hin.“
    Rhaego sah in die großen flehenden Augen seines Schattens und wäre beinahe wieder umgekehrt. Aber er antwortete: „Ich muss, Rhaenys. Ich muss es sehen.“
    Dennoch war er froh, dass seine Schwester ihm folgte, als er zu der Brandstelle zurückkehrte.
    Geschwärzte Bäume erwarteten ihn dort, Asche, Asche unter seine Füßen, Asche auf den Ästen, die das Feuer von Laub befreit hatte, Asche, die mit jeder Bewegung der Luft erneut empor gehoben wurde und sanft auf die Zwillinge herabrieselte.
    Doch von Feuer keine Spur. Fast hätte er geglaubt, sich alles nur eingebildet zu haben, doch die Spuren des Brandes waren deutlich. Angst kroch in ihm hoch, langte mit langen Fingern nach ihm. Zitternd drehte er sich um und sah sich seiner Schwester gegenüber, die bleich wie die Asche um sie herum war und mit bleichen Augen auf das vor ihr liegende Bild starrte.
    „Lass uns gehen“, flüsterte er. Seine Stimme war rau, sie klang viel älter als er eigentlich war. Rhaenys nickte schwach. Gleichzeitig setzten sie sich in Bewegung und flohen von diesem unheimlichen Ort – noch schneller, als sie vor dem Feuer geflohen waren.


    Das war schon so lange her. Jetzt war er erwachsen, hatte seine Magie unter Kontrolle und war im Turm des Zirkels eingesperrt. Und wünschte sich, es wäre anders gekommen.
    Mit einem letzten Blick über die Schulter aus dem Fenster erhob er sich und ging zu seinem Schreibtisch. Aber die Scheibe spiegelte nun nur noch den erleuchteten Innenraum wider.

  2. #2
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Gemächer der Magier
    Tag drei, 05:36


    Vier Wörter. Vier entscheidende Wörter hinderten Rhaego daran, den Absatz zu verstehen.
    Er saß an seinem Schreibtisch, vor ihm einige brennende Kerzen, die ihr flackerndes Licht auf einen Haufen Papiere warfen. In der Mitte lag ein rivainischer Text, daneben die begonnene Übersetzung.
    Nur diese vier Wörter weigerten sich, ihren Sinn preiszugeben. Eines davon konnte Rhaego einklammern. Wenn man den Satzstruktur mit dem Antivanischen verglich, war dieses eine Wort eine Konjunktion, deren Bedeutung sich wahrscheinlich durch die anderen drei Wörter erschloss. Nur hatte er leider keinen Anhaltspunkt, was diese Wörter bedeuteten. Leise fluchend durchsuchte er die Stapel auf seinem Tisch nach irgendwelchen Hilfen, überflog andere Texte, ehe er sie achtlos wieder fallen ließ. Dummerweise gab es nicht viele Wörterbücher, die Rivainisch ins Fereldische übersetzten. In der großen Bibliothek im Zirkel gab es eines, aber um dahin zu kommen, müsste er an den Templern vorbei, die vor den Gemächern der Magier Wache standen. Und obwohl die Templer von ihm gewöhnt waren, dass er manchmal zu unmöglichen Zeiten in die Bibliothek wollte, war die Lage jetzt doch zu angespannt. Er hatte keine Lust auf dumme Diskussionen über die Notwendigkeit, jetzt ein rivainisches Wörterbuch zu holen, oder – wenn es ganz dumm lief – über seine eigenen „bösen, verräterischen und gotteslästerlichen Absichten“ zu reden, die ihm die Templer manchmal vorwarfen. Zugegebenermaßen war er nicht der einzige, der sich so etwas anhören musste. Die Templer griffen sich immer einen Magier, den sie kurzzeitig terrorisierten und einschüchterten. Sie glaubten wohl, damit eventuelle Aufstände präventiv verhindern zu können. Rhaego fand es einfach nur lästig. Nach den vierzehn Jahren, die er nun schon im Zirkel lebte, beeindruckte ihn das nicht mehr. Aber solche Übergriff wurden mit der Zeit auch seltener. Die Templer knöpften sich hauptsächlich die Neulinge vor, um ihnen zu demonstrieren, dass sie sich zu ihrem eigenen Wohl besser lieb und brav gegenüber den Templern verhielten. Nur zu gut erinnerte Rhaego sich an seine eigene Anfangszeit im Zirkel, unter der Knute der Templer.

    Mit einem schweren, dumpfen Geräusch schlossen sich die Türen des Turms hinter ihm. Ein kalter Raum erwartete sie. Noch immer nicht wieder ganz bei Sinnen, hob Rhaego langsam den Kopf. In kleinen Gruppen standen Templer umher und redeten. Einige wenige standen auch alleine neben der großen Tür, die aus der kalten Halle führten. Bei dem Geräusch wandten sich sämtliche Blicke ihnen zu. Einer der Templer, ein großer Mann, aber nicht mehr der Jüngste, der Autorität wie eine zweite Haut trug, trat einen halben Schritt vor. Der große Templer aus der Gruppe, die ihn hierher gebracht hatte, eilte zu ihm und flüsterte etwas in sein Ohr. Der ältere Templer nickte kurz.
    Auf dieses Zeichen hin wurde er vorgestoßen, mit solcher Wucht, dass er dem älteren direkt vor die Füße stolperte. Noch ehe er sich wieder gefasst hatte, waren ihm die Templer gefolgt und drückten ihn brutal auf die Knie.
    Rhaego schloss einen Moment lang die Augen und stützte sich auf dem Boden ab. Doch schon bereute er den Moment der Schwäche und versuchte sich aufrecht zu halten. Scheinbar automatisch hatten die Templer einen Kreis um sie gebildet, als jeder ihn betrachten wollte. Er kam sich vor wie ein Tier, eine fremde Kuriosität, die begafft wurde.
    Der ältere Templer nickte den neuangekommenen Ordensbrüdern ein Willkommen zu, dann fing er an zu reden.
    „Ich bin der Kommandant dieses Magier Zirkels. Mein Name ist Gregoir. Als Neuankömmling solltest du wissen, dass es hier einige Regeln gibt. Halte dich an sie und du wirst hier ein angenehmes Leben verbringen.“
    Rhaego spürte, wie Wut in ihm aufkochte. Er war hier, meilenweit von dem Ort entfernt, an dem er sein sollte. Sein Schatten hatte ihn verraten. Und nun kam dieser Mann, dieser TEMPLER, und behandelte ihn so herablassend, ohne sich für ihn zu interessieren. Nicht einmal nach seinem Namen hatte er gefragt. Mit seiner Wut stieg auch sein Gefühl für die Kraft, die in ihm ruhte. Sie war wieder da, hatte sich erneuert, nachdem der Führer des Templer-Trupps sie ihm entzogen hatte. Sie war da, sie brodelte in ihm, sie wollte aus ihm heraus. Einen Augenblick lang konzentrierte er sich und ließ sie dann frei.
    Nichts geschah.
    Einer der Templer, die um ihn herum standen, lachte. Langsam löste er sich aus dem Kreis und kam auf Rhaego zu. Mit schräg gehaltenem Kopf starrte er ihn an, als wäre er ein besonders interessantes Insekt. Schon jetzt wusste Rhaego, dass er diesen Mann hasste, aus tiefstem Herzen hasste.
    „Na sieh mal einer an“, sagte der Templer. „Blondie ist wütend.“
    Und mit einem erneuten Lachen ging er zur Tür, als sei die Vorstellung langweilig geworden. Aber in dem Moment, als er an Rhaego vorbeiging, trat er ihn mit voller Wucht in die Seite. Rhaego keuchte auf und krümmte sich vor Schmerz zusammen. Übelkeit kochte in ihm hoch.
    Bevor er sich wieder fangen konnte, schlug die Tür schon mit einem leisen, dumpfen Geräusch hinter dem Templer zu.
    „Wie gesagt“, fuhr Gregoir mit leicht gelangweilter Stimme fort, „es gibt hier einige Regeln. Die erste ist: Verwende niemals Magie gegen einen Templer. Versuch es gar nicht erst, es würde sowieso nicht funktionieren. Und die Konsequenz davon ist ganz und gar nicht angenehm. Zweitens: Du begegnest sowohl den Magiern, die höhergestellt sind als du, als auch sämtlichen Templern mit angemessenem Respekt. Ansonsten steht es ihnen frei, eine beliebige Strafe für dich festzusetzen. Drittens: Benimm dich einfach. Keine konspirativen Aktionen gegenüber den Templern, keine Fluchtversuche und so weiter. Den Rest kannst du dir ja sicher vorstellen. Hast du das verstanden?“
    Rhaego starrt ihn nur wütend an. Der Kommandant seufzte gelangweilt, ehe er sich vorbeugte und ihm ganz nebenbei mit seinem Handrücken ins Gesicht schlug. Der gepanzerte Handschuh verstärkte die Wucht noch. Er schmeckte Blut.
    Gelangweilt, als wäre das für ihn das Alltäglichste der Welt, wiederholte er die Frage: „Hast du das verstanden?“
    Einen Moment funkelte Rhaego ihn noch an, dann beschloss er doch zu antworten.
    „Ja“, sagte er.
    „Ja, Sir oder Kommandant“, betonte Gregoir, ehe er fortfuhr: „Das freut mich. Dann bringt ihn jetzt auf sein neues Zimmer!“
    Fast schon ehe er ausgeredet hatte, wandte er sich ab. Die zuhörenden Templer fanden sich rasch wieder in ihren Grüppchen zusammen, während zwei von ihnen Rhaego auf die Beine zogen und zur Tür begleiteten. Das Schauspiel war vorbei.

