<----- Die Andockbuchten
Die Citadel: Zivile Andockbuchten
Kate hatte oft Glück in ihrem Leben, aber manchmal eben nicht. So wie jetzt, als sie sah, wie vor der Einreisekontrolle der C-Sec eine Traube von Personen stand. Kurz vor ihr musste ein größerer oder vielleicht sogar mehrere Personentransporter angekommen sein. Jedenfalls waren bei jeder Kontrollstation mindestens zwanzig Leute unterschiedlichter Rassen und noch mehr strömten herbei.
Die Biotikerin stellte sich hinter einer Reihe an, bei der hauptsächlich Menschen standen. Gelangweilt betrachtete sie verschiedene Displays und Lichtsäulen, die für Clubs, Produkte, Abenteuerreisen und weiß der Teufel was Werbung machten. Zuerst war es eine halbwegs brauchbare Ablenkung, doch als zum dritten Mal eine - zugegebenermaßen hübsche - Asari in ein Restaurant im Zekera-Bezirk, welches asarische Speisen, die den Flair von Thessia versprühen, mit einem sehr unpassenden lasziven Blick einlud, wurde es ihr zu nervig. ‚Ich würde nichts essen, das irgendetwas versprüht’, dachte Kate sich, schüttelte innerlich den Kopf und suchte eine neue Ablenkung. Neun Personen waren noch vor ihr dran.
Elend langsam vergingen weitere Minuten. Mittlerweile hatten sich hinter ihr weitere Leute angestellt.
„Robin?“, fragte plötzlich die Frau, die hinter ihr stand. Daraufhin drehte sich der große glatzköpfige Mann vor ihr um und auch Kate warf einen Blick nach hinten. Die Frau war vielleicht drei oder vier Jahre älter als sie und hatte zu einem Zopf zusammengebundene, dunkle Haare.
„Beatrix!“, entgegnete der Mann, als er die Frau erkannt hatte und seine Gesichtszüge hellten sich auf. „Wie geht es dir? Wir haben uns ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.“
„Ganz gut, nur bei der Ausreise heute musste ich durch gefühlte dreißig Sicherheitskontrollen. Eigentlich hätte ich schon eine halbe Stunde früher hier sein sollen, aber durch die Kontrollen hat sich der Abflug verzögert. Wie sieht’s bei dir aus? Hast du schon eine Rolle bekommen oder hast du es aufgegeben?“
„Ja ich… warte mal“ Der Mann sah kurz Kate an. „Sie können gerne vorgehen.“, bot er an.
„Danke“, erwiderte sie und die beiden tauschten Plätze, damit er besser mit seiner Bekannten plaudern konnte. Die Biotikerin folgte weiter dem Gespräch der beiden, da es sonst absolut nichts zu tun gab.
„Also ich bin hier, um für eine Rolle in einem Kurzfilm vorzusprechen. Mal sehen, ob das was wird. Wenn nicht, dann muss ich mir was anderes suchen. Von wo kommst du denn, dass es solche Sicherheitskontrollen gegeben hatte?“
„Elysium. Ich glaube das hängt mit den Ereignissen, die sie dauernd in den Nachrichten berichten, zusammen. Der Vizepräsident von Jormangund und seine komplette Familie ist ermordet worden. Kurz darauf hat es auch einen Anschlag auf das Firmengebäude gegeben, mit Schießerei und so. Dabei sind wohl einige Turianer umgekommen.“
„Und deswegen die Sicherheitskontrollen?“
„Ja, ein Kamerateam konnte kurz eine Frau filmen, die wohl damit zu tun hatte. In den Nachrichten sagen sie, dass sie nicht identifiziert werden konnte. Darum kontrollieren sie jetzt wohl jede weibliche Person, die von Elysium weg will.“
„Als ob das etwas bringen würde…“
„Sag ich auch. Wenn man so einen Anschlag plant, dann sorgt man sicherlich auch dafür, dass man auch wieder wegkommt.“
„Eben. Was machst du eigentlich auf der Citadel?“
Die beiden hatten sich wohl viel zu erzählen, doch Kate klinkte sich geistig wieder aus. Auf irgendwelchen Tratsch war sie auch nicht heiß. Immerhin waren nur noch fünf Leute vor ihr. Vier, ein weiterer packte soeben seine Sachen und durfte passieren. Sie machte drei Schritte vor, um nachzurücken. Außerdem bereitete sie ihr Omnitool für die Identifikation vor, indem sie ihren Code eingab und somit Zugriff auf die Erlaubnis zum Tragen einer Schusswaffe freigab. Seit dem Citadel-Blitz waren die Vorschriften wesentlich strenger geworden und sie hatte für viel Geld auf nicht unbedingt legale Art und Weise eine solche Erlaubnis erworben.
Endlich war es soweit. Der Letzte vor ihr war durch die Kontrolle durch und sie konnte in den Sicherheitsbereich eintreten. Ein Mensch saß hinter dem Tresen und ein Turianer stand Wache. Kate legte ihr Gepäckstück auf das dafür vorgesehene Förderband sowie die Waffen in einen Behälter und ließ den biometrischen Scan über sich ergehen.
„Vielen Dank, Miss Devereaux. Verfügen Sie über eine Erlaubnis zum Tragen der Schusswaffe? Wenn nicht, müssen wir diese bis zu Ihrer Abreise konfiszieren.“
„Natürlich Officer“, entgegnete Kate und rief das geforderte Dokument auf ihrem Omni-Tool auf. Eine entsprechende Kopie würde auch ihrer Personalakte beiliegen und somit war sichergestellt, dass sie über die notwendige Befugnis verfügte.
Der C-Sec Officer warf zuerst einen Blick auf das Dokument und anschließend auf den Monitor, wo sicherlich die Kopie zu sehen war. Plötzlich weiteten sich seine Augen. Kate befürchtete, dass mit dem Dokument etwas nicht stimmte und bereitete sich schon auf jede Menge Ärger vor. Doch mit der folgenden Reaktion hatte sie niemals gerechnet.
Der Officer drückte einen Alarmknopf, sodass sich die Sicherheitszelle abschloss, zückte seine Dienstwaffe und zielte auf Kate. Die turianische Wache reagierte Augenblicklich und richtete ebenfalls seine Waffe auf sie.
„Miss Devereaux, Sie sind hiermit aufgrund eines tätlichen Angriffs festgenommen!“
‚Was zur Hölle…?’