Seite 5 von 6 ErsteErste ... 3456 LetzteLetzte
Ergebnis 41 bis 50 von 54

Thema: Shuttle "Ax"

  1. #41
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
    Registriert seit
    09.02.2010
    Beiträge
    121

    Standard

    Gerade als Arseni anfing seine Nachricht an seine Bund-Kontakte zu schreiben, nahm er zuerst Calix Monolog nur wispernd wahr. Nicht sicher ob er weitersprechen würde, schrieb Arseni noch etwas weiter und versuchte dennoch mit beiden Ohren zuzuhören, was schließlich erst klappte als Calix immer während lauter sprach. Was Calix sprach, war nicht mehr überraschend. Vor einer Stunde vielleicht, ja. Doch nach dem Calix den Kroganer namens Raxtar erwähnt hatte und Arseni das Brandmal der Rotaugen, ein Symbol das er noch von Antirumgon kannte, war es nicht schwer eins und eins zusammen zu zählen. Es war nur nicht klar, wie es zu allem kam und welche Rolle Calix genau annahm. Arseni wurde es nun klar und immer wieder während Calixs Erzählung musste er schwer schlucken, nicht so sehr wegen des nun offenbarten, aber bereits erahnten Inhalts, als vielmehr aufgrund der Tatsache wie Calix diesen vortrug. Weder emotionsbeladen noch kaltschnäuzig, sondern sich selbst erinnernd und besinnend erschien es Arseni, ein Akt der Reflektion nicht für Arseni vorgetragen sondern nun mal für sich selbst.

    Er wusste nicht was er sagen sollte und als er dachte, Calix wäre nun fertig gewesen, schaffte er nur zu sagen: „Huh, du wirst ihn finden.“ Wobei er nicht genau wusste ob er dies auf Raxtar oder Calix erwünschten Frieden bezog um dann erneut festzustellen, dass dies wohl dasselbe war. Nichts was er sonst mehr hätte er sagen können, manchmal fand man keine passenden Worte, in diesem Fall gab es wohl auch keine. Er wollte schon sagen, dass sie etwas Schlafen sollten, zumindest Arseni war sehr müde, stattdessen fiel ihm wieder das Brandmal auf: „Dieses Zeichen. Ich habe es schon irgendwo gesehen“, eigentlich wollte er es Calix noch nicht sagen, „glaube ich zumindest. Auf Antirumgon. Ein Eisplanet und kein Asteroid. Aber wenn die Organisation nichts über Raxtar findet, könntest du dort anfangen zu suchen. Nur… hm, wenn man rein will in die Stadt, muss jemand für einen bürgen.“ Glück für Calix, Arseni war dazu in der Lage. Was das für Arseni wiederrum bedeuten würde, war mir nicht so recht klar, deshalb fügte er nach einer kurzen Pause noch hinzu: „Also nur ein Vorschlag, falls die Suche nach Raxtar erfolglos bleibt.“

    Er inspizierte kurz seinen PDA und formulierte die Nachricht ein wenig um, eine Tätigkeit von ein paar Sekunden. Neben der Bezahlung nach Credits fügte er einen Gefallen bei, die Suche nach Raxtar. Sicherlich sahen das nicht die Bosse gerne beim Bund wenn man interne Mittel einfach so für Dritte in Anspruch nahm, aber es war nicht das erste Mal, dass ein Arseni die Regeln ein wenig zu seinen Gunsten bog. Die Nachricht bestand hauptsächlich daraus dass er die Daten hätte und einen Treffpunkt vorschlug zur sicheren Übergabe sowie der Forderung nach einem Landeplatz für Ax. Zwar war Ax von sich aus ein Shuttle das sicherlich nicht auffallen würde, auch wenn es größer zu sein schien als andere, doch wenn erst einmal nach ihnen und dem Shuttle gefahndet wurde, was jederzeit möglich war, stellte ein öffentlicher „Parkplatz“ Arsenis Empfinden nach ein zu großes Risiko dar, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass Ax mehr wie eine Privatkonstrukt wirkte und weniger wie ein Produkt von der Palette. Generell war aber sowieso alles zu riskant für Arseni, weshalb er sich langsam daran zu gewöhnen schien.

  2. #42
    ME FRPG only Avatar von Calix
    Registriert seit
    01.11.2010
    Beiträge
    75

    Standard

    Wie ein Dampfhammer donnerten Arsenis Worte in Calix Schädel. Antirumgon? Er hatte noch nie von diesem Planeten gehört. Ein Eisplanet war auch nicht das, wonach er suchte, aber seit seiner Flucht waren Jahrzehnte vergangen. Vielleicht hatte Raxtar den Asteroiden aufgegeben oder leer gewirtschaftet? Er wusste es nicht. Genaugenommen wusste er nichts. Antirumgon war ein Strohhalm der plötzlich vor ihm aufgetaucht war, nach dem er greifen konnte. Ob er hielt oder nicht war jetzt zweitranging. Und Arseni konnte ihm Zutritt verschaffen.
    „Dann ist ja gut, dass ich dich habe“, antwortete er. „Auf jeden Fall ist es ein Anhaltspunkt. Da kann kein Zufall sein.“ Er war sich sicher, oder glaubte er nur, sich sicher zu sein? Es machte kein Unterschied.
    „Die Suche nach Raxtar wird erfolglos bleiben. Er ist zu schlau – für einen Kroganer.“ Er nickte zu Arsenis Omni-Tool. „Versuchen kann man es ja.“

    Er musste an sich reißen Ax nicht den Befehl zu geben, anstatt zur Citadel zu diesem Eisplaneten zu springen. Doch er beherrschte sich. Der einzige Grund warum er jetzt fast mehr tot als lebendig auf dem Boden lag, war der, dass er sich spontan auf eine Sache eingelassen hatte. Überhaupt hatte er in den letzten Stunden viel zu wenig nach seinen üblichen Prinzipien gehandelt: gut überlegtes Handeln. Er schüttelte darüber den Kopf, dass er durch seine spontanen Ausbrüche mehrmals mit viel zu viel Glück aus brenzligen Situationen entkommen war. Glück hält nicht ewig.
    „Keine Sorge“, er sah Arseni an. „Ich habe nicht vor den Kurs zu wechseln. Das wäre Selbstmord.“
    Den Citadelbesuch im Kopf fragte er: „Hast du eigentlich Kontakte auf der Citadel? Vertrauenswürdige meine ich.“

  3. #43
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
    Registriert seit
    09.02.2010
    Beiträge
    121

    Standard

    Nicht ganz sicher was Calix mit diesen Worten meinte, schaut er ihn einen Moment fragend an. Gut, dass er ihn hat. Soso. War das jetzt etwa auf das Bürgen bezogen, nahm Calix automatisch an, Arseni müsse ihn begleiten? Nun, mit einer Waffe am Kopf könne Calix natürlich Arseni zu allem zwingen und ein Besuch auf Antirumgon war sowieso mal wieder angebracht, paar Jahre her. Erfrorene Stripper, die alle in ihren Formen so einzigartig wie die Schneeflocken des Planeten waren, vermissten ihn bestimmt. Gewisse Halbstarke von zwielichtigen Inkassounternehmen übrigens auch. Vereiste Drinks, Zigaretten, die im Wind abfielen, kuschelige Wolldecken, heißer Tee, meist mit ein, zwei Shots Vodka gemischt. Es gab nicht viel das Antirumgon auszeichnete, neben der Tatsache, dass es im Grunde ein elendiges Schmugglernest war und immer bleiben würde, aber ein paar warme Erinnerungen brachte auch dieser Planet hervor. Wirklich Lust auf den Planeten hatte Arseni aber dennoch nicht, er hätte eher an so etwas wie Bekenstein gedacht. Mit dem Sold des letzten Auftrags sollte das tropische Paradies einige Wochen finanziert werden können. Als Calix meinte, er würde nicht den Kurs ändern, fiel ihm zumindest fürs Erste ein Stein vom Herzen.

    Und auf die Frage, ob er, Arseni Vigo, vertrauenswürdige Personen auf der Citadel kenne, musste der ehemalige Privatdetektiv, der im Grunde immer noch einer war - denn solch ein Gefühl, eine derartige Einstellung, gar ein Lebensstil, so etwas schüttelte man nicht einfach ab - lachen. „Ich kenne Personen“, sinnierte Arseni, „aber das letzte Mal ist ein Weilchen her. Keine Ahnung wie viele von denen den Citadel-Blitzkrieg überlebt haben. Wie viele mittlerweile die Seite wechselten, weil das Verbrechen besser bezahlt, welche in Rente gegangen sind und welche abgehauen sind. Die Citadel stellt man sich stets als den sauberen Platz der Galaxie vor, Calix, aber in Wirklichkeit ist das Verbrechen nur verborgen und meist braucht man auch ein Auge dafür, denn es bewegt sich fadenscheinig in den Schatten, ist oftmals nicht mal als ein Verbrechen identifizierbar zwischen all den Regeln, Normen und der Bürokratie. Anstatt dir eine Knarre direkt auf den Kopf zu drücken, bevorzugen es die Leute dir mit Gift oder in einer unscheinbaren Gasse nach dem Leben zu trachten. Also nein, vertrauenswürdig ist keiner von denen. Aber wo in dieser von Gott verlassenen Galaxie findet man schon wen der noch vertrauenswürdig ist, hm?“ Arseni brummte der Schädel, erneut sah er kurz Bilder von Akyra vor seinem inneren Auge und langsam schien er all dies zu hinterfragen, die ständigen Kopfschmerzen, das trübe, blaue aufblitzende Licht, als würde die asarische Göttin ihm ihre Erlösung feil bieten, auf die er getrost verzichten konnte, das Brummen im Magen und das Nagen an den Fingern. Er hielt sich am Kopf und als ob Calix es schon geahnt hätte, was jetzt kommen würde, meinte Arseni: „Wenn es dich nicht stört und du keine weiteren Fragen hast, ich würde gern ein bisschen Schlaf nachholen…“ Sie wechselten noch ein paar Worte, während Arseni die Zahnbürste rausholte und anfing zu putzen. Arseni war dabei schon halb im Schlaf versunken und irgendwann nickte er ein mit der Zahnbürste noch im Mund. Er war zu lange wach gewesen, zu viel erlebt in den letzten Stunden. Ein wenig zu viel Verlust für... seine… gähn… Verhältn…

  4. #44
    ME FRPG only Avatar von Calix
    Registriert seit
    01.11.2010
    Beiträge
    75

    Standard

    Calix hätte gerne noch mehr über der Citadel erfahren, aber er respektierte Arsenis Wunsch nach Ruhe, bräuchte er selbst doch eine Portion davon. Stattdessen tauschten sie noch ein paar Floskeln aus und sofort war Arseni über mehrere Sitze ausgestreckt eingeschlafen. Sieht verdammt ungemütlich aus. Calix schmunzelte, schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen und rückte sich zurecht. Er lauschte den gleichmäßigen Atemzügen des Menschen, die ihn meditativ einlullten. Er schloss die Augen.

    „Erreiche System: Serpent-Nebel, Witwe.“
    Calix öffnete die Augen. Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, doch war der Schlaf überraschend traumlos und erholsam gewesen. Doch der Dauerschmerz warnte ihn, dass er nicht auf magische Weise genesen war. Er sah an sich herunter. Wenigstens hatte er kein Blut mehr verloren.
    „Scanne Umgebung. Scanne. Scanne. Scanne. Scanne. Treffer. Kowloon Klasse des Citadel-Delivery-Service entdeckt. Entfernung: 4651 Kilometer. Der CDS-Frachter ist direkt erreichbar, daher eröffnet sich eine andere Option.“
    Calix hörte zu. Er hatte nicht gedacht, dass sie einen Frachter wirklich so schnell finden würden. Anscheinend gab es diese Frachter doch in Massen. Doch was für eine neue Option?
    „Was meinst du?“
    „Die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung ist um einiges höher, wenn wir einfach auf den CDS-Frachter zufliegen. Deshalb empfehle ich einen kurzen ÜLG-Sprung direkt an die Hülle des Zielobjekts.“
    Calix war sprachlos. Das war jetzt wirklich Wahnsinn. Andererseits, wenn es funktionierte. Warum nicht? Er sah zu Arseni, der gerade wach wurde. Calix wollte ihn lieber nicht einweihen. Zu viel Gerede für dasselbe Ergebnis.
    „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Kollision?“
    „50 Prozent.“ War das zu viel? Ein nicht eingehbares Risiko? Doch sollten sie Entdeckt werden, könnte der Frachter schneller Hilfe anfordern, als sie darauf reagieren könnten.
    Er atmete tief durch: „Tu es“
    „Bestätigt. ÜLG-Sprung in drei, zwei, eins“ – der Reaktor heulte auf und Calix kniff die Augen zusammen– „Sprung.“

    Ein ekelhaftes Knirschen erfüllte den Innenraum. Der Reaktor heulte noch lauter auf, bis die Schmerzensgrenze erreicht war. Doch bevor Calix zu irgendeiner Reaktion fähig war, kehrte schon wieder Stille ein. Kein Knirschen mehr und der Reaktor fuhr auch wieder runter.
    „Steuerbord-Kollision mit CDS-Frachter. Schäden beeinträchtigen nicht die Flugfähigkeit des Shuttles.“ Nach einer kurzen Pause fügte Ax hinzu: „Nur Kratzer und ein paar Beulen.“
    Erst jetzt bemerkte Calix, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Er ließ die restliche Luft entweichen und atmete ein. „Brillant“, murmelte er. Ein ÜLG-Sprung, bei dem ein Drift von mehreren Metern den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachte, erfolgreich zu meistern, war eine Meisterleistung. „Gute Arbeit Ax. Manöver weiter durchführen.“ – „Bestätigt“, antwortete Ax froh. Moment. Hatte Ax wirklich froh geklungen? Calix schüttelte den Kopf. Er wusste nicht was mit seiner VI los war. Doch solang Ax nicht entschied die Atmosphäre aus dem Shuttle abzulassen, war alles in bester Ordnung.
    Er sah zu Arseni, wünschte ihm einen guten Morgen, oder was auch immer für eine Tageszeit es gerade war. Er wusste nicht wie viel der Mensch von seinem beinahe Tod mitgekriegt hatte, er wollte ihn aber auch nicht übermäßig beunruhigen.
    „Kannst du es spüren?“, fragte er stattdessen Arseni. „Zwei Meter neben uns?“ Er nickte zur rechten Seite des Shuttles, dann zu dem Hologramm, das Ax wieder in den Innenraum projizierte. Es zeigte eine kleine Ax, die zwei Meter neben einer scheinbaren Wand herflog. Ein Countdown zeigte die voraussichtliche Dauer an: 34 Minuten.

    Nun, was so lange machen? Er begann Arseni mit Fragen über die Citadel zu löchern. Ob sie wirklich so groß war, wie viel Einfluss die C-Sec hatte, wie der Rat regierte, was die sogenannten Spectre waren, über die man auf Omega nur Gemunkel hörte, was es genau mit der Kriminalität auf sich hatte, wo die Action abging, ob es gute Clubs gab, und halt so einiges mehr. Alles was Arseni sagte, sog Calix in sich auf und speicherte es. Sein Bild von der blütenweißen Station wandelte sich zur grauen Station, was ihm schon besser gefiel. Zwar war ihm das Schwarz Omegas zwar immer noch lieber, aber in seinem jetzigen Zustand begrüßte er den Schutz durch funktionierende Gesetze und die Aussicht nicht hinter jeder Ecke einen Kriminellen erwarten zu müssen.
    Die Zeit verging schnell. Zwar hatte Calix immer noch ein bedrückendes Gefühl wegen dem Koloss der da wenige Meter neben ihm herflog, doch was sollte jetzt noch passieren?
    Als Calix gerade die Fragen ausgingen meldete sich Ax zu Wort: „Sicherheitsgürtel der Citadel Flotte passiert. Manöver erfolgreich abgeschlossen. Erwarte Zielanweisung.“
    Er sah zu Arseni, der im Gegensatz zu Calix Experte für die Citadel war. Calix baute darauf, dass Arseni schon an ein passendes Krankenhaus gedacht hatte, welches er wirklich bitter nötig hatte, merkte er doch, wie seine Kräfte schon wieder nachließen.


    ---> Citadel: Bezirke
    Geändert von Calix (24.10.2012 um 22:37 Uhr)

  5. #45
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
    Registriert seit
    09.02.2010
    Beiträge
    121

    Standard

    Als Arseni wieder aufwachte, waren die Bilder des Traums, jene an die er sich noch vage erinnern konnte, anfangs klarer wie Calix oder die Innenhülle von Ax. In seinem Ohr war noch ein leises Echo zu hören, Schreie und Schüsse, die die Invisible Hand in der vorherigen Nacht mit Schreck erfüllt hatten. Immer wieder durchlebte er das Szenario erneut durch, sah wie Akyra starb und wieder starb. Fragmente aus ihrem Leben durchfluteten seinen Traum, nicht sicher ob er es erlebt hatte, dies Zeugnisse von Akyras Leben waren oder Gehirngespinste, die seiner zerstreuten, träumerischen Phantasie entsprungen waren. Namen und Gesichter nahm er verschwommen war und doch deutlich genug, Konturen prägten sich ein und wurden zu vertrauten Gesichtszügen, als hätte er ein Leben mit ihnen verbracht. Durch die Minen geflüchtet und von Vorcha verfolgt, drehte er sich um, geschmolzenes Blau an den Steinmauern und im Weltall. Allseits drehte er sich im schimmernden Licht von Ax, erkannte Sooth entsetztes Gesicht, als dieser realisierte, wie Arseni ihn hintergangen hatte, sowie die Verwandlung von Yvonne, ein Morphing aus zwei Erscheinungsbildern, eines von heute Nacht und das andere vor lang vergessener Zeit. Der Traum war angefüllt mit vagen Deutungen und Versprechungen, einem Labyrinth aus Sinneswahrnehmungen und Gefühlswallungen, eingebettet in mitten des süßen Abschiedsliedes von Akyra, die Kopfschmerzen als Trommelwirbel, die den Takt vorgaben.

    „50 Prozent.“ Wie, standen etwa so gering die Chancen, dass Calix überleben würde, waren sie etwa schon im Krankenhaus? Nein. Immer noch im Shuttle. Er wunderte sich über den harten Gegenstand in seinem Mund und ihm fiel dann auf, dass er die Zahnbürste noch hatte. Als er realisierte um was es sich handelte, das Aufheulen des Reaktors wahrnahm, fing er an wieder die Zähne zu bürsten, aus Nervosität, Angst, auch weil sein Atem eher mies roch. Er kniff die Augen zu als Ax den Sprung durchführte, Momente des Schocks, der Puls schnellte hoch. Gerade erst aufgewacht und schon in Lebensgefahr. Doch alles ging gut. „… Ein paar Beulen.“ Als hätte Ax davon nicht schon genügend, aber sie hatten es geschafft. Er fing wieder an zu putzen, bekreuzigte sich innerlich und kam wohl erst vollends wieder im Hier und Jetzt an, weg von seinen Artefakten seines Traums und der Angst vor dem nahenden Herzstillstand, als Calix ihm einen guten Morgen wünschte. „Ebenfalls, morgen.“ Er wagte es sich ein wenig aufzurichten, dehnte sich ein wenig. Sein Rücken schmerzte, der Stuhl auf dem er schlief, war hart und robust designt. Kein Stuhl zum Eindösen, sondern um Beschuss und einen Sturz zu überstehen. Arseni hatte es dennoch geschafft darin zu schlafen, auch eine Leistung.

    „Hmhm“, murmelte Arseni als er die Zahnbürste verstaute und eine Wasserflasche hervor holte. „Wenn du mit spüren meinst, dass ich ein mulmiges Bauchgefühl des baldigen Erdrückt Werdens durch das andere Schiff nicht abschütteln kann, dann ja, dann spüre ich es wohl.“ Dieses Gefühl wurde er auch nicht los als er durch die Projektion realisierte, dass sie neben dem anderen Schiff waren. So wurde aus dem Erdrückt Werden eben ein Tödlich-Zur-Seite-Gerammt-Werden. Er trank ein wenig, warf dann die Flasche zu Calix und zündete sich eine Zigarette an. Die Citadel wurde immer größer, 34 Minuten Ankunftszeit. So wirkte die Citadel erstaunlich friedlich, doch durch die Fragen von Calix, die Arseni so ausführlich wie möglich beantworten wollte, es jedoch nicht immer schaffte, veränderte sich die Citadel auch für ihn wieder. Wirkte sie aus der Ferne wie ein ruhiger Mittelpunkt der weltweiten Galaxie, als die sich so gern selbst bezeichnete, so zeigten ihm seine eigenen Ausführungen über die Station doch das scheinbar ehrlichere, ungeschönte Bild, welches sich unter den glanzvollen Armen der Station präsentierte. Ihm wurde schon beinahe wieder schlecht als er daran dachte, dass er sie bald betreten würde. Anfangs erzählte er von den Obrigkeiten der Citadel, der C-Sec, Spectre und so weiter, alles was Calix nun mal wissen wollte. Irgendwann wurde es mehr zu einer Anekdotenansammlung. Am längsten blieb er bei den Clubs und Kneipen hängen, wohl weil er einst dort am meisten Zeit verbracht hatte. Vielleicht lag dies an der Citadel, aber wahrscheinlich war es mehr Arseni geschuldet, dass er sich an solchen Orten stets am wohlsten fühlte. Wo man nichts von ihm erwartet außer das Glas zu leeren und die Rechnung zu bezahlen, dafür bekam man aber auch erstaunlich viel zurück. Als er gerade über die Detektive der Pinkertons und deren Umgang mit den Schachtratten sich mokierte, wurde ihm klar, dass er wenig Lust hatte länger hier zu bleiben und er sich lieber bald wieder davon stehlen sollte. Was die C-Sec vorhatte, sobald sie Calix und ihn erst einmal ausgemacht hatten, die Zwei die nun klassische Partners in Crime waren, hielt ihn kurz in seinen Erzählungen auf, ehe Ax das Mänover als erfolgreich abgeschlossen bezeichnete. Gerade zum richtigen Zeitpunkt, dachte sich Arseni, merkte er doch selbst wie die Vorstellung einer Hetzjagd der C-Sec, mit Arseni als belohnendes Ziel, ihn mit jeder Sekunde mehr bedrückte.

    Der Blick von Calix signalisierte Arseni klar, dass es nun an ihm lag. Er kannte einige Krankenhäuser, eigentlich alle auf der Citadel. Nur wusste er nicht recht ob sie alle noch standen und ob überall das nötige Fachwissen und Equipment für einen Elcor vorhanden war, war eine zusätzliche Notwendigkeit, an die er denken musste. Seine eigene Fleischwunde spürte er kaum mehr, trotzdem sollte er sie wohl ebenfalls behandeln lassen. Kurz blickte er auf sein Omni-Tool, während Ax über einigen Gebäuden möglichst unauffällig schwebte und sie sich immer mehr aus dem Bereich entfernten, wo sie tatsächlich aufgefallen wären. Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen aufgrund der irrwitzigen Aktion von Ax und seinem Captain in einem Moment indem er es noch einmal kurz Revue passieren ließ. „Okay“, er tippte die Koordinaten in das Navigationseingabegerät ein, „Hier sollte es gut klappen. Außerdem viel Platz für eine Landung und nicht allzu weit entfernt.“ Das Krankenhaus lag in den Bezirken, war von angenehmer Standardgröße und man wusste dort scheinbar wie man mit Elcor umgehen musste, was auch immer das genau bedeuten sollte. Waren damit spezialisierte Elcor-Psychiater gemeint, die den Aliens nach besonders traumatischen Ereignissen Hilfe leisteten? Wenn dem so war, so kam wohl auf diese Psychiater und Ärzte eine handfeste Überraschung in Form von Calix zu. Er warf dem Elcor ein Nicken über die Schulter zu, schon ein eigener Typ seiner Rasse fuhr es Arseni dabei durch den Kopf, was durchaus einen positiven Eindruck hinterließ; ein Typ zum Pferde stehlen, auch wenn es sich in diesem speziellen Fall um hochbrisante Daten handelte und die Metapher wohl mit einem Raumschiff anstatt Pferden besser in die heutige Zeit passen würde. Es würde nicht lange dauern, sie würden landen und alles wird gut, war Arseni davon sogar ein wenig überzeugt als er Calix zufriedenes Gesicht musterte. Kurz darauf machte er sich bereit um eine Nachricht an das Krankenhaus zu schicken und zwar dass gleich ein neuer Patient eintreffen würde.