    Nun, so viele Jahre später, hatte er sich an die Launen der Templer gewöhnt. Dennoch wusste er noch genau, wie er anfangs das Leben im Zirkel gehasst hatte. Er hasste es noch immer, obwohl er sich mittlerweile damit abgefunden hatte.
    Lustlos starrte er auf das Papier. Die vier Wörter schienen ihn zu verhöhnen, lachten ihn aus. Fluchend machte der Magier seinem Ärger Luft. Dann schob er den Stuhl nach hinten, ging hinüber zum Bett und ließ sich hineinfallen. Später. Er würde später weiter machen. Als er die Decke über sich zog und sich zur Wand drehte, erloschen die Kerzen und das Kaminfeuer hinter ihm.

  3. #3
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Turm der Magier
    Seiteneingang der Bibliothek
    08:13


    Als Rhaego die Templer vor der Bibliothek sah, hätte er fast wieder umgedreht. Ausgerechnet Dylan stand davor Wache. Hätte Aaron nicht neben ihm gestanden, Rhaego wäre wirklich gegangen.
    Er war schon einige Jahre im Zirkel gewesen, aber immer noch ein Schüler, als Dylan seine Ausbildung zum Templer beendete und zusammen mit einigen anderen Templer-Neulingen am Turm ankam. Schon damals hatte er gelernt, dass die neu aus dem Kloster kommenden die Schlimmsten waren. In ihrer Ausbildung wurden sie extrem fanatisiert und hatten nun die Möglichkeit, ihr neu erlerntes Wissen über ihre Überlegenheit gegenüber den Magiern auszuleben. Alle Turmbewohner hielten sich bei ihnen zurück – selbst die Verzauberer. Erst langsam gewöhnten sie sich an das Leben im Zirkel und wurden laxer.
    Aber Dylan war anders. Er war den Magiern gegenüber nicht aggressiv, wie viele andere. Aber er hielt sich an jede Regel und verlangte das auch von anderen – selbst unwichtigste Vergehen wurden von ihm bestraft. Als Mentor zur ersten Zeit im Turm wurde ihm der damalige Hauptmann Aaron zur Seite gestellt. Alle Magier hofften, dass der erfahrene Templer, der recht lässig im Umgang mit seinen magiebegabten „Schützlingen“ war, den Neuling bremsen würde. Relativ schnell stieg der junge Templer auf. Schon nach drei Jahren bekam er das Kommando über eine Handvoll Templer. Von da an ging es weiter steil bergauf, bis er seit einigen Jahren seinen früheren Mentor Aaron eingeholt hatte. Momentan wartete die Magiergemeinschaft in Denerim voller böser Vorahnungen auf den Tod des momentanen Unterkommandanten. Schon lange kursierten Spekulationen über dessen Nachfolge – der momentane Favorit war Dylan.
    Rhaego war allerdings schon schlecht gelaunt, weil er die vier Wörter nicht herausgefunden hatte. Er hatte keine Lust, erneut einfach so aufzugeben. Also packte er seine Papiere fester und ging geradeaus weiter auf die schmale, hohe Tür zu. Als er die Templer passierte, die davor standen, nickte er ihnen höflich kurz zu und ging weiter.
    Ein Arm schoss vor und blockierte den Durchgang. Rhaego musste nicht einmal den Kopf drehen, um zu wissen, dass es Dylan war. Langsam wandte er sich um und sah den Templer ruhig an, das Gefühl ignorierend, das ihm warnend den Rücken hinab lief und ihm befahl, sofort zu verschwinden.
    „Hast du nicht etwas vergessen, Rhaego?“, fragte der Templer.
    Der blonde Magier glaubte schon zu wissen, worauf dieses Gespräch hinauslief. Nichtsdestotrotz senkte er seinen Blick, sah einmal an sich herab, musterte auch kurz seine Papiere. Dann wandte er sich wieder an Dylan. Wäre er nicht wegen seines Versagens bei der Übersetzung schon so gereizt gewesen und hätte Aaron nicht mit Wache gestanden sondern lediglich der jüngere Templer, das wusste er, er hätte niemals so geantwortet wie er es jetzt tat.
    Unschuldig fragte er: „Tut mir leid. Ich wüsste nicht, was.“
    Dylans Augen verengten sich minimal. In seine Stimme schlich sich ein Hauch von eisiger Kälte ein, der Rhaego sofort sagte, dass er zu weit gegangen war. Um einiges zu weit. Aber es war ihm egal. Seine Laune war nicht gut und mit jeder Sekunde dieses Gesprächs wurde sie noch schlechter.
    „Deinen Respekt, Magier.“
    Schon wieder diese herablassende Art! Rhaego verbiss sich gerade noch den naheliegendsten Kommentar, den er lediglich mit Suizid-Gedanken im Hinterkopf geäußert hätte. Noch während er eine Antwort überlegte, sprach der Templer weiter.
    „Über dich hab ich schon längere Zeit nachgedacht, Magier. Ich wette, du gehörst zu denen, die am liebsten all das Große und Gute, das Andraste uns in ihrem Tod geschenkt hat, wieder rückgängig machen wollen. Ich wette, dass dir der Gedanke gefällt, dass wieder Magier uns alle knechten.“
    All das Große und Gute. Das da wäre?, dachte Rhaego. Und welcher Magier würde nicht lieber herrschen, als in einen Turm gesperrt zu sein, ohne Kontakt zur Außenwelt?
    Aber auch das sagte er nicht laut. Nicht einmal Gregoir, der für seine Sanftheit gegenüber Magiern bekannt war und wegen dem die Zustände des Zirkels in Ferelden überhaupt noch erträglich waren, hätte ihn nach einer solchen Aussage nicht bestraft. Aber er wollte nicht einfach so klein beigeben. Also setzte er einen unschuldig-entsetzten Blick auf und sagte, lediglich minimal übertrieben: „So etwas würde ich niemals denken. Jeder einzelne Bewohner des Turms weiß, was er der großen und gnädigen Andraste verdankt. Mein Leben wäre leer, wüsste ich nicht, dass sie an der Seite des Schöpfers sitzt.“
    Einen Augenblick lang fühlte er sich besser nachdem er das gesagt hatte. Dann sah er den Ausdruck auf Dylans Gesicht und ihm wurde klar – auf einen Schlag, der ihn all seine schlechte Laune vergessen ließ und ihn ernüchterte – dass er jetzt eine Grenze überschritten hatte, die nicht überschritten werden durfte, zumindest nicht von ihm in dieser Position.
    Er wusste nicht, was ohne Aaron geschehen wäre. Eigentlich wollte er es auch nicht wissen. Der ältere Templer streckte rasch den Arm aus und fing Dylan ab, als der unwillkürlich einen Schritt nach vorne trat. Obwohl beide eine so unterschiedliche Auffassung hatten, war Aaron einer der wenigen, die Dylan beeinflussen konnten. Und auch anders herum hatte Dylan extremen Einfluss auf Aaron, da die beiden so eng zusammengearbeitet hatten, als Dylan ein Neuling war. Sie waren keine Freunde – Gerüchten zufolge konnten sie sich nicht einmal besonders gut leiden – aber sie achteten sich gegenseitig.
    Aaron flüsterte dem jüngeren Templer etwas ins Ohr. Und obwohl der beinahe mörderische Ausdruck nicht aus Dylans Augen verschwand, hielt er sich zurück und schwieg.
    Und Aaron, der normalerweise ein recht umgänglicher Typ war, sagte in einem beinahe freundlichen Tonfall: „Wir wissen alle deine Frömmigkeit zu schätzen, Blondie. Daher freust du dich sicher auf die Möglichkeit den treuen Dienern Andrastes zu helfen. Ab morgen wirst du freundlicherweise den Besänftigten bei ihrer Arbeit in den Lagerhallen helfen. Jetzt wollen wir dich nicht mehr von deiner wichtigen Arbeit abhalten.“
    Er wandte sich ab und begann ein leises Gespräch mit Dylan, ohne Rhaego länger zu beachten. Der blonde Magier setzte seinen Weg in die Bibliothek fort, hochaufgerichtet, während ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken lief.
    Es hatte einen bestimmten Grund, dass die Besänftigten im Zirkel blieben, obwohl sie für jegliche Art von Arbeit perfekt geeignet waren. Die Templer bestanden auf ihre Anwesenheit, angeblich, weil sie sich so gut im Zirkelleben auskannten. Aber jeder Magier wusste, dass dieser Grund nur vorgeschoben war, spürte die Wahrheit in dem kalten Schauer, der ihn immer überlief, wenn er einen Besänftigten ansah. Das könntet ihr sein. Die bloße Anwesenheit der Besänftigten war eine ständige Warnung an die restlichen Magier. Treibt es nicht zu weit, sonst geschieht euch dasselbe. Wenn ein Magier gegen eine Regel verstieß, ließ ihn das erstmal zu „Freiwild“ für die Templer werden, an dem sie ihr Mütchen kühlen konnten. Aber sobald sie die Lust dazu verloren oder glaubten, der Magier sei immer noch ein Unruhestifter, wurde er einfach zur Arbeit mit den Besänftigten geschickt. Diese fast willenlosen Menschen – falls man sie noch so nennen konnte – jagten jedem Magier genug Angst ein, um ihn für die nächsten Wochen zu einem ehrfürchtigen Diener der Templer zu machen. Die Oberverzauberer meinten zwar, dass sei Unsinn und die Besänftigten seinen lediglich gute Helfer, aber auch sie wurden nervös, wenn einige der „Seelenlosen“, wie sie manchmal genannt wurden, den Raum betrat. Es kursierte ein Gerücht unter den Magiern, dass vor ein paar Jahrzehnten ein Oberverzauberer einen Auifstand gegen die Templer geplant hatte. Der damalige Kommandant hatte ihn in sein Arbeitszimmer zitiert und während dem Gespräch von mehreren Besänftigten Sachen in das Zimmer tragen lassen. Sämtliche Pläne für den Aufstand wurden danach vernichtet und waren niemals ausgeführt worden.
    Und nun sollte Rhaego seine Frechheit also durch die Erinnerung an die Besänftigung ausgetrieben werden. Obwohl er den Einschüchterungsversuch erkannte, verfluchte er dennoch jede Sekunde, die er mit den Besänftigten würde arbeiten müssen. Er war schon einmal dazu verdonnert worden, aber damals war er wesentlich weiter gegangen, bevor ein Templer ihn in das Lager geschickt hatte. Es lag wohl an der momentanen Anspannung, das Aaron schon so früh zu dieser Amßnahme gegriffen hatte.
    Im Stillen vor sich hinfluchend, warf er seine Sachen auf einen der Tische in der Bibliothek und machte sich dann auf die Suche nach einem rivainischen Wörterbuch. Wenigstens einen kleinen Erfolg brauchte er jetzt, ehe er dann morgen zu diesen verdammten Besänftigten gehen musste.

