Ergebnis 1 bis 4 von 4
  1. #1
    Daddler Avatar von Poisonous
    Registriert seit
    03.07.2008
    Beiträge
    1.374

    Standard Invisible Hand - Deck 3

    Beschreibung der Invisible Hand | Wichtige Ereignisse

    Auf Deck 3 befinden sich die Crewräume (v.a. Fitness- und Unterhaltungsräume) sowie die Kantine des Schiffes samt Küche und Messe.

  2. #2
    Newbie
    Registriert seit
    25.04.2010
    Beiträge
    34

    Standard

    Name: Nalya Dalinari
    Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
    Spezies: Asari
    ------------------------------------------------------------

    < Bereitschaftsräume

    Invisible Hand – Deck 3: Crewräume

    20.18 Uhr

    Quälend langsam schob sich der Aufzug über zwei Decks hinweg in Richtung von Deck 3, dorthin, wo sich hoffentlich kein Begrüßungskomitee aus bewaffneten Nebelpardern befinden würde, wo hoffentlich niemand sein würde und wo es hoffentlich einen Zugang zu den Wartungsschächten geben würde, in denen hoffentlich ebenfalls alles glatt lief. Dummerweise würde den beiden Frauen, die nun schweigend nebeneinander auf die Ankunft des Aufzugs warteten, jedwede Hoffnung nicht weiterhelfen, sollte auch nur ein einziger Nebelparder sie zufällig aus dem Aufzug oder durch die Gänge stolpern sehen, denn Madame Nebelparderin wollte ja nicht auf ihre eigenen Leute schießen und Nalya hatte das dumme Gefühl, dass auch sie das in Gegenwart ihrer momentanen Führerin besser nicht tun sollte.
    Und je länger die Fahrt dauerte, umso mehr steigerte sich Nalyas Nervosität.

    Scheiße, wie langsam ist der Aufzug? Oder bild ich mir das nur ein? Ach verdammt, wenn da auch nur irgendjemand mitkriegt, dass wir da sind… und die will ja niemanden umlegen… außer mich vielleicht. Ich frag mich, wie lange wir bis zu den Wartungsschächten brauchen… und wie viel offene Fläche es gibt auf der uns auch jeder ganz toll sehen kann. Was ist überhaupt in diesen Crewräumen? Einfach Quartiere?
    „Hey, sag mal, was gibt’s in diesen Crewräumen eigentlich so zu sehen?“
    „Auf Deck drei gibt es vor allem Fitness- und Unterhaltungsräume… und die Kantine natürlich, aber da werden wir nicht durchkommen. Ich weiß nicht hundertprozentig genau, wo der nächste Eingang zu den Wartungsschächten liegt oder ob wir den einfach so aufbekommen.“
    „Mit anderen Worten: wir suchen einfach auf gut Glück so’n Zugang, aber es kann auch sein, dass wir da gar nicht reinkommen? Und außerdem rennen da wahrscheinlich noch 'n Haufen von deinen Leuten rum?“
    „Falsch“, verbesserte die Menschenfrau sie in leicht genervtem Tonfall. „Da sich dort keine taktisch relevanten Positionen befinden sollten wir dort kaum auf jemanden treffen und relativ ungestört die Wartungsschächte erreichen können. Und notfalls finden wir auch einen Weg, den Zugang zu öffnen, sobald wir einen gefunden haben. Von mir aus können sich unsere Wege trennen, sobald wir drin sind.“
    „Okay, du kennst dich ja anscheinend aus…“

    Der Aufzug stoppte und ein unangenehmer Schauer durchfuhr Nalya. Okay, wie wär’s mal schnell mit 'nem Notfallplan? Was mach ich eigentlich, wenn da draußen gleich 'ne Horde Nebelparder steht? Sterben wahrscheinlich, hier komm ich ja nicht anders raus…
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich mit einem geschmeidigen Zischen und offenbarten einen völlig leeren in den üblichen Farben gehaltenen Gang ohne jegliche Spuren eines Kampfes – keine Leichen, kein Blut und noch viel wichtiger: auch keine lebenden Nebelparder.
    Nalya atmete erleichtert wieder aus, wobei ihr auch auffiel, dass sie gerade eben noch die Luft angehalten hatte – sah wohl doch noch nicht nach Sterben aus.
    „Glück gehabt“, bemerkte sie leise, wobei man die Erleichterung wohl deutlich in ihrer vorsichtig flüsternden Stimme hören konnte.
    „Nenn es, wie du willst, wir sollten uns besser schnell auf die Suche nach einem Zugang machen“, kam es prompt in gleicher Lautstärke zurück – zwar hätte sie jeder, der sie jetzt hätte hören können, sie beim Verlassen des Aufzugs auch unweigerlich sehen müssen, aber die Lage in der sich beide nun befanden, rechtfertigte ihre Übervorsichtigkeit wohl einigermaßen.

    Die Menschenfrau steckte kurz den Kopf aus dem Inneren des Fahrstuhls und zog ihn ebenso rasch wieder zurück.
    „Ist was?“
    „Nein, alles leer. Schnell raus hier.“
    Nach diesen Worten übernahm die Nebelparderin erneut die Führung und schlüpfte hinaus in die Gänge des dritten Decks, dicht gefolgt von Nalya. Tatsächlich schien sie mit der Vermutung, dass sich hier niemand aufhalten würde, richtig gelegen zu haben. Sie konnten niemanden sehen und ebenso wenig hören, was allerdings dazu führte, dass sie selbst sich umso leiser verhalten mussten, falls hier doch noch jemand anders herumschlich – man konnte ja nie wissen.
    Sie durchquerten des ersten Gang, bogen nach links ab, kamen an zwei verschlossenen Türen vorbei und erreichten schließlich erneut eine Weggabelung. Den an der Wand angebrachten Wegweisern zufolge befanden sich auf der rechten Seite die Fitnessräume, während auf der linken Seite wohl irgendwo eine Art Bordkino zu finden sein sollte. Da die Menschenfrau mehrere Sekunden unschlüssig stehen blieb, hakte Nalya schließlich nach: „Und? Wo geht’s lang?“
    „Ich glaube… genau, in Richtung der Fitnessräume hab ich mal einen Zugang gesehen – vielleicht kommen wir da rein.“
    „Wenn wir da nicht reinkommen, kommen wir woanders auch nicht durch…“, bemerkte Nalya missmutig, worauf die andere allerdings nicht mehr reagierte – ohne weitere Zeit zu verschwenden hatte sie den Weg bereits fortgesetzt.

    Also machten sie sich nun auf die Suche nach besagtem Zugang zu den Wartungsschächten. Die Menschenfrau führte Nalya, die ziemlich bald erneut jeglichen Überblick verloren hatte, gezielt durch das Schiff, wobei sie an einigen der besagten Fitnessräumen, sowie ein paar Umkleideräumen vorbeikamen. Hin und wieder glaubten sie, ein paar Gänge weiter Stimmen zu hören, doch falls jemand dort gewesen war, entfernten sich die beiden Frauen schnell wieder von seiner Position.
    Letztendlich waren sie am Ziel angekommen. Direkt an einem der Gänge befand sich seitlich eine kleine, glücklicherweise unverschlossene Kammer, in deren Innerem sich außer einigen kleinen Kisten und etwas technischer Ausrüstung auch eine nicht zu übersehende kreisrunde Luke im Boden befand – an den Wänden vor und in der Kammer war der Zugang zudem relativ deutlich ausgeschildert, sodass Nalya sich im stillen dachte, dass sie den vielleicht sogar noch selbst gefunden hätte.

    „Also… mach sie auf“, forderte Nalya schließlich, nachdem ihre Führerin offenbar keine Anstalten machte, die Luke zu öffnen.
    „Die ist verschlossen“, entgegnete die nur mit nachdenklicher Mine, bevor sie in die Hocke ging und an ihrer Hand ein orange leuchtendes Universalwerkzeug aufflackerte.
    „Aber du bekommst sie auf, richtig?“
    „Mal sehen, wenn du mich nicht störst…“
    Mit einem kurzen erschöpften Seufzer trat Nalya also ein Stück zurück und lehnte sich gegen die Wand der doch recht kleinen Kammer.
    Keine Sorge die Dame, der dumme Aliensklave wird Ihnen schon nicht weiter im Weg rumstehen… Mann, ohne Gegenwehr durch irgendwelche Gänge zu rennen ist anstrengender als ich gedacht hätte… nicht nur wegen meinem dämlichen Bein sondern auch wegen dem ganzen Stress den man hier hat… könnte ja jedes Geräusch einer von diesen Pseudo-Soldaten sein, der sich an uns ranschleichen wollte, um uns abzumurksen… und es fühlt sich komisch an, wenn alles so glatt läuft. Aber hey, ich kann mir denken, wie’s läuft – wir rennen glücklich und zufrieden in die vermeintliche Sicherheit der Wartungsschächte und 'n paar Sekunden später eröffnen die da unten verschanzten Nebelparder das Feuer auf uns… und wir sind im Arsch. Sehr gut Nalya, bloß nicht anfangen, positiv zu denken, dann wirst du auch nicht enttäuscht, wenn du dann wirklich verreckst…
    Hoffentlich bringt die das schnell hin… frag mich, was so ihr Job auf dem Schiff war – rennen kann sie ja und der Trick mit der Wand war auch nicht schlecht… aber wenn sie 'ne Soldatin wäre, hätte sie doch in Panzerung irgendwo rumgestanden und versucht, die Söldner abzuknallen. Vielleicht ist sie ja auch Hackerin und kriegt das Ding ganz schnell auf, damit wir hier abhaun können… und unten sollte ich vielleicht aufpassen, nicht von ihr erschossen zu werden… wär schließlich ihre letzte Gelegenheit, wenn sie sich ab da schon wieder alleine auf den Weg machen will. Vielleicht sollte ich sie einfach umnieten, sobald das Ding offen ist, nur um sicherzugehen… einfach ein Schuss in den Rücken und die Sache ist erledigt. Aber das hab ich mir bei Yayla auch gedacht…


    Nalya biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe.
    Ja, genau Nalya, fang an, nicht nur Familienmitgliedern, sondern auch noch deinen anderen wenigen Verbündeten in den Rücken zu schießen, so macht man sich Freunde! Sie ist zwar nicht wirklich meine Verbündete, aber… scheiße, ich halt einfach die Waffe bereit und knall sie ab, sobald sie irgendwas versucht, dann bekomm ich schonmal keine Gewissensbisse… ist ja nicht so, als könnte die mich jetzt überraschen.

    „Fertig“, verkündete die Menschenfrau letztendlich, begleitet von einer Art Klicken im Inneren der Luke, die wenig später relativ problemlos aufschwang und eine Leiter offenbarte, die in die Dunkelheit der Wartungsschächte hinabführte.
    „Gibt’s da unten kein Licht oder sowas?“, fragte Nalya leise nach, während sie zugleich versuchte, irgendwo in der Dunkelheit das Ende der Leiter zu erspähen
    „Sieht nicht danach aus… soll ich zuerst oder willst du?“
    „Geh du vor“, antwortete Nalya ziemlich schnell und wich einen Schritt zurück, um ihrer Begleiterin Platz zu machen.
    Falls da unten irgendwas war, dass sie umbringen wollte, erwischte es so immerhin zuerst die Parderin…
    Die nickte unterdessen, aktivierte die in ihr Universalwerkzeug integrierte Taschenlampe und machte sich wenig später an den Abstieg.
    Es dauerte allerdings bei weitem nicht so lange, wie Nalya befürchtet hatte, das untere Ende der Leiter zu erreichen, was man daran erkennen konnte, dass bereits nach kurzer Zeit das Licht aus dem Zugangsschacht verschwunden war.
    „Alles klar!“, schallte es von unten zu ihr herauf, sodass auch Nalya sich nun in die Luke schwang und langsam die Sprossen der Leiter hinunterzusteigen begann.
    Scheiße, hier sieht man ja gar nichts… und auf der beschissenen Leiter kann ich meine Waffe nicht in die Hand nehmen, falls die versucht, mich umzubringen… Okay, Nalya, solang die noch die Schachtwand im Rücken hast, ist alles in Ordnung, spring einfach kurz vor dem Boden runter und zieh die Waffe, dann hast du notfalls den Überraschungseffekt…