    >> Bezirke #2
    Tag 6: 05:20
    Geändert von Arseni Vigo (15.10.2012 um 00:47 Uhr)

  6. #46
    ME FRPG only Avatar von Calix
    Registriert seit
    01.11.2010
    Beiträge
    75

    Standard

    <--- Citadel: Bezirke

    Die Shuttletür schloss sich und riegelte das Innere des Shuttles hermetisch ab. Arseni setzte sich auf einen Platz.
    „Ich hoffe du hast was Warmes zum Anziehen dabei.“
    Hatte er? Eigentlich nicht. Er ruckte seinen Kopf unbestimmt in Richtung Rüstungshaufen, der nach der Verfolgungsjagd nur noch ein einziges Durcheinander war. „Das wird genügen.“ Er wandte sich ab.
    „Ax, Richtung…“, er zögerte. Wollte er das wirklich? Seinen ganzen Lebensinhalt auslöschen? Er hatte es vergessen, doch tief in seinem Inneren hatte er immer dafür gelebt, Raxtar wie ein Schwein vor sich im Boden liegen zu haben und ihn auch wie eines abzuschlachten. Was würde aus ihm werden, wenn dieser eine Antrieb nicht mehr da wäre? Was wäre sein nächstes Ziel?
    Die Stelle wo Raxtars verschnörkeltes R für alle Ewigkeit zweimal in seine Haut eingebrannt war, fing an zu schmerzen. Er glaubte sogar wieder den Geruch von verbranntem Fleisch zu riechen, der… Genug! Er riss sich gewaltsam aus seinem Gedankenstrom. Es hatte kein Zweck. Selbst wenn er am Ende als eine Art Zombie enden würde – es musste getan werden. Raxtar, dein Tod heißt Calix, schwor er sich und wiederholte das Mantra einige Male.
    Er schüttelte den Kopf. „Richtung Antirumgon“, sagte er mit fester Stimme. Die Zweifel verdrängte er in irgendeine dunkle Ecke seiner Gedanken.
    „Bestätigt.“
    Surrend hob Ax ab und fädelte sich in den Verkehr ein. Das Shuttle folgte dem Highway bis zur nächsten Möglichkeit die Bezirke zu verlassen und in den freien Raum zwischen den Armen einzudringen.

    Sie ließen die Citadel schnell hinter sich. Die Station löste sich im Nebel auf und war verschwunden. Unbehelligt flogen sie an den patrouillierenden Schiffen der Citadel Flotte vorbei – ein Zeichen, dass sie das sichere Zentrum verlassen hatten und jetzt wieder in der Wildnis waren. Und wie sicher die Citadel war. Ax hat nur ein paar Löcher mehr. Er schnaubte.
    Ax gab die Flugdauer durch: keine kurzweilige Angelegenheit.
    „Mach’s dir bequem“, sagte er zu Arseni mit Blick auf die Karte, „das wird ein langer Flug.“
    Er stapfte die paar Schritte zur Wand, montierte die Klingen von den Armen und legte sie zurück ins Fach, gefolgt von seiner Freizeitkleidung. Dann kramte er durch den Rüstungshaufen und fing damit an wieder vollständig zu werden. Ohne Rüstung war er nur ein halber Elcor.
    Er bewunderte die Fähigkeiten des Mechanikers, den Arseni aufgetrieben hatte: alles passte und war wie neu. Hier und da war der Panzer zwar noch zerkratzt und rußgeschwärzt, doch ansonsten makellos. Keine Löcher mehr, die durch Einschüsse oder Einschläge entstanden waren. Die Elektronik kratzte und knirschte nicht mehr gänsehauterregend. Die Platten fuhren sanft und ruhig summend an Ort und Stelle.
    Als er soweit fertig war, hob er den Helm auf und betrachtete ihn. Das war er. Ein Soldat, Söldner, Mörder. Dies war das Gesicht, das er Fremden und seinen Zielen zeigte. Er wusste, dass er eigentlich Schuldgefühle irgendwelcher Art haben sollte, zumindest wurde dies in Filmen immer so gezeigt: der Held, der nur widerwillig tötete. Doch er tötete nicht widerwillig, es machte ihm Spaß, es war das Einzige, das er je gelernt hatte und gut konnte. Also bin ich kein Held. Er hob den Helm hoch und setzte ihn langsam, fast schon rituell feierlich auf seinen Kopf. Die Elektronik fuhr surrend hoch, es zischte als die Rüstung sich von der Umwelt abriegelte. Sein Gesichtsfeld flackerte kurz, dann konnte er die ganzen Statusmeldungen und Diagnosesysteme sehen, die vor seinen Augen lang flackerten. Zeile um Zeile, die besagte, dass alles noch oder wieder funktionierte. Als die letzte Zeile oben verschwunden war blinkte ein „Willkommen zu Hause“, auf. Ein kleiner Scherz von Ax. Er berührte seinen Arm am rechten Handgelenk. Der Helm fuhr leise zischend zurück.
    Er war wieder er.
    Calix war wieder Calix.
    Er dachte unwillkürlich an die ganzen Lebewesen die er durchlöchert, durchbohrt, auseinandergerissen und zertrümmert hatte. Er fühlte nichts, außer der Aufregung des Kampfes und die Freude, die er gehabt hatte – und nun die Vorfreude endlich mit Raxtar abrechnen zu können. Die Zweifel waren vergessen, nicht mehr existent.
    Willkommen zu Hause. Monster.


    Tag 6: 17:00
    Geändert von Calix (08.02.2013 um 23:28 Uhr)

  7. #47
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
    Registriert seit
    09.02.2010
    Beiträge
    121

    Standard

    Ja, lange hatten sie nicht mehr rumgefackelt. Noch kurz aus dem Shuttle winken als Abschiedsgeste gegenüber der anonymen Masse, über die sie sich erhoben und allmählich an den Armen der Citadel vorbei. Calix teilte Ax bereits die Destination mit; unklar, wie lange sie genau fliegen würde, aber sofort signalisierend, dass es bald wohl ans Eingemachte ging. Jetzt konnte Arseni nicht mehr zurück, keine Chance mehr die Schuld anderweitig zu tilgen. Ihm schoss spontan durch den Kopf, dass er doch Calix Hauskoch sein könnte, Ax sogar zu einer wandelnden Imbissbude umfunktionieren könnten und dann Asteroidengürtel besuchten und unzählige Chili Dogs an die hungrigen Arbeiter brachten. War sicherlich reizvoller als die Aufgabe, die ihm jetzt bevor stand. Aber dann wiederum, was konnte ihm schon an Calix Seite groß passieren, hm- gute Frage, murmelte er zu sich selbst, als Calix schon lange dabei war sich auszurüsten, keine Extra Sekunde schien er darauf warten zu können. Raus aus der Freizeitkleidung, rein in die Rüstung, das für ihn wohl eigentlich angenehme, die berühmte zweite Haut.

    Als Calix fertig war und Arseni sich in der Zwischenzeit im Extranet ein wenig sich über die aktuellen Sportereignisse informierte, waren sie schon beim Masseneffektportal. Auch wenn die Flugbahn anderer Raumschiffe ähnlich war, so sahen sie die anderen nur aus der Ferne immer wieder aufblitzen, die Warnlichter wirkten dabei Angriffsmuster. Der Elcor kam zu ihm ans Fenster, sie standen kurz still nebeneinander, dann meinte Arseni flachsig: „Vielleicht solltest du wissen, dass es in Narshad, der Kolonie auf Antirumgon, verboten ist Waffen zu schleppen. Zumindest war es so als ich das letzte Mal dort war… bestimmt ein paar Jahre her“, und er dachte kurz, was sich wohl alles verändert hat und fügte noch hinzu: „Aber deine verborgenen Klingen könnten trotzdem durch den Zoll geschmuggelt werden, eventuell.“ Mit irgendetwas musste er ja schließlich Raxtar töten, wenn es so weit war. „Irgendwelche Anhaltspunkte, wie wir ihn oder die Organisation finden? Außer, dass diese Rotaugen-Spacken natürlich in jeder Gruppe dank ihren Implantaten auffallen.“ Parallel dazu geisterten schon ein, zwei Ideen in seinem Kopf herum, wo man die Suche starten könnte, nichts konkretes, nur eine Ahnung.

  8. #48
    ME FRPG only Avatar von Calix
    Registriert seit
    01.11.2010
    Beiträge
    75

    Standard

    Calix riss sich aus seinen düsteren Gedanken los und trat zu Arseni an das Fenster. Zusammen betrachteten sie das immer näher kommende Massenportal, welches sich langsam von dem weißen Nebel löste und Gestalt annahm.
    Arseni unterbrach die Stille: „Vielleicht solltest du wissen, dass es in Narshad, der Kolonie auf Antirumgon, verboten ist Waffen zu schleppen. Zumindest war es so als ich das letzte Mal dort war… bestimmt ein paar Jahre her.“ Nach einer kurzem Pause fügte er hinzu: „Aber deine verborgenen Klingen könnten trotzdem durch den Zoll geschmuggelt werden, eventuell.“
    Calix dachte kurz darüber nach, wie es sein würde seine gerade erst wieder gewonnene Vollständigkeit wieder abzugeben. Er entschied sich dagegen.
    „Mach dir mal keine Sorgen.“ Er wandte sich vom Fenster ab und setzte sich auf seinen Platz – den Boden – mitten im Innenraum. „Ich habe so meine Tricks andere zu überzeugen, dass man für mich eine Ausnahme machen kann.“ Eine einfache Bestechung funktionierte in den meisten Fällen aber Ax hatte sich auch schon mal in das Omni-Tool eines Sicherheitsmannes gehackt und für Calix eine Genehmigung für das Tragen von Waffen in gesperrten Bereichen hinzugefügt. Er konnte sich noch an das verdutzte Gesicht des Turianers erinnern. Ein Lächeln huschte durch seine Augen.

    „Irgendwelche Anhaltspunkte, wie wir ihn oder die Organisation finden? Außer, dass diese Rotaugen-Spacken natürlich in jeder Gruppe dank ihren Implantaten auffallen.“
    Implantate? „Was weißt du eigentlich über die Rotaugen? Und warum so sicher, dass sie unsere Organisation sind? Und was für Implantate?“ Er fühlte sich wie ein kleines unwissendes Kind, das da auf dem Boden saß und darauf wartete, dass der Lehrer antwortete. Erneut verzogen sich seine Züge beinahe zu einem Lächeln. „Außerdem: du bist doch der Detektiv – oder nicht?“ Er legte seinen Kopf schräg und sah Arseni in die Augen. „Ich hätte einfach an Rumfragen gedacht. Ein paar Leute einschüchtern. Und so was halt.“ Er verstummte. „Ich hab keine Ahnung wie man jemanden findet. Ich wurde immer nur angeheuert, wenn jemand eine Gruppe oder eine starke Zielperson beseitigt oder eingefangen haben wollte. Ich bin nicht dazu gedacht Personen zu finden, die nicht gefunden werden wollen. “ Er zögerte kurz, räusperte sich. „ Weißt du“, Calix richtete sich auf, dass der Raketenwerfer an der Shuttledecke kratzte und breitete die Arme aus, „ich fall halt irgendwie auf.“ Er plumpste auf den Boden zurück. „Wenn du aber wirklich meinen Rat hören willst, dann sage ich schnappen wir uns den Ersten, der uns blöd anguckt und äh befragen ihn, wenn das nichts bringt, nehmen wir den Nächsten. Irgendwann werden wir zu den Rotaugen kommen.“ Er zuckte die Achseln und legte den Kopf auf die andere Seite.

  9. #49
    ME FRPG only Avatar von Arseni Vigo
    Registriert seit
    09.02.2010
    Beiträge
    121

    Standard

    Man merkte wie wissbegierig Calix war, durch die sonst so monotone Ausdrucksweise kam durch die drängenden Fragen die innerliche Unruhe des Elcors zum Vorschein, und das ganz ohne die üblichen Gefühlsbeschreibungen, aber die schienen Calix – wohl aufgrund seiner Vergangenheit, der Abwesenheit von anderen Elcors, der soziokulturellen Erziehung – sowieso nie besonders zu gefallen, fast so als wäre es ihm zu blöd wie ein typischer Elcor zu faseln und ganz ehrlich, Arseni fand es gar nicht mal besonders überraschend.

    Er hörte den Fragen zu, und ordnete sie dann im Kopf neu. Im Hintergrund zischte ein anderes Shuttle vorbei, sie kamen immer näher. Noch würde es ein paar Minuten dauern und sowohl Calix als auch Arsenis Fähigkeiten benötigte Ax sicherlich nicht für den erfolgreichen Sprung. Also war das jetzt Zeit für Märchenstunde?
    „Na, mal nicht so schnell, Großer…“, murmelte Arseni und ließ seinen Blick an Calix Raketenwerfer hängen. Was für ein Monstrum, und wie viel wohl die ganze Anfertigung überhaupt gekostet hat, stieß es Arseni in den Kopf. „Das Umgehen der Sicherheitsrichtlinien dürfte sogar funktionieren. Tosh ist Chef auf Narshad, oder zumindest war er es als ich das letzte Mal dort war. Er kontrolliert die Stadt, man müsste also dass dann als Autorisierungsgrund missbrauchen – und hoffen, er findet es nicht heraus. Es gibt auch eine andere Band, die Kell Hounds. Und eben die Rotaugen. Das Symbol auf deinem Körper, das Brandzeichen, das stammt von ihnen. Hier und da liefen… Geister, Erscheinungen mit solchen Brandzeichen in Narshad herum, aber es nicht so als gebe es einen städtischen Register wo man das nachblättern könnte. Erst nach ein paar Monaten habe ich das Munkeln verstanden. Die Rotaugen sind zwar so etwas wie eine dritte Partei auf Antirumgon, mischen sich aber nicht ein, glaube ich zumindest. Das ist alles schon etwas her, ein paar Jährchen. Kann mittlerweile auch schon alles anders sein. Vielleicht sind sie noch in Narshad aktiv, möglicherweise auch nicht mehr.“ Er hielt inne als Ax meldete, dass sie nun den Anflug zum Massenportal beginnen.
    „Gut. Jedenfalls, wenn wir einfach Leute anpöbeln bis uns wer was verrät, fürchte ich kommen wir nicht sonderlich weit. Antirumgon ist klein, hat keine ein-zweitausend Einwohner und das Schlimme ist, oder war, dass früher oder später so zwei Knallfrösche wie wir unweigerlich auffallen dürften. Sprich, Tosh oder die Kell Hounds erfahren von uns, noch schlimmer wäre es wenn die Rotaugen selbst von uns erfahren. Narshad ist ein Dorf, da macht eine Neuigkeit schneller Runde als in den Boulevardblättern der Citadel. Und seien wir ehrlich, du kannst es vielleicht mit einer ganzen Armee aufnehmen, aber wenn Raxtar erst einmal verschwunden ist, weil wir zu viel Krawall davor gemacht haben, dann… ja, dann ist deine möglicherweise einzige Chance einfach nur, hm, verpufft. Ich bezweifle, dass Raxtar noch einen Elcor als Erzfeind hat außer dich, also dürfte er schon recht genau wissen, wer da laut zu ihm hin stampft, Rache schreiend.“
    Calix schien die Sachlage zu verstehen. Eventuell wollte er widersprechen, dachte aber noch darüber nach und dann schossen sie schon ins Massenportal. Das Schiff wackelte, die blauen Strahlen tänzelten auf deinen Scheiben, durchfluteten das Shuttle. Dann schoss Ax durch das All.

    Arseni hatte sich angewöhnt hier und da die Augen für derlei Passagen zu schließen; das Wackeln, Zittern und Bibern eines solch kleinen Shuttles beunruhigte den Magen, das Flackern der Lichter strapazierte die Nerven unnötig, der manchmal nur dezent anmutende Geschwindigkeitsrausch für die Zeit des Sprungs sorgte für ein Verlieren des Bewusstseins hier und da.
    „Nein, nein“, murrte Arseni kurz nach dem Sprung und bemerkte dann erst als er Calix fragendes Gesicht sah, wie merkwürdig das gerade rüberkam. „Ich meine, wir brauchen einen Plan… oder eine Vorstellung. Ich weiß nicht wie aktuelle Situation auf Narshad ist, anscheinend gab es einen Bandenkrieg vor 4 Tagen... das könnte uns in die Karten spielen. Wenn Antirumgon in Aufruhr ist, können wir leichter verdeckt ermitteln. Beobachten. Informationen sammeln, mit Kräften haushalten für den finalen Schlag, Calix. Kann gut sein, dass ich noch ein, zwei Freunde auf dem Eisplaneten habe, und vielleicht fällt uns wer auf, dem Du auffällst. Daran könnten wir uns halten. Und andernfalls, wenn wir im Lost Souls und auf den ersten beiden Ebenen nicht schlauer werden, dann können wir uns überlegen, ob wir tiefer gehen, zu Tosh oder den Kell Hounds.“
    „Zur vollständigen Information: Antirumgon besitzt zwei bekannte Siedlungen. Narshad gilt als die ‚Hauptstadt‘, ist mit unter 1.000 Einwohnern jedoch wohl eher als ein Dorf zu bezeichnen. Die Siedlung besteht aus vier Ebenen, wobei die ersten zwei frei zugänglich sind und die dritte und vierte Ebene Besuchern nicht zugänglich ist. Das schließt euch beide aus.“
    „Hm, ganz genau. Ax, sag‘ hast, du Informationen über die aktuelle Lage, ist Tosh noch der Chef?“
    „Aktuelle Extranet-Informationen liegen nicht vor. Es besteht tatsächlich eine Lücke, ein statistisches Gefälle im Informationsfluss.“ Man hörte eine kurze Pause, sagenumwobene Denkpausen von Ax möglicherweise. „Eine Analyse lässt sich nicht durchführen. Letzte, verifizierte Nachrichten zu Folge ist jedoch die Lage angespannt. Es liegen keine offiziellen Allianz-Stellungnahmen vor.“
    „Hm“, nickte Arseni, weniger bestätigend, mehr überlegend. „Danke Ax.“ Und dann an Calix gewandt: „Na wenn das mal nicht gute Voraussetzungen sind? Direkt ins kalte Wasser springen, da sind wir ja mittlerweile echte Experten drin.“ Kichernd zündete er sich eine Zigarette an, als Ablenkung, Beruhigung, was auch immer, und versuchte Calix zumindest durch gespielte Lässigkeit davon zu überzeugen, dass sein Vorschlag hoffentlich vernünftiger war.

  10. #50
    ME FRPG only Avatar von Calix
    Registriert seit
    01.11.2010
    Beiträge
    75

    Standard

    Blitze vom Massenportal leckten über das Shuttle und schickten es dröhnend auf die Reise einmal quer durch die Galaxie. Ein blinkender Punkt zeigte auf der Karte im Innenraum ihre ungefähre Position an.
    Calix betrachtete die blauen Lichtspiele, die um das einzige Fenster spielten, als sie durch das All rasten. Er bevorzugte den direkten Weg ohne irgendwelche Schauspielereien, doch Arsenis Argumente klangen sinnvoll, das musste er sich eingestehen. Außerdem hatte ihn der direkte Weg gestern fast getötet. Er hatte jetzt nichts dagegen die Dinge ausnahmsweise mal ruhiger anzugehen. Deshalb schluckte er auch seine Erwiderung, die ihm schon auf der Zunge lag.
    Stattdessen entschied er sich dazu weiter zuzuhören.
    Ein Bandenkrieg? Das änderte die Lage. Die Unordnung würde ihnen in die Hände spielen und das Beobachten leichter machen. Zumindest stellte Arseni sich das so vor. Gibt ja noch die Möglichkeit, dass jetzt überall Wachen oder so was rumlaufen.
    Calix betrachtete die Karte von Narshad, die Ax jetzt unaufgefordert anstelle der Galaxie Karte in den Raum projizierte und nützliche Infos preisgab.
    Narshad: das kleine Dorf voller Banden. Zumindest war es eine Leistung bei so einer geringen Einwohnerzahl einen ausgewachsenen Bandenkrieg durchzuführen. Antirumgon, der Planet der unbegrenzter Möglichkeiten, dachte Calix spöttisch. Unbegrenzt genug um Raxtar zu finden? Wir werden sehen. Seine Gedanken schweiften erneut zu Raxtar ab. Ob er immer noch diese glühenden Augen hatte? Oder glühten die Augen nur in seiner verdrehten Erinnerung? Was würde geschehen, wenn sie sich endlich gegenüber stehen würden? Was würde mit ihm passieren, wenn er endgültig mit dem Kroganer abschließen würde?
    „Na wenn das mal nicht gute Voraussetzungen sind? Direkt ins kalte Wasser springen, da sind wir ja mittlerweile echte Experten drin.“
    Arseni riss Calix aus seinen Gedanken. Er vernichtete seine Zweifel durch Willenskraft und fokussierte sich auf das Hier und Jetzt. Er blinzelte und ließ sich das Gesagte noch einmal durch den Kopf gehen. Er schnaubte. „Ins Kalte Wasser springen? Ist das so eine Redensart bei euch?“ Er winkte ab. „Passt aber gut.“ Er stellte sich vor, wie beißend kaltes Wasser über ihn einbrach. Die Wassermassen wurden schnell zu Steinsplittern und Felsbrocken und plötzlich befand er sich für eine Sekunde wieder in diesem verdammten Minenschacht.
    Ein Räuspern, Kopfschütteln, dann war der Kopf wieder klar. „Bis jetzt hab ich jeden Auftrag, den ich hatte genau durchgeplant. Ich wusste Bescheid, wo mein Ziel war, wie ich dahin komme und was mich auf den Weg erwarten würde. Pläne haben mir Sicherheit gegeben. Wie wohl jedem Elcor“ Er starrte ins Leere. „Bis sich das gestern alles änderte. Plötzlich haben sich alle schönen Pläne in Luft aufgelöst. Weißt du, heute wollte ich mich eigentlich zurücklehnen, meinen letzten Auftrag begießen und Anfangen mir was Neues zu suchen.“ Er lächelte – zumindest auf Elcor Art. „Das Söldnerleben wurde langweilig. Innerhalb eines Tages hab ich so viele Sachen spontan gemacht, wie noch nie und fast alles ging nach hinten los.“ Er atmete tief durch. „Doch auf einmal habe ich die Möglichkeit mit meiner verdammten, scheiß Vergangenheit klar zu kommen, weil mir meine Spontanität zusätzlich zu den paar neuen Narben auch einen Schnüffler an die Seite gestellt hat, der sich auf das äh schnüffeln versteht.“ Er zwinkerte Arseni zu. „Also sage ich: Scheiß auf irgendwelche Pläne und tauchen wir in das kälteste Eiswasser, was man auf diesem verdammten Eisplaneten finden kann.“
    Das musste jetzt einfach raus.
    „Und keine Sorge“, fügte er an, „Ich werde schon für keine Unruhe sorgen, zumindest versuche ich es.“

Seite 5 von 6 ErsteErste ... 3456 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •