Mit einer Länge von knapp fünf Kilometern und einer Breite von etwas über einem Kilometer bildet der Central Park eine der größten Grünanlagen Elysiums. Er bildet einen ruhigen Übergang von dem Regierungsviertel zu den Wohnvierteln der Mittel- bis Oberschicht, liegt dabei aber weit genug von den Hauptverkehrswegen ab, um dennoch ein perfekter Ort für alle jene zu sein, die sich nach etwas Ruhe und Entspannung, mitten in der Großstadt, sehnen.

Die Architektur und Bepflanzung der Anlage erinnert stark an die nordamerikanischer Parks, an den äußeren Zonen befinden sich mehrere Kneipen und Restaurants, jedoch keine Großraumdiskotheken oder dergleichen. Je weiter man den meist gepflasterten Wanderwegen in das Innere des Parks folgt, desto ruhiger und naturgebundener wird es, bis hin zu Plätzen, die man nur findet, wenn man sich von den vorgegebenen Wegen abwendet.

Die Idylle täuscht jedoch leicht, trotz der Polizeipatrouillen, die regelmäßig zu sehen sind, und der Nähe zu den eher sicheren Distrikten der Stadt, wird der Park immer wieder Schauplatz von Verbrechen und Delikten. Dazu gehören meist Schlägereien und Diebstahl, aber auch Vergewaltigungen und schwere Körperverletzung. Morde sind aber auch hier eher die Ausnahme, als die Regel.


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Elysium - Slums >>>>

Elysium - Central Park

Die frische, kalte Nachtluft schlug Nika ungehindert ins Gesicht, wie wenige Stunden zuvor schon auf dem Wolkenkratzer. Doch diesmal was etwas anders, diesmal war sie nicht hier, um jemanden umzubringen. Nein, sie hatte frei. Es gab überhaupt keinen Grund, jemanden zu töten. Sie wollte auch überhaupt niemanden töten, diesmal konnte sie sich entspannen. Die Augen schließen. Durchatmen. Sich einfach im Zauber des Moments verlieren. Das Motorgeräusch des Taxis, welches sie hergebracht hatte, ebbte schnell ab und schon bald mischte es sich unter das restliche Surren des Verkehrs. Dieser war jedoch weit genug weg, um die Ruhe im Central Park nicht wirklich zu stören – Ihrer Meinung nach hätten die Stadtarchitekten es nicht besser planen können.

Die Agentin stand mehrere Minuten einfach so da, die Arme leicht ausgebreitet und ein zufriedenes, wohliges Lächeln auf den Lippen. Über ihr der strahlende Nachthimmel, mit all seinen Facetten. Mysteriöse Farbgemische, die von weit entfernten, möglicherweise sogar unerforschten, Systemen zeugten als auch blinkende Sterne, die in Wahrheit Satelliten, Shuttles oder auch ganze Raumschiffe sein würden. Unter ihr dagegen war weiches Gras, jederzeit bereit sie aufzufangen, sie musste sich nur fallen lassen. Das Leben kann so wunderschön sein. Als Nika ihre Augen langsam öffnete, entspannte sie ihre Arme wieder, erst hingen sie sinnlos an ihr herab, dann umschlangen sie jedoch den Oberkörper. Sie umarmte sich selbst und lachte leise. Ich benehme mich schon wieder, wie ein verträumtes junges Mädchen.
Das ungetrübte Kichern erstarb recht schnell, die Agentin nahm einen erneuten genießerischen Atemzug, dann schweifte ihr Blick über die Umgebung. Um sie herum befanden sich vereinzelt Bäume, welche, wie viele Teile des Parks, von der Dunkelheit fast schon verschluckt wurden. Nur an den wenigsten, die von einer entfernteren Lichtquelle berührt wurden, konnte man Ansammlungen von allerlei Blumen erkennen – zu Nikas Bedauern versteckten sich diese aber vor den Sternen, so wie viele andere Lebewesen auch.

Eine der Ausnahmen war wohl die Agentin selbst, sie war schon immer ein Nachtmensch gewesen, nicht wegen irgendwelcher wilden Partys, sondern weil ihr die Nacht viel lieber war, als der Tag - und damit war sie wohl eines von wenigen Individuen. Zumindest unter den Menschen, dass es im Tierreich anders war, bewiesen ihr in diesem Augenblick Nachtfalter, die vereinzelt über die Wiese flatterten und kaum auszumachen waren, das Zirpen der Grillen und irgendwo auch das Rascheln im Dickicht, dass von einem kleinem Säugetier stammen musste. Sie mochte es hier. Alles. Der Park war wunderschön und still. Natürlich erkannte sie ab und zu Grüppchen oder auch vereinzelte Umrisse von Menschen, die über die vielen kleinen Pfade – die sich durch die Anlage schlängelten – spazieren oder taumeln, doch das war nichts, was sie störte. Sie hielt sich selbst ohnehin immer abseits dieser beleuchteten Wege.

Langsam spazierte sie über die abgelegenen Flächen, für einen Außenstehenden konnte es zwar so aussehen, als würde sie einfach dahin gehen, wo ihre Füße sie hintrugen, tatsächlich folgte sie aber etwas bestimmten. Eher gesagt einem bestimmten Geräusch. Der Fahrer des Taxis hatte Nika – auf ihre Bitte hin – verraten, dass es in dem Park mehrere Seen gab, welche auf jeden Fall einen Blick wert sein sollten, wenn sie auf entspannte und stille Orte aus war. Genau einen dieser Seen suchte sie jetzt und dabei folgte sie dem plätschernden Geräuschen, die vollkommen zufällig, unberechenbar und beinahe so leise wie der Wind über das Gras hallten.

Es brauchte nicht lange, bis sie der Spur erfolgreich gefolgt war. Eine flache Senke hinab – mitten durch die Büsche -, quer über einen der gepflegten Pflasterwege, noch ein paar Meter über eine Wiese, eine weitere schwache Absenkung und schon hatte sie einen dieser kleinen Seen gefunden. Die Wasseroberfläche spiegelte denn Himmel wieder, welcher aber stetig von kleinen Wellen verwischt wurde. Grund dafür waren offenbar Fische. Fische und Insekten, um genau zu sein, wobei die Insekten leichtsinnig über die Oberfläche wanderten, nur um sich von den Fischen dann fressen zu lassen, daher rührte auch das Platschen, welches Nika her gelotst hatte. Irgendwo, etwas entfernt, waren kurz lautere Stimmen zu hören, dem Klang und den Worten nach zu urteilen war es eine kleine Gruppe Männer, vermutlich auf dem Weg von einer Kneipe in die Nächste, wobei sie untereinander über den Geschmack von Gin zu streiten schienen. Nika ignorierte sie, wieso sollte sie auch was anderes tun? Man tat ihr ja nichts. Stattdessen hockte sie sich an das Ufer des kleinen Gewässers, ließ sich dann ganz nach hinten, in das Gras, sacken und streckte die Beine aus.

Uhrzeit: 00:43