Seite 2 von 20 ErsteErste 123412 ... LetzteLetzte
Ergebnis 11 bis 20 von 197

Thema: Bannorn

  1. #11
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
    Registriert seit
    13.11.2011
    Beiträge
    93

    Standard

    Alrik versprach, kaum dass sie den Dolch weggelegt hatte, sie nie wieder zu wecken. Die Dalish winkte nur müde ab und legte ihre Habe an. Juliette stand einfach nur daneben und sah furchtbar aus: Blutunterlaufene Augen, krumme Haltung. Beinah hatte Leirâ, die ausgezeichnet geschlafen hatte, Mitleid mit der Frau.
    "Ähem... wenn es dir nichts ausmacht, mich auch dafür umbringen zu wollen, kannst du ruhig einen haben...", meinte Alrik vorsichtig und bot ihr einen Apfel dar.
    "Danke.", murmelte sie nur und nahm sich diesen. Kaum vier Handgriffe später war sie aufbruchsbereit und noch während sie sich dass wirre, widerspenstige Haar aus dem Gesicht wischte und verzweifelt versuchte dieses zu bändigen, schätzte sie bereits wieder die Himmelsrichtung und bald brachen sie auf.
    Es war beinah völlig ihrer Müdigkeit geschuldet, aber auch der Bequemlichkeit, dass sie sich diesmal in lockerem Marschtempo und nicht, wie am Vortag im Trab weiter bewegten. Aber es war noch etwas anderes; irgendetwas war anders als Gestern. Juliettes Blicke bohrten sich nicht länger finster in ihren Rücken, auch wenn sie immer noch nicht freundlich guckte. Alrik hielt stattdessen, wohl wegen dem Erlebnis beim Aufwecken, Abstand zu ihr und tuschelte zunächst nur mit Juliette. Doch er hatte Leirâs feines Gehör vergessen:
    "Habt ihr das gehört, Lady Juliette? Sie lebt im Exil... Wurde sie verbannt? Was glaubt ihr, hat sie..?" und dann hörte die Jägerin nicht mehr zu. Früher oder später musste sie wohl aufklären, was es mit dieser Aussage auf sich hatte, zumindest wenn sie weiterhin mit den beiden Shemlen reisen wollte. Und, auch wenn es sie verwunderte, sie wollte es so. Es wäre zuviel gewesen, die beiden als 'Freunde' zu bezeichnen, aber immerhin waren sie die einzigen beiden Personen, die die Dalish außerhalb ihres Klans überhaupt kannte -und die sie nicht in Knechtschaft oder tot sehen wollten-. Und irgendwie schmerzte es, dass Alrik ihr nicht mehr vertraute.
    Nach langem Marsche, es war vielleicht noch eine Stunde bis Mittag, rasteten sie und aßen den Rest von Alriks Äpfeln, dazu einige Pilze die Leirâ gesammelt hatte. Als sie zu den beiden, die an einem schmalen Fluss auf sie gewartete hatten, von dem die drei glaubten dass er bis zum Calenhad-See fließen würde, hatte Alrik immer noch etwas in seinem Blick, das sie störte. Es war... Konnte das Furcht sein? Und das schmerzte.
    Leirâ schluckte hart. Sie hatte ihm doch nichts getan, schließlich hatten sie in der Wildnis geschlafen, hatte er denn gewacht dass sie völlig ohne Vorsicht war? Irgendwie wollte sie sich entschuldigen, sah aber auf der anderen Seite keinen Grund dazu. Aber immerhin erklären könnte sie es ihm.

    Sie nahm sich also ein Herz, schaute dem Shem in die Augen und sagte:
    "Ich wollte dich heute morgen nicht wirklich verletzen, Alrik Riverside. Ich erwarte nur immer das Schlimmste, wenn ich in der Wildnis übernachte. Das musst du verstehen.“
    Der Bursch nickte nur und sein Blick wurde wieder etwas wärmer. Auch die Elfe nickte knapp, dann stopfte sie sich zwei Pilze in den Mund und ging weiter. Und tatsächlich: keine halbe Stunde Flussabwärts erreichten sie die Ufer des Sees und dort, halb zu ihrer Rechten reckte sich ein schwarzer Turm in den frühen Nachmittagshimmel. Sie hatten ihr Ziel beinahe erreicht.

    ---> Turm des Zirkels, Gasthof am Ufer

  2. #12
    DA FRPG only Avatar von Yanis Leclerc
    Registriert seit
    07.06.2012
    Beiträge
    20

    Standard

    Südhügel---------->

    Bannorn
    Tag 3 Mittag

    Seine Männer ruhten, die Pferde waren Versorgt und gönnten sich ebenfalls im Schatten des Waldes eine verdiente Pause. Yanis ruhte nicht. Eine Pfeife rauchend grübelte er über Juliette und das, was er wusste, nach.
    Es war mehr Instinkt als auf tatsächlichen Fakten beruhend, dass er sich für den Turm entschieden hatte. Viele Hinweise hatte er nicht. Yanis vertraute seinem Instinkt, nur selten hatte ihn dieser im Stich gelassen, etwas anderes bereite ihm zusätzlich Kopfzerbrechen. Die neuen Gefährten Juliettes. Wie viel wussten sie? Hatten sie die Adelstochter verschleppt und wollten Lösegeld? Wollten sie etwas vom Einfluss von Lord Maxime erpressen oder handelte es sich hier nur um ein paar Bauernopfer die Juliette bereitwillig zu ihrem eigen Vorteil opfern würde wenn es so weit war. Hatte Ferelden Juliette so arg verändert?

    Am späten Nachmittag waren die 4 Stunden rum. Ohne zu murren standen seine Männer auf, machten sich fertig und schon bald darauf ritt der Tross in Richtung des Turms.
    Die Pferde waren nicht mehr die Jüngsten, absichtlich. Yanis wollte Pferde die schon etwas erlebt hatten, abgebrüht waren und dennoch ausdauernd genug für eine solche Expedition.

    Auf ihrem Weg kamen sie an den Resten des alten Reiches vorbei und hier und da fanden sie Spuren, als ob jemand dort gerastet hätte. Die wenigen Leute denen sie begegneten hatten nicht viel zu erzählen. Schmallippige Gestalten mit harten Gesichtszügen die Yanis nicht weiterhelfen konnten.
    Wenig später fand er etwas was ihm weiterhalf, ein kleines Waldstück. Yanis schickte, wie die ganze Zeit über, zwei seiner Männer hinein. Vorsichtig saßen die beiden ab und erkundeten das Wäldchen und kamen mit Ergebnissen zurück.

    Kurz darauf kniete Yanis über eine erloschene Feuerstelle, zog seinen Handschuh aus und strich vorsichtig eine Ascheschicht nach der anderen mit den Fingern ab. Nur in der Tiefe war noch ein Hauch von Wärme gespeichert. Weniger als ein Tag.
    Yanis sah sich erneut um. Deutlich waren drei Abdrücke im Boden um die Feuerstelle zu erkennen wo jemand geschlafen hatte. [I]Definitiv drei[/]
    Daneben lag noch ein ausgenommenes und teilweise verspeistes Reh. Nur ein erfahrener Metzger oder Jäger bekam so etwas hin. Yanis sah sich den Kadaver genauer an. Der Kopf des Tiers war abgetrennt worden und zeigte wie das Tier erlegt wurde. Ein sauberer Schuss durch den Hals, einige Rippen im Brustbereich hatten Schrammen als ob jemand eine Klinge in das Herz des Tiers gerammt hätte. Ein Jäger also..
    Yanis verzog dennoch das Gesicht. Warum war das Lager nicht unkenntlich gemacht worden? Leichtsinn? Stammte es gar nicht von den Verfolgten?
    Drei Personen, einer davon jemand der sich mit der Wildnis auskannte in Richtung des Turms. Das konnte kein Zufall sein. Yanis gab das Zeichen zum Aufbruch.

    Die Nacht neigte sich gefährlich ihrem Ende entgegen als sie den Turm und den See erreichten. Auf seinem Pferd sitzend ließ Yanis seinen Blick über das Gasthaus und die ruhigen, schwarzen Wellen des Sees schweifen bis zum Turm der sich im Dunklen gegen den Horizont wie ein riesiger Finger abhob. Schließlich fiel sein Blick über eine einsame Gestalt die am Pier, der zum Turm zeigte, scheinbar verloren Wache stand, vermutlich ein Templer.
    „Philipé, du mit fünf Mann ins Gasthaus ich befrage den Wachmann.

    Tag 4 03:30
    ----------------> Turm des Zirkels
    Geändert von Yanis Leclerc (04.01.2013 um 16:07 Uhr)

  3. #13
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
    Registriert seit
    13.11.2011
    Beiträge
    93

    Standard

    <----- Port Calenhad

    Ein gar nicht Mal so schmaler Pfad diente ihren Begleitern als Hilfe, mit der rasch laufenden Dalish Schritt zu halten. Diese kümmerte sich kaum noch um die Gefährten, blieb nur in unregelmäßigen Abständen stehen, warf rasche Blicke über die Schulter und verschwand wieder hinter den nächsten Biegung. Tatsächlich verbarg sich hinter ihrem Verhalten aber mehr als bloße Vergnügungssucht, den engen Mauern des Turmgefängnisses entkommen zu sein: Sie nutzte ihren Vorsprung um einen günstigen Rastplatz zu finden.
    Nach mehreren Stunden, diese flogen unter den befreiten Schritten der Jägerin nur so dahin, fand sie eine Lichtung. Diese lag am Rande einer kleinen Schlucht, es ging knapp vier oder fünf Schritt in die felsige Tiefe. Sie sank auf die Knie, glitt in den Schneidersitz und streckte die Arme nach vorn, auf den Boden gebettet, Handflächen nach oben.
    "Areth'ara, Mythal. Ma serannas Andruil,..." Und fuhr darin fort, die alten Worte zu sprechen, die das Volk bereits auf dem großen Marsch sprach. Sie dankte den Schöpfern des Klans, der den Dalish immer wohl gesonnen war dafür, diesen Platz gefunden, dem Turm entronnen und, nicht zuletzt, Gefährten gefunden zu haben. Über ihre leise Stimme hinweg vernahm ihr feines Gehör die Stimmen derer, die nach ihr suchten.
    Wortfetzen.
    "Ja, sie neigt dazu, ehrwürdiger Ser Templer. Nein, es ist keine Unhöflichkeit, mehr eine Eigenart ihres Volkes, Ja, Ser Templer, ich bin mir sicher, wir werden sie gleich finden und sie wird uns einen Lagerplatz präsentieren..." Und so weiter und sofort.
    Dem Anschein nach hatte Alrik alle Mühe, ihrem Templeraufpasser der Jägerin Verhalten zu erläutern. Leirâ lächelte und erhob sich gerade, als der füllige Ser Gillean ihr hart und ungebremst wieder die Rippen prallte. Alle Luft entwich in einem erstickten "Uff!" ihrem kleinen Körper, sie hatte Alriks 'Seht doch, dort ist sie' überhört und der übergewichtige Templer war samt Plattenrüstung in sie hinein gepoltert. Sie hatte noch nicht einmal Zeit den Kerl dafür zu verfluchen, sie versuchte vielmehr verzweifelt so zu rollen, dass er nicht auch noch auf ihr landete. Unglücklicherweise prallte dabei ihr Knie gegen sein Schienbein, ein Schrei ertönte. Ein Schrei, der viel zu lange anhielt. Ihr Körper erinnerte sich an die Schlucht, auf die sie selbst noch zurollte! Rasch stemmte sie einen Arm in den Boden, Schmerz entflammte in ihren Rippen und griff auf den Rest ihres Körpers über und sie kam gerade noch so zu Halten. Im Gegensatz zu dem Templer. Sie sackte erschöpft auf den Ellenbogen, alles tat ihr weh. direkt vor ihr der Abgrund und irgendwo unter ihr
    "Ser Gillean!"
    Alrik preschte nach vorn, Leirâ rollte kraftlos auf den Rücken. Sie schaute in Juliettes undeutbar dreinschauendes Gesicht empor.
    "Noch nicht einmal absichtlich...", röchelte sie noch, ehe der schmerz ihr erneut die Luft abdrückte. Das atmen fiel so schwer. Hoffentlich hatte der schwere Lump in seiner Rüstung ihr nichts gebrochen...

  4. #14
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
    Registriert seit
    30.10.2011
    Beiträge
    94

    Standard

    <- Port Calenhad
    Das Bannorn
    Tag 4


    Mit milde geröteten Wangen stapfte Juliette flott vor ihren Gefährten, fast so als versuche sie so unauffällig wie möglich vor ihnen, oder eher ihren Blicken und der Peinlichkeit zu fliehen. Der Gedanke kam ihr gar nicht mal so abwegig vor. Wegrennen, sich verstecken und hoffentlich nie wieder gefunden zu werden. Sie war schließlich eine gute Läuferin und verstecken konnte sie sich zudem auch noch gut. Wenn sie sich nicht durch Wald durchbewegen müsste, würde sie den Rest der Gruppe sicherlich schnell abhängen können. Doch nach ein paar schnellen Schritten mahnte sie sich zu Vernunft und wieder runter zu kommen.
    Dann war sie eben für eine Wilde eingestanden, noch dazu für eine Wilde die nicht mal im Recht war und obendrein auch noch einen Vertreter der Kirche niedergeschlagen hatte. Da war doch überhaupt nichts dabei. Und es würde selbstredend auch nicht bedeuten dass Juliette, wenn auch nur grundsätzlich, anfing sie zu akzeptieren oder gar zu mögen. Genau! Ganz sicher nicht! Nix da! Auf gar keinen FALL!...oder?
    Der Erbauer würde die Adlige dafür doch auch nicht gleich aus heiterem Himmel vom Blitz erschlagen lassen. Fast in Erwartung nun eben doch, genau in diesem Moment, von göttlicher Kraft gerichtet zu werden blickte sie im Laufen prüfend nach oben. Dort war der klare von den Sternen und Mond erleuchtete Himmel. Wolkenlos und ohne auch nur die geringste Andeutung eines Gewitters. Auf einmal wurde sie dann plötzlich von der schmalen Gestalt eben dieser Wilden eingeholt, die bis dahin fast durchweg unverständlich und seltsam gemurmelt hatte.

    Willst du es mir nun auch noch unter die Nase reiben?, dachte sie sich und als sie wieder nach vorne blickte und versuchte so auszusehen als hätte sie die Elfe, die nun auf selbe Höhe lief wie sie, nicht bemerkt. Verdammt, wo bleibt der Blitz! Hab dich nicht so!
    Doch scheinbar scherte sich der Erbauer, der Wettergott oder wer auch immer für das Wetter zuständig war nicht darum was sich eine peinlich berührte Söldnerin wünschte. So geschah nichts, abgesehen davon dass Leirâ ihr helles Stimmchen erhob. Doch sie sprach nichts was Juliette die gerade erst wieder normalisierten Wangen wieder erröten ließ, sie verärgerte oder zu einer giftigen Entgegnung bewegte. Es war nichts was Juliettes Befürchtungen bestätigte…glaubte sie jedenfalls. Verstanden hatte sie nämlich kein Wort und das sah man an ihren irritierten Blick und dadurch dass sich auch ihr Schritt verlangsamte deutlich an, während Leirâ geschwind vorpreschte.
    „Pardon?“, fragte die Orlaisianerin noch verständnislos aber auch nutzlos denn Leirâ schien ihr gar nicht zuzuhören. Flinken Schrittes war sie ihr fast schon aus dem Sichtfeld, über den Hügeln, verschwunden.
    El-daref schiral Ema Phalon. Ma-seranahs?, wiederholte sie im Geiste die genauen Wortlaute (oder zumindest ansatzweise ähnlich) noch genauso verständnislos. Was, bei dem Mitgefühl der Prophetin, sollten diese so fremd und unvertraut klingenden Worte bedeuten? War sie gerade beschimpft worden? Hatte die Dalish sich über sie lustig gemacht? Oder hatte sie gefragt ob Juliette ihr auch einen Zopf flechten würde? Allein vom akustischen Verstehen her kam das für Juliette alles gleich. Aber wenn die Adlige sich nicht täuschte hatte Leirâs Ton dankend geklungen, wenn auch nicht übermäßig. Sie war sich nicht sicher und so verbrachte sie die nächste Stunde darüber zu grübeln, was die Elfe gesagt haben könnte, während ihre restlichen Mitreisenden wieder zu ihr aufstießen.
    Nach dieser einen Stunde kam Juliette, als Alrik hinter ihr beinahe über einen Stein stolperte, zu dem Schluss dass sie es immer noch nicht wusste. Es waren ein paar schön abstruse Theorien zu Stande gekommen aber irgendwie meinte sie an der Bestimmtheit mit der die Elfe gesprochen hatte zu erkennen dass sie wohl keine Erklärung bekommen würde und es somit unbestätigte Theorien bleiben würden. Auch wenn sie irgendwie nicht ganz daran glauben konnte, kam ihr mehrmals die Erklärung dass Leirâ Juliette für ihr Eintreten zu ihren Gunsten gedankt hatte. Sie würde es zwar permanent abstreiten, würde sie jemand danach fragen, aber zu dieser Theorie fielen ihr für sie überraschenderweise zwei Worte ein: Gern geschehen.

    Schließlich allerdings, nach einer weiteren halben Wegstunde durch einen Wald aber glücklicherweise auf einem breiten Pfad, stellte Juliette das Theorien entwerfen ein. Sie hatte schlicht keine Lust mehr so sehr darüber nachzudenken, auch wenn sie zugeben musste (wenn auch nur gegenüber sich selbst und sonst niemanden) dass ihr die Elfe etwas weniger unangenehm wirkte. Allerdings vermutete sie dass sich das schon bald wieder ändern würde. Mit ihnen beiden schien es wie auf einem ständigen auf und ab. Hochs und Tiefs. Wie bei einer stürmischen Seefahrt, wo selbst der hartgesottenste Seemann schon nach fünf Minuten sich schließlich über Bord lehnen würde um seinen Mageninhalt unfreiwillig dem Meer zu vermachen. Ein Mann, vermutlich einer dieser selbsternannten Frauenversteher, würde jetzt wohl behaupten „Typisch Frauen“ worauf Juliette diesen allerdings pikiert „Blödmann“ nennen würde.

    Mit den anderen in ihrer Gruppe unterhielt sich Juliette wenig bis gar nicht, zudem war Alrik der Einzige der versuchte sich mit ihr zu unterhalten, aber mehr als gebrummte „Mhm“, „Aha“ oder „Nö“ bekam er meist nicht zur Antwort worauf er es bald einstellte ein Gesprächsthema zu finden.
    Es lag nicht daran dass die Hochgeborene Alrik auf einmal nicht mehr mochte sondern viel mehr daran dass es noch viel zu früh für Juliette war sich gehoben unterhalten zu können. Sie hatte sich zwar an das durchschnittliche Leben einer Söldnerin gewöhnt und da musste man oftmals früh aufstehen, je nach Situation sei es weil ein bezahlter Auftrag winkte, schon so früh verrichtet werden musste oder andere Söldner aus bereits zurückliegenden Aufträgen sich für eben deren nicht immer glimpflichen Ausgang revanchieren wollten. Besonders wenn das Zögern der viel zu moralischen Söldnerin sie in Gefahr gebracht hatte oder die ganze Aktion in die Hose gingen ließ. Aber sie schweifte ab.
    Juliette hatte sich zwar an das Frühaufstehen gewöhnt und war morgens körperlich fast vollkommen fit aber geistig war sie meist nur gerade mal ausreichend fit. Für gewöhnlich brauchte sie für letzteres dann noch ein paar Stunden und in dieser Zeit war mit ihr nicht gut Gespräche führen.

    So mehr oder weniger mit sich allein gelassen verbrachte sie die nächsten Stunden lieber damit sich mit dem Gedanken anzufreunden nun einen gottverdammten Magier im Schlepptau zu haben. Um ehrlich zu sein: Sie schaffte es nicht, definitiv nicht. Am liebsten hätte sie den Blondschopf zusammen mit dem größtenteils schweigsamen Templer zurück zum Turm geschickt, doch die vermaledeite Schriftrolle würde ihre Geheimnisse wohl nicht einfach so preisgeben, wenn sie nicht ein Gelehrter wie Rhaego entschlüsseln würde. Sie brauchten ihn also noch was sie sich zähneknirschend eingestand. Noch, wiederholte sie im Geiste grimmig. Was danach kommt wird man schon noch sehen.

    Schlimm genug war es für sie diesen verfluchten Zauberkünstler dabei zu haben, einer von denen von denen man ihr seid frühster Kindheit gesagt hatte sie seien böse und schlecht, falsch und unredlich und vor allem gefährlich. Aber es kam noch hinzu dass die Hochgeborene ihm böswillige Absichten und Verrat durchaus zutraute, allein schon weil sie ihm seine angeblichen Motive nicht abkaufte. Der einzige Grund warum sie nicht ständig mit einer Hand am Säbel und in der anderen einen Wurfdolch haltend und ihm ja nicht den Rücken zuwendend ging, war Ser Gilean.
    Zugegeben, er wirkte nicht gerade wie ein Mustertempler, seine hin und wieder quietschende Rüstung war nicht gerade im besten Zustand, die dunkelblonden Haare waren unordentlich und sein dicklicher Körperbau sprach für ein bequemes Leben und gutes Essen. Das war keiner der heldenhaften Recken von denen man sich ehrfürchtig und wohlwollend erzählte, sie wären nahezu der Inbegriff der Tugendhaftigkeit und der Treue zum Glauben. Überhaupt schien das auf keinen der fereldischen Vertreter des Ordens zuzutreffen. Sie waren entweder kindisch, barsch und im Falle von Hauptmann Dylan sogar einschüchternd und beunruhigend. Die gutgebauten, hin und wieder jungen und dazu manchmal auch noch gutaussehenden Männer in Orlais, die in glänzenden, schmucken Plattenrüstungen erhobenen Hauptes manchmal durch die Straßen patrouillierten verdienten die ehrenhafte Bezeichnung „Templer“ doch deutlich eher, als dieser fereldische Haufen. Aber wenigstens schien Gileans bloße Anwesenheit den Magier zum wortlos Folgen zu bringen was Juliette als gutes Zeichen deutete und sich so gestattete ihre Aufmerksamkeit nicht ständig auf den Gelehrten richten zu müssen.
    Auch wenn Juliette ihn wohl nie ins Herz schließen würde war sie so also froh darüber dass Ser Gilean sie begleitete, jemand der sich um den Magier im Falle eines Falles kümmernd würde und ein Auge auf ihn hatte. Vielleicht musste Juliette ihren Schwur den sie gegenüber dem Hauptmann getan hatte gar nicht mal nachkommen.

    So liefen sie weitere zwei Stunden über Stöcke und Steine, über anscheinend schon lange unbenutzte Trampelpfade und unter grünem Blätterdach des Waldes immer Meter weit hinter der Elfe. Es schien ihr offensichtlich ziemlich viel Freude zu bereiten vor ihren Gefährten herzu plänkeln, dem Anschein nach prüfende Blicke in die Umgebung zu werfen und kaum waren sie dabei den Abstand zu ihr ansatzweise zu überbrücken wieder aus dem Blickfeld zu verschwinden. Man sah meist nicht viel von ihr, denn kaum hatte man sie nach einigen Herzschlägen aus den Augen verloren verschwand sie schon wieder um die nächste Biegung. Hätte Leirâ es darauf angelegt vor ihren Gefährten zu verschwinden und sie allein zurückzulassen, war sich Juliette ziemlich sicher dass das von Erfolg gekrönt wäre. Sie hätten sie vermutlich nie wieder gefunden. Doch glücklicherweise, meist einige Augenblicke nachdem sie wieder hinter Bäumen und Büschen verschwand, sahen sie die kleine, weißhaarige Gestalt die Umgebung musternd dastehen bevor ihr Kopf zu ihren Gefährten ruckte ehe sie sich wieder davon machte.
    Juliette war sich nicht ganz sicher ob sie über dieses beinahe schon verspielte Verhalten schmunzeln oder die Augen verdrehen sollte, aber immerhin kamen sie zügig voran also hatte sie eigentlich nichts zu meckern. Was wollte sie schließlich mehr?

    Blöde Frage.
    , dachte sie sich selbst. Es gab schließlich vieles was sie wollte und leider nicht hatte, und wenn der Erbauer kein Mitleid mit ihr hatte, wohl nie haben würde, aber sie wollte nun nicht daran denken. Deprimierend kann ich mich ein anderes Mal.

    Mittlerweile war sie etwas zurückgefallen, Alrik und Ser Gilean, der sich die Fragen über das etwas sonderbare Verhalten der Dalish nicht mehr verkneifen konnte und den Burschen der brav antwortete regelrecht ausfragte, liefen vor ihr während der Magier hinter ihr mit seinem schweren Gepäck das Schlusslicht bildete. Offenbar versuchte er sich seine Würde, wie wenig es nach Juliettes Erachten auch war, zu bewahren indem er nicht laut vor Anstrengung keuchte. Es war offensichtlich dass er schon fast sein ganzes Leben im Turm gelebt hatte und solche Strapazen wie einen mehrstündigen, mitternächtlichen Marsch mit schwerem Gepäck nicht gewohnt war. Dass verrieten schon die eine oder andere Schweißperle auf seiner Stirn, die Juliette zufällig bemerkt hatte als sie sich einmal zu ihm umdrehte allein um zu sehen wie er mit seinem Rucksack zurechtkam, oder dass sein Schritt langsamer war als der Rest der Gruppe. Eigentlich war Juliette keine Frau die sich an der Misere anderer erfreute, dass verbat ihr schon ihr strenges Gewissen und die noch strengere Erziehung die sie durchlebt hatte. Wäre sie allerdings auf Konfrontation aus hätte sie es ihm gnadenlos und provokant unter die Nase gerieben aber wenn sie recht bedachte wollte sie ihm eigentlich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich schenken und hielt daher den Mund.

    Währenddessen traten Alrik und der Templer immer noch unterhaltend gerade um die nächste Abbiegung, sie waren gerade aus Juliettes Sichtfeld verschwunden, da ertönte ein dumpfer Aufprall. Kaum ein paar Herzschläge später schepperte es metallisch und langes Geschrei ertönte. Es ging so schnell die Adlige hatte gar nicht rasch genug reagieren können. Ohne noch einen Gedanken an den Magier zu verschwenden, ob das nun möglicherweise töricht war oder nicht war ihr im Moment egal, preschte sie vor zu dem Ort des Geschehens.
    Es war eine Lichtung am Rande einer kleinen, steinigen Schlucht an dessen Abgrund Leirâ röchelnd auf den Rücken lag. Alrik war zu ihr gerannt und kniete sich gerade neben sie aber von Ser Gilean, dessen Namen der Bursche noch gerufen hatte, war nichts zu sehen aber der rückte für Juliette sowieso in den Hintergrund. Leirâ schien verletzt!
    „Noch nicht einmal absichtlich...", röchelte die Elfe mit Blick auf Juliettes aristokratisches Gesicht noch ehe das ihrige fremdartige sich vor Schmerz verzog und sie es nicht fertig brachte den Satz zu beenden. Sie war ganz offensichtlich verletzt!
    „Was ist passiert?“, fragte Juliette besorgt als sie sich eilig zu dem ebenfalls besorgten Burschen und der verletzen Dalish gesellte und sich neben letztere kniete. Blut sah sie keines, was an sich ein gutes Zeichen war aber das Leirâs Pein so schlimm war dass es ihr die Sprache verschlug überschattete dies schnell.
    „Sie ist mit Ser Gilean zusammen gestoßen! Das hat ganz schön…“, sprach der Bursche doch mitten im Satz blickte er mit sich weitenden Augen auf und hauchte entsetzt: „Ser Gilean!“
    Ohne weitere Worte sprang er auf, trat an den Abgrund und blickte suchend hinunter.
    „Er ist da runter gestürzt?“, stellte die Orlaisianerin erschrocken mehr fest als das sie fragte.
    Es kam keine Antwort von dem Burschen dessen Blick nun auf einmal auf etwas in der Schlucht lag. Anschreiend hatte er den Abgestürzten gefunden.
    „Worauf wartet i`r?!“, fragte Juliette hart der sich plötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengrube zusammenbraute. „`elft i`m!“
    Doch Alrik tat nicht was sie von ihm verlangte, sondern blieb regungslos stehen, immer noch einen Punkt außerhalb des Sichtfeldes der beiden Frauen fixiert.
    „Was ist los?“, kam es deutlich sanfter die ungute Vorahnung deutlich hörbar über ihre zerkratzen Lippen.
    Langsam drehte der Fereldener sein jugendliches Antlitz zu seinen beiden Begleiterinnen, das weiße in seinen vor Schreck weitaufgerissenen Augen selbst im Dunkel dieser Nacht deutlich sichtbar. Es brauchte keiner weiteren Worte für Juliette. Ser Gilean war tot.

    Juliette brauchte einen Moment um diese Information zu verarbeiten, zu begreifen. Ein Mensch war so eben gestorben, wie war so ziemlich egal, aber es war nicht irgendein Mensch es war ein Templer der nun zum Erbauer zurück fand. Was würde jetzt geschehen? Er war schließlich ihr Begleitschutz. Was würde der Hauptmann wohl glauben wenn er davon erfuhr? Dass es ein Unfall wäre oder gar Mord? Das wird ganz sicher Probleme für sie bereithalten da war sie sich sicher. Sie hatten ja nur abziehen dürfen weil sie ihn dabei hatten. Einer musste schließlich ein Auge auf den Magier…der Magier!
    Plötzlich wurde sich Juliette der Anwesenheit des Magiers nicht weit von ihnen sehr bewusst. Der einzige der ihn mit Sicherheit hätte Einhalt gebieten können war tot. Gab es einen besseren Moment für den Verrat den die Söldnerin von ihm bereits erwartet hatte? Das Leder ihrer Handschuhe knirschte bedrohlich als Juliette ihre Fäuste ballte das ihre Knöchel unter dem Leder weiß hervor traten. Ruckartig richtete sie ihren Blick auf den Blondschopf, eine Hand fast schon an einem ihrer Wurfdolche. In ihren entschlossenen stahlgrauen Augen sah man deutlich die Bereitschaft ihn auch zu werfen, sollte es nötig sein. Doch irgendetwas in ihr brachte sie dazu zu zögern, darauf zu warten was er tun würde, ob es unausweichlich wäre ihrem Schwur nachzukommen ob es unausweichlich wäre erneut ein Leben zu nehmen.
    Denn seien wir ehrlich. Gleich jeden Schwurs. Juliette wollte nicht mehr töten.

    Tag 4 - 04:32 Uhr
    Das Bannorn

  5. #15
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
    Registriert seit
    31.10.2011
    Ort
    Zirkel der Magier, Ferelden
    Beiträge
    75

    Standard

    Das Bannorn
    Tag 4

    Endlich den Zirkel verlassen zu können, war wunderschön. Gewesen.
    Zugegebenermaßen, er war recht froh gewesen, als die Elfen sie in den Wald geführt hatte. Das Dach der Bäume begrenzte wenigstens den Raum über ihm. Nicht dass er den nächtlichen Himmel nicht toll gefunden hatte. Aber er war so... weit. So grenzenlos. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal nichts über dem Kopf gehabt hatte. Zwar hatte er den Himmel auch von den Fenstern des Turmes aus sehen können, doch war er immer noch durch eine Schicht aus Stein oder Glas von der Endlosigkeit getrennt gewesen. Außerdem hatte er immer das Ende des weiten Blau sehen können, wo es in einer zarten Linie auf die Erde traf. Natürlich war auch von hier draußen ein Horizont zu sehen, aber er schien auf einmal viel weiter weg zu sein.

    Im Schutz der Bäume hatte Rhaego sich um einiges sicherer gefühlt. Und auch der Wald war beeindruckend. Überall war Leben anstatt nur kaltem Stein. Man konnte ständig irgendetwas hören, sei es der Schrei eines Nachtvogels oder ein Rascheln in den trockenen Blättern, die den Boden bedeckten, sobald ein kleines Tier darüber huschte. Etwas unheimlich war es schon, gab er zu, aber er war ja nicht alleine. Die Dalish schien sich ja in solchen Dingen gut auszukennen, falls man sie mal sah. Und abgesehen davon, waren alle um ihn herum bewaffnet. Er selbst ja auch, obwohl er sich tunlichst hüten würde, irgendwelche Magie einzusetzen, solange der Templer in der Nähe war.
    Außerdem tat sein Rücken weh. Sein Rucksack war unglaublich schwer und er hatte schon vor einiger Zeit beschlossen, die anderen der Gruppe bei der nächsten Rast zu bitten, ihm einen Teil seiner Last abzunehmen. Immerhin trug er vieles mit sich, was auch den anderen später zugute kommen würde, das ganze Verbandszeug und die Tränke.
    Und seine Füße schmerzten. Myrddin hatte ihm zwar gute Schuhe besorgt, doch seine Füße waren das stabile Leder nicht gewöhnt. Normalerweise lief er weder in harten Stiefeln noch überhaupt so lange.

    Und schließlich war es Nacht. Nacht! Nachts schlief man, man las vielleicht ein wenig, manche aßen auch noch ein wenig, aber niemand, der irgendwie bei Trost war, lief nachts durch die Gegend. Rhaego hatte einen langen Tag hinter sich und war einfach nur müde. Nun ja, nicht so müde, dass er gleich umfallen würde, aber doch so müde, dass er am liebsten in Kürze das Lager aufgeschlagen hätte und für die nächsten Stunden geschlafen hätte. Ein Bett wäre ihm zwar lieber gewesen, aber dieses Stück Bequemlichkeit hatte er seiner Freiheit geopfert. Und er würde es wieder tun, das wusste er sicher.


    Obwohl er anfangs sich noch oft und lang umgeschaut und die Gegend bewundert hatte, war er nun in eine Art Trott verfallen, ein Fuß vor den anderen, den Blick auf den Weg vor ihm gesenkt.
    Um genau zu sein, auf die Person, die vor ihm lief.
    Die Orlaisianerin vor ihm lief mit langen und gleichmäßigen Schritten und schien auch nach einer Weile in keiner Weise außer Puste zu kommen, während Rhaegos Atem schon seit langem tiefer und schneller geworden war. Er spürte auch den Schweiß auf seiner Stirn, obwohl die Nacht ziemlich frisch war. Juliette schien von solch profanen Dingen wie Schweiß und Anstrengung verschont zu sein.
    Als wäre das unter ihrer Würde, schoss es dem Magier durch den Kopf. Er hatte beschlossen, dass ihm die junge Frau von hinten besser gefiel als von vorne. Ab und zu drehte sie den Kopf und musterte ihn mit... nun, ganz sicher war er sich nicht, aber es schien Verachtung zu sein. Ihre Rückseite war da doch angenehmer zu betrachten, nicht nur, weil sie weniger hochnäsig war, sondern auch, weil sie an genau den richtigen Stellen gerundet war. Zugegebenermaßen, auch ihre Vorderseite war nicht gerade hässlich, aber immer wenn er diesen Teil der Orlaisianerin sah, blickte sie selbst ihn herablassend an.

    Alrik war eine Zeitlang neben Juliette hergelaufen, doch seine Versuche, mit ihr ein Gespräch anzufangen, waren von ihrem wortkargen Antworten abgeblockt worden. Überhaupt hatte sie nicht sonderlich viel gesagt, seid Leirâ ihr diesen merkwürdigen Satz in der elfischen Sprache gesagt hatte. Rhaego bezweifelte, dass die Orlaisianerin ihn verstanden hatte. Er selbst sprach theoretisch ein wenig Dalish, da es im Turm eine Menge Elfen gab, die – obgleich aus den Gesindevierteln kommend – immer noch einige Brocken der alten Sprache kannten. Außerdem gab es alte Aufzeichnungen aus der Bibliothek, so dass er seine Wissenslücken – und vor allem Vokabellücken – hatte schließen können. Leirâ hatte allerdings so schnell und leise geredet, dass er fast nichts verstanden hatte, lediglich irgendetwas von einer Reise und dass die kleine Dalish sich bedankt hatte. Zumindest glaubte er das.
    Die Dalish war auch anderswo das zentrale Gesprächsthema. Ser Gilean schien es nicht zu gefallen, dass sie andauernd knapp außerhalb des Blickfeldes blieb. Rhaego fand es auch etwas beunruhigend, wusste doch niemand, was sie in der Zeit tat. Allerdings hätte er sich nie so darüber aufgeregt wie der Templer.

    Schimpfend bog der gerade um eine Biegung. Sekundenbruchteile später ertönte ein langgezogener Schrei und riss den Magier aus seinen Gedanken. Die Orlaisianerin vor ihm spurtete sofort los und auch er stolperte schneller in Richtung des Schreis. Die Dalish lag auf dem Boden und schien offensichtlich an Schmerzen zu leiden, der Templer allerdings war nirgends zu sehen. Ehe Rhaego die Situation begreifen konnte, sprang Alrik zu dem kleinen Abgrund, der sich nicht weit von Leirâ entfernt auftat. Wenige Augenblicke drehte er sich entsetzt wieder zu ihnen um.
    Rhaego verstand nicht. Was war dort vorgefallen? Und wo war der Templer? Und was war in der Schlucht? Doch nicht etwa...?! Langsam begannen seine Gedanken ineinander zu greifen und ergaben einen Sinn. Aber das konnte nicht sein. Ebenso langsam wie seine Gedanken trat er an die Kante heran und warf einen Blick nach unten. Wenige Meter unter ihm lag eine im Sternenlicht matt schimmernde Rüstung, halb verdeckt von einem Templergewand. Erst einige Augenblicke später hatten seine Augen sich an das schattige Zwielicht im Abgrund gewöhnt. Überrascht zog er die Luft ein, als er den verdrehten Körper Ser Gileans sah. Offensichtlich war er tot.

    Einen Augenblick war er unfähig sich zu rühren. Sicher, der Tod war ihm nicht unbekannt. Die Magier blieben im Turm, bis ihr Leben zu Ende war. Viele Novizen überlebten auch die Läuterung nicht. Auch Unfälle waren ihm nicht fremd, denn die Stufen des Turmes waren steil und glatt. Doch die meisten Stürze endeten dort mit einigen Prellungen oder im schlimmsten Fall mit einem gebrochenen Bein. Nein, im Turm war der Tod immer vorhersehbar, angekündigt durch Alter oder die Läuterung. Noch nie hatte Rhaego erlebt, dass ein Leben so rasch und abrupt endete. Und er hatte Ser Gilean gekannt. Der Templer war schon lange im Zirkel und obgleich er nie sonderlich nett zu den Magiern gewesen war, gehörte er bei weitem nicht zu den Schlimmsten. Dass er nun nicht mehr da war, war... unfassbar.

    Doch gleichzeitig mit diesem Schock rauschte ein anderes Gefühl durch seine Adern. Der Tote war nicht irgendjemand, sondern ein Templer. Einer von denen, die ihn eingesperrt hatten, die tagtäglich sein Leben bestimmt hatten, ihm jede Freiheit genommen hatten. Einer von denen, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken getötet hätte, hätte er ihre Regeln verletzt. Der getötet hatte, unschuldige Novizen, die bei ihrer Läuterung einen Fehler zu viel gemacht hatten.
    Wut kochte in ihm hoch, Wut, die er endlich nicht mehr verstecken musste, sondern ihr freien Lauf lassen konnte. Wer sollte ihn auch hindern? Niemand der Anwesenden konnte mit seinen Fähigkeiten fertig werden. Der einzige, dem das möglich gewesen war, lag dort unten mit verdrehten Gliedmaßen.

    Rhaego spürte das Nichts in sich pulsieren, das anstelle des Blutes durch seine Adern zu fließen schien. Ein kleiner Gedanke würde reichen und die unglaublichen Kräfte in ihm würden sich auf die Leiche seines Unterdrückers richten und sie bis zur Unkenntlichkeit vernichten.
    Doch irgendwas hielt ihn zurück. Irgendetwas in ihm war so entsetzt über den plötzlichen Tod, dass es keine weitere Gewalt mehr ertragen konnte. Langsam setzten seine Gedanken wieder ein. Der Mann war tot und was mit seinen sterblichen Überresten geschehen würde, die nur wenige Meter unter ihm lagen, war egal. Der Templer würde es sowieso nicht mitbekommen.
    Und er war nicht alleine. Er hatte noch eine Aufgabe und nun war er frei, zu entscheiden, ob er sie erfüllen wollte oder nicht. Ab jetzt würde er dorthin gehen, wo er hinwollte, weil er dort hinwollte.

    Langsam trat er von dem Abgrund zurück und drehte sich um. Da bemerkte er die Orlaisianerin, die ihn mit entschlossenem Blick musterte und sich keine seiner Bewegungen entgehen ließ.
    „Was ist?“, fragte er.

  6. #16
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
    Registriert seit
    13.11.2011
    Beiträge
    93

    Standard

    Wälder des Bannorns, etwa 3 Stunden bis Sonnenaufgang

    atmen, immer weiter atmen, Leirâ hatte von all dem um sie herum kaum etwas mitbekommen, noch während sie zu Juliette hochgeschaut hatte sah sie plötzlich bunte Punkte vor ihren Augen tanzen. Sie bemühte sich verzweifelt, ihren Atem zu beruhigen, gleichmäßig ein und aus zu atmen. Zwar schmerzte die Seite immer noch heftig, doch es ging ihr mit jedem Heben und Senken des Brustkorbes etwas besser.
    Als sie die Augen aufschlug, sah sie zunächst nur Sterne. weit entfernt. Und hörte Stimmen. Langsam richtete sie sich auf, es schmerzte noch immer furchtbar. Vorsichtig bewegte sie den rechten Arm. Es tat zwar höllisch weh, aber es ging. Wieder glitt ihr BLick zu den Sternen.
    danke, Mythal. Nichts gebrochen. Nun saß sie mehr oder weniger da, den Oberkörper halbwegs aufrecht und schaute auf. etwa zwei Schritt entfernt von ihr erblickte sie Juliette, die, eine Hand an der Waffe, zu Rhaego hinüber starrte. Der drehte sich gerade um, Alrik stand zu ihrer rechten, seine Blicke zuckten unruhig zwischen den beiden Menschen hin und her.

    "Was ist geschehen?", sagte Leirâ mit schwacher Stimme. Es drückte und brannte noch immer die ganze Seite hinab, von der Achselhöhle bis zur Hüfte. Alrik schien zusammen zu zucken, das erkannte die Dalish kaum, und drehte sich rasch zu ihr um.
    "Leirâ, euch hatte ich... könnt ihr euch bewegen?" Sie rang sich ein bitteres Lächeln ab.
    "Ach, mir geht es großartig. Dieser übergewichtige...", sie suchte nach einem Schimpfwort in der Menschensprache, um ihren Unmut auszudrücken, "...Brut! Ich hoffe, er hat sich alle Knochen gebroche..."
    "Er ist tot." Leirâ brach im Satz ab.
    "das ist ein sehr schlechter Scherz, Alrik." Doch der junge Mann antwortete nicht, schaute nur mit einem Blick, den die Jägerin noch nie bei ihm gesehen hatte, zu der Schlucht herüber. die Dalish folgte diesem Blick, setzte sich langsam in Bewegung, schlug Alriks Hand aus und robbte mehr oder weniger unter Schmerzen zum rand der Klippe. In der Tiefe erblickte sie die zerbeulte Rüstung, deren Träger verdreht halb unter dieser erschlagen lag.
    Wortlos blickte sie hinunter. Hatte sie ihn umgebracht? Nein, dieses Missgeschick hatte der Fettsack sich schon selbst zuzuschreiben. Aber dann ausgerechnet in die Schlucht zu stürzen, nicht etwa direkt neben sie, zeugte schon von einer unglaublich schicksalshaften Ironie. Der edle Streiter des Glaubens der Shemlen, gestolpert und gestorben. Was für eine armselige Geschichte. Leirâ erschrak über diesen Gedanken, von den Toten so respektlos zu denken war ein Unding. Aber dennoch wahr.
    Sie drehte sich um, vor ihr Juliette, neben ihr Rhaego.
    "Also...", es kostete sie einige Atemzüge und viel Willenskraft, die Worte trotz der Schmerzen zu sprechen,
    "...Ihr...", ihr Blick wanderte an Rhaego hoch, dabei fiel ihr zum ersten Mal auf, dass die Haare aus seinem Gesicht verschwunden waren. "...wollt dann wohl...", Talon'din, wie sagt man das in ihrer Sprache?, sie machte hilflos einige Bewegungen mit den Armen, was die Schmerzen wieder stärker werden und sie die Zähne zusammen pressen lies. Alrik beugte sich rasch zu ihr hinunter.
    "Dir helfen? aber natürlich, verzeih, ähem... Herr Magier, könnt ihr nicht etwas tun, um ihr zu helfen? Der Zusammenprall mit Gillean war heftig, und..."
    "Nein, das meinte ich nicht...", Leirâ atmete heftig ein und aus, doch wurde langsam der Schmerzen Herr.
    "Ihr wollt doch nun eurem Toten... Ehre? Erweisen?", sie schaute Hilfe suchend von einem zum anderen, "Was tun die Shemlen mit den Toten?"
    "Achso...", nun blickte Alrik umher.
    "Also, bei uns zu Hause gibt ein Diener Andrastes die letzte Segnung, und dann wird der Tote auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt, sodass er als Rauch zum Himmel und die Seele zum Erbauer fahren kann..."

  7. #17
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
    Registriert seit
    30.10.2011
    Beiträge
    94

    Standard

    Langsam trat der Magier von der letzten Ruhestätte des Templers zurück, drehte sich zu Juliette um als ob er sie erst jetzt bemerkt hatte und fragte, ganz einfach, ganz ruhig „Was ist?“.
    Was ist? Was ist!?! Das könnte ich euch fragen!, schrie sie im Stillen in einer Mischung aus Zorn und Fassungslosigkeit, sich von außen nichts anmerken lassend, abgesehen davon ihre Hand den Wurfdolch nun festumklammert hielt während sie noch immer neben der Elfe kniete. Wo blieb nun der Verrat, den sie erwartet hatte, der Verrat für den sich nun eine ausgesprochen günstige Gelegenheit ergeben hatte, war doch Ser Gilean, der Einzige der einen solchem Verrat im Wege gestanden wäre? Der Grund der den Ausschlag gab den Magier kampfunfähig zu machen, zuerst zuzuschlagen? Er kam einfach nicht, was Juliette erst einmal begreifen musste.

    In diesem kurzen Moment in dem der Blondschopf am Rande der Schlucht gestanden hatte und nach unten blickte war ein kalter Schauer über Juliettes Rücken hinunter gelaufen, von dem sie sich kaum zu erklären vermochte woher er stammte, fast so als bestätigte er ihr das der Magier sich nun gleich gegen sie stellen oder fortlaufen würde, dass sie nun handeln müsste. Wäre sie nur etwas weniger mit Skrupeln gestraft hätte der Magier ihren Wurfdolch in den Rücken bekommen und hätte sich wohl schon bald darauf zu dem gestorbenen Templer gesellt, spätestens wenn er durch den Treffer nach vorne gestolpert und die Schlucht gestürzt wäre. Aber sie konnte nicht verdrängen dass es ein lebendiger Mensch, egal ob Magier oder nicht, wäre der durch ihre Hand gestorben wäre. Durch eine hinterlistig und feige geworfene Klinge im Rücken von einer verachtenswerten Mörderin geworfen. Sie konnte es einfach nicht und so lebte der Magier weiter.
    Währenddessen fand die Elfe einen Weg trotz ihrer Schmerzen wieder zu sprechen und sich sogar zum Rande der Schlucht zu bewegen um selbst einen Blick auf den Toten zu werfen, nachdem Alrik sie über dessen Schicksal informiert hatte.

    Dem wenig Aufmerksamkeit schenkend konnte die Orlaisianerin sich nicht erklären wieso der Beweis der Falschheit des Magiers ausblieb, war doch nun eine äußerst günstige Gelegenheit dafür. Der Templer tot, Alrik unvorbereitet und Leirâ verletzt. Vielleicht hatte sie Rhaego ja doch falsch eingeschätzt und er wäre kein Verräter oder natürlich der Verrat käme erst noch. Juliette, die sich nun langsam erhob und die Hand von der Waffe nahm, entschied sich für letzteres. Diese Schlange von einem Magier würde sich schon noch gegen sie wenden und wenn es so weit kam würde Juliette schon vorbereitet sein. Er brauchte zwar wohl nur einen Gedanken um seine Magie zu wirken doch die Söldnerin brauchte weniger um einen Dolch zu werfen und dann blieb es abzuwarten ob der Blondschopf noch zaubern konnte wenn ihm ein Dolchgriff aus der Brust oder dem Hals ragte.

    "Achso...Also, bei uns zu Hause gibt ein Diener Andrastes die letzte Segnung, und dann wird der Tote auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt, sodass er als Rauch zum Himmel und die Seele zum Erbauer fahren kann...", erklärte Alrik unsicher die traditionelle Art der Bestattung als Antwort auf Leirâs Frage.
    So streng gläubig die Adlige auch erzogen worden war und dem Toten eine angemessene Bestattung wünschen würde, so sah sie das ganze doch realistisch. Ser Gilean war nicht gerade der fitteste Templer, womit sein Eigengewicht schon mal eine Heraufforderung wäre es aus der Tiefe herauf zu befördern aber hinzu kam ja auch noch die schwere Plattenrüstung. Außerdem wusste Juliette, aus Erfahrung, dass ein Mensch der tot oder bewusstlos ist nur unter großen Kraftaufwand zu bewegen war ohne ihn wie totes Stück Fleisch zu behandeln und selbst das war nicht ohne.
    „Verste`t misch nischt falsch.“, begann Juliette mit Kälte in der Stimme und sichtbaren Misstrauen im vernarbten Gesicht. Sie stand nun mit geballten Fäusten und stechenden Blick auf den Magier da. „Isch bin die letzte die einen Vertreter unseres Glaubens, wie Müll einfach im Wald verrotten lassen will. Sowas `at niemand verdient. Aber sofern Monsieur Magier Ser Gilean nischt zu uns `erauf schweben lassen kann ist er außer`alb unserer Reischweite.“
    Sie blickte einmal in die Runde wobei ihr Blick, kaum war er von Rhaego genommen, weniger stechend mehr auffordernd wurde, ehe sie fortfuhr.
    „Oder traut sisch `ier jemand zu, den Mann samt Rüstung aus der Schlucht zu uns `och tragen zu können?“

  8. #18
    DA-FRPG only Avatar von Rhaego Alcaryen
    Registriert seit
    31.10.2011
    Ort
    Zirkel der Magier, Ferelden
    Beiträge
    75

    Standard

    Juliette antwortete nicht, sie sah ihn nur immer noch so komisch an, als würde er sich gleich in eine Abscheulichkeit verwandeln. Einen Moment schien es ihm, als ob ihr Blick sich veränderte und ihn weniger hart als viel mehr überrascht musterte, doch der Moment verging und sie beobachtete ihn immer noch feindlich, so dass er glaubte, sich das alles nur eingebildet zu haben. Die Orlaisianerin erhob sich und erst, als sie ihre Hand vom Griff ihres Dolches nahm, fiel ihm auf, dass sie den Dolch festgehalten hatte.
    Warum tat sie das? Wegen ihm? Glaubte sie ernsthaft, dass sie ihm damit drohen konnte? Oder ihn aufhalten?
    Ein leiser Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich erinnerte, wie er ihr den Rücken zugewandt hatte. Wenn sie gewollt hätte, läge er wahrscheinlich dort unten neben dem Templer. Und er verstand nicht ganz, warum sie den Dolch nicht geworfen hatte, immerhin verachtete sie ihn. Das zumindest sah er ganz klar. Vielleicht hasste sie ihn sogar, da war er nicht ganz sicher.Und er wusste, dass er ihr wenn möglich, nicht mehr den Rücken zu drehen würde. Nicht ohne ein Schutzschild, das ihre Klinge abhalten würde. Überlegend kniff er die Augen zusammen. Wusste er überhaupt noch, wie das ging? Er würde es ausprobieren müssen, aber nicht, während Juliette zuschaute.

    Erst als die Dalish sich wieder bewegte, erinnerte Rhaego sich wieder an sie. Sie sah schrecklich aus. Der Schmerz zeichnete ihr Gesicht und dennoch zog sie sich mühsam bis zur Schlucht, um sich Alriks Worte zu bestätigen. Der Magier fragte sich, ob sie wusste, welchen Gefallen sie ihm getan hatte. Er hätte zwar niemals daran gedacht, Ser Gilean zu töten, aber nun, da es geschehen war, nun, nach dem ersten Schock der Betroffenheit, kam es ihm recht gelegen. Doch der Tod des Templers – an dem sie ja auch beteiligt war – schien sie mitzunehmen.
    Als wäre noch irgendetwas nötig, um sie in diesem Zustand mitgenommen aussehen zu lassen.
    Dennoch versuchte sie zu sprechen. Alrik verstand sie erst falsch und dachte, sie bräuchte Heilung. Rhaego dachte darüber nach. Konnte er ihr helfen? Wynne hätte es sicher hingekriegt, aber Wynne war nicht hier. Seine eigenen Fähigkeiten der Heilung waren beschränkt.

    Doch Leirâ sprach schon weiter und fragte, ob sie Ser Gilean bestatten wollten. Berechtigterweise warf die Orlaisianerin ein, dass der Templer zu schwer sei, um ihn aus der Schlucht zu bergen.
    Theoretisch hätte Rhaego das erledigen können, doch praktisch... Er kannte Magier, die Bücherregale versetzen konnten, ohne ein einziges Buch fallen zu lassen, und es war für sie nicht anstrengender als ein nettes Gespräch mit Freunden. Er selbst konnte das nicht, seine Fähigkeiten lagen auf einem anderen Bereich.
    „Meine Begabung in der Levitation ist zu gering, um Ser Gilean hier hoch zu bringen“, meinte er. „Aber um ihn zu verbrennen, brauchen wir keinen Scheiterhaufen.“

    Das würde ihn nur einen Sekundenbruchteil kosten, einen minimalen Aufwand an Konzentration und ein wenig Kraft. Je nachdem, wie viel von seiner Kleidung und vor allem der Rüstung mit verbrennen sollte, eben mehr oder weniger Kraft. Ihm selbst wäre es recht, weil dann niemand mehr zufällig auf die Leiche stoßen konnte und den Turm benachrichtigen würde. Denn wer wäre für die Templer wohl der erste Verdächtige für den Mord an einem Templer? Und was würden sie mit einem Magier machen, der des Mordes an einem Templer schldig war? Er hatte nicht die geringste Lust, den Rest seines Lebens als Besänftigter durch den Turm zu traben und den Templern wie ein Schoßhündchen zu gehorchen. Allein bei dem Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Doch ohne das Einverständnis der Gruppe würde er es nicht tun. Magie machte den meisten Menschen Angst und für ihn wäre es äußerst unhilfreich, wenn die anderen ihn für ein böses, aus Spaß leichenverbrennnendes Monster halten würden.

  9. #19
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
    Registriert seit
    13.11.2011
    Beiträge
    93

    Standard

    Für dieses 'Zum Himmel und dem Erbauer auffahren' hatte Leirâ nur ein Schulterzucken übrig. Welches sie besser unterlassen hätte, denn selbst diese einfache Handlung tat weh. Einfach großartig. Das wird uns allerdings ausbremsen.
    Nun ja, die Shemlen sollten mit ihren Toten umgehen, wie sie eben mit ihren Toten umgingen. Wirklich kümmern tat das die Dalish nicht.
    Derweil äußerte Alrik sich zu Rhaegos Bedenken:
    "Nun... da habt ihr bestimmt Recht, Rhaego, heraufholen können wir ihn nicht. Aber einen Diener des Erbauers einfach so, ohne weitere Sakramente, zu verbrennen..."
    "Na, ihn wird es kaum noch stören.", murmelte Leirâ halblaut vor sich hin. Und verfluchte im Stillen den Fettsack noch immer für dieses Missgeschick. Dann aber dachte sie weiter: Sie war zwar keine kaltblütige Mörderin, genaugenommen hatte sie auch niemanden ermordet, aber dennoch hatte die neue Situation ihre positiven Seiten für die Gefährten: Da Gillean nicht mehr war, brauchten sie nun ihre Lüge um sie als Botschafterin und ihren Bann nicht weiter aufrecht zu erhalten und konnten ungeniert das eigentliche Ziel ihrer Reise verfolgen. Ein Blick hinauf zu Rhaego bestärkte die Dalish in ihrer Vermutung, dass sie diesem ihre wahren Absichten ruhig anvertrauen konnten. Der Magier würde wohl eher erleichtert als schockiert sein, keinen Aufpasser mehr um sich zu haben. Falls er sie jedoch nicht bis ins Gebirge begleiten wollte, konnte er ihnen immer noch diese Schriftrolle übersetzen und seiner Wege ziehen.
    A Propos 'Wege ziehen'...

    "Was immer ihr zu tun gedenkt, tut es bald. Weder Andruil noch Mythal sehen es gerne, wenn man auf den Ruhestätten der Toten ratet. Wir sollten uns einen anderen Lagerplatz suchen." Zwar war sie in der Lage, die Schmerzen beim Sprechen weitestgehend zu auszublenden, doch ihre Versuche, sich zu erheben, scheiterten kläglich.
    "Das sollte sich wirklich jemand ansehen, Leirâ!", sagte Alrik entschieden, trat neben sie und griff ihr unter die Arme, was einen erschrockenen, schmerzerfüllten Aufschrei zur Folge hatte. Der Tölpel hatte ihr direkt in die Rippen gegriffen. Also lag die Jägerin einmal mehr schwer atmend auf dem Rücken.
    "Das hätte es nicht gebraucht...", röchelte sie, Alrik stand mit weit aufgerissenen Augen über ihr.
    "Beim Erbauer, es tut mir leid, ich wollte..."
    "Mich überzeugen, dass ich Hilfe brauche? Na, das ist dir gelungen.", presste Leirâ zwischen den Schmerzen hervor. Erschöpft drehte sie den Kopf, sah zunächst Juliette, dann Rhaego an.
    "Wer will?"
    Alrik traute sie medizinische Hilfe beim besten Willen nicht zu.

  10. #20
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
    Registriert seit
    30.10.2011
    Beiträge
    94

    Standard

    Ein weiterer kalter Schauer lief Juliette den Rücken herunter als der Magier andeute den Templer mittels seiner Magie einzuäschern. Den Körper Gileans durch die Macht verbrennen gegen die sich dieser verschrieben hatte, durch eben einen dieser gewirkt den der Templer eigentlich in Schach halten sollte. Diese Ironie wäre grotesk, fand Juliette. Wirklich anfreunden konnte sie sich damit nicht aber wäre es besser den Verstorbenen einfach dort unten verrotten zu lassen und dem Wetter und den Aasfressern zu überlassen? Nicht wirklich, entschied sie für sich selbst. Durch erstere Variante würde die Seele des armen Kerls wenigstens würdevoller zum Erbauer zurückkehren auch wenn der Adligen nicht gefiel was dem Magier bei diesem Anblick, des durch ihn vergehenden Templers, wohl durch den Kopf gehen könnte.
    Wenigstens schien er sich noch nicht gegen sie stellen oder abhauen zu wollen. Wie gesagt: Juliette erwartete dass so etwas noch kommen würde aber wenn er es bei der ersten günstigen Gelegenheit nicht getan hatte würde er es jetzt einfach so wohl auch nicht tun. Hoffte sie jedenfalls.

    Jedenfalls würde sie nicht zulassen dass er einfach seiner Wege zog. Er gehörte in den Turm bis zum Ende seiner Tage, wie schon die vielen hunderte von Magiern vor ihm. Zudem hatte Juliette es geschworen nicht zuzulassen dass er freien Fuß durch die Lande schritt und diesen Schwur würde sie nicht brechen. Es klang aberwitzig aber irgendwie ließen Dylans Worte, kurz bevor sie geschworen hatte, sie glauben dass er sie wirklich finden könne wenn sie ihr Versprechen nicht einhielt. Auf die Probe stellen wollte sie es sicherlich nicht.

    „Nun... da habt ihr bestimmt Recht, Rhaego, heraufholen können wir ihn nicht. Aber einen Diener des Erbauers einfach so, ohne weitere Sakramente, zu verbrennen...“, antwortete Alrik auf Rhaegos Vorschlag.
    Dann sprecht sie doch., hätte Juliette beinahe auffordernd gesprochen. Sie kannte einige Verse aus dem Gesang des Lichts, darunter auch ein oder zwei die sich eignen würden um den Toten Ehre zu erweisen, und betrachtete es eigentlich als selbstverständlich dass ein frommer Gläubiger sie auch kenne. Doch bevor sie das aussprach durchdrang ihre Erfahrungen in Ferelden ihre strenge Erziehung in Religion. Die wenigsten Fereldener waren so gebildet wie sie und man machte sich alles andere als beliebt wenn man darauf hinwies, besonders als Orlaisianerin daher wollte sie gerade lieber anbieten selbst das Totengeleid auf zusprechen da machte die Elfe auf sich aufmerksam.
    Leirâ drängte darauf das Vorhaben ihrer Mitreisenden zu Ende zu bringen und aufzubrechen, doch durch ihre Verletzung brachte sie es nicht einmal fertig aufzustehen. Alrik sprach aus was Juliette auch dachte, nämlich das man sich ihre Verletzung nun wirklich einmal ansehen müsse nur fasste er sie deutlich unbeholfener an als die Adlige es getan hätte an. Mit einem Schmerzensschrei ging sie wieder zu Boden wofür er sich betroffen entschuldigte.
    „Beim Erbauer, es tut mir leid, ich wollte...“
    „Mich überzeugen, dass ich Hilfe brauche? Na, das ist dir gelungen.“, presste Leirâ mit zusammen gebissenen Zähnen hervor. Langsam drehte sie ihr von Schmerz gezeichnetes, liniendurchzogenes Gesicht, erst zu der Adligen dann zu dem Magier.
    „Wer will?“

    Juliette warf einen kurzen Blick zu dem Magier, nicht weit von ihr. Vielleicht könne er sie heilen, davon dass Magier zu so etwas fähig sein konnten hatte sie bereits gehört aber andererseits hatte der Verzauberer im Zirkel behauptet Rhaego sei in derlei Dingen nicht sonderlich bewandert, zudem sagte irgendetwas in Juliettes Hinterkopf zu selbigen dass sie der Elfe helfen sollte und nicht er. Wenn es zu Spannungen in der Gruppe kommen würde, und das würde es wohl noch ohne Zweifel, brauchte sie Verbündete gegen den Magier und was würde das Vertrauen der Dalish in Juliette mehr stärken als wenn sie sich um deren Verletzung kümmerte während der Magier Leichen verbrannte?
    Sie erschrak selbst über diesen ungewohnten Egoismus. Leirâ war verletzt und sie dachte daran dass gewissermaßen auszunutzen. Großartig Madame. Du wirst immer mehr zu der jämmerlichen Egoistin, die du ja eigentlich schon bist!
    Gib Ruhe! Ich helfe ihr ja schon!
    , erwiderte sie entschieden zu der vorwurfsvollen Stimme in ihrem Kopf.
    „Isch kenne misch in derlei Verletzungen aus.“, antwortete sie auf Leirâs Frage und setzte sich zu ihr in Bewegung. Ehe sie ihr aristokratisches Gesicht von dem Magier abwendete wurde der Blick zu ihm abweisend, stechend, wie als ob er sagte Ich mach das! Nicht ihr! oder Schert euch sonst wo hin!

    „Beschreibt mir eure Schmerzen, Leirâ.“, forderte Juliette sanft mit leicht besorgten Gesichtsausdruck als sie sich neben der schmalen Gestalt am Boden gekniet hatte. Schmerzen beim Atmen, Sprechen und jeglichen Bewegungen des Brustkorbs schilderte die Elfe, nachdem Juliette ihr riet langsam und ohne groß Luft zu holen zu reden, woraus zu schlussfolgern war dass sich Leirâ die Rippen verletzt hatte. Mit so etwas und ähnlichen Verletzungen kannte sich die Adlige aus. Als Söldnerin, wie sie, bekam sie Verletzungen solcher oder ähnelnder Art fast tagtäglich zu Gesicht. Ob nun bei anderen oder bei sich selbst. Mit der Zeit, den Ratschlägen der anderen Söldner und Beobachten deren Vorgehens hatte Juliette sich zwangsläufig grundlegendes Wissen in Behandlung von Verwundungen vielerlei Art angeeignet, wodurch sie wusste was nun als nächstes zu tun wäre. Jetzt wo sie in Erfahrung gebracht hatte wo die Verletzung war musste sie nämlich rausfinden wie schwer diese war, doch das konnte sie nicht wenn sich über besagten Verletzungen eine Schicht Kleidung befand.
    „Isch muss eusch bitten den Oberkörper frei zu machen damit ich mir ein besseres Bild machen kann.“, bat Juliette die Elfe freundlich und mit einem bemüht aufmunternden Lächeln. Ihrer Ansicht nach war das schon etwas viel verlangt, da sie sich doch kaum kannten. „ I`r `abt nischts was isch nischt auch `abe.“
    Was rede ich denn da?, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Kann ich doch gar nicht wissen. Habe schließlich noch nie eine nackte Elfe gesehen., Sie winkte im Geiste ab. Ach! Sie wird schon nicht drei Brüste haben…oder?
    Mehr um ihre diesbezüglich aufwallende Unsicherheit zu verschleiern fügte sie noch hinzu: „Isch muss wissen ob eure Rippen nur geprellt oder gebrochen sind. Das merkt man oft nischt gleisch.“

    Wirklich angetan wirkte Leirâ davon zwar nicht gab aber keine Widerworte, jedoch wanderte ihr Blick kurz zu den beiden Männern, Alrik und Rhaego. Ersterer stand gar nicht mal so weit von den beiden Frauen entfernt und zu der Besorgnis in seinem jugendlichen Gesicht hatte sich eine satte Errötung gesellt.
    Juliettes Blick wurde deutlich kühler und abweisend, ebenso ihr Ton als sie kniend ebenfalls zu den ihren beiden Mitreisenden sah.
    „`abt i`r beide nischt einen Templer zu bestatten, Messieurs?“, fragte sie, wobei ihr Ton die Aufforderung nicht zu gaffen und zu verschwinden deutlich genug rüber brachte.
    „Äh…ja…stimmt…ihr habt Recht.“, antworte er erst zusammenzuckend und dann jeglichen Blicken ausweichend fast so als hätte man ihn ertappt.
    „Wir…sehen…dann mal…äh, nach Ser Gilean mein ich natürlich!“, gab er noch von sich als er den Magier mit Gesten bat ihm zu folgen. „…Wunderschöne Nacht, nicht?“, sprach er diesen etwas unsicher in einem unbeholfenen Versuch abzulenken an während sie sich beide der Schlucht näherten.
    Juliette verdrehte ihre stahlgrauen Augen missbilligend.
    „Männer!“, sagte sie nicht weniger tadelnd ehe sie versuchte Leirâ so behutsam wie möglich zu helfen sich ihrer Kleidung oberhalb der Hüfte zu entledigen. Diesbezüglich schien sich die Dalish aber nicht wirklich helfen lassen zu wollen und entkleidete sich unter dem einen oder anderen unterdrückten Schmerzenslaut größtenteils allein.

    Doch nur zwei., machte sich Juliette beiläufig die geistige Notiz.
    Vor der Adligen in schwarzen Stoff gehüllten Knien lag nun der zierlich, fast schon filigran und zerbrechlich wirkende Oberkörper der Elfe, nur noch bedeckt durch ihre Tätowierungen die sich, wie Leirâ vor knapp zwei Tagen gesagt hatte, wohl über den ganzen Körper zogen und einem eher primitiv wirkenden Büstenhalter aus beigen Stoff. An sich konnte sie kaum einen Unterschied zu einem menschlichen Körper ausmachen. Mehr interessierte die Adlige jedoch der bereits anschwellende Bereich von Leirâs Brustkorb. Im gerade so dafür ausreichende Licht meinte Juliette bereits erste Verfärbungen erkennen zu können weshalb ein schnelles Handeln gefragt war, bevor das Fleisch zu sehr anschwoll um darunter noch irgendetwas erfühlen zu können.
    Schnell zog sie sich beide Lederhandschuhe aus, den einen legte sie beiseite den anderen faltete sie zusammen und hob ihn der Dalish mit einem leicht entschuldigenden Lächeln hin.
    „Zum Draufbeißen.“, erklärte sie. „Das könnte gleisch schmerz`aft werden.“

Seite 2 von 20 ErsteErste 123412 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •