Nun war Arseni seit jeher ein Opportunist höchster Güte. Schon in Kindesjahren hatte er sich mit Daniel wohl mehr deshalb angefreundet, da er grimmig drein blickte und somit der eher schwächliche junge Arseni keine allzu bösen Blicke erntete. Als Privatdetektiv hielt er sich am liebsten an jene die zu gewinnen schienen, das war die C-Sec – wusste er nicht weiter, ging er dorthin. Hatte er Angst vor einem Fall, ging er dahin. Ein Ehrenkodex wie die Detektive eines Film Noirs empfand er nie. Als er sich dem Bund anschloss, war das, weil er woanders nicht mehr hinkonnte. Die Citadel war zu heiß geworden, das Verbrechen einen Hauch zu dicht am ihm dran. Der rettende Turianer, der seine Rekrutierung durchgepeitscht hatte, würde ihn jetzt wohl verfluchen. Doch Arseni war Opportunist und der Bund hatte sich gerade vor seinen Augen in ein sinkendes Schiff gewandelt, und er war der Matrose der mit seinen Händen den Maschinenraum vor der Wasserflut befreien sollte.
Die Frage weshalb der Bund ausgerechnet diese Daten wollte, schienen sie doch ganz genau zu wissen was Yvonne gesammelt hatte, sonst hätten sie ihn nicht, trotz C-Sec Streitkräfte dorthin geschickt, ließ ihn immer noch nicht los. Stand es so schlecht um die Organisation, wurden sie machthungrig, hatte sich der Selbstjustiz-Gruppe zu einem fanatischen Rächerkommando entwickelt? Es gab derlei einige Erklärungen, die aus Hirngespinsten entstanden. Er war zu weit weg von jedweder Operationsbasis als das er hinter die Fassade blicken hätte können, nur ein paar Nachrichten pro Woche, die Anweisungen, das Gehalt und hier und da traf er auf Leute wie Dante, die sich aber immer nur ihm zu erkennen gaben, niemals hatte er sich zuerst als Bundagent vorgestellt. Das kleinste Zahnrad - ein Sucher des Bundes. Mag sein, dass er aufgestiegen wäre… zu einem wahren Verbrechensbekämpfer. Aber das war nicht Arseni, kein Revolverheld und niemand der für ein höheres Ziel kämpfte. Sich selbst die Haut zu retten, das reichte ihm schon.
„Hm“, hörte er Calix Ausführungen zu und reimte sich seine Optionen zusammen, „das mit dem Bund scheint mir immer noch am sinnvollsten zu sein. Wir tun einfach so als wäre nichts passiert und ich… ich werde erst einmal dich begleiten. Ich meine, komm schon, der Bund mag jetzt vielleicht bald mal am Arsch sein, aber hey – noch bin ich auf der Gewinnerseite, oder etwa nicht? Und zu meinem Handler, hm – der sollte schon bald aufschlagen. Am Com klang es so als wollten sie vorbei schauen oder sich aber bald melden, wer weiß das schon. Am liebsten wäre es mir die kämen gar nicht mehr…“
Aber bei Calix Vorschlag der C-Sec die Daten zu übermitteln, fiel ihm kurz darauf was ein. „Außerdem, mir fehlen mittlerweile die C-Sec Kontakte. Klar gibt es da ein paar, aber wer weiß schon ob die nicht auch korrupt sind?“ Und dann entschloss er sich nach einem bestimmten Namen zu suchen. Er tippte zuerst Sooth ein, doch da erschien nichts. Und als er dann Akyra eintippte, folgte lange Zeit kein Ergebnis. Bis ein Querverweis auftauchte, kein Eintrag von ihr, aber ihr Name schien auf. Die Kartei von Konrad Richter wurde aufgeworfen. Arseni schauderte kurz, las sich die Sachen durch. Sicherlich hatte er nichts mit Akyras Tod zu tun, aber Akyras unfreiwilliges, verfluchtes Geschenk an ihn, ihre Erinnerungen, brannten stets tief in seinem Kopf, wurde immer wieder an die Oberfläche geschürft, kamen mit der Flut und verschwanden durch die Ebbe.
„Sieh dir das an, Calix“, murmelte Arseni, griff sich zaghaft ans Kinn, rieb daran und langsam formte sich ein Siegerlächeln. „Wenn der Bund meint mit uns zu blödeln, geben wir die Dateien jemanden den man nicht mit uns in Verbindung bringt – den aber Akyra kannte, die verstorbene C-Sec Agentin auf der Invisible Hand… dem wir vertrauen könnten. Wenn wir ihm die Wahrheit überzeugend darbieten, könnten wir die Liste wirklich loswerden und somit die Zielscheibe von unserem Rücken ausradieren?“