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  1. #11
    Rookie Avatar von Kaneshtis
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    Die Nebelparder, immer noch leicht überrumpelt, dass ihnen in die Flanke gefallen worden war, boten nur schwache Gegenwehr. Selbst der zweite Soldat, der auf ihn angesetzt war schoss nur noch blind über seine Deckung. Aber dank ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit hatte sich dennoch ein labiles Kräftegleichgewicht gebildet, das Kaneshtis zu Gunsten der Alphas kippen wollte. Er schaffte es das Sturmgewehr des Soldaten zu vereisen und mit einer gezielten Salve ließ er es zersplittern, eine schwere Pistole verwandelte er kurz danach in eine hell glühende Metallpfütze, von der Tropfen durch das E-Zero ein paar Meter weit geschleudert wurden, was einige Schmerzensschreie hervorrief.

    Langsam erarbeitete er ihnen so einen Vorteil, doch der war wie weggewischt, als die Parderverstärkung auf der anderen Seite begann, die halb geöffnete Tür aufzustemmen.
    „Scar, Kiba, wir verlassen die Hilfsbrücke durch den zweiten Zugang. Kaneshtis, wenn Sie uns dabei Deckung geben könnten, wäre das ideal, aber passen Sie auch auf ihren grünen Arsch auf und versuchen Sie selbst hier raus zu kommen.“, befahl sie mit grimmiger Stimme. Er konnte es ihr nachempfinden, aber genauso verstand er die Dringlichkeit sich nicht aufreiben zu lassen. Er fragte sich einen Moment, ob ein Ausfall die Verhältnisse endgültig zu ihren Gunsten hätte kippen lassen, verwarf ihn aber sofort darauf wieder, weil das Risiko sehr hoch gewesen wäre und es jetzt sowieso keine Rolle mehr gespielt hätte.

    „Jetzt!“

    Scheinbar hatten auch die Parder den Braten gerochen und wurden zusehends wieder mutiger und streckten langsam wieder ihre Köpfe hervor. Der Salarianer quittierte das mit einem Kopfschuss und versetzte ihrer Moral gleich wieder einen Dämpfer. Doch neben Kate waren mittlerweile auch die anderen in Bewegung gekommen und er sorgte jetzt allein für ihren Feuerschutz, sodass die Nebelparder immer mutiger wurden, und das schlimmste daran war: Er konnte es nicht verhindern!

    Die meisten konzentrierten ihr Feuer auf Kate, die dem rettenden Ausgang am nächsten war. Es war kein Wunder, dass ihre Schilde zusammenbrachen, nur dass sie nicht ernsthaft verletzt wurde. Doch das würde sich schnell ändern, wenn er nicht die Parderin umbrachte, die aus irgendeinem finsteren Winkel ein Scharfschützengewehr hervorgezaubert hatte. Zwei ungepanzerte Offizier gaben ihr mit Maschinenpistolen Feuerschutz, sodass er gezwungen war ihre Waffe zu überhitzen und dann sofort in Deckung zu gehen, bevor seine malträtierten Schilde den Geist aufgaben. Die kurze Pause nutzte er, um eine Granate zu laden.

    Er musste zum Glück nicht lange auf eine Lücke im gegnerischen Feuer warten, um sich wieder aufzurichten, denn ganz in der Nähe hörte er das Bersten von Knochen, was zu einer Schockpause führte. Er überlastete die Schilde eines Parders, an dem der Kroganer des Beta-Teams gerade vorbei lief. Gleich darauf nahm er drei Nebelparder gleichzeitig aufs Korn und es entbrannte ein kleines Feuergefecht, doch der Ausgang stand schon am Anfang fest.

    Die Temperatur seines Sturmgewehrs näherte sich schon dem roten Bereich, als er eine Berührung an der Schulter spürte, zum Zeichen, dass er jetzt auch besser verschwinden sollte. Umgehend ging er in die Hocke und drückte sich einen halben Herzschlag später an seiner Deckung ab, um die sechs Meter zur Tür schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Er verzichtete darauf größere Haken zu schlagen und die Projektile pfiffen nur so um ihn herum. Die Energie seines Schildes sank nicht, sie stürzte ab: '34% … 21% - noch zwei Meter - 15% - einer - 9%'
    An der Tür angekommen wirbelte er herum; die Tür gegenüber war schon fast weit genug offen, um mehrere Nebelparder zugleich hereinzulassen und einige von ihnen schossen schon durch, zusätzlich zu dem Haufen verbliebener Parder in der Hilfsbrücke. Der Ex-STGler nahm sich keine Zeit zum Zielen, sondern ließ den Granatwerfer nur noch kurz aufheulen und jagte eine Granate durch den Türspalt; im selben Moment kollabierten seine Schilde. Er wollte sich in Deckung drehen, doch ein Projektil durchschlug seinen Panzer, bohrte sich am seitlichen Rand durch seinen Bauchraum und warf ihn zu Boden.

    Die Zeit schien langsamer zu vergehen. Zunächst betätigte er den Zünder und das Peitschen der Schüsse verklang. Er wollte sich aufrichten, doch ihm wurde schwindelig und er aktivierte das Adrenalinmodul. Dennoch wäre er wieder hingefallen hätte ihm nicht irgendjemand aufgeholfen. Mit letzter Kraft hieb er auf den Schließmechanismus der Tür und hörte noch das leise Zischen, dann wurde ihm schwarz vor Augen.

  2. #12
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    Name: Nalya Dalinari
    Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
    Spezies: Asari
    ------------------------------------------------------------

    Invisible Hand – Deck 2: Hilfsbrücke

    Im Grunde hatte sich Nalya sogar schon damit abgefunden, dass sie draufgehen würde. Sie hatte in den letzten Minuten geradezu unerhört viel Glück gehabt: Die Parderin, die ihr den Weg gezeigt hatte und nebenbei auch eine verschlossene Luke knacken konnte, dass sie die Vorcha rechtzeitig bemerkt hatte und später kaum getroffen worden war, dass die Luke unverschlossen gewesen war und die Nebelparder nicht schon auf sie gewartet hatten, dass sie auch auf dem letzten Stück des Weges nicht erwischt worden war… zugegeben, man konnte sich darüber streiten, ob das wirklich alles Glück gewesen war, aber in jedem Fall hatte es in den vergangenen Minuten zu viele positive Wendungen gegeben, als dass sie jetzt auch noch wie durch ein Wunder hätte gerettet werden können.
    Vermutlich würden die Nebelparder gleich reinstürmen und Nalya umnieten oder sie würden reinstürmen und selbst umgenietet werden und zwar von den Söldnern die danach so angepisst von Nalya sein würden, dass es für die Asari so oder so aus war.

    Überraschenderweise machte sich der Kroganer der Truppe sogar noch die Mühe, Nalya anzuquatschen – sie hatte keine Ahnung, was er sagte, die Geräusche die sie in diesem Moment selbst verursachte übertönten es seltsamerweise – bevor wie erwartet die Parder ankamen und ihrerseits irgendeine Scheiße brüllten, die Nalya in den letzten paar Minuten Verfolgungsjagd vermutlich schon zehnmal gehört hatte.
    Könnte ich bitte einen Kopfschuss haben? Ach, scheiße, so vornüber gebeugt wie ich dasteh’ treffen die doch nie im Leben meinen Kopf! Ich glaub, ich muss gleich kotzen… können die mich nicht vorher umbringen? Das hat wenigstens noch 'nen Hauch von Würde oder sowas, ich will nicht in meiner eigenen Kotze sterben müssen…

    Doch noch in der selben Sekunde, in der Nalya jene verzweifelt sarkastischen Gedanken durch den Kopf schossen, schien sich die Göttin selbst ein weiteres Mal zu erbarmen und Nalya ein erneutes Wunder zu schicken: Jede Menge Schmerzen. Der Kroganer donnerte sie mit voller Wucht zur Seite während im Gang ein Donnergrollen aus Gewehrfeuer losging – Nalya knallte rücklings gegen irgendwas, vermutlich die Wand und abgesehen von ihrem so malträtierten Rücken, Nacken und auch Gesäß, als sie auf dem Boden aufschlug, verkrampften sich bei der ganzen Aktion auch ihre Eingeweide ziemlich unangenehm. Höllische Schmerzen durchzuckten ihre Beine, ihren Bauch, ihre Lunge, die Einschusslöcher, die sie noch irgendwo am Oberkörper hatte und allgemein alles was in letzter Zeit irgendwie in Mitleidenschaft gezogen worden war… vermutlich auch noch Stellen, denen es zuvor eigentlich gut ging, aber so genau konnte sie in der Situation nicht darauf achten.
    Im ersten Moment direkt nach dem Schmerz, in dem sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, glaubte sie tatsächlich, dass genau dieser Schmerz das Positive an der ganzen Sache war: Der Kroganer hatte mitgekriegt, dass sie die Parder angelockt hatte, hatte sie angeschnauzt und als er gemerkt hatte, dass sie ihm nicht zuhörte hatte er sie eben gegen den nächstbesten harten Gegenstand gedonnert – die so verursachten Schmerzen betäubten Nalya immerhin ein klein wenig und ließen es später vielleicht weniger schmerzhaft erscheinen, wenn sie tatsächlich von Pardern oder Kroganer erledigt wurde.

    Trotzdem schaffte sie es irgendwie, den Brechreiz zu unterdrücken: Wenn sie schon sterben musste, dann wenigstens ohne sich dafür noch weiter bewegen zu müssen und ohne zu kotzen.
    Dummerweise stellte sich Nalyas Vermutung, dass ihre Schmerzen noch irgendetwas positives an sich haben würden relativ schnell als Fehleinschätzung heraus. Die Stelle, an die der Kroganer sie in seinem Jähzorn befördert hatte, schien überraschend gut geschützt gegen sämtliche Nebelparder-Angriffe und die Tatsache, dass sogar die hässliche Riesenechse selbst sich wie ein Schutzschild direkt vor ihr aufhielt, zögerte Nalyas Ableben nur noch weiter hinaus. Der Schmerz verflog nach wenigen Sekunden wieder teilweise und sie nahm die Schüsse und das Geschrei wieder etwas bewusster war, ebenso wie die Tatsache, dass sie immer noch am Leben war.

    Scheiße, ich leb immer noch! Wenn der Kerl mich nicht geschubst hätte, wär ich jetzt im Arsch… scheiße, ob der grade überhaupt checkt, dass ich noch hinter ihm rumsitz? Klar, muss er ja wohl… ich nehm ihm schließlich die halbe Deckung weg – wie blöd ist das Ding überhaupt, der kann mich doch hier einfach rausschmeißen und sogar noch als Extra-Schild benutzen wenn’s ihm grade passt… oder hat der mich absichtlich in die Ecke gepfeffert? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Oh, warte, doch, wenn ich nachher noch am Leben bin kann er mich besser dafür zusammenschlagen, dass ich die Parder hergelockt hab und er jetzt ordentlich einstecken muss. Und wenn er sich dabei halbwegs beherrschen kann überleb ich vielleicht sogar noch und ihm fällt der zweite offensichtliche Verwendungszweck für eine noch lebende Asari ein… warum muss mich hier drin eigentlich andauernd alles und jeder fertig machen wollen?

    „Dein Schildstatus?“, knurrte der Kroganer mit einem Mal die ersten Worte, die Nalya seit dem Erreichen dieses Raumes verstanden hatte.
    Nalya starrte ihn nur einen Moment lang ungläubig an, bevor sie sich noch ein Stück weiter in ihre Ecke drückte. Das riesige Ding verlangte doch nicht etwa von ihr, dass sie da rausging, oder? Da tobte gerade ein Kampf und zwar keiner mit ein paar mickrigen Pistolen, bei denen man die drei unbewaffneten Kerle auf der anderen Straßenseite über den Haufen schoss, sondern einer mit Sturmgewehren, Granaten, Biotik und Kroganern.
    Zu Nalyas Glück schien das ihrem mehr oder weniger freiwilligen Schutzschild als Antwort zu genügen und die Riesenechse kümmerte sich vorerst nicht weiter um Nalya.

    Die blieb auch weiterhin stocksteif in ihrer Ecke sitzen und starrte gebannt auf den Teil der Szenerie, den sie von ihrer momentanen Position aus sehen konnte. Das war zwar nicht sonderlich viel, aber zusammen mit der Akustik genügte es, um Nalya endgültig die Lust auf jegliche weitere Bewegung vergehen zu lassen – sie würde sich garantiert nicht mehr hier wegbewegen bis es nicht sicher war. Da draußen herrschte Krieg und Nalya war nichts weiter als eine armselige kleine Schmugglerin, sie gehörte schlicht und einfach nicht hierher zu Nebelpardern, Biotikern und Kroganern, die sich gegenseitig auf grausamste Art und Weise niedermetzelten.
    Sie versuchte, sich nicht allzu sehr auf ihr Umfeld zu konzentrieren, sondern lieber darauf, ihren Mageninhalt bei sich zu behalten und nicht doch noch einen Nervenzusammenbruch oder sowas zu erleiden.