    Vielleicht hätte Nalyas diesen Plan wirklich in die Tat umgesetzt, hätte die Menschenfrau nicht bereits damit begonnen, den Lichtkegel ihres Universalwerkzeugs abwechselnd in beide Richtungen des Tunnels zu richten, in dem sie sich bereits befand – Nalya konnte dadurch dummerweise den Boden nicht mehr richtig erkennen und tastete sich vorsichtshalber ganz langsam nach unten vor, bis sie schließlich mit den Zehenspitzen den Boden berührte und sich die restlichen Zentimeter fallen ließ. Mit der einen Hand griff sie augenblicklich nach ihrer Waffe, in der anderen leuchtete nun ihr eigenes Universalwerkzeug auf.
    „Irgendwas interessantes?“, fragte die Asari und leuchtete ihrerseits kurz den Gang aus, bevor sie den Lichtkegel auf die Nebelparderin lenkte – die hob schützend den Arm vor die Augen, bevor sie antwortete.
    „Nein, hier ist alles leer… und nimm das verdammte Ding weg!“
    „Schon gut, Madame… also wenn hier alles in Ordnung ist, schätz ich mal, du gehst jetzt?“
    „Ja, das werd ich wohl tun“, entgegnete die Parderin und Nalya konnte sehen, wie sie schluckte – nun da sie den grellen Lichtstrahl nicht mehr im Gesicht hatte, war sogar eine gewisse Angst in ihren Augen zu erkennen.
    „Dann hoff ich mal, du hast keine Angst im Dunkeln.“
    Genau Nalya, fang wieder an, sie zu nerven… du wirst in wenigen Sekunden übrigens auch halb blind und vollkommen allein durch diese scheißdunklen Gänge schleichen müssen – dank deinem wunderbar hellen Universalwerkzeug das gefundene Fressen für jeden Nebelparder, Söldner oder ekelhaften Schacht-Vorcha der sich hier unten rumtreibt. Okay… jetzt krieg ich auch Schiss… warum noch mal wollte die in die Wartungsschächte? Weil sie zu den Startrampen wollte, genau – ich kann ja hierbleiben, wo’s doch so schön sicher ist… Gibt’s hier nicht vielleicht irgendwo 'nen Lichtschalter?

    „Nein, warum auch? Ich hoffe nur, dass wir hier unten auch die einzigen sind… also dann… vielleicht begegnen wir uns ja irgendwann mal wieder… auch wenn ich persönlich es nicht hoffe, nimm’s mir nicht übel.“
    „Klar, viel Glück noch… Gehst du da lang?“
    Die Menschenfrau nickte schweigend und machte sich schließlich ohne einen weiteren Kommentar auf den Weg an das linke Ende des stockfinsteren Tunnels. Nalya beobachtete sie sicherheitshalber noch weiter, bis die Parderin schließlich samt dem Schein ihres Universalwerkzeugs endgültig verschwunden war.

    Ich hoffe nur, dass wir hier unten auch die einzigen sind…’, sagte die mysteriöse unwichtige Nebenfigur, bevor sie hinter der nächsten Ecke verschwand, nur um wenige Minuten später als erste zerfleischt zu werden… und ich bin dann als nächstes dran. Schöne Scheiße, Nalya, echt. Jetzt bist du zwar nicht mehr da, wo geschossen wird, aber dafür sitzt du in einem stockfinsteren Tunnel irgendwo im Schiff fest und hast mal wieder keine Ahnung, was du machen sollst. Und weil die ihren beschissenen pseudo-bedrohlichen Horrorfilm-Satz noch loswerden musste, krieg ich jetzt auch noch Schiss… Verdammt Nalya, wie alt bist du eigentlich? 30? Das sind die verdammten Wartungsschächte, hier ist kein Schwein und erst recht nichts bedrohlicheres als ein Vorcha… wobei es eigentlich schon beschissen genug wäre, hier drin noch so’nem Vieh zu begegnen. Egal, jedenfalls sollte ich mal langsam von der Luke weggehen, wenn die jemand offen stehen sieht schaut der am Ende noch nach, ob hier unten einer ist… und das wär dann ich. Nein, danke… ich geh am besten einfach in die entgegengesetzte Richtung, kann ja nichts schief gehen.
    Zögerlich richtete Nalya den Lichtkegel auf das entsprechende Ende des Tunnels, an dessen Wänden sich allerhand mysteriöse Rohre und Leitungen befanden, zusätzlich zu irgendwelchen Kabeln, die hie und da über den Boden verliefen.
    Also dann, Nalya allein in den dunklen Wartungsschächten der Invisible Hand… Völlig allein in den finsteren, dunklen ekelhaften wahrscheinlich auch noch labyrinthartigen, Vorcha-verseuchten Wartungsschächten mit nichts als einer mickrigen Maschinenpistole und ihrem Universalwerkzeug bewaffnet… aber hier unten ist ja niemand außer mir, schließlich bin ich allein, es besteht also nicht die geringste Gefahr. Da kann ja eigentlich gar nichts mehr schief gehen…

    Zögerlich machte Nalya die ersten Schritte hinein in die düsteren Eingeweide des Schiffes, die sie noch vor wenigen Minuten für so etwas Ähnliches wie einen sicheren Ort gehalten hatte. Wie schnell man seine Meinung doch ändern konnte.

  3. #3
    Newbie
    Registriert seit
    25.04.2010
    Beiträge
    34

    Standard

    Name: Nalya Dalinari
    Zugehörigkeit: Crew der Behemoth
    Spezies: Asari
    ------------------------------------------------------------

    Invisible Hand – Deck 3: Wartungsschächte

    Zitternd wanderte der Lichtstrahl aus Nalyas Universalwerkzeug über die dreckigen grauen Wände der ansonsten vollkommen schwarz daliegenden Wartungsschächte. Er durchleuchtete jede Ritze und jeden merkwürdigen Schatten zweimal, bevor Nalya sich letztendlich daran vorbeiwagte und dennoch fühlte sie sich dadurch nicht viel sicherer hier unten. Es war alles verdammt düster und voller undefinierbarer Rohre und Leitungen, die sich konsequent an sämtlichen Wänden entlang zogen und auch die undeutlichen Geräusche die hin und wieder von anderen Orten auf dem Schiff aus an ihre Ohren drangen, ließen sie nicht gerade ruhiger werden.

    Warum müssen die diese beschissenen Wartungsschächte eigentlich genau so bauen, dass alles haargenau aussieht wie in 'nem Horrorfilm? Schicken die ihre Techniker oder wer auch immer hier zu tun hat gerne in düstere Tunnel? Okay, Nalya, es kam wohl zuerst der düstere Wartungsschacht und dann der Horrorfilm der darin gedreht wurde… oder eben die Kulisse in der sie den Scheiß gedreht haben. Genau, Nalya, was gibst du schon wieder den armen Parder-Arschlöchern die Schuld die dieses Schiff gebaut haben? Weil’s lustiger ist, als darüber nachzudenken, wo ich hier grade rumrenn zum Beispiel…
    Mann, krieg dich wieder ein! Hier ist nichts. Hier ist nichtmal ’n Vorcha oder sowas, ganz zu schweigen von irgendwelchen Soldaten oder Söldnern… die sind nämlich clever genug, nicht in solche Drecksschächte zu steigen, in denen man die Hand vor Augen nicht sieht. Keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn ich das Universalwerkzeug nicht da hätte… tja, dann hätte ich meiner neuen besten Freundin nachrennen müssen, denn oben bleiben ist nicht…
    War ja im Nachhinein gar nicht so schlimm, mit der durch die Gegend zu rennen… hat nichtmal versucht, mich umzubringen... naja, war auch besser für sie, auch wenn sie jetzt wahrscheinlich auf dem Weg zu den Startrampen erledigt wird. Vielleicht denkt die sich ja grade genau das gleiche… ‚Eigentlich war das komische Alien ja gar nicht so schlimm, hat nichtmal versucht mich umzulegen... war wohl auch besser für das blaue Ding auch wenn’s jetzt wahrscheinlich von was auch immer schrecklichem in den Wartungsschächten umgebracht wird, von dem ich ihm nichts erzählt hab.’
    Das wär’s… die hat mir jetzt ja nichtmal gesagt wie sie heißt… und ich ihr auch nicht. Naja, wozu auch? Wir haben ja, was wir wollten… oder besser gesagt: Sie hat, was sie wollte, ich sitz jetzt in der nächsten Scheiße… warum muss hier eigentlich schon wieder alles so verschachtelt sein? Ich wette ich würd jetzt schon nicht mehr zurückfinden… So viel zum Thema ‚Nalya allein auf einem Schlachtschiff’ … keine Ahnung, was Yayla an solchen Aktionen findet, aber mir kann sowas echt gestohlen bleiben…


    Irgendwo hinter ihr in den Schächten die Nalya soeben verlassen hatte ertönte ein kurzes fast quietschendes hohes Geräusch, als würde irgendetwas scharfes über Metall kratzen. Nalya zuckte zusammen und wirbelte mit weit aufgerissenen Augen herum, der Lichtkegel ihres Universalwerkzeug malte zittrige Formen an die hinter ihr gelegene Wand und ihr Herzschlag hatte vermutlich für eine Sekunde ausgesetzt.
    Scheiße, was war das? Da hinten war doch vorhin nichts und von selber macht hier unten ja wohl nichts solche Geräusche… Göttin, wie ich dieses Schiff hasse… okay, Nalya, es gibt dafür einen logischen Grund, es war nur ein Geräusch und selbst wenn da was wäre, würde es dir nicht helfen, stehen zu bleiben, also weiter!
    Mit zittrigen Schritten und einigen nervösen Blicken über die Schulter machte sich Nalya also allmählich wieder auf den Weg, auch wenn dieses unheimliche Ereignis ihren Nerven nur einen weiteren Stoß in Richtung Abgrund gegeben hatte…

    Verdammt… dafür gibt es eine logische Erklärung! Hässliche alte Menschenschiffe machen nun mal Geräusche, ist doch klar… oder vielleicht kommt auch nur die Pardertusse zurück, weil sie allein doch zu viel Schiss hatte… die hat übrigens auch deine Waffe mitgenommen Nalya, denk mal dran, dir da auch noch 'ne neue zu holen… Messer und Pistole… mann, ich sollte echt nicht noch 'ne Waffe verlieren, ist nämlich meine letzte und dann bin ich endgültig erledigt… ich hoff nur, die brauch ich hier unten nicht mehr… hier sind keine Söldner, keine Parder und auch keine Vorcha… aber wer weiß, was Menschen noch so für ekliges Viehzeug auf ihren Schiffen rumschleppen? Vielleicht gibt’s ja auf der Erde oder wo auch immer die so rumkurven irgendwas, das noch abartiger ist als 'n Vorcha und sich auch gern in düsteren Wartungsschächten rumtreibt… oder hier gibt’s einfach doch Vorcha… Warum sollten Menschenrassisten auch keine an Bord haben, die fängt man sich leicht mal ein… und dass ich noch keine gesehen hab muss ja eigentlich nichts heißen… notfalls hat das Blood Pack ja ordentlich was an Bord geschleift, nicht wahr? Wahrscheinlich ist’s auch noch der von vorhin, der seinen Freund rächen will… der hat noch mein Messer und er könnte genau jetzt hinter mir stehen um mich abzustechen und danach meine Leiche zu fressen…

