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  1. #1
    ...Nun... Avatar von plasma13
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    Standard Die Südhügel

    Südöstlich des Bannorns erstreckt sich der Südhügel, eine hügelige Berglandschaft, die das Arltum Südhang von Arl Leonas Bryland im Osten beinhaltet. Im Norden grenzt er an die Weststraße, im Osten an den Brecilianwald, im Süden an die Korcari-Wildnis sowie im Westen an die Hinterlande.
    Geändert von Aquarius (11.01.2011 um 14:57 Uhr)
    Do not turn away my friend! Like a willow I can bend. No man calls my name, no man came. So I walked on down away from you, maybe your attention was more than I could do. One man did not call. He asked me for my love and that was all!
    Kunstprojekt falsch zugeordnete Zitate:
    "...Fotzenverein!" - Otto von Bismarck

  2. #2
    DA FRPG only Avatar von Justinus
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    Abgelegener Hof in den Südügeln
    Tag 1, 05:12


    Töten oder getötet werden, alles dient dem Chaos!

    Es war kalt und der Wald breitete sich still um ihn herum aus, kein Wind ging, kein Tier war zu hören und nur die blassen Sterne waren Zeuge von dem Blutbad das hier gerade auf sein Finale zuging.
    Das einzige was die Stille durchbrach waren Justinus schwere Schritte auf dem Waldboden und das leise Schaben seiner Plattentüstung, das Entstand wenn er sich bewegte. Justinus erzeugte bewußt das Geräusch das Teil der Einschüchterungstaktik war und sie erfüllte ihren Zweck.
    Er konnte die Angst des Ritters dem er gegenüberstand förmlich riechen.

    Sie, das heißt er und drei weitere Chaosritter, waren in der Nacht auf einen kleinen Bauernhof mitten im Wald gestoßen. Es gab kein Vieh auf dem Hof und auch keine Plantagen. Außer einem kleinen Gemmüsegarten lebte des Hof anscheinend von der Jagd.
    Nachdem sie den Hof, getrennt voneinander, stumm über mehrere Stunden unbewegt aus der Dunkelheit des Waldes beobachtet hatten und sicher waren, das auf sie keine unangenehmen Überraschungen warten würde begannen sie.
    Er und zwei weitere brachen durch die Vordertür, der letzte wartete kurz an der Hintertür um zu verhindern, dass jemand floh.
    Wie erwartet überraschten sie die Bewohner im Schlaf. Die zwei Elfenbediensteten starben schnell und schmerzhaft. Der älteste Sohn, er muss um die 17 Jahre alt gewesen sein, leistete anfangs am heftigsten Widerstand doch schließlich schleppten sie alle Bewohner, die lebenden wie die toten in den Wohnraum des Hofes. Die Familie kauerte sich zusammen und vermied es peinlichst die toten Elfen anzusehen. Das einzige Geräusch was die Familie von sich gab war ein leises Winseln während sie auf das unausweichliche warteten.
    Was nun folgte war der Hauptakt des Gemetzels.
    Sie verlangten vom Familienvater das er sich vor den Augen seiner Familie selbst das Leben nahm. Im Gegenzug versprachen sie ihm seine Familie dafür zu verschonen.
    Doch der Wicht brachte es nicht übers Herz. Immer wieder setzte er die Klinge an seinen Hals aber außer einem kleinen Schnitt und vielen Tränen kam nichts zustande, zu sehr hing er an seinem eigenen Leben.
    Das Chaos hatte wieder einmal über die Institution Familie triumphiert. Die Kultisten brachen in schallendes Gelächter aus, sie hatten gewonnen und feierten diesen Sieg in einem Rausch aus Blut und Gewalt. Beim niederschlachten der Familie ließen sie sich Zeit und als die Dämmerung ihre ersten Fühler über den Horizont schickte knüpften sie die Toten mit dem Kopf nach unten im Wohnraum an die Decke. Sie hatten das einstmal gemütliche Haus in einen Blutaltar für das ungeteilte Chaos verwandelt.

    Die vier Kultisten wollten gerade wieder weiterziehen nachdem sie ihre Vorräte aufgefüllt hatten als sie aufgeregte Stimmen und sich nähernde Pferdegeräusche hörten. Ihre Jäger hatten sie schließlich eingeholt.
    Sie hatten nicht mal versucht zu flüchten und als sie kampfbereit den Hof verließen standen sie zehn bewaffneten Männern gegenüber darunter auch eine Handvoll Ritter.
    Stumm standen die Chaoskrieger nebeneinander die Waffen gesengt aber trotzdem entschlossen zu kämpfen. Mit zitternden Stimmen vorderten ihre Jäger sie auf ihre Waffen abzulegen und sich zu ergeben.
    Justinus blickte kurz nach links und nach rechts in die dunklen Visiere seiner Kultbrüder und alles was er sah war brennender Fanatismus und blutige Beharrlichkeit. Sie nickten sich noch langsam zu dann hoben sie ihre Waffen und Schilde und gingen mit langsamen und entschlossenen Schritten auf ihre Jäger zu.

    Was folgte war ein kurzer grausamer Kampf. Pfeile flogen, Schwerter und Äxte gruben sich in Fleisch und Knochen oder prallten von Schilden und Rüstungen ab.
    Am Ende stand nur noch Justinus und einer der Jäger, ein Ritter.

    Der Ritter trug einen Helm der sein Gesicht freiließ und er klammerte sich an sein Großschwert wie ein Ertrinkender an ein Floß und er fing an zu zweifeln.
    Doch Justinus zweifelte nicht im Gegenteil. Sein Herz schlug ruhig und kräftig in seiner Brust und sein Geist war in einem Rauschzustand hervorgerufen durch den Kampf. Justinus war kein Narr, er achtete peinlichst darauf nicht in einen blinden Rausch zu verfallen sondern behielt stets die Kontrolle.
    Der Ritter und er umkreisten sich langsam doch dieser Kreis wurde stetig enger und schließlich griff Justinus an.
    Mit einem gewaltigen Satz war der Chaoskrieger bei seinem Gegner in der Linken das karmesinrote Wappenschild, in der Rechten sein Schwert. Das Schild erhoben schlug er mit einem kurzen schwungvollen Schlag nach dem linken Hals des Ritters. Geistesgegenwärtig blockte dieser mit seinem Großschwert den Schlag ab und schob Justinus Klinge nach rechts weg, sodass die Klinge des Chaoskrieger nun zwischen dem Boden und dem Schwert des Ritter blockiert war. Justinus ganze rechte Seite war damit völlig schutzlos gegenüber einem schnellen Hieb. Allerdings spielte der Ritter damit genau in die Hände von Justinus, denn genauso wie seine rechte Seite offen war, war die linke Seite des Ritters jetzt ebenso schutzlos und in dem Moment als der Ritter Justinus Klinge ablenkte schmetterte der Chaosritter die schmale Oberkante seines Schildes in das ungeschüzte Gesicht des Ritters.
    Es gab ein hässliches Geräusch als die Nase des Ritters unter der Wucht des Schildes brach und er taumelte zurück.
    Doch Justinus dachte nicht daran seinem Gegner eine Verschnaufpause zu gönnen. Er machte einen Schritt vorwärts, schlug die Klinge des Ritters mit seiner eingenen zu Seite und trieb sein Knie zwischen die Beine seines Gegners. Der Ritter krümmte sich schmerzerfüllt zusammen, das Großschwert jetzt in der rechten Hand haltend während Justinus einen Ausfallschritt nach rechts machte und mit einem gezielten Schwerthieb dem Ritter die Waffenhand abschlug. Sein Gegner fiel auf die Knie und heulte vor Schmerz auf. Der Schmerzenschrei hörte abrupt auf als Justinus dem Ritter mit der Rückhand den Kopf sauber abschlug.
    Der Kopf flog in hohem Bogen nach hinten weg und aus dem Hals strömte, angetrieben von dem sterbenden Herzen das scheinbar noch nicht wusste das es tot war, eine Blutfontäne. Dreimal erhob sich der Blutstrom jedesmal schwächer. Justinus breitete die Arme aus und genoss den warmen Regen während er sich nach weiteren Bedrohungen umsah.
    Doch alles was er sah waren tote Jäger die selbst zur Beute geworden waren, sowie die Leichen seiner drei Chaosbrüder. Der Boden war übersäht mit Fleischfetzten und Leichenteilen und überall war Blut.
    Genau dafür lebte er, Blut für das Chaos, Schädel für seinen Altar!. Aber dennoch empfand er kein Glücksgefühl.

    Er war der letzte des Kultes, der letzte Überlebende. Aber wie konnte es überhaupt soweit kommen? Justinus wusste das das Chaos die stärkste Kraft im Universum war und dennoch waren sie gescheitert, wieso? Was war schiefgelaufen?

    Als noch ihr Oberhaupt lebte wäre ihnen sowas nie passiert. Schon damals wurden sie von Söldnern und Jagdtrupps gejagt aber nie gelang es ihren Feinden sie einzuholen oder ihre nächsten Schritte vorherzusagen. Der Tot ihres Anführers hatte sie schwer getroffen und ohne seinen Scharfsinn waren sie wie ein Kopfloses Huhn das eine Spur aus Blut hinter sich herzog dem jeder Narr folgen konnte!
    Was würde er nun tun? Einfach aufgeben und verschwinden? Nein, niemals! Er konnte und wollte es nicht. Aber war er in der Lage das Werk seines toten Mentors und seiner toten Brüder weiterzuführen? So wie bisher konnte es jedenfalls nicht weitergehen, was ihm fehlte um das Erbe weiterzuführen waren der Scharfsinn und das Wissen seines Oberhauptes.
    Eine grimmige Entschlossenheit machte sich in Justinus breit. Nein er würde seinen Glauben nicht aufgeben er würde den Kult wieder aufbauen, er würde sich den Chaos als würdig erweisen er würde die Visionen seines Anführers weitertragen. Er würde wie in den alten Tagen ein Heer aus Gläubigen aufstellen und die Welt in eine neue Äre der Dunkelheit führen, nicht für sich, nicht für den Rhum oder die Macht sondern für das einzige, das wahre ungeteilte Chaos.

    Doch um das zu erreichen musste er zuallererst das zusammentragen was ihm sein Oberhaupt vorausgehabt hatte, Wissen. Erst wenn er wusste nach welchen Regeln die Welt da draußen lief, was die Sehnsüchte, was für Ängste und Träume die Leute hatten. Erst dann war er in der Lage seine Bestimmung zu erfüllen.
    Aber wie? Wie gelangte man an solches Wissen? Um die Leute zu verstehen musste man sie beobachten, sie hautnah erleben.
    Justinus wusste was das bedeutete und Zweifel machten sich ihm breit, konnte er das durchziehen ohne gleich jedem der ihm über den Weg lief zu töten? Justinus wusste, dass wenn er seinen Plan wirklich in die Tat umsetzten wollte, er mit all dem konfrontiert werden würde was er verabscheute und abgrundtief hasste und dennoch führte kein Weg darum herum.
    Ja! Er würde es schaffen über seinen eigenen Schatten zu springen er würde sich all das Wissen aneignen das er brauchte.

    Also gut, wo sind viele Leute? Justinus sah sich um, aber hier würde er keine Antworten finden. In einer Stadt leben viele! Dort lerne ich wohl am schnellsten Justinus ging zurück ins Haus und kramte aus seinem Rucksack eine Karte von Ferelden. Denerim, die Hauptstadt Fereldens, gäbe es einen besseren Ort um Anzufangen?
    Er würde nach Nord-Osten gehen. Wenn er auf die Weststraße träfe musste er dieser nur noch folgen, falls er auf den Brecilianwald stieße würde er es tunlichst vermeiden diesen zu betreten aber wenn er dem Waldrand nach Norden folgen würde würde er irgendwann auf die Küste stoßen und dieser dann nur noch nach Westen folgen müssen. Er konnte sich gar nicht verlaufen.
    Justinus verpackte die Karte wieder schnallesich den Rucksack um und verstaute seine Waffen und sein Schild. Es war beschlossen er würde nach Denerim gehen

    Als er den Hof verließ fiel sein Blick nochmal auf seine toten Chaosbrüder. Chaosritter wie er hatten ein paar Dinge gemein. Da wäre zum einen die schwere karmesinrote Plattenrüstung und die körperliche Statur die bei ihnen allen fast identisch war. Nur eines unterschied die Chaosritter voneinander, der Helm. Jeder hatte einen anderen Helm den er, genau wie seine Rüstung und seine Waffen, selbst herstellte.
    Er schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich wieder.

    Töten oder getötet werden, alles dient dem Chaos!
    Geändert von Justinus (06.01.2011 um 15:12 Uhr)

  3. #3
    DA FRPG only Avatar von Justinus
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    Irgendwo in den Südhügeln auf den Weg nach Denerim
    Tag 1
    09:38


    Angetrieben von seinem Fanatismus bahnte sich der Chaoskrieger einen Weg durch die Hügellandschaft, seine Füße fraßen beinahe die Kilometer und trozt der schweren Rüstung fühlte er sich kaum erschöpft.
    Er achtete darauf niemandem zu begegnen er wollte erst auf andere treffen wenn er sich dafür bereit hielt. Immer wieder ging er in seinem Kopf durch wie ein Aufeinandertreffen mit Händlern, Elfen, Zwergen, Söldner und weiß der Fuchs was noch ablaufen könnte und wie er sich wohl am besten verhalten sollte.
    Erst als die Sonne unterging rastete er. Er war bereits weit gekommen den großen Nordknick der Weststraße hatte er bereits vor Stunden von einer Anhöhe der Südhügel erspähen können. Er hielt sich noch immer an seinen Plan stur nach Nord-Osten zu laufen.
    Während er an seinem kleinen Feuer saß ließ er zu, dass seine Gedanken wegdrifteten.

    Er dachte an seine Rüstung und wie er sie vor vielen Jahren selbst geschmiedet hatte, perfekt auf ihn zugeschnitten, scheuerte sie nicht, war leise wenn er es wollte und wenn er es wollte konnte er die Platten schaurig aneinanderschaben lassen. Die Kunstvollen verziehrungen die ihn Stunden gekostet hatten. Sein Helm den er mit einer gruseligen Fratze verziehrt hatte.
    Er erinnerte sich an den Bären den er erlegt hatte für den Pelzkragen seines Umhangs.
    Justinus lächelte als er sich daran erinnerte wie er bei einem der Streifzüge über seinen eigenen Umhang gestolpert war, den Umhang hatte er danach natürlich gekürzt sodass ihm sowas nie wieder passieren konnte
    Er dachte an die Chaosdämonen und das sie einem nur halfen wenn sie einen als würdig betrachteten. Ihr Oberhaupt hatte ihnen gesagt die Chaosdämonen wären vernichtet worden, aber konnte man einen Dämon überhaupt vernichten? Oder schwächte man ihn nur für einige Jahrhunderte?
    Es gab so vieles was er noch zu lernen hatte.
    Das Metall seiner Rüstung erwärmte sich durch das Feuer und schon bald schlummerte Justinus ein.

    Tag 2
    00:12

    Justinus schreckte auf. Ich bin eingeschlafen...das Feuer ist fast erloschen. Vier Stunden habe ich wohl geschlafen....ich muss weiter schoss es ihm wirr durch den Kopf.
    Der Weg bisher hatte ihm wohl mehr zugesetzt als er dachte aber sein Eifer gab ihm neuen Auftrieb. Er stand auf, streckte seine erschöpften Glieder nahm sein Hab und Gut auf und zog, nachdem er einen Blick auf den Kompaß geworfen hatte und die Feuerstelle unkenntlich gemacht hatte weiter.
    Er hoffte darauf endlich jemanden zu treffen, er fühlte sich bereit für eine Begegnung.

    12:32

    Sie Sonne stand hoch am Himmel als Justinus auf eine Wegegabelung im Wald stieß. Die Sonnenstrahlen brachen sich hier und dort einen Weg durch das Blätterdach, die Vögel sangen und die Luft war mild, es war ein wirklich schöner Tag. Justinus nahm all das höchstens am Rande war. Der große Chaoskrieger stand etwas ratlos da, der eine Weg führte nach Norden, der andere nach Osten er aber wollte nach Nort-Osten. Sich einen Weg durch den Wald zu schlagen war eine zwiespältige Angelegenheit, zwar war das seine direkte Bewegungsrichtung, allerdings kam man auf Waldwegen wesentlich schneller voran. Unsicher verlagerte er seine Gewicht von einem Bein auf das andere während er sich den Kopf zerbrach.
    Gerade wollte er seinem Instinkt folgen und nach Norden gehen, als er plötzlich aufgeregte Stimmen und Hilferufe vom östlichen Weg hörte.

    Auf einen Hilferuf zu reagieren war neu für ihn, normalerweise war er es der für den Ruf verantwortlich war. Justinus versteckte den Rucksack hinter einem Busch, zog sein Schwert und seine Axt und ging bedächtig in die Richtung aus der die Rufe kamen.
    Die Stimmen wurden lauter und jetzt waren auch Kampfgeräusche zu hören und nachdem er um eine Kurve gegangen war sah er was die Ursache war.
    Der Chaosritter stand einfach nur stumm da während er mitansah wie mehrere bewaffnete Mänenr eine kleine Karavane die aus nur zwei Fuhrwerken bestand angriffen. Ein paar Tote und Sterbende lagen bereits auf dem Boden und noch immer wurde gekämpft.
    Justinus war erstaunt, dachte er doch immer, dass die Welt außerhalb des Kultes aus Leuten bestand die verzweifelt ihre Illusion von Frieden und Gerechtigkeit auslebten. Er hätte nie gedacht, das ein Treffen so....vertraut standfinden könnte.
    Justinus beobachtete mit wachsendem Interesse den Kampf. Man konnte klar erkennen, dass zwei Gruppen mitenander kämpften durch ihre Kleidung und ihre Art zu kämpfen konnte man auf Anhieb sagen wer zu welcher Gruppe gehörte. Die eine Partei, er nahm an es wären Banditen, waren erfahrener als die Verteidiger aber ihnen fehlte Können und Zusammenarbeit. Die Verteidiger hingegen glichen ihren Nachteil durch Verbissenheit aus, sie wussten es ging um ihr Leben.

    Niemand schien den Chaosritter zu bemerken, was ihm ganz recht war, denn er war unschlüssig was er tun sollte oder ob er überhaupt etwas tun sollte.
    Wenn ich nichts tue, dann werden die Banditen gewinnen, dass ist sicher. Wenn die Banditen erstmal gewonnen haben kann ich mit ihnen vielleicht reden und etwas lernen, deshalb bin ich ja hier. Aber würden reudige Banditen mit mir reden wollen? Ist es nicht eher wahrscheinlich, dass sie, nachdem sie mit den Händlern fertig sind, mich angreifen? Und wenn ich die Banditen dann töte, dann ist ja niemand mehr am leben von dem man was lernen kann!
    Wenn ich aber nun den Händlern helfe und die Banditen niedermache dann sind die Händler mir bestimmt dankbar und erzählen von sich. Vielleicht können sie mir auch sagen wie ich am schnellsten nach Denerim komme, vielleicht sind sie ja selbst auf den Weg da hin!
    Ich Helfe den Händlern


    In der rechten Hand das Schwert haltend und in der linken das Beil ging Justinus mit zügigen Schritten auf das Geschehen zu.
    Einer der Händler, ein dünner Wurm mit einer albernen Strickmütze auf dem Kopf, drehte sich entsetzt zu ihm um, machte ein dummes Gesicht und griff ihn an, im Glauben einen der Banditen vor sich zu haben.
    Der Händler holte mit seinem Schwert viel zu weit aus, einem erfahrenen Krieger würde das alle Zeit der Welt lassen um ihn zu töten, doch Justinus hatte andere Pläne. Der Chaosritter schob ihn einfach beiseite sodass der Händler über seine eigenen Füße stolperte.
    Justinus machte fünf Banditen aus.
    Der erste Räuber kämpfte gerade mit einem Händler und zeigte Justinus den Rücken, dieser fakelte nicht lange und trieb sein Beil in den Schädel des Räubers. Mit einem schmatzen riss er seine Waffe aus dem Leib des Räubers und wandte sich dem nächsten zu.
    Der zweite Räuber bemerkte ihn und girff ihn mit einer Art Kriegshammer an. Der Räuber zielte mit seinem Schlag direkt auf das Gesicht von Justinus. Der Chaosritter blockte den Hieb indem der sein Beil und sein Schwert vor sich kreuzte und den Schlag mühelos abwerte. Gleichzeitig mit dem Block trat er mit aller Kraft dem Banditen in den Unterleib, sodass dieser seine Waffe fallen ließ und rückwärts auf den Bauch fiel. Nun schien er die Aufmerksamkeit der restlichen Banditen zu haben, während die Händler sich klugerweise zurückhielten.
    Räuber drei und vier stürmten fast gleichzeitig mit erhobenen Schwertern auf ihn zu, was keine gute Idee war. Den ersten Schwerthieb leitete er mit seinem Schwert einfach nach rechts weg, sodass der Räuber mit vollem Schwung an ihm vorbeistolperte. Schwerthieb Nummer zwei blockte der mit seinem Beil direkt, verkeilte danach die Schwertklinge des Räubers mit dem geschwungenen Beilblatt und hebelte die Waffe mit einem kräftigen Ruck aus den Händen des Räubers. Dieser blickte noch kurz erschrocken seiner Waffe hinterher als er auch schon das Beil im Gesicht hatte. Blut spritze auf und Justinus fühlte wieder diese Rage in ihm aufsteigen.