  4. #4
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Turm des Zirkels, am Kai der Fähre

    Die Sonne hatte ihren Zenit gerade überschritten, als ein Gebäude der Rosenohren in Sicht kam: eine einzelne Hütte, die sich in den Schatten einiger weiterer alter Ruinen kauerte. Die kleine Gruppe reiste über ein gigantisches Steingebilde welches sich, ähnlich einer Brücke, schnurgerade durch die Landschaft zog und das Alrik Leirâ als 'kaiserlicher Hochweg' beschrieben hatte. Die Dalish hatte nicht schlecht gestaunt, dass diese Landesbrücke alle wichtigen Orte der Shemlen miteinander verband. Wann genau er gebaut worden war wusste zwar der Mensch selbst nicht, aber das schmälerte nicht die Bewunderung der Elfe: Dadurch, dass dieses Ding so hoch gebaut worden war schnitt es nicht einmal in die Jagdreviere der Tiere oder der Dalish. Beeindruckend.
    "Aber dieses Bauwerk muss schon sehr alt sein.", die Dalish deutete nach vorn, in knapp zweihundert Schritt klaffte eine breite Lücke in dem Weg, der dort zu einer richtigen Brücke avancierte und über den Calenhad-See bis hin zum Turm des Zirkels führte. Alrik kratzte sich am Kopf.
    "Verdammt, wie sollen wir denn jetzt zum Zirkel der Magi kommen?" Juliette beschränkte sich auf einen Blick. Der Kriegerin schien es wirklich nicht gut zu gehen, was Leirâ jedoch mit einem Schulterzucken quittierte.
    Sie hätte halt weniger Wein trinken sollen. Ja, auch das Volk kannte Wein und Bier und auch beim Volk wurde schon mal ausladend gefeiert. Aber niemals auf Reisen, das war gefährlich.
    Leirâ drehte zögerlich den Kopf. Eigentlich wollte sie nicht wieder in ein so großes Fettnäppchen treten wie am Tag zuvor, als das Gespräch auf das Lesen von Schriftrollen gekommen war, aber ihre Neugier überwog:
    "Was soll dieser 'Zirkel der Magi' eigentlich sein? Sitzen dort die klügsten Köpfe der Shemlen?" Alrik stutzte doch gerade als Leirâ sich darauf eingestellt hatte, dass er sie wieder auslachen würde fragte er zurück: "Das hast du zuvor schon erwähnt: Was bedeutet Shem-len?" Sie verzichteten auf das umständliche 'ihr' und 'euer' seit Alrik bemerkt hatte, dass die Dalish jeden mit 'Du' ansprach. Leirâ kicherte.
    "Na du bist ein Shemlen. Genau wie sie.", sie deutete auf Juliette.
    "Während ich Dalish bin. Ihr seid nun mal nicht vom Volk." Der Bursche kratzte sich nur am Gesichtshaar, Leirâ hatte das Wort 'Bart' aufgeschnappt, und erklärte dann:
    "Im Zirkel der Magi unterrichtet die Kirche die Magier, wie sie ihre Kräfte kontrollieren können und außerdem behütet sie sie, damit sie nicht von Dämonen besessen werden. Diese armen Leute müssen vom Erbauer verflucht worden sein..." Leirâ zog eine Augenbraue empor.
    "Eure Götter verfluchen die Magie? Jeder Klan des Volkes wird von einem Hüter und dessen Ersten angeführt, die die alten Gaben wiedererlangt haben. Denn einst konnten unsere Ahnen Kraft ihrer Gedanken die Welt formen, heute ist diese Gabe nur noch sehr selten..." Alriks Augen drohten, ihm aus dem Kopf zu fallen.
    "Und ihr habt keine Kirche, die über sie wacht?"
    "Sie sind alt genug und wurden alle von einem anderen Hüter unterrichtet, die können auf sich selbst aufpassen."
    "Ja, aber..."
    "Alrik! Ich bitte dich nur einmal, nicht schlecht über die Anführer des Volkes zu reden!", ihr Ton war scharf und machte klar, dass es keine Bitte war, aus ihren Augen funkelte Angriffslust, die ihr Gegenüber dann auch verstummen lies. Alrik schaute betreten zur Seite und meinte: "Dort kann man den Hochweg verlassen. Kommt."

    Eine schmale, abgenutzte Treppe führte hinab auf eine Anhöhe, an deren Fuße ein Steg lag. Auf ebendiesem stand ein Mann, gehüllt in eine schwere Eisenrüstung, hinter ihm ein Bootähnliches Gebilde, welches mit einer langen Kette verbunden war, die bis zu dem Turm dieses Zirkels führte, wo diese junge Gottheit der Menschen alle, die über die Gabe des alten Volkes verfügten weggesperrt hatte. Leirâ schnaubte bei dem Gedanken, wie die Rosenohren ihresgleichen behandelten. Mittlerweile wunderte es sie nicht mehr, wie die Elfen behandelt wurden, auch wenn sie es immer noch nicht einfach so akzeptieren konnte.
    "Na, mit der Fähre kommen wir doch zum Turm.", meinte Alrik frohen Mutes, dann senkte er die Stimme: "Überlasst aber besser mir das Reden, wer weiß wie die Templer auf eine Dalish reagieren." Die Angesprochene nickte, einen grimmigen Ausdruck im Gesicht und blieb kurz vor dem Pier stehen. Es wurde bald klar, dass der 'Templer' wie Alrik ihn genannt hatte sie NICHT zum Turm lassen würde, da der Verdacht bestünde dass irgendwas... Und außerdem dürfte man nur mit Erlaubnis der Sowieso und Blablabla. Alrik kam mit niedergeschlagenem Gesicht zurück.
    "Mist."
    Leirâ zuckte mit den Schultern.
    "Warum sollte er uns auch hineinlassen, wo Magie doch sooo gefährlich ist? Ich meine, schließlich werden die Leute ja auch nicht darin ausgebildet, darauf hingewiesen wie gefährlich sie ist, sind sich der Gefahr nicht bewusst..." Und dafür kassierte sie einen Kommentar von Juliette...

  5. #5
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    -> Das Bannorn
    Der Turm des Zirkels
    Tag 3 - Mittags


    Die müde Duellantin fühlte sich Elends. Übelkeit, Kopfschmerzen und Müdigkeit quälten sie, ließ sie sich meistens geistig abwesend hinter ihren Begleitern her schleppen. Anfangs schienen sich die Auswirkungen des gestrigen Abends in Grenzen zu halten aber mit der Zeit wurden sie dann doch schlimmer, bis die Duellantin sich fragte was das eigentlich für ein Wein gewesen war, der einen so schlimmen Kater verursachte. Hatte sie in ihrem Rausch in Lothering etwa irgendwie zwergischen Alkohol in die Finger bekommen? Juliette hatte zwar noch nie solchen getrunken aber wenn sie einmal welchen trinken würde, stellte sie sich die Nebenwirkungen genau so vor. Nach solch einem ausgiebigen Alkoholgenus, verdammte man sich immer selbst genauso wie den Alkohol und schwor sich so oft selbigen nie wieder auch nur anzufassen, aber bei Juliette war das schon so oft geschehen. Sie hatte bereits vor Ewigkeiten aufgehört zu zählen und sich selbst irgendwas zu schwören, sie schaffte es ohnehin nie.

    Mürrisch und auch mit einem Hauch von Trübsinn richtete die Duellantin ihren Blick auf den Horizont. Die dunklen Umrisse des Turms des Zirkels der Magi ragten wie ein bedrohlicher Schatten hoch in den Himmel und war Grund genug Juliette den Mund vor Unbehagen zu verziehen. Hier waren sie also vor der Welt eingesperrt worden, all diese verfluchten Sünder, die sich Magier nannten, die der Welt allein durch ihre Existenz so viel Ärger bereiteten. Auch wenn sie diesen Ort nie hätte sehen wollen war sie beeindruckt. Eigentlich reichte allein die Erwähnung eines magischen Aspektes an einer Sache, was sie auch sei, um sie in den Augen der Adligen als verwerflich, unrein und abstoßend zu empfinden. Dennoch war sie kurzzeitig erstaunt über die bloße Größe dieses Bauwerkes welches vom Reich von Tevinter vor etlichen Jahrhunderten erbaut wurde. Soweit sie wusste hatte man den Turm nur durch den Einsatz von Magie erbauen können und die Tatsache dass er nun eben Magiern als Gefängnis diente hatte einen kräftigen Hauch von Ironie an sich. Der Erbauer hatte wohl einen grausamen Humor. Es war vermutlich ein trauriges Schicksal als Magiebefähigter sein ganzes Leben dort verbringen zu müssen ohne dieses uralte Gemäuer jemals wieder verlassen zu dürfen und fast hätte der Gedanke an die Eingesperrten, Mitleid in der Orlaisianerin aufwallen lassen aber sogleich setzte sich ihre anerzogene Denkweise durch. Es war besser so. Für die Magier sowohl für den Rest der Welt, wenn sie unter Aufsicht frommer Diener der Kirche standen. Schließlich war nicht zu vergessen dass jeder Magier eine unsägliche Gefahr darstellte die jederzeit ausbrechen könnte. Es waren also nicht die Magier die zu bemitleiden waren. Fast schon zeitgleich mit dem aufkommenden Mitgefühl schienen sich Juliettes peinigenden Kopfschmerzen, die sie schon den ganzen Tag plagten, zu verstärken, wie als ob es an diesem Ort lag und fast schon glaubte die Söldnerin das auch.

    Abgelenkt von dem unbehaglichen Anblick, der sich ihnen bot, und natürlich dank ihres Katers und Übelkeit, achtete Juliette nicht wirklich auf das Gespräch, welches Alrik und Leirâ führten bis die Worte „Eure Götter verfluchen die Magie?“ aus den Mund der Elfe drangen. Juliette wurde aufmerksam und lauschte dem restlichen Gerede und war mehr als nur entsetzt wie achtlos die Dalish laut Leirâ mit Magie umgingen. Es gab bei ihrem Volk doch tatsächlich niemanden der auf diese Aussätzigen achtete, sie ihm Zaun hielten, was Juliette mehr als nur verantwortungslos und vor allem gefährlich fand. Alrik sah es wohl vernünftigerweise ähnlich aber bevor er oder Juliette nachfragen konnten, wie, beim Erbauer nochmal, man diese Wölfe im Schafspelz bei den Dalish einfach so bestehen lassen konnte, beendete Leirâ das Gespräch kühl. Man solle die Führung ihres Volkes nicht anzweifeln, meinte sie.
    Fassungslos wendete Juliette den Blick ab und schüttelte den Kopf über diese närrische Torheit. Sie konnte es kaum glauben was die Elfe da sagte und damit auch noch mit sich selbst völlig im Reinen war. Während sie den kaiserlichen Hochweg, über eine baufällige Treppe verließen, kam die Orlaisianerin zu dem Schluss das Leirâ sich einfach nicht im Klaren darüber war was Magie anrichten konnte. Bestes und schlimmstes Beispiel war die dunkle Brut. Ohne den Hochmut der Magier wäre sie nie entstanden und unzählige Verderbnise wären der Welt erspart geblieben. Juliette ertappte sich dabei, die Dalish im Stillen allesamt, abwertend einfach nur als unwissende Wilde zu bezeichnen und eigentlich hatte sie, in Anbetracht des Gesagten, gar nicht so Unrecht.

    Im Geiste nahm sie sich vor Leirâ, deren Ansehen bei Juliette nun deutlich gelitten hatte, mehr im Auge zu behalten. Den ganzen Vormittag schon hatten die Söldnerin und der Bursche sich gelegentlich leise ausgetauscht ob Leirâ überhaupt noch zu trauen sei. Möglicherweise war sie ja bei ihrem eigenen Volk als irgendetwas verschrien das so schlimm war das sie ins Exil musste. War sie vielleicht eine Mörderin oder gar etwas Schlimmeres? Aber was konnte schlimm genug sein um selbst diese unzivilisierten Ungläubigen so zu erschüttern, das sie eine der ihren verstießen? Weder Alrik noch Juliette wussten es und auch wenn der Fereldaner ihr nun wieder zu trauen schien, blieb die Orlaisianerin wachsam.
    Kurz darauf ging Alrik zu der, in eine prunkvolle Rüstung gehüllten Gestalt, die den Pier und das Boot mit welchen sie über den See setzen könnten bewachte und ließ die Elfe etwas abseits stehen. Doch gleich darauf verwehrte ihnen der Wache Stehende den Zugang zum Turm. Einerseits war Juliette natürlich enttäuscht und verärgert über die abweisenden Worte des Templers aber irgendwie fiel ein Teil ihres Unbehagens von ihr ab. Gar nicht mal so tief in ihr drin wollte sie nicht wirklich in den Turm, egal wie gewinnbringend es auch hätte sein können, zu stark war ihre Abneigung gegenüber jeglicher Magie. Auch wenn die Adlige bis jetzt noch nie einen leibhaftigen Magier getroffen oder irgendetwas Magisches jemals gesehen hatte. Das konnte ihrer Meinung nach gerne so bleiben.