    Nayla fuhr unweigerlich herum, nur um den Lichtstrahl ein weiteres Mal über völlig gleich aussehende dreckige Schachtwände und Rohre huschen zu lassen. Sie hatte das Gefühl, das Herz würde ihr gleich aus der Brust springen.
    Wie bescheuert bin ich eigentlich? Hör auf dir selber irgendwelche scheiß Horrorgeschichten einzureden, verdammt!
    Mit einem letzten nervösen Blick auf das Ende des Tunnels wandte sich Nalya wieder um und ging weiter.
    Das ist ja dermaßen lächerlich. Nalya Dalinari, 'ne erwachsene Frau, hat Angst, allein durch die Wartungsschächte zu laufen… stell dir mal vor, Nessari wüsste das! Die würde dich nur mit ihrem fetten hässlichen ‚ich bin sowieso besser als jedes andere Lebewesen in dieser Galaxis’-Grinsen auslachen… und dann irgendwie damit rumprahlen, dass sie mit ihrer unschlagbaren Biotik natürlich das halbe Schiff alleine aufgeräumt hat, denn alle anderen sind natürlich viel zu blöde für sowas… vielleicht ist die ja auch schon tot… wär nicht schade drum. Aber zum Glück wird die ja, wenn sie denn noch lebt, nie erfahren, was ich für ein beschissener Feigling bin, ich sag dann einfach irgendwas von wegen, ich hätte die Nebelparder ganz schlau über die Wartungsschächte infiltriert oder sowas… aber ich glaub, das kauft mir Yayla nicht ab… aber vielleicht ist die ja auch schon tot. Das wär’s… Yayla tot und Nessari marschiert putzmunter zurück auf’s Schiff und prahlt rum… ich glaub, dann hätt ich echt genug… mal ohne Scheiß, wenn Yayla verreckt, kann ich doch den ganzen Job vergessen, oder? Im Moment bin ich ja eigentlich nur sowas wie’n notwendiges Übel, mich muss man eben mitschleifen, wenn man die große tolle Yayla Dalinari dabeihaben will… was ist an der eigentlich so toll? Was kann die, was andere nicht können? Ihre Biotik ist ja genauso für’n Arsch wie meine… und rumballern kann ja wohl jeder, oder? Ja, genau Nalya… kann ja wohl jeder… außer mir natürlich. Göttin, sogar ein Vorcha ist nützlicher als ich! Warum vergleich ich mich heute eigentlich ständig mit Vorcha? Und warum stink ich bei dem Vergleich immer ab? Das ist doch irgendwie zum Kotzen… oh, toll, 'ne Kreuzung…

    Wie Nalya soeben gedanklich richtig festgestellt hatte, war sie an einer Stelle angelangt, an der sich mehrere verschieden alle völlig gleich aussehende Schächte kreuzten und ihr somit die Wahl ihres weiteren Weges nicht unbedingt erleichterten.
    Was soll’s? Ich hab mich eh schon verirrt, schlimmer kann’s doch gar nicht mehr werden… und genau dank diesem Gedanken werde ich jetzt wahrscheinlich den Weg nehmen, auf dem der größtmögliche Ärger wartet, Gratulation… hm… bin vorhin schon rechts abgebogen, also gehen wir jetzt einfach mal nach links, klingt doch nicht schlecht… aber da das mein erster Gedanke war und ich im Moment sowieso von einer Scheiße in die nächste spring, geh ich einfach geradeaus weiter. Aber wenn jetzt jemand hinter mir wäre, könnte der mich dann nur noch länger beobachten und wüsste eher, wo ich lang gegangen bin, als wenn ich abbiege… Göttin, ich dreh mich jetzt nicht um… nein, Nayla, das wär echt peinlich, da ist nichts, verdammt… ach scheiße, sieht ja keiner.
    Sie versicherte sich also noch einmal mit einem kurzen Blick über die Schulter, dass sich hinter ihr immer noch nichts außer Wartungsschächten befand, bevor sie sich letztendlich entschied, doch einfach nach links abzubiegen.

    Mann, ich werd hier drin noch paranoid… da ist niemand hinter mir… und es wird verdammt noch mal nicht besser, wenn ich die ganze Zeit darüber nachdenke! Ich glaub langsam echt, ich tick hier drin noch aus… was mach ich hier eigentlich? Sinnlos durch die Dunkelheit rennen und eine scheiß Angst vor gar nichts haben! Ich hab ja schließlich mal wieder nicht die geringste Ahnung, wo ich hin soll… aber von den beschissenen Tunneln hab ich echt genug, ich will hier wieder raus. Also, suchen wir einen Ausgang… was im Endeffekt auf’s gleiche hinausläuft: Weiter orientierungslos durch die Gegend laufen… Verdammte Scheiße, was zum…?!

    Erneut zuckte Nalya heftig zusammen, als hinter ihr ein Geräusch ertönte, diesmal näher, fast als käme es direkt von der Kreuzung, auf die sie soeben aufgrund der nächsten Kurve keinen Blick mehr hatte… es klang fast wie ein Zischen… oder Fauchen…
    Diesmal drehte sich Nalya nicht um, denn sie wollte garantiert niemandem, der eventuell gerade in ihre Richtung starrte den Lichtstrahl ihres Universalwerkzeugs zeigen. Ein kalter Schauer durchfuhr sie und in etwa diesem Moment beschlossen auch ihre Nerven, dass das endgültig genug gewesen war. Die eben noch verhältnismäßig kontrollierte Angst, die sie auf ihrem Weg durch die Wartungsschächte begleitet hatte, schlug in eine mittelschwere Panikattacke um.
    Okay, Nalya, zwei Möglichkeiten: 1. Vorcha, 2. Irgendwas anderes ekelhaftes, das dich töten will. Lösung: Wegrennen! Und zwar schnell verdammt, such dir einfach die nächste Leiter, kletter dran hoch und verpiss dich dann so schnell du kannst! Verdammte Scheiße, das klingt genau wie einer von diesen abartigen Vorcha… ich schwöre, wenn das diese beschissenen Blood Pack Viecher sind, auf die diese hohlen Riesenechsen einfach nicht anständig aufpassen können, bring ich den nächsten Kroganer um, den ich sehe, scheißegal, der ist tot und wenn ich noch mal so 'nen Drecksvorcha sehe ist der auch tot!
    Verdammt, verdammt, verdammt… scheiß auf Lautstärke, ich renn jetzt einfach los, ich bleib garantiert keine Sekunde mehr länger hier unten als nötig! Die Scheißdinger haben mich doch eh schon gerochen oder gesehen oder sonst was!


    Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verschwenden sprintete sie aus dem Stand los, der Lichtkegel des Universalwerkzeugs dabei unkoordiniert über die vor ihr liegenden Wände hüpfend. Sie achtete kaum noch auf die Umgebung, nur noch auf die über den Boden verstreuten Kabel, die sie womöglich zu Fall bringen konnten, wenn sich irgendwo eine Leiter nach oben zeigen sollte, würde sie das mit Sicherheit ohnehin merken.
    Sie ersten paar Meter war sie sich zwar immer noch nicht vollkommen sicher, dass diese Reaktion wirklich gerechtfertigt war und spielte letztendlich sogar kurz mit dem Gedanken, das Gerenne doch bleiben zu lassen, doch dann konnte sie hinter sich erneut etwas hören und zwar ganz unmissverständlich etwas, dass sich hinter ihr durch die Gänge bewegte – und wusste, dass sie gemerkt hatte, was Sache war, denn nun konnte sie wesentlich deutlicher und häufiger zischende tierische Geräusche hören und das Kratzen von Klauen auf dem Boden und den Wänden, während auch ihre Verfolger ihr Tempo deutlich erhöhten.
    Nalya rannte schneller während ihre Gedanken dich fast schon überschlugen.

    HA! Ich hatte Recht verdammt, da waren wirklich Vorcha oder so’n Dreck und ich hab mir das nicht nur eingeredet – ein paar Minütchen länger und ich hätte echt so’n Ding mit 'nem Messer hinter mir stehen sehen! Oder nichtmal mehr gesehen sondern erstmal gespürt, bevor sie mich bei lebendigem Leib aufgefressen hätten oder sowas… was sie immer noch tun können, wenn sie mich jetzt erwischen, verdammt! Täusch ich mich eigentlich oder kommen die näher? Scheiße! Näherkommende Vorcha bedeutet schnelle Vorcha, die mich irgendwann erwischen werden, wenn ich nicht 'nen Zahn zulege! Natürlich sind die hier drin schneller als ich, was machen die meisten Vorcha denn ihr ganzes Leben lang? Genau, durch beschissene dunkle Wartungsschächte kriechen! Und wenn’s Blood Pack Vorcha sind, kommt noch ballern dazu, dann bist du langsam echt im Arsch Nalya, denn rückwärts schießen lässt sich nicht grade mit Zielen vereinbaren, während du mit deinem leuchtenden Universalwerkzeug sogar für den dämlichsten Vorcha ein einfaches Ziel bist! Verdammt pass doch auf, das Kabel!

    Mit einem kurzen erschrockenen Aufschrei blieb Nalya mit dem Fuß an einem der quer durch die Gänge verlaufenden Kabel hängen, woraufhin sie beinahe gestürzt wäre, sich aber gerade noch abfangen konnte, sodass sie nur wenige Sekunden lang hektisch fuchtelnd herumstolperte und sich schließlich kurz an der Wand festhalten musste, bevor sie wieder losrennen konnte.
    Ganz abgesehen davon, dass diese kleine Unachtsamkeit ihre kleinen Vorsprung nur noch weiter verkürzt hatte, hatten die Vorcha offensichtlich auch ihren Schrei gehört, denn nun ertönte in den Gängen hinter ihr ein Gewirr aus kratzigen ekelhaft verzerrten Vorcha-Stimmen die kicherten und teilweise bereits Jubelrufe ausstießen – die Jagd war eröffnet und Nalya war das Ziel, die Vorcha würden wohl ihren Spaß haben, so viel stand fest.
    Verdammte Scheiße! Musste das passieren? Und wie viele von den Drecksviechern sind das eigentlich? Mit zwei komm ich da nicht mehr hin, wie sich das anhört… und jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben – Scheiße nur, wenn man selber der Kuchen ist… Verdammt Nalya, denk nicht über so’n Mist nach, sondern lauf einfach schneller, bei der Göttin! Falls es dir immer noch nicht hundertprozentig klar ist: Die töten dich, wenn sie dich erwischen! Und zwar nicht mal eben schnell und sauber, sondern irgendwie ekelhaft, weil sie nämlich abartige kranke Ungeziefer-Aliens sind!

    Der erste Schuss ertönte genau in dem Moment, in dem Nalya um die nächste Ecke bog und raste vermutlich nur Zentimeter an ihrer Schulter vorbei – das Johlen der Vorcha wurde lauter, nun da sie die Beute bereits vor Augen hatten.
    Verdammt, aber natürlich haben die Schusswaffen! Wär ja auch nicht mit meinem beschissenen Leben vereinbar, wenn das einfach mal normale Vorcha wären oder zur Abwechslung auch mal irgendwas, dass mich nicht töten will! Ich wette, das ist dieses behinderte Blood Pack Ungeziefer… warum auch nicht? Was machen Blood Pack Vorcha in ihrer Freizeit? Leute aus Spaß durch die Wartungsschächte oder sonst was ekelhaft dunkles jagen und zerfleischen – und wenn man keine Freizeit hat schiebt man’s eben mal zwischenrein, ist ja auch nicht so, als würde irgendjemand darauf aufpassen was das Kanonenfutter so treibt!
    Tatsächlich mischte sich allmählich eine gewisse Wut mit der Angst, die Nalya bisher regelrecht durch die Tunnel hatte fliegen lassen, Wut auf ihre eigene Dummheit, Wut auf das verdammte Blood Pack, Wut auf die Nebelparder die mit diesem ganzen Angriffsmist überhaupt erst angefangen hatten und Wut auf das Schicksal oder was auch immer dafür verantwortlich war, dass sie immer in die größte gerade verfügbare Scheiße trat.

    Die dreckigen Schachtwände rasten nur so an ihr vorbei und dennoch kostete ihr die hinderlichen Kabel auf dem Boden und ihr geringer Sichtradius wichtige Zeit, die sie durch bloßes laufen schlichtweg nicht mehr aufholen konnte. So kam es auch unweigerlich dazu, dass die Vorcha aufholten und bereits wenige Meter bevor sie das Ende des nächsten Schachtes erreicht hatte das Feuer eröffneten. Unzählige Projektile schossen an ihr vorbei, doch auch einige wenige trafen sie hart gegen den Rücken oder die Beine, was die Schilde ihrer Rüstung immer wieder blau aufflackern ließ – eine noch bessere Zielhilfe für die fauchenden und kreischende Vorcha hinter ihr, die offensichtlich keinerlei Lichtquelle benötigten, um selbst voranzukommen.
    Tatsächlich hatte Nalya es wohl nur dem Glück und den miserablen Schießkünsten ihrer Verfolger zu verdanken, dass keine der Kugeln sie am Kopf traf, denn das wäre wohl unweigerlich ihr Ende gewesen. So erreichte sie allerdings trotz allem den nächsten Gang und erblickte dort unweigerlich die vermeintliche Erlösung: In einer Nische, die seitlich in eine der Wände des nächsten Schachtes eingelassen war, streifte das Licht ihres Universalwerkzeugs eine rostige Leiter, die sie unweigerlich nach oben führen würde.

    Verdammte scheiße, das kommt keine Minute zu früh – danke, Göttin, danke, danke, danke – verdammt kletter jetzt da hoch und mach die verdammte Luke auf, bevor die Vorcha bei dir sind! Oh ver… wie soll ich denn die Luke aufkriegen? Wie zur Hölle soll ich Versager so’n Nebelparder-Teil denn hacken? Oh nein, das ist nicht wahr, lass das bitte einfach nicht wahr sein…
    Tatsächlich hatte sich Nalya nun innerhalb weniger Sekundenbruchteile eine für ihr Überleben vollkommen essentielle Frage zu beantworten: Wollte sie weiterlaufen, um den Vorcha vielleicht doch noch irgendwie zu entkommen und vielleicht eine Luke zu finden, die, wie man am herunter scheinenden Licht hätte erkennen können, nicht geschlossen war oder wollte sie versuchen, die Wartungsschächte gleich über diese Luke zu verlassen, ohne zu wissen, wie sie sie überhaupt öffnen sollte oder was sie dort oben erwarten würde.
    Da sie schlicht und einfach keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, sprang sie schließlich aus einem einzigen simplen Impuls heraus zur Seite und klammerte sich an die Sprossen der Leiter um sich so schnell wie möglich daran hochzuziehen – sie wollte hier raus und zwar so schnell es ging.
    Doch wieder einmal, kam alles anders als erwartet. Über ihr befand sich keine Luke. Über ihr befand sich auch kein Ausgang. Tatsächlich schien die Leiter nur durch einen endlosen Schacht nach oben zu führen, dessen Ende Nalya auch durch das Licht des Universalwerkzeugs kaum erkennen konnte, nur eines wurde schnell deutlich: Dort oben war keine Luke und auch kein Licht, was bedeutete, dass diese Leiter wohl nur einen einzigen Zweck erfüllte: Die Wartungsschächte von Deck 3 mit den höher gelegenen zu verbinden.

    Nalya stieß unweigerlich den abartigsten, bösartigsten und perversesten Fluch aus, der ihr einfiel, doch sie konnte es sich nicht leisten, sich jetzt noch anders zu entscheiden – sie musste klettern und dann versuchen, aus den Wartungsschächten von Deck 2 irgendwie herauszukommen, bevor die Vorcha sie geschnappt hatten – falls sie das nächste Deck überhaupt noch erreichte, denn nun da es ans Klettern ging spürte sie mit einem Mal die gesamte Last der letzten Minuten auf sich wirken. Sie rang nach Atem und ihre Brust dehnte sich bei jedem Atemzug schmerzhaft, der Sprint von eben hatte sie so kurz nach dem in den Bereitschaftsräumen bereits stark erschöpft und auch ihr Bein wurde nun wieder bei jeder Bewegung von einem kurzen stechenden Schmerz durchzuckt. Arme und Beine zitterten, ob nun wegen der Anstrengung oder der Angst vor dem, was passieren würde, wenn sie zu langsam war. Ihr gesamter Körper schien sich vor Anspannung verkrampft zu haben und es ihr mit aller Macht schwer machen zu wollen, das Ende der Leiter noch rechtzeitig zu erreichen und dennoch musste sie sich weiter antreiben, sie musste es schaffen, auch wenn sie sich in jenen bangen Sekunden zum Erklimmen jeder weiteren Sprosse zwingen musste.
    Sie hatte vielleicht die Hälfte des Weges nach oben zurückgelegt, als sie die zischenden Laute der Vorcha am unteren Ende hörte, bevor sie eine kurze Vibration in der Leiter spürte: Offensichtlich hatten sich ihre Verfolger dazu entschieden, sie per Hand von der Leiter zu pflücken, anstatt einfach auf sie zu schießen. Ob das nun zu ihrem Vorteil war oder nicht, konnte sie in diesem Moment nicht sagen, den es vergrößerte nur ihre Panik, zu wissen, dass sich die Biester bereits direkt unter ihr befanden und jeden Moment ihre ekelhaften Klauen nach ihr ausstrecken konnten, um sie zurück in die Tiefe zu ziehen. Sie blickte nicht zurück, sondern zog sich eisern weiter nach oben, wobei ihre Bewegungen immer hektischer und unkoordinierter wurden, je mehr sie sich selbst antrieb, sich zu beeilen und je deutlicher sich in ihrem Kopf Bilder von dem formten, was eine Horde blutdurstiger Vorcha fähig war, mit ihr anzustellen, wenn sie ihnen erst hilflos ausgeliefert war.

    Schließlich erreichte sie das Ende der Leiter. Kaum dass sie ihren Kopf aus dem Schacht herausgestreckt hatte, stieß sie sich von der Leiter ab und schwang sich nach oben, sodass sie nun nur noch heftiger keuchend auf allen vieren auf dem Boden des höher gelegenen Wartungsschachts kniete.
    Nalya, steh auf, verdammt! Der war direkt hinter dir, also verpiss dich!
    Sie hatte noch nicht einmal ihre Hände vom Boden gelöst, als sich die ekelhaft langen Klauen des Vorcha bereits um ihren Knöchel schlossen und ihren gesamten Körper mit einem heftigen Ruck zurück in Richtung des Schachtes zogen, aus dem sie soeben herausgekrochen war. Nalya schrie und sie hörte nicht wieder auf. Sie wollte verdammt noch mal nicht sterben und schon gar nicht auf diesem Schiff in diesen gottverdammten Wartungsschächten.
    Panisch schwenkte sie ihr Universalwerkzeug in Richtung des Schachtzugangs und leuchtete dem hässlichen Vorcha, der ihr Bein in seinem Klammergriff umschlossen hielt für einen Moment direkt in die Augen. Das Vieh kreischet geblendet auf, doch ließ ihr Bein nicht los, selbst als sie anfing, ihm mit dem anderen Fuß ins Gesicht zu treten.
    Du blödes Reinblut, nimm doch deine Waffe und schieß!
    Hastig und mit ungelenken Bewegungen zog Nalya ihre Maschinenpistole, doch noch bevor sie überhaupt Zielen konnte riss der Vorcha erneut an ihrem Bein und zerrte ihren gesamten Unterkörper zurück in den Schacht, in dem seine Artgenossen sich vermutlich bereits auf ein Festmahl freuten.

    „Lass los, verdammt!“, kreischte Nalya und zielte mit ihrer Pistole grob in Richtung des Vorcha, der sich nun unter ihr an der Leiter festklammerte und versuchte, sie mit sich hinabzuziehen, bevor sie schoss. Weiter unten konnte sie Gekeife und Gezische hören, aber der Vorcha unter ihr hörte nicht auf an ihr zu zerren und zu reißen.
    Verdammt ziel doch irgendwie, du kannst jetzt keine beschissenen Thermoclips mehr wechseln oder sowas, du musst endlich was treffen!Immer noch panisch nach dem Vorcha tretend und sich gleichzeitig regelrecht mit der freien Hand am Boden der oberen Wartungsschächte festklammernd, versuchte sie noch ein weitere Mal zu Zielen und zwar in etwa auf die Stelle, an der sich ihr umklammerter Knöchel befand. Im Moment ging es ihr herzlich am Arsch vorbei, ob sie sich nun den Fuß auch mit abschoss oder nicht, solange nur diese widerliche Missgeburt sie endlich losließ…
    Sie feuerte den gesamten Rest dieses Thermomagazins ab und sie genoss es regelrecht zu hören, wie das Fleisch des Vorcha durchlöchert wurde, während er schmerzerfüllt aufschrie. Der Griff um ihren Knöchel lockerte sich schließlich, ohne dass ihre Schilde übermäßig viele Kugeln hatten abhalten müssen und sie zog sich ein weiteres Mal nach oben. Diesmal sprang sie sofort auf, auch wenn sie sich nur noch ausgelaugter fühlte als zuvor und warf trotz besseren Wissens noch einen letzten kurzen Blick in den Schacht, aus dem sie sich eben noch so knapp hatte retten können. Die Vorcha rückten bereits nach und ließen die mehr oder weniger toten Überreste ihres Artgenossen, die noch immer an der Leiter hingen einfach links liegen und kletterten bereits darüber hinweg.
    Es war im Grunde wie eine Szene aus einem Horrorstreifen: Einer war vielleicht erledigt und dennoch krochen mindestens vier andere dieser Biester bereits aus der Dunkelheit dort unten über die Leiche hinweg und waren kurz davor, ebenfalls das Ende der Leiter zu erreichen.

    Nalya wusste nicht, ob sie noch genug Geistesgegenwärtigkeit besessen hätte, die Vorcha an dieser Stelle zu bekämpfen, wenn sie Zeit gehabt hätte, die Thermoclips zu wechseln und sie dachte nun auch nicht darüber nach.
    Sie wandte sich einfach ab und rannte los, wobei sie sich noch hastig mit einer Hand über das tränennasse Gesicht wischte und nur hoffte, dass sie innerhalb der nächsten Sekunden einen Ausweg finden würde. Wenn nicht, war sie verloren und das war ihr in jenem Moment nur allzu bewusst.

    > Deck 2: Wartungsschächte

  4. #4
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
    Registriert seit
    27.04.2009
    Beiträge
    352

    Standard

    <----- Invisible Hand - Deck 4

    Invisible Hand - Deck 3

    Die Reaktionen ihrer Begleiter fielen teils erwartet, teils völlig unerwartet aus. Während Kiba kurz davor war, lautstark Einspruch zu erheben, um Kate von der wahnwitzigen Aktion abzuhalten, so schien Chaos keine direkten Einwände zu haben. Soweit hatte Kate es ja erwartet. Als Scar seine Meinung mit „Unmöglich!“, kundtat, war sie jedoch sehr verwundert. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass der Kroganer einen Freudenschrei abgeben würde, oder irgendetwas wie, ‚Endlich gehen wir es richtig an’, sagen würde. Mit seiner schlichten Ablehnung hatte er sie verwirrt. ‚Wo bleiben die guten alten Kroganer-Instinkte, die nur auf Vernichtung, Chaos und Zerstörung aus sind?’

    „Das kann nicht sein!“, sprach Scar weiter und Kate hatte das Gefühl, er ihre hätte Gedanken laut ausgesprochen. Perplex starrte sie den großen Alien an. Erst nach einigen Augenblicken realisierte sie, dass seine Worte als Gesamtes möglicherweise gar nicht mit ihrer Frage vorhin zu tun hatten. Doch was war dann für ihn unmöglich? Die Biotikerin sondierte die Umgebung, konnte aber nichts finden, was zu einer akuten Gefahr werden konnte. Also wollte sie die Übernahme der Hilfsbrücke nicht mehr weiter verzögern. Vermutlich war der Gedanke idiotisch, aber Kate wollte nicht, dass ihr Team die zugeteilte Aufgabe als letztes erfüllte.

    Ein Blick auf die Anzeige der kinetischen Schilde ihrer Rüstung zeigte Kate, dass diese wieder zu vierzig Prozent geladen waren. Genug um schlimmstenfalls einige Treffer einstecken zu können. Die Nebelparder schienen sich jedoch bereits zurückgezogen haben, denn sonst wären sie hier kaum so mutterseelenallein. Der ideale Zeitpunkt, um dem ganzen Spuk ein Ende zu setzen.
    „Los geht’s!“, befahl sie und es war deutlich zu hören, dass sie keine Widerrede dulden würde. Zwar nicht laufend, aber trotzdem flott gehend, erreichten sie die Treppe und folgten ihr nach oben auf das nächste Deck. Am Ende der Treppe war eine Tür, die den Weg vorerst versperrte. Allerdings sah die Konsole für die Türsteuerung schon sehr lädiert aus und tatsächlich reagierte sie auf die Berührung der Eindringlinge. Mit einem Zischen teilte sich die Tür und gab den Blick auf das Deck 2 frei.

    Invisible Hand - Deck 2 (Quartiere, Hilfsbrücke) ----->

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •