Schenke "Wolfspack"
Schankraum
07:26
Justinus sah auf den leeren Stuhl auf dem noch vor kurzem die Wirtin Aurelia gesessen hatte. Nur das Messer was sie in die Tischplatte gerammt hatte bezeugte, dass dort jemand gesessen hatte.
Der Chaosritter zog das Messer heraus und beäugte es kurz mit den geschulten Augen eines Schmiedes. Ein einfaches Küchenmesser, Justinus legte es frustriert vor sich ab.
Er konnte bereits den brennenden Zorn in sich aufsteigen fühlen, nur mit Mühe konnte er sich beherrschen, er hatte es sich geschworen heute anders zu sein!
Er hätte mit allem gerechnet, sogar mit einem Angriff aber das er einfach so sitzen Gelassen wird hatte ihn kalt erwischt.
Er stütze seine Stirn in die rechte Hand und ließ sich das Gesagte ein weiteres mal durch den Kopf gehen.
Er suchte nach Fehlern in seiner Argumentation Nein! seine Strategie hatte er fehlerfrei vorgetragen. Er hatte subtil angedeutet, dass ihm das Schicksal der Leute in Lothering am Herzen lag und das er bereit war diese zu schützen. Die abweisende Art der Wirtin lag wohl nicht in der Argumentation sondern viel eher in seiner Strategie! Er hatte wohl die falsche Taktik gewählt. Selbst die Andeutungen, sein Äußeres hätte nichts zu bedeuten waren ohne Erfolg geblieben.
Sie traut mir nicht! das Schlimmste aber war, dass er seine einzige Gelegenheit das Vertrauen der Gut-Menschen zu gewinnen vertan hatte.
Er hatte versagt!
Sie hatte alles einfach abgestritten! Er hätte eine quirlige Fantasie hatte sie gesagt, das stimmte zwar, in seinem Kult waren sie sehr oft kreativ aber selbst ein Blinder hätte gemerkt, dass hier etwas merkwürdiges vorging!
Diese simple Tatsache war das Bestimmenste. Es war ihm nicht gelungen sein wahres ich vollständig zu verbergen. Aber war das überhaupt notwendig? Er konnte schlicht nicht vorgeben etwas zu sein was er nicht war. Er hätte von Anfang an nicht so tun sollen, als ob er einer dieser uneigennützigen Leute war, wie närrisch von ihm!
Viel eher hätte er so tun sollen, als ob er ein gewöhnlicher Krieger oder Söldner wäre, der zwar nicht zu den völlig `Guten´ aber auch nicht zu den ganz `Bösen´ gehörte, so etwas wäre wesentlich glaubwürdiger gewesen. Doch dafür war es nun zu spät.
Er vergrub sein Gesicht in beiden Händen und dachte nach wie es nun weitergehen würde.
Sein Ziel stand nach wie vor fest: Er musste herausfinden was die Leute antrieb sich dem Chaos zu widersetzten. Wenn diese Motivation erst einmal verinnerlicht hätte konnte er dieses Wissen für seine eigenen Zwecke und gegen die seiner Feinde einsetzen. Während über seine nächsten Schritte nachdachte bediente er sich an dem Essen was die Wirtin stehen gelassen hatte. Schnell hatte er alles verschlungen. Vorerst würde er in der Stadt weiterhin sein Glück versuchen und wenn sich hier keine weitere Gelegenheit bot, würde er nach Lothering reisen. Dort, so hoffte er, würde die uneigennützigen Leute hinströmen.
Es war zwar nicht gerade uneigennützig das Essen anderer an sich zu nehmen, aber mit seiner bisherigen Strategie war er ja nicht gerade weit gekommen. Ein wenig mehr Ehrlichkeit konnte nie schaden, denn wie hieß es noch: Ehrlich währt am längsten! Was sollte die Wirtin denn dagegen tun? Die Stadtwachen rufen? ich glaube nicht! er warf einen Blick über die Schulter auf die Wirtin und den neuen Gast, ein junger Mann im feinen Zwirn der, wie die Wirtin, ungefährlich aussah.
Justinus stieß laut hörbar auf, setzte seinen Helm wieder auf, nahm sein Gepäck auf und verließ wortlos ohne einen Blick auf die drei Menschen zu werfen oder gar überhaupt an bezahlen zu denken die Schenke.
-----------> Hafenbezirk