    „Mist.“, sprach es Alrik niedergeschlagen und durchaus treffend aus.
    Während Juliette ratlos die Arme vor der Brust verschränkte zuckte Leirâ mit den Schultern.
    "Warum sollte er uns auch hineinlassen, wo Magie doch sooo gefährlich ist? Ich meine, schließlich werden die Leute ja auch nicht darin ausgebildet, darauf hingewiesen wie gefährlich sie ist, sind sich der Gefahr nicht bewusst..."
    Auf einmal schienen sie Nachwirkungen des Alkohols für Juliette nur noch in der Ferne existieren, wie als ob sie ängstlich der wachsenden Wut Platz machten, die in Juliette aufkeimte. Was fiel dem Klingenohr eigentlich ein über Dinge zu sprechen über die sie keine Ahnung hatte? Dass bei ihrem Volk Magie lockerer gehandhabt wurde gefiel Juliette zwar nicht im Geringsten aber solange es so weit entfernt war könnte sie damit noch leben. Hier in der Zivilisation hingegen wurde das aber strenger behandelt und das mit guten Grund. Nur zu gerne hätte sie Leirâ für diese frevelhaften Worte eine schallende Ohrfeige verpasst doch sie hielt gerade noch an sich und beschränkte sich auf einen vor Zorn geprägten Gesichtsausdruck.
    „Also bitte, Mademoiselle!“, zischte sie mahnend und ging unweigerlich einen Schritt näher auf die Dalish zu. „I´r `abt doch offensischtlisch keine Ahnung davon was Magie alles anrischtet!“
    „Ruhig Blut!“, sprach Alrik beruhigend und stellte sich mit zu je einer der Frauen erhobenen Handfläche zwischen sie. „Ruhig Blut.“
    Doch Juliette konnte und wollte sich nicht bremsen lassen, jedenfalls nicht völlig. Die Orlaisianerin nahm dieses Thema, in Anbetracht ihrer anerzogenen Ansichten, fast schon persönlich und das Gerede der Elfe grenzte ihrer Meinung bereits an schändliche Blasphemie. Wäre Alrik nicht gewesen, hätte sie wohl durchaus handgreiflich werden können, aber durch seine Gegenwart hielt sie ihre Empörung in Grenzen, auch wenn man sie ihr deutlich ansah.
    Etwas ruhiger aber sehr kühl, mindestens genauso bedrohlich wie die Elfe vorher selbst, sprach Juliette, während sie ihren rechten Zeigefinger tadelnd und zackig in Richtung der anderen Frau schwang: „I`r wollt nischt das wir uns über eure Tradisionen lustig machen also tut es nischt bei den unseren!“

    Turm des Zirkels, am Kai der Fähre
    Geändert von Juliette de Ludin (27.01.2012 um 21:03 Uhr)

  6. #6
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Als Alrik zwischen sie trat, löste Leirâ den Griff um ihr Dar'Misu, welches sie unbewusst umschlossen hatte. Juliettes Haltung verriet Angriffslust und die Jägerin wollte keinesfalls unvorbereitet sein, sofern sie sich mit der Kriegerin hätte messen müssen. Sie war sich sicher, jeden Vorteil brauchen zu können.
    "Wir halten unseresgleichen nicht eingekerkert!", zischte sie halblaut zurück, doch ehe das ausarten konnte nahm Alrik sie bei der Hand und meinte:
    "Beim Erbauer, ruhig Blut. Du gehst nun hier rüber, Leirâ, und ihr, Lady Juliette,", er machte einen ehrlich gemeinten Knicks, "geht einmal hier rüber, ja? zumindest, bis sich alle wieder beruhigt haben."
    Leirâ schnaubte und atmete dann einmal tief durch, fortan beschränkte sich ihre Kommunikation mit Juliette auf düstere Blicke, als Alrik die beiden wieder näher winkte und von dem seltsam dreinblickenden Templer fortführte, hinüber zu dem Haus, neben dem einige Stallungen standen, in deren Schatten sie sich hockten.
    "Verdammt, wie sollen wir denn nun zum Turm kommen?", murmelte Alrik vor sich hin.
    "Wir könnten Schwimmen,", meinte Leirâ sarkastisch. Ja, mit Schwert schwimmen, stelle ich mir sehr lustig vor. Doch Alrik schüttelte aus anderem Grund den Kopf:
    "Ich kann nicht schwimmen." Dass er ihren Vorschlag für voll genommen hatte, verlangte der Dalish ein Augenrollen ab.

    "Ja, es ist eine Schande.", mischte sich ein fülligerer Mann an, der neben ihnen an dem Stalltor lehnte. Leirâ konnte seine Fahne auf fast drei Schritt Entfernung deutlich riechen.
    "Erst heu' morgen noch,", es fiel ihr unglaublich schwer, den Mann zu verstehen: Er lallte wie ein besoffener Knabenchor.
    "Früher, das' heißt erscht Gesn'n Abnd noch, da hap isch jechen, der überge'tzt werden wollte und n' Wisch von de Kürsche hatte, übergesetzt. Jahwoll, mein Herr. Und die Damen." Er musterte die Dalish mit seinen Schielaugen.
    "Huch, ih müss'tn ja n' hohes Tier sein, wenn ihr mit nem klingenohrigen G'folge reist. Und gleich mit drei Drillingen d'von" er lies einen lauten Rülpser hören. Und Leirâ erhob sich –wo mit sie dem Kerl immerhin bis knapp über die Brustwarzen reichte- und fuhr ihn an:
    "Ich gehöre nicht zu euren Sklaven, ich bin vom Volk und jetzt belästige gefälligst jemand anderen, du stinkendes, Ekel erregendes..."
    "Entschuldigt, Herr!", schritt Alrik schnell ein und nahm die Dalish ein weiteres Mal bei Seite.
    "Meine Güte Leirâ, könntet ihr euch nicht mir zu liebe mal ein bisschen zurücknehmen?" Aus ihrem Blick sprach pure Verständnislosigkeit in ihrer reinsten Form.
    "Ich bin eine Dalish und Stolz darauf. Wenn du damit ein Problem hast, dann sag es. Hier und jetzt!"
    "Ich habe kein Problem damit, aber..."
    "Aha! 'Aber'?", sie starrte ihm mit bösem Blick in die Augen. Und sie hatte gedacht, er wäre anders...
    Er schaute nur verlegen zur Seite.
    "Also... das ist es nicht. Es ist nur, dass..."
    "Nun spuck’s schon aus!" Doch ehe der arme, unschuldige Alrik etwas antworten konnte, mischte der BEsoffene sich wieder ein:
    "Alscho, ihr hapt ja euer Elfending nüscht wirklisch unter Kontrolle, mein Härr." Seine Augen wanderten Leirâs Körper hinauf und hinab.
    "Is' ja ganz hübsch, wenn diese scheußliche Striche im Gesicht nücht wären..."
    In Leirâs stark angespanntem Nervensystem riss in jenem Moment etwas und auch wenn sie sonst nicht zu überstürzten Handlungen neigte, das war zuviel.
    "Ma nuvenin, Shemlen!", was eigentlich beim Volk als höfliches Annehmen einer Bitte galt, war hier etwa im Sinne von 'du hast es so gewollt' zu verstehen, was dadurch unterstrichen wurde, dass die kleine Elfe dem Mann die Faust ins Gemächt rammte, seinen Arm Griff und ihn in einer schnellen, gleichmäßigen Bewegung über die Hüfte hebelte und dessen Kopf darauf eine unsanfte Begegnung mit dem Erdreich hatte. Mit diesem plötzlichen Angriff überrumpelte sie nicht nur den Säufer, sondern auch Alrik, Juliette und den Templer, der auch prompt angestürmt kam.
    "Was in Andrastes Namen geht hier vor?", er stutzte, "Ist das etwa eine Dalish?"
    "Ja, das ist sie, aber seien wir mal ehrlich, mein Herr Templer,", eines musste man Alrik lassen: Er schaltete schnell wenn es vonnöten war und brachte sein Charisma gekonnt zum Einsatz. Seine Unschuldsmiene war so gut, dass Leirâ sich beinahe schlecht fühlte. Beinah.
    "Aber immerhin hatte dieser Suffkopp ihr auch an die...", er hielt sich beide Hände vor die Brust,", gefasst und da hat sie eben etwas überreagiert. Aber wer hätte das nicht?" Der Templer kratzte sich über sein Kinn. Leirâ fiel auf, dass der 'Bart' dieses Mannes offensichtlich noch im Wachstum war.
    "Wer seid ihr überhaupt? Und seid doch so gut, und schafft diesen Säufer wenigstens in den Stall."
    "Natürlich Sire, sofort Sire. Und wer wir sind, ich bin Alrik Riverside, oder vom Fluss, ganz wie ihr es lieber mögt, und dies ist..."
    "Leirâ Ven, vom Klan der Klingen des langen Weges. Alrik hier ist ein Abgesannter einer eurer Banns", sie hoffte das Wort, welches Alrik ihr gestern beigebracht hatte, richtig ausgesprochen hatte, "der mir eure Gebräuche zeigen soll. Ich wurde als Botschafterin des Volkes auserkoren, auf dass zwischen meinem Klan und diesem Bann frieden herrsche."
    Fassungslose Stille machte sich schlagartig breit. Sie hatte alle überrumpelt, sich selbst gar. Sie konnte kaum glauben, wie rasch ihr dieses Märchen eingefallen war, auch wenn sie hoffte sie nicht durch irgendeine falsche Wortwahl in noch größere Schwierigkeiten gebracht zu haben... Alrik schaute sie nur groß an und der Templer kratzte sich weiterhin am Kinn. macht der auch mal den Mund auf? Die Stille wurde ihr allmählich unerträglich.
    "Ähem... Genau. Und da die... Hüter?", Leirâ nickte ihm, wie sie hoffte, unauffällig, zu.
    "Hüter der Dalish... ehrenwerten Dalish ebenfalls über Magie verfügen war es ein dringendes Anliegen, der ehrenwerten Botschafterin Leirâ Ven zu zeigen, wie wir..."
    "Magier?", der Templer hatte die Hand bereits am Griff seines Schwertes, Leirâ hob beschwichtigend die Hände.
    "Unsere Hüter, nicht unsere Botschafter."
    Der Shemlen kniff die Augen zusammen und beäugte sie auf seltsame Art und Weise, aus diesen flachstirnigen, schweinsäugigen Menschen wurde doch kein Elf schlau!
    "Wie ist der Name dieses Banns?"
    Alrik und Leirâ schauten sich kurz ratlos an, dann sagte Alrik:
    "Bann Fasado von... Baumgreif?" Und wieder kratzte der Templer sich am Kinn.
    "Von einem Bann Baumgreif habe ich noch nie gehört?"
    "Das gibt es auch erst seit kurzem! Ja, genau. Wisst ihr, im Bannorn gibt es doch Ränkespiel in Hülle und Fülle, und erst neulich haben sich zwei der Banns beinahe ausgelöscht, sodass deren Söhne und Neffen, also der Sohn des einen und der Neffe des anderen nun neue Banns geworden sind, die aber ihre Guts. Gute? Wie auch immer, von Verwandten ganz woanders geerbt haben und...", ihr Gesprächspartner hob die Hand.
    "Genug, genug. Mehr will ich über die Politik der Banns gar nicht wissen. Aber ich habe strikte Order, niemanden ohne Anordnung der Kirche über zu setzen und außerdem..."
    Leirâ biss sich auf die Unterlippe, es würde nicht funktionieren. Aber sie mussten in den Turm und sie wollte unbedingt erfahren, was es mit dieser Schriftrolle auf sich hatte. Was hätte sie auch sonst tun sollen, war das doch das einzige Ziel das ihr im Leben geblieben war? Da hatte Alrik plötzlich einen Geistesblitz.
    "Hier, auf diesem Pergament steht alles!" Und er präsentierte die angebliche Schatzkarte. Der Templer beugte sich tief darüber.
    "Ich seh’ da kein Siegel drauf, und..."

