Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 20

Thema: Lothering

  1. #1
    emergency induction port Avatar von Aquarius
    Registriert seit
    19.06.2008
    Ort
    NRW
    Beiträge
    3.591

    Standard Lothering

    Lothering - Dorf

    In früheren Zeiten war Lothering kaum mehr als ein Handelsposten der Festung Ostagar im Süden. Heute ist das Dorf größer und versorgt Redcliffe sowie die Händler und Oberflächenzwerge in der Nähe von Orzammar mit Gütern. Seine Lage an der Nordstraße ist strategisch relevant, weshalb die Kontrolle über Lothering früher ein Streitfall zwischen dem südlichen Bannorn und dem Arltum Südhang war. König Calenhad selbst sprach das Dorf im Erhabenen Zeitalter Südhang zu, was den Zwist beendete.

    Da im Süden von Ferelden die Dunkle Brut einfiel, kamen viele Flüchtlinge nach Lothering. Schnell wurden Lebensmittel knapp und teuer. Zimmer gibt es auch keine mehr zu vermieten und die Kirche ist Tag und Nacht gut besucht. Gerüchten zufolge waren vor kurzem zwei Graue Wächter in Lothering und haben auch einen Gefangenen mitgenommen.


    Regentschaft

    Arl Leonas Bryland
    Ser Bryant ist der Kommandant der Templer in Lothering
    Die Älteste Miriam kümmert sich um die Flüchtlinge

    Bekannte Orte

    1. Dorfplatz

    Der Dorfplatz von Lothering erstreckt sich von der Kirche nördlich bis zur Taverne am südlichen Ufer des Flusses Drakon. Neben Dorfbewohnern, Flüchtlingen und Bettlern sind Kantor Devons und die Älteste Miriam oft am Dorfplatz zu finden.

    • Die Kirche
      In der Kirche segnet die Ehrwürdige Mutter alle Personen, die an den Erbauer glauben. Ser Bryant, der Kommandant der Templer, ist hier ebenfalls öfters anzutreffen.



    • Taverne „Danes Zuflucht“
      In der Taverne von Lothering sind alle Zimmer ausgebucht. Die Leute schlafen teilweise auf dem Boden und am Speicher. Danal ist der Eigentümer und Wirt der Taverne. Barlin ist ein Händler, der seine Waren in der Taverne verkauft. Ebenfalls hält sich hier ein Repräsentant der Blackstone-Freischärler auf.



    Wetter

    Besondere Ereignisse

    Entfernungen

    Entfernungs- wie auch Zeitangaben dienen nur der Orientierung.

    Von Lothering nach

    • Denerim:
      51 km; 18h 30m; Weststraße

    • Redcliffe:
      24 km; 8h 30m; Calenhad-See Süd

    • Zirkel der Magi:
      42 km; 15h 00m; Calenhad-See Ost

    • Haven:
      48 km; 17h 30m; Calenhad-See Süd

    • Honnleath:
      48 km; 17h 30m; Calenhad-See Süd

    • Westhügel:
      69 km; 25h 00m; Calenhad-See Ost -> Nordstraße

    • Highever:
      93 km; 33h 30m; Calenhad-See Ost -> Nordstraße

    • Orzammar:
      72 km; 26h 00m; Calenhad-See Süd -> Lake Calenhad West

    • Gwaren:
      48 km; 17h 30m; Kaiserliche Hauptstraße -> Brecilian-Passage

    • Amaranthine:
      72 km; 26h 00m; Weststraße -> Nordstraße


    ______________
    Vielen Dank an Kinman!
    Geändert von Aquarius (30.11.2010 um 23:44 Uhr)

  2. #2
    DA FRPG only Avatar von Sixtus Juniper
    Registriert seit
    05.01.2011
    Beiträge
    13

    Standard

    <----- Die Hinterlande

    Lothering

    Langsam ging Sixtus in das Dorf hinein. Sein Blick wanderte von links nach rechts und wieder zurück. Er nahm die vielen neuen Eindrücke in sich auf und war erstaunt über die vielen Menschen und sogar Elfen, die sich hier befanden. Manche saßen am Straßenrand und bettelten, manche liefen aufgeregt umher, andere gingen einer bestimmten Beschäftigung nach. Einige betrachteten den Jäger neugierig, manche sahen weg, als sein Blick sie streifte. Doch in einem Punkt glichen sich fast alle: In ihren Gesichtern war Ungewissheit und Verzweiflung zu erkennen.

    Plötzlich stand ein junges Mädchen vor ihm. Mit großen, dunklen Augen sah es den Avvar an. „Habt Ihr ein Stück Brot für mich, großer Mann?“, fragte die Kleine, die wahrscheinlich kaum zehn Winter gesehen hatte. Dabei ging sie eilig ein paar Schritte rückwärts, darauf achtend, Sixtus nicht im Wege zu stehen. „Oder ein paar Kupferlinge?“
    Der Jäger blieb stehen und sah der Kleinen in die Augen. Daraufhin wich sie ein weiteres Stück zurück, jederzeit bereit, die Flucht zu ergreifen. Er hockte sich auf ein Knie, um weniger bedrohlich zu wirken. Trotzdem war er noch immer größer als sie. Mit einer Hand deutete er dem Mädchen, näher zu kommen. Er sah in ihr die Chance, eine unvoreingenommene Meinung zu bekommen. „Wenn du mir ein paar Fragen beantwortest, dann bekommst du von mir eine kleine Belohnung.“

    Plötzlich schien ihre Neugierde die Angst zu überflügeln und sie kam wieder ein paar Schritte auf ihn zu. „Was wollt Ihr wissen?“
    „Hast du schon von der Dunklen Brut gehört?“, fragte er frei heraus. Die Augen der Kleinen weiteten sich, doch sie nickte stumm.
    „Kannst du mir etwas darüber erzählen?“
    Erneut nickte sie. „Das sind die Monster, wegen der wir von Zuhause weg sind. Vater wollte eigentlich nicht weg, er sagte, er glaube nicht an die Geschichten und die Dunkle Brut. Doch als Mutter zusammenpackte und mit mir losgegangen ist, kam er mit. Gesehen habe ich sie nicht, aber viele Erwachsene reden darüber, wenn sie nicht wissen, dass ich zuhöre.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber manchmal bemerken sie mich nicht und ich kann sie belauschen.“
    Es war interessant. Sixtus dachte kurz an seine eigenen Kinder. Er würde sie vor einer Gefahr warnen, mit ihnen darüber reden und nichts verschweigen, doch scheinbar war es hier anders. Er würde es sich merken und darauf achten. „Was erzählen die Erwachsenen denn so?“
    „Die meisten haben Angst. Sie sagen, das sind alles Monster, die aus der Erde kommen und Menschen fressen. Sie sagen, man kann sie nicht aufhalten, nur davonlaufen. Darum sind wir auch weggegangen… denke ich. Noch etwas?“
    „Eine Frage noch: Woher kommst du?“, wollte Sixtus noch wissen, damit er eine Vorstellung davon hatte, woher die Dunkle Brut wirklich kam. Das Mädchen sah sich kurz um und zeigte auf eine Gruppe von Menschen, die auf ein paar Holzkisten saßen und sich unterhielten. „Von da. Mutter ist dort, Vater aber nicht, der sucht gerade Arbeit.“
    „Ich meine, wo dein Daheim ist…“
    „Achso. Ähm…“ Die Kleine überlegte angestrengt. „In der Nähe von Ost… Osgar oder so irgendwie.“ Der Jäger zog die Augenbrauen hoch. „Ostagar!“, meinte sie dann triumphierend. „Wir sind immer nach Norden gegangen, bei Ostagar vorbei und hierher.“
    Also kam sie aus dem Süden. Das passte zu dem, was Bjator erzählt hatte. Sixtus meinte sich zu erinnern, dass er auch Ostagar erwähnt hatte. Jedenfalls kam das Übel aus dem Süden und breitete sich von dort her aus.
    „Wie lange bist du schon hier?“
    „Ihr habt gesagt, es wäre Eure letzte Frage gewesen. Bekomme ich nun eine Belohnung?“, entgegnete die Kleine darauf keck und gleichzeitig nervös. Sixtus lächelte und griff nach dem Münzbeutel, den er von Kenan bekommen hatte. Er fischte daraus mehrere Kupferlinge und ließ zwei davon in die Hand des Mädchens fallen. „Zwei weitere, wenn du mir diese Frage auch noch beantwortest.“
    „Vier Sonnenaufgänge sind wir marschiert und drei sind wir schon hier.“, antwortete sie und hielt erneut die Hand auf. Wie versprochen gab der Jäger ihr zwei weitere Kupferlinge.
    „Danke, edler Herr!“ Mit diesen Worten sauste das Mädchen davon, zurück dorthin, wo ihre Mutter war.

    Sixtus beobachtete sie noch einen Moment, sah, wie sie ihrer Mutter die Kupferlinge präsentierte. Wenige Augenblicke später zeigte das Mädchen auf ihn und die Mutter blickte auch kurz in seine Richtung. Dann wandte Sixtus sich ab und ging weiter. Der Weg führte links über eine Brücke, aber schon bald darauf sah er das Ende des Dorfes. Der Jäger drehte wieder um und überlegte, was er als nächstes tun sollte und wen er befragen konnte. Als sich jedoch sein Magen knurrend zu Wort meldete, entschloss er sich dazu, zuerst etwas zu essen aufzutreiben.

    „Du! Wo bekomme ich hier etwas zu essen?“, fragte Sixtus den nächstbesten Dorfbewohner, der ihm über den Weg lief. Dieser schaute im ersten Moment erschreckt, grinste dann aber über das ganze Gesicht.
    „Du stehst ja direkt davor.“ Der Dorfbewohner zeigte auf das Gebäude nebenan. „Mit etwas Glück bekommst du da drinnen noch etwas, kostet dich aber etwas.“
    Der Jäger wandte sich von dem Mann, der nur den Kopf schüttelte, ab und ging zu dem Gebäude, das sich als Taverne herausstellte. Er öffnete die Tür und mischte sich unter die Menschen. Im Gegensatz zur Taverne in Redcliffe war hier Hochbetrieb. Musik spielte, Leute saßen an den Tischen, standen an der Theke oder einfach so im Raum. Der bärtige Wirt hatte alle Hände voll zu tun, um seine Gäste zu bedienen. Zuerst blieb Sixtus stehen, wo er Platz fand, aber als er bemerkte, dass er so zu keinem Essen kommen würde, schob er einige Leute unsanft zur Seite und bahnte sich einen Weg zu dem Wirt. Empörte Verwünschungen und Flüche prasselten auf ihn nieder, doch der Jäger war einen Kopf größer als die meisten anderen Anwesenden und das Bärenfell, der Bogen sowie das Schwert an seiner Seite verschafften ihm genügend Respekt. Er legte die Hände auf die Theke, so als wollte er sie komplett für sich beanspruchen und wartete, bis der Wirt sich zu ihm umdrehte.
    „Ich will etwas zu essen.“, forderte er. Der Wirt runzelte kurz die Stirn. „Und was?“, fragte er in ungefähr dem gleichen Tonfall.
    „Fleisch.“
    „Gut, aber an den Tischen ist kein Platz und an der Theke könnt Ihr nicht stehenbleiben.“
    Nachdem Sixtus nicht negativ darauf reagierte, verschwand der Wirt kurz in die Küche und kam anschließend mit einem Holzteller, beladen mit zwei gebratenen Hühnerkeulen, zurück.
    „Die sind gerade fertig geworden. Dreißig Kupferlinge und den Teller bekomme ich wieder.“, sprach er und stellte das Essen vor Sixtus ab. Dieser kramte einen Silbertaler hervor und steckte anschließend das Wechselgeld ein. Dann nahm er sich die beiden Hühnerkeulen vom Teller und entfernte sich wieder von der Theke. Hinter sich hörte er den Wirt maulen, dass er kein Trinkgeld gegeben hatte. Da Sixtus sich jedoch nichts zu trinken bestellt hatte, sah er nicht ein, umzukehren und etwas zu zahlen, das er gar nicht wollte.

    Er verließ die Taverne und ging auf die Brücke, um sich auf der Mauer niederzulassen. Herzhaft biss er in die erste Keule und fand den Geschmack interessant. Es war ein Gewürz darauf, dass er nicht kannte, ihm aber durchaus zusagte. Wenig später war er fertig und entsorgte die Knochen in den Fluss, der unter der Brücke hindurch floss. Zumindest war der erste Hunger gestillt. Aus seinem kleinen Lederbeutel entnahm er den Trinksack, dessen verbleibenden Inhalt er mit einem Zug leerte.

    Der Jäger blieb noch etwas sitzen und kehrte in Gedanken zu Antares und Nashira zurück. Wäre Bjator nicht gewesen, würde er wahrscheinlich gerade mit Antares auf der Pirsch sein, während Nashira das Lager für die Nacht aufbauen würde. Es tat ihm im Herzen weh, dass er seinen Kindern dieses Erlebnis entsagen hatte müssen - auch er selbst hatte sich schon darauf gefreut. Aber so wie er Beatrix kannte, würde sie sich der beiden annehmen und mit ihnen etwas anderes unternehmen, damit die Enttäuschung etwas weniger herb war. Obwohl sie nicht mehr seine Frau war, empfand Sixtus weiterhin Zuneigung für sie. Er vermisste auch sie im Moment.
    Trotzdem war es seltsam, denn er war schon öfters für einige Tage dem Lager fern geblieben und hatte keine solche Sehnsucht nach nur einer Nacht verspürt. Es lag wohl an der Entfernung, die zwischen ihnen lag und dem Wissen, dass er in den nächsten Tagen auch nicht nach Hause zurückkehren würde. Er dachte darüber nach, sich heute Nacht mit einer Frau zu vergnügen, um sich abzulenken und die Sehnsucht zu lindern. Das war der Vorteil der Ungebundenheit, er war Beatrix nicht mehr verpflichtet. Doch die Leidenschaft würde noch etwas warten müssen. Die Sonne stand noch am Himmel und somit konnte er seinen Auftrag fortsetzen.

    Von der kurzen Rast und dem Imbiss erholt, stand Sixtus wieder auf und blickte sich um. Er hielt Ausschau nach Personen, die ihm weitere Fragen zu der Dunklen Brut beantworten konnten. Ein stattlicher Mann in einer Rüstung, die den Anschein weckte noch nicht viele Kämpfe durchlebt zu haben, fiel ihm auf. Dieser sprach gerade auf eine ältere Frau ein. Der Jäger richtete sein Hab und Gut und marschierte dann auf die beiden zu. Währenddessen lauschte er ihren Worten.

    „Ich kann wirklich nichts für Sie tun, gnädige Frau.“
    „Meine Knochen würden eine Nacht im Freien nicht überleben, verstehen Sie mich? Sie müssen mir helfen.“
    „ Wie ich Ihnen schon sagte: mir gehören keine Zimmer. Sprechen Sie mit Danal oder fragen Sie in der Kirche nach.“
    „Habe ich schon! In der Kirche ist kein Platz mehr und Danal vermietet an den Meistbietenden. So viele Münzen habe ich nicht.“
    „Es tut mir leid, aber dann werden Sie unter freien Himmel nächtigen müssen.“
    „Das können Sie einer alten Frau wie mir nicht antun.“
    Normalerweise galt es Frauen zu schützen und sie vor Gefahren zu bewahren. Aber das Gehabe dieses Weibs widerte Sixtus an. Eine Nacht im Freien zu verbringen war nun wirklich keine Gefahr und kein Grund, mit dem sie diesen Mann belästigen sollte. Vor allem da er ihr gesagt hatte, dass er nicht weiterhelfen konnte. Also mischte er sich einfach in das Gespräch ein.
    „Du wirst die Nacht schon überleben, es sei denn, du bist zu schwach. Denn nur die Schwachen und Kranken sterben. Dadurch wird allerdings der Clan stärker.“
    Der Gesichtsausdruck der Frau wechselte von Unglauben über Empörung bis hin zu offensichtlicher Entrüstung.
    „Junger Mann, was fällt Ihnen ein? Das habe ich nun wirklich nicht nötig!“ Mit diesen Worten stapfte sie davon. Doch auch der Mann in der Rüstung schien von seinen Worten überrascht zu sein und zeigte keine Spur von Dankbarkeit, obwohl Sixtus ihm das lästige Weib vom Leibe hielt.

    „Wilde…“, murmelte er vor sich hin und schüttelte den Kopf. Doch dann fasste er sich wieder. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
    „Was wissen Sie über die Dunkle Brut.“, fragte der Jäger. Der Mann fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
    „Weniger als mir lieb ist. Ich weiß nur das, was die Leute mir erzählen und von jedem hört man andere Geschichten. Sicher ist nur, dass die Kreaturen von Süden kommen und darum Lothering von Flüchtlingen überschwemmt wird.“, entgegnete er. „Wen könnten Sie denn am besten fragen… hm…“
    Erneut strich er sich über den Kopf, doch dann hatte er wohl eine Idee. „Vorhin hatte ich eine Chasind am Anfang des Dorfes gesehen. Die kommen ja aus dem Süden, sie kann Ihnen bestimmt weiterhelfen. Aber sind Sie nicht auch von dort?“
    „Nein, ich bin kein Chasind“, erwiderte Sixtus bestimmt.
    „Oh, entschuldigen Sie meinen Irrtum. Gehen Sie einfach in diese Richtung und am Ende des Dorfes müssten Sie auf die Chasind treffen.“
    Sixtus nickte und folgte dann der gezeigten Richtung. Es ging wieder über die Brücke und an der Taverne vorbei und noch einige Fuß weiter, dann sah er sie. Ihre blutige Lederkleidung sowie ihre Erscheinung stachen aus den anderen Menschen hervor. Zeichnungen zierten ihr Gesicht, doch auch die waren teilweise von Blut bedeckt. Ob es ihr eigenes war?
    Ohne zu zögern und einen weiteren Gedanken daran zu verlieren, schritt Sixtus auf sie zu. „Bist du die Chasind aus dem Süden?“

    Tag 3, Später Nachmittag

  3. #3
    DA-FRPG only
    Registriert seit
    05.12.2010
    Beiträge
    11

    Standard

    Die Hinterlande >>>>

    Lothering
    Tag 3, Mittags

    Das ist es? Koudelka blieb langsam stehen und betrachtete die kleine Ortschaft einige tiefe Atemzüge lang stillschweigend. Das Dorf war bereits aus einiger Entfernung sichtbar gewesen, doch das wahre Übel und Elend hatte sich erst jetzt zu erkennen gegeben. Die Gruppe von erschlagenen und mit Magie versengten Wegelagerern, die stinkend und faulend quasi an der Türschwelle Lotherings lagen, waren nur der Anfang und das, was die Chasind am wenigsten bekümmerte. Die Wiese vor ihr, die über eine verfallene Steintreppe mit dem imperialen Hochweg verbunden war, war viel interessanter. Dutzende von behelfsmäßig zusammengeflickten Zelten, die vom Wetter und der Vegetation schon jetzt vollkommen mitgenommen waren, zwängten sich um mehrere, vor sich her kokelnde, Lagerfeuer und dazwischen trieben sich Flüchtlinge rum. Jedoch waren dort kaum, wenn nicht sogar gar keine, Soldaten dabei und das einzige was die Kriegerin sah, waren Alte, Kranke, Verletzte, Weiber, Krüppel und Kinder. Kurzum diejenigen Kreaturen, die man dem sicheren Tod überlassen hatte.

    „Ist das das, was du dir erhofft hast?“, der spottende Unterton in den Worten Clevgars bohrte sich wie ein Pfeil durch Koudelkas Brust und das wusste er, denn er setzte sofort nach. Allerdings nicht mit weiteren Worten, sondern mit der massiven Kriegsaxt, die er sein eigen nannte. Die Chasind machte einen eiligen und uneleganten Sprung zur Seite und noch während sie sich dem Mann zudrehte und dabei darauf traute, dass nicht sofort ein weiterer Angriff kommen würde, zog sie ihre eigene, einhändige Axt. Doch ein weiterer Schwung blieb tatsächlich aus und stattdessen sprach Clevgar ein weiteres Mal, jedoch seinerseits stets Kampfbereit.
    „Der Älteste hat sich an dich geklammert und uns alle dazu verdammt, dir in diese Schlacht zu folgen. Und nun schleppst du dich davon, nach Ferelden. Du versteckst dich hinter einem Volk, dass nur aus…“, der muskulöse Krieger machte einen kurzen Augenblick Pause, in welchem er an den Rand des Hochweges heran trat und eine abfällige Handbewegung in Richtung des Dorfes und seiner Bewohner machte. „…diesem besteht.“
    Koudelka war sich nicht sicher, ob er sie mit dieser kleinen Rede nur provozieren, zum nachdenken bringen oder gar verspotten wollte. Worin sie sich aber sicher war, war, dass er mit der letzten Geste seine Aufmerksamkeit zu sehr von seiner Verteidigung abgelenkt hatte. Noch dazu hatte er es vollbracht, sie innerlich in Rage zu bringen. Zusammen mit der dritten Gegebenheit, ihrer generellen Abneigung gegen diesen Mann, fasste sie einen schnellen Entschluss. Trotz der Muskeln fraß die grobe Axt sich ein tiefes Stück in den Arm des Chasind, welcher seinerseits sofort – und zu Koudelkas Erstaunen mit einem tatsächlich überraschten Blick – seine eigene Waffe hochriss. Nun jedoch wurde ihm dessen Schwerfälligkeit zum Verhängnis, denn so schnell wie der erste Hieb gekommen war, setzte seine Kontrahentin den zweiten nach, mit welchem sie ihm eine grobe, lange, Fleischwunde grade über die Brust versetzte. Schon der nächste, gekonnte Tritt beendete den Kampf und ließ Clevgar mehrere Schritte nach hinten stolpern. Seine Axt landete mit einem dumpfen Krachen auf dem Boden, fügte dem abgehärteten, steinernen Untergrund dabei aber so gut wie keinen Schaden zu. „Was willst du mir sagen?!“, erst jetzt erhob Koudelka das Wort und machte binnen dieser Zeit die Distanz zwischen ihr und ihm wieder wett. „Womöglich, dass du davongerannt bist, genauso wie jeder andere von uns auch?! Oder das du ein verdammtes Problem mit der Entscheidung des alten Mannes gehabt hast?! Vielleicht ist es auch ein Problem mit meiner Führung?!“
    Trotz der Fragen ließ sie den Chasind nicht antworten, sondern beendete das Gespräch mit einem letzten, scheppernden Waffenhieb gegen seinen Kopf, als er versuchte aufzustehen. Ein grunzendes Stöhnen war somit das Letzte, was über seine Lippen kam, bevor er erneut die Balance verlor und rückwärts auf den Steinboden krachte. Der nächste Umstand war von Koudelka zwar nicht eingeplant, doch es amüsierte sie dennoch und trotz - oder grade grad wegen - der Wut in ihren Adern besonders, als der schwere Körper über das letzte kurze Stück des Hochwegs schlitterte und dann mit einem mal über den Rand fiel.
    Neugierig ob des Anblicks trat sie an diesen heran, als sie sich jedoch vorbeugte und somit den einige Fuß tiefen, künstlichen, Abgrund herab sah, wurde sie enttäuscht. Zwischen den Sträuchern und Gräsern der wild bewachsenen Ebene sah sie zwar im groben den Krieger liegen, jedoch war sein Körper noch genauso intakt, wie kurz vor dem Sturz. „Du hättest nur früher sagen müssen, dass du nicht mitkommen willst.“, spottet sie über den Toten und gab dabei ihrer Abscheu und ihrem Hass, nicht nur über ihn, sondern über all die Ereignisse in den letzten Wochen, Ausdruck.
    Nun war sie die Letzte. Allein, in Ländereien, in denen die Bewohner sie genauso missmutig betrachteten, wie sie es mit ihnen tat. Die aufkommenden Gedanken daran schüttelte Koudelka jedoch schnell ab und während sie sich umdrehte, um endlich dieses mickrige, verdammte Lothering zu betreten, schweifte ihr Blick über Clevgars Kriegsaxt. Viele Krieger wünschten es sich, zusammen mit ihrer Waffe zu fallen und zu verrotten, auch er war einer von diesen, jedoch verspürte sie keinerlei Drang, ihm diesen letzten Dienst, einen Wohlgefallen, zu erweisen – sie ließ die Waffe dort liegen, wo sie war und steckte nur ihre eigene wieder weg.

    „He!“, Koudelka ignorierte den Aufruf und setzte weiter einen Schritt vor den nächsten, nicht nur, dass sie sich nicht sicher war, ob überhaupt sie gemeint wurde, sie hatte auch keinerlei Interesse daran, sich nun mit irgendwem zu beschäftigen. Ihr fehlte die Lust, vor allem aber die Geduld, sich mit bettelnden Blagen, sabbernden Alten oder jammernden Krüppeln auseinander zu setzen. „Hey!“, diesmal war die Aufforderung lauter und es war für jeden im Umkreis zu erkennen, dass er ihr galt.
    Die Erkenntnis wurde für jeden jedoch auch sofort überfällig, denn der Sprechende hatte die Chasind mit einer kräftigen Hand an der Schulter gepackt und sie fast schon gewaltsam dazu gezwungen, sich ihm zu zuwenden. Verfluchter Bastard. Trotz der noch immer in ihr waltenden Wut und dem dringenden, beinahe schon zwanghaften Verlangen, noch etwas oder jemanden umzubringen, riss sie sich zusammen, als sie den Mann sah, der sie aufgehalten hatte.
    Er schien ein Soldat zu sein, auch wenn er wesentlich besser ausgerüstet war, als die aus Ferelden, die ihr sonst irgendwo untergekommen waren. Das Entscheidende war jedoch, dass er zum einen nicht alleine war und zum anderem sie sich in einem Dorf seiner Leute aufhielt. In Anbetracht der Gewissheit, dass sie mit den Bewohnern selbst bei einem kurzen Aufenthalt wohl schnell aneinander geraten konnte und würde, hielt sie es daher für besser, den Moment lang einfach zurückhaltender zu sein. Das hieß jedoch nicht, dass sie zu dem Fremden freundlich sein musste und genau das drückte sie mit dem Ton ihres nächsten Wortes aus. „Was?“
    „Die Frage sollte ich ja wohl stellen.“, kam es in ernsten und direkten Worten zurück, doch trotzdem schien der bereits angegraute, von einer kampferprobten, soliden Eisenrüstung geschützte, Veteran ihr nicht drohen zu wollen. „Der Kampf dort, wir haben ihn beobachtet. Ich weiß nicht, um welche wilden Sitten euresgleichen es dort nun schon wieder ging…“, während des letzten Satzes hatte er sich immer näher an sie heran gebeugt, um sie mit einem skeptischen und harten Blick zu mustern. Hatte er bisher nicht drohen wollen, so tat er es nun. „… und es ist mir auch egal, er hat zuerst die Waffe gezogen, damit war es euer Recht. Dennoch, wir dulden Euresgleichen hier in Lothering, doch wenn Ihr Unruhe macht, dann werfen wir Euch der Brut als Ablenkung vor die Füße.“
    Koudelkas Antwort war ein zugleich abfälliges aber auch amüsiertes Schnauben, das als eine Art Zustimmung herüberkam. Dachte dieser alte Mann wirklich, sich mit ihr messen zu können? Sie hatte schon jüngere und somit stärkere Krieger und Soldaten erledigt, allen voran ihren Vater. Wie bereits zuvor versuchte sie es aber auch nun wieder mit einer Mischung aus Geduld, Vernunft und Vorsicht. Diese instabile Mixtur wurde jedoch vollends belastet, denn kaum das sie eine Chance gehabt hatte, sich von der vermeidlichen Wache zu entfernen, mischte sich jemand Drittes in das schon beendete Gespräch ein.
    „Ser Walther.“, sprach die Frau in mittlerem Alter und mit kurzen, dunkelbraunen Haaren den Veteran nun an. „Unsere Situation ist schon kläglich genug und für die Flüchtlinge… für die, die Ostagar überlebten, ist es alles noch schlimmer.“, appellierte sie weiter an ihn und sorgte in Koudelka beinahe dafür, dass sie sich übergab. Erst bei zweiter Betrachtung erkannte sie die Kleidung der Priesterin wieder. Eine diese Närrinnen, zu denen auch das Mädchen gehörte!, schoss es der Chasind durch den Kopf, wobei ihr auch auffiel, dass die Robe dieser Frau weitaus feiner und verzierter schien, als die von Sophia es gewesen war. Die knappe Unterhaltung zwischen der Priesterin und dem Ser entging ihr vollkommen und erst, als sie plötzlich wieder direkt angesprochen wurde, wandte Koudelkas Verstand sich den Fremden zu. „Und Ihr, auch wenn es ein trauriger Umstand ist, was dort vorhin geschehen ist, so müssen wir alle in diesen Zeiten unsere Bürde tragen. Der Erbauer vergibt dem, der willentlich ist.“, pries sie plötzlich, sprach dann aber sofort und nun in einem klaren, gierigen Ton weiter. „Und ich nehme an, ihr tragt da Fleisch bei Euch. Viele hier haben seit Tagen nichts mehr gegessen, es ist entweder kein Essen da, oder es ist zu teuer. Ihr wollt diesen armen Menschen doch in ihrer Not bestimmt etwas Gutes tun.“
    Koudelka war sich nicht sicher, ob dieser letzte Satz eine Bitte oder eine Aufforderung war, doch binnen eines knappen Augenblickes hatte sie eine Entscheidung gefällt. „Ihr seid Mitglied der Kirche?“, fragte sie in beinahe neutralen Ton nach und nach dem sie ein bestätigendes, wenn auch leicht irritiertes „Ja, das bin ich.“ als Antwort erhalten hatte, überreichte sie der Priesterin mit einer großzügigen Geste den Beutel mit Sophias Fleisch. „Dann gehört das hier Euch… und den… Bedürftigen.“ schwachen Krüppeln. Sie warf dem Ser noch einen letzten Blick zu und entfernte sich dann endlich und ein für alle mal von den Beiden. Ein schelmisches, bösartiges Grinsen zeichnete sich auf ihren schmutzigen Lippen ab, während sie hinter sich die Worte der Priesterin vernahm. „Seht Ihr, Ser Walther, auch in einer Fremdartigen kann eine gute und mitfühlende Seele stecken.“

    Die Luft ist so anders., wunderte sich die Kriegerin, als sie den Kopf wieder anhob und hinaus auf die offene Graslandschaft vor Lothering sah. Kurzum fragte sie sich auch, wieso ihr dies erst jetzt auffiel, war doch die Luft nicht nur der einzige Unterschied zu den stickigen Morasten und kalten Sumpflanden, welche sich im Süden Meilenweit erstreckten. Koudelka war einige Zeit eher ratlos durch das kleine Dorf geschlendert und dadurch auch schnell wieder an einer breiten Hauptspassage, die hinausführte, angekommen. Nun saß sie dort und ein Blick zur Sonne verriet schnell, dass sie das schon länger tat, als sie geglaubt hatte.
    Mit einem hatte Clevgar recht gehabt, auch wenn er es nur zwischen den Zeilen gesagt hatte – sie hatte keine Ahnung, was nun kommen oder getan werden sollte. Es war ihr, als die Einzige ihrer Gruppe, gelungen, der Brut und der Niederlage bei Ostagar zu entkommen, doch wohin sollte sie nun? Die meisten Chasind, die nach Norden gewandert waren, taten dies, weil sie sich ein komfortableres Leben als Söldner versprachen und wenn der Rest dieses Landes in dem Zustand war, wie dieses Dorf, dann gab es für Söldner vermutliche bald sehr viele Gelegenheiten, zu arbeiten und zu kämpfen. War es das, was sie tun sollte? Für Münzen kämpfen, bis sie irgendwann den falschen Auftrag annehmen würde? Es erschien zumindest als die offensichtlichste Option, diese wurde allerdings binnen eines Gedankenganges zerschlagen. Die Brut marschiert hierher und in wenigen Wochen oder Monaten wird es niemanden mehr geben, der mich – oder irgendjemand anderen – bezahlen könnte.
    Die Erkenntnis brannte in ihrem Verstand und wie schon in den Tagen zuvor verfluchte Koudelka sich ein weiteres Mal dafür, dass sie nicht einfach im Kampf geblieben und gefallen war. Doch es gab noch immer die Möglichkeit, dies zu ändern – sie müsste nur wieder zurück gen Süden wandern. „Bist du die Chasind aus dem Süden?“
    Die Frage kam überraschend, denn auch wenn sie den Mann, der vom Körperbau Clevgar in Groß hätte sein können, in an den Augenwinkeln bemerkt hatte, hatte sie nicht damit gerechnet, dass er sie ansprechen würde. Woher denn sonst?, dachte sie spottend und verlieh der Frage mit einer scharfen Bemerkung Ausdruck. „Nein, ich bin eine Chasind aus dem Osten. Weit hinter dem Meer, über welches ich geschwommen bin, um Vettern hier im Süden zu besuchen.“, Koudelka hob den Kopf an, wobei sie ihn zwangsläufig in den Nacken legen musste, um dem, in Fell gekleideten, Fremden ins Gesicht sehen zu können. „Daher kommt der ganze Dreck und das Blut. Vom schwimmen.“, gab sie weiterhin trocken von sich, bevor sie einen klaren, aber auch mies gelaunten Ton anschlug. „Natürlich bin ich aus dem Süden. Was willst du?“

    Tag 3, später Nachmittag

  4. #4
    DA FRPG only Avatar von Sixtus Juniper
    Registriert seit
    05.01.2011
    Beiträge
    13

    Standard

    Lothering

    Sixtus war über den Spott und den miesmutigen Tonfall in ihrer Stimme überrascht. So eine Reaktion hätte er von Dorfbewohnern erwartet, aber nicht von einer Frau, die, wie er selbst, in der Natur lebte. Einer verwandten Seele, wenn man es so haben wollte. Wobei die meisten Dorfbewohner sicherlich nicht den Mut aufbrachten, solch eine Antwort zu geben. Er wusste nicht so wirklich, was er von ihr halten sollte und betrachtete für einen Moment nur stumm ihre Gesichtszüge, versucht sie einzuschätzen. Sie schien kein wirkliches Interesse an einer Unterhaltung zu haben, aber in ihren Augen brannte ein gewisses Feuer. Trotzdem hätte Sixtus lieber mit einem Mann gesprochen, einen Krieger oder Jäger. Doch er hatte nicht die Wahl und sie schien vorerst die beste Informationsquelle zu sein.

    „Ich suche jemanden, der die Kreaturen der Dunklen Brut kennt. Der weiß, woher sie kommt, wo man sie findet und was sie macht. Jemand der ihre Stärken aber auch ihre Schwächen kennt und vor allem der weiß, wie man sie jagt und zur Strecke bringt.“, entgegnete er. „Bist du so jemand?“
    Er wagte nicht darauf zu hoffen, dass seine Beschreibung auf diese Chasind zutraf. Zwar hatte sie Waffen bei sich und einen vom Leben in der Natur gestärkten Körper, aber sie war dennoch eine Frau.

    Tag 3, Später Nachmittag

  5. #5
    DA-FRPG only
    Registriert seit
    05.12.2010
    Beiträge
    11

    Standard

    Lothering

    Der unbekannte Krieger wirkte von der zynischen Antwort überrumpelt, einen Umstand, denn Koudelka ausnutzte, um ihn eingehender zu begutachten. Wie es ihr schon zuvor aufgefallen war, war er groß gewachsen und, selbst für das, was sie sonst unter ihresgleichen sah, verfügte über einen auch sonst beeindruckenden Körper. Zumindest sprach dass der Teil, denn sie sehen konnte. Eine weitere, sichere Erkenntnis war für sie, dass er selber nicht aus dem Norden von Ferelden kommen konnte, denn bisher hatte sie unzählige von diesen gesehen und keiner sah in Körperbau, Größe, den Gesichtszügen, vor allem aber der Ausrüstung, auch nur im entferntesten so aus, wie er. Koudelka hatte bereits den ironischen Gedanken, dass er ein Barbar oder ein Wilder sein müsste, jedoch nannte man auch ihresgleichen so und das er kein Chasind war, davon war sie nach seinen ersten Worten schnell überzeugt gewesen.

    Der Überraschungsmoment war jedoch vorbei und der Barbar, Wilde, Fremde, Mann, was auch immer er nun sein mochte, sprach sie wieder in genauso nüchternen Ton an, wie zuvor schon. „Ich suche jemanden, der die Kreaturen der Dunklen Brut kennt. Der weiß, woher sie kommt, wo man sie findet und was sie macht. Jemand der ihre Stärken aber auch ihre Schwächen kennt und vor allem der weiß, wie man sie jagt und zur Strecke bringt. Bist du so jemand?“
    Während er seine Ausführungen vorbrachte und die dazugehörige Frage stellte, wurde der Blick der Kriegerin nicht nur skeptischer, sondern auch noch eine Prise missmutiger. War er nun gekommen, um sie zu verspotten, in dem er ihr auf irgendeine hinterlistige Weise vorwarf, dass sie nicht wusste, was es mit ihrem Feind auf sich hatte? Koudelka beschloss jedoch schnell, dass das nur ihre eigene Paranoia sein konnte. Sie hatte diesen Kerl immerhin noch nie gesehen und jeder, der sie kannte, war nun tot. Warum sollte ich dir antworten? Wäre eigentlich ihre erste Gegenfrage gewesen, die sie ihm frei heraus an den Kopf geschleudert hätte, nun jedoch war ihr nicht danach, sie wollte lediglich ihre verfluchte Ruhe haben. Desto konfuser war es eigentlich, als sie eine wahrheitsgemäße Antwort gab. „Vielleicht, wenn du deine Bedingungen so stellst. Doch du wirst niemanden finden, der die sagen kann, wie man die Brut jagt, denn sie jagt dich.“, Koudelka zog ihr rechtes Knie an und stützte ihre Arme darauf, als sie einen knappen Moment Pause machte. „Es läuft auf das Selbe hinaus. Also, ja.“

  6. #6
    DA FRPG only Avatar von Sixtus Juniper
    Registriert seit
    05.01.2011
    Beiträge
    13

    Standard

    Lothering

    Unerwarteterweise bejahte die Chasind Sixtus‘ Frage. Wobei sie ihm auch erklärte, dass die Dunkle Brut selber Menschen jagt. Doch von wem sprach sie? Von den schwächelnden Dorfbewohnern? Die waren sicherlich kein Maßstab. Sixtus war sich sicher, dass er alleine drei Dutzend dieser verweichlichten Männer bekämpfen konnte. Die Krieger der Chasind waren sicherlich kräftiger und vor allem unerschrockener, aber da er sie nicht kannte, vermochte er sie nicht einschätzen. Es lief darauf hinaus, dass er wohl genauer nachfragen musste, um mehr Wissen über die Dunkle Brut zu erlangen.

    Der Jäger nahm seinen Bogen ab und setzte sich der Chasind gegenüber auf den Boden. Den fünfeinhalb Fuß langen Bogen legte er dabei über seine verschränkten Beine. Vielleicht war es leichter, wenn er ihr einfach erzählte, was seine Aufgabe war.
    „Man nennt mich Sixtus vom Stamm Juniper aus dem Frostgipfelgebirge.“, stellte der Avvar sich zuerst vor. „Ein Händler, der sich in den verschneiten Wäldern verirrt hatte, erzählte uns von einem heraufkommenden Übel, die Dunkle Brut. Meine Pflicht ist es, mehr darüber herauszufinden. Ich muss feststellen, ob die Dunkle Brut eine Bedrohung für meinem Stamm ist oder nicht.“, erklärte er der Chasind seine Lage. „Ihr stammt weiter aus dem Süden. Ist die Dunkle Brut für euch eine Gefahr? Bist du deswegen hier?“

    Tag 3, Später Nachmittag

  7. #7
    DA-FRPG only
    Registriert seit
    05.12.2010
    Beiträge
    11

    Standard

    Lothering

    Koudelka fixierte den Fremden, als er sich unweigerlich vor ihr hinsetzte und fragte sich schon im nächsten Moment erneut, wieso sie ihm überhaupt zuhörte. Zuerst befürchtete sie noch, dass er ihr jetzt seine halbe Lebensgeschichte herunterpredigen würde, doch sie wurde überrascht, denn schon nach zwei Sätzen war dieses Kapitel abgeschlossen. Nun wusste sie immerhin seinen Namen, seine Herkunft und wohl seinen Auftrag – nicht, dass diese Dinge sie je interessiert hatten.

    „Ihr stammt weiter aus dem Süden, Ist die Dunkle Brut für euch eine Gefahr? Bist du deswegen hier?“, fragte Sixtus von den Juniper sie mit den nächsten Atemzügen. Koudelka wusste selber nicht, wieso sie daran dachte, was sie dem Mann antworten konnte, es war keine Langeweile, denn für Langeweile ging zu viel in ihr und um sie herum vor sich. Es war wohl eher die Ablenkung, die sie dazu brachte. „Die Brut war eine Gefahr für uns.“, begann sie mit einem ruhigen und in gewisser Weise mitleidslosen Ton. „Inzwischen gibt es vermutlich zu wenige meinesgleichen, die in Gefahr sein könnten. Die Korcariwildnis, der Süden, gehört jetzt denen. Ostagar hat das besiegelt und ich bin nur hier, weil ich eine derjenigen war, die von dort… die das überlebt haben.“

  8. #8
    DA FRPG only Avatar von Sixtus Juniper
    Registriert seit
    05.01.2011
    Beiträge
    13

    Standard

    Lothering

    Die Antwort der Chasind verwunderte Sixtus. Hatte er sie richtig verstanden, ihr Stamm wurde von der dunklen Brut vernichtet und sie war die einzige Überlebende? Vielleicht kannte sie ein Geheimnis, wie man der Brut widerstehen konnte. Wenn es solch ein Geheimnis gab, dann musste er es in Erfahrung bringen.
    „Wie konntet Ihr…“ Weiter kam der Avvar-Jäger nicht, denn er wurde von einer lauten, schrillen Stimme unterbrochen.
    „Chasind!“, rief jemand abfällig und als Sixtus in die Richtung sah, entdeckte er einen dürren Mann. Diesem fehlte das linke Ohr und seine trockenen Lippen waren aufgeplatzt. In der Hand hielt er einen rostigen Säbel. Die Spitze der Waffe zitterte und insgesamt schien der Mann ein wenig hin und her zu schwanken.
    „Ihr habt mir das angetan, ihr gottverlassene Wilde!“ Mit seiner freien Hand deutete er auf sein fehlendes Ohr. „Und jetzt kommt ihr in mein Dorf und stehlt uns unsere letzte Nahrung. Verschwindet von hier, haut ab! Ich hasse euch!“

    Zur Bekräftigung spukte er vor sich auf den Boden. Dabei verlor er fast das Gleichgewicht und konnte sich nur durch einen kleinen Schritt vor einem Sturz retten. Es war offensichtlich, dass seine Sinne stark berauscht waren. Gefahr stellte er keine dar.
    Sixtus wandte seinen Blick ab und sah zu der echten Chasind. „Nun, da seid nur Ihr betroffen“, meinte er und musste aufgrund der Lächerlichkeit grinsen. „Darf ich Euch die Ehre erweisen, ihn Euch vom Leibe zu halten?“

    Tag 3, Später Nachmittag

  9. #9
    DA-FRPG only
    Registriert seit
    05.12.2010
    Beiträge
    11

    Standard

    Lothering

    Koudelka warf dem gebrechlichen und verkümmerten Abbild eines Mannes einen lauernden Blick aus ihren Augenwinkeln zu. Ein Beobachter konnte die mörderischen Gedanken, die sich hinter ihren Augen verbargen nur erahnen, sie selbst dagegen kannte und genoss die brutalen Vorstellungen, die sich in ihrem Kopf manifestierten genau. Dennoch hielt die Gewissheit, wo sie war und was im Falle eines Kampfes geschehen würde sie davon ab, ihrer Fantasie Ausdruck zu verleihen. Statt sich also mit einem wahnsinnigen Grinsen auf das Opfer zu stürzen, stand sie schweigend auf, ohne der Frage Sixtus‘ auch nur eine Antwort gewürdigt zu haben.

    Mit der Kriegsaxt in der einen und dem Dolch in der anderen Hand wandte die Kriegerin sich dem Dorfbewohner zu. An ihrer Seite hingen die vorsichtig eingeschnürten Armklingen und für einen kurzen Gedanken bedauerte die Chasind, dass sie diese – ihre liebsten Waffen – noch immer nicht gereinigt und gepflegt hatte - nach den Kämpfen um Ostagar hätten diese es nämlich dringend nötig gehabt. „Du Wilde!“, wurde sie erneut angeschrien, doch auch diesmal entgegnete sie kein Wort, sondern starrte ihrem Gegenüber, dass noch immer ein halbes Dutzend Meter entfernt stand, in die Augen. Der Dorfbewohner stolperte einen halben Schritt vor und wankte dann wieder, wobei er mit seinem schartigen Säbel wild und unkoordiniert in der Luft herumfuchtelte. „Verschwindet!“, kam es ein weiteres Mal. „Wir wollen euch hier nicht haben!“
    Koudelka atmete leise durch, eigentlich hätte sie ihm die Axt in das Gesicht geschleudert und den Streit damit beendet. Diese Möglichkeit blieb ihr hier jedoch verborgen und auch, wenn ihr die Erkenntnis nicht gefiel, so fühlte sie sich mit der Situation fast schon einen Hauch überfordert. Konflikte – vor allem Konflikte mit Fremden – löste sie stets auf gewalttätige Art und Weise. Also was sollte sie tun? Sich die wenigen halbherzigen Beobachter wenden, die von den provisorischen Schlafplätzen aus zuschauen konnten? An die Wachen, von denen sie wiederum nicht eine einzige sah? Solle sie den Störenfried einfach ignorieren?
    Das Ignorieren nicht in Frage kam, war ihr sofort klar und somit musste sie sich für die letzte Möglichkeit, die ihr in den Sinn kam, entscheiden. Sie ging gradewegs und im Eiltempo auf den Dorfbewohner zu, ohne dabei eine einzige Silbe über ihre schmutzigen, spröden Lippen zu bringen. Genauso ging es plötzlich dem Trunkenbold, der an Ort und Stelle noch immer sachte herum taumelte. Als er dann jedoch realisierte, dass die Wilde auf ihn zukam und dabei ihre beiden Waffen gezogen hatte, weiteten sich seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er plötzlich laut aufschrie, seinen Säbel hoch über seinen Kopf riss und auf sie zustürmte.

    Der Kampf hatte damit begonnen, dass Koudelka ihn beendete. Die verrostete Klingenwaffe hatte sie dem Dorfbewohner mit einem kräftigen Hieb der Axt aus der Hand geschlagen und ihm dabei obendrein und völlig beabsichtigt einige der Finger verletzt, oder gar gebrochen. Die Wucht, mit der er seinen Körper gegen den ihren geschleuderte hatte, ließ sie zwar einen halben Schritt zurückweichen, konterte ihr Manöver jedoch nicht, sondern verstärkte dessen Wirkung nur noch. Ihr linkes Knie grub sich kraftvoll in seinen Unterleib und sorgte unweigerlich schnell dafür, dass der betrunkene Mann mit einem Stöhnen auf den Boden sackte.
    Die Chasind fixierte ihn mit einem düsteren Blick und entspannte sich gleichzeitig wieder. Eigentlich hatte sie noch mehr wütendes Geschrei und zusätzliches Erbrochenes erwartet, doch die Lage ging friedlicher als geplant aus – und war vor allem schneller als erwartet zu Ende. Der Angreifer fiel einfach vornüber und verblieb in dieser eigenartigen Pose, in welcher er lediglich seinen Hintern in die Luft streckte. Einige Augenblicke später realisierte Koudelka, das er entweder bewusstlos geworden oder einfach eingeschlafen war.
    Solange er noch lebt., damit schloss sie das gesamte Ereignis für sich ab und nach dem sie feststellte, dass sich eigentlich noch immer niemand großartig für das Schauspiel interessiert hatte, steckte sie ihre zwei Waffen wieder weg, ließ den Betrunkenen betrunken sein und marschierte gradewegs zu ihrem vorherigem Lagerplatz zurück.

    Noch immer ohne ein Wort gesagt zu haben ließ sie sich an der niedrigen Steinmauer, die die Häuser Lotherings vor unerwünschtem Wildleben schützen sollte, herab rutschen. „Wenn Ihr was über die Brut wissen wollt – Sie kämpfen besser, als dieser Kerl es nun getan hat.“, sprach sie schließlich in einem kühlen Ton aus, ohne dabei überschwänglich amüsiert zu klingen.

    Tag 3, später Nachmittag

  10. #10
    DA FRPG only Avatar von Sixtus Juniper
    Registriert seit
    05.01.2011
    Beiträge
    13

    Standard

    Lothering

    Die Chasind gab wohl nichts auf Sixtus’ Ehre und stellte sich dem albernen Mann. Allerdings war der Kampf, sofern man ihn so nennen wollte, nach der ersten Konfrontation beendet. Entgegen den Erwartungen des Jägers ohne dem Tod des Narren. Sie kam zurück und setzte sich wieder.
    „Das habe ich schon erkannt.“, entgegnete der Jäger, als sie meinte, dass die Dunkle Brut gefährlicher war als der Mann. „Du hättest ihm jedoch auch sein zweites Ohr abschneiden sollen, damit er sich immer an diese Begegnung erinnert.“
    Er schüttelte den Kopf und kehrte in Gedanken wieder zu der Unterhaltung zurück. Konnte er sie fragen, warum sie überlebt hatte, oder würde er sie mit dieser Frage beleidigen? Sixtus hatte keine Angst vor ihr, aber sie wusste sicherlich noch einiges, das ihm von Nutzen sein würde. Wie konnte er sie dazu bringen, mehr zu erzählen? Unterhaltungen waren nicht sein Stärke.

    „Was hast du jetzt vor?“, fragte Sixtus und wechselte somit das Thema, da er keinen Einfall hatte, wie er sie mehr über die Dunkle Brut ausfragen konnte.

Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •