Trotz all der Anspannung und dem Unbehagen das Juliette bis jetzt belastete setzte sie sich nicht ohne Vorfreude und einem sachten Schmunzeln in das ihr zugedachte Bett. Auch wenn sie schon in weit besseren Betten geschlafen hatte, kam ihr das schlichte Bett mit seiner weißen Decke und Kissen wie ein gütiges Geschenk des Erbauers persönlich vor. Wirklich müde war sie nicht. Es war zwar schon Abend aber mindestens die Hälfte des Tages war damit vergangen auf die Entscheidungen der Templer zu warten und so hatte sich die Söldnerin, abgesehen von heute Morgen, fast schon außergewöhnlich wenig bewegt. Sie war schon deutlich härtere Strapazen und noch härtere Schlafstätten gewöhnt und gerade durch die Erinnerung an besagte Schlafplätze freute sie sich darauf endlich mal wieder in einem warmen, weichen Bett liegen zu können. Fast schon befürchtete die Adlige diese Schlafstätte wäre für sie nun schon zu komfortabel um dort schlafen zu können. Andererseits würde sie es aber ganz sicher nicht vermissen sich am nächsten Morgen wie gerädert zu fühlen.
Wäre nicht die Sache mit dem Magier den sie von nun an am Rockzipfel hängen haben würden, sofern es die Templer gestatteten, würde ein seliges Lächeln ihr zerkratztes Gesicht zieren. Doch sie dachte alles andere als optimistisch daran.
Juliette bekam so langsam ehrliche Zweifel daran dass die Templer den Blondschopf oder „Blondie“, wie sie ihn albern nannten, gehen lassen würden. Ehrlich gesagt wäre sie darüber alles andere als unglückliche, sie selbst an Stelle der Templer hätte es nicht anders getan, wäre da nicht ihre Schatzkarte die sie ohne einen fähigen Übersetzer bestenfalls eine Handvoll Silbermünzen bei einem Sammler einbringen würde. Nachdem sie diese lausige Bezahlung dann auch noch durch drei geteilt hätten, hätte Juliette auch weiterhin als niedere Söldnerin durch das Land ziehen müssen und sie wäre wieder genau da wo sie angefangen hatte. Um das zu verhindern hatte sie sich mit Alrik und Leirâ kurz bevor sie in ihr Zimmer geführt wurden abgesprochen, sie würden auch weiterhin mitspielen schon allein weil ihnen nichts anderes übrig blieb. Zumindest hatten sich die beiden Menschen geeinigt. Leirâ hingegen schien überhaupt nicht zugehört zu haben. Stattdessen hatte sie den Magier mit ihren übergroßen Augen angeglotzt. Warum, konnte die Adlige dank ihrer mangelnden Kenntnis elfischer Emotionen nur raten. Jedoch war ihr vorerst egal warum die Dalish den Blondschopf nicht aus den Augen ließ, sie würde es auch nicht tun, doch vermutlich aus einem anderen Grund. Magiern, besonders diesem Rhaego, war einfach nicht zu trauen. So einfach war das.
Während Juliette beiläufig zuhörte wie Alrik und die Elfe miteinander redeten, zog sie nach und nach ihre Lederkleidung aus, entwaffnete sich und verstaute ihre Habe auf einem Nachttischen neben ihr. Die Stiefel zog sie zuletzt aus und stellte sie ordentlich neben das Bett. Nur ihren Säbel in dessen Scheide legte sie nicht außer Reichweite sondern gleich neben sich in die Laken. Andere Menschen, meistens sehr junge, hatten Tiere aus Stoff gefüllt mit Daunen oder ähnlichen, wieder andere Partner an welche sie sich des Nachts schmiegten und Juliette hatte nun mal ihre Waffe von der sie sich nun mal nicht trennen konnte. Jedem das seine, dachte sie sich während die Elfe über Elfenstädte redete die angeblich die größten der Welt gewesen waren. Die Adlige konnte sich zwar kaum vorstellen das es etwas größeres als das herrliche Val Royaux mit seinen zahlreichen Prunkbauten oder der gewaltigen Kathedrale oder den edlen Villen in denen die Mächtigsten des Reiches lebten gab aber sie ließ Leirâ in ihrem Glauben. Jedem das seine, dachte sie sich erneut.
„Isch persönlisch finde, man sollte diesen Rhaego“, sie sprach es deutlich angewidert aus.“ `inter Mauern, dicken Mauern verbergen und wegsperren.“, sagte Juliette als sie ihren Zopf löste und mit ihren kräftigen Händen durch ihr dunkelbraunes Haar fuhr. Es war ihr selbst nicht ganz klar was sie veranlasste so zu reden. Ihre Unsympathie mit der Person des Erwähnten, die Tatsache dass sie ihm einfach misstraute oder ihre Erziehung bezüglich der Magie. Vermutlich traf das alles gleichermaßen zu. Jedoch empfand sie es angenehm sich mit ihren Gefährten schon ziemlich vertraut unterhalten zu können. Es war lange her dass sie jemand zumindest ansatzweise anvertrauen konnte. Sie hoffte es würde anhalten.
„Ihr traut ihm nicht, nicht wahr Lady Juliette?“, fragte Alrik während er seine Stiefel ebenfalls auszog und sich dann auf dem Bett rekelte.
„Das solltet i`r auch nischt.“, entgegnete Juliette an ihre beiden Gefährten gerichtet mit einem ernsten Gesichtsausdruck. „Isch `abe in Ferelden und auch in meiner `eimat schon mit vielen vertrauensunwürdigen `alsabschneidern verke`ren müssen. Isch erkenne wenn jemand nischt zu trauen ist.“
Juliette schwieg kurz und rieb im Sitzen ihren linken Finger welcher von ihrem wertvollen goldenen Siegelring geziert wurde. Kurz blickte sie in die beiden Gesichter ihrer Begleiter ehe sie fortfuhr.
„Er wird uns frü`er oder später `interge`en. Da bin isch mir gans sischer!“