    So schnell, wie Leirâs Dolchknauf den Nacken des Mannes küsste konnte kein Vogel schreien, noch weniger der Mann, der mit einem kurzen aufstöhnen zusammensackte. Alrik und Juliette starrten die Elfe entsetzt an. Die starrte gleichgültig zurück.
    "Was?“
    Geändert von Leirâ Ven (02.02.2012 um 12:35 Uhr)

  7. #7
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Turm der Magier
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    Langsam ließ Rhaego die einzelnen Seiten an seinem Daumen vorbeilaufen, dann schlug er mit einem dumpfen Knall den Buchdeckel zu. Vor ihm lagen drei Seiten, mit seiner feinen, regelmäßigen Handschrift eng beschrieben, direkt daneben das große Lexikon, in dem neben dem vollständigen Vokabular auch rivainische Grammatik gesammelt war. Er hatte es nur sehr selten gebraucht, nachdem er die vier Wörter nachgeschlagen hatte. Was das erste betraf, hatte er Recht gehabt; es handelte sich um eine unterordnende Konjunktion, die meist eine causale Bedeutung hatte, in einigen Fällen – wie in diesem – allerdings konsekutiv benutzt wurde.
    Langsam stand er auf, streckte seinen Rücken, der vom langen Sitzen schon schmerzte und räumte dann das schwere Wörterbuch wieder auf seinen Platz im Regal.
    Auf dem Weg zurück zu dem Tisch kam er an einem der hohen Bibliotheksfenster vorbei. Er lehnte sich einen Moment gegen das Fensterbrett und rieb sich kurz über die Augen. Er genoss das helle Licht, einer der Gründe, warum er sich so gerne in der Bibliothek aufhielt. An keinem anderen Ort im Turm waren die Fenster so breit, nirgends kam so viel Licht auf die düsteren Mauern aus Stein.
    Eine Bewegung weit, weit unter ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine kleine Gruppe von Reisenden betrat Port Calenhad. Sie unterhielten sich kurz mit dem Templer, ehe sie sich abwandten und anscheinend ihr weiteres Vorgehen berieten. Rhaego glaubte nicht, dass sie zum Zirkel wollten – und selbst wenn, würden sie es nicht schaffen. Es war lange her, seit zum letzten Mal Besucher in den Turm gekommen waren, schon fast einige Jahre. Dennoch erfüllte ihn der Anblick mit einem Gefühl von – er konnte es nicht beschreiben. Neid? Er wünschte, er selbst könnte auf der anderen Seite stehen und sich einfach abwenden und gehen, wenn er das wollte.
    Aber das war hoffnungslos. Es gab keinen Grund, warum die Templer ihn gehen lassen sollten. Wer einmal im Turm war, verließ ihn erst wieder zu seinem Begräbnis, lautete ein altes Sprichwort unter den Magiern. Alle Gedanken daran waren verschwendete Zeit. Entschlossen wandte er sich ab und griff nach seinen Sachen auf dem Tisch. Zuerst würde er sie in sein Zimmer bringen, dann würde er sich irgendeine harmlose, nicht anstrengende Beschäftigung suchen. Das war das Gute am Zirkel. Man hatte so viel Freizeit, wie man haben wollte. Vielleicht würde er in eine der fortgeschrittenen Novizen-Klassen gehen. Die Lehrer freuten sich über ein wenig Unterstützung und die jungen Frauen, die noch voller Optimismus auf ihre Läuterung warteten, sprachen gerne mit einem erfahreneren Magier. Vor allem, wenn der noch nicht so alt war, wie es die meisten waren.
    Rhaego erfreute sich einer gewissen Eleganz, ein ihm ganz eigener Stil, der sich gebildet hatte, als er seine Haare aus Protest gegen die Templer nicht mehr geschnitten hatte. Und eine der Schülerinnen schien das zu gefallen, eine schwarzhaarige Schönheit.
    Mal sehen, dachte er. Vielleicht würde er sie heute besuchen – vielleicht aber auch nicht. Er hatte ja noch genug Zeit. Ein ganzes Leben im Zirkel lag noch vor ihm.

  8. #8
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Nur zu gerne wäre Juliette einen weiteren Schritt näher gekommen, um ihre offensichtliche, körperliche Überlegenheit gegenüber der schmalen Elfe zu untermauern. Nur zu gerne hätte sie eine Ohrfeige, wie früher, elegant aber wirkungsvoll mit dem Handrücken verpasst. Und nur zu gerne hätte sie Leirâ, die ebenfalls gereizt zurückblickte, mit schneidender Kälte in der Stimme, zu Recht gewiesen als unwissende Wilde über Dinge die sie nicht verstand ihre Zunge zu hüten. Doch Alrik hielt die beiden Frauen, die beiden bewaffneten Frauen, die beide ziemlich schlechte Laune hatten, die wohl beide kamperprobt und mit dem Umgang ihrer Waffen mehr als vertraut waren, davon ab sich gegenseitig an die Kehle zu gehen, was sicherlich nicht mehr allzu lange gedauert hätte. Beachtlich für jemanden der wohl jünger und weniger gefährlich wirkte als seine beiden Begleiterinnen.
    Zornig blies Juliette eine herabhängende Strähne, die sich rebellisch aus ihrem Haarband befreit hatte, aus ihrem vor kalter Wut verzogenem Gesicht derweil sie sowohl dem Burschen und der Dalish den Rücken zuwandte und ein, zwei zackige Schritte ging. Und auch wenn die meisten ihrer Gedanken darum kreisten, wie es wohl aussehen und sich anfühlen würde eine vorlaute Dalish zu erwürgen war sie auch zum Teil erstaunt darüber wie Alrik die drohende Konfrontation abwenden konnte. Es war zwar eigentlich brüskierend von einem gesellschaftlich weit unter einem Stehenden Befehle zu bekommen aber bis die Adlige zu diesem Schluss gekommen war, das sie eigentlich hätte empört sein können, hatte sie getan was er gesagt hatte. Erneut eine beachtliche Leistung. Dadurch dass die Duellantin früher die Befehle selbst gab anstatt sie zu erhalten, ließ sie sich eigentlich von so gut wie niemanden etwas sagen. Einzig und allein für Personen die ihr übergeordnet waren oder wenn es Juliettes Erziehung von ihr verlangte ging sie solchen Anweisungen nach. Selbstverständlich auch wenn sie keine andere Wahl hatte und die hatte sie als bettelarme Söldnerin selten aber das traf hier alles nicht zu. Der Bursche hatte es allein durch sein richtiges Auftreten geschafft. Wie gesagt: Beachtlich aber das hieß nicht das Juliette das gefiel.

    Jedoch riss sie sich am Riemen und ließ ihre Wut so langsam abklingen. Nachdem sich die Gemüter wieder gekühlt hatten, zumindest so sehr das man nicht gleich aufeinander losging, und finstere Blicke zwischen der Dalish und der Orlaisianerin ausgetauscht wurden setze sich die kleine Gruppe in den Schatten des Gasthauses um über ihre weitere Vorgehensweise zu diskutieren. Juliette hielt sich hierbei bewusst raus. Sie hatte nicht die geringste Lust auch nur noch ein Sterbenswörtchen mit dem Klingenohr zu wechseln und es müsste wohl viel geschehen damit sich dies ändern würde. Sie wollte nicht einmal die, durch die primitive Tätowierung verschandelte Visage sehen und sah deshalb einfach weg. Offensichtlich hatte sie sich bei der Elfe doch geirrt, gestand sie sich selbst ein. Leirâ war offensichtlich doch um einiges unausstehlicher als sie bisher dachte. Sie war nun mal einfach eine unzivilisierte Wilde.
    Das Bereden über ihre weitere Vorgehensweise drohte ins resignierte Schweigen abzudriften, mangels Vorschlägen da mischte sich plötzlich ein etwas mehr als gut genährter Mann ein. Mal wieder ein Prachtexemplar von einem Fereldaner, dachte sich die Nase krümmende Orlaisianerin verächtlich während besagtes Prachtexemplar besoffen herumlallte und wohl jeden in einen Umkreis von drei Metern mit seinem Alkohol verpesteten Atem beglückte. Jedoch als er Leirâ beleidigte musste die Duellantin beinahe hämisch grinsen, was jedoch ins jähe Gegenteil umschlug als die Beleidigte den Betrunkenen mit ein paar blitzschnell Handgriffen unsanft zu Boden schickte. Entsetzt sprang Juliette auf und auch gleich kam schon der Templer der am Kai Wache gestanden hatte angeschossen. Glücklicherweise aber schaltete Alrik sich im richtigen Moment ein, bevor irgendjemanden etwas Falsches gesagt hätte. Schnell konnte dem Templer eine Lügengeschichte aufgetischt werden welche Leirâs gewalttätige Reaktion rechtfertigte wobei die Adlige aber nicht wenig Lust verspürte das Klingenohr anzuschwärzen, sich aber Alrik zu Liebe zurückhielt. Der Templer verlangte aber kurz darauf den Bewusstlosen fortzuschaffen und da sich keiner der Anwesenden angesprochen fühlte, verdrehte Juliette nur einmal verächtlich die Augen und machte sich daran der Anweisung des Templers, wenn auch widerwillig nachzukommen.
    Sie hatte, nicht ohne Ekel, den Bewusstlosen unter den Achseln gepackt und gerade ein kurzes Stückchen in Richtung der Ställe geschleift, was ihr einiges an Überwindung kostete, da verzapften ihre beiden Begleiter die nächste Lüge und die war so dreist das Juliette glaubte sich verhört zu haben. Vor Fassungslosigkeit gelähmt entglitt ihr der bewusstlose Fereldaner aus den Händen und sein Kopf landete ein zweites Mal unsanft auf dem Boden, was seinem Besitzer ein kraftloses Stöhnen entlockte. Jedoch schien das niemand zu bemerken, nicht einmal die Duellantin selbst.

    Sie war sich nicht sicher ob man über diesen Humbug den die beiden „Botschafter“ da erzählten lauthals lachen oder vor Scham die dreisten Lügner tatsächlich zu kennen das Gesicht bedecken sollte. Unglaublicherweise kaufte der Templer es ihnen aber tatsächlich ab und fast sah es so aus als ließe er sie zum Turm übersetzen. Doch leider nur fast. Egal wer man war man schien ohne die Erlaubnis der Kirche den Zirkel nie von ihnen sehen zu dürfen. Alrik hatte zwar einen Geistesblitz und präsentierte scheinbar wissendend die Schriftrolle doch auch das überzeugte den Templer nicht.
    Er wird uns nie reinlassen., dachte sich Juliette verdrossen aber auch mit einem Hauch von Erleichterung, während sie sich gerade, um die Illusion zu wahren, herunterbeugte um den Trunkenbold zu packen und wieder weiter in Richtung Stall zu zerren.
    Plötzlich, genau in dem Moment in dem die Duellantin kurz den Blick abwandte um den Bewusstlosen korrekt zu packen stöhnte der Templer auf und sagte mit einem Scheppern seiner Rüstung zu Boden. Ungläubig riss Juliette den Blick wieder hoch und erblickte die gleichgültig blickende Dalish die mit ihrem Dolch in der Hand über den am Bodenliegenden stand.
    „Was?“

    Zuerst konnte und wollte die Adlige das gar nicht glauben und musste den Drang sich zu kneifen damit sie aus diesem bösen Traum aufwachte unterdrücken doch als ihr klar wurde das dies die unschöne Realität war weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen.
    „Beim Erbauer! Ihr…Ihr…“, stammelte sie fassungslos in ihrer Muttersprache und auch ohne darüber nachdenken zu müssen hastete sie vor und kniete sich sogleich neben die gepanzerte Gestalt um den Puls zu fühlen. Erleichtert atmete sie aus. Der Templer lebte noch. Es hatte also nur so ausgesehen als ob die Wilde ihm etwas Tödliches angetan hätte aber die bloße Tatsache das es so aussah ließ erneute Wut in Juliette auflodern.
    „Seid i`r wahnsinnisch, ihr elende Närrin?!?“, zischelte sie in kniender Haltung das ungerührte Klingenohr erbost, nun auf fereldisch, an. „Einen Templer der Kirche anzugreifen! Dafür könnten wir alle in den Kerker geworfen werden!“

  9. #9
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Die Jägerin schaute gleichgültig in der Kämpferin Augen herunter -was selten genug vorkam- und steckte den Dolch wieder weg.
    "Bevor ich in irgendeinen Kerker gehe, sterbe ich." Ihr Ton war ruhig und bestimmt, auch wenn sie das Wort Kerker falsch betonte. Es klang aus ihrem Munde ein wenig wie 'Ärker'. Auch Alrik schaute sie nur entsetzt an.
    "Seid ihr von Sinnen?", brachte er tonlos hervor. Die Elfe zuckte hilflos mit den Schultern und sprach langsam, als müsse sie es einem kleinen Kind erklären:
    "Dieser Mann... T'mplär'? Wie auch immer, hätte uns nie zu diesem Gefängnis da drüben gebracht. Nun kann er uns nicht mehr aufhalten, oder?", sie stemmte die Hände in die Hüften, "Wo ist also das Problem?"
    "Das Problem? DAS PROBLEM?!", Alriks Gesicht war übersät mit roten Flecken, als er auf sie zukam und ihr den Finger vor die Brust stieß.
    "Bisher dachte ich ja, du bist nur ein wenig seltsam, eine Dalish halt. Aber schon heute morgen das Messer, und nun beginnst du auch noch um dich zu schlagen wie ein wildgewordener Oger? Ich meine...", er ruderte hilflos mit den Armen, "Denkst du denn, dass dies hier der einzige Templer ist? Im Turm leben duzende davon! Und denen müssen wir nun erklären, wer wir sind und... Es muss doch mittlerweile selbst dir klar sein, was du da angerichtet hast!"

    Diese Schimpftirade traf sie tiefer als sie zugeben wollte. Auf der einen Seite war sie empört über Formulierungen wie '...eine Dalish halt.', auf der anderen Seite verletzte es sie, wie dieser sonst so ruhige und verständnisvolle junge Mann sie plötzlich derart anfuhr. Sie spürte ein Brennen in den Augen und ein Kloß im Hals drückte ihr auf die Stimme, als sie sprach:
    "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich bin kein Mensch! Eure Gesellschaft ist verwirrend, kompliziert, eure Lebensweise so völlig anders...", es bereitete ihr immer mehr Mühen, Tränen zurück zu halten, irgendwie brach gerade alles über ihr Zusammen: Das Exil, die Heimatlosigkeit, dieser Streit, der Ärger mit Juliette, einfach alles.
    "Und dennoch ist eure Gesellschaft alles was ich habe! Es ist der einzige Ort, wo ich noch sein kann!", sie unterdrückte ein Glucksen und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, erste Flüssigkeit glitzerte auf der Armschiene.
    "Und alles nur aufgrund von Ràsahlas Wahnsinn..." Sie wollte Alriks Blick nicht erwidern, wollte einfach fortlaufen, doch...
    "Vir Bor'Asan.", sie hob den Blick und begegnete Alriks undefinierbar dreinschauenden Augen. Der wendete bald den Blick ab und kniete sich ebenfalls zu dem Templer hinunter und während er diesen mit Juliette zusammen zu den Stallungen schaffte. Die Jägerin verharrte an Ort und Stelle und auch wenn die Traurigkeit und erste Verzweiflung noch nicht völlig von ihr abgefallen war, so hatte sie sich doch zumindest wieder ein wenig beruhigt, als die beiden zurückkamen. Alrik sah sie ernst an:
    "Warum seid ihr überhaupt hier und nicht länger bei eurem Klan?" Die Elfe schaute fest zurück, während es in ihrem Inneren bereits wieder zu rumoren begann und die Tränen wieder zurück zu kommen drohten.
    "Das..." Ich kann das nicht
    "Das geht euch nichts an." Es war eine Sache ihres Volkes, ihres Klans. Sogar ihrer Familie und es betraf nur sie. Die beiden würden davon nie irgendeinen Nachteil haben, noch nicht einmal davon erfahren.
    "Ich finde, das geht uns mittlerweile sehr wohl etwas an.", erwiderte Alrik, immer noch diese gewisse Härte in der Stimme, Und dann mischte sich auch noch Juliette ein....

  10. #10
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Nachdem die beiden Menschen den bewusstlosen Templer so behutsam wie möglich im trockenen Stroh der Stallungen beteten kehrten sie mit berechtigter Wut in den Minen zurück zu dem verlegenen Klingenohr. Juliette hatte dem Gepanzerten noch eine Entschuldigung zu gehaucht und hoffte dass ihr der Erbauer verzeihen würde, dass einer seiner frömmsten Diener zu Schaden gekommen war und sie es nicht verhindert hatte. Sie empfand tiefen Respekt vor den gottesfürchtigen Templern der Kirche, waren sie es doch die bei allen Gläubigen als tugendhafte Gestalten gepriesen wurden, da sie die Welt vor den unreinen Auswirkungen der Magie beschützen. Die Templer waren bei einem Großteil von Thedas als Streiter für das Gute geschätzt und manche meinten sogar sie seien vom Erbauer selbst gesegnet. Es war eine Schande und eine schwere Sünde besagten Gotteskriegern zu schaden und wiedersprach gegen sämtliche Aspekte von Juliettes spiritueller Erziehung. Das die ungläubige Elfe bereits blasphemische Worte sprach war schlimm genug aber das sie sich der erwähnten schweren Sünde schuldig machte war nicht vertretbar.
    Bevor sie den Bewusstlosen im Heu liegen ließen, sagte Juliette mir gesenkter Stimme todernst: „Das ist…einfach untragbar, Alrik.“
    Er nickte mit demselben Ausdruck im Gesicht.
    „Soll das mit ihr so weiterge`en?“, fragte sie und sah ihm ins jugendliche Antlitz, doch obgleich er ganz ähnlich zu denken schien, meinte sie einen Hauch von Widerwillen im Blick des Burschen zu erkennen, als sie möglicherweise andeutete das Klingenohr zurückzulassen.
    Diese Elfe sorgte offensichtlich nur für Ärger und auch wenn der Gedanke, tief in der vor Wut geprägten Gefühlswelt der Duellantin für Aufbegehren ihres Gewissen sorgte, fragte sich die kalt blickende Orlaisianerin ob es nicht besser wäre Leirâ so schnell wie möglich los zu werden. Dieser Gedankengang fühlte sich irgendwie falsch und niederträchtig an aber kam sie nicht darum herum sich zu fragen ob es so nicht besser wäre, auch wenn sie sich dabei in ihrem Inneren schlecht fühlte.
    Alrik war eine Antwort schuldig geblieben und war wortlos, kurz darauf gefolgt von der Adligen, zu Leirâ zurückgekehrt aber es war offensichtlich dass er einen Entschluss gefasst hatte. Die Orlaisianerin wusste nur noch nicht welchen.

    Angefeuert durch diesen Sündenfall loderte Juliettes Wut dennoch wie ein verzehrendes Feuer das ihre Vorbehalte wie Pergament zu Asche verwandelte, doch als sie durch den Schleier des Zorns glaubte zurückgehaltene Tränen in den großen, hellblauen Augen des Klingenohrs zu erkennen war es als ob dieses Feuer der Wut an Temperatur verlor. Als ob die Tränen es abkühlten, genauso wie die Worte, die Leirâ gesprochen hatte und nun erneut Juliettes Verstand kreuzten, bevor die beiden Menschen den Templer fort getragen hatten.
    Ein Teil von ihr, die Wut, drängte sie dazu unerbittlich weiter zu machen, wollte die Tränen fließen sehen, verlangte die Dalish fertig zu machen um sich an ihrem Leid zu laben. Sie sollte sehen was es ihr brachte gotteslästernde Worte zu sprechen. Sie sollte verzweifelt heulen, auf die Knie fallen und eiskalt stehen gelassen werden. Leirâ hätte es mehr als nur verdient. Doch ein anderer Teil von Juliette, der Teil der meist stärker war als ihr Zorn, ihr Mitgefühl gebot ihr Einhalt und ließ plötzlich eine Erinnerung von früher im Verstand der Hochgeborenen aufblitzen. Wie früher eine arme, kleine Elfenmagd, die in den Diensten des Hauses stand, von einer Furie von einer Köchin zusammengeschrien wurde. Die Magd war damit beauftrag gewesen bestimmte Zutaten für das nächste Gericht zu kaufen doch war ihr das Geld von einem dreisten Taschendieb geklaut worden und so war sie mit leeren Händen zurückkehrt. Unter den erbosten Beschimpfungen der Köchin und der Drohung sie für ihre Unfähigkeit vor die Tür zu setzen war sie immer kleiner geworden, Tränen waren ihr in die Augen gestiegen und Juliette hatte fast dieselbe Hilflosigkeit in dem fremdartigen Gesicht erkannt welche sich nun auf Leirâs spiegelte. Damals hatte sie nicht anders gekonnt als dazwischen zu gehen und die hysterische Köchin in ihre Schranken zu verweisen und sie fühlte sich fast dazu verleitet dieses Mal dasselbe zu tun. Doch dieses Mal war es nicht jemand anderes der zu Recht gewiesen werden müsste, sondern sie selbst.
    Diese Erkenntnis kam über sie wie ein Schwall kaltes Wasser und ließ sie zumindest im Geiste genauso zusammen fahren. War sie denn nun schon genauso schlimm wie diese überreagierende Ziege von einer Köchin? Dachte sie nicht etwas Besseres zu sein? Dennoch rangen Wut und Mitgefühl über die Kontrolle über ihr nächstes Handeln, derweil Alrik fragte.

    „Warum seid ihr überhaupt hier und nicht länger bei eurem Klan?“
    Obgleich die Elfe zuerst wieder etwas gefasster wirkte schien diese Frage erneut zu drohen sie aus der Fassung zu bringen und sie wehrte ab. Es ginge ihre Begleiter nichts an, doch Alrik ließ nicht nach.
    „Ich finde, das geht uns mittlerweile sehr wohl etwas an.“, beharrte der Bursche hart und dann erhob auch Juliette das Wort und obgleich sie sanfter fragte als es ihr ihre Wut gebot war ihr Tonfall nur minimal weicher als Alriks.
    „Wenn ihr uns weiter`in begleiten wollt, müssen wir wissen ob euch über`aupt zu trauen ist, also sagt es.“
    Juliette war selbst überrascht, sowohl darüber das ihre Worte eher wie eine etwas bestimmte Bitte wirkten und wie leicht es ihr fiel das „wir“ zu verwenden. Wie als ob sie Alrik schon länger als nur kaum einen Tage kannte, als ob sie schon mehr als bloße Bekannte wären.

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