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    Muskelkater Avatar von Sargnagel
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    Standard "News of the World" wird eingestampft

    Aus für "News of the World" Murdoch zieht die Reißleine

    Dramatische Wende im britischen Spitzelskandal: Das Murdoch-Imperium stellt das Boulevardblatt "News of the World" ein - Reporter hatten Telefonate von Promis und einfachen Bürgern abgehört. Doch der Befreiungsschlag wird dem Medienkonzern kaum Luft verschaffen, Scotland Yard ermittelt mit Hochdruck.

    Als James Murdoch am Donnerstagnachmittag die Redaktion der "News of the World" zusammentrommelte, wussten alle, dass es um den Handy-Abhörskandal gehen würde. Doch ahnte kaum jemand, was der Europa-Chef des Mutterkonzerns News Corporation ankündigen wollte.

    "Ich muss euch nicht erzählen, dass die 'News of the World' 168 Jahre alt ist. Und dass sie von mehr Menschen gelesen wird als jede andere englischsprachige Zeitung", begann der Sohn von News-Corp-Gründer Rupert Murdoch laut einer von der Firma verbreiteten Mitteilung.

    Nach einigen weiteren Sätzen kam die Nachricht, die rund um den Globus einschlug wie eine Bombe: "Diesen Sonntag wird die letzte Ausgabe der 'News of the World' erscheinen".

    Mit so einem radikalen Schritt hatte niemand gerechnet. Die schlagartige Einstellung der größten britischen Sonntagszeitung ist das Eingeständnis, dass der Abhörskandal außer Kontrolle geraten ist. Die Enthüllungen im Stundentakt, die Angriffe der Politiker, die Massenflucht der Anzeigekunden - die Geschäftsführung sah keinen anderen Ausweg mehr, als die Reißleine zu ziehen.

    Abhörskandal um "News of the World"
    Murdochs Befreiungsschlag ist der Höhepunkt einer dramatischen Woche. Begonnen hatte die Krise am Montag, als der "Guardian" enthüllte, dass die Privatschnüffler des Boulevardblatts die Mailbox des 2002 entführten 13-jährigen Mädchens Milly D. angezapft und sogar Nachrichten gelöscht hatten. In den nächsten Tagen kamen immer weitere Vorwürfe hinzu: Auch in anderen Fällen scheute die "News of the World" offensichtlich nicht davor zurück, auf der Suche nach saftigen Geschichten die Handy-Mailboxen von gewöhnlichen Briten abzuhören, seien es Familienangehörige entführter Kinder, von Terroropfern des 7. Juli 2005 in London oder von in Afghanistan getöteten britischen Soldaten.

    Anzeigenkunden sprangen scharenweise ab

    Sämtliche Vergehen liegen bereits Jahre zurück, doch die Skrupellosigkeit der Journalisten löste eine Welle der Empörung aus. Wütende Leserbriefe gingen in den Redaktionen ein, es gab Boykottaufrufe im Internet, das Unterhaus debattierte, Premierminister David Cameron kündigte eine offizielle Untersuchung an - und, was vielleicht den Ausschlag gab: Die britische Wirtschaft senkte kollektiv den Daumen über der "News of the World". Ford, Virgin, Halifax, Sainsbury's, O2, Boots - ein Großkunde nach dem anderen erklärte, nicht mehr in dem Blatt zu inserieren. Kaum eine Firma wollte noch mit dem verrufenen Namen in Verbindung gebracht werden.

    Obendrein drohten die laufenden polizeilichen Ermittlungen und die angekündigte offizielle Untersuchung, immer neues Belastungsmaterial zutage zu fördern. Angesichts dieser düsteren Aussichten entschied die News-Corp-Führung, ihren Goldesel zu opfern.

    Offensichtlich will Murdoch so den Deal retten, der ihm wirklich am Herzen liegt: Die vollständige Übernahme des Satellitensenders BSkyB. Dafür braucht er die Zustimmung der britischen Regierung, und die hat ihre Entscheidung wegen des Skandals gerade um sechs Monate vertagt. Führende Politiker fordern zudem, Murdoch die Zustimmung ganz zu verweigern. Die "News of the World" ist also ein Bauernopfer - wenn auch ein sehr teures -, um die britische Regierung gnädig zu stimmen.

    Die Einstellung der Zeitung ist ein riesiger Gesichtsverlust für die mächtigste Mediengruppe des Landes, die auch die "Sun", die "Times" und die "Sunday Times" herausgibt und den Fernsehsender Sky betreibt. Jahrelang hatte sie darauf vertraut, den seit 2006 schwelenden Abhörskandal irgendwie unterdrücken zu können. Erste prominente Abhöropfer wurden mit Schweigegeld in Millionenhöhe ruhig gestellt. Doch zuletzt hatte der Verlag immer mehr zugeben und zurückrudern müssen - bis hin zu einer öffentlichen Entschuldigung.

    "Sie sollte Verantwortung übernehmen"

    Auch Murdoch gab sich am Donnerstag reuig und nahm Schuld auf sich selbst. Der News-Corp-Ableger News International, dem er vorsteht, sei den Abhörpraktiken bei der "News of the World" nicht auf den Grund gegangen und habe fälschlich behauptet, das Problem sei auf einzelne Reporter beschränkt gewesen, sagte er. Man habe Aussagen vor dem Parlament gemacht, ohne alle Fakten zu kennen. "Das war falsch". Er persönlich bereue auch, die Schweigegeldzahlungen an Abhöropfer abgesegnet zu haben. Auch kündigte er an, die Einnahmen aus der letzten Ausgabe der "News of the World" für wohltätige Zwecke zu spenden.

    Der Auftritt sollte den Frieden mit der aufgebrachten britischen Öffentlichkeit wieder herstellen. Doch sieht es nicht so aus, als werde der Alptraum des Verlags so bald enden. Denn die Ermittlungen von Scotland Yard laufen weiter, neue Enthüllungen sind unvermeidlich, es drohen Strafprozesse gegen Mitarbeiter, und Schlüsselfiguren wie die frühere "News of the World"-Chefredakteurin und jetzige Verlagschefin Rebekah Brooks bleiben leichte Zielscheiben.

    Der Druck aus der Politik ist unverändert hoch. Labour-Oppositionsführer Ed Miliband sagte am Abend in der BBC-Talkshow "Newsnight", die Einstellung der Zeitung sei ein großer Schritt, sie löse aber nicht das Problem. Viele Leute verlören nun ihren Job, nur eine sei immer noch im Amt: Rebekah Brooks. Und er wiederholte seine Rücktrittsforderung: "Sie sollte gehen. Sie sollte Verantwortung übernehmen".

    James Murdoch hingegen verteidigte Brooks ohne Wenn und Aber. Ihre Führungseigenschaften und ihre ethischen Standards seien während ihrer gesamten Karriere "sehr gut" gewesen, sagte er der BBC. Mehrfach benutzte er die Wendung "Rebekah und ich", als er die anstehenden Aufgaben für das Management beschrieb.

    Im Redaktionshaus herrscht Meuterstimmung

    Brooks ist nicht die einzige offene Flanke, die bleibt. Führende amtierende und ehemalige Redaktionsmitglieder haben Strafverfolgung zu befürchten. Es geht nicht nur um die illegalen Abhörpraktiken, sondern auch um die Bestechung von Polizeibeamten. News International hatte am Dienstag bereits E-Mails an Scotland Yard übergeben, die angeblich beweisen, dass der frühere "News of the World"-Chefredakteur Andy Coulson Zahlungen an die Polizei autorisiert hat. Laut "Evening Standard" sollen insgesamt über 100.000 Pfund geflossen sein.

    Obendrein hatte Coulson, der bis vor fünf Monaten Camerons Regierungssprecher und Spindoktor war, vergangenes Jahr vor Gericht ausgesagt, nichts von den Abhörpraktiken gewusst zu haben. Sollte ihm das Gegenteil nachgewiesen werden, droht ihm ein Prozess wegen Falschaussage.

    Alastair Campbell, der frühere Spindoktor von Tony Blair, gab zu bedenken, dass die Einstellung der "News of the World" den Skandal eher noch befeuern werde. Im Redaktionshaus der Murdoch-Medien in Wapping herrsche "Meuterstimmung", sagte Campbell der BBC. Unbescholtene Journalisten fühlten sich als Opfer und könnten nun aus dem Nähkästchen plaudern.

    Auch für die britische Zeitungsbranche stellen sich eine Reihe offener Fragen. Nächste Woche wollen Regierung und Opposition die offizielle Untersuchung der Sitten im britischen Zeitungswesen auf den Weg bringen. Nach dem Ausscheiden der "News of the World" werden nun die ähnlich arbeitenden Konkurrenten stärker ins Visier geraten. Das Bezahlen von Polizisten etwa ist weit verbreitet. Die wenigsten Beobachter glauben, dass die britische Boulevardpresse, die als zügelloseste der Welt gilt, ihre Methoden grundlegend ändern wird.

    Auch ist unklar, wer nun die gewaltige Lücke füllt, die die "News of the World" hinterlässt. Es wird bereits spekuliert, dass News International mit einer Sonntagsausgabe ihrer "Sun" antreten könnte. Der frühere "Guardian"-Chefredakteur Peter Preston gab zu bedenken, dass die Leserprofile der Schwesterzeitungen sehr unterschiedlich seien und die Sonntags-"Sun" ein schwieriges Unterfangen wäre. Doch dürfte Murdoch genug Geschäftssinn besitzen, um das Vakuum in dem lukrativen Sonntagsmarkt nicht auf Dauer zu dulden.
    http://www.spiegel.de/kultur/gesells...773100,00.html

    Wie kann man diesen Vorgang aus England auf Deutschland runterbrechen? Deutsche Sonntagszeitungen kommen an die Auflage und die Anteile der News of the World wohl nicht ran. Diese Zeitung gehört auf den Küchentisch wie das Sonntagsfrühstück- selbstverständlich Hand in Hand.

    Das ist bald vorbei, diese Zeitung hat gegen so ziemlich alle Sitten verstoßen...

  2. #2
    What are you doing kiddo? Avatar von Couga
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    Zitat Zitat von Sargnagel Beitrag anzeigen
    Wie kann man diesen Vorgang aus England auf Deutschland runterbrechen?
    Hoffen das bald solche Geschichten auch bei der Bild Zeitung enttarnt werden, dann sind wir dieses Übel der Menschheut endlich los.

  3. #3
    Computermensch Avatar von f1delity
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    Selbst wenn sowas hier genauso ablaufen würde beim Bilder-Buch, ich glaube kaum, dass das einen Großteil deren Leserschaft auch nur ansatzweise interessieren würde.

    Die Aktion ist allerdings unter aller Sau, aber mehr als kurzzeitig keine Werbung schalten wird imo sowieso nicht passieren.

  4. #4
    Dilettant Avatar von Ihero
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    Die Bild-Zeitung hat hier in Deutschland allerdings keinerlei nennenswerte Konkurrenz, daher glaube ich schon, dass die Sitten im Königreich etwas rauer sind. Dass auch hier allerdings nicht alles koscher ist, zeigen ja auch die Skandälchen, die es immer rund um die Bild gegeben hat.

    Aber die Burda-Presse war da ja in letzter Zeit schlimmer dran mit dem Kachelmann-Prozess.

  5. #5
    Code Sorceress Avatar von andi9x17
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    Burda? wer oder was ist das? Ich kann wetten, dass ähnliche Zeitungen in england ebenfalls solche Methoden angewandt haben.

  6. #6
    What are you doing kiddo? Avatar von Couga
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    Burda? wer oder was ist das?
    Burda is einer der größten Verlage Deutschlands. Bei ihm erscheinen unter anderen Bunte, Focus, Super Illu und viele mehr. Außerdem gehören Radiosender, diverse TV Produktionen und Internetauftritte dazu. Quasi der zweite große Player neben dem Springer Verlag.
    Und natürlich ist der Verlag der Stifter des Bambi Preises.

  7. #7
    Code Sorceress Avatar von andi9x17
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    Zitat Zitat von Couga Beitrag anzeigen
    Burda is einer der größten Verlage Deutschlands. Bei ihm erscheinen unter anderen Bunte, Focus, Super Illu und viele mehr. Außerdem gehören Radiosender, diverse TV Produktionen und Internetauftritte dazu. Quasi der zweite große Player neben dem Springer Verlag.
    Und natürlich ist der Verlag der Stifter des Bambi Preises.

    achsoooo

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