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  1. #81
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Als die Tür hinter ihm zuschlug, knurrte Rhaego gereizt. Die Behandlung war ihm zwar nicht neu, allerdings, war er bisher noch nie persönlich zu seinem Zimmer geführt worden. Aber vermutlich war es eine Weile her, dass so ein Durcheinander im Turm entstanden war. Der Magier hatte keine Ahnung, welches Problem die Templer so sehr beschäftigte, dass sie noch keine Lösung gefunden hatten. Er bezweifelte, dass es zu offenen Kämpfen zwischen den Magiern und ihren Bewachern kam, dennoch... Wahrscheinlich trennten die Templer gerade die einzelnen Magier und brachten sie in ihre Zimmer. Er hatte zwar nicht gehört, dass der Schlüssel der schweren Tür herumgedreht worden war, aber das wäre auch sinnlos gewesen. Magie ließ sich nicht von einer Tür aufhalten, wie dick sie auch immer war.
    Dennoch war es nicht ratsam, das Zimmer zu verlassen, das hätte er auch ohne die eindringlichen und bildhaften Warnungen des Templers gewusst, der ihn in sein Zimmer gestoßen hatte. Vermutlich patrouillierte auf dem Gang einer von ihnen, der gnadenlos seine Fähigkeit gegen jeden einzusetzen bereit war, der seine Zehen auch nur einen Zoll über die Schwelle setzte. Wenigstens hatten sie ihm keinen Wächter ins Zimmer gestellt, das erleichterte ihn ziemlich. Vor einigen Jahren, bei den letzten Unruhen hatten sie das gemacht. Also trauten sie ihm mittlerweile zu, nicht mehr der größte Unruhestifter zu sein. Und das war gut so. Denn wenn er das wäre... dann sanken seine Chancen, den Turm zu verlassen, auf null.
    Und deshalb würde er sich auch hüten, die Türe wieder zu öffenen, wie er es vielleicht früher getan hätte. Je friedlicher er war, desto größer die Wahrscheinlichkeit...
    Er schnaubte. Als ob sie durch Dylan nicht schon niedrig genug wäre!

    Seine Notizen hatte er immer noch bei sich. Sorgsam legte er sie auf den Schreibtisch. Falls er gehen durfte - und sich entschied, der Gruppe weiterhin zu helfen - würde er sie brauchen.
    Moment! Warum dachte er denn jetzt daran? Bisher hatte er erst aus dem Zirkel entkommen wollen. Aber irgendwie gefiel ihm der Gedanke, bei der Gruppe zu bleiben. Er hatte keine Ahnug, woran das lag. Bestimmt nicht an der Orlaisianerin, die ihn immer so von oben herab behandelte. Der Dalish gegenüber gestand er sich eine gewisse Neugier ein, aber das war es doch sicher nicht, was ihn dazu brachte, bei der Gruppe bleiben zu wollen. Alrik... Ja, der Bursche hatte etwas faszinierendes... Trotz all seines linkischen, naiven Verhaltens schien irgendetwas in ihm zu stecken. Immerhin schaffte er es, sowohl die Dalish als auch die Orlaisianerin zu zügeln.
    Mit einem kurzen Lachen, das sogar in seinen Ohren merkwürdig klang, vertrieb er diese Gedanken. Erst einmal hier rauskommen, sagte er sich wieder, ließ die Notizen dort liegen, wo sie eben gerade waren, und zog rasch sein Nachtgewand an. Mittlerweile war die Sonne schon untergegangen und lediglich das Feuer im Kamin erhellte den Raum. Dennoch wusste er, dass er jetzt keinen Schlaf finden würde. Er war einfach noch zu wach, obwohl er früh aufgestanden war. Nur sehr selten ging er früh ins Bett. Warum auch? Er hatte hier Licht, solange er wollte. Kerzen waren genug vorhanden und für ihn war es nicht sonderlich schwer, sie anzuzünden.
    Er ertappte sich dabei, die Notizen abwesend durchzublättern. Erst wollte er sie wieder weglegen, dann überlegte er es sich anders. Warum eigentlich nicht? Früher oder später würde er sie sicher noch brauchen. Hoffentlich früher, das würde nämlich außerhalb des Zirkels bedeuten.
    Also setzte er sich an den Tisch, entzündete rasch ein paar Kerzen und begann, all das herauszuschreiben, was er über die alten Runen entdeckt hatte, quasi eine Art Grammatik zu erstellen.
    Irgendwann, als er zwischen der Bedeutung verschiedener Verbindungen und dem Gebrauch von Konjunktionen war, merkte er, dass er langsam müde wurde. Er beendete noch seinen Satz, dann verräumte er Feder und Tinte und begab sich ins Bett. Müde schloss er die Augen, doch da tauchten die Gesichter von Alrik, Leirâ und Juliette in seinen Gedanken auf. Knurrend drehte er sich zur Wand und versuchte, sie zu ignorieren und einzuschlafen.

    Es kam ihm vor, als sein nur der Bruchteil eines Augenblickes vergangen, als krachend die Tür aufsprang. Fluchend schreckte der Magier hoch und bemerkte den Templer, der dort stand.
    "Du sollst sofort zu Dylan kommen!", sagte er knapp. Rhaego fragte sich, wie man soviel Verachtung in einen so kurzen Satz legen konnte. Es war einer der jungen, dem es offensichtlich nicht gefiel, dass er als Bote geschickt wurde. Der Magier ignorierte die drängenden Blicke, versuchte, den Schlaf so gut wie möglich abzuschütteln und schlüpfte rasch in sein Gewand. Er kannte die Templer. Zuerst machten sie Stress, doch wenn er unangemessen gekleidet zu Dylan käme, gäbe es noch mehr Ärger. Innerhalb weniger Augenblicke war er fertig angezogen, strich sich das wirre Haar aus den Augen und folgte dem Templer.

    Es ging wieder zu Myrddins Arbeitszimmer. Offensichtlich wollten die Templer nicht, dass die Besucher allzu viel vom Zirkel sahen. Der Templer öffnete die Tür und Rhaego beeilte sich, hindurch zu gehen, ehe der andere hm noch einen Stoß versetzte. Innerlich seufzte er. Die jungen waren immer die Schlimmsten.
    Im Zimmer warteten bereits die drei Gefährten und Dylan. Offensichtlich hatte der Templerkommandant einen Entschluss gefällt.

  2. #82
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Die drei Gefährten hatten gerade auf Stühlen vor dem Schreibtisch des alten Magiers, der allerdings nirgends zu sehen war, Platz genommen als Rhaego eilig eintrat, dicht gefolgt von einem vollgerüsteten Templer. Hauptmann Dylan, der rechts neben dem leeren Sessel des Verzauberers, stand begrüßte ihn wie er auch die drei Gäste begrüßt hatte: mit einem Schnauben, das eher klang als nehme er ihre Anwesenheit nur widerwillig zur Kenntnis. Bei Rhaegos Eintreten jedoch nahm es einen eher mürrisch, missbilligenden Ton an als er die Arme verschränkte und ihn mit einem finsteren Blick bedachte. Irgendetwas schien ihm zu missfallen, wohlgemerkt mehr als es die Adlige bisher von ihm kannte, und das ließ eine Art Hoffnung in ihr aufwallen. Dylan schien sich sehr gegen ihre Bitte, den Magier ihnen mitzuschicken, gesträubt zu haben, was Juliette zwar berechtigt fand ihnen aber den erträumten Zwergenschatz in weite Ferne rücken ließ. Doch dass er nun mürrischer als sonst wirkte, bedeutete möglicherweise dass der Bitte doch stattgefunden wurde. Andernfalls wäre er wohl sicher zumindest bei etwas besserer Laune auch wenn die Söldnerin sich den miesgelaunten Hauptmann bei aller Fantasie nicht mal sachte schmunzelnd vorstellen konnte.

    Flankiert wurde der Hauptmann von einem anderen gerüsteten aber helmlosen Templer den Juliette zum ersten Mal sah, der sich von Dylan aber deutlich unterschied. Anders wie die Augen des Hauptmannes, welche die nicht die geringste Müdigkeit anzusehen war, wirkten die braungrünen Augen des offensichtlich dienstälteren Templers kraftlos und verbraucht. Sie waren umgeben von tieferen und ausgeprägteren Lachfalten, die sich wie Krähenfüße um seine Augen zogen. Sein volles, ungekämmtes Haar war vollständig ergraut, ebenso wie der Drei-Tage-Bart. Juliette spekulierte dass dies vielleicht ein anderer hochrangiger Templer war, der für die Entscheidung über die Bitte ebenfalls konsultiert werden musste. Doch offensichtlich nahm er die Sache deutlich weniger ernst als Dylan, denn er sah fast schon gelangweilt aus, auch wenn er die Dalish nicht ganz ohne Neugier ansah. Die spürbare Aura der Spannung welche die Luft beinahe schon knisternd ließ, wie Juliette fand, perlte so von ihm ab anders wie bei den drei Gefährten.
    Alle drei, Alrik, Juliette und Leirâ, wobei sie bei letzteren lediglich den Eindruck hatte, sie wäre gespannt auf das Urteil, fieberten regelrecht darauf. Mit jedem Schritt den sie durch die finsteren Flure des Turmes in Richtung des Arbeitszimmers getan hatten, war etwas mehr von Juliettes Müdigkeit abgefallen, nur um Anspannung zu weichen, ebenso wie bei Alrik. Der Moment der Wahrheit, war gekommen, was die Söldnerin in ihrer Schlaftrunkenheit erst kaum registriert hatte, doch nun wartete sie gespannt darauf wie das Urteil lauten würde. Es entschied schließlich über ihr weiteres Vorgehen und ob die Reise weitergehen würde, ob sie nun geschlagen von dannen ziehen mussten und, was Juliette am Wichtigsten fand, ob Juliette…pardon…Sie alle reich werden würden oder nicht. Ihren gesamten Aufenthalt im Zirkel hatte sie auf diesen einen Moment gewartet und nun war er endlich da. Die Spannung war beinahe greifbar.

    „Ihr wisst warum ihr hier seid.“, begann Dylan schroff und ohne irgendwelche begrüßenden oder sonstigen einleitenden Worte, nachdem er den jungen Magier einen langen Moment wortlos angestarrt hatte ehe er den Blick zu den Gästen des Zirkels wendete. „Die Leitung des Ordens hat sich, mit Beratschlagung einiger ausgewählter Magier, ausgiebig über eure Bitte und ob wir ihre nachgehen sollten ausgetauscht.“
    Der andere Templer schnaubte halbwegs belustigt aber mehr genervt.
    „Ausgiebig ist noch untertrieben.“, meinte er wohl mehr zu sich selbst nuschelnd.
    Dylan warf ihn einen strengen, harschen Blick als Antwort auf die Unterbrechung zu, wodurch der Alte sich räusperte und so tat als hätte er nichts gesagt. Recht so fand Juliette, die ihre mit jedem von Dylans Worten anschwellende Spannung nur mühsam, hinter einer ruhigen Mine verbergen konnte. Alrik versuchte sich ebenfalls nichts anmerken zu lassen jedoch gelang ihm dies bei weitem nicht so gekonnt wie Juliette. Mit einem gereizten Seitenblick auf den älteren Templer fuhr Dylan fort:
    „Nach mehr als ausgiebiger Diskussion sind wir zu dem Schluss gekommen eure Bitte…“
    Plötzlich schwang die Tür mit dem Quietschen ihrer Scharniere auf. Der Verzauberer Myrddin, die Robe mehr schlecht als recht übergestreift und mit verschlafenen Augen, trat in Begleitung eines weiteren Templers ein.
    „Gute Nacht Ser Dylan, Ser Aaron und edle Gäste.“, begrüßte er rasch als er um die Gäste und seinen Schreibtisch humpelte und sich auf seinen Sessel fallen ließ. Anscheinend wollte auch der alte Magier der Verkündung des Urteils beiwohnen nur konnte sich die Adlige nicht ausmalen warum. Vielleicht hatte er bei der Sache auch noch etwas Mitspracherecht. Aber andererseits war es ihr egal. Sie stöhnte geistig genervt in Folge der weiteren Unterbrechung während ihr weitgehend neutraler Blick dem alten Mann folgte. Dylan betrachtete sein Kommen mit unverhohlenen Missfallen, der Templer zu seiner Seite größtenteils ohne Interesse während Alrik, Leirâ und Juliette ungeduldig auf ihren Plätzen herumrutschten.

    „Ihr kommt spät, Verzauberer.“, entgegnete der Hauptmann anprangernd. Seinen Blick zu Folge hätte er wohl nicht wenig Lust dem alten Magier, der sitzend noch einmal kleiner und schmaler als der Templer wirkte, ordentlich eine zu verpassen. Myrddin musste zwar erst schluckend den Blick abwenden ehe er antworten konnte, doch konnte er eine höflich entschuldigende Mine bewahren.
    „Verzeiht, Hauptmann. Aber in meinem Alter fällt es einem nicht leicht so spät noch rasch auf die Beine zu kommen.“
    Dylan knurrte leise und bedachte den Magier mit einem stechenden Blick, wie als ob er ihn allein durch seine Gedanken aufspießen wollte. Er sah auch aus als wolle er noch etwas dazu sagen doch der ältere Templer zu seiner Seite räusperte sich scheinbar zufällig, worauf der Hauptmann wohl daran erinnert wurde nicht hier zu sein um einen alten Mann wegen mangelnder Pünktlichkeit zu maßregeln. Dass er aber so aussah als erwäge er dem Alten etwas anzutun, schockierte Juliette. Sicher, Myrddin war ein Magier und er verzögerte die Verkündung auf die sie alle so gespannt warteten aber nichts destotrotz gebührte ihm als Mann der seinen Lebensabend erreicht hatte, ein gewisses Maß an Respekt und Rücksicht auf sein hohes Alter seitens derer die seinen Lebensabend überdauern würden. Das gehörte doch nach Juliettes Ansicht und Erziehung einfach zum guten Anstand.

    Mit einem resignierten Seufzen und nach einem zeitgleichen Rollen seiner dunklen Augen wandte sich der Hauptmann wieder an die Gäste, jedoch nicht ganz ohne Widerwillen. Anscheinend behagte ihm das Thema ganz und gar nicht.
    „Vorerst jedoch:“, meinte er dann doch an die gesamte Belegschaft des Raumes, nicht ohne schärfe in der Stimme. „Wer mich als nächstes unterbricht bekommt meinen Schwertknauf zu spüren, so wahr mir der Erbauer helfen möge!“
    Beinahe enttäuscht im Angesicht des absoluten Schweigens im Raum fuhr er dann an die drei ungleichen Abenteurer vor ihm gerichtet fort: „Wir haben uns entschieden eurer Bitte nachzukommen.“
    Das waren sie. Die Worte von denen Juliette zum Teil zwar schon erahnt hatte dass sie kommen würden aber dadurch nicht minder herbeigesehnt hatte. Sie gestattete sich ein kühles Lächeln während Alrik beinahe voller Freude vom Stuhl gesprungen wäre.

  3. #83
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Da sie noch ziemlich desorientiert war, bemerkte Leirâ erst dass sie auf dem Weg zu Myrddins Kammer waren, als sie diese betraten. Unter den Blicken der Templer, die wie geschnitzte Götterbilder in dem Raum standen, setzten sie sich auf die Stühle die bereit standen. Was der kleinen Dalish allerdings einige Mühe bereitete, denn ihre baren Füße reichten nicht bis zum Boden, sodass sie sich im Schneidersitz auf der Sitzfläche niederließ. Und die Hände um die kalten Füße legte, wie hätte sie auch ahnen können wie kalt der Boden hier drin war? Kurz darauf trat auch Rhaego ein, was Dylan, der wie Richter und Henker in einer Person neben Myrddins Sessel stand zu einem weiteren Schnauben veranlasste.
    Im folgenden Gespräch hielt die Jägerin sich zurück, zum einen da sie ihre Chance, diesen Turm baldmöglichst wieder zu verlassen nicht gefährden wollte, zum anderen, weil sie einfach noch zu verschlafen war um etwas einigermaßen bedeutsames zu sagen. Dennoch wurde sie mit fortlaufendem Gespräch, wobei Dylan so oft unterbrochen wurde, dass es selbst die Elfe schon nervös machte, immer unruhiger, rutschte hin und her, knackte mit den Zehen.
    Kommen die nun endlich zum Ende? Die Enge kam ihr wieder in den Sinn und auch ihre Müdigkeit drückte ihr heftig aufs Gemüt.

    Bis Dylan ihnen endlich bestätigte, dass Rhaego sie begleiten würde. Alrik sprang auf und konnte einen Jubelschrei gerade noch unterdrücken, Juliette zeigte lediglich ein Zucken im Mundwinkel, derweil die Dalish nur raten konnte, was in Rhaego vorgehen mochte. Selbst Myrddin zeigte eine Regung, doch diese war aufgrund all der Falten und dem Bart noch deutlich schwerer zu lesen als die des jüngeren Magiers. Und Leirâ konnte einen erleichterten Seufzer nicht unterdrücken, hieß das doch, dass sie am nächsten Morgen bereits diesen von Sylaine verfluchten Ort verlassen würden. Da erhob Myrddin sich:
    "Nun, dann gilt es ja für uns,", sein Blick galt seinem ehemaligen Schüler, "noch einige Vorbereitungen zu treffen. da sind noch einige tränke, die für so ein Vorhaben unabdinglich sind. Ebenso benötigst du noch einiges an Ausrüstung und..."
    Während der Verzauberer sprach hatte er Rhaego die Hand auf die Schulter gelegt und war stetig gen Tür gestrebt, auch Leirâ erhob sich nun und wollte gehen, derweil Alrik zwischen sie und Juliette drängte: "Hab ich euch nicht gesagt, dass es klappen würde? Wir sind so gut wie reich...", flüsterte er aufgeregt in einem fort. Doch Dylan ließ, zumindest noch nicht zu, dass jemand den Raum verließ...

  4. #84
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Sieben Worte. Alles hatte sich geändert.
    „Wir haben uns entschieden eurer Bitte nachzukommen.“
    Diese sieben Worte befreiten ihn für immer vom Turm. Die ganze Welt lag ihm nun zu Füßen, er konnte gehen, wohin immer er wollte.
    Einen Moment schloss er die Augen. Es war einfach zuviel für ihn. Dann hatte er sich wieder gefasst, oder hoffte zumindest, dass er so aussah.
    Auch die Gefährten erschienen ihm erleichtert, vor allem Alrik, der sich durch seine kindische Freude finstere Blicke von Dylan zuzog. Und Rhaego war sicher, wenn Aaron nicht anwesend wäre, würde es nicht bei finsteren Blicken bleiben.
    Myrddin schob ihn zur Tür, während er anfing, von der Ausrüstung zu schwatzen, die Rhaego brauchen würde. Daran hatte er noch gar nicht gedacht, aber natürlich hatte der Verzauberer recht. Allein die Kleidung, die er trug, war absolut ungeeignet für anstrengende Reisen. Die Schuhe, die sich momentan an seinen Füßen befanden, waren zwar leicht und bequem, doch nur für den gemauerten und teppichbedeckten Steinboden des Turmes geeignet und nicht für die unwegsamen Straßen Fereldens.
    Die Dalish folgte ihnen zur Tür, ebenso machten sich Alrik und Juliette, die eher gelangweilt schien, auf.
    Als Myrddin den blonden Magier gerade nach draußen schieben wollte, schallte ein scharfer Ruf hinter ihnen durch das Zimmer.
    "Rhaego!"
    Er drehte sich um. Dylan stand ruhig und aufrecht da, doch in seinen Augen war ein merkwürdiges, gefährliches Funkeln. Langsam kam der Hauptmann auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen.
    "Vergesst nicht, Magier", sagte er, "Ihr habt einen Auftrag, für den es Euch freigestellt wurde, den Turm zu verlassen. Solltet Ihr danach nicht direkt wieder hierherkommen, oder sollte es mir zu Ohren kommen - und das wird es, da könnt Ihr sicher sein, falls Ihr es tun solltet - dass ihr irgendwo anders als Euch befohlen irgendwelchen Lastern frönt - dann seid Euch gewiss, wir werden Euch finden und Euch zur Strecke bringen, egal wo Ihr Euch aufhaltet, egal in welchem Loch Ihr Euch versteckt. Verlasst Euch darauf!"
    Rhaego sah den Mann an, der so lange über sein Leben bestimmt hatte und war versucht zu antworten: Ihr könnt mir gar nichts mehr tun! Jetzt bin ich außerhalb Eurer Reichweite! Doch noch stimmte das nicht, also senkte er gehorsam den Kopf und nickte.
    "Ich werde meinen Auftrag gewissenhaft ausfüllen, Ser, und danach in den Schoß der Kirche zurückkehren."
    Außerdem waren ihm Erzählungen eingefallen, über Magier, die aus dem Zirkel entkommen waren - scheinbar. Kurze Zeit später waren sie alle tot... durch das Schwert eines Templers. Lagerten nicht die Phylakterien mit dem Blut eines jeden Neuzugengs in den Tiefen des Turms? Angeblich konnte man damit den Aufenthaltsort des Magiers bestimmen. Dylans Warnung war sicher ernst zu nehmen. Aber dennoch schwebte sie nun nicht mehr so drohend über ihm wie sonst, da er dem verhassten Zirkel endlich den Rücken zukehren konnte.
    Mit demütiger Miene wandte er sich ab, als Dylan ihn mit einem Schnauben entließ, und folgte Myrddin in den Korridor. Auch die Gruppe verließ das Zimmer, doch ehe die Orlaisianerin, die als letzte kam, an dem Kommandanten vorbei gehen konnte, streckte er den Arm aus und blockierte ihren Weg.
    "Ritterin Juliette, Ihr bleibt!" Sein Ton klang eiskalt skeptisch, als er ihren Titel aussprach - Rhaego wusste nicht einmal, dass sie eine Ritterin war (so es das überhaupt gab). Vermutlich war sie den Templern so vorgestellt worden, ein Teil ihrer merkwürdigen Geschichte, der in seiner Anwesenheit nicht wiederholt worden war.
    Alrik wandte sich bereits protestierend um, doch er wurde von Dylan unterbrochen, ehe er einen vernünftigen Satz formulieren konnte.
    "Habt keine Sorge. Wer treu zu Andraste und dem Erbauer steht, rein und unbefleckt von Lüge und Täuschung, steht unter dem Schutz der Kirche. Und wir sind die geballte Faust dieser heiligen Instiution und werden ihre Schützlinge verteidigen. Doch wer gegen sie ist, wird unseren Zorn zu spüren bekommen. Und die Kirche fordert Gehorsam von ihren Dienern gegenüber denen, die sie auserwählt hat."
    Der harte Ton des Hauptmanns stand in einem starken Kontrast zu den sanften Worten, die er nutzte, und nahm ihnen alles beruhigende. Es war klar, was Dylan damit sagen wollte. Schweigt und verschwindet, tut was ich sage oder es gibt Ärger, wäre die Kurzform gewesen.
    Alrik schluckte schwer, zögerte allerdings noch einen Moment, ehe er nickte und demütig den Kopf senkte. Wenige Augenblicke schlug hinter ihnen die Tür zu und verbarg Juliette mit den restlichen Templern vor den Augen der Gefährten.
    Rhaego hatte keine Ahnung, was Dylan von der Orlaisianerin wollte. Irgendwie war die ganze Geschichte verwickelter, als er angenommen hatte. Doch ehe er Klarheit bekommen konnte, sagte Myrddin: "Laut Rhaegos Übersetzung führt dieses Pergament Euch in die Tiefen Wege, nicht war?"
    Als Alrik zustimmte, fuhr er fort: "Dieser verlorene Thaig, von dem die Rede war, ist vermutlich von Dunkler Brut überrannt. Falls Ihr oder die Männer Eures Banns jemals soweit kommen solltet, gibt es ein paar Komplikationen, von denen Ihr wissen müsst. Es gibt einiges, was Ihr wissen müsst, Alrik Riverside. Am besten ihr kommt mir, während wir nach Rhaegos Ausrüstung schauen." Der Verzauberer wandte sich an die Dalish. "Ihr könnt natürlich auch gerne mitkommen, meine Liebe, außer ihr seid zu beschäftigt. Falls Ihr noch packen müsst oder so."

  5. #85
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ rollte mit den Augen und Dylans Gesichtsausdruck zu Folge hatte er diese Geste gesehen. Allerdings hatte er diesen Gesichtsausdruck bereits, seit er den Raum betreten hatte. Dem kurzen Wortwechsel zwischen Rhaego und dem Templer schenkte die Jägerin kaum Glauben, oder sollte sie sich tatsächlich so sehr in Rhaego getäuscht haben? Es wäre möglich, immerhin kannte sie den Shemlen kaum. Dabei war sie sich sicher gewesen, dass dieser hier weg wollte. Aber auf der einen Seite verstand sie vieles an den Rosenohren noch immer nicht, und andererseits war sie auch zu müde um nun viel darüber nach zu sinnen. also zuckte sie nur mit den Schultern und hob wieder müde den Blick. Eben faselte Myrddin etwas von diesen 'Thaigs', den 'Tiefen Wegen' und 'Dunkler Brut'. In ihrem verschlafenen Zustand wurde die Dalish von den Geschichten an die verderbten, widerwärtigen Kreaturen förmlich überrannt, was ihr kalte Schauer den Rücken hinunter jagte. dennoch war sie neugierig, was diese Ausgeburten Fen'Harels denn überhaupt mit ihrer reise zu tun hatten, und was Myrddin ihnen wohl noch mitgeben würde. also nickte sie und tippelte mit nackten Zehen über den kalten Boden den drei Männern hinterher...

  6. #86
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    Mit einem dumpfen Knall schloss Dylan die schwere Tür und trennte Juliette so nun vollkommen von ihren Gefährten. Nun war sie allein mit den vier Templern, ein Umstand der ihr nicht gerade gefiel. Der Hauptmann meinte zwar, vor ihm wäre nichts zu befürchten sofern man reinen Gewissens war aber mal abgesehen davon dass Juliette schon seit Jahren nicht von sich behaupten konnte ein reines Gewissen zu haben, war Erwähntes davon befleckt die Templer belogen zu haben. Also hatte sie etwas vor ihm zu befürchten.
    „Setzt euch!“, forderte Dylan entschieden, ehe Juliette dem nach einem kurzen Moment der Unschlüssigkeit nachkam.
    Sie kam sich sitzend so klein und hilflos vor, in Gegenwart der hochgewachsenen und durch ihre Panzerungen noch breiter wirkenden Templer, fast so als wäre sie ein unartiges Kind das auf seine Bestrafung wartete. Oder eine Verbrecherin, was sie deutlich beunruhigender fand. Wo vorher noch Erleichterung war, war diese nun der Nervosität gewichen. Was wollten die beiden von ihr? Und warum wollten sie es wenn Juliettes Gefährten außer Reichweite waren? Die Adlige argwöhnte nicht das sündige oder triebhafte Beweggründe die Templer zu ihrem Vorgehen bewegt hatten, schließlich waren das Männer, dazu bestimmt den Richtlinien der Kirche treu zu bleiben. Doch genau das war es was sie beunruhigte. Sahen sie in ihr eine Sünderin die sie in Loyalität zum Glauben oder der Regeln ihres Ordens bestrafen mussten? Juliette war alles andere als eine Heilige, das wusste sie und bereute sie ja tagtäglich, die Templer hingegen könnten das nicht wissen oder doch? Dass der Hauptmann Juliettes erfundenen Titel vorhin unüberhörbar skeptisch ausgesprochen hatte hingegen brachte sie zu der auch nicht angenehmeren Vermutung er habe Zweifel an der Lügengeschichte bekommen oder sie gar durchschaut. Was vermutlich gar nicht mal so abwegig wäre, ich meine Bann Fassado von Baumgreif! Man muss doch komplett bescheuert sein um das zu glauben! Sie gab sich Mühe ihre Anspannung zu verbergen, doch konnte sie eine gewisse Beunruhigung in ihren stahlgrauen Augen nicht unterdrücken während ihr Blick dem Hauptmann folgte der bedächtig von der Tür zurück zum Schreibtisch schritt.

    Schritt, Schritt, Schritt. Außer dem Klang des langsamen, schweren Gang des Templers war es in dem kleinen Arbeitszimmer gespenstisch ruhig. Wie als ob er alle Zeit der Welt hätte steuerte Dylan um sie herum, zurück neben den älteren Templer welcher sich mit einem müden Seufzen in den Sessel des Verzauberers fallen ließ. Vor Juliette und neben seinem Kameraden angekommen trat Dylan knurrend gegen den Sessel, was den darauf Sitzenden einen empörten Blick abverlangte.
    „Ser Aaron! Euer Pflicht ist für heute noch nicht genüge getan. So erhebt euch!“, forderte er finster blickend.
    Dieser Ser Aaron grunzte widerwillig und entgegnete: „Ich kann meine Pflicht auch sitzend erfüllen! Es ist immerhin spät Nacht und eigentlich stünden mir ein paar Stunden Schlaf…“
    „Ich sage ihr werdet eure Pflicht nicht sitzend nachkommen. Erhebt euch!“, antwortete der Hauptmann scharf mit einem zornigen Blick, worauf sich Aaron brummend erhob und den Sessel zur Seite schob. Was er brummte klang in etwa wie ein widerwilliges Ja, Hauptmann.
    Nachdem er Aaron mit einem weiteren finsteren Blick bedachte, was diesen allerdings zu kaum mehr als einem Schulternzucken bewegte, wandte er sich wieder mit einer halbwegs kühlen Mine an die vor ihm sitzende Orlaisianerin.

    „Wie ich bereits sagte: Wenn ihr frei von Sünde seid, habt ihr vor uns nichts zu befürchten. Wir wollen euch nur um etwas bitten.“
    Wenn das was er sagte, er sprach es nämlich etwas ruhiger und sanfter (wenn auch nur minimal) aus, beruhigend auf Juliette wirken sollte, so schien es seine Wirkung zu erzielen. Jedenfalls Äußerlich. Die Adlige saß da, nun mit einem überschlagenen Bein und scheinbar die Unschuld in Person, jedenfalls so Unschuldig wie man mit offensichtlich von Kämpfen stammenden Narben im herrschaftlichen Gesicht wirken konnte. Also nicht viel wie sie selbst fand. Innerlich jedoch erzitterte sie bei jedem Wort aus seinem Munde.
    „Ihr scheint ein gesundes Misstrauen gegenüber den Magiern zu hegen, ganz im gegen Satz zu eurem Botschafter und dieser Ketzerin, weshalb wir euch etwas mehr Vertrauenswürdigkeit zurechnen. Ihr seid doch hoffentlich gläubig, oder?“
    Juliette bejahte und umfasste währenddessen den kleinen Anhänger der um ihren Hals hing.
    „Gut.“, entgegnete der Hauptmann immer noch mit derselben Mine aber immerhin zufrieden klingend. „Dann betrachtet es als eine Prüfung eures Glaubens“
    Unvermittelt schnellte seine gepanzerte Rechte nach vorne und packte sie an dem Arm der eben noch erhoben war um das kleine Symbol ihres Glaubens zu fassen.
    „Was soll das?!?“, stieß sie erschrocken aus als sie sich wandt. Reflexartig wehrte sie sich gegen diese Schlinge aus Stahl welche sich um ihr Handgelenk geschlungen hatte und versuchte selbiges auf den Tisch zu drücken, doch der Hauptmann war stark, stärker als sie und somit zu stark um sich seinem eisernen Griff zu entwinden.
    „Nur die Ruhe.“, meinte der ältere Templer bemüht beruhigend zu klingen, was Juliettes Gegenwehr aber nur bedingt minderte. Juliette mochte es nicht einfach so berührt zu werden und dann auch noch so grob. Vielleicht war es noch eines der Überbleibsel ihrer früheren Denkweise, schließlich fasste niemand eine Hochgeborene einfach so an wenn diese es nicht ausdrücklich wünschte, was sie dazu veranlasste sich zu wehren und dem Hauptmann, trotz seiner Autorität, gereizte Blicke zuzuwerfen. So blickte sie nur kurz zu dem von grauem Haar umrahmten Gesicht des älteren Templers. „Wir werden euch nichts tun. Jedenfalls nichts wovon ihr euch nicht erholen werdet.“
    „Bitte!?!“, stieß Juliette vom Stuhl aufspringend auf orlaisisch aus. Die beiden Templer an der Tür waren nun ebenfalls herbeigeeilt als der Stuhl polternd zu Boden ging, doch Ser Aaron gab ihnen zu verstehen ruhig zu bleiben.
    „Wir brauchen nur etwas von eurem Blut. Wirklich nicht viel!“
    „WAS?!? Wieso?!?“
    „Zu viele Fragen!“, donnerte Dylan gebieterisch, trotz ihrer Gegenwehr ungerührt und sie finster anfunkelnd. „Glaubt ihr nun oder glaubt ihr nicht, Ritterin?“
    „Isch glaube! Aber isch se`e nischt was eusch oder mir das bringen soll!“, antwortete Juliette gereizt darüber das ihre Frömmigkeit in Frage gestellt wurde. Zudem erschloss sich ihr nicht wirklich was der Glaube mit dem Hergeben von Blut auf sich hatte und ihr Blut hatte sie noch nie freiwillig hergeben.
    „Das braucht ihr auch nicht! Es sollte euch reichen dass wir es verlangen! Oder seid ihr doch schwach im Glauben?“

    Trotzig blickte sie ihm schweigend in die dunklen Augen, eine Entscheidung die sie sobald er zurück starrte bereute. Sie versuchte den Blick nicht abzuwenden, da es sie sonst schwach erscheinen lassen würde, aber das war leichter gedacht als getan. Es lief ihr kalt den Rücken herunter als sie das Gefühl hatte in die beinahe unnatürlich wirkende Schwärze seiner Augen zu stürzen, die scheinbar nicht einmal geblinzelt hatten. Sie waren wie klaffende Löcher ins Nichts, so schwarz und unerbittlich wie der Tod selbst. Trotz ihrer Knie die anfingen zu zittern und der Mühe den Blick nicht abzuwenden, erkannte sie jedoch widerwillig dass ihr wohl keine Wahl blieb, es sei denn sie wolle den Templern noch mehr Grund geben ihnen zu misstrauen. Einerseits war es zwar bereits entschieden, dass der Magier sie begleiten durfte aber andererseits wusste Juliette nicht ob sich das nicht wieder ändern könnte.
    Zähneknirschend wandte sie den Blick ab, was der Hauptmann als Einwilligung deutete. Er nickte einem der Wache stehenden Templer zu worauf dieser aus einem Regal ein sauberes Messer, ein gläsernes Behältnis und einen Wundverband holte. Das Behältnis und den Verband legte er auf den Tisch ehe er Juliettes Leinenärmel hoch schob und so ihren sehnigen Unterarm zum Vorschein brachte.

    „Keine Sorge. Ist gleich vorbei.“, murmelte er als er nach einer Ader suchte um zuzuschneiden. Juliette jedoch sah gereizt weg. Dieses Duell mit dem Hauptmann und sei es nur mit Blicken und Worten ausgetragen worden, hatte sie verloren. Sie hasste es zu verlieren.
    Schmerz raste durch ihren Arm als der Templer schließlich zuschnitt und der edle orlaisische Lebenssaft floss und zugleich in das Behältnis gefüllt wurde. Schmerz und zu Bluten hasste Juliette fast noch mehr als zu verlieren aber mittlerweile war sie es gewohnt, weshalb sich ihr Gesicht nur leicht verzog. Wenigstens kann mir nun den wöchentlichen Aderlass ersparen., dachte sie sich mürrisch. Wie jeder in der Zivilisation aufgewachsene wusste auch sie dass man sich dem schlechten, angestauten Blut und seinen üblen Ausdünstungen regelmäßig entledigen musste. Das hatte der Hausarzt ihrer Familie immer bejaht, aber auch das ließ ihre Laune nicht besser werden.
    „Verratet i`r mir wenigstens jetst was das sollte?“, fragte Juliette nachdem man das Fläschchen in die Obhut des Hauptmannes übergab und man ihr den Arm verband.
    „Nein.“, antwortete Dylan abweisend als er das Fläschchen kurz begutachtete und dann auf dem Tisch abstellte. Das kleine, kaum mehr als faustgroße Behältnis war fast bis zum Rand mit dem adligen Blut gefüllt. „Aber ihr solltet über das hier gegenüber euren Schutzbefohlenen und vor allem gegenüber dem Magier den Mund halten.“
    Die Adlige kam gar nicht dazu zu hinterfragen, da der Hauptmann bereits weiterredete.
    „Die Ungläubige wird vermutlich kein Verständnis dafür haben und euer Botschafter erscheint mir zu vertrauensselig: Behaltet Rhaego genau im Auge.“
    „I`r verlangt da nischts was isch nischt bereits schon vor`atte, Ser.“, entgegnete Juliette der das Missfallen über den Aderlass deutlich anzusehen und anzuhören war, als diese sich den verbundenen Arm rieb.
    „Das ist gut. So wie ich den Magier einschätze, und im Einschätzen von Magiern irre ich mich nur äußerst selten, würde er nur zu gerne –entgegen seiner Behauptung- nicht zurück in den Zirkel, wo er hingehört, zurückkehren. Also dreht ihm nicht den Rücken zu!“
    „Wie erwähnt: Das `atte isch nischt vor.“
    „Wir werden einen Templer als Geleitschutz und um den Magier angemessen bewachen zu können mitschicken. Doch ich will das auch ihr, als Ritterin eures Banns, Schutzbeauftragte seines Botschafters und nicht zu vergessen als fromme Gläubige, versprecht sollte es nötig sein bereit seid ihn aufzuhalten und wäre es erforderlich ihn zu töten.“

    Bei diesen Worten, die er vollkommen ohne Mitleid sprach, stockte Juliette. Ihre ungekünstelt gereizte und abweisende Mine geriet ins Wanken und wich erschrockener Fassungslosigkeit. Verlangte dieser als tugendhafter Held gepriesener Gotteskrieger wirklich von ihr, einer Gläubigen, bereit zu sein ein Leben zu nehmen?
    „Das ist…ein großes Versprechen.“, gab sie stockend von sich.
    Sie mochte Rhaego nicht, und das nicht nur weil er ein Magier war, aber ihn töten…Das könnte sie doch nicht verantworten. Er war zwar ein Magier, ein Mutant, eine Gefahr aber trotzdem war er doch ein menschliches Wesen.
    „Ich will dass ihr schwört! Auf die Kirche, auf eure Ehre und auf den Erbauer!“
    Aber wenn der Templer, einer der frömmsten Vertreter ihres Glaubens es verlangte und sie es sogar schwören würde…blieb ihr da überhaupt eine Wahl?
    „Solltet ihr diesen Schwur jedoch nicht einhalten werden wir auch euch finden, verlasst euch drauf.“

  7. #87
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
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    Myrddin führte Rhaego, Alrik und Leirâ zu dem großen Lager, in dem der Zirkel alles aufbewahrte, von Lebensmitteln für die Küche über alltägliche Kleidung bis hin zu magischer Ausrüstung. Und davon gab es eine Menge. In langen Regalen stapelten sich Tränke aller Art, wenige Meter weiter häuften sich Zauberstäbe und verzauberte Amulette. Auch Rüstungen und Waffen lagen herum - allerdings nur wenige, diese dafür ausnahmslos verzaubert.
    Im Lager selbst standen lediglich zwei Templer herum, diese hielten Wache vor der Tür, die zu den wirklich mächtigen Objekten führte. Auch auf dem Weg hierher waren sie einigen Gerüsteten begegnet, doch wegen Myrddin waren sie nicht aufgehalten worden. Wäre Rhaego alleine in das Lager gegangen, hätte er auf jeden Fall schiefe Blicke zugeworfen bekommen, hätte ewig lang begründen müssen, was er eigentlich wollte, und wäre dann vielleicht abgewiesen worden. Das war eben der Vorteil daran, ein Verzauberer zu sein. Außerdem stiegen die meisten nur in diesen Rang auf, weil sie den Templern nicht auf die Füße traten. Dieser Ruf eilte ihnen voraus und ließ die meisten Templer sanfter mit ihnen umspringen.
    Abgesehen davon wäre Rhaego sowieso nicht alleine in das Lager gegangen. Die meisten Magier mieden das wie die Pest, wenn es irgendwie möglich war. Der Grund dafür war einfach.
    "Owain!", rief Myrddin. Rhaego konnte nicht verhindern, dass ihm ein Schauder über den Rücken lief, als der Besänftigte um eine Regalreihe bog.
    Mit ausdrucksloser Stimme und ausdruckslosem Gesicht grüßte der Besänftigte Myrddin und fragte, was sie brauchten. Rhaego hasste die Art der Besänftigten zu sprechen und zu handeln. Mit einem erneuten Schauder erinnerte er sich daran, dass er lediglich haarscharf um einen ganzen Tag hier drin bei den Besänftigten entronnen war. Sie erschienen so... unmenschlich. Sie strebten nach nichts, hatten keine Hoffnungen, keine Träume... Und keine Gefühle, abgesehen von der Zufriedenheit, das zu tun, was immer sie gerade taten. Aber das Schlimmste an ihnen war, dass sie eine mögliche Zukunft Rhaegos darstellten.
    Erst als Owain sich umdrehte und sie zu einer bestimmten Stelle führte, bemerkte der blonde Magier, dass Myrddin offensichtlich schon den Zweck ihrer Anwesenheit erklärt hatte, ebenso, was sie benötigen würden.
    Mit einem sanften "Hier ist es, Verzauberer", dass dafür sorgte, dass Rhaego sich am liebsten vor Ekel geschüttelt hätte, hielt Owain an. In diesem Regal standen, feinsäuberlich aufgereiht, eine Menge großer und kleiner Fläschchen, alle mit der selben trüben Flüssigkeit gefüllt.
    "Ihr müsst wissen", begann der Verzauberer an die Gruppe gewandt, in einem schulmeisterlichen Tonfall, den Rhaego sofort wieder erkannte, nachdem er ihn so oft bei den Unterrichtsstunden des Verzauberers gehört hatte, "dass die Verderbnis der Dunklen Brut sich immer weiter ausbreitet. Das geschieht durch das Blut dieser Kreaturen, welches quasi deren Bösartigkeit enthält. Solltet Ihr also jemals gegen sie kämpfen müssen - wovor Andraste und der Erbauer Euch behüten sollen - müsst Ihr aufpassen, dass das verderbte Blut sich nicht mit Eurem mischt, durch irgendwelche Wunden, die ihr empfangen habt, oder dass Ihr es nicht - auf welche Weise auch immer - verschluckt oder so. Ihr müsst Euch merken, das Blut ist verderbt und darf unter keinen Umständen in Euren Organismus geraten." Er machte ien Kunstpause, währenddessen Alrik ihn mit offenen Augen anstarrte, die Dalish ihn mit einem Ausdruck musterte, den Rhaego nicht deuten konnte, und Owain ihn lediglich gelassen ansah. Dann fuhr er fort: "Es gibt keinerlei Heilmittel gegen die Verderbnis, sollte dieser Fluch jemals den Weg in Euren Körper finden. Allerdings könnt Ihr vorbeugen. Wenn Ihr diesen Trank rechtzeitig - und vor allem vor Eurer Infektion - einnehmt, wird er Euch schützen. Das Dunkle Blut der verfluchten Kreaturen kann dann seine Verderbtheit nicht mehr auf Euch übertragen, auch wenn es kurzzeitig in Euren Organismus eindringen sollte. Owain wird Euch das Rezept kopieren lassen, mit einiger Konzentration solltest du das hinbekommen, Rhaego. Außerdem hat der Zirkel beschlossen, Euch einige Fläschchen dieses Mittels mitzugeben. Auf dem Rezept ist auch nachzulesen, wie lange die Wirkung anhält und wie oft das Mittel eingenommen werden muss. Ist das soweit klar?"
    Rhaego nickte. So etwas ähnliches hatte er schon einmal gelesen - als Novize gab es eine Zeit, in der er die Dunkle Brut sehr interessant gefunden hatte, was vor allem an der Verbindung lag, von der die Templer immer redeten, von wegen, die Magier seine an ihrer Entstehung schuld. Allerdings war dieses Interesse nur von kurzer Dauer und er hatte nicht gewusst, dass es ein Mittel zur Verhinderung der Verbreitung des Fluches gab. Und er war nicht so an Zaubertränken interessiert, dass diese Neuigkeit sofort all seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hätte. Viel mehr war er mit einiger Erleichterung damit beschäftigt, Owain weggehen zu sehen - nur um dann mit noch einem weiteren Besänftigten zurückzukehren und einige von den Fläschchen in einen Rucksack zu packen. Alrik dagegen sprudelte sofort mit einer Flut von Fragen los. Allerdings hörte der Magier nur mit einem Ohr zu - Es war zwar vermutlich ziemlich wichtig, doch erstens hatte Myrddin gesagt, alles wäre auf dem Rezept nachzulesen, und zweitens kam nach kurzer Zeit ein weiterer Besänftigter mit einer Kopie von eben jenem an. Es schien nicht sonderlich lang zu sein, wenn es so schnell kopiert werden konnte. Allerdings arbeiteten viele der Besänftigten als Schreiber in der Bibliothek. Andauernd mussten Bücher erneuert werden, weil sie so alt waren, dass die Schrift verblasste oder die Seiten auseinander fielen, daher hatten sie einige Übung im Abschreiben.
    Im Grunde genommen war es beeindruckend, was die Besänftigten leisteten - dennoch konnte Rhaego nicht anders, als sie mit einem gewissen Ekel anzustarren.
    "Rhaego!"
    Die Stimme des Verzauberers brach hart in seine Gedanken. Der Magier schreckte auf und sah Myrddin fragend an. Tadelnd sah der alte Mann ihn an. Offensichtlich wollte er etwas von ihm, doch was genau es war, hatte Rhaego nicht mitbekommen. Erst jetzt bemerkte er, dass Alrik schwieg. Offensichtlich waren dessen Fragen alle beantwortet, und falls die Dalish etwas gesagt hatte, hatte er es nicht mitbekommen.
    Myrddins Gesicht wurde weicher, als er den Grund für Rhaegos Abwesenheit bemerkte. Auch wenn er sich ziemlich gut unter Kontrolle hatte und in Anwesenheit anderer keine Abneigung gegen Owain erkennen ließ, war Rhaego sich ziemlich sicher, dass die Besänftigten auch dem alten Magier nicht ganz geheuer waren. Wie konnte es auch anders sein? Doch er schweifte schon wieder mit seinen Gedanken ab. Rasch konzentrierte er sich voll auf Myrddin.
    "Der Zirkel hat erlaubt, dass auch du eine gewisse Ausrüstung bekommst. Owain stellt es bereits zusammen. Es sind einige Lyriumtränke darunter - doch geh sparsam damit um! Irgendwann brauchst du sie vielleicht dringend. Außerdem einige Wundumschläge und Verletzungsausrüstungen, falls einer von Euch sich etwas tut - auch wenn ich es Euch nicht raten würde", fügte er mit einem raschen Blick auf Alrik und Leirâ hinzu. "Größere Verletzungen können nur geübte Magier heilen und Rhaego gehört leider nicht zu ihnen" Er bemerkte erst jetzt, wie beleidigend das klang, und versuchte rasch, sich zu entschuldigen. "Das klingt jetzt vielleicht hart, aber..."
    Rhaego schüttelte rasch den Kopf. Er war nicht beleidigt. Seine Stärken lagen eindeutig auf einem anderen Gebiet, das wusste er auch.
    "Tja dann", fuhr Myrddin fort, froh, dass dieser kleine Fauxpas ihm von seinem früheren Schüler nicht übelgenommen wurde, "das war's hier dann auch schon. Ihr seid nun hofentlich gut gerüstet... Rhaego benötigt lediglich noch geeignetere Kleidung und vielleicht einen magischen Stab - vielleicht auch ein, zwei Amulette? Das werden wir noch schauen. Aber dafür müsst Ihr hier nicht warten", meinte er Alrik und die Dalish, "Ansonsten könntet Ihr auch Eure Sachen packen - oder euch umkleiden", bemerkte er mit einem Blick auf Leirâs bloße Füße. „Außer es würde Euch brennend interessieren, welche Ausrüstung Rhaego mitbekommt.“ Seine Stimme klang zweifelnd, als ob er nicht verstehen würde, wenn ein Nicht-Magier sich für Verzauberungen interessierte. „Außer natürlich, es gibt noch irgendwelche offenen Fragen?“

  8. #88
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ folgte Myrddin, Rhaego und Alrik bis zu einer großen Kammer. Deren Größe wusste die Dalish gar nicht recht zu erfassen, war sie doch vollgestellt mit allerlei Fläschchen, diesen Schriftrollen, Schmuck, Amuletten und vielem mehr. Immer weider blieben die Augen der Elfe an etwas anderem hängen, auch wenn sie nichts erblickte, was der Kunstfertigkeit des Volkes gerecht geworden wäre.
    So geschicht die Falchohren und die Shemlen auch sein mögen, June hat seine Gaben an die Dalish verteilt.
    Mit einem Ohr lauschte sie, wie Myrddin einigen der Templer den Grund ihres Hierseins erklärte und dann laut einen Mann rief. Und zwar den seltsamsten Mann, den die Jägerin je gesehen hatte. er war rein äußerlich absolut nicht bemerkenswert, ein solches Allerweltserscheinen war ihr noch nicht begegnet, zumal bei einem Shem. Er trug keinen Schmuck, die Haare einfallslos kurz. Seine Augen schauten leer, beinah schläfrig in die Welt und seine Stimme klang derart monoton, dass Leirâ froh war dass er kaum mehr als zwei Worte sprach. Auch zeigte sich in seinem Gesicht keinerlei Regung, einfach gar keine.

    Schließlich führte er sie zu einem der Holzgebilde, in denen Tränke lagerten und Myrddin hielt eine Lehrstunde über die Dunkle Brut. Die Dalish hörte kaum zu, sie kannte genug Geschichten über das Verderben. Jedoch musste sie Grinsen ob der Weltfremdheit der Magier: Diese dunklen Missgeburten hatten sich das letzte Mal vor vielen hundert Wintern gezeigt, schwärmten sie doch nur aus wenn Fen'Harel, der Betrüger aller Götter, gut wie böse, einmal unachtsam wurde und die bösen Götter in Gestalt erschienen. Doch hörte man Myrddin zu war dieser augenscheinlich besorgt, dass es außerhalb des Turmes nur so von diesen abscheulichen Kreaturen wimmeln musste.
    Als würden die dunklen Götter ausgerechnet nun, wo Rhaego nun zufällig den Turm verließ zum Vorschein kommen. Aber die Jägerin hielt sich auch hier weiterhin zurück. Zum Streiten war sie zu müde. Moment, was hatte Myrddin gerade gesagt? Irgendetwas davon, dass er verhindern könne dass die verderbten Kreaturen sie zu ihresgleichen machen konnten? Auch egal, sie würden schon keinen begegnen.
    Nach einigen weiteren Ausführungen schlug der greise Zauberer vor, dass sie und Alrik sich reisefertig machten.
    "Schon so bald? Warten wir denn nicht den Morgen ab?", raunte die Dalish dem Burschen zu.
    "Ich will hier eher schneller als später fort. Und dachte, dass gerade du am allerliebsten von hier verschwinden möchtest."
    "Mythal, doch erst wenn ich ausgeschlafen habe.", murmelte die Jägerin und die beiden gingen zurück in Richtung ihres Zimmers. Dabei kamen sie an einem Fenster vorbei und es war, wie die Elfe sich gedacht hatte:
    kaum nach Mitternacht. Aber auf der anderen Seite hatte Alrik nicht unrecht: Sobald sie den Turm verlasen hatten, hatten sie auch diese ganze Kabbelei mit den Templern hinter sich. Noch während sie ihr Zimmer betraten und sich anzuziehen begannen, Juliette war noch nirgends zu sehen, meinte Alrik plötzlich:
    "Beim Erbauer, dieser Kerl war mir unheimlich. Den ohne Gefühle, meine ich."
    Leirâ schaute ihren Begleiter nur an ohne etwas dazu zu sagen.
    "Und das passiert mit allen Magiern, die gefährlich sind? Brrr."
    "willst du damit sagen, diese Templer entziehen ihnen ihre Gefühle, bloß weil sie gefährlich sein könnten?" Alrik nickte nur.
    "Talon'din, das ist das grausamste, was ich je gehört habe." Wie das wohl sein musste? ganz ohne Gefühle, eingekerkert im eigenen Körper, der nur eine leere Hülle ohne jeglichen Antrieb? Bei dem Gedanken lief es ihr kalt den rücken hinunter. Eingesperrt zu sein war ihr schon immer als das schlimmste Schicksal erschienen, aber dann noch auf solch... sadistische Art und Weise?
    Glücklicherweise trat just Juliette ein und lenkte die Jägerin von ihren Gedanken ab. Gerade war sie in die stiefel geschlüpft, dabei war ihr erst aufgefallen, wie kalt ihre Füße waren. Da richtete Alrik auch schon das Wort an die Kämpferin:
    "Ah, Lady Juliette. Wir werden in kürze aufbrechen. Ist mit diesem Dylan noch alles im Lot? Er hat doch nicht noch im letzten Moment alles zu Nichte gemacht, oder?"
    Leirâ fiel auf, dass Juliette ein stück Stoff auf ihre Armbeuge presste, darunter konnte sie schwach einen rötlichen Schimmer erkennen. Blut? Hatten die Templer sie verletzt? Aber wieso sollten sie das tun? Allerdings war Leuten, die anderer ihrer Gefühle beraubten alles zuzutrauen...

  9. #89
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    „Nein, nein.“, antwortete Juliette auf Alriks Frage während sie die Tür hinter sich schloss. „Alles in Ordnung“, behauptete sie doch das stimmte nicht. Es war nicht alles in Ordnung und dass sie es ihren Begleitern, vor allem Alrik verschweigen musste, lies ihr Herz schwerer werden. Die Söldnerin würde lügen müssen und das hasste sie. Lügen machten die Dinge kompliziert, Lügen schufen Misstrauen und Lügen bescherten ihr ein tadelndes Gewissen, besonders wenn sie Leute belügen musste die sie eigentlich ganz gut leiden konnte und nochmal mehr wenn sie damit etwas Übles vertuschen musste. Wie jetzt. Das sie vertuschen musste dass sie eben, vor wenigen Minuten erst, feierlich, auf alles was ihr gut und richtig erschien, geschworen hatte nicht zu zögern wenn es erforderlich wäre das Leben des Magiers, Rhaegos Leben, zu beenden. Es war absolut nichts was sie mit ihrer guten Seele und ihrer Barmherzigkeit vereinen konnte einfach so zu versprechen einen Lebensfaden zu durchtrennen als wäre sie eine göttliche Scharfrichterin. Das war sie nämlich nicht. Sie war weder Göttin noch Engel, sie war einfach nur ein Mensch und solchen war es nicht zugedacht über die Ihren zu richten, zumindest sie wollte nicht richten. Sie war schließlich keine kaltblütige Mörderin, wie sehr es auch als Söldnerin manchmal von Vorteil gewesen wäre. Und genauso wie es zum Vorteil wäre eine gewissenlose Lügnerin zu sein, war sie auch das nicht. Sich erfolglos selbst tröstend meinte zu sich, einfach eine zu gute Seele für diese Welt zu sein.

    Als sie die Tür schloss hatte sie törichterweise ihren verletzten Arm bewegt was augenblicklich, trotz der Salben, Schmerz durch ihren Arm zischen ließ. Kein Schmerz der über das was sie bereits in ihrem Söldnerdasein durchgemacht hatte hinaus ging doch stechend genug das sie zusammenzuckte und sich an die bandagierte Wunde griff. Gegenüber ihren Begleitern blieb das nicht unbemerkt, so richteten sich die blauen Augen Alriks überrascht auf die Binde, ebenso wie die übergroßen Augen Leirâs nur konnte Juliette deren Ausdruck nicht ganz deuten. Die Adlige vermutete dass die Elfe ebenfalls überrascht wäre.
    „Ach das ist nischts.“, antwortete sie auf die unausgesprochene Frage zu der der Bursche schon angesetzt hatte. „Nur der wöschentliche Aderlass.“
    Doch auch diese etwas zu gelassen ausgesprochene Notlüge schien nicht alle Fragen zu beantworten, insbesondere bei der Dalish erkannte sie Unverständnis, zumindest glaubte sie das, daher wich sie, sich an den Türrahmen lehnend, schnell aus: „In Kürse aufbreschen? Jetst noch?“
    „Ja, jetzt. Ist zwar ziemlich spät aber ist wohl besser hier rauszukommen ehe es sich die Herren Templer doch noch anders überlegen, meint ihr nicht?“, antwortete Alrik während er seinen Rucksack richtete.
    Dem konnte sie nichts entgegensetzen also machte sie sich reisefertig. Während ihre beiden Begleiter ihre Sachen packten und sich anzogen, setzte Juliette sich vor den Spiegel im Zimmer und flechtete sich geschickt ihren üblichen kurzen Zopf, scheitelte ihr dunkelbraunes Haar und fixierte es lose mit dem Haarband. Wären nicht die Anzeichen des Schlafmangels in ihrem aristokratischen Gesicht vorzufinden wäre sie sich sicher schon lange nicht mehr so gut ausgesehen zu haben, zumindest ansatzweise, was sie zu einem zufriedenen Lächeln bewegte. Sie fühlte sich seit langem endlich mal wieder richtig sauber und ihr Haar war durch die Pflege weniger rebellisch als sonst weshalb es nun in guter Form war. Was sie auch vom Zirkel und seinen Insassen, Magiern wie Templern, hielt, das weiche Bett, die Badewanne, die Seife und den Kamm würde sie schwer vermissen. So sehr dass es sich fast schon so anfühle als ließe sie gleich eine ganze Handvoll guter Freunde zurück.

    Aber seine Freunde lässt man doch nicht einfach so zurück!, erwachte ein verstohlener Gedanke in ihrem Oberstübchen, als sie ein paar Stücke Seife und einen Kamm auf der Kommode nicht weit von, ihr erblickte. Diese unscheinbaren, leichten Gegenstände die vermutlich nur wenige Fereldaner in ihrem Leben jemals benutzen oder überhaupt zu Gesicht bekamen, lagen einfach da, wie als ob sie danach schreien würden mitgenommen und benutzt zu werden. Was würde dagegen sprechen sie einfach mitzunehmen? Mehr als ein paar Kupferstücke war der Kamm nicht wert, die Seife vermutlich schon teurer aber bei weitem nicht die Welt, oder? Und wann würde Juliette so etwas jemals wieder sehen? Die Verlockung spielte mit ihren Gedanken wie eine Katze mit einem Wollknäul.
    Doch harsch wurde sie von ihrem strengen Gewissen gescholten.
    Diese Leute, seien sie nun Magier oder nicht, haben euch eingelassen, euch Essen gegeben, einen bequemen Schlafplatz gewährt und euch zumindest ansatzweise vertraut! Und du willst sie nun auch noch bestehlen! Du bist widerlich und erbärmlich! Die Magier haben euch geholfen!
    Was spricht dann dagegen dass sie uns ein bisschen mehr helfen als sie dachten?, sprach die diebische Gier verführerisch. Sie werden es schon nicht vermissen…
    Unschlüssig starrte sie mal verstohlen mal angewidert auf diese einfachen Hygieneartikel.
    Bist du eine orlaisische Lady oder eine jämmerliche Diebin, Juliette?!?

    Einige Minuten später, trat Juliette in voller Montur und reisefertig als letzte aus dem Zimmer. Wenn man mal von den Augenringen um ihre ansonsten wachen stahlgrauen Augen absah sah sie ausgesprochen frisch und tatkräftig aus. Sie war schon immer mit der Eigenschaft gesegnet gewesen schnell wach und aktiv werden zu können, wenn sie sich nicht den unsäglichen Schmerzen eines Katers ausgesetzt sah. Die Dalish und der Bursche warteten bereits, mehr oder weniger ungeduldig, wobei erstere wohl bestenfalls davon träumen könnte ebenfalls mit Juliettes relativ problemlosen Frühaufstehens beschenkt zu sein. Sie wirkte doch schon deutlich zerknitterte und mürrischer. Offensichtlich stand die Kleine nicht gern so früh auf.
    „Da seid ihr ja.“, begrüßte Alrik eher neutral mit verschränkten Armen. „Habt euch ja ganz schön Zeit gelassen.“
    „Nur keine `ektik, bitte.“, antwortete Juliette ruhig und knapp lächelnd. „Eine `ochgeborene Dame braucht nun mal etwas mehr Tseit um sisch fertisch zu machen.“
    Eine Diebin, wolltest du wohl sagen, Jämmerliche!, schallte sie ihr schlechtes Gewissen mitleidslos.
    Später dann wurden sie, zusammen mit dem Blondschopf der sie von nun an begleiten würde, von einer Delegation einiger Templer, darunter natürlich der unzufrieden wirkende Hauptmann, und dem Verzauberer, welcher an der frischen Luft fröstelte nach draußen geführt.

    So standen sie nun am Fundament des gewaltigen Turmes, welcher schon seit Jahrhunderten diese widernatürlichen und gefährlichen Gestalten beheimatete. Auf Ihn, seine finsteren Flure, seine unheilvolle dunkle Präsenz und nicht zu vergessen seine Bewohner konnte Juliette gerne verzichten und nun wieder unter freiem, noch dazu wolkenlosem Himmel zu stehen ließ ihr leichter ums Herz werden. Das war das Gefühl des Aufbruches das sie verspürte und das sanfte Rauschen des Windes und das Schwappen der Wellen war dessen Geräusch.
    Es war schon lange her dass die Adlige es wirklich genoss kühle, frische Luft einatmen zu können, die Sachte Brise welche ihre schlanke Gestalt umspielte zu spüren und den Nachthimmel mit seinen unzähligen funkelnden Sternen und dem hell scheinenden Mond sehen zu können. Die Erleichterung nun nicht mehr länger in der Gegenwart so vieler Magier verweilen und sich unfreundlichen Templern beugen zu müssen, wurde zwar durch das Wissen von nun an ständig einen Magier bei sich zu haben getrübt, doch konnte sie sich halbwegs optimistische Gedanken nicht verkneifen. Sie hatten den ersten richtigen Abschnitt auf ihrer Reise überstanden. Außerdem lenkte sie das von ihrem nagenden Gewissen ab welches ihr immer noch übel nahm den Zirkel, und sei es nur um so wenig, bestohlen zu haben.
    Wenn man von Myrddin absah, welcher seinem Schüler nun offensichtlich aufrichtig lebe wohl wünschte und ihm die Hand herzlich schüttelte, verlief der Abschied in eisigem Schweigen und ohne auch nur ein Wort mehr zu sagen als nötig wäre. Es kamen auch keine weiteren Drohungen von Dylan, welcher sich darauf beschränkte einige knappe Formalitäten kühl sprechend mit einem kaum vernehmbaren Hauch von Widerwillen von sich zu geben. Er hatte wohl schon genug gedroht. Jedenfalls waren es keine tatsächlich ausgesprochenen Drohungen die man von ihm hörte, sie waren eher unterschwellig. Rhaego stünde nun davor zu beweisen ob er ein wahres Kind des Zirkels wäre und seinen Wert zur Schau zu stellen. Was passieren würde wäre er kein richtiger Angehöriger ihres Bundes, sprach der Templer zwar nicht aus aber es war klar was er dann tun würde. Und Juliette war auch glasklar was sie in diesem Fall tun müsste, was auch der Hauptmann von ihr erwarten würde, so sehr sie sich dagegen auch sträubte. Sie hatte es schließlich geschworen.
    So brach die kleine Gruppe nun mit zwei neuen Mitgliedern, dem Magier Rhaego welchen die Duellantin, bei der dem Rest ihrer Ehre, nicht aus den Augen lassen würde, und dem schweigsamen Templer Ser Gillean der es ihr gleich tat, auf. Beladen mit großzügigerweise zur Verfügung gestellten Vorräten, von Proviant bis einige hilfreiche Tränken, setzen sie über den See mit einem klaren Ziel: Orzammar, die Stadt der Zwerge.

    Tag 4 - 01:02 Uhr
    Am Fuße des Turms des Zirkels
    -> Port Calenhad
    Geändert von Juliette de Ludin (28.06.2012 um 19:23 Uhr)

  10. #90
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    Rhaego hatte sich vorgenommen, nicht zurückzublicken. Er hatte das nicht nötig. Immerhin wusste er, wie der Turm aussah, hatte er doch lange genug darin gelebt. Und es gab so viel Neues zu entdecken. Sachen, von denen er gewusst hatte, was sie waren, aber schon lange vergessen, wie sie sich anfühlten.
    Der kalte Wind im Gesicht. Die leichten Spritzer der Gischt, die die Haut liebkosten. Frisches Grünes Gras unter den Sohlen seiner neuen Stiefel – er konnte zwar die Farbe in der Dunkelheit nicht erkennen, aber das Gefühl war einzigartig.

    Während der Überfahrt über den See hielt er seinen Rucksack fest umklammert. Eine Menge wertvoller Dinge waren darin, obwohl er ihn schon wieder teilweise geleert hatte. Als er fertig gepackt hatte, hatte er ihn lediglich mit Mühe heben können. Daher hatte er schweren Herzens einige der Bücher wieder herausgeholt und vorsichtig auf seinen Schreibtisch gelegt. Einige. Nicht alle. Seine Unterlagen hatte er bei sich, die Notizen, wie er während der Übersetzung gemacht hatte. Ebenso eine kleine Grammatik von zwergischer Sprache. Irgendwie hatte er das Gefühl, in Kürze das Gewicht zu bedauern, doch das war notwendig gewesen. Selbstverständlich hatte er auch Tinte und Schreibfeder dabei. Das war seine Ausrüstung, die er benötigen würde, so wie ein Krieger sein Schwert. Dazu hatte er noch eine zweite Robe eingepackt, eng zusammengeschlungen und schützend um die zarten Fläschchen gerollt. Er trug einen Teil des Trankes gegen das verderbte Blut. Ebenso wie alle anderen aus der Gruppe. Zusätzlich hatte er noch einige Lyriumtränke dabei, „nur für den Notfall“, wie Myrddin ihm eingeschärft hatte. Auch einige Wundumschläge hatte der alte Magier ihm besorgt. Ferelden war ein gefährliches kriegerisches Land, eine gute Vorbereitung war daher wichtig. Nachdem Rhaego mit widerstandsfähiger Kleidung ausgerüstet worden war, hatte er mit seinem alten Mentor überlegt, ob er einen Magierstab mitnehmen sollte. Am Ende hatte er sich dagegen entschieden. Da er schon vor seiner Zeit im Turm rudimentäre Kontrolle über seine Fähigkeiten erlangt hatte, hatte er sich mit der komplizierten Stabmagie immer schwergetan. Er hatte es auch nie wirklich geübt, weil er nie gedacht hätte, das je zu brauchen. Und es war schon aufwendig, dieses meterlange Holzstück immer mitzuschleppen. Nein, seine beste Waffe waren seine angeborenen Fähigkeiten und die führten kein Gewicht mit sich.
    Das letzte, was zu seinem Gepäck hinzu kam, war ein kleiner Beutel voller Münzen. Auch hier hatte der Verzauberer ihm eingeschärft, sparsam zu sein.
    Als sein Rucksack endlich leicht genug war, ihn über längere Strecken zu tragen, er sich fertig angekleidet hatte und eigentlich aufbruchsbereit war, hatte Myrddin noch darauf bestanden, dass er sich rasierte. Der alte Verzauberer hatte gemeint, die Leute hätten bei so ungepflegtem Aussehen gleich ein schlechtes Bild von den Magiern, was man verhindern müsste. Und weil Myrddin ihm so sehr mit dem Packen geholfen hatten, weil er Rhaegos Haare außen vor ließ und da keine Kürzungen verlangte und weil es so klang, als würde der alte Mann andernfalls Templer dazu holen, die seine Meinung durchsetzen würden, hatte Rhaego letzten Endes nachgegeben.
    Und so hatte es noch ein Stück länger gedauert, bis alle fünf in der Halle am Fuße des Turms versammelt waren, inklusive des Templers Gillean. Der war auserwählt worden, sie zu begleiten, um auf Rhaego aufzupassen. Der blonde Magier wusste, dass es hätte schlimmer kommen können, war dieser Templer doch nicht ganz so streng wie andere, dennoch wäre es ihm lieber, keiner der gestählten wäre dabei. Solange Ser Gillean die Gruppe begleitete, war Rhaego gezwungen sich zurückzuhalten. Nun ja. Einer war besser als ein ganzer Turm voll.

    Und fürs erste war er mit anderen Dingen als der Gegenwart des Templers beschäftigt. Nach einer herzlichen Verabschiedung von Myrddin und mahnenden – eigentlich ja drohenden, aber eher unterschwellig – letzten Worten von Dylan öffnete sich das große Tor, um zum ersten Mal seit dem Aufbruch weniger Auserwählter Richtung Ostagar wurde ein Magier in die Freiheit entlassen. Oder so ähnlich, dachte Rhaego mit einem Blick auf Ser Gillean. Zumindest raus aus dem Turm.
    Und dann begann der Zauber der Nacht. Helles funkelndes Sternenlicht über ihm. Das leichte Schimmern der Wellen neben dem Boot, wenn der Mond sich darin spiegelte. Das leise Platschen des Wassers am Rande des Bootes. Es war einfach unglaublich.
    Diese grenzenlose Freiheit auf dem Wasser.
    Bei diesem Gedanken wurde ihm ein wenig mulmig zumute. Grenzenlos, zu allen Seiten. Nichts, was ihn aufhalten konnte – aber auch nichts, was Schutz bot. Er schüttelte den Kopf. Hinter ihm, so wusste er, wurden die Fackeln immer kleiner, die die Templer am Eingang des Turmes hielten.
    Freiheit. Freiheit, Freiheit, Freiheit. All das, was er sich so lange erwünscht hatte, wurde nun wahr.
    Es war unglaublich.
    Als das Boot mit einem leichten Schaukeln am anderen Ufer auftraf, betrat er den festen Boden mit leicht wackligen Füßen.
    Und dann, während die anderen sich schon aufmachten, bis auf den Templer, der ihn nicht aus den Augen verlor, vergaß Rhaego alle Vorsätze und drehte sich, wie von einem Magneten angezogen, um.
    Hinter ihm ragte der gewaltige Turm auf. Plötzlich kam er sich winzig vor. Wie oft hatte er dort schon herabgeblickt, sich gewünscht draußen zu sein. Und nun stand er hier und alle seine Wünsche waren erfüllt. Einen Augenblick fühlte er einen merkwürdigen Stich in seinem Herzen. Immerhin hatte er die letzten vierzehn Jahre seines Lebens dort verbracht.
    Doch dieses Gefühl löste sich in einem gewaltigen Jubelgebrüll auf, der in seinen Ohren zu klingen schien und nicht mehr stoppen wollte.
    Endlich frei!
    Da stieß ihn Ser Gillean an und bedeutete ihm, weiter zu laufen. Mit fast teilnahmsloser Miene wandte sich Rhaego um und gehorchte.
    Um diesen Jubel herauszulassen, war er zu klug, nach all der Zeit im Turm. Das würde er tun, wenn er Ser Gillean irgendwie losgeworden war. Und bis dahin – bis dahin würde der Jubel über seine Freiheit für alle anderen unhörbar in ihm weiterklingen.

    Tag 4 - 01:22 Uhr
    -> Port Calenhad

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