Bereitschafträume Invisible Hand
Unmittelbar nachdem Cédric bereit war, öffnete Alec das Schott. Wie erwartet war dahinter nichts als gähnende Leere, wenn man von den Leichen, den Trümmern und den Kampfspuren absah. Nachdem Alec sich versichert hatte, dass die Luft rein war gingen die beiden Männer in die Höhle des Löwen. Cédric flankierte den Allianz-Soldaten, während sie vorsichtig einen Raum nach dem anderen durchsuchten.
Der Geruch des Todes haftete diesem Schiff von der ersten Sekunde an, als Alec es betreten hatte und an dieser Tatsache wollte sich wohl nichts ändern. Angeekelt hob Alec sich den Ärmel seiner Rüstung vor die Nase, die kühle Platten seiner ablativen Panzerung drückte gegen seine Nase, doch sie hatte leider nicht denselben Effekt wie ein flauschiger Pullover, der Gestank war immer noch unerträglich.
Enttäuscht senkte er seine Hand und konzentrierte sich wieder auf die feindliche Umgebung, es war ruhig und doch konnte hinter jeder Abzweigung Gefahr lauern. Zielstrebig folgten die Beiden dem Hologramm bis sie an einen verlassenen Aufenthaltsraum ankamen. Die drei Parderleichen, die verteilt zwischen den verschiedenen Stühlen und Tischen lagen, schienen überrascht worden zu sein, denn die Thermo-Magazine waren noch unbenutzt.
Gerade in dem Moment, als Cédric den Kopf aus der Tür streckte, vor denen die beiden Aufstellung bezogen, alarmierte ihn das Sicherheitsinterface seiner neuen Panzerung über mögliche Feindbewegungen, doch ehe Alec seinen Partner warnen konnte, nahm das ganze Chaos seinen Lauf.
Auf der anderen Seite mussten sich einige Parder verbarrikadiert haben, denn die Hölle, die gerade über ihn einbrach, lies keine andere Schlussfolgerung zu. Einschlagende Geschosse zerfetzen den restlichen Türrahmen und zwangen Alec dazu, sich mit seiner rechten Hand vor den Splittern des berstenden Rahmens zu schützen. Erschrocken presste er sich an die Wand und entsicherte seine Pistole, die Carnifex lag schwer in seiner Hand. Vorsichtig versuchte er einen Blick auf seine Angreifer zu erhaschen, aber das Dauerfeuer lies es nicht zu. Scheiße, Scheiße, Scheiße bei der Ausbildung habe ich doch gelernt nicht so leichtsinnig zu sein, diese ganze Scheiße geht mir tierisch aufn Sack, andauernd wird man beschossen, das ist doch nicht normal...
Mit einem Ohrenbetäubenden Knall zerriss es plötzlich ein Stück der Wand, an die Alec sich gepresst hatte. Die Druckwelle der Explosion schleuderte den Allianz-Soldaten ein gutes Stück weiter in den Raum hinter einige umgefallene Stühle. Kleinere Splitter und Staub regneten auf ihn herab, als er mit einem ungesunden Schlag auf dem Bauch aufkam. Innerhalb weniger Sekunden kam er wieder auf die Beine, nahm seine Waffe und duckte sich hinter einem sich zentral befindlichen Tisch. Mit einem Ruck stieß er den Tisch um und nutzte ihn als Schutz. In dem Moment, als Alec mit dem Kopf hervor lugte um einen besseren Überblick zu erhaschen, explodierte ein weiterer Teil der Wand und Cédric hechtete irgendwo in den Raum hinein außerhalb seines Sichtfeldes.
Angespannt wie ein Drahtseil zielte er mit der Pistole in die Richtung, aus der die Schüsse kamen. Unsicher drückte er ab. Die Waffe in seiner Hand hämmerte gegen ihn, er spürte wie seine Muskeln sich leicht verkrampften und sich erst wieder lockerten als die Kugel in einer Barrikade auf der anderen Seite einschlug. Ein sauberes Loch, gestanzt in einen Tisch der wohl auch in diesen Aufenthaltsraum gehört hatte. Das ungleiche Duo war blind in eine Falle gelaufen. Doch Alec blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken, die Parder eröffneten sofort wieder das Feuer und er musste sich hinter dem Tisch in Deckung bringen. Er glaubte kaum, dass dieser auch nur annähernd eine Salve davon abhielt in seinen Schild zu krachen. Plötzlich zerbrach einer der umher stehenden Glastische und feine scharfe Splitter verteilten sich tödlich im Raum. Reflexartig zog Alec einen weiteren Tisch mit seiner Biotik zu sich und schütze sich vor den einprasselnden Geschossen. Für wenige Sekunden verstummte das Feuer aus den Maschinengewehren und gab Alec eine Sekunde zum verschnaufen. Ha, eure Barrikaden schützen euch auch nicht vollständig ihr, Wixer.
Alec erhob sich, seine Wange brannte, warmes Blut rann ihm den Hals hinab. Ein Querschläger hatte eine oberflächliche Wunde hinterlassen, doch er fühlte keinen Schmerz, nur Wut! Der junge Mann atmete tief ein. Die Luft tat gut, auch wenn sie vom Gestank getrockneten Blutes geschwängert war. Alec konzentrierte sich, er würde diese Bastarde nicht mit seiner Pistole aus ihrem Loch getrieben bekommen. Er spürte wie dunkle Energie ihn erfüllte, seinen Körper langsam ertastete und ihn dann vollständig durchdrang. Er spürte den Strom der Energie, die sie sich wie ein lebendiges Wesen um ihn wand. Er kannte das Gefühl nur zu gut, er tauchte darin ein, wie er in einen klaren Bergsee eintauchte und dann kam der überwältigende Schmerz. Das typische blaue flimmern biotischer Energie umgab ihn. Im selben Moment als Alec die Wucht seines Angriffs in Richtung der Parder schleudern wollte, erkannte er seinen Gefährten.
Seine Augen weiteten sich vor Schreck, Cédric hatte gerade versucht eine Granate in den Raum der Parder zu schmeißen, doch unglücklicherweise prallte die Granate an der Wand ab und viel in den Raum zurück. Alec entwich ein panischer spitzer Schrei. Ohne weiter darüber nachzudenken, was er eben gesehen hatte, schmiss Alec sich auf den Boden, presste seinen Körper gegen einen Tisch und schloss die Augen. Die gesammelte biotische Energie verflog mit einem Mal und löste sich in nichts auf.
Die Granate explodierte, doch statt tödliche Splitter zu verteilen, füllte sie den gesamten Raum mit weißem Rauch. Alec begann zu husten, ehe er sich an die neuen Verhältnisse gewöhnt hatte. Vorsichtig robbte er in Richtung der Parder, als er Cédric seinen Namen rufen hörte. Idiot… Idiot… Idiot… sei doch still… „SEI DOCH STILL!“ Brüllte er, doch das Gewehrfeuer erstickte seine Stimme. Alec hörte nur noch ein Krachen und Poltern und das Geräusch zerberstenden Materials und dann war da nur noch Stille. Scheeeiße…
Für ein paar Sekunden lag Alec regungslos auf dem Bauch, er spürte jeden einzelnen Muskel in seinem Körper, erschöpft atmete er aus. Doch die trügerische Stille endete abrupt, als zwei Parder in den Raum traten. Sie gingen geduckt und setzten vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Alec presste sich stärker an den umgekippten Tisch und bereitete einen weiteren biotischen Angriff vor. Die dunkle Kraft der Energie, die ihm innewohnte, hatte ihn schon öfters erschreckt. Seit dem er einmal die Kontrolle verloren hatte, hatte er sich geschworen nie wieder die Kontrolle zu verlieren. Doch trotz allem brannte eine kleine Flamme Zorn in ihm.Idioten, allesamt, ich will doch nur zur Krankenstation und weg von hier. Ihr habt Cédric getötet!
Alec gab all seine Wut und seinen Schmerz in den Angriff, die biotische Welle schleuderte die zwei Parder rücklings gegen die Wand, das dumpfe Geräusch freiwerdender biotischer Energie begleitet von dem knacken brechender Rippen beendete den Akt der Gewalt. Bewusstlos fielen die beiden Männer zu Boden, ohne weiter darüber nachzudenken, stürmte der junge Mann in den nächsten Raum, in dem die beiden letzen Parder sich verschanzt hatten. Verblüfft starrten sie den Biotiker an, blaue Wellen dunkler Energie gingen von ihm aus. Alec hörte das Ertönen einer Alarmsirene, achtete jedoch nicht weiter darauf. Er befand sich nun mitten im Raum, die Parder reagierten endlich und richteten ihre Waffen auf ihn. Der junge Mann zog seine Pistole und schoss einem der Parder in die Schulte, er ging bewusstlos zu Boden. Der Andere hatte jedoch mehr Glück und begann endlich zu feuern. Blau flackerte Alecs Schild unter dem Feuer des Maschinengewehrs auf, ehe er sich mit einem Sprung in Sicherheit hechtete, Krachend schlug er in einem Haufen Stühle und zerbrochener Tische ein. In dem Moment, als er sich wieder aufrichten wollte, sprang der verbliebene Parder auf ihn und schlug ihm den Gewehrknauf in den Magen. Alec fluchte und versuchte dem Parder die Waffe zu entreißen. Nach einem unermesslichen Kräftemessen verschwand die Waffe im Geflecht aus zerstörten Stühlen und Tischen. „Stirb du dreckiger Alienfreund.“, schrie der Parder ihm ins Gesicht und verpasste ihm einen Fausthieb.
Der Wächter wich dem Schlag aus, indem er sich von dem Haufen herunter rollte, der schmale Raum war rutschig vom vielen Blut. Cédric und er waren nicht die einzigen, die in diese Falle getappt waren. Doch er hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn der Parder sprang sofort nach und landete auf dem Bauch des Wissenschaftlers. Alec blockte einen wuchtigen Schlag, der auf seinen Kopf gezielt hatte und legte dann seine Hand auf den Bauch des Parders. Er zog gewaltsam die dunkle Energie um sich herum zusammen und kehrte das Masseneffektfeld um. Der Schmerz stach zu wie ein frisch gewetztes Rapier, feine Nadelstiche raubten ihm für den Bruchteil die Sicht. Alec hörte die Rippen des Parders knacken, als die Wucht des Feldes ihn in den Haufen aus Stühle schleuderte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, stürmte Alec in den Gang, wo Cédric auf ihn umringt von einigen Parderleichen wartete. Ach schön das du dich auch amüsiert hast, …
„Danke für deine Hilfe“, gab er in einem mürrischen Ton von sich.“Das nächste Mal bleiben wir zusammen, verstanden? Mir ging da drinnen nämlich der Arsch auf Grundeis und du hast dich hier draußen vergnügt. Das kann doch alles nicht wahr sein!“ Schrie er seine Wut heraus und lehnte sich erschöpft an die Wand. Als er sich beruhig hatte, trug er etwas Medigel auf seine Wunde im Gesicht auf. Nach einigen Minuten ergriff er wieder das Wort und schaute Cédric an.
„Sorry, aber das musste jetzt raus, das kotzt mich alles an. Jedes Mal, nein! Überall wo ich hingehe, schießen Leute auf mich!? Ach… lass uns weitergehen und wegen vorhin, war nich so gemeint.“Sagte er mit belegter Stimme. „Heute ist einfach nicht mein Tag... geht’s dir eigentlich gut? Hab dich noch gar nich gefragt?“