Invisible Hand – Hauptbrücke
Noé lehnte sich schlaff an der Rückwand des Aufzugs, sie starrte mit offenbar leerem Blick die schwarze Decke an und mit einem Mal hatte ihre Stimmung umgeschlagen. Sie spürte ein schwaches Brummen im Rücken, als sich der Raum, zusammen mit seinen Passagieren, letztlich in Bewegung setzte. Ich hab keine Lust mehr.. ‚ne Dusche wäre toll.. und dann schlafen, in einem richtig weichem Bett.. mit Vanessa.. kuscheln.. das wäre auch toll, Noé.. und nach dem Aufstehen leckeres Essen, ohne dabei in die Fratzen von Dalinari, Yamashe oder einem dieser Idioten starren zu müssen.. die nerven.. Das Mädchen biss sich sachte auf die Unterlippe und schloss ihre schmutzig grünen Augen. Ich will mit Van alleine sein.
Sie nahm einen tiefen, flachen Atemzug, bei welchem ihr einmal mehr die blutige Wunde mitten in ihrem Gesicht bewusst wurde. Nicht nur durch letzteres, sondern auch durch Dalinaris Ankündigung, dass sie auf Deck Zwei weiter Leute umlegen würden, wurde Noé ihre Umgebung wieder bewusst. Hat Dalinari keine normalen Hobbys? Ich meine wow, toll. Sie kann Leute abknallen. Das können wir auch.. kein Grund, es Tag und Nacht zu machen.. und cool ist sie sowieso nicht.. Das Mädchen öffnete die Augen wieder und warf so einen geschielten Blick auf ihre Anführerin. Naja, sieh sie dir an, Noé. Sie hat keine Vanessa oder sowas tolles, nur ihr ekliges Geschwür auf dem Kopf und ihren blauen Arsch, der wahrscheinlich voller Pickel ist. Wir sollten Mitleid mit ihr haben, zumindest genug, um ihr den Gnadenschuss zu geben.
Das wäre aber zu nett. Ich bin nicht nett, dafür hat man mich nicht bezahlt… außer zu Vanessa.. und die bezahlt auch.. Ein fast unmerkliches Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Mädchens ab. Mit freundlich und toll sein! Und mit zusammen essen! Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Noés Mimik wieder nüchtern wurde und ihr Blick von der Asari zu dem Turianer schwenkte, mit welchem diese sprach. Dich kann ich auch nicht leiden, du bist ‚ne Eidechse.
Noé wurde von ihrem Unternehmen, sich gleichgültige und dennoch abwertende Gedanken über ihre restlichen Begleiter zu machen, abgehalten, als der Fahrstuhl mit einem sanften, kaum bemerkbarem Ruck zu stehen kam und die Türen sich öffneten. Eigentlich erwartete sie, dass man spätestens jetzt Geschrei und Schüsse wiederhallen hören müsste, stattdessen machte sich jedoch nur eine gespenstische Stille breit. Yay, alle tot! Der Gedanke klang zwar weniger enthusiastisch, als das Mädchen es sich gewünscht hätte und die chronische Unlust, sich noch unnötig lange auf diesem bescheuerten Schiff rumzutreiben, wurde mit jedem Atemzug stärker, dennoch stieß sie sich kraftvoll von der Wand ab, nahm ihr Gewehr schussbereit und verließ als Erste den Aufzug.
„Ich geh mal weiter. Tschüss und viel Spaß beim Quatschen.“, war dabei das Einzige, was sie Dalinari und der ansonsten fremden Truppe zu murmelte.
>>>> Invisible Hand - Waffenkammer und Lagerräume
Uhrzeit: 20:31