    Von Räuber Nummer fünf war nichts zu sehen, er hatte sich wohl für die Flucht entschieden, gut entschieden!.
    Blieben nur noch Räuber zwei und drei. Der Räuber mit dem Kriegshammer war der erste und Justinus wich mit einem Ausfallschritt zur Seite dem schlecht gezielten Hieb des Räubers aus nur um sein Schwert dann tief in den Leib des Räubers zu rammen. Schmerzerfüllt presste dieser die Augen zusammen und stöhnte auf während im Blut und Speichel aus dem Mund lief. Der Chaoskrieger wollte seine Klinge wieder aus dem Leib des Toten ziehen doch sie steckte fest, wahrschienlich hatte sie sich in den Rippen verhagt.
    Justinus ließ seine Klinge los, er würde sie später holen und wenn er sie aus dem Leib des Räubers schneiden musste, jetzt aber war der letzte Räuber wichtiger.
    Justinus übergab sein Beil in die rechte Hand und stellte überrascht fest, dass der letzte Räuber eine Geisel genommen hatte.
    Er hielt ein junges Mädchen vor sich wie ein Schild und presste ein Messer an ihre Kehle. In den Augen des Räubers lag genausoviel Furcht wie in den Augen des Mädchens, wobei Justinus nicht mit Bestimmtheit sagen konnte vor wem sich das Mädchen mehr fürchtete, vor dem stinkenden Banditen oder vor dem 1,91m großen Krieger in der karmesinroten Plattenrüstung.

    Justinus war wirklich überrascht, er stand stumm da und sah dem Banditen direkt in die Augen. Glaubte der Räuber wirklich ihn würde es interessieren was mit dem Mädchen geschah? Nicht wirklich!
    Justinus war es leid, zügig ging er auf den Räuber zu, dessen Augen sich vor Schreck weiteten und er einen Moment unachtsam wurde. Diesen Moment nutzte das Mädchen klugerweise und konnte sich aus dem Griff des Räubers befreien und rannte kreischend in die Arme der anderen Händler.
    Erst jetzt reagierte der Räuber und in einer Kurzschlussreaktion stach er mit dem Messer nach dem Chaoskultisten.
    Justinus hatte keine Mühe den Schlag abzufangen, indem er mit der freien, linken Hand das Handgelenk des Räubers packte. Justinus rammte dem Räuber sein Knie in die Flanke was dem Räuber japsent auf die Knie fallen ließ.
    Mit einer kräftigen Rechten, verstärkt durch den Beilgriff und den, mit Metalldornen versehenen Hanschuh, brach er dem Räuber den Unterkiefer. Der Kopf des Räubers schwang nach links und Zähne und Blut flogen aus Mund und Nase.
    Der Räuber kam auf dem Bauch zu Fall und stöhnte schmerzerfüllt auf. Justinus drehte das Beil in der Hand, sodass nicht das Axtblatt sondern der Dorn nun nach vorn zeigte und rammte dem Räuber den Dorn in den Schädel.
    Der Tote zuckte kurz als Justinus sein Beil aus dem Schädel zog und er wandte sich den Händlern zu die ihn mit einer Mischung aus Angst und Misstrauen anstarrten.

    Sein erster Impuls war es, die Händler nun niederzumetzeln doch er ermahnte sich selbst zur Ruhe. Tief durchatment steckte er sein Beil weg, gig zu seinem Schwert, dass noch immer im Leib des Räubers steckte. Einen Fuß auf dem Leib des Toten als Heblewirkung gelang es ihm mit einem kräftigen Ruck die Klinge frei zu bekommen und steckte auch diese weg.
    Unschlüssig wie es nun weitergehen würde ging er auf die Händler zu.
    Justinus wusste nicht was man in so einer Situation zu sagen pflegte, konnte er sich doch nicht erinnern je ein normales Gespräch mit einem Bewohner Fereldens geführt zu haben.
    Einen kurzen Moment herrschte eine peinliche Stille doch dann übernahm einer der Händler das Wort.

    "Vielen, vielen Dank Fremder! Beim Erbauer ich dachte schon unser letztes Stündlein hätte geschlagen! Wären sie nicht gekommen wären wir jetzt wahrscheinlich tot oder Gefangene der Räuber!"
    "Wahrscheinlich" antwortete Justinus, wobei er bei der Erwähnung des Erbauers kurz mit seiner Fassung ringen musste.
    Eine ältere Frau ergriff nun das Wort "Ich kann ihnen gar nicht sagen wie dankbar ich ihnen bin, dass sie meine Tochter gerette haben" dabei blickte sie zu dem Mädchen das der Räuber als Geisel benutzt hatte "Wir sind nur einfache Händler wir sind auf sowas gar nicht vorbereitet alles ging so schnell und.. und.. beim Erbauer Jason, Henrik und Johann" die Frau vergrub ihr Gesicht in den Händen und weinte still sodass der Händler der zuerst sprach sie in die Arme nahm.
    "Es ist viel Schreckliches in der letzten Zeit geschehen aber wir sollten dem Erbauer dankbar sein dass er sie gschickt hat, ohne sie wäre es vermutlich noch viel Schlimmer gekommen" sagte der Händler zu Justinus gewandt
    Dem Erbauer für mich danken? Seltsamme Vorstellung

    "Vermutlich!" antwortete der Chaoskrieger doch dann hatte er eine Idee was er sagen könnte "Was..Was werden sie jetzt tun?" na bitte es geht doch!
    "Das was unsere Familie schon immer in solchen Zeiten getan hat. Wir betrauern unsere Toten und machen weiter. Es ist nicht mehr weit bis Denerim und wenn wir uns beeilen sind wir in der Nacht schon da" Denerim! "Ihr fahrt nach Denerim? Wäre es möglich euch zu begleiten"
    "Ihr tut uns doch nichts, oder?" fragte das Mädchen vorsichtig. Justinus zögerte nur für einen Moment "Wenn ich euch etwas antun wollte dann hätte ich dies bereits getan, oder?" ein kurzer Moment der Stille folgte.
    "Selbstverständlich nehemen wir sie mit, das ist schließlich das Mindeste was wir für sie tun können nachdem sie uns gerettet haben, Herr...wie ist eigentlich ihr Name?" "Justinus, nennen sie mich Justinus"

    Nachdem er seinen Rucksack geholt und die Toten Händler in Tücher gewickelt und aufgeladen wurden setzte sich die kleine Karavane wieder in Marsch.
    Justinus genoss es mal zur Abwechslung nicht selbst gehen zu müssen sondern die Pferde die Arbeit machen zu lassen. Die Händler trieben die Pferde hart an die Wälder zogen an ihnen vorbei.

    17:28

    Nachdem die Händler einsahen, dass der Chaosritter sie nicht töten würde tauten sie auch etwas auf obwohl der Schrecken des Überfalls noch immer tief saß.
    Interessant, wenn ich normalerweise Leute niederschlachte fürchten und verurteilen mich die Leute, wenn ich Banditen niedermache feiern mich die Leute. Es kommt anscheinend nur auf den Betrachtungswinkel an ob eine Tat als Gut oder als Böse angesehen wird!

    Justinus erfuhr, dass die Händler eigentlich eine Flüchtlingsfamilie aus dem Süden war und das die Dunkle Brut mit einem neuen Feldzug begonnen hatte. Ostagar war gefallen und die Grauen Wächter hatten den König verraten, was Justinus ihnen nie zugetraut hätte und Teyrn Loghain Mac Tir wurde als Held gefeiert.
    Die Dunkle Brut, ein weiterer Spieler am Würfeltisch um die Seele Fereldens. Justinus wusste nicht warum alle die Dunkle Brut fürchteten, sie war grausam und furchterregend aber sie war berechenbar und das wiederum machte sie schwach.
    Für Justinus war die ganze Situation ungwohnt mit einfachen Menschen friedlich durch die Lande zu fahren und das merkte der Familienvater.
    "Sie haben kommen wohl nicht oft unter Leute oder Justinus?" "Nein....für gewöhnlich halte ich mich von anderen fern" der Mann lachte kurz auf "Kann ich mir vorstellen, so wie sie aussehen! Das jagd den Menschen Angst ein mit dieser Helmfratze und und den ganzen Hörnern"
    Justinus überlegte kurz dann zog den Helm ab "Na bitte schon besser, ohne den Helm sehen sie schon viel umgänglicher aus und wenn sie noch Lächeln würden dann klapts auch mit den Damen besser, vertrauen sie mir so hab ich meine Dalia für mich gewonnen, nur mit meinem bezaubernden Lächeln". Der Mann lächelte kurz doch dann wurde seine Mine wieder ernst, er dachte wohl an seine toten Söhne. Justinus warf einen Blick zurück, auf seinem Wagen saßen neben ihm und dem Vater noch die zwei Töchter, beide wohl um die 18 Jahre alt in ihren Gesichtern laß Justinus nur Trauer. Auf dem Wagen dahinter saßen die Mutter und die beiden noch lebenden Söhne, der älteste war höchstens 24, es war der mit der albernen Strickmütze und der andere Sohn der nicht älter sein konnte als 12. Deutlich konnte man die drei Toten in ihren Leichentücher sehen die zwischen den anderen Habseligkeiten der Familien festgeschnallt waren.

    "Wie lange haben sie schon diese Familie?" "Eine Familie haben? Ich bin mit meiner Frau seit über 35 Jahren zusammen, wenn es das ist was sie meinen Justinus" "Haben sie es je bereut?" "Bereut? Nein nie, ich bin meiner Dalia auch immer treu gewesen, ich liebe sie noch wie am ersten Tag!"
    Liebe, Justinus musste sich zusammenrreißen um nicht laut loszulachen. Er hatte selbst miterlebt wie Liebe im angesicht des Chaos zerbrach und wie Liebende sich, im Rahmen ihrer Prüfungen, gegeneinander wandten.
    "Was ist mit ihnen Justinus? Haben sie auch eine Frau die in Denerim auf sie wartet?" "Nein...ich bin kein... Frauenheld" Justinus musste sich anstrengen um nicht immer nur einsilbig zu antworten. "Ach kommen sie, so ein kräftiger Bursche wie sie?" Der Mann sah ihm direkt in die Augen "Die Frauen liegen ihnen doch bestimmt zu Füßen! Sie sind ein Held!" "Ich glaube die Definitionen von `Held´ schwanken je nachdem wen man fragt" "Wohl war! Gut gesprochen, ich meine wer hätte gedacht, dass die Grauen Wächter sich als Schurken entpuppen. Ich erinnere mich noch genau wie mein Großvater mir Heldengeschichten von den Wächtern erzählte und jetzt.... Königsmörder!" Das letzte Wort spie der Mann aus und spukte auf den Boden.

    Justinus runzelte die Stirn. Was ist wenn sich die Geschichte um den Verrat der Grauen Wächter nur als Märchen, als Lüge herausstellt. Keiner war dabei und doch glauben es anscheinend alle. Eine Lüge und eine Weltbild bricht zusammen
    "Was ist wenn die Grauen Wächter niemanden verraten hätten? Was wenn all das nur eine riesige Lüge ist" "Was? Wer würde den sowas wagen?" "Ich weiß es nicht vielleicht...ja vielleicht Loghain selbst? Wer weiß vielleicht hat er ja den König und die Wächter verraten" "Was? Nein Loghain ist ein Held, wieso sollte er den König verraten?" "Keine Ahnung, warum sollten die Grauen Wächter den König verraten?" "Das...das stimmt allerdings und...warten sie mal Loghain wird als Held gefeiert und die Wächter im ganzen Land gejagt, das ergibt sogar Sinn!" "Vielleicht habe ja auch ich die Banditen auf sie angesetzt nur um ihr Vertrauen zu gewinnen!". Der Mann starrte ihn kurz entsetzt an und warf unsichere Blicke zu seinen Töchtern, doch dann entspannte sich sein Gesicht wieder. "Ahh... Danke für die kleine Lehrstunge Justinus! Man sollte wirklich misstrauischer Sein mit dem was die Leute einen erzählen! Beim Erbauer man kann heutzutage wirlich keinem mehr trauen! Am Besten man bleibt unter sich. Von wegen ein Fremder ist nur ein Freund den man noch nicht kennt...... ausgenommen sie, sie haben sich bereits bewiesen! Ja...ja genau sie sind das beste Beispiel! Leute die wie die Grauen Wächter freundlich sind, wie klassische Helden aussehen, das sind die Leute die einem ein Messer ins Kreuz rammen und Leute die wie Schurken aussehen..." der Mann nickte ihm zu "...sind am ende die wirklichen Helden!
    Täusche ich mich oder hab ich grade wirklich jemanden manipuliert und ein wenig paranoider gemacht. Schön!
    Der Chaosritter lächelte still in sich hinein während der Tross sich rumpelnd in Richtung Denerim weiterbewegte.

    was hat der Mann gesagt, ich solle mal lächeln? Justinus sah nochmal zurück zu den beiden Töchtern und versuchte sich mit einem Lächeln. Sofort wichen die beiden Mädchen seinem Blick aus.
    Geändert von Justinus (06.01.2011 um 20:01 Uhr)

  4. #4
    DA FRPG only Avatar von Justinus
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    Tag 3
    05:10
    Kurz vor Denerim


    Der Tross bahnte sich den Rest des Tages und die ganze Nacht hindurch seinen Weg, durch Wälder und Ebenen hindurch, in Richtung Denerim wobei sie sich regelmäßig beim steuern der Wagen ablösten und nur hin und wieder den Pferden eine Rast gönnten.
    Die Familie hatte anscheinend viel zu viel Angst nochmal Opfer eines Überfalls zu werden als das sie sich trauten die Nacht über Halt zu machen.
    Justinus war überrascht, dass die Familie es sogar zuließ, dass er sogar ein paar mal die Zügel in Hand nehmen dürfte.
    Auch er gönnte sich ein wenig Ruhe und nutze die Zeit, in der er nicht steuerte um zu schlafen und mit Sonnenaufgang zeichnete sich schließlich Denerim am Horizont ab.

    Der Tross stand auf einer Anhöhe, unter ihnen breitete sich Denerim in Licht der aufgehenden Sonne aus, die ihr erstes Licht zuerst zaghaft doch dann immer fordernder über den Meereshorizont streckte und die Hafenstadt in ein beinahe magisches Licht tauchte das von den Häuserdächern und Messingspitzen der Türme reflektiert wurde.
    Weithin erkennbar war der große Turm für den die Stadt berühmt war und die große Stadtmauer durch seine Imposanz übertönte.
    Die Stadt schien trotz der frühen Stunde bereits vor Betriebsamkeit zu pulsieren, Rauch strömte aus den vielen unzähligen Schornsteinen und Kaminen und vor den Stadttoren herrschte bereits reges Gedränge.

    "Denerim! Dalia weck die Kinder! Wir haben es tatsächlich geschafft" sagte der Familienvater mit erhlicher Erleichterung. Justinus bemerkte, dass der Mann mit seiner Fassung kämpfte Im Süden muss es wirklich schlimm zugehen, wenn ihm das so nahe geht. Hoffnung hat ihn und seine Familie anscheinend die Kraft gegeben diese Strapazen zu ertragen, vermutlich hätten sie ohne Hoffnung bereits aufgegeben und wären längst tot.
    Dieser Narr! Als ob diese Mauern die Dunkle Brut aufhalten würde, vor allem jetzt wo sich die Menschen sogar im Angesicht einer Verderbnis gegeneinander wenden. Hoffnung gibt einem Kraft und Energie macht aber einen auf der anderen Seite blind für das Wesentliche! Merken.


    Sie machten ein letztes mal gemeinsam Rast vor den Mauern der Stadt und frühstückten gemeinsam. Dann verabschiedeten sie sich.
    "Macht es gut Justinus und vielen Dank...für alles. Wenn ihr eines Tages nicht wissen solltet wohin, dann kommt zu uns, ein paar starke Hände sind bei uns immer Willkommen"
    Justinus lächelte zurück, zumindest solange bis er seinen Helm wieder aufgesetzt hatte, dann erstarb auch sein Lächeln "Wir werden sehen" antwortete er, hob die Hand zu einem letzten Gruß und machte sich auf den Weg zum Stadttor, wobei er sich nicht einmal umdrehte.

    -------> Denerim

  5. #5
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    Tag 2 - In den Wäldern der Südhügel

    Ein sanftes Rauschen strich durch das Haar der Bäume, getragen von einer ersten kalten Brise. Die kleine Elfe, welche gerade einen Hang hinab ging, zog den Umhang zurecht. Der Wind blies ihr das lange, weiße Haar aus dem Gesicht und entblößte die Falten, welche sich über ihre Stirn zogen. Leirâ schaute mit leerem Blick in die Welt und musste einige Willenskraft aufbringen, um nicht zurück zu sehen.

    Vir Assan, denk immer daran. Kein Zaudern, geh entschlossen deinen Weg. Sie machte einen kleinen Satz und balancierte über einen umgestürzten Baum um einen Fluss zu überqueren. Derweil fragte sie sich, in welches Mysterium Dirthamen, der Gott der Geheimnisse, ihre Zukunft gekleidet hatte, nur ihre hängenden Schultern zeugten von ihrer Last. Das Exil wog schwer auf ihr, obwohl es kaum begonnen hatte.
    Sie hüpfte von dem Baum und ging einen anderen Hügel empor, hinterließ keine Spuren und doch ließ ihr Gang etwas missen, was ihr sonst immer zu eigen gewesen war. Das Leichte, Unbeschwerte. Beiläufig bemerkte sie, dass sie Hunger bekam. Sie stieg bis zum Kamm des Hügels empor und lies den Blick schweifen, um sie herum war dichtes Grün, hier und da zierte die Bäume bereits ihr Herbstgewand. hinter ihr der schmale Fluss, sie hörte verschiedene Vögel und, recht weit entfernt, einen tiefen Ton. Sie drehte den Kopf, dank ihrer ausladenden Ohrmuscheln hatte sie die Richtung aus der das Geräusch kam rasch geortet. Sie zog den Bogen aus der Rückentasche, dehnte und spannte ihn. Dann drei Pfeile in den Hüftköcher, das Dar'Misu griffbereit an der linken Hüfte. Wasserflasche und Schwert wickelte sie rasch, jedoch ohne Hektik in ihren Umhang und band ihn an das Geäst des nächsten Baumes. Sie ging leicht in die Knie.

    Sie pirschte und obwohl das Geräusch bereits abgeebbt war, fand sie bald die Fährte: Kratzspuren an einem Baum, ein breiter Pfotenabdruck im Schlamm zwischen den Wurzeln. Der Luchs hatte hier seine Krallen geschärft und das Geräusch von eben musste das Schnurren der Wildkatze gewesen sein. unweit der Stelle erblickte sie die Reste eines Fuchses.
    Große Beute für die Katze, Andruil war dir wohl hold. Doch hüte dich, allzu rasch wird der Jäger zur Beute. Sie verharrte kurz, es ging kaum Wind. Gut, sie sollte kaum zu riechen sein. Weiter.

    Kaum zehn Schritte weiter entdeckte sie das Tier: Es lag auf einem breiten Ast und war deutlich kleiner als sie vermutet hatte, nachdem sie den Fuchs gefunden hatte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    Wir kleinen Jäger werden eben rasch unterschätzt.Sie fixierte den Luchs, hob in einer Bewegung den Bogen, legte den Pfeil auf, zog aus, hakte den Daumen am Kiefer ein und lies den Pfeil fliegen, ohne das Ziel aus den Augen zu lassen. Der Pfeil rauschte durch die Luft, traf den Leib der Katze, diese sprang auf und fiel vom Baum. So landete nicht auf ihren Pfoten, ein Fauchen ertönte. Die Jägerin lies den Bogen fallen und zog den Dolch, das Tier lag hilflos auf der Seite, der Pfeil ragte aus dessen Flanke.
    Leirâ hielt Abstand, das Tier schlug um sich. Dann machte sie einen plötzlichren Satz und versenkte die Klinge im Hals des Tieres, kein Schrei.

    Bogen und den Baum mit dem Mantel zu finden war kein Problem, ein geeigneter Lagerplatz lies auch nicht lange auf sie warten: Unweit stieß sie auf eine kleine Lichtung beim Fluss, auf einer Seite von dornigen Büschen umgeben. Perfekt. Während sie Holz sammelte, Wasser schöpfte und damit begann, das Tier zu häuten grübelte sie:
    Die Jagd tat gut, habe fast nicht mehr ans Exil gedacht. Das Exil... Das Wort schmeckte bitter wie giftige Beeren, Ach Vater, ich verstehe ja, warum du mich entsandt hast. Wie sonst sollte unsere Klangeschichte überleben? Aber wohin soll ich mich wenden, wer soll sie hören? Wer ist es wert sie zu hören? Nur ein anderer Klan wohl, aber ich weiß nicht wo sie anzutreffen sind und ohne eine Hüterin oder einen Ersten weiß ich auch nicht, wann und wo die Klanversammlung ist. Sie seufzte und schnitt das Fleisch des Luchses zurecht, wusch das Blut von Pfeil und Klinge, bedeckte das Fleisch mit Moos. Zwar musste sie sich bei diesen kühlen Temperaturen wenig sorgen um Fliegen und ähnliches Gezücht machen, aber lieber sicher gehen. Während sie also, mit Hilfe des Schwertes, ihres Feuersteins und etwas mitgebrachtem Zunder versuchte das Holz zu entfachen dachte sie darüber nach, wie ihr Vater mal gemeint hatte, dass es auch unter den Shemlen einige gab, die es wert waren den Geschichten vom Volk zu lauschen. Vor ihrem inneren Auge tauchten die Shemlen auf, denen sie bisher begegnet war, den Meisten davon im Kampfe. Doch auch aus den Augen der friedlicheren wie Jägern oder Bauern hatte nur Hass und Verachtung geblickt, noch bevor sie diese vertrieben hatten.
    Endlich entfachte ein Funken den Zunder, sachte blies sie in die Glut und legte den leicht brennbaren Stoff vorsichtig unter das Holz. Während sie sich noch fragte, ob sie jemals einen Shem treffen würde der es wert war, die Geschichte der 'Klingen des langen Weges' zu vernehmen, murmelte sie -nicht ohne Ehrfurcht- :"Danke Andruil, dass heute dein Segen mit mir war." Dann aß sie, nicht ahnend, dass ihr Schicksal kaum eine Meile entfernt bereits durch das Unterholz stolperte....
    Geändert von Leirâ Ven (29.12.2011 um 01:29 Uhr)

  6. #6
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    Die Südhügel, in einem größeren Waldstück

    Das Feuer knackte und eine schlanke Rauchfahne schlängelte sich zwischen den brennenden Holzscheiten hindurch empor zum Himmel, nur um jenseits der Baumgrenze zum Spielzeug des Windes zu werden. Leirâ saß da, gegen einen Baum gelehnt und ihre Blicke folgten dem Schauspiel derweil sie lustlos auf einem Stück gebratenem Fleisch herumkaute. Wieder und wieder drehten sich in ihrem Geist die Fragen, diese verfluchten, quälenden Fragen:
    Wer? War es wert, aufgesucht zu werden.
    Wer? Sollte die Geschichte ihres Klans vernehmen.
    Wohin? Würde Andruil die Schritte der Jägerin führen.
    Was? Sie dort erwarten.
    Tja, Was? Hatte Talon'din ihr zugedacht.

    Doch was sie bekam waren keine Antworten, es waren Kopfschmerzen. Sie erhob sich, trat das Feuer aus und lies beinah verzweifelt den Blick schweifen, nur um ihren Händen etwas Arbeit zu gönnen. irgendetwas was die verfluchten Fragen verstummen lassen würde. Doch es gab nichts zu tun. Einfach nichts! So glitt sie schicksalsergeben wieder an dem Baumstamm herunter und ihr Blick hob sich. Klar und blau waren ihre Augen, in denen sich der Himmel tiefblau wieder spiegelte. Ein kühler Wind frischte auf und schien nur neue Fragen herbei zu tragen:
    Wie? Den Herbst überstehen.
    Und erst den Winter?
    Ohne Klan, ohne Schutz, ohne Zelt. Über ihre elfengroßen Pupillen zogen die Abbilder von Wolken. Langsam öffnete sie den Mund und stimmte ein Lied vom Volk an. Vom großen Marsch, als ihre Ahnen vor so unglaublich langer Zeit aus ihrer Heimat vertrieben worden waren. Ihre helle Stimme legte sich unaufdringlich über die Lichtung, trat vor die Geräusche des kleinen Waldes.
    Doch halt! Da war etwas. Zwischen zwei Strophen vernahm sie ein Geräusch, das war...
    Eine Stimme? Ja, mehrere sogar. Sie richtete sich langsam auf, raffte dann schnell ihre Habe zusammen und lief los. Ihre Füße flogen schemenhaft über den Boden derweil ihr Oberkörper sich kaum bewegte, setzte sie über Pfützen und kleinere Felsen und lies den Wald hinter sich. Die Südhügel erstreckten sich vor ihr, hier und da ein Wäldchen auf Hügeln, ein gutes Stück vor ihr, unterhalb ihres jetzigen Standortes wand sich eine der Schemstraßen durch diese Hügel wie eine Schlange zwischen Graßbüschel. Sie hielt Inne und lauschte.
    Ihr Gehör war selbst nach elfischen Maßstäben ausgezeichnet sodass es ihr keinerlei Mühe bereitete die Stimmen auszumachen. Sie kamen von der Straße, links von ihr ebendiese hinab. Und bewegten sich auf die Stelle vor ihr zu. Da sie aber trotz aller Ausgezeichnetheit ihres Gehörs nicht verstehen konnte was gesprochen wurde lief sie schnellen Schrittes zur Straße, es war ein ganzes Stück, welches sie durch das hüfthohe Gras pflügte. Sonnenstrahlen und Schatten tanzten über ihren Körper und trotz des Herbstduftes der in der Luft lag fühlte es sich beinah wie Sommer an. Sie erreichte die letzte Anhöhe vor der Straße, weiter zu ihrer linken erspähte sie am Horizont ein seltsam Steingebilde welches sich schnurgerade durch die Landschaft zog. Und dort, zu ihrer linken, fast noch eine Viertelmeile entfernt bewegte sich ein kleiner Zug von Leuten in ihre Richtung. Sie warf einen Blick zum Fuße des Hügels und erspähte dort einen kleinen Bach, nahebei Gebüsch. Sie lief los, überwand gut sechs Schritt in die Tiefe und kauerte sich in das tiefer gelegene Bachbett, auf zwei Steinen balancierend, sie legte auf nasse Füße wirklich keinen Wert.
    Der Tross kam rasch näher.

    Er bestand beinahe nur aus Schems, doch auch einige Elfen konnte sie erblicken. Elfen wohlgemerkt, keine Dalish. Leirâ hatte zwar davon gehört, dass einige ihrer Brüder und Schwestern die alten Lebensweisen aufgegeben hatten, es aber mit eigenen Augen zu sehen war...
    Erschütternd wäre wohl das passende Wort.
    Sie schleppten Kisten, beugten das Kreuz unter Säcken. Für die Schemlen! Es war einfach nicht zu fassen. Ungläubig spitzte sie die Ohren...
    "Glaubst du nicht, dass es überstürzt war aufzubrechen?", richtete eine dicke Menschenfrau das Wort an den, ebenfalls dicken, Schemlen zu ihrer Seit.
    "Würde ich es für überstürzt halten, wären wir jetzt wohl kaum hier, nicht wahr?"
    "Aber..."
    "Keine Widerworte, Weib! Du hast die Soldaten Loghains gehört: Ostagar ist gefallen! Und wo denkst du, wird sich diese.."; er senkst die Stimme sodass Leirâ nicht hören konnte was er dann sagte, "...wohl als nächstes wenden?"
    "Lothering.", gab die Frau kleinlaut bei.
    "Na siehst du. Und wenn schon der Bann flieht, was sollten dann wir, die reichste Familie der Bauern dort deiner Meinung nach tun?"
    "Dasselbe..."
    Wäre sie vom Volk, dachte Leirâ bei sich, würde sie nicht so mit sich reden lassen.
    Aber sie rang mit sich: Dieses Bild der unterjochten Elfen konnte sie so einfach nicht akzeptieren. Zumal ihr Vater ihr erzählt hatte, dass diese Vettern es nicht aus freien Stücken taten und sie, die Dalish, sich unter großen Verlusten von den Menschen befreit hatten und diese nun mieden, um die alten Wege am Leben zu erhalten. Und, Dirthamen mochte es in ihren Geist gelegt haben, sie fasste den Entschluss zumindest einigen dieser verirrten dem Pfad zu der Stelle des Elfenvolkes zu eröffnen.

    Und sie trat auf die Straße, direkt in den Weg der Reisegruppe.
    Der breitschultrige Mann, wohl ein angeheuerter Kämpfer, stutzte und zog augenblicklich seine Waffe: eine langes Haumesser, er trug einen gefütterten Wams als Rüstung. hinter ihm richtete ein weiterer eine Armbrust auf sie. Die Elfe beobachtete dies alles mit Gelassenheit, ihr Stand der Sinn nicht nach Kampf, erst recht nicht gegen eine Übermacht.
    "Das ist eine Elfe!", dem Mann mit der Klinge fielen beinah die Augen aus dem Kopf. Leirâ dankte im Stillen ihrem Vater, dass er sie jahrelang die Sprache der Schemlen beigebracht hatte. Sie hob langsam und beschwichtigend die Hände, breitete die Arme aus.
    "Na dann wirf ihr einige Kupfermünzen hin und lass uns weiter.", aus des dicken Menschen Stimme sprach der Hochmut. Die Jägerin ignorierte ihn, sah die Elfen an.
    "Ihr erkennt was ich bin, nicht wahr? Ich bin vom Volk und hier, um euch zu diesem zurück zu führen." Die Angesprochenen starrten sie nur aus großen Augen ungläubig an.
    "Ich glaube, das ist eine dieser wilden Elfen!", rief der Mann mit der Armbrust über die Schulter.
    "Ach, darum verstehe ich nicht was sie sagt.", meinte der Dicke. Leirâ konnte es nicht fassen: diese Elfen verstanden ihre Sprache nicht! Wie weit waren sie eigentlich vom Weg abgekommen? Sie wechselte in die Menschensprache, welche sie jedoch nur mit starkem Akzent sprach:
    "Wie weit habt ihr euch vom Volk entfernt, dass ihr unsere Sprache nicht mehr versteht?" Dummerweise schlug sie bei diesen Worten unbemerkt den Umhang zurück und entblößte das Schwert an ihrer Rechten.
    "Sie ist bewaffnet!", schrie der Kerl mit dem Haumesser und eh sie erklären konnte, dass sie keine bösen Absichten hegte hieb er nach ihr. sie wich zurück, das Dar'Misu flog von ihrer Hüfte in die Rechte und richtete sich alsbald auf des Mannes Kehle. Sie starrte ihn an, er zeigte keine Angst, schluckte nur und lies seine Waffe fallen. Leirâ schaute wieder die Elfen an.
    "Ich möchte kein Blut vergießen. Wer von euch mir folgen will, zurück zu den alten Wegen eures Volkes, der möge nun vortreten!"
    Wieder schaute sie nur in verunsicherte Augen. Der 'reichste Bauer von Lothering' grinste ein unglaublich schmieriges Grinsen und trat näher an die Jägerin heran. Die machte keine Anstalten sich zu bewegen.
    "Hör mal zu, da du mich ja offensichtlich verstehen kannst,", er sprach langsam und betont, als hätte er es mit einer Schwachsinnigen zu tun, "Diese Elfen habe ich bezahlt, falls es darum geht. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was du willst? Ich meine, deine Vettern hier haben es zumindest bis in die Zivilisation geschafft, und dann kommst du und willst sie wieder in die Wälder scheuchen?"
    Leirâ schaute erst ihn, dann ihre Vettern an. Ihr ganzes Gesicht ward von einer tiefen, absoluten Ungläubigkeit gezeichnet.
    "Ist das wahr? Ihr tauscht ein Leben in Knechtschaft gegen die Wege unserer Ahnen?" Die Angesprochenen schauten sich nur gegenseitig verlegen an.
    Da brachte der Dicke sein übel riechendes Gesicht derart nah an die kleine Elfe heran, dass es ihr beinah den Atem verschlug.
    "Zum letzten Mal, diese guten, Erbauerfürchtigen Elfen haben ihre Wahl bereits getroffen. Warum bist du also nicht eine brave, wilde Elfe und trollst dich in deine heiß geliebte Wildnis davon?"
    Schicksalsergeben lies sie die Waffen sinken und dem Armbrustträger wurde signalisiert, nicht länger auf sie zu zielen. Zähneknirschend trat sie bei Seite und ließ den Tross passieren, hob den Blick und schaute vorwurfsvoll in die Gesichter der Vorbeiziehenden empor -kein ungewöhnlicher Umstand für die wirklich SEHR kleine Elfe- nur um in die abgewandten Gesichter ihrer Vettern zu sehen. Und von gewissem Zorn erfüllt, hockte sie sich an den Wegesrand, hob den Kopf nur um mit an zu sehen, wie das tiefe Blau in ein herbstliches Grau überging.
    Ist das der Beginn unseres Untergangs, oh allwissender Dirthamen?
    Geändert von Leirâ Ven (29.12.2011 um 01:30 Uhr)

  7. #7
    DA-FRPG only Avatar von Juliette de Ludin
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    -> Lothering
    Tief in den Südhügeln
    Tag 2 - 11:41 Uhr

    In kurzen, vor Wut beflügelten Abständen stampften Juliettes früher einmal edle, nun dreckige Lederstiefel auf den gelegentlich von Pilzen und Blumen bewachsenen Boden dieses dichten Waldes, dicht gefolgt von Alriks deutlich ruhigeren Schritten. Juliette war sich ganz sicher, sämtliche Bäume Sträucher und Äste, hatten es wie schon vor kurzen auf sie abgesehen. Vermutlich hatten sie sich alle gegen sie verschworen, Dornen, Zweige, der ganze verdammte Wald! Als sie sich durch dichtes Geäst hatten bewegen müssen hatte sie in Gedanken den Wald gefragt ob er sie schon vermisst hatte. Als ihr dann, wie als hätte sie es herausgefordert, ein Ast ins Gesicht schlug vermutete mal das dem nicht der Fall war. Hätte mich auch gewundert.

    Seit schon fast einer Stunde irrten die hungrige Duellantin und der so langsam nüchtern werdende Bursche durch die heimische Pflanzenwelt, nachdem sie ihre gewaltbereiten Verfolger endlich abgeschüttelt hatten. Im dichteren Bewuchs gelang es den Beiden die Schläger abzuhängen, was ihn wohl einen Kampf mit einer zahlenmäßigen Übermacht und daraus resultierenden gebrochenen Knochen, Verstümmelungen oder noch Schlimmeren bewahrte. Allerdings aber mit einem unangenehmen und, für Juliette, erzürnenden Nebeneffekt: Sie hatten sich hoffnungslos verlaufen.
    „Wenigstens haben wir sie abgehängt.“, gab Alrik einen Schritt hinter Juliette, die gerade über einen umgestürzten Baumstamm stieg, halbwegs optimistisch von sich.
    Juliette schnaubte verächtlich.
    „Aber wir wissen nischt wo wir sind!“, zischte sie gereizt zurück ohne sich nach ihm umzublicken. In weiser Voraussicht sagte Alrik lieber nichts.

    Die Orlaisianerin hatte beinahe das Gefühl ein Deja Vu zu haben und das nicht weil sie diesen umgestürzten Baumstamm glaubte schon mindestens drei Mal bereits überquert zu haben. Obwohl, das auch. Verdammt! Er müsste nur noch Nacht sein und regnen und schon wäre es wie vorgestern als sie diesen bezahlten Diebstahl für diesen miesen Halsabschneider begangen hatte. Das warf unangenehme Erinnerungen daran auf wie tief sie doch gesunken war und das sie trotz begangener Tat und erhaltener Bezahlung nicht weiter gekommen war. Wäre sie nicht so wütend und würde ihr anerzogenes Ehrgefühl es ihr vor einem Zuschauer nicht verbieten würde sie sich nun mit gesenkten Haupt und hängenden Schultern dahin schleppen und hoffen über einen Stein zu stolpern damit sie sich einfach das Genick brach. Doch bevor diese vor reuigem Selbstmitleid triefenden Gedanken die Oberhand gewinnen konnten konzentrierte sie sich lieber auf ihre Wut und es schien sogar zu klappen.
    Eigentlich wurde sie nicht allzu leicht wütend. Ihr wurde schon früh und eindringlich anerzogen einen kühlen Kopf zu bewahren, sich nicht aufzuregen, die Ruhe selbst zu verkörpern gleich welcher Situation sie sich ausgesetzt war… Aber das sie nun planlos durch irgendeinen, verflucht dichten Wald mit gefühlt tausenden unliebsamen Dornenbüschen, hungrig und verkatert stolperten ohne zu wissen wohin sie eigentlich gingen war selbst für sie zu viel. Das sie wütend war, war noch untertrieben.

    Es knackte laut als Juliette auf einen knorrigen Ast trat und beinahe durch ein Gebüsch stolperte. Als sie es beide umgingen kamen sie auf eine Lichtung durch die sich ein Waldweg zog, wodurch sich ihre Laune geringfügig hob. Jetzt müsste sie zumindest nicht mehr über fiese Wurzeln und Gestrüpp stolpern.
    „Na also.“, meinte der Bursche hoffnungsvoll lächelnd.
    Erneut schnaubte sie und verdrehte die Augen.
    „Wir wissen immer noch nischt wo wir sind geschweige denn wo wir lang müssen.“
    „Wir könnten ja einfach mal den Weg entlang gehen und dann weitersehen. Irgendwann werden wir schon wieder hier herauskommen.“
    „I`r seid ein unverbesserlischer Optimist, Alrik.“
    Mit etwas mehr Mut schritt der Bursch tapfer voran während die Orlaisianerin verdrossen seufzend den Kopf schüttelte ehe sie ihm dann schicksalsergeben folgte.

    Juliette bezweifelte doch stark das sie den richtigen Weg gingen, zumindest anhand ihrer Erfahrung mit Auf-gut-Glück-Entscheidungen. Sie hatte das Gefühl schon seit Jahren kein Glück mehr gehabt zu haben und beim Erbauer verflucht, vielleicht kam diese Behauptung so langsam sogar hin. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Wieso sollten sie gleich auf Anhieb den richtigen Weg zum Turm der Magi einschlagen ohne zu wissen in welcher Richtung er lag?
    Innerlich erschauderte sie vor Abscheu bei dem Gedanken die Zuflucht dieser, dieser, (wäre sie weniger gut erzogenen hätte sie das Wort „Missgeburten“ gewählt) dieser absonderlichen Gestalten aufzusuchen. Aber wenn sie diese Schriftrolle zu Geld machen wollten wäre es sicherlich nicht unklug in Erfahrung zu bringen was, beim Blute des Erbauers, auf diesem alten Fetzen Pergament geschrieben war. Das war der Plan, den sie und Alrik beschlossen hatten.
    Bevor sie die Wut zu sehr gepackt hatte, hatten sie sich ausgiebig über ihr nächstes Vorgehen unterhalten während sie sich einige Minuten von der Verfolgungsjagd erholten. Berechtigterweise dankbar für seine Rettung bot der junge Fereldaner an gemeinsam zu versuchen von diesem antike Etwas zu profitieren. Anfangs war Alrik zwar ein wenig argwöhnisch aufgrund ihrer Abstammung doch sie konnte ihn eines Besseren belehren. Sein Vater der im Krieg gegen Orlais gekämpft hatte, hatte immer gesagt das sein Vater, also Alriks Großvater, behauptete man dürfe keinem Orlaisianer trauen. Der Großvater musste es natürlich wissen. Ein orlaisischer Chevalier hatte ihm schließlich die Kehle aufgeschlitzt. Jedenfalls behauptete Alrik das. Genervt meine Juliette das sie weder Alriks Großvater getötet oder gegen seinen Vater oder gegen Ferelden im Allgemeinen jemals gekämpft hatte, dafür war sie augenscheinlich zu jung und obendrein hatte sie Alrik das Leben vor seinen Landsleuten gerettet und das obwohl sie zu diesem Volk von versnobten Tyrannen gehörte. Sehr zu ihrer Überraschung schien diese Logik tatsächlich zu ihm durchzudringen dabei dachte sie immer, dass Logik für Fereldaner ein Fremdwort war, genauso wie Baden oder Seife. Also rechnete sie ihm das hoch an.
    Nachdem sie sich die Schriftrolle ebenfalls angesehen hatte, hatten sie sich beraten und waren zu dem Schluss gekommen zum Turm der Magi zu reisen, auch wenn Juliette das nicht gefiel. Magie war etwas Schändliches. Etwas das man ihrer Meinung nach unten den Teppich kehren und nie wieder darüber sprechen sollte. Der Gedanke sich mit eben solchen sündigen Missgebur…PardonGestalten abzugeben war ihr zuwider aber die Erinnerung daran das sie womöglich reich werden könnte, sie beide sogar, wie Alrik zuversichtlich behauptete, machte es ihr möglich darüber hinweg sehen zu können. Geradeso. Außerdem konnten sie beide mit den unbestreitbar alten Schriftzeichen nichts anfangen. Alrik schon zweimal nicht da er überhaupt nicht lesen konnte. Dass er es sagte als wäre es das natürlichste der Welt, nicht lesen zu können, hätte die Adlige früher bestürzt den Kopf schütteln oder ihn als ungebildeten Tölpel abstempeln lassen. Doch mittlerweile wusste sie genug über Ferelden um zu wissen dass nur ein jämmerlicher Bruchteil der Bevölkerung lesen konnte. Selbst beim Adel war diese Selbstverständlichkeit nicht die Norm.
    Aber auch wenn sie hingegen sehr wohl lesen konnte, das was auf dieser alten Schriftrolle gekrakelt war konnte wohl niemand mehr lesen der weniger als ein paar Jahrhunderte alt war. Abgesehen natürlich von einem Gelehrten der sich darauf spezialisiert hatte alten Texten wie diesen ihre Geheimnisse zu entlocken und wer könnte besser für so etwas qualifiziert sein als einer dieser ach so weisen Magier? Außerdem gab es in diesem ganzen, bildungsarmen Land wohl keine Alternative, zumindest keine die sowohl Alrik als auch Juliette so auf Anhieb einfiel. Die Magier hatten ja sowieso nichts Besseres zu tun als in ihrem Turm zu hocken, ihr zugegebenermaßen beachtliches Wissen zu horten und hoffentlich irgendwann einmal zu verrotten!

    Woher ihre Abneigung gegenüber Magie und ihrer Anwender genau kam konnte sie nicht mit Sicherheit sagen. Das sie als Kind jedes Mal eine Ohrfeige bekam wenn sie das böse Wort mit M auch nur aussprach hatte sicherlich nicht unerheblich dazu beigetragen aber vielleicht lag es ja auch an ihr persönlich. Als sie damals merkte wie sehr Vater und Mutter dem Thema feindlich gesinnt waren ließ sie es erst einmal ruhen, ohne wirklich verstanden zu haben. Da ihr Bruder, Jean, nicht so frevelhaft enthusiastisch an den magisch begabten Halbbruder geschrieben oder solche Worte eigentlich noch gar nicht in den Mund genommen hatte blieb er von solchen recht drakonischen Erziehungsmaßnahmen verschont. So kam also schließlich was kommen musste: Als ihr Bruderherz der gerade mal zwei Jahre älter als sie war, das Tabu kaum ein oder zwei Wochen später in kindlicher Unwissenheit brach verpasste sie ihm fast automatisch auch eine Ohrfeige. Als ihre Eltern das bemerkten petzte die alte Heulsuse Jean natürlich sofort. Diese Ungerechtigkeit einfach so geschlagen zu werden bloß weil er über Magie geredet hatte. Doch anders wie sie es erst schuldbewusst und ängstlich erwartet hatte wurde nicht sie bestraft, sondern er. Sogar mit Lob wurde die kleine Tochter belohnt und spätestens ab damals hatte sie sich in den Kopf gesetzt, dass Magie einfach abscheulich, verwerflich, das Böse schlecht hin war. Punkt! Über die Jahre hatte sich das dann wohl hoch gesteigert. Ob man das nun starrsinnig bezeichnen würde war ihr schlicht egal. Nebenbei bemerkt schien aber auch niemand etwas für Magier übrig zu haben wodurch sie sich wohl erneut bestätigt fühlte.

    Mürrisch trat Juliette einen Stein vom Weg und brummte leise in ihrer Muttersprache während Alriks Laune sich immer weiter zu heben schien, besonders als das Blätterdach immer lichter wurde und mehr und mehr Lichtstrahlen das Privileg genossen einen malerischen Anblick der kleinen Lichtung zu erschaffen, welcher durch das Vogelgezwitscher noch eine Spur harmonischer wirkte. Knackend prallte der Stein gegen einen anderen derweil ein, an einem Baum in der Lichtung, hochhuschendes Eichhörnchen in der Krone Selbigens verschwand. Nebeneinander schlenderte das ziemlich gegensätzlich wirkende Paar durch diesen idyllisch wirkenden Teil des Waldes. Rechts der hoffnungsvolle und offensichtlich immer besser gelaunte Alrik der wenn er jetzt noch gleich ein Liedchen pfeifen würde einen Tritt gegen das Schienbein kassieren würde und links die missmutige und angefressen wirkende Juliette die mit hinter dem Rücken verschränkten Armen finster dreinschaute. Eben kam ihr in den Sinn „fressen“ wäre ein gutes Stichwort denn sie hatte schon den ganzen verdammten Tag noch nichts gegessen. So langsam hatte sie das Gefühl schon immer hungrig gewesen zu sein und dass trug nicht gerade dazu bei ihre Laune zu bessern.

    Eher unterbewusst bemerkte sie, dass eine weißhaarige, schmale Gestalt am Wegesrand saß und scheinbar nachdenklich vor sich hin starrte. Als die Duellantin sie als Elfe anhand der langen, spitzen Ohren die aus dem schneeweißen Haar ragten und ihre geringe körperliche Masse identifizieren konnte nahm sie das Klingenohr nur noch als gegeben wahr und würdigte sie keines weiteren Blickes. Alrik, wohl in Spendierlaune, griff in seine Taschen und warf der kleinen Gestalt eine Handvoll Kupfermünzen vor die Füße während er an ihr vorbeiging, was Juliette den Mund leicht verziehen lies. Sicher, sie hatte absolut nichts dagegen wenn man denen die im Leben weniger hatten als man selbst, selbiges ein bisschen leichter machte. Das fand sie eigentlich sogar sehr lobenswert aber wenn er schon Geld verschenken wollte könnte er es auch ihr geben. Ärmer als die Orlaisianerin konnte die kleine Elfe schließlich nicht sein, zumindest was Geld anging. Weniger als nichts zu besitzen konnte man ja schließlich nicht.
    Aber was soll`s…, dachte sie sich miesgelaunt. Vielleicht freut sich die Kleine, ja.

  8. #8
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ saß da und wendete die altbekannten Fragen im Geiste derweil sie mit ausdruckslosem Blick vor sich hin starrte. Das satte blau des Himmels hatte sich in ein düsterschweres Grau verwandelt, beinah als ob das Firmament ihre Stimmung wiedergab. Sie wusste nicht wie viel Zweit verstrichen war und es war ihr auch herzlich egal, da hörte sie Stimmen. Sie hob den Kopf, lauschte.
    Menschenworte. Sie ließ den Blick wieder sinken, ihr Bedarf an Schemlen war für heute gedeckt, sodass sie sich entschied einfach dort sitzen zu bleiben. Die beiden kamen rasch näher, sie blickte nicht auf. Der Schatten der ersten zog über ihren Körper wie eine Wolke über den Himmel, doch der Zweite hielt inne. Sie lupfte eine Augenbraue als fünf Stücke Kupfer vor ihr im Dreck landeten, ehe der Kerl weiterging. Sie knirschte leise mit den Zähnen. Es war eigentlich nicht ihre Art, jähzornig oder gar aggressiv zu sein, aber nach so einem beschissenen Tag war das Maß einfach voll! Sie griff nach den Münzen, erhob sich und schleuderte sie dem Kerl gegen den Hinterkopf.
    "Au! Was sollte das de-", er stockte. Eben hatte ihr Mantel die Waffen verborgen, ihr gebeugtes Gesicht die Vallaslin nicht gezeigt. Doch nun sah er das Schwert an ihre Hüfte und die schwungvollen Linien, welche sie als Dalish kennzeichneten.
    "Deine Almosen kannst du behalten, Shem!", sie spie das letzte Wort aus, was dieses nur noch mehr verzerrte. Obwohl sie beinah alle Wörter der Shemlensprache kannte, hörte man deutlich dass es nicht ihre Muttersprache war. Sie sprach ohne Melodie, ihre Betonungen lagen teilweise völlig falsch. Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte sprudelten Bilder der Rosenohren in ihrem Geiste auf. Verzerrte Gesichter, erstarrt im Tode als ihre Pfeile deren Körper trafen. Selbstgefällige Fratzen, wenn sie auf sie herabblickten.
    "Ihr... Seht anders aus als andere Elfen...", stammelte der schwarzhaarige Mann. Sie starrte ihn nur unverwandt an. Und wunderte sie sich, wie alt dieser sein mochte. Es war ihr immer schwer gefallen, das Alter eines Shems einzuschätzen. Sie Unterschiede im Gesicht gingen so viel weiter denn nur die Ohren, die ganze Augenpartie war anders, ebenso der Körperbau. Und dann diese Haare im Gesicht... Bäh.
    "Ich bin keine Elfe. Ich bin eine Dalish. Und dein... "Wie nannten die Menschen dieses Zeug noch mal? Beim Volk gab es kein Wort dafür....
    Es fiel ihr nicht ein und so zeigte sie nur mit dem Finger auf die Münzen, die nun im Dreck lagen.
    "..kannst du behalten!"
    Nun starrte der Mann sie mit seinen klaren, blauen Augen an. Und obwohl diese deutlich größer waren als eben erreichten sie nicht ganz die Größe derer Leirâs, die nur unfreundlich zurückstarrte. Nur ein weiterer Unterschied zwischen einem Elfen- und Menschengesicht.
    „Ihr seid eine Dalish? Eine von diesen wilden Elfen? Das ist ja unglaublich!“ Sein Lächeln verwirrte sie, irritiert hob sie eine Augenbraue, doch ehe sie etwas erwidern konnte mischte sich die Frau ein, die mit dem Mann reiste...

  9. #9
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    „Unglaublisch?!?“, platze es aus Juliette entsetzt klingend. Unglaublich war ist das ihr überhaupt mit ihr redet. „Seid ihr komplett meschugge?!?“, fügte sie die Zähne zusammengebissen und zischelnd, mit einer Hand an der Schwertschneide mit der anderen am ledernen Griff ihres Säbels, hinzu während sie Alrik unsanft mit den Ellenbogen in die Seite stach.

    Als das Klingenohr Alrik die gut gemeinte Spende an den Hinterkopf warf war sie erst natürlich überrascht und dann entsetzt darüber gewesen über welche undankbaren (und falschen) Töne diese Furie verfügte. Sie überließ es Alrik mit ihr zu reden da sie erst einmal den Sinn dieser krummen und schiefen Töne ergründen musste. Die redete so schlecht als sei fereldisch eine Fremdsprache für sie und sie auch noch betrunken. Als sie dann die Bewaffnung der Elfe bemerkte ließ die Söldnerin ihre rechte Hand langsam und unauffällig zu ihrer geliebten Waffe wandern derweil sie sich über die restliche Erscheinung der Kleinen wunderte. Sie war so grün, würde sie noch ihre strahlendweisen Haare verdecken, wäre sie im Gebüsch geradezu unsichtbar aber welcher Lehnsherr gestattete so etwas? Diese unterschiedlich grünen Stoffe und Lederteile und dann noch diese scheußliche Tätowierung im Gesicht. Das würde garantiert kein Lehnsherr gestatten, da war sich die Orlaisianerin sicher gewesen. Die sah ja fast aus wie eine Dalish, von denen Juliette meinte früher einmal eine Abbildung gesehen zu haben. Als sie dieses kleine Wort das überall, wo die Duellantin es jemals gehört hatte, mit Argwohn ausgesprochen wurde im Geiste ungläubig wiederholte fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das war eine Dalish.
    Diese Erkenntnis kam ihr fast zeitgleich wie das Klingenohr es selbst bestätigte und daher kaum ein paar Herzschläge vor Alrik, doch dieser wirkte dadurch nicht im Geringsten verunsichert, auch wenn es wohl jeder Trottel mit einem gesunden Menschenverstand wäre. Nein, er wirkte sogar begeistert! Er war also kein Trottel, sondern ein Volltrottel.

    Alrik zuckte durch ihren Ellenbogenstoß kurz zusammen schenkte Juliette aber dennoch kaum Beachtung und nahm den Blick nur kurz von der ebenfalls davon verwirrt wirkenden Dalish. Zumindest glaubte Juliette sie wäre verwirrt anhand des Ausdrucks in ihren hellblauen, großen Augen und der hochgezogenen Augenbraue. Es war sowieso immer schwieriger die Emotionen von Elfen zu deuten als die von Menschen, schließlich wirkten ihre Gesichter auf die Adlige so fremd und das war schon bei den gewöhnlichen Elfen der Fall.
    „Ich habe noch nie eine Dalish gesehen!“, sagte er, die blauen Augen vor Neugier und Begeisterung glitzernd.
    Darüber könntet ihr froh sein! Zwar hatte Juliette keinerlei praktische Erfahrung mit diesem fremdartigen Elfenvolk, woher auch, aber sie hatte keinerlei Bedürfnis dem abzuhelfen. Die Geschichten und das sonstige Gerede darüber dass sie ahnungslose Wanderer überfielen, gnadenlos Unschuldige töteten und dass sie Menschen ihren seltsamen Göttern opferten war der Orlaisianerin mehr als genug an Wissen. Auf eine praktische Demonstration konnte sie gerne verzichten. Dass es diesem Burschen aber scheinbar nicht reichte eine potenziell gefährliche und bewaffnete Mörderin verärgert zu haben zeugte doch von unfassbarer, dummer Naivität. Es war zum Mäuse melken! Sie sollten wegrennen oder notfalls zu ihren Klingen greifen und nicht mit dieser potenziellen Gefahr plaudern!
    „Es tut mir wirklisch Leid, Dalish, wenn mein tölpel`after Gefährte eusch verärgert `at.“, sprach Juliette bemüht neutral mit einer Hand am Griff ihres noch in der Scheide steckenden Säbels während sie mit der anderen Alrik zurück schob und ebenfalls einen bedächtigen Schritt zurück wich. Sie bemühte sich um einen ruhigen, unbedrohlichen Tonfall aber ihr, durch die vergangen Tage, stark strapazierter Geduldsfaden riss genau in diesem Moment.
    „Aber wagt es nischt uns anzugreifen!“, zischte sie bedrohlich und ihre intensiv stahlgrauen Augen funkelten nur so vor Wut in ihrem vernarbten Gesicht.

  10. #10
    DA-FRPG only Avatar von Leirâ Ven
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    Leirâ spannte unwillkürlich alle Muskeln an, als Die Frau plötzlich nach vorn schoss, im Begriff ihre geschwungene Waffe zu ziehen. Unbemerkt, so hoffte sie zumindest, schlossen sich die Finger ihrer rechten Hand um den Griff des Dar’Misu, welches sie im Kreuze trug, derweil die Shem-Frau ihren Begleiter anfuhr wie ein Luchs ein fremdes Tier, das in sein Revier eingetrungen war. Dirthamen, wie redet die denn?, musterte die kleine Jägerin diese argwöhnisch. Es war eine Kriegerin, überall, so schien es, trug sie Waffen. Neben der eleganten Klinge, um die sie bereits die Hände gelegt hatte, auch noch zwei Wurfdolche quer über dem Körper. Die Narben in ihrem Gesicht wirkten beinahe wie Vallaslin.
    Nun ja, wir erhalten sie um erwachsen zu werden. So anders sind Kampfnarben nicht.

    "Es tut mir wirklisch Leid, Dalish, wenn mein tölpel`after Gefährte eusch verärgert `at. Aber wagt es nischt uns ansugreifen!"
    Die Jägerin ging in die Knie, in Fechthaltung, doch zog sie nicht. Langsam richtete sie sich wieder auf und drehte beide Handflächen nach außen.
    "Wieso verärgert? Was hab' ich denn getan?", fragte der Mann mit leicht dümmlichem Gesichtsausdruck. Leirâ senkte beinah beschämt das Haupt, vielleicht hatte er ja tatsächlich nur freundlich sein wollen. Sie schaute ihm unverwandt in die Augen, dann blickte sie zu der Kriegerin.
    "Natürlich will ich euch angreifen, darum habe ich mich ja auch mitten auf der Straße versteckt, auf euch geschossen und meine Waffen gezogen.", sie ging einen Schritt auf die beiden zu.
    "Mach dich nicht lächerlich." Sie schaute der, über einen Kopf größeren, Frau in die Augen, welche sich übergroß in ihren eigenen spiegelten. Die Narben, die Haltung und ihre Waffen. Diese Frau musste eine gute Kämpferin sein. Diese verzog das Gesicht auf eigenartige Weise, doch ehe sie etwas tun konnte sprang der Mann zwischen sie.
    "Nun beruhigen wir uns erst einmal, nicht wahr?" Er schaute seine Begleitung, dann die Dalish an.
    "Verzeiht, wenn ich euch beleidigt haben sollte, Frau Dalish. Mein Name ist übrigens Alrik Riverside und dies ist Juliätt."
    Er kreuzte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf. Er war sehr höflich und hatte eine Stimme, die sie an ihren Vater erinnerte. Eine Stimme, der man unmöglich nicht zuhören konnte. An Leirâ nagte Schuldempfinden, trug sie nicht eine Klinge der Shemlen um sich daran zu erinnern, dass es auch unter den Rosenohren welche mit Ehre gab?
    "Andaran atish'an, Alrik Riverside und Juliätt." Sie beschrieb mit der Hand einen Bogen von ihrem Herzen zu den beiden. "Nennt mich Leirâ Ven, vom Klan der Klingen des Langen Weges." Sie legte, betont langsam, die Hand auf ihr Schwert und löste es, samt Scheide, von der Hüfte.
    "Wie ihr seht, trage ich eine eurer Waffen. Ich bin euch nicht feindlich gesinnt und ihr habt mich auch nicht beleidigt, Alrik." Eine Entschuldigung war dann aber doch mehr als der Shem von ihr erwarten konnte. Vir Bor'asan. Breche nie.
    "Klan? Wie faszinierend! Wo ist euer Klan? 'Leirà Vehn'. Hat das eine Bedeutung? Was tut ihr hier? Ich dachte, euer Volk würde unsere Straßen meiden?" Sie musste Grinsen und mit einem Seitenblick auf die Kriegerin antwortete sie:
    "Ich lauere an diesem Weg euresgleichen auf, um eure Kinder zu rauben und zu fressen, wie ihr es mit den unseren getan habt." Kurz verzogen sich die Gesichter der beiden, dann musste Leirâ Lachen.
    "Das erzählt ihr euch wirklich vom Volk, nicht wahr?“, Ihre Züge wurden mit einem Mal hart. „Aber unsere Vettern haltet ihr wie ihr euer Vieh haltet, also könnt ihr euch kaum beschweren, wenn ich etwas... missgestimmt bin.", sie vermied es, die Frage nach ihrem Klan zu beantworten. Nun musterte sie Alrik genauer: Zwar trug er Schwert und Schild, einen gesteppten Wams gar, aber wie ein Krieger wirkte er nicht. Seine Augen blickten klar und hell wie die eines Knaben. Da erhob auch schon wieder Juliette das Wort…

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