    Verdammt, wie behindert ist das hier eigentlich? Klar, Nalya, lass uns auf 'nem beschissenen Söldnerschiff anheuern, die Bezahlung ist gut und so gefährlich klingt das ja gar nicht! Ob mich jetzt der fette Kroganer oder irgendwelche Nebelparder umlegen ist ja auch schon scheißegal… wie arm muss man eigentlich dran sein um schon solchen Dreck zu denken? Früher hatte man noch Probleme wie: ‚Wie krieg ich die Drogen durch die scheiß Kontrolle?’ Heute heißt das: ‚Möchte ich lieber über den Haufen geschossen oder doch lieber vergewaltigt und irgendwie anders umgebracht werden?’
    Was zur Hölle hat Yayla eigentlich dazu gebracht, so’nen beschissenen Job zu machen, das ist doch… ich mein, was ist an so’ner Scheiße bitte so toll?! Ich verrecke hier gerade!
    Ach, nein, ich verrecke nicht, die Söldner hier verrecken anscheinend erst und dann bin ich dran… verdammt, ich will hier nur noch weg, das ist doch echt die reinste Hölle… nicht kotzen, Nalya, nicht kotzen und auch nicht anfangen zu heulen, du blutest vielleicht, deine Lunge steht kurz vor’m Zerreißen, dein gesamter Körper kackt ab und du wirst mit Sicherheit innerhalb der nächsten Minuten verrecken, aber es gibt keinen Grund, deshalb auch noch die letzte Selbstbeherrschung zu verlieren…

    Der Kroganer war in der Zwischenzeit auch wieder von seinem kurzen Ausflug zurückgekehrt, nun nur noch zerfledderter, als er zuvor schon ausgesehen hatte. Nalya hatte grob mitgekriegt, dass er wohl irgendwas an der Tür gemacht hatte, durch die sie gekommen war und irgendwas in die Luft geflogen war, aber angesichts der ungeheuer vielen beängstigenden Eindrücke die nun auf sie einströmten und der eigenen Schmerzen hatte sie gerade ernsthafte Schwierigkeiten, sich auf irgendetwas näher zu konzentrieren.

    Verdammt, die machen und platt… wenn ich mich und die Söldner jetzt einfach mal als ‚uns’ werte… der Kroganer ist schon so gut wie im Arsch, wenn die den vielleicht noch kleinkriegen, macht er mir schon mal keine Probleme mehr und vielleicht… mach dich nicht lächerlich, Nalya, die ballern sich da gegenseitig die Schädel weg, du hast keine Chance, da noch irgendwie durchzukommen! Ich sterbe jetzt sowieso… ich werde einfach hier auf dem scheiß Boden verrecken, mich dabei wahrscheinlich auch noch vollkotzen und meine eigenen Eingeweide zu sehen bekommen… aber ich will nicht, verdammt! Warum bin ich hierher gerannt? Warum bin ich so bescheuert?! Ich will nicht verrecken… nicht heute und nicht auf diesem Drecksschiff, nicht nachdem ich hier schon so viel überlebt hab… Liegenbleiben und auf den Tod warten ist beschissen… beschissen und sinnlos – ich hab’s bis hierher geschafft, oder? Und damit hätte ich auch nicht gerechnet. Vielleicht, wenn ich Glück hab… verdammter Dreck, das hat nichts mit Glück zu tun! Jetzt krieg endlich deinen beschissenen Reinblut-Arsch hoch und versuch wenigstens, abzuhaun, wenn das schon das einzige ist, was du hier hinbringst! Ist doch scheißegal, ob ich dabei draufgeh, schlimmer kann’s ja so oder so nicht mehr werden! Scheiß auf die Schmerzen, ich will nicht verrecken und wenn’s doch sein muss, hab ich’s danach wenigstens hinter mir…

    Im Nachhinein konnte sich Nalya diesen plötzlichen Ausbruch von Überlebenswillen auch nicht mehr so recht erklären, Tatsache war aber, dass er stattfand und dass es die Asari es trotz sämtlicher Schmerzen die bei dem Versuch, aufzustehen in ihr aufheulten schaffte, sich halbwegs aufzurichten und trotz allem einen kurzen Blick durch den Raum zu werfen: Die Söldner waren ganz offensichtlich am Verlieren. Eine von ihnen, die Nalya vorhin noch gesehen hatte, lag mit zerschossenem Körper auf dem Boden, die andere war schon auf dem Weg in Richtung Ausgang und der Kroganer sah ohnehin schon aus, als könnte er jeden Moment auseinanderfallen.
    Nalyas gesamter Körper zitterte vor Erschöpfung und Angst, aber gerade jetzt, wo sich auch die Söldner allmählich zurückzuziehen schienen, hatte sie wohl ihre letzte Chance zu nutzen. Die Parder waren abgelenkt und rechneten wohl nicht mehr wirklich mit ihr – wenn die Söldner sie einfach noch lang genug ablenkten, konnte Nalya vielleicht noch in einem Stück durch den anderen Ausgang hinausschlüpfen.
    Irgendetwas sagte ihr, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, sich zumindest so etwas ähnliches wie einen Plan zurecht zu legen, aber der realistischere Teil ihres Hirns verwarf die Idee ziemlich schell wieder: Abgesehen davon, dass sie in der momentanen Situation nicht in der Lage gewesen wäre sich auch nur etwas ansatzweise vernünftiges auszudenken, hatte sie einfach keine Zeit mehr für sowas. Entweder hatte sie Glück oder eben nicht, auf jeden Fall hatte sie ihren Kopf inzwischen lange genug nach draußen gestreckt ohne sich zu bewegen.

    Doch genau die Sache mit dem Bewegen stellte sich nun als gar nicht mal so einfach heraus. Nalya spürte noch immer jede einzelne Verletzung, die sie sich in den letzten Minuten zugezogen hatte ebenso wie die Erschöpfung, als sie sich unter diesen höllischen Schmerzen so schnell sie nur konnte an dem Kroganer vorbeischob und losrannte.
    Natürlich war der Plan von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Der Kroganer hatte eben noch unter Beschuss gestanden und nun trafen Nalya auch entsprechend einige der Projektile, die eigentlich für den Söldner bestimmt gewesen waren – ihre minimal bereits wieder hergestellten Schilde hatten sich also fast augenblicklich wieder verflüchtigt.
    Sie versuchte, es zu ignorieren und weiterzulaufen, auch wenn es sich mit ihren zittrigen Beinen in etwa so einfach gestaltete, als hätte sie versucht mit High Heels durch das Feuergefecht zu rennen.
    Bei jedem ihrer völlig überhasteten Schritte glaubte sie, beinahe zusammenzubrechen, konnte sich aber im letzten Moment immer wieder gerade noch auf den Beinen halten, sodass sie im Grunde viel mehr durch die Hilfsbrücke zu torkeln, statt zu rennen schien.

    Natürlich schliefen auch die Parder nicht. Die meisten von ihnen beschäftigten sich zwar immer noch lieber mit den etwas gefährlicheren Söldnern, doch einige wenige hielten es offenbar für wesentlich unterhaltsamer, die ohnehin schon halb tote Nalya aufs Korn zu nehmen. Mehrere Schüsse prallten gegen ihre Panzerung, ein stechender Schmerz an ihrem Oberschenkel ließ sie schließlich zusammenzucken, das Gleichgewicht verlieren und hinter einer Konsole, de sie gerade noch so hatte erreichen können zusammenbrechen.
    Scheiße, verdammt! Steh auf und lauf weiter! Ich hab jetzt keine Zeit mehr, mal eben Pause zu machen, egal wo die mich erwischt haben.. einfach aufstehen und weitermachen, die Schmerzen ignorieren, aufstehen, weitermachen, überleben… und zwar schnell verdammt, komm wieder hoch!
    Heiße Tränen liefen ihr angesichts der Schmerzen und der Verzweiflung die Wangen herunter, als sie sich inmitten des noch immer tobenden Gefechts mit einem Arm an der Konsole neben ihr hochzuziehen begann. Sie hatte das Gefühl, vor Schmerz halb ohnmächtig zu werden.
    Okay, Nalya und jetzt auf die Beine kommen, stell dich wieder auf deine Füße… und pass auf, dass deine beschissenen Beine nicht wieder wegknicken…
    Mit einem angestrengten Keuchen zog sich Nalya noch ein Stück weiter nach oben, sodass sie schließlich tatsächlich wieder auf ihren Füßen stand, wenn auch nicht weniger wacklig als zuvor. Dass ihr nun wahrscheinlich auch noch etwas im Oberschenkel steckte, minderte ihre Schmerzen nicht gerade.

    Es sind nur noch ein paar Meter zur Tür… wenn die nicht auf mich schießen und wenn ich nicht noch mal hinfalle… Bewegung, einfach loslaufen, einfach weitermachen, sonst kann ich’s gleich vergessen…
    Nalya wusste im nachhinein nicht, ob sie es ohne jede Hilfe vielleicht sogar von selbst bis zum rettenden Ausgang geschafft hätte, aber Fakt war zu ihrer völligen Überraschung, dass das auch gar nicht erforderlich war.
    Sie hatte sich gerade eben vollends aufrichten wollen, als sie plötzlich irgendetwas grob am Oberarm packte und nach oben riss – Nalya konnte gerade mal einen überraschten Schrei ausstoßen, bevor sie auch schon von der Konsole, an der sie sich eben noch so verzweifelt festgeklammert hatte, weggerissen wurde. Sie brauchte eine Sekunde um festzustellen, dass dieser verdammte Kroganer sie schon wieder gepackt hatte und offensichtlich nun in Richtung des rettenden Ausgangs der Hilfsbrücke mitschleifte. Er hatte sie vermutlich einfach im Vorbeigehen eingesammelt und das spürte Nalya auch ziemlich deutlich: Sie hatte dass Gefühl, dass er ihr fast den verdammte Arm abriss und die nicht gerade Nalya-gerechte Geschwindigkeit, die die Riesenechse auf ihrem Rückzug an den Tag legte, sorgte dafür, dass Nalya sich lediglich noch mit ihren verzweifelt zappelnden Beinen am Boden abstoßen konnte, um nicht über den Boden hinweg fortgeschleift zu werden. Währenddessen ließen die Parder es sich natürlich nicht nehmen, weiter auf sie zu feuern.

    Verdammt, das tut weh du hässliches, fettes… verdammt Nalya, was haben wir uns vorhin zum Thema Verbündete gedacht? Ist doch scheißegal, was der mit dir vorhat, wenn er dich mitschleift überlebst du wenigstens! Wie lange noch, fünf Minuten?! Scheiß drauf, solang du an dem dranhängst schießen die Parder schon mal nicht auf dich, da kannst du dir verdammt noch mal sicher sein! Einfach versuchen, mitzurennen, nicht getroffen werden, nicht schlappmachen, nicht kotzen, aufhören zu heulen und am Leben bleiben! Göttin, da ist endlich die verdammte Tür!
    Tatsächlich durchquerten sie bereits Sekunden später endlich den rettenden Durchgang, hinter dem, wie Nalya nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, schon die Menschensöldnerin von vorhin stand.
    Kaum, das sie in der vorläufigen Sicherheit des Ganges angekommen waren, zischte auch ein Salarianer durch die Tür, die er gerade noch rechtzeitig schließen konnte, bevor er – vermutlich tot – umkippte und liegenblieb. Irgendwann zwischendurch war anscheinend auch eine Quarianerin aufgetaucht, aber die interessierte Nalya nun wirklich nicht im Geringsten.

    Scheiße, was war das denn grade? Ich dachte schon, ich verrecke und jetzt hab ich schon wieder überlebt… Das… das ist heut echt mein Glückstag. Eigentlich hätte ich dermaßen scheiße viel Glück gar nicht verdient, so blöd wie ich war, überhaupt hierher zu kommen… danke Göttin, verdammte scheiße, einfach nur danke…
    Nalya verspürte in diesem Moment tatsächlich sogar noch stärker als ihre Schmerzen ein Gefühl der Ungläubigkeit und des Glücks. Sie hatte es allen Ernstes noch aus diesem verdammten höllischen Raum herausgeschafft, auch wenn es vielleicht nicht komplett ihr eigener Verdienst war – wenn sie ehrlich war, eigentlich gar nicht, aber wen kümmerte das schon? Sie wusste natürlich, dass das nicht das Ende war und dass sie noch weiter würde wegrennen müssen, aber zumindest in diesem einen Moment verspürte sie Erleichterung. Sie war zumindest für einen kurzen Moment außer Gefahr…

    Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Kroganer immer noch ihren Arm gepackt hielt und ihr dabei ordentlich die Blutzufuhr abquetschte.
    Der Idiot hatte ihr ernsthaft das Leben gerettet – warum auch immer – und aus irgendeinem Grund war sie ihm dafür kein Stück dankbar. Ob es nun an der unangenehmen Umklammerung ihres Armes oder an ihrer Vermutung bezüglich seiner Absichten lag, aus irgendeinem Grund nervte es sie bestenfalls dass er es immernoch nicht fertiggebracht hatte, sie endlich loszulassen.
    „Lass mich gefälligt los, du Arsch!“, zischte sie schließlich so laut es ihr verbliebener Atem zuließ und versuchte, sich von ihm loszureißen – das Unterfangen wäre natürlich vollkommen sinnlos gewesen, hätte er nicht freiwillig fast augenblicklich von ihr abgelassen, woraufhin sie, nun völlig ohne jede Stütze und bei dem Verusch, so weit wie nur möglich von dem Kroganer wegzukommen, erstmal das Gleichgewicht verlor und rücklings gegen die Wand des Ganges stieß, wo sie sich mehr oder minder freiwillig ein Stück hinabrutschen ließ.
    Schließlich kniete sie, immernoch von Schmerzen und Erschöpfung gebeutelt, auf dem Boden, inmitten der Söldner, auf deren Gnade sie nun angewiesen war.
    Na wunderbar Nalya, jetzt geht’s gleich wieder an’s Abhaun und das erste was du machst ist, die einzigen die dir noch helfen könnten zu beleidigen! Mal ernsthaft, wie hätte ich dem den sonst sagen sollen, dass er seine Griffel von mir wegnehmen soll? Mit einem lieben ‚bitte’ kommt man bei den Dingern ja wohl nicht weit… ist doch jetzt auch egal, wenn’s dem passt kann er mit mir sowieso machen, was er will... aber hey, warten wir doch einfach erstmal ab, was meine neuen ‚Verbündeten’ so mit mir vorhaben, vielleicht machen sie’s ja auch einfach kurz und schmerzlos… oder sie nehmen mich aus irgendeinem Grund doch noch mit…

    Mit jener stummen Hoffnung in den Augen hob sie schließlich den Kopf und sah ihren Rettern zum ersten Mal wirklich in die Gesichter – zumindest denen, die keinen verspiegelten Helm trugen und die nicht gerade weggetreten auf dem Boden lagen.
    Es war wohl an der Zeit, dass sie sich entschieden, was sie mit Nalya vorhatten, die inzwischen auf so ziemlich jede denkbare Möglichkeit vorbereitet war.

  3. #13
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

    Der dritte Schuss und somit zweite Treffer verpuffte an den Schilden des Nebelparders, der es auf Kaneshtis abgesehen hatte. Zu Kates Bedauern stand der feindliche Soldat noch, während der Thermoclip ihrer Pistole verbraucht war. Schnell betätigte sie den Auswurfmechanismus und ersetze ihn durch einen neuen Clip. Somit blieben ihr nur noch der neu geladene und ein unverbrauchter Thermoclip übrig.
    Die kurze Feuerpause nutzte der Nebelparder, um einige gezielte Schüsse auf den Salarianer abzugeben. Leider waren seine Treffer nicht so wirkungslos wie Kates. Kaneshtis feuerte seinen Granatwerfer ab, nachdem er die Hilfsbrücke verlassen hatte, wurde aber im gleichen Moment selbst getroffen und zu Boden geworfen.

    Kate hatte ihre Pistole mittlerweile nachgeladen und schoss erneut auf den Nebelparder. Diesmal hielt sein Schild nicht mehr stand und er wurde am Hals getroffen. Das Projektil fuhr hindurch und zerfetzte die Halswirbel des Mannes. Sie wollte ihr Ziel auf den nächsten Soldaten, eine Frau, richten, doch da kam schon Scar mit der Asari unterm Arm und Kiba angelaufen. Somit bot sich keine freie Schussbahn mehr an. Allerdings sorgte im nächsten Moment die Explosion von Kaneshtis’ Granate für genug Wirbel und Zerstörung. Kate nutzte die Zeit, um dem Salarianer, der gerade versuchte auf die Beine zu kommen, aufzuhelfen. Der Alien war zum Glück nicht sonderlich schwer, sodass Kate ihn locker an der Hand hochziehen konnte.

    Da mittlerweile alle anwesend waren, hieb sie anschließend sofort auf das Steuerelement für die Türe und verschloss den Weg zur Hilfsbrücke. Sie feuerte ein Projektil auf die Steuerung ab, damit die Tür vorerst auch verschlossen blieb, obwohl sie vermutete, dass die Nebelparder andere Dinge zu tun hatten, als sich um ein paar Söldner, die sie soeben erfolgreich vertrieben hatten, zu kümmern. Somit hatten sie eine kurze Ruhepause. Kate, selbst ziemlich erschöpft, steckte ihre Waffe weg und wollte sich gerade an die Wand lehnen, um tief durchzuatmen, als die Asari, die noch immer von Scar gehalten wurde, den Kroganer ankeifte, dass er sie loslassen sollte. Scar tat das auch unverzüglich.

    Während die Asari zurückstolperte, erinnerte sich Kate wieder an sie. Sie war auf die Hilfsbrücke gestürmt, mit einem Haufen Nebelparder am Arsch und ab den Moment ging alles drunter und drüber. Die Lage, die zuvor noch absolut unter Kontrolle war, geriet ins völlige Chaos.
    Die Biotikerin wandte sich der Asari zu und war einen Augenblick später auch vor ihr. Wütend und zornig. Immerhin war sie daran schuld, dass die Hilfsbrücke nicht erobert werden konnte. Außerdem war sie in Kates Augen für den Tod eines Teammitglieds verantwortlich. Ohne zu zögern packte sie die kniende Asari an den Oberarmen und riss sie hoch, um anschließend ihren lädierten Körper nicht allzu sanft gegen die Wand hinter ihr zu drücken. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Alien um einiges größer als sie selbst war, aber das kümmerte sie im Moment nicht.

    „Du!“, fuhr sie die Asari an. „Du bist verantwortlich für den Tod von Chaos und für das Scheitern der Mission!“ Kate glaubte ihren Namen zu vernehmen, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich rein auf die Asari vor ihr. „Nenne mir nur einen einzigen verdammten Grund, warum ich dich nicht den Nebelpardern überlassen sollte?“
    Sämtliche Rationalität war aus Kates Gedanken verschwunden. Am liebsten hätte die die Asari direkt umgebracht. Aus Zorn und Enttäuschung über das Versagen. Wenn sie den Alien umbringen würde, hätte sie sich gerächt. Doch es kam nicht dazu.

    „Kate, es reicht...!“, fuhr Kiba Kate an und packte die Biotikerin dabei fest am Arm. Für einen Moment richtete sich Kates Zorn auf die Quarianerin, verpuffte dann jedoch. Immerhin hatte Kiba zu jeder Zeit geholfen und Kate musste ihr sogar dankbar sein. Aus Überraschung ließ sie dabei sogar die Asari ab, doch Kiba schien noch mehr loswerden zu wollen.

    20:24

  4. #14
    Let's Play-Gucker Avatar von Kimaya'Baato nar Saralesca
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    UWG, INVISIBLE HAND – Hilfsbrücke

    Statt des geisteskranken Laufs ins Totenreich gelangte die Gruppe auf das zweite Schiffsdeck, wo sich das konfuse Labyrinth fortsetzte. Wie gehabt pflasterten königsblaue Platten den Weg, ein schwarzes Zelt spannte sich auf, zerfloss aber in die Schneefarbe, die die Flure seitlich auskleidete, eingetaucht in stetig graue Farbkleckse. Es sah genauso aus wie im restlichen Abschnitt des Schiffs. Es wirkte auf Kiba recht merkwürdig, dass keine Security das Gebiet patrouillierte, das an die ach so signifikante Hilfsbrücke grenzte. Stattdessen dekorierten aber einige Tote die Stelle, wo das Flurgebilde in die Kreuzung mündete, die Kiba einige Schritte abseits schon sehen konnte, was auch automatisch die Antwort auf die Frage lieferte, wieso es keine Wachposten gab.

    'So sieht es also aus, wenn das Totenreich ganztägig Happy Hour hat.'

    Eigentlich wollte die quarianische Technikerin genau hier stehen bleiben, wo es keine Leichen gab, aber Kate ging schnurstracks zur Kreuzung, '...typisch...', wo ein blutig-fleischiges Schlachthaus die kalten Farbakzente des Gangs spontan in rote Töne tauchte. So sammelte sich das ganze Quartett am Kreuz, wo Kiba auch schon das Schott sehen konnte, das die Hilfsbrücke abgrenzte. Sie ignorierte die breiige organische Masse, die an ihren Schuhen klebte, blendete die toten, kalten Augen dort am Grund aus, die Kiba an die kaputte Stoffpuppe erinnerten, die Captain Rhyn'Navras – 'Stopp, das ist genug!'

    Kiba biss sich auf die Lippe, bis es weh tat. 'Rhyn war eine Lügnerin.' Sie grub die Augenbrauen tief ins Gesicht, merkte, wie die eigene Nasenspitze aus Wut zitterte. 'Sie hat Vater getötet.' Genau deshalb durfte die Erinnerung an die Stoffpuppe nicht neu sprießen. 'Sie hat damals nur Freundlichkeit geheuchelt.' Kiba stopfte die Erinnerung zurück in das Grab des Captains, beerdigte die Puppe samt Rhyn. Sie schluckte hart. Rhyn war tot. Es war gut so, genau deshalb war Kiba auch auf die Pilgerreise gegangen. 'Aber ich konnte Rhyn nicht selbst töten.' So sah die Pilgerreise, die mit Abrechnung, nein, Erlösung beginnen sollte, mittlerweile aus - rastlos, blutig, die Pilgerwege chronisch gepflastert mit Toten. Aber eins blieb übrig – Kate, Jacob, Nero. Auch wenn Kiba dickflüssiges Blut an den Schuhen kleben sah wie im Augenblick, auch wenn tote Puppenaugen auf die Maske starrten wie nun, die drei neu gewonnenen Freunde bildeten das Licht, das Kiba zurück auf die richtige Spur brachte. Es war ein Licht, an das sich Kiba krallte, ein Licht, das Kate gelegentlich zum Flackern brachte in halsbrecherischen Situationen, die Kate den Kopf kosten konnten.

    Situationen...wie jetzt.

    „Okay“, begann Kate knapp, „ich habe einen Plan, wie wir die erledigen können.“

    Es waren Worte, die Kibas ganze Magengrube zum Krampfen brachten.

    'Oh nein...ich ahne Schreckliches...'

    Kate holte tief Luft und präsentierte die perfekte Anleitung zur Selbsttötung, die sogar keine eigene Anstrengung beinhaltete - nämlich die freiwillige Auslieferung an die Faschisten. Sie plante so, die abgeriegelte, gut geschützte Hilfsbrücke betreten und das Schott für die drei offen halten zu können, wobei die kinetische Schutzbarriere sowie Kates biotische Fertigkeit das eigene Leben schützen sollten. So geistreich und gerissen es Kate erschien, so geisteskrank und riskant wirkte es auf Kiba. Es war fraglich, ob ein Faschist wirklich begriff, dass Kate womöglich eine kostbare Informationsquelle war - die sofortige Exekution aus Prinzip aber wirkte auf die Technikerin schon eher realistisch.

    Kate spielte kein russisches Roulette – es war kroganisches Roulette.

    „Aber-“, protestierte Kiba direkt, aber Kate machte nur eine Geste, die die quarianische Maschinistin gleich zum Schweigen brachte. Typisch. Sturheit siegte. Kate schnallte die Pistole ab, tauschte das Hitzemagazin aus und gab die zwei Waffen an Chaos ab – so wirkte die Auslieferung an die Faschisten authentisch, aber gleichzeitig konnte Kate wirklich nur auf die kinetische wie auch biotische Macht bauen, sollte die ganze Sache auffliegen. Kiba merkte, wie sich die Angst wie ein hungriges Tier in die Magengrube kaute, die Organe in sich schrumpften wie eine ausgetrocknete Frucht. Krank. Es war krank und idiotisch und nutzlos. Kate riskierte ihr eigenes Leben für die Okkupation eines bescheuerten Schiffsknotenpunkts! Wo war hier die Proportion? 'Es gibt keine!', beantwortete Kiba die Frage selbst und machte zwei Schritte, faltete die Finger wie zum Gebet und blickte Kate fast schon flehentlich an, was die getönte Maske aber für sich behielt. Aber ehe die Siebzehnjährige etwas sagte, spannte sich die Gewissheit, dass Kate die irre Aktion so oder so bestritt, wie ein Leichentuch auf und erstickte das neu gewonnene Selbstbewusstsein im Keime.

    Kiba gab auf.

    'Es macht keinen Sinn, du kannst Kate nicht stoppen', kam die Erkenntnis und wie bestellt zerschnitten stakkatoartige Schüsse die Stille, auch ein Schrei erklang - beides wie ein böses Omen, das die Angst um Kate multiplizierte. Aber die brach resolut auf, bog gleich ab in Richtung des Schotts, auf ins Herz des Monsters. Zurück blieben Chaos, die rothaarige Menschenfrau, Scar, die alte kroganische Echse, die nur den Kopf schüttelte und das eigene Equipment checkte, und Kiba selbst, die sich abseits des blutigen Sees setzte und schwieg. Sie glaubte, das eigene Herz wie in Zeitlupe schlagen zu hören. Sekunde für Sekunde, Schlag für Schlag. Es wirkte wie eine Ewigkeit, genauso wie zähes Kaugummi. Ob es Kate gut ging? Ob Kate schon tot war? Fragen, auf die Kiba keine Antwort suchte, denn absolute Schwärze fraß die Gedanken hungrig auf.

    Es dauerte ein, zwei Augenblicke, die auf Kiba ewig wirkten, bis Chaos die Stille fort schüttelte und die Gruppe zum Schott scheuchte, wo hysterisches Geschrei wie ein Musikkonzert die Luft aufwirbelte. Chaos sprang auf die Hilfsbrücke, zur gleichen Zeit rief Kate, die offensichtlich die ganze Ausstattung inklusive Security biotisch demolierte, '...Kate lebt...', dass es hier einen zweiten biotisch fähigen Menschen gab, was Chaos auch gleich mit Schüssen beantwortete, ehe sich die Menschenfrau zur Seite warf. Kiba, die Scar quasi an den Fersen klebte, benötigte einige Schritte, bis auch ihre Schuhe die Station erreichten, aber Chaos spielte sich bereits wie die neu ernannte Kaiserin des Schiffs auf, '...okay, das kann nur Gutes bedeuten...zur Abwechslung.'

    „Kopfschuss!“, war die eigentliche Message, damit die eingepferchte Truppe auch die Klappe hielt und keine Mätzchen machte, aber ein Faschist probierte es wirklich, an die Waffe zu greifen, was wie angekündigt mit Kopfschuss endete.

    Kiba erschrak, schluckte hart. Aufgerissene Augen blickten auf die matschige, blutige Masse, die einst ein Menschenkopf gewesen war, aber protestieren konnte Kiba nicht, dafür war die brutale Strafe, die Chaos austeilte, die einzige, die wirklich Erfolg brachte, '...Tote, wohin ich auch gehe...ich habe es satt...'

    Chaos beherrschte buchstäblich das Chaos, das etwa zwanzig Menschen auf Knien einkreiste – Kate konnte Sachen gut kaputt machen. Sie schien zufrieden, wie es abgelaufen war, ging zur besorgten Kiba, die erleichtert, nein, dankbar war, dass es Kate gut ging, aber ehe Kate etwas sagen konnte, peitschten Schüsse in die Stille, genauso wie Schritte, die, wie Kiba gleich sehen konnte, einer violettfarbigen Asari angehörten. 'Shaiya...?', glaubte die quarianische Technikerin erst, aber als die Asari auf die Station strauchelte und fast erschöpft in sich sackte, erkannte Kiba, dass es Nalya war, die wie irre Luft schnappte und keuchte. Sie sah schrecklich aus. Salzige Tropfen tränkten das Gesicht, das ganz bleich war, blutige Flüssigkeit sickerte am Torso, was nur bedeuten konnte, dass die Asari angeschossen war.

    „Wer bist denn du?“, fragte Scar ganz intelligent, '...die erstickt gleich, okay?', bot Nalya aber wenigstens etwas Stütze an, als Schreie die Luft erfüllten: „Tötet die Asari-Schlampe!“

    Es hörte nie auf, oder?

    Scar packte die Asari geistesgegenwärtig am Kragen, schleifte Nalya zur Seite und absorbierte so die ersten Projektile, die die Faschisten auf die ganze Alpha-Gruppe abfeuerten. Kiba warf sich in Richtung des Kroganers, konnte sehen, wie er auf das Schaltpult des Schotts patschte, aber schlagartig sprangen die bis dato in Schach gehaltenen Stationsoffiziere auf und eröffneten das Feuer auf die zwei Menschenfrauen, die sich gegen die biotischen Attacken, die gegen die zwei wuchteten, aber nicht rechtzeitig schützen konnten. Kate donnerte gegen die Wand und sackte bewusstlos in sich.

    „Kate!“, schrie Kiba schockiert, rappelte sich auf, stolperte einige Schritte in besagte Richtung, aber Schrotkeile krachten gegen die Apparatur, die Kiba schützte, zersplitterten das Kunststoffgebilde, das Kiba gegen die Maske wirbelte. Sie plumpste zurück auf die Knie und stützte sich auf die Arme, krabbelte hastig zurück, wo Scar sich aufhielt, aber auch dort prasselten Projektile auf die kinetische Schutzbarriere ein. Scar drückte die Siebzehnjährige zurück auf die Knie, ehe er das Feuer erwiderte, 'Keelah!', kreischte Kiba in Gedanken wie am Spieß, 'hilf uns gefälligst!', aber göttliche Hilfe blieb aus, als Scars kinetische Schutzbarriere den Geist aufgab und erste Metallkeile das Fleisch des Kroganers in blutige Fetzen riss.

    'Nein! NEIN!'

    Er packte die Quarianerin am Gürtelband, warf Kiba buchstäblich an die Stelle, wo Chaos bewusstlos das Gefecht blau machte. Sie selbst warf die Arme auf den Kopf und kauerte sich ganz klein, blieb so einige Augenblicke, bis ein Mann „Gomez, die Tür!“ rief und Scar ein gestresstes „Kiba!“ knurrte. Er wollte, dass die quarianische Technikerin das Schott blockierte, das Gomez öffnen sollte, also aktivierte Kiba das orangefarbige Werkzeug und hackte sich extern in die Steuerung des Schotts.

    „Lieutenant, knipsen Sie die Quarianerin aus!“, schrie ein Faschist gebieterisch, was Kiba in blanke Panik warf, aber die Fingerkuppen tanzten einen irren Hackerstepptanz, der sich in das Cyberspacenetz fraß wie hungrige Termiten in frisches, schmackhaftes Holz. 'Mach schon, mach schon, mach schon!' Sie schmeckte salzige Tropfen, die an den Schläfen abperlten, die Lippen kitzelten. Sie spürte das eigene Herz wie bekloppt im Kopf pochen. Sie saugte die wirren Codes in sich auf, die wie FTL-Geschosse aufblitzten. Trocken. Sie schluckte, aber ihre Kehle war staubtrocken. 'Nein, du bosh'tet! Scheiße!' Zeit. Kostbare Zeit sickerte in Staub. 'Kiba, du packst das, du musst es einfach packen, sonst sterben wir!' Es brach wie ein Kartenhaus in sich, '...fast...', aber er, „Gomez!“, arbeitete gegen Kiba.

    Green. Hacking complete.

    „Ich hab's!“

    „Geschafft!“

    Grünes Licht ersäufte die rote Farbe in sich selbst, das Schott knirschte, quälte sich auf. 'Nein.' Scar sprintete zum Schott, zerstörte die Steuerung gewaltsam. 'Nein, ich habe...' Gomez grinste teuflisch. 'Gar nichts hast du...du bist gescheitert.'

    Sie schaltete das Werkzeug ab, die Augen blickten gekränkt auf die Schuhspitzen. Kiba wollte die kybernetische Prothese senken, aber auch das scheiterte. 'Was...nein...nein...NEIN! Wieso ausgerechnet jetzt? Scheiße!' Sie packte das kaputte Schrottding, schüttelte es, ballte eine Faust und schlug darauf ein, eins, zwei, drei, „Keelah, nicht jetzt!“, bis sich erste Tränen in die Augen brannten.

    Sie war es so Leid.

    Aber Scar kassierte einen harten Schuss gegen den Kopf, die gepanzerte Stirn krachte gegen das Schott, bis einige gelbe Zähne aus dem Gebiss brachen, was Kiba wach rüttelte. Sie schnappte sich die quarianische Klinge, die Gedanken wie ein schwarzes Loch, sprintete zur nächsten Schutzposition, wo ein Faschist kauerte und auf Scar feuern wollte und rammte die Stichwaffe in dessen Nacken, bis die rote Lebensflüssigkeit wie eine Fontäne spritzte. Sie sah, dass Chaos sich aufrappelte, die wie irre auf die gegnerischen Truppen schoss, sich selbst wie auf einem Silbertablett anbot, bis die eigene Waffe ruckartig stoppte. 'Nein...'

    Chaos starrte die Waffe nervös an. Angst. Kiba sah erst Angst, bis dicke, rote Tropfen aufspritzten und das Fleisch der Menschenfrau in Stücke riss. Chaos stolperte zurück, sackte auf die Knie, stürzte schließlich rückwärts, die giftgrünen Augen glasig. Aber ehe Kiba richtig reagieren konnte, wickelte sich ein Arm um ihren Hals und schnürte ihr die Luft ab.

    „Ziegeunerpack!“, giftete eine rauchige Stimme, „du gehörst abgeschlachtet!“

    Er packte die Klinge, die Kiba festhielt, warf sich gleichzeitig auf die schlanke Quarianerin, die aufkreischte, zappelte, strampelte, bis die Knie in sich sackten und er die Klinge an sich reißen konnte. Sie rutschte rückwärts zwischen die gespreizten Beine des Faschisten, krabbelte zurück in Richtung des Kroganers, suchte Hilfe, aber er ergriff das rechte Fußgelenk, schleifte Kiba zurück, die wie am Spieß schrie und die Fingerkuppen in die Platten krallte. Er holte aus, wollte die elendige Zigeunerin abstechen, aber Kiba riss die Schrotflinte ab, rollte sich auf die Seite und feuerte das alte Erbstück ab. Feinste Spritzer roten Blutes sprenkelten auf die gleichfarbige Maske, die Schrotflinte, die Kiba nur mit einem Arm hielt, donnerte zurück und krachte in die Magengrube des Mädchens, was ihr Tränen in die sowieso feuchten Augen trieb.

    Sie hustete auf, kauerte sich wie ein Embryo zur Seite. Luft. Kiba keuchte, holte tief Luft, kämpfte gegen das tierische Stechen, das sich in die Magengrube biss. „Scar, Kiba, wir verlassen die Hilfsbrücke durch den zweiten Zugang“, knackte es ins Funkgerät, aber Kiba bewegte sich nicht, es tat so weh. 'Wieso auch, es macht doch keinen Sinn. Scar ist ein Wrack, Chaos ist tot, du stirbst auch gleich.' Sie atmete tief ein. 'Nein, halt die Klappe. Kate bringt dich in Sicherheit, aber du musst aufstehen.'

    Es dauerte ein, zwei Augenblicke, bis Kiba sich Stück für Stück aufrappelte, die Schrotflinte anschnallte, die Klinge aufhob und zum zweiten Zugang krabbelte. 'Genau so...wenn du die Scheiße schon ertragen musst, dann machst du das gefälligst lebendig.' Sie kroch an den Kopf des Apparats, sprang dort auf die Füße und erkannte Kate, die am Ausgang auf die restlichen Faschisten feuerte, sodass Kiba aufbrechen konnte. Sie sprintete wie irre in Richtung des Ausgangs, merkte, wie die kinetische Schutzbarriere aufflackerte und die Projektile absorbierte, aber Kiba schaffte es, genauso wie Scar und Nalya, die bereits dort angelangt waren.

    'Keelah...'

    Sie stützte sich in die Knie, die wie Espenlaub schlackerten, keuchte, schnappte die frisch gefilterte Luft, blendete das restliche Geschehen aus, das eine Granate und einen in sich gesackten Salarianer namens Kaneshtis beinhaltete. Salzige Tropfen tränkten das ganze Gesicht, die Magengrube war ganz taub und kalt geworden. Sie wollte es abtasten, aber die kybernetische Prothese war kaputt.

    „Wie geht es dir?“

    Nein.

    „Ich bin so nutzlos.“

    Sie wollte das nicht. Sie wollte sich nicht an damals erinnern.

    „Nutzlos? Wieso?“

    Stopp, das reichte, das war genug.

    „Rhyn war eine Lügnerin“, flüsterte Kiba gehässig, packte die kaputte Prothese, quetschte das künstliche Organ, „das ist die einzige Wahrheit.“

    „Lass mich gefälligst, du Arsch!“, giftete Nayla, die das eigene Gewicht kaum halten konnte, was Kate aber gern erledigte, wenn auch aus gehässiger Absicht. Sie marschierte zielstrebig zur Asari, riss Nalya gedanklich bereits in hunderte Stücke, so hart und kalt sahen ihre Augen schon aus. 'Was machst du, Kate?', fragte Kiba sich irritiert, 'gehst du jetzt auch auf die eigenen Leute los?'

    Genauso wie Rhyn.

    „Du!“, knurrte Kate wutentbrannt, packte Nayla grob an den Armen und quetschte die erschöpfte Asari, die ihr hilflos ausgeliefert war, hart gegen die Wand, „Kate...“, appellierte Kiba, aber die Menschenfrau stellte sich taub und machte Nayla zur Gastasche, wollte die Asari sogar töten, „Kate, es reicht...!“

    Stille.

    Kiba packte Kate am Arm, registrierte aber kaum, was hier wirklich passierte. Kate gehorchte sogar.

    „Was denkst du dir nur?“, es war ein Flüstern, „reichen dir die ganzen Feinde nicht aus? Greifst du jetzt auch schon die eigenen Leute an?“, die Stimme festigte sich, „Scar hat Nalya das Leben gerettet – genau, die Asari hat sogar einen Namen – aber was machst du? Töten ist das einzige, was dir in den Sinn kommt!“, schrie Kiba wutentbrannt, „ich habe die Gefechte und das ständige Töten satt, Kate...ich habe es so satt...“, wandte sich ab, fühlte sich schuldig, konnte die dunklen, braunen Augen nicht ansehen, die so schockiert aussahen, '...du Schwächling...du Verräterin...'

    Uhrzeit: 20:24 Uhr
    Geändert von Aquarius (03.10.2010 um 00:36 Uhr)

  5. #15

    Standard

    Invisible Hand - Hilfsbrücke

    Der Rauch und Donner der Explosion hatten sich noch nicht gelegt, da war Draggus schon auf den Füßen. Offenbar hatten die Nebelparder zumindest bei den Türen nicht gespart, denn das Schot zeigte keine einzige Delle. Draggus achtete nicht auf das ausströmende Blut und den unangenehmen Geschmack im Mund. Wortlos drückte er der unbekannten Asari seine Schrotflinte in die Hand, während er nach dem Sturmgewehr am Boden griff. Die Waffe schulternd, die er erst Augenblicke zuvor dem Menschen blutig abringen konnte, gab er mehrere Schüsse auf die Gegner ab. Die Fremde starrte währenddessen die Schrotflinte verdutzt an, wie ein Affe auf Eletania eine verkommene Ruine.

    - „Mach dich gefälligst nützlich!“ herrschte er die Asari an, und rückte wieder auf die Nebelparder vor. Die Waffe fest an die Schulter gedrückt, bearbeitete er damit ausgiebig die gegnerischen Schilde. Die Zugangstüren des Haupteinganges öffneten sich und ließen einen Salarianer hindurchschlüpfen. Draggus hoffte auf. Doch der aufkeimende Optimismus erhielt einen starken Dämpfer, als der Kroganer sah, wer Kaneshtis hindurchfolgte. Niemand. ‚Notorische Lügner!’ Draggus hätte sich am liebsten selbst verflucht, so naiv gewesen zu sein dem Wort eines Salarianers Glauben geschenkt zu haben. Sah jedoch ein, dass ein helfendes Gewehr besser war als keines. Er schoss weiter. Das Gewehr, die Arme und der Körper des Kroganers bildeten eine Einheit. Die Waffe im Anschlag, visierte er die Gegner über den Lauf an und feuerte. Dabei versuchte er noch so gut es ging seinen Kopf durch die kräftigen Arme zu schützen, während er kurze, gezielte Salven auf die Nebelparder abgab. Die Quarianerin, verließ urplötzlich ihre Deckung und legte sich mit zwei Nebelpardern an. Draggus hatte keine Zeit auf sie zu achten. Der Salarianer überhitzte gekonnt die Waffen der Gegner und der Kroganer nutzte die Gelegenheit. Ein gezielter Feuerstoß zerriss die Schilde eines Soldaten, trennte diesem den Arm von der Schulter, als sich die Salve zu seiner linken Brusthälfte vorarbeitete und ließ ihn sterbend hinter seiner Deckung zusammensinken. Ein weiterer Nebelparder, der zusammen mit dem ersten den Befehl seines Offiziers befolgte und offen stehend den Salarianer angriff, war sein nächstes Ziel. Draggus strapazierte durch einen endlos erscheinenden Strom an Projektilen seinen Schild, verwandelte diesen in einen blau schimmernden Wirbelsturm, der drohte jeden Augeblick zusammenzubrechen. Der Mensch schaffte es jedoch rechtzeitig sich lebend hinter seine Deckung zu werfen. ‚Verdammt!’

    - „Gomez, die Quarianerin ist gefickt! Mach dasselbe mit dem Lurch!“ Draggus konnte den Wortführenden Unteroffizier hinter einer der Konsolen ausmachen, als weitere Schüsse gegen seine gut gepanzerte Brust prasselten und in den Rüstungsplatten stecken blieben.

    - „Nur. Verfickte. Fünf. … Minuten!“ die bekannte Stimme, verriet Draggus, dass Schäfer wieder da war. Diese war zwar da, jedoch nicht bei Sinnen. Ohne Deckung und nur durch die fragile Hülle der kinetischen Schilde geschützt richtete sich die menschliche Frau auf. Mit durchgedrücktem Finger am Abzug und lockerer Zunge ließ sie ihre Wut auf den Nebelpardern aus. Der Salarianer mühte sich ab, um der Gruppe durch seine Techspielereien etwas Luft zu verschaffen. Die Synapsen in Draggus Gehirn feuerten ebenso unerlässlich wie die unzähligen Waffen in dem Raum und versuchten einen Ausweg aus diesem Chaos zu finden. Gerade als er sich mit dem Salarianer und der menschlichen Technikerin neu koordinieren wollte, wurden sein Plan jäh durchkreuzt. Das Gewehr der Hackerin streikte und die Frau geriet in das Kreuzfeuer der Nebelparder.

    - „Schäfer, in Deckung!“ schrie Draggus und wollte zu einem erneuten Sprint ansetzen, um der menschlichen Technikerin zur Hilfe zu eilen. Doch erneut scheiterte sein Vorhaben, als etwas unfassbar Schweres auf ihn hinabstürzte und den Kroganer auf den Boden zwang. Der gegnerische Biotiker, der hinter seiner Barrikade aufleuchtete, hatte Teile der Metallträger und Verkleidung aus der Decke gerissen und demonstrierte Draggus auf eindrucksvolle Art und Weise, dass ein Schlachtfeld immer dreidimensional ist. Draggus bemerkte nicht, wie der Salarianer ihm das Leben rettete, indem er erneut die Waffe des Gegners überhitzte, der zu einem Kopfschuss ansetzte. Fassungslos und vor allem hilflos musste er untätig mit ansehen, wie die menschliche Technikerin von Projektilen durchsiebt zu Boden ging. Wut stieg in ihm auf. Nicht über den Verlust der Menschenfrau – dafür kannte er sie viel zu wenig – sondern über die Demütigung, die seine Kriegerehre hier ertragen musste. Die Nebelparder – dieses rassistische Dreckspack – dessen Existenz ihm erst vor ein paar Stunden offenbart wurde, führten ihn und das Team für das er kämpfte regelrecht vor. Die letzten Reste seines Stolzes, welche den einstigen Warlord ausmachten rebellierten gegen die bloße Vorstellung. Draggus spannte jeden seiner unzähligen Muskeln an, stemmte sich gegen die Last, stieß einen uralten Kampfruf aus und befreite sich aus seinem vorzeitigen Grab. Die Kommandocrew schenkte ihm sogleich ihre Aufmerksamkeit, als so ziemlich jeder von ihnen seinen Kopf in Richtung der Quelle des wilden Gebrülls drehte.

    - „Das gibt’s nicht!“ rief einer ungläubig.
    - „Den Hurensohn hatte ich doch!“ erwiderte ein anderer und Draggus wusste, das es sich dabei um den Biotiker handelte. Die allgemeine Verwirrung ausnutzend, schnappte er sich sein Gewehr und gab eine breit gestreute Salve auf die Gegner ab. Der Einsatz von Granaten innerhalb der Brücke kam nicht in Frage, wollte das Infiltrationsteam diese wirklich unter ihre Kontrolle bringen. Die Nebelparder zogen auch sogleich ihre Köpfe ein und ließen sich in höchst abfälligem Ton über die kroganische Anatomie aus. Draggus rannte unbeirrt zu der Deckung, hinter die Kate die menschliche Technikerin ziehen konnte. Letztere hatte in ihrer Selbstlosigkeit stets das Missionsziel vor Augen. Durch ein letztes Aufbäumen ihrer Kräfte versuchte sie mit ihrem Universalwerkzeug eine Techatacke auf den Gegner loszulassen. Doch nichts geschah. Entweder waren die Schutzsysteme der Nebelparder zu gut, oder die Kraft der Frau reichte nicht aus, um ihr vorhaben zu beenden. Draggus hatte die Rückschläge satt. Wutentbrannt feuerte er auf die Nebelparder. Sein Zorn bekam auch sofort neue Nahrung, denn die erbeutete Waffe gab ein klackendes Geräusch von sich. Der unerbittliche Strom aus Projektilen versiegte und die Automatik der Waffe warf in einem weiten Bogen das Thermomagazin aus.

    - „Neumodischer Schrott!“ stieß Draggus unter einem Knurren hervor, als er in Deckung ging. Mit dem Rücken an die Konsole gepresst sah er, wie Schäfer ihre letzten Worte an Kate richtete. Während er in Deckung blieb, griff Draggus zu seiner Pistole und gab mehrere Schüsse auf die Öffnung im Schott ab. Die Nebelparder, welche versucht hatten dieses aufzustemmen, zogen sich rasch zurück, auch wenn die Schüsse an den Schilden und der Panzerung zerschellten.
    - „Scar, Kiba, wir verlassen die Hilfsbrücke durch den zweiten Zugang.“ Schrie die Menschenfrau ihren Begleitern zu und sprach dabei aus was dem Kroganer bereits vor einer Standardminute klar geworden war. Sie waren dabei zu verlieren. Hatte zu dem Zeitpunkt noch die wage Möglichkeit bestanden das Blatt zu wenden, war sie schnell vergeben und auch der mutige Einsatz des Salarianers würde es nicht ändern können. Sie hatten verloren. Doch nun – wenige Augenblicke danach – waren sie viel weiter. Nachdem der erste Teammitglied zu Boden ging – von dem sie nie würde aufstehen können, nachdem der erste Waffenbruder seinen letzten Lebenswillen aushauchte – erlosch jede Chance auf Sieg ebenso, wie das Funkeln in den Augen der menschlichen Technikerin. Sie waren dabei zu sterben.

    - „Das Pack ist am Ende! Johnson, Ivanova, schneidet ihnen den Weg ab!“ schrie der gegnerische Commander in seiner gewohnt selbstsicheren Art. Doch Kate wartete nicht darauf, dass die Nebelparder ihnen den letzten Fluchtweg abschnitten und sprintete los. Gleichzeitig griff Draggus nach dem funktionslosen Gewehr, schmetterte es gegen die Bodenplatten und griff nach dem nunmehr offen liegenden Massenbeschleuniger. Innerhalb eines Lidschlags warf er das Herz der Waffe rücklings über die Konsole und richtete sich wieder auf. Die Pistole im Anschlag sah er, dass die meisten Nebelparder ihre Aufmerksamkeit – wie erwarte auf die Menschenfrau richteten. Die Flugbahn des Massenbeschleunigers nicht richtig abgeschätzt kassierte er erste Treffer, als das klobige Gerät den umgeworfenen Tisch erreichte. Ein einzelner Schuss löste sich, traf die Hülle, welche das angereicherte Element Zero beherbergte und löste eine Entladung von Dunkler Energie aus.

    - „Ich sollte wirklich mit dem Saufen aufhören.“ Murmelte Draggus resigniert und musste an das verhängnisvolle Getränk denken, dass ihm der salarianische Barman so großzügig spendiert hatte. Während er in Deckung ging sah er, dass die Wirkung der Explosion ausreichte, um die Nebelparder von den Füßen zu reißen. Doch sie verblasste im Vergleich zu einem gezielten, biotischen Angriff. Wildes, synthetisch verzerrtes Geschrei durchbrach die fortwährende Schießerei und die Verwünschungen der Nebelparder, die sich wieder aufrappelten. Das Gebrüll erweckte in Draggus den Eindruck jemand würde die Quarianerin mit einem rostigen Messer bei lebendigem Leib häuten. Ein flüchtiger Blick über die Deckung verriet ihm, dass genau das der Fall war. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass der Nebelparder noch dabei war sich durch den Schutzanzug zu arbeiten und das Messer, das er schwang durchaus scharf war. ‚Verflucht, Mädchen! Kriegst du denn gar nichts auf die Reihe?!’ fragte sich Draggus stumm, während er versuchte den Menschen anzuvisieren.

    - „Kowalski! Ich will das Riesenvieh tot sehen!“ Nach der wenig erfolgreichen Aktion mit dem Massenbeschleuniger hatte man ihn sofort wieder als Bedrohung registriert. „Ischikawa, verpass ihm noch einen Kopfschuss, aber diesmal richtig!“ Während er noch immer versuchte einen tödlichen Schuss auf den Menschen abzugeben, der der Quarianerin zusetzte sah er, wie sich hinter dem umgeworfenen Besprechungstisch etwas regte. Die Menschenfrau, deren Name gerade gerufen wurde, brachte ihren Kopf, sowie ein Gewehr zum Vorschein. Dieses war von höchst ungewöhnlicher, jedoch seltsam vertraut wirkender Bauart. Der Kroganer bekam keine Gelegenheit einen genaueren Blick darauf zu werfen, denn die Frau legte an und feuerte. Draggus konnte noch gerade rechtzeitig hinter seiner Deckung verschwinden, um zu sehen, wie das Geschoss einen hässlichen Brandfleck in dem Schott hinter ihm sengte. Unweit dieser Stelle befand sich auf der Zugangstür ein ähnlicher Fleck und Draggus erkannte darin Teile seines Zahnbelags.

    - „Hässliches Zeug.“ Murmelte der Kroganer und bezog sich dabei auf die gegnerische Waffe. Viel verwunderlicher war jedoch die Tatsache, dass unter dem Rücken der nunmehr toten, menschlichen Technikerin, ein ähnlicher Lauf hervorschaute. Draggus wollte die tote Frau gerade umdrehen, um sich vollends davon zu überzeugen, hörte jedoch jemanden seinen Kampfnamen rufen. Die Aufforderung sich zu beeilen, die darauf folgte ließ kein Zögern zu. Ein rascher Blick Richtung des anderen Zugangs offenbarte ihm, dass Kate an der Schwelle stand und Feuerschutz leistete. Zusätzlich hatte die namenlose Asari holpernd die Flucht ergriffen. Seine Schrotflinte ließ sie gleich zu Beginn als nutzlosen Ballast auf offener Stelle zurück. Die Leichtfüßigkeit, die sie sich dadurch erhoffte blieb aus. Die Unbekannte stolperte kläglich und legte sich der Länge nach hin. Glücklicherweise für sie, direkt hinter eine Konsole, die ihr ansatzweise Schutz bot. Draggus riskierte noch einen Blick über seine Deckung um sich für den Lauf zur Tür einen Überblick zu verschaffen. Die Quarianerin schrie nicht mehr. ‚Vermutlich tot.’ Und so gab es keinen Grund länger hier zu bleiben. Doch der Kroganer musste schnell wieder den Kopf einziehen. Die Nebelparder legten ein Unterdrückungsfeuer. Projektile pfiffen durch die Luft, schlugen in den Boden ein, donnerten gegen seine Deckung. Draggus roch Ozon. Geschosse schwirrten durch den Raum, wie ein Schwarm Insekten über einer Frühlingswiese auf Thessia. Ohne Schutzschilde war Haupteingang nicht zu erreichen.

    - „Nicht nachlassen Leute! Den Mistratten reißen wir den Arsch auf!“ feuerten sich die Nebelparder gegenseitig an und feuerten abwechselnd weiter. Draggus griff nach dem Sturmgewehr, das Kate der toten Technikerin am Boden geliehen hatte. Die geduckte Haltung beibehaltend drehte er sich um und presste die Waffe an die Schulter.

    - „Schäfer, Sie haben ganz miese Freunde.“ Sprach er zu der Menschenfrau, während er den Finger an den Abzug legte. Die menschliche Technikerin lächelte ihn nur selig an und schwieg. Ebenfalls wortlos – Draggus erwartete keine Antwort – jedoch nicht ohne Geräusch zog er den Abzug durch und feuerte auf den Boden. Genauer gesagt in die Verankerung der Konsole kurz darüber. Projektil um Projektil jagte er in das Metall hinein, während er die Waffe von links nach rechts und wieder zurück schwenkte. Die saubere Linie, welche sich stetig abzeichnete, war noch nicht vollendet, als das Gewehr verstummte. Der Hitzespeicher war überlastet. Achtlos warf Draggus das Gewehr zu Seite, ohne zu warten, bis sich dieses abkühlte. Sich mit den Händen am Boden abstützend verpasste er der Konsole einen halbherzigen Tritt. Aus dem Gleichgewicht gebracht, neigte sich der Leben spendende Schutz dem Gegner zu und drohte gänzlich umzukippen. Behänd griff er nach der Oberkante und zog sei wieder zu sich heran. Mit der anderen Hand an der abgetrennten Verankerung, schwenkte er die Konsole um neunzig Grad, und richtete sich wieder vollends auf. Für einen Augenblick verstummte das gegnerische Feuer und Draggus nutzte die Stille. Er gedachte den Mut der menschlichen Technikerin und grüßte sie zum letzten Mal. Draggus lief los.

    - „Verflucht! Wir sind doch kein beschissener SB-Laden!“ hörte er den kommandierenden Offizier ungläubig rufen. „Legt diese Missgeburt um! Ich habe seine Faxen endgültig satt!“ Von den Ausrufen unbeirrt lief Draggus weiter. Die wütende Stimme des Menschen, welche in dem darauf folgenden Donner der Schüsse unterging, ließ vermuten, dass dieser noch mit dem Fuß stampfte und dem Kroganer dazu aufforderte das Gerät wieder hinzustellen. Draggus kümmerte es nicht. Die schwere Konsole zwischen sich und dem Gegner lief er weiter. Sammelte unterwegs seine Schrotflinte ein und hielt auf die Asari zu. Diese war gerade dabei sich völlig grundlos hinter ihrer Deckung hochzuziehen und sich dem Gegner zum Abschuss anzubieten. Die Schilde des Nebelparders, der gerade dabei war die Namenlose zu einer Leblosen zu machen, wurden gekonnt von dem Salarianer überlastet. Der Soldat versuchte unbeirrt weiter zu feuern, bis er schließlich von dem ehemaligen Stück Hightech, das der Kroganer mit sich schleppte, begraben wurde. Draggus packte die Asari, am Arm und zerrte sie von der Brücke in die Sicherheit des Ganges dahinter. Als der Salarianer und die Quarianerin ebenfalls hindurch waren verriegelte Kate die Tür.

    Als die Asari Draggus, auf eine für Omegas Verhältnisse überaus höfliche Art und Weise, aufforderte die Hände von ihr zu nehmen, ließ er sie los. Während die übrigen Mitglieder der Alpha Chimera Truppe die ersten Augenblicke damit verbrachten verwundet oder erschöpft zusammen zu sacken, gönnte weder der Körper noch der Verstand dem Kroganer Ruhe. Draggus griff mit einer Hand in den Slot mit der Notfallausrüstung an seinem Gürtel und holte ein Tube Medigel hervor. Das in intergalaktischer Handelssprache beschriftete Gefäß wurde schnell entsiegelt. Den in Großbuchstaben angeführten Hinweis „Nur zu äußeren Anwendung!“ ignorierend, entleerte Draggus den kompletten Inhalt in seinen Mund, während er über das weitere Vorgehen nachdachte. Der Kroganer war gerade dabei das Arzneimittel mit der Zunge überall dort zu verteilen, wo dieses am nötigsten gebraucht wurde, um die Blutung zu stillen, als er inne halten musste. Kate griff wutentbrannt die fremde Asari an und drohte damit sie zu töten.

    - ‚Sag mal Bruder. Waren es vier oder sieben Phasen?’ Draggus rührte sich nicht. ‚Ich meine die, die eine „gelungene“ Mission auszeichnen. Und an die ein Söldner immer denken sollte.’ Kam es hämisch nach. Erst der letzte Satz der verhassten Stimme riss den Kroganer aus dem blanken Erstaunen und zwang ihn den Mund zu schließen. Doch die zähe Masse darin, die sich mit dem Blut vermischt hatte, tropfte durch die beiden Einschusslöcher weiterhin auf den Boden. ‚Ich würde ja zu gerne wissen, bei welcher wir hier gerade sind. Ich glaube ja sogar es sind zwei in einer.’ Fügte Dremmus hinzu.

    - „Bestrafung der Unschuldigen.“ Antwortete Draggus seinem Bruder, doch die Worte wurden von der gelee-artigen Masse verschluckt. Dremmus gab ein nachdenkliches Brummen von sich ‚Und ich hätte schwören könne es war „Rückzug der Verantwortlichen’.

    „Fünf Minuten mit Profis.“ Hallte es plötzlich in Draggus Verstand nach und er glaubte erahnen zu könne, was die menschliche Technikerin gemeint hatte. Eine bittere Erkenntnis breitete sich in dem Kroganer aus und rührte nicht von der Überdosis Medigel. Profis bereiteten sich auf eine Mission vor und stolperten nicht besoffen in diese hinein. Profis verfolgten ihr Ziel rigoros und ließen sich durch Nichts und Niemanden ablenken. Sie sammelten nicht unterwegs Leute ein, nur um später zu erkennen, das diese nur Ballast darstellten. Profis stürzten sich nicht Hals über Kopf in den Kampf, sondern gingen die Sache mit Bedacht an. Profis koordinierten ihre Leute und überließen nicht alles dem Selbstlauf. Profis kannten ihre Stärken und Schwächen, spielten die Ersteren aus und verbargen die Letzteren. Profis waren nicht auf das Vorhersehbare vorbereitet, sondern auf das Unvorhersehbare. Profis …. – Draggus und die Personen um ihn herum waren keine. Erneut musste er an das Gebräu des Salarianers in der Effect Zone denken. Diesmal verfluchte er jedoch sich selbst nicht ein ganzes Fass davon getrunken zu haben und nun diese Misere miterleben zu dürfen. Dem nicht genug mischte sich nun die Zierde der quarianischen Technokratie, die nicht einmal genug Anstand besaß nach ihrem Versagen einen würdevollen Freitod zu wählen, mit in das Gespräch ein. Draggus konnte sich nicht länger zurückhalten.

    - „Oh, bitte!“ Sprach er unfähig ihre Heuchelei über Zusammenhalt länger mit anzuhören, wo sie die Erste war, die ihre Waffe gegen ein Teammitglied richten wollte. „Nimm dir bitte seinen Schalldämpfer …“ dabei zeigte er auf den halbtoten Salarianer und dessen Scharfschützengewehr, dass mit dem besagten Aufsatz bestückt war „und ersetze damit deinen Vokabulargenerator, ja.“ ‚Die Übung kannst du echt gebrauchen!’ Ohne darauf zu achten, ob die Quarianerin nun die Klappe hielt oder nicht, fuhr er an Kate gewandt fort. „Sie scheinen wohl zu glauben, die Tatsache, dass sie mit Rotem Sand zugedröhnt sind, würde sie vor jeder Verantwortung entziehen? Wenn sie suizidgefährdet das Team durch das Schiff jagen ohne vorher nachzudenken, dann ist es ihre Verantwortung!“

    - ‚Vorsicht, Bruder. Vater hat immer gesagt man soll nicht von sich auf andere schließen.’

    - „Schnauze!“ war Draggus ungehaltene Antwort. Als ihm den Bruchteil einer Sekunde später klar wurde, wer ihn gerade ansprach fügte er noch hinzu: „Ich war noch nicht fertig.“ Hatte zufällig jemand aus der Gruppe gerade zu einem Widerspruch ansetzen wollen, so durfte dieser sich jetzt angesprochen fühlen. „Anstatt jemandem zu drohen sollten sie lieber an die Konsequenzen denken.“ Fuhr Draggus kühl fort. „Die Hilfsbrücke ist für uns verloren. Wir sind gescheitert.“ Draggus machte eine Pause. „Sie wären gut beraten zu ihrer Gottheit zu beten, dass Agapios die Hauptbrücke noch nicht eingenommen hat. Andernfalls ist er bereits über unser Versagen informiert und straft Sie dadurch ab, dass er Ihrem Jacob die Kniescheiben wegschießt.“

    Profis – nein, sie waren wirklich keine. Sie waren kaum noch ein Team. Gerade brach alles auseinander.
    Geändert von Draggus 'Scar' Skarmang (07.10.2010 um 20:13 Uhr) Grund: Fehler mit Kates Gewehr korrigiert (Festspeicher statt Thermoclip)

  6. #16
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    Name: Nalya Dalinari
    Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
    Spezies: Asari
    ------------------------------------------------------------

    Invisible Hand – Deck 2: vor der Hilfsbrücke

    Zugegeben, Nalya hatte damit gerechnet, dass ihre unfreiwilligen Retter nicht gerade glücklich darüber sein würden, dass sie aufgetaucht war, aber seltsamerweise war sie nicht wirklich auf das erneute Aufwallen von Schmerz in ihrem gesamten Körper vorbereitet gewesen, als die Menschenfrau sie grob nach oben zog, gegen die Wand drückte und begann sie anzuschreien. Nalya konnte sich trotz der gewissen Notwendigkeit, die es jetzt wohl inne gehabt hätte, nicht wirklich auf ihre Worte konzentrieren – die Schmerzen die ihren gesamten Körper durchzuckten waren einfach zu präsent, abgesehen davon, dass sie sich noch bemühen musste, nicht weiter zu flennen oder doch noch zu kotzen… solang das Gesicht der Menschenfrau sich so nah an ihrem befand, war das in diesem Moment wohl sogar klüger, als ihr zuzuhören.

    Ihr „Nenne mir nur einen einzigen verdammten Grund, warum ich dich nicht den Nebelpardern überlassen sollte?“ bekam Nalya allerdings sehr deutlich mit und obwohl die Quarianerin bereits in diesem Moment irgendetwas zu faseln begann, drehten sich Nalyas Gedanken tatsächlich einen Moment lang nur um die Antwort, die sie hätte geben können.
    Es gibt keinen. Warum sollten die mich schon mitschleifen? Ich kann nicht kämpfen, bin total im Arsch und außerdem kann die mich nicht ausstehen, weil sie wegen mir die Hilfsbrücke verloren haben… scheiße, was kann ich denn dafür?! Nichts natürlich, aber das ist die Realität, da ist es scheißegal, ob du Schuld an irgendwas hast oder nicht… Verdammt… was erzählt die Helmvisage da eigentlich grade?

    „Scar hat Nalya das Leben gerettet – genau, die Asari hat sogar einen Namen – aber was machst du? Töten ist das einzige, was dir in den Sinn kommt… Ich habe die Gefechte und das ständige Töten satt, Kate...ich habe es so satt...“

    Nalya glotzte sowohl die Söldnerin als auch das quarianische Mädchen verständnislos an.
    Was? Woher kennt die jetzt plötzlich meinen Namen? Verwechselt die Mich? Scheiße, nein, es wird ja wohl nicht noch 'ne zweite Nalya auf diesem verdammten Schiff geben, die zufällig noch genau so aussieht wie ich… hä? Woher sollte ich die kennen, ich hab nie was für irgendwelche Quarianer geschmuggelt und auch nicht mit denen zusammengearbeitet… scheiße, du dummes Reinblut! Die war auf der Behemoth und im Shuttle, die ist mit dir hierher gekommen! War die nicht sogar in meinem Team? Moment… nein, der Quarianer-Kerl war in meinem Team, die hier sollte bei Yayla sein… und warum ist sie da nicht? Bei uns hatte sich Galen verpisst und kein Schwein ist auf die Idee gekommen, mich einzusammeln, aber Yayla würde ja wohl nicht einfach so ihre Leute abhauen lassen… zumindest nicht, wenn sie noch am Leben ist… Scheiße, verdammt! Was mach ich wenn sie tot ist?! Dann kann ich doch echt einpacken, die schmeißen mich vom Schiff und… ach, halt Nalya, kein Grund zur Panik: Du wirst sowieso gleich von denen hier erledigt, Yayla kann dir scheißegal sein…

    Der Kroganer namens Scar war inzwischen dazu übergegangen, sein gesamtes Team zur Schnecke zu machen und irgendwas rumzubrüllen, aber Nalya hörte ihm auch diesmal nicht wirklich zu. Abgesehen von den Schmerzen beschäftigten sie nun nämlich noch ein paar andere Themen.
    Okay, analysieren wir einfach mal die Lage: Ich muss lebend von diesem Schiff runter. Dazu muss ich erstmal das hier überleben. Die Menschentusse will mich umlegen, die Quarianerin nicht und der Kroganer offensichtlich auch nicht, sonst hätte er mich nicht mitgeschleppt – warum auch immer. Ich schätze mal, entweder der Kroganer oder die da ist Teamchef… ach verdammt, ich muss mich irgendwie bei denen einschleimen, sonst bin ich geliefert… oder ich hoffe mal, dass die Quarianerin mir den Arsch rettet… oder der Kroganer, der hätte ja vielleicht auch gerne meinen Arsch... haha, sehr lustig, der hat jetzt andere Probleme, Nalya, und bevor ich so weit gehe, bleib ich doch lieber zum Verbluten hier… oder ich funke Yayla an… wenn alles schief läuft… ich sollte wirklich mal die Helmvisage fragen, was bei denen los war…

    Der Kroganer war unterdessen mit seiner Standpauke fertig geworden, an deren Ende er der Menschenfrau namens Kate gegenüber wohl ziemlich persönlich geworden war. Tatsächlich schien nun für ein paar wenige Sekunden jeder der Beteiligten die Klappe zu halten, sodass Nalya einen kurzen Vorstoß wagte, vielleicht auch in der geringen Hoffnung, die beiden möglichen Teamchefs so ein wenig davon abzubringen, sich gegenseitig an die Kehle zu springen.
    „Hey, könntet ihr vielleicht mal kurz wieder runterkommen?“, bemerkte sie in einem Tonfall, der eigentlich lässig hätte klingen sollen, aber angesichts ihres momentanen Zustands wohl eher einem erschöpften Röcheln glich.
    „Ich hab zwar keine Ahnung, was die da bei euch zu suchen hat, was ihr jetzt vorhabt oder was genau jeder von euch für Probleme hat, aber es wäre vielleicht mal an der Zeit, zu entscheiden, was ihr mit mir machen wollt… zugegeben, ich bin nicht grade besonders nützlich, aber vielleicht wollt ihr mich ja wenigstens noch 'ne Weile als zusätzliche Zieloption für die Parder mitnehmen?“

    Nalya lächelte ein ziemlich unnützes flehentliches Lächeln, in welchem sich zudem auch ihre gesamten körperlichen Schmerzen widerspiegelten – sie wusste selbst, wie lächerlich die Hoffnung war, dass sie sich vielleicht doch noch irgendwie würde retten können.
    „Wäre außerdem schmerzhafter, als mich gleich hier umzubringen, falls ihr gerne noch Rache oder so’n Scheiß haben wollt…“
    Ich will nur noch nicht verrecken… ich hab’s jetzt schon so lange rausgezögert, verdammt, da sind doch wohl noch ein paar Minuten drin… vielleicht kann ich ja noch irgendwie an 'nen halbwegs ungefährlich Ort kommen, zumindest für die Verhältnisse hier… ich hab Medigel, wenn ich dann endlich mal meine Schusswunden zukleistern könnte und mich keiner mehr durch’s Schiff hetzt, hab ich sogar noch Chancen… aber was soll’s, jetzt liegt’s an denen, was sie mit mir machen und mit meinem scheiß Gerede hab ich meine Überlebenschancen wahrscheinlich auch nicht gerade vergrößert…

  7. #17
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    Invisible Hand - Deck 2: Hilfsbrücke

    Die Worte von Kiba, die berechtigte Frage, ob Kate nun auch in den eigenen Reihen morden würde, prallten an der Biotikerin ab, denn sie war ihrer Meinung nach im Recht. Nalya, woher auch immer Kiba ihren Namen kannte, war nicht Teil ihres Teams, sondern war blindlings hereingestolpert. Ganz nebenbei hatte sie die gesamte Mission gefährdet und Chaos umgebracht. ‚Und was hat sie für uns getan? Vermutlich nicht viel, wenn Scar sie raus tragen musste.’
    Hätte Kiba Kate schon mehrmals geholfen und auch das Leben gerettet, gäbe es jetzt vermutlich zwei weitere Tote. Doch zum Glück für die beiden Aliens, hatte Kiba Kates Achtung und auch Respekt erarbeitet, sodass die Biotikerin nicht einfach ihrer Wut nachgeben konnte, ohne sich im Nachhinein schuldig zu fühlen. Vielleicht war das der Grund, warum Kate nie wirklich Freundschaft geschlossen hatte, seitdem sie als Söldnerin ihrer Arbeit nachging. Doch warum kam es heute zu einer Änderung? Fühlte sie sich alleine, gab es in ihr eine Leere, die ihr bisher nicht bewusst geworden war? Darauf wusste Kate keine Antwort, aber das änderte nichts an dem Umstand.

    „Aber Zivilisten zu töten, bringt uns nicht näher ans Ziel.“ Die Worte von Jacob schossen ihr plötzlich wieder in den Kopf. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie in Josh Cassias Laden gestanden hatte; über der Leiche des Besitzers. Dazu sein tadelnder Blick, der aber gleichzeitig klar machte, dass Jacob daran glaubte. Cassia war gestorben, weil er Kate im Weg gestanden hatte. ‚War es wirklich so? Was hätte er anrichten können? Jacob hat Recht!’
    Abermals mischten sich ihre Gedanken ungefragt ein. ‚Aber wenn wir die Nebelparder sofort getötet hätten, wäre Chaos noch am Leben. Außerdem gibt es hier keine Zivilisten!’ Kate ballte ihre Hände zu Fäusten, unsicher, welcher Richtung sie Glauben schenken sollte. Es stand ihre Meinung, ihre Überzeugung, gegen die von Jacob und Kiba. War es denn nicht sinnvoll, Feinde zu töten, um das eigene Leben und das Leben der Kollegen zu schützen? War es nicht das, was sie hier auch im größeren Rahmen taten?

    Weiterhin unentschlossen, was sie nun tun sollte, sah Kate nochmals die Asari an. Sie sah sehr mitgenommen aus, blutete aus mehreren Wunden und es war fast ein kleines Wunder, dass sie noch bei Bewusstsein war. Außerdem war ihr anzusehen, dass sie weit über ein gesundes Maß hinaus erschöpft war. Anschließend wanderte ihr Blick weiter zu Kiba. Die Quarianerin musste wirklich schon weit mehr als genug von Kates Getue haben, denn sonst wäre sie niemals so auf Biotikerin losgegangen. Obendrein schien ihre Armprothese erneut Probleme zu bereiten, denn diese verhielt sich anders als gewöhnlich. Wäre nur Kiba und Nalya anwesend, hätte Kate sich vielleicht sogar entschuldigt, doch vor den anderen beiden, Scar und Kaneshtis, war das keine Option für sie.

    Kaneshtis schien mit seiner Verletzung zu kämpfen, aber er würde es überstehen. So fragil Salarianer auch aussahen, so zäh konnten sie sein. Scar hingegen sah gar nicht gut aus. War er schon vor der Schlacht nicht das hübscheste Exemplar eines Kroganers, so hatte ihm diese noch weiter zugesetzt. Er sah aus, als hätte die Invisible Hand ihn mehrmals gerammt. Sein Körper hatte wahrscheinlich mehr Projektile abbekommen, als die Rüstung inklusive der Schilde abgehalten hatte. Der Kroganer spülte gerade seinen Mund mit MediGel, welches aus diversen, künstlich geschaffenen Löchern in seinem Maul tropfte.

    Allerdings hatte er vom Kampf scheinbar noch nicht genug, denn er giftete sofort Kiba an. Kate wunderte sich darüber, sagte aber nichts. Wenn er Kiba verbal zusammenfaltete, würde sie sich das sparen können. Nachdem er mit der Quarianerin fertig war, dauerte es jedoch Mikrosekunde, bis er ebenso auf Kate losging.
    „Sie scheinen wohl zu glauben, die Tatsache, dass sie mit Rotem Sand zugedröhnt sind, würde sie vor jeder Verantwortung entziehen? Wenn sie suizidgefährdet das Team durch das Schiff jagen ohne vorher nachzudenken, dann ist es ihre Verantwortung!“ ‚Welcher rote Sand? Das ist alles echte Biotik.’ Kate wollte etwas auf die Beleidigung erwidern, doch Scar schien das vorauszuahnen.

    „Schnauze! Ich war noch nicht fertig. Anstatt jemandem zu drohen sollten sie lieber an die Konsequenzen denken. Die Hilfsbrücke ist für uns verloren.“ ‚Ja! Wegen diesem Asari-Krüppel!’ „Wir sind gescheitert. Sie wären gut beraten zu ihrer Gottheit zu beten, dass Agapios die Hauptbrücke noch nicht eingenommen hat.“ ‚Die einzige anbetungswürdige Person ist ein Turianer mit roten Augen, der diesen Träger mit einem Händezucken leer gefegt hätte.’
    Kate glaubte an keinen Gott und keine höhere Macht. Sie hatte gesehen, wozu einzelne Wesen fähig sein konnten. Sie wusste, zu was sie selbst fähig war. Das Beten überließ sie den Narren, die sich solch eine Stärke nicht vorstellen konnte. Und den Zen-Buddhisten.
    „Andernfalls ist er bereits über unser Versagen informiert und straft Sie dadurch ab, dass er Ihrem Jacob die Kniescheiben wegschießt.“ ‚Jacob!’

    War das im Bereich des Möglichen? Würde der Drell seine Enttäuschung so ausdrücken? Könnte er all die erfolgreichen Missionen, die Kate für Alpha Chimera erledigt hatte, ignorieren? Die Biotikerin verspürte einen Schmerz, als ob ein Messer in ihren Eingeweiden wüten würde. Jegliche schnippische Antwort, die sie soeben noch Scar entgegnen wollte, löste sich in Wohlgefallen auf. Ihr Zorn und ihre Wut verwandelten sich in Sorge - ein Gefühl, welches sie bisher nicht in diesem Ausmaß kannte. Jacob war für sie eine Schwäche, mit der sie noch nicht umzugehen wusste.

    Nalya nutzte die entstandene Pause aus, um auch etwas beizutragen. Sie gab zu, nicht besonders nützlich zu sein und bot sich sogar als Lockvogel, sollten sie einen brauchen, an. Kate ging ihre Optionen durch. Wenn sie die Asari töten würde, hätte sie eine Meuterei am Hals und somit war das keine Option mehr. Kiba würde vermutlich protestieren, wenn sie vorschlagen würde, Nalya hier zu lassen und möglicherweise auch bei ihr bleiben. Somit war das auch keine wirkliche Option mehr. Es gab nur eine Möglichkeit: Sie musste das Häufchen Elend mitschleppen. Sie wollte soeben ihren Entschluss mitteilen, als eine Schiffsdurchsage sie unterbrach.

    „Warnung, Hauptreaktor in kritischem Zustand! Überladung steht unmittelbar bevor! Sofort Evakuierungsmaßnahmen einleiten!“ ‚Das auch noch!’ Noch bevor Kate einen Fluchtplan in Erwägung ziehen konnte, kam jedoch die rettende Entwarnung. „Achtung an alle Mitglieder des Entertrupps! Ignorieren sie den Alarm. Es handelt sich dabei um einen Trick, damit die Nebelparder das Schiff aufgeben. Halten sie ihre Stellung oder ziehen sie sich etwas zurück. Sobald wir den Alarm deaktivieren rücken sie wieder Vor und schalten alle Feinde aus die noch auf dem Schiff geblieben sind. Yamashe Ende.“
    Zuerst flammte Hoffnung in Kate auf. Wenn die Nebelparder auf der Hilfsbrücke die Flucht ergreifen würden, könnten sie ihre Mission vielleicht doch noch erfüllen. Aber der Hoffnungsschimmer zerplatzte sogleich. ‚Die haben bestimmt die Meldung über Chaos’ Komm-Gerät gehört. Scheiße! Ich hätte die Leiche doch mitnehmen sollen.’

    Kate zitterte am ganzen Körper. Die Ereignisse, welche sich in den letzten Sekunden überschlugen, wurden fast zuviel. Obendrein manifestierte sich ein Gedanken, den sie im Moment gar nicht gebrauchen konnte, in ihrem Kopf. ‚Ich will zu Jacob! Wenn dieser verfluchte Drell ihn anrührt…’ Sie atmete tief durch, um wieder halbwegs die Fassung zu bekommen. Dann wandte sie sich an Nalya. „Okay, du kannst mitkommen. Hast du MediGel um dich wieder zusammenzuflicken und was war dein eigentlich Auftrag und ist der gelungen?“

    20:25

  8. #18
    Rookie Avatar von Kaneshtis
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    Schmerzen.
    Unfassbare Schmerzen.
    Als ob jemand eine glühende Stahlstange in Kaneshtis' Unterleib gerammt hatte und sie immer wieder drehte. Was ironischer Weise sogar fast den Tatsachen entsprach, hatte doch irgendein Metallstück seinen Panzer durchbrochen. Das er mittlerweile auf dem Rücken lag, machte die Sache nicht besser, aber genauso wenig nahm er es wahr.
    Er wollte sich bewegen, doch die Schmerzen wurden schlimmer, häufiger, kräftiger; ließen seinen Körper in einem kurzen Stakkato erbeben. Es fühlte sich an, als jagte jemand durch die Stahlstange nun auch noch Starkstrom.
    Er kämpfte verbissen, doch er stand auf noch viel verlorenerm Posten als sie alle gerade auf der Hilfsbrücke. Langsam, fast nicht spürbar, entglitt ihm die Kontrolle über seinen Körper; etwas Blut rann aus seinem Mund weil er sich auf die Zunge gebissen hatte.
    Doch während seine Kontrolle immer weiter abnahm blieben die Schmerzen weiterhin spürbar, verstärkten sich sogar immer weiter, und als er das Gefühl hatte sie nicht länger ertragen zu können, verlor er wieder das Bewusstsein.

    'Im Tode sieht man alles klarer.', blitzte es durch seinen Verstand, 'Wer's glaubt!'
    Vor seinem Augen veranstalteten vier verschwommene Schemen ein makaberes Schattenspiel, aber eigentlich interessierte es ihn gar nicht mehr. Es war genauso nebensächlich, wie die Schmerzen, die ihn vor kurzem noch geschüttelt hatten; weit weg.
    Wo er sich gerade nach am Ende gefühlt hatte war ihm auf einmal so leicht zu Mute, so frei und ungebunden. Selten zuvor waren seine Gedanken so kristallklar, 'Wenn das wirklich der Tod ist, dann lässt er sich ertragen.'
    Das einzige was ihn jetzt noch daran hinderte war diese lästige Hülle, sein zum sterben verdammter Körper, dieses nutzlose Stück Staub. Ohne ihn wäre er besser dran; wenn er ihn endlich hinter sich lassen könnte, dann gäbe es keine Grenzen mehr. Er würde nichts mehr verlieren können, sich das Universum in seiner gesamten Pracht anschauen, einem Stern bei der Geburt, den Moment in dem einer von ihnen mit einer gigantischen Supernova seinen letzten Atemzug tut, eine Reise am Rande der Zeit in einem schwarzen Loch und all das Leben in diesem gigantischen Kosmos.

    Er wähnte sich schon Lichtjahre entfernt, als ihn sein Körper daran erinnerte, was heißt lebendig zu sein: Der Schmerz wallte wieder auf, zwang ihn, die Ewigkeit los zu lasen, in seinen Körper zurückzukehren.
    'Man sagt doch auch, man würde das Leben vor seinem inneren Auge vorbeiziehen sehen, doch alles was ich sehe ist ein Theater, aus verwobenen, in einander laufender Schemen.'
    Schlagartig traf ihn die Erkenntnis, dass er das schon ein Mal gesehen hatte, vor vierzehn Jahren, er hatte sich bloß nie bewusst daran erinnern können.
    Es war genauso, etwas kühles, galertartiges ließ ihn nur verschwommen sehen, dann wurde er hochgehoben und die Masse aus seinem Gesicht gewischt und als sich sein Blickfeld geklärt hatte, sah er in das Gesicht des ersten Salarianers in seinem Leben. Dem Doktor, der prophezeit hatte, er würde die nächsten Tage nicht erleben. 'Du hast dich um Jahre vertan, mein Lieber.' Das nächste Gesicht war das seiner Mutter und schließlich erkannte er seinen Vater. Er erinnerte sich an seine Geschwister, seine Cousins und Cousinen, Bilder die nie aus seinem Gedächtnis getilgt werden könnten, 'Eine schöne Erinnerung zum Schluss.'
    Doch seine Erinnerungen verselbstständigten sich, er sah sich Jahre später, bei seinem ersten eigenen Kommando, der Tag der ein ganz besonderer werden sollte.
    Er wurde es, ein Albtraum, der ihn seit daher verfolgte, der Tag seines Versagens, an dem zwei der wichtigsten Personen für immer aus seiner Erinnerung gestrichen werden mussten, 'Verdammt, die Ewigkeit kann noch etwas warten, ich habe noch Dinge zu erledigen!'

    Sein Pulsschlag, vorher am besten mit einem zarten Windhauch zu vergleichen, bäumte sich wieder auf, frische Luft strömte in seine Lungen. Kaneshtis begrüßte den Schmerz, der in durchzuckte, als er nach dem Medigel griff, es sorgsam, mit geübten Bewegungen in die Einschusswunden massierte.
    Zuerst versiegte die Blutung, schließlich setzte die schmerzlindernde Wirkung ein und mit immer noch zittrigen Händen richtete er sich auf alle Viere auf und kroch zur Wand, um sich dort anzulehnen. Er würde sich eben ab jetzt vorsichtiger bewegen müssen, aber er würde dieses Schiff lebend verlassen!

  9. #19
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    Name: Nalya Dalinari
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    Invisible Hand – Deck 2: vor der Hilfsbrücke

    20.25 Uhr

    Auf den Alarm und die anschließende Durchsage Yamashes hin verspürte Nalya erst Angst, dann Verwirrung, Freude und schließlich wieder völlige Ernüchterung. Natürlich war das Ganze ein genialer Trick ihres Captains um sich eines Großteils der Parder zu entledigen und es würde Nalyas weitere Überleben sicherlich um ein Vielfaches erleichtern, wenn es da nicht noch einen kleinen Haken gegeben hätte: Wenn diese Kate sich entscheiden sollte, Nalya umzulegen, nutzten ihr sämtliche weiteren toten Nebelparder einen Scheißdreck.

    Doch tatsächlich dauerte es nach der Verkündung von Yamashes Vorhaben nur wenige Sekunden, bis Nalya von ihren Befürchtungen bezüglich Kates Reaktion erlöst wurde.
    „Okay, du kannst mitkommen. Hast du MediGel um dich wieder zusammenzuflicken und was war dein eigentlich Auftrag und ist der gelungen?“

    Wunder Nummer wie viel? Verdammte Scheiße was ist eigentlich heute mit diesem beschissenen Universum los, dass es glaubt, mich in eine Scheiße nach der anderen stolpern lassen zu müssen, nur um mich ein paar Minuten später durch irgendwelche total abartigen Glücksfälle wieder rauszuziehen! Wenn nicht ausgerechnet unsere Quarianerin hier gewesen und nicht auch noch ganz zufällig 'nen guten Draht zum Teamleader gehabt hätte, wär ich jetzt im Arsch gewesen! Scheiße, eigentlich müsst ich mich dafür noch mal bedanken oder sowas… ich bezweifle dass diese Kate es sich anders überlegt hätte, wenn die Helmvisage nicht gewesen wäre. Wie heißt die überhaupt? Keine Ahnung, scheißegal… auch wenn ich’s vielleicht mal in Erfahrung bringen sollte, wenn sie mir schon den Arsch gerettet hat... außer sie verreckt noch, dann ist es echt egal. Apropos Verrecken: Jetzt wo ich schonmal sicher noch 'ne kleine Weile am Leben bleiben werde, sollte ich sie nach Yayla fragen… aber antworten wir besser erstmal der lieben Kate…

    „Keine Sorge, Medigel hab ich da… bin nur bei der ganze Scheiße grad nicht wirklich dazu gekommen, es auch zu benutzen“, antwortete sie also, wobei ihre Stimme auf Grund der eben erfolgten glücklichen Wendung trotz der Schmerzen halbwegs klar und fast schon fröhlich klang. Ihre Chancen hatten sich gerade eben schließlich geradezu vervielfacht: Weniger Parder, keine Racheaktion durch Kate und sogar noch kurz Zeit für Medigel.
    „Mein Auftrag war’s, die Feuerleitsysteme zu übernehmen, aber das haben wir inzwischen schon hinbekommen“, fügte sie schließlich noch als Antwort auf die zweite Frage der Menschenfrau hinzu, wobei sie es gewissermaßen sogar schaffte, so zu klingen, als wäre das Ganze zumindest zum Teil ihr Verdienst gewesen.

    Besser als irgendwem zu erzählen, dass Nessari die Drecksarbeit gemacht hat, während ich weggerannt bin… ich wette ich hab mich sowieso viel mehr anstrengen müssen als die blöde Schlampe, da hab ich ja wohl das Recht mir zumindest irgendwie noch ein bisschen Anerkennung für den ganzen Stress zu sichern… wenn sie fragen, sag ich einfach, ich hätte nach der Übernahme noch irgendwo was holen oder plattmachen sollen oder so und dann hätten mich die Parder überrascht oder eben die Vorcha… interessiert aber wahrscheinlich eh keinen, wer was genau gemacht hat. Aber mich würde interessieren, was die Quarianerin hier zu suchen hat… also fragen wir doch einfach gleich, bevor wir wieder ins Kreuzfeuer geraten…

    Nalya hatte unterdessen bereits etwas Medigel hervorgeholt und damit begonnen, sorgfältig den Streifschuss an ihrer Schulter und anschließend auch den an ihrer Seite zu behandeln. Sie sah also nur kurz auf, um ihre Frage an die lebensrettende Quarianerin zu stellen, in deren Team sie sich nun befand.
    „Hey, du, was machst du eigentlich hier? Nicht dass ich was dagegen hätte, aber soweit ich das mitgekriegt hab, solltest du doch bei Yayla sein… die ist aber nicht verreckt, oder?“

    Ach scheiße, das klang jetzt grade total nach ‚Heul, heul, hoffentlich geht’s meiner Schwester gut, sonst muss ich gleich flennen’… mann die sehen doch eh schon, dass ich geflennt hab… aber eben nicht deswegen. Ach quatsch, ist doch total normal, dass ich das frag… und außer der Quarianerin dürfte ja wohl keiner wissen, dass Yayla meine Schwester ist… gute Frage, würd ich heulen, wenn sie tot wär? Hm… keine Ahnung, will ich eigentlich auch gar nicht drüber nachdenken... Die Helmvisage wird schon sagen, was Sache ist und danach kann ich mir darüber Gedanken machen.

  10. #20
    Let's Play-Gucker Avatar von Kimaya'Baato nar Saralesca
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    UWG, INVISIBLE HAND – Hilfsbrücke, Flur

    Scar schwang gleich die Moralkeule, ehe Kate ein einziges Wort antwortete, spielte sich auf wie eine aufgeplusterte Gastasche, die gleich platzte. Er wollte erst, dass Kiba die Klappe hielt – die Worte in Spott ertränkt - beschuldigte Kate aber genauso hart wie Kiba auch, was für die quarianische Technikerin so keinen Sinn machte. Aber wer konnte schon die Logik eines moralisch guten Kroganers begreifen? Kiba schnaubte beleidigt in die Maske. Sie machte einige Schritte abseits und sah, dass Kaneshtis aufwachte, sich etwas benebelt orientierte. Er sah ganz bleich aus im Gesicht, blutige Flüssigkeit klebte an den Lippen, er wirkte erschöpft und schwach, aber er packte eine Medigeltube aus, strich die glibberige Masse auf die blutigen Stellen und kroch etwas abseits zur Wand, wo er sich aufrecht aufsetzte.

    Kiba schämte sich.

    „W-Wie geht es Euch?“, fragte die Siebzehnjährige bedrückt, '...wir streiten uns, aber keiner interessiert sich dafür, ob es Kaneshtis gut geht...', hockte sich in die Knie, „kann ich Euch helfen?“, aber ehe er antwortete, schrillte eine Sirene auf und die Schiffs-VI meldete, dass die Hauptreaktoren ein kritisches Niveau erreichten, '...Evakuierung?' Es dauerte aber keine zwei Augenblicke, bis Captain Yamashe per Funk mitteilte, dass das Ganze ein Trick war, damit die Faschisten das Schiff aufgaben.

    „Hey, du, was machst du eigentlich hier?“, fragte die Tentakelfrau und erklärte sich knapp, als Kiba etwas irritiert den Kopf zur Seite wiegte, „Ach so, äh...Yayla...richtig...ich...äh...wollte hier bei Kate bleiben, Yayla kann Techniker wie mich nämlich nicht gebrauchen“, stotterte die Quarianerin nervös, „ich glaube, Eure Schwester meldete sich das letzte Mal gegen...äh...fünf nach acht? Es geht ihr gewiss gut! Wenn Ihr möchtet, kann ich Yayla kontaktieren.“

    'Keelah, ich möchte nicht, dass Nalya denkt, ich hätte ihre Schwester im Stich gelassen.'
    Geändert von Kimaya'Baato nar Saralesca (09.10.2010 um 20:53 Uhr)

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