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  1. #11
    Let's Play-Gucker Avatar von Helia'Goron nar Onaevyr
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    Shuttle

    09.54 Uhr

    Ob sie das verdient? Natürlich ist sie eine Mörderin, aber… ich glaube nicht, dass es das Beste ist, so jemanden einfach zu töten… und man sollte ihn schon gar nicht töten lassen… aus Rache… von der eigenen Tochter… das ist sie doch nicht wahr? Nein, das sollte nicht passieren. Und es wird doch nicht passieren, oder? Linnala ist besser… besser als ihre Tochter… aber was ist, wenn sie es nicht kann. Hat sie vielleicht noch genug Gefühle für ihre Tochter, um sie zu verschonen? Oder ist sie ihr vollkommen egal? Irgendetwas muss diesen Hass doch ausgelöst haben… ob er berechtigt ist? Kann so etwas wirklich berechtigt sein? Ich weiß nicht, was da passiert ist…

    Helia sah aus dem Fenster des Shuttles. Der inzwischen fast ein klein wenig vertraute Anblick Nos Astras hatte eine fast beruhigende Wirkung auf die nach wie vor völlig verängstigte Quarianerin. Wenn sie nur die Stadt betrachtete und versuchte, zu ignorieren, in welcher Situation sie sich befand und mit wem sie im Shuttle saß… dann konnte sie sich fast vorstellen, dass alles in Ordnung wäre. Sie wollte sich nicht mit der Realität außeinandersetzen müssen, mit dem, was womöglich mit ihr geschehen würde… aber sie konnte es nicht vollkommen verdrängen. Es war schlicht und einfach zu präsent. Sie würde sterben. Das war fast sicher. Aber sie wollte es nicht und sie wollte auch nicht wissen, dass es so war. Doch egal, wie sehr sie sich auch ablenken wollte, sie spürte es einfach.

    „Ehm, hey, warum haben wir jetzt noch mal die Asari dabei? Du hast gesagt, die wirst du los, sobald wir die Quarianerin haben“, ertönte es mit einem Mal im Shuttle, zwar leise, aber für Helia und die Asari, Linnalas Tochter, durchaus zu verstehen.
    „Sie bleibt. Falls die verdammte Attentäterin noch auftaucht“, knurrte der Turianer zurück.
    „Das wird der Alten nicht unbedingt gefallen…“
    „Die wird das nicht mitbekommen und jetzt halt dein dummes Maul. Die Asari hat von nichts eine Ahnung.“

    Die Alte? Eine Frau? Die, die mich verfolgen lässt? Sind das ihre Leute oder Söldner? Was wissen die? Und wohin fliegen wir? Nach oben, glaube ich… aber zu wem und warum?

    > Obere Ebenen; Wohngebiete

  2. #12
    ME FRPG only Avatar von Linnala Caryalan
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    <<<Nos Astra – Mittlere Ebenen: Geschäftsviertel
    Nos Astra – Mittlere Ebenen: Wohngebiete
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    10:06 Uhr


    Göttin, wie langsam kann man fliegen? Beeilen Sie sich, Sie Idiot!, fuhr es Linnala aufgebracht durch den Kopf, während sie auf den Hinterkopf des Turianers starrte, der das Taxishuttle durch die Wohngebiete der mittleren Ebenen steuerte.

    Weiß traten ihre Knöchel hervor, die ihre schwere Pistole fest umklammerten, und dabei in ihre glatte, hellblaue Haut schnitten. Die Lippen waren zusammen gepresst.

    Jeden Augenblick konnte es zu spät sein. Bei der Göttin, vielleicht war es das bereits!

    „Wir sind da. Mehelai Straße, Aparmant 5. Das macht dann siebenundzwanzig Credits.“

    Es geht um Leben und Tod und du Idiot willst in dieser Situation Credits von mir? Verachtung blitzte aus Linnalas Augen, während sie mit versteinertem Gesicht den Betrag abbuchte und dann eilig auf das Apartment zustürmte und sich nicht um den Taxipiloten kümmerte, dessen Blicke sich soeben in ihren Rücken bohrten. Voller Verwirrung und natürlich ebenso unwissend.

    „Erbärmlich“, murmelte sie verachtungsvoll. Sie ignorierte ihn.

    Linnala betrachtete die Tür, welche natürlich geschlossen – und wahrscheinlich auch verschlossen – war. Es sah nicht nach einer Festung aus. Nach einer ganz normalen Tür, wie sie es zu hunderten gab. Aber wahrscheinlich war sie weit mehr als das.

    Linnala schaltete ihr Universalwerkzeug ein und begann mit einem schnellen Check. Ein leiser, gereizter Seufzer entkam ihren Lippen. Ein fähiger Hacker hätte diese Tür innerhalb von Sekunden öffnen können, aber Tech war nicht wirklich ihre Stärke.

    Dann eben anders. Sie atmete tief durch und sammelte sich. Konzentrierte sich. Spannte sich an, bis eine biotische Aura sie umflirrte und ihre Umrisse zu verwischen schien. Die biotische Kraft in ihr schwoll an, bis sie glaubte, jeden Augenblick explodieren zu müssen vor Energie.

    Um ihre Hände verdichtete sich das Flimmern und Linnala atmete ein letztes Mal tief und konzentriert durch, ehe sie eine heftige, kurze Bewegung mit den Händen ausführte und der Warp die Tür mehr oder weniger stark deformierte – so stark, dass ein Spalt entstand, der breit genug war, damit sich die gelenkige Attentäterin hindurch zwängen konnte.

    Drinnen angekommen verharrte Linnala für eine Sekunde und sah sich um. Glatte, weiße, nichts sagende Wände umgaben sie. Sie befand sich in einem Flur, der einige Meter von ihr entfernt endete.

    Noch immer von einem biotischen Flimmern umgeben, folgte Linnala dem Gang und betrat einen ziemlich geräumigen Raum, der nach Wartezimmer aussah – nur zwei Nummern größer. Er war verlassen. Nur einige Tische und Stühle standen darin herum, und Neonlichter erfüllten den Raum mit einem hellen, klinisch wirkenden Licht.

    Keine Spur von Helia.

    Sie ist hier irgendwo. Vermutlich in einer anderen Etage, wahrscheinlich weiter oben. So ist leichter, sie zu bewachen. Wie auch immer, ich muss mir Zugriff auf die Gebäudepläne verschaffen… und jemanden finden, der weiß, wo sie ist. Linnala sah sich um, verengte misstrauisch die graugrünen Augen. Seltsam, ich bin nicht gerade unauffällig eingedrungen, irgendjemanden muss es doch aufgefallen sein… sie sind gewiss nicht derart nachlässig, dass sie Eindringlinge nicht bemerken. Und vielleicht haben sie mich sogar erwartet. Wie auch immer, ich kann nicht warten. Ich habe keine Zeit. Jede Sekunde, die ich verliere… wirkt sich vielleicht fatal aus.

    Linnala bewegte sich leichtfüßig und zügig durch den Raum, durchmaß ihn mit langen, geschmeidigen Schritten. Aufmerksam sah sie sich um. Wachsam lauschte sie auf jedes Geräusch. Ihre Muskeln waren angespannt. Ihr Körper war umflirrt von biotischer Energie. Ihre rechte Hand umfasste mit festem Griff ihre schwere Pistole, bereit, die Waffe jederzeit zu ziehen.

    Sie hatte gerade den Eingang gegenüber der Tür, durch die sie den Raum betreten hatte, erreicht, als Alarm erklang. Schrill und Nerven zerfetzend heulte er durch den Saal und informierte jede Person, die sich hier aufhielt, darüber, dass es einen Eindringling gab.

    Die Tür vor Linnala glitt zischend auf. Und dann hörte sie Schüsse… direkt vor sich…

    10:12 Uhr

  3. #13
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    10:12 Uhr


    Linnala rollte sich zur Seite ab, entging dadurch knapp der ersten Salve gegnerischen Feuers und schmiegte ihren athletischen, schlanken Körper gegen die Wand neben der noch immer geöffneten Tür.

    Dort verharrte sie und fokussierte ihre biotische Energie, bis das Flimmern um ihren Körper ihre Umrisse zu verwischen schien. Als der erste Angreifer aus dem Korridor stürmte, dann herum wirbelte und ihr direkt in die Augen sah, reagierte die Attentäterin sofort.

    Mit einer geschmeidigen Bewegung federte sie sich vom Boden ab und richtete dabei ihre Pistole auf den Körper des Feindes. Während ihr gelenkiger Körper in einer Flugrolle über den Kopf des Mannes katapultiert wurde, zog sie den Abzug. Ein Schuss aus nächster Nähe in den Hinterkopf des Menschen ließ einen feinen Sprühregen aus Blut aufspritzen, als Linnala schließlich geschmeidig wieder aufkam und sofort herumwirbelte.

    Ihre Pistole auf die beiden übrigen Feinde gerichtet, wich sie tänzelnd einige Schritte zurück und feuerte dabei einige, nicht wirklich gezielte, Schüsse ab. Sie wollte ihre Feinde nur auf Distanz halten, während sie ihre biotischen Kräfte kanalisierte.

    Doch einer von ihnen kam, trotz der Schüsse aus ihrer schweren Pistole, beunruhigend nahe heran und zauberte von irgendwie ein langes Messer hervor, um sofort wild auf die Asari loszugehen.

    Linnala, die wusste, dass ihre Schilde und biotischen Barrieren nichts gegen Angriffe aus nächster Nähe auszurichten vermochten, hörte auf zu feuern und konzentrierte sich vollständig darauf, den wilden Angriffen ihres Gegners auszuweichen. Tänzelnd wich sie vor einem Messerstich zurück, tauchte unter einem weiteren mit einer eleganten Rolle hinweg oder sprang über einen tiefen Stich, der auch ihre Kniescheiben zielte.

    Wachsam behielt sie dabei die Bewegungen ihres Gegners im Auge und studierte ihn sorgfältig, suchte nach einer Schwachstelle, einem Muster in seinen Angriffen. Niemand war unbesiegbar, das war etwas, was sie im Laufe ihrer über vierhundert Jahre gelernt hatte.

    Tänzelnd wich sie vor einem weiteren, weiten Schwinger des Messerstechers vor sich zurück, und wirbelte zur Seite weg, als gleich darauf wieder zu stoßen wollte. Sie bemerkte, dass er blinzelte. Die Schnelligkeit ihrer Bewegungen verwirrte ihn anscheinend.

    Linnala spürte Befriedigung in sich aufsteigen. Ja, das war seine Schwachstelle, sein wunder Punkt. Jetzt musste sie nur noch schnell sein… im wahrsten Sinne des Wortes.

    Ihre Bewegungen beschleunigten, sie wirbelte um ihn herum und ließ ihm keine Gelegenheit mehr, anzugreifen. Dabei zielte sie nicht darauf ab, ihrerseits anzugreifen, sondern wollte ihn nur weiter verwirren, während sie ihn in die richtige Position brachte…

    Ihre von Biotik beschleunigten Bewegung verwischten, und als er das nächste Mal anzugreifen versuchte, war sie nicht mehr da, als er zustieß. Der Mann verlor das Gleichgewicht, stolperte, stürzte. Linnala zögerte keine Sekunde, sondern feuerte sofort einen Schuss in seinen Hinterkopf, ehe er sich erheben konnte.

    Jetzt war nur noch der letzte übrig. Der Batarianer, der mit dem Beschuss aufgehört hatte, offenkundig aus Furcht, seinen Kumpan ebenfalls zu treffen. Jetzt, da sein Freund tot war, hob er die Waffe wieder und feuerte.

    Linnala ließ sich instinktartig in eine Seitwärtsrolle fallen und entging um Haaresbreite der Salve aus dem MG des Batarianers. Noch im Rollen hatte sie ihre schwere Pistole weggesteckt und das Kampfmesser gezogen.

    Einer musste überleben. Vorläufig.

    Sie kam federnd wieder auf die Füße auf und sprintete auf ihren Gegner zu. Ihr Sturmlauf riss den Batarianer von den Füßen. Sie spürte, wie ihre Schilde mehrere Treffer absorbierten.

    Das Kampfmesser presste sich an die Kehle des vieräugigen Aliens, und ihre graugrünen Augen bohrten sich unbarmherzig in die unteren Augen des Batarianers, ohne das obere Paar auch nur zu beachten. Vieräugigkeit konnte sie nicht einschüchtern, Linnala war keine unsichere Persönlichkeit.

    „Warum tötest du mich nicht, Tänzerin?“, flüsterte der Batarianer. Alle vier Augen waren vor Entsetzen und Todesangst weit aufgerissen. Und er kannte ihren „Künstlernamen“. Er hatte also bereits von ihr gehört.

    Unbarmherzig sah die Attentäterin ihn an, ihre kalten Augen schienen ihn zu durchbohren wie zwei Dolche. Wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt längst tot.

    „Du bist nicht in der Position, Fragen zu stellen“, erwiderte Linnala kalt.
    „Was willst du von mir?“
    „Antworten.“
    „A-a-antworten? Worauf?“
    „Wo ist die Quarianerin.“

    Der Batarianer starrte sie an, lange, verwirrt, offenbar hatte er keine Ahnung, wovon sie sprach. Linnalas Augen verengten sich leicht. Verachtung blitzte aus der graugrünen Iris.

    Willst du mich für dumm verkaufen, Batarianer? Das ist eine ausgesprochen dumme Idee. Dir muss doch klar sein, dass ich dein jämmerliches Leben jeden Augenblick beenden könnte.

    „Wo ist die Quarianerin“, wiederholte sie, diesmal mit so eisiger, scharfer Stimme, dass der Batarianer zusammen zuckte.

    „Ich weiß es nicht!“
    „Was soll das heißen?“ Sie schrie nicht, ihre Stimme war vollkommen ruhig. Und das war das wirklich furchteinflößende.

    Der Batarianer schluckte sichtlich, er verkrampfte sich und verdrehte angstvoll die Augen. Er hatte Angst vor ihr. Linnala konnte es sehen. Sie registrierte es, doch es kümmerte sie nicht. Sollte er sie doch fürchten.

    „D… das heißt, ich weiß es nicht.“
    „War die Quarianerin hier?“, versuchte Linnala es mit einer anderen Frage.
    „J-ja… es ist g-gar nicht lange her. Sie kam mit einer anderen Asari hier an. Einer Kopfgeldjägerin… glaube ich. Ich habe nicht viel mitbekommen…“
    „Und was ist dann geschehen?“
    „Der… der Turianer… Tar’ik, ist mit der Kopfgeldjägerin und der… der Quarianerin verschwunden. Sie… sie sind nicht mehr… hier…“

    Eis ergoss sich in Linnalas Adern und fror ihr Blut ein. Ihr Inneres schien gefühllos zu werden und taub. Ihre Lippen pressten sich zu einer blutleeren Linie zusammen.

    „Sie ist nicht hier?“, wiederholte sie, ihre Stimme klang angespannt. „Wohin hat man sie gebracht?“

    Ich bin zu spät! Ich war nicht rechtzeitig hier! Ich habe versagt!

    „Ich… ich weiß es nicht. Ich habe n-nur gesehen, wie man sie hier w-weggebracht hat.“

    Linnala atmete tief durch, klärte ihren Verstand und spürte, wie Hass in ihr aufstieg, finster und schwarz, und in ihr den Wunsch hervorrief, grausame Rache zu nehmen. Ihre Selbstbeherrschung schien zu bröckeln.

    „Ma’am… Ma’am, darf ich… darf ich jetzt… ich habe alles gesagt… lassen Sie mich leben…?“

    Linnalas Antwort bestand darin, dass sie ihm mit einer blitzschnellen Bewegung die Halsschlagader durchtrennte. Er würgte, sein Mund füllte sich mit Blut, und die Augen – alle vier – trübten ein.

    „Nein“, erwiderte sie.

    Sie säuberte ihr Messer und steckte es in die Scheide an ihrem Unterschenkel zurück, ehe sie sich erhob und sich umwandte, um die Basis zu verlassen… sie glaubte dem Batarianer. Er hatte nicht gelogen. Egal, wie verlogen diese Spezies sonst war, niemand log, wenn er seinem Tod ins Auge blickte…

    Dennoch… sie wünschte sich, er hätte gelogen. Denn das würde heißen, dass Helia sich irgendwo in diesem Gebäude aufhielt.

    Und das hätte ihr das Leben sehr erleichtert.

    10:17 Uhr

  4. #14
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    10:17 Uhr


    Der Ausgang war beinahe erreicht, Linnala musste ihren schlanken Körper nur noch durch den Spalt hindurch zwängen. Doch etwas – vielleicht auch jemand – hielt sie auf und ließ sie verharren.

    Ein Gedanke, eine Idee, hatte sich ihrer bemächtigt und säte nun die Saat einer kleinen Hoffnung in ihr Herz. Entschlossen wandte Linnala sich erneut um, ging den Weg zurück, den sie gekommen war.

    Helia war hier. Und nicht alle, die sich hier aufhalten, können so ahnungslos wie der Batarianer sein. Irgendjemand wird wissen, wohin man Helia gebracht hat. Ich muss diese Person nur finden und zum Reden bringen.

    Linnala stieg über die drei Leichen hinweg, die vor einigen Minuten noch lebendig gewesen und so töricht waren, sich ihr in den Weg zu stellen. Ihre Beachtung galt ihnen nicht länger, längst war ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes fokussiert.

    Diejenigen, die mehr wussten, befanden sich nicht in der Nähe. Nicht hier auf dem diesem Stockwerk, wo die Tänzerin gekämpft hatte, hielten sie sich auf. Diese Personen waren zu wichtig, zu feige, um sich auf demselben Stockwerk wie die Tänzerin aufzuhalten.

    Also musste Linnala nach oben oder nach unten. Dort würde sie Antworten finden. Spuren. Hinweise. Niemand verschwand wirklich spurlos. Niemand verwischte jemals wirklich alle Spuren. Und für jemanden wie sie, die jahrhunderte damit verbracht hatte, Zielpersonen aufzuspüren, war dies hier nicht die größte Herausforderung.

    Zu allererst brauchte sie einen Plan des Gebäudes. Und danach würde ihr der Feind persönlich verraten müssen, wohin Helia’Goron gebracht worden war.

    10:20 Uhr

  5. #15
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    10:20 Uhr


    Linnala betrat einen kleinen Raum, der anscheinend direkt an das große Wartezimmer angrenzte und außer einem Terminal, einem Tisch und einigen Diskettenschränken weiter nichts enthielt.

    Sie ging zu dem Terminal hinüber und stellte fest, dass es hochgefahren war – der Holobildschirm zeigte ein eingeschaltetes Interface. Offenkundig hatte vor kurzem noch jemand an diesem Terminal gearbeitet. Möglicherweise war diese Person sogar unter jenen gewesen, die sie angegriffen hatten.

    Die schlanke Asari setzte sich hinter das Terminal und zog ihr Universalwerkzeug hervor. Ein feines Stirnrunzeln furchte ihre glatte Stirn. Sie war eine Meisterin der Kampfkunst, und eine starke Biotikerin, doch mit Technik hatte sie nur rudimentäre Erfahrung. Wie also sollte sie aus dem System herauskitzeln, was sie wissen wollte?

    „Gebäudeplan anzeigen“, sagte sie zu dem Terminal, ein schwacher Versuch, geboren aus zaghafter und törichter Hoffnung, und nicht aus dem Nutzen eines klaren, kühlen Verstandes.

    „Stimme: unbekannt. Sie sind kein autorisierter Benutzer dieser Plattform“, erklang die synthetische Stimme einer VI vor der nun von leiser Frustration befallenen Attentäterin.

    Denk nach, Linnala. Es gibt einen Weg, es gibt immer einen Weg. Er mag verborgen sein, unsichtbar, nur schwer zu erkennen, aber einen Weg gibt es. Wenn ich es nicht kann, und es mir auch nicht gelingt, dann…

    Ein kurzes Lächeln strich über ihr Gesicht, als die mögliche Lösung ihr einfiel. Sie holte ihr Komm hervor und startete den Anruf, der sich in dieser Situation möglicherweise als rettend erweisen konnte.

    „Ja? Wer ruft an? Hier ist Yunan, aber ich warne Sie. Ich bin beschäftigt, viel zu tun, also fassen Sie sich kurz, sonst…“
    „Beruhige dich. Ich bin es nur, die Tänzerin.“
    Schweigen, dann: „Wirklich? Linnala! Du meine Güte, du meine Güte, heute meldest du dich aber wirklich oft bei mir, wie überraschend. Nicht, dass es mich stören würde, ganz und gar nicht! Es ist immer eine Freude für mich, mit dir zu tun zu haben. Vielleicht begreifen die anderen es nicht, aber du bist ein guter S… naja, vielleicht kein guter Salarianer, aber eine gute Seele, das bestimmt. Irgendwo, tief verborgen unter den Schichten aus Eis und Stein, hast du ein gutes Herz, sonst hättest du mich nicht gerettet, und sonst würdest du nicht wie eine Irre nach der Quarianerin suchen, die dir abhanden gekommen ist, stimmt’s? Übrigens, wie schreitet deine Suche voran, irgendetwas neues, hast du sie schon gefunden? Wenn ja, ist das natürlich fantastisch und wenn nicht… nun ja, weniger. Aber dann…“
    „Yunan. Ich habe wenig Zeit und brauche jetzt deine Hilfe.“
    „Oh, jetzt? Du meinst gleich? In dieser Sekunde, dieser Minute, diesem Augenblick? Nicht in zwei Stunden oder morgen, sondern jetzt?“
    „Sehr richtig. Jetzt. Also, wirst du nun helfen oder nicht?“
    „Natürlich! Gar keine Frage! Immer doch! Du weißt doch, wie sehr ich es liebe, dir behilflich zu sein, Tänzerin! Also, womit kann ich dienen, was ich kann tun?“
    „Ich brauche eine Autorisierung für ein System, in dem ich… nicht autorisiert bin.“
    „Ah… welcher Art?“
    „Es reagiert auf Stimmen. Und meine Stimme…“
    „… ist nicht im Programm gespeichert? Kein Problem, das haben wir gleich… verbinde erst einmal dein Universalwerkzeug mit dem Terminal, und für den Rest sorge ich schon. Keine Sorge, das geht schnell! Du musst nur sprechen, wenn ich es dir sage!“
    „In Ordnung. Aber du beeilst dich.“
    „Immer! Ich bitte dich, Linnala, wann ich habe dich jemals enttäuscht?“

    Linnala erwiderte nichts, sondern schaltete ihr Universalwerkzeug ein und verband es wortlos, schweigend, mit dem Terminal. Zumindest dafür reichten ihre technischen Fähigkeiten aus.

    „Sehr gut! Gleich haben wir es…“ Es folgte eine längere – oder war sie doch kurz? – Pause, ehe Yunans Stimme erneut zu hören war: „Sag etwas, Linnala. Sonst funktioniert es nicht.“
    „Yunan, ich hoffe, deine kleinen Tricks und Technikspielereien helfen wirklich!“
    „Neuer Nutzer registriert. Willkommen, Nutzer 142. Sie haben Zugang zum System.“
    Linnala stieß langsam die Luft aus ihren Lungen aus. „Danke.“
    „Kein Problem! Ich weiß, dass ich ein Genie bin. Aber jetzt muss ich aufhören, schluss machen, auflegen. Tut mir leid. Wirklich. Aber ich habe wirklich keine Zeit, muss noch diesen Virus fertig programmieren. Komplizierte Arbeit, erfordert Konzentration. Bis bald, Linnala!“
    „Bis bald. Ende.“

    Linnala lächelte schmal. Yunan war umständlich, redete zuviel – selbst für einen Salarianer -, hatte eine naive Einstellung gegenüber Gewalt und manchmal strapazierter er ihre Geduld und ihre Nerven, aber er war…

    Wenn ich Freunde hätte, würde ich sagen, er ist ein Freund, aber da ich keine Freunde habe, entfällt diese Überlegung. Aber er ist einem Freund zumindest recht nahe. Zumindest ist es doch das, was andere als Freundschaft bezeichnen, oder? Er hilft mir, unentgeltlich. Ohne zu zögern, einfach so. Und er freut sich, wenn wir uns begegnen oder miteinander zutun haben. Er hat etwas für mich übrig. Er! Für mich! Das ist schon fast lächerlich, aber andererseits… nett. Auf eine lächerliche Weise.

    Linnala schüttelte den Kopf, vertrieb den Gedanken. Ihr Blick heftete sich auf das Terminal.

    „Gebäudeplan anzeigen.“
    „Zeige Gebäudeplan.“ Eine detaillierte 3D-Karte des Gebäudes erschien vor ihr. Feine Schriftzüge schwebten über den einzelnen Räumlichkeiten und wiesen aus, worum es sich dabei handelte. Linnala beugte sich etwas vor und studierte den Gebäudeplan sehr genau. Zwei Stockwerke über ihr Befanden sich die Büros der wichtigeren Personen…
    „VI – speichere den Gebäudeplan auf einem Universalwerkzeug.“
    „Verstanden. Download das Gebäudeplans…. Abgeschlossen.“
    „Das wäre erst einmal alles. Danke.“
    „Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu tun zu haben, Nutzer 142.“

    Linnala erhob sich, schaltete ihr Universalwerkzeug auf Stand-by und trennte es von dem Terminal. Mit langen, raschen, von der tödlichen Anmut einer Raubkatze kündenden Schritten verließ sie das Büro und machte sich auf den Weg zu den Lifts.

    10:25 Uhr

  6. #16
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    10:25 Uhr


    Der Lift näherte sich schnell – aber für Linnalas Geschmack immer noch zu langsam – den oberen Stockwerken. Linnala beobachtete ihren Weg auf der digitalen Anzeige neben der Tür.

    Unruhe hatte die Attentäterin ergriffen und quälte sie jetzt. Sie musste herausfinden, was mit ihrem Schützling geschehen war, wohin man sie gebracht hatte und wer sie jetzt, in diesem Augenblick, in seiner Gewalt hatte. Sie musste herausfinden, wo man sie festhielt und auf welche Weise sie geschützt war. Es gab so vieles, was sie herausfinden musste.

    Es ging um einen Haufen Credits, um ihren Ruf in der Attentäterszene, ihre Ehre und zu guter Letzt ging es um ein Leben. Das Leben einer Unschuldigen.

    Du wirst weich, Linnala. Das Mädchen sollte dir egal sein. Sie muss überleben und in Sicherheit sein, weil dein Auftraggeber es so will und weil er dich dafür bezahlt. Alles andere sollte unwichtig sein. Belanglos. Diese Quarianerin ist genauso wertlos wie jeder andere. Verachtenswert. Jämmerlich. Ihr Leben ist nur deswegen von Bedeutung, weil jemand nicht will, dass sie stirbt. Und wenn dieser jemand sich anders entscheidet, und du dafür sorgen sollst, dass sie doch stirbt, verliert ihr Leben seine Bedeutung und du tötest sie. Persönliche Gefühle sollten dir hierbei nicht im Wege stehen, rief Linnala sich selbst zur Ordnung.

    Sie verabscheute diesen Auftrag allmählich immer mehr. Sie verabscheute, was er mit ihr machte. Sie hatte die Distanz zwischen sich und der Quarianerin verringert, und jetzt konnte sie nicht mehr zurück, konnte sich nicht mehr einreden, dass es ihr persönlich egal war, was mit dem Mädchen geschah. Sie hatte zugelassen, dass diese Angelegenheit für sie persönlich wurde, und damit in ihren eigenen Augen an Ansehen verloren. Es war demütigend.

    Der Fahrstuhl hielt und entließ Linnala in das angestrebte Stockwerk. Die Attentäterin rief die Karte des Gebäudes auf, die sie vor kurzem erst aus dem System des Terminals herunter geladen hatte und studierte sie noch einmal. Sie betrachtete sie sorgfältig, ehe sie ihren Weg fortsetzte.

    Und ihre Suche nach Antworten.

    10:27 Uhr
    Geändert von Linnala Caryalan (18.05.2010 um 16:43 Uhr)

  7. #17
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    10:27 Uhr


    Wie ein Schatten glitt die asarische Attentäterin durch den Gang, schnell und dabei doch stets wachsam, leise und unauffällig, mit graziöser Eleganz. Wenn sie Glück hatte, erreichte sie ihr Ziel, bevor man ihrer Gewahr wurde und hatte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Wenn sie Pech hatte, hatten die sicherlich überall installierten Überwachungskameras sie bereits erspäht und ihr Kommen angekündigt.

    Doch egal, was nun der Fall sein würde: Sie würde nicht scheitern, und sie würde die Informationen erlangen, die sie so dringend benötigte. Diese Informationen, die für die Erfüllung ihres Auftrages unabdinglich waren, so wichtig, wie für Linnala die Luft, die sie atmete.

    Unpersönlich und steril waren die Gänge, die sie umgaben. Weiß auf weiß, sie boten nichts, woran das Auge hängen blieb. Sauber waren sie, fast klinisch rein, und Linnalas elegante Silhouette spiegelte sich schwach darin, folgte ihr zusammen mit ihrem Schatten lautlos durch die Gänge.

    Was war das?

    Die Attentäterin verharrte, reglos, erstarrte zur Statue. Nur der langsam auströmende Atem verriet, dass sie lebte und nicht versteinert war. Langsam suchten ihre graugrünen Augen den Gang ab, doch weder vor noch hinter ihr hielt sich jemand auf. Sie war vollkommen allein in diesem so steril wirkenden, weißen Korridor.

    Leise setzte die Attentäterin einen Fuß vor den anderen, und damit auch ihren Weg fort. Mit federnden, leisen Schritten folgte sie dem Korridor, blieb an der nächsten Gangkreuzung jedoch stehen, um den Gebäudeplan aufzurufen.

    Ihr weiterer Weg führte sie nach links, den Gang entlang, bis zu einer Tür. Linnala wollte sie gerade selbst öffnen, als sie sich zischend aufschob und den Blick in ein ordentliches Büro eröffnete, dessen Ausstattung komfortabel, doch gleichermaßen unpersönlich wie der hinter ihr liegende Korridor war. Linnala trat ein.

    Und dort, hinter dem Schreibtisch, saß in gelassener Haltung eine Asari undefinierbaren Alters, welche die Fingerspitzen aneinandergelegt und die Ellbogen auf der Tischplatte abgestützt, sich zu ihr vorbeugte. Das Gesicht der Asari war entspannt, ruhig, nahezu gelangweilt. Angst, Furcht, ja Panik sah anders aus.

    Die graugrünen Augen der Attentäterin verengten sich, misstrauisch. Ein kaum merkliches, biotisches Flimmern umgab ihren Körper angesichts der möglichen Bedrohung, die von jener Asari vor sich ausging.

    „Willkommen“, grüßte die fremde Asari sie mit melodischer, dunkler Stimme und äußerster Ruhe. Als jage ihr die Tatsache, dass sie einer für gnadenlose Effizienz und Kaltblütigkeit bekannten Attentäterin gegenübersaß, nicht im geringsten Angst ein. „Setzen Sie sich doch, wir haben einiges zu besprechen.“

    Hinter Linnala schloss sich die Tür mit einem endgültigen Zischen.

    10:29 Uhr

  8. #18
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    10:29 Uhr


    Linnala blieb stehen, wo sie war. Die schlanken Arme vor der Brust verschränkt, sah sie ihr Gegenüber aus verengten Augen argwöhnisch an. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, ein Gefühl, dass durch die geschlossene Tür in ihrem Rücken noch weiter verstärkt wurde.

    „Sie müssen nicht hier stehen bleiben, Tänzerin. Es spricht sich viel besser, wenn man sich dabei in die Augen sehen kann.“

    Linnalas Lippen wurden schmal und blutleer, als sie sie aufeinander presste. Sie fühlte sich von ihrem Gegenüber verhöhnt, und wenn sie eines nicht leiden konnte, dann war es das. Sie hatte gerne alles unter Kontrolle, sah sich am liebsten in der dominanten Rolle. Jetzt aber war sie in die Defensive gedrängt und dieses Gefühl sagte der selbstbewussten Attentäterin nicht im Geringsten zu.

    Innerlich widerstrebend, doch nach außen Gleichgültigkeit und kalte Arroganz vorschützend, ließ sie sich anmutig auf dem Stuhl nieder, der an der anderen Seite des Schreibtisches stand. Nun konnte sie der Asari vor sich in die Augen sehen.

    Diese waren kalt, berechnend. Bar jeder Emotion. Den ihren gar nicht unähnlich, doch violett statt graugrün. Linnala erwiderte den Blick der fremden Asari, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie spürte Willenstärke in diesen Augen, Autorität. Und eine Gleichgültigkeit gegenüber der Galaxis und allen, die darin lebten.

    Ist das die Art, auf die ich meine Gegenüber ansehe? Wie beängstigend muss es wohl auf jene wirken, die schwachen Willens sind? Doch diese Autorität büße ich nun ein, ich muss vorsichtig agieren, mit Bedacht, vorausschauend. Wir sind uns ähnlich, diese Asari und ich. Ich darf mir keinen Fehler erlauben, denn sie wird es auch nicht tun.

    „Nun, Linnala… so spricht es sich doch gleich wesentlich besser, nicht wahr?“

    Linnala taxierte die andere Asari mit eisigen Blicken. Eine Antwort blieb sie ihr schuldig. Die Attentäterin fühlte sich nicht verpflichtet, auf diese Frage eine Antwort zu geben.

    „Mein Name ist Nellaris Castarian. Vielleicht haben Sie schon einmal von mir gehört?“

    Der Name ließ Linnala tatsächlich aufhorchen. Doch ihre Stimme war unbewegt, als sie antwortete: „Nellaris, die Schattenspinne. Wie könnte ich nicht von Ihnen gehört haben.“

    „Ja, welch romantisch verklärter Name, nicht wahr? Aber es freut mich, dass mein Name Ihnen offenbar etwas sagt.“ Nellaris lächelte schmal. Es lag etwas Einlullendes in diesem Lächeln, als wolle sie Linnala damit in Sicherheit wiegen. Doch Linnala, die immer wachsam war, fiel nicht darauf herein. Für wie naiv halten Sie mich? Das ist jämmerlich, versuchen Sie etwas anderes!

    „Es ist schwer, nicht von Ihnen zu hören, wenn man sich in meinen Kreisen bewegt“, entgegnete Linnala mit kühler Stimme, die sie bewusst neutral hielt, um ihre Geringschätzung zu verbergen.

    „Ja… Ihre Kreise, meine Kreise“, Nellaris lächelte noch immer. „Wenn man sich in diesen Kreisen bewegt, bekommt man einiges zu Ohren.“

    „Das ist nichts Neues.“ Linnalas Stimme ließ für einen Sekundenbruchteil Verachtung anklingen.

    „Neuigkeiten verbreiten sich dort schnell“, fuhr Nellaris unbeirrt fort. „Neuigkeiten wie jene, dass Sie sich neuerdings im Personenschutz verdienen. Neuigkeiten wie jene, dass Sie versuchen, eine junge Quarianerin zu beschützen. Seit wann spielt die Tänzerin denn den Bodyguard für Diebe und Bettler?“

    Dafür sollte ich dich erschießen, Nellaris. Ich sollte dir eine Kugel zwischen deine kalten, emotionslosen Augen jagen.

    Doch Linnala blieb ruhig. Sie wusste, dass Nellaris genau diese Reaktion von ihr erwartete, und den Gefallen, berechenbar zu sein, würde Linnala der Schattenspinne nicht erweisen.

    „Es ist ein Auftrag, nichts weiter.“

    „Tatsächlich?“ Nellaris hob das asarische Äquivalent einer Braue. „Mir ist anderes zu Ohren gekommen. Zum Beispiel, dass die Tänzerin ihren Schützling tröstet.“

    Wie zum…? Die Reflektion, gestern, in den unteren Ebenen… sie hat mich beobachtet! Schlau. Wirklich, sehr schlau. Aber was bezweckt sie damit? Welche Erkenntnisse verspricht sie dich davon?

    „Und wenn es so wäre?“

    Nellaris lehnte sich zurück, ihr Gesicht wurde ernst. „Sie geben es also zu?“

    „Ich habe lediglich eine Möglichkeit genannt. Es wäre auch möglich, dass diese Aktion mit Kalkül geschah, um die Quarianerin in Sicherheit zu wiegen, ihr Vertrauen zu erringen.“

    Die Schattenspinne lächelte schmal, nickte. Sie zog die Stirn kraus, als dachte sie nach. Noch immer lag jenes dünne Lächeln um ihre Mundwinkel, dass nichts verriet und doch viel sagend war. Linnala konnte nicht einmal ahnen, was der nächste Schachzug ihrer Widersacherin sein würde. Nellaris war schwer zu durchschauen.

    „Ah, Linnala, Sie sind wirklich nicht leicht zu knacken“, gestand Nellaris schließlich ein. „Aber wie dem auch sei: Was wäre, wenn ich Ihnen ein lohnendes Angebot machen würde? Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen 300 000 Credits dafür anbiete, dass Sie die Suche nach der Quarianerin einstellen?“

    300 000 Credits. Das waren hunderttausend Credits mehr, als sie für den Auftrag, Helia zu beschützen, maximal erhalten würde. Es war ein verlockendes Angebot. Und das nur dafür, dass Sie einfach aufhörte, Helia zu suchen. Sie musste einfach nur aufhören.

    Aber das kann ich schon lange nicht mehr, erkannte Linnala, denn Helia hat ein Gesicht. Einen Namen. Sie ist nicht länger ein identitätsloses Subjekt, das aufzugeben oder zu töten ein leichtes wäre.

    „Nein“, erwiderte Linnala. „Das wäre meine Antwort.“

    Nellaris seufzte. „Schade. Sie hätten ein gutes Geschäft damit gemacht. Aber ich werde Sie nicht damit beleidigen, indem ich versuche, Sie umzustimmen. Anscheinend liegt Ihnen tatsächlich etwas an dieser Quarianerin.“

    „Sie irren sich. Mir liegt etwas an meinem Ruf.“ Das war nur die halbe Wahrheit, und Linnala wusste das. Es verärgerte sie, dass sie zugelassen hatte, sich persönlich involvieren zu lassen, aber nun konnte sie daran nichts mehr ändern. Sie musste – notgedrungen – damit leben. Umso wichtiger war es, diesen Auftrag erfolgreich zu beenden.

    „Vielleicht“, Nellaris wurde erneut ernst. „Aber sie begehen einen Fehler, Linnala. Ich hasse Sie nicht, im Gegenteil, ich respektiere Sie. Aber Sie wollen nicht kooperieren und daher laufen Sie direkt in Ihr Verderben.“

    Nellaris’ Hand schoss gedankenschnell vor und im nächsten Augenblick spürte Linnala, die einen Sekundenbruchteil zu spät reagierte, einen kurzen, scharfen Schmerz, der ihre rechte Hand durchzuckte. Die Attentäterin blickte hinab auf ihre Hand und registrierte einen Tropfen roten Blutes, der aus einer kleinen Wunden am Handrücken quoll, und die sich zurück ziehende Hand der Asari vor sich, die einen kleinen Pfeil hielt.

    „Es tut mir leid, aber ich tue das nur zu Ihrem eigenen Besten“, meinte Nellaris. „Sie werden mir später noch dankbar dafür sein, Linnala.“

    Von irgendwoher kroch Schwärze heran, und trübte ihr Sichtfeld, ihren Verstand, ihr Bewusstsein. Wie durch einen Schleier sah sie Nellaris, die sich ihr näherte. Die Worte der anderen Asari drangen wie aus weiter Ferne zu ihr durch, sickerten nur langsam in ihren Verstand.

    „Sie hätten die 300 000 Credits wählen sollen, Linnala. Schade, dass Sie es jetzt auf die harte Tour lernen müssen.“

    Und dann wurde alles schwarz.

    10:32 Uhr

  9. #19
    ME FRPG only Avatar von Linnala Caryalan
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    Als Linnala wieder zu sich kam, fand sie sich in einem kleinen, quadratischen Raum wieder, er maß höchstens vier Meter in Länge und Breite. Noch auffälliger als die geringe Größe war jedoch, dass er vollkommen unmöbliert war. Linnala lag auf dem harten Fußboden.

    Langsam richtete die Attentäterin sich auf, denn ihr brummte noch immer der Schädel von den Nachwirkungen des Gifts. Kurz tanzten dunkle Flecken vor ihren Augen, doch diese lösten sich bald auf. Linnala stand auf, atmete tief und gleichmäßig durch, um die letzten Reste des Schwindels zu verjagen.

    Ihr Blick fiel auf die Tür, durch die man sie hier hinein geschafft haben musste. Die Stirn leicht furchend, näherte sie sich dieser und legte die Hände gegen das kalte Metall, tastete sie mit empfindsamen Fingern ab. Nach einem Schalter oder Panel, um sie öffnen. Einer Schwachstelle.

    Doch sie fand nichts.

    Linnala trat zurück. Ihre Eingeweide schienen sich in ihr zu verknoten vor plötzlich aufwallendem, ursprünglichem Zorn. Einem untypischen Zorn für die sonst so beherrschte Attentäterin, die solche Gefühlsregungen für gewöhnlich niemals zuließ.

    Doch noch nie zuvor hatte sich Linnala in einer Lage befunden, die dieser ähnelte, und ihre Situation demütigte und verhöhnte sie. Für die Tänzerin stand fest, dass sie von hier entkommen musste. Sie hatte einen Auftrag zu erfüllen. Und nichts in der Welt würde sie davon abhalten, ihn zu Ende zu bringen. Nicht einmal Nellaris Castarian, die Schattenspinne.

    Als hätte diese sie gehört, obgleich es natürlich unmöglich war, hörte Linnala leise Schritte auf der anderen Seite der Tür und gleich darauf öffnete sich ein kleines Fenster, eine Luke, auf Augenhöhe der Attentäterin. Eine Luke, die von Linnalas Seite der Tür nicht zu erkennen gewesen war.

    In diesem kleinen Fenster erschien nun das Gesicht der Schattenspinne. Kalt und violett bohrten sich Nellaris’ Augen in die graugrünen Augen der eingesperrten Attentäterin. In diesen Augen lag kein Triumph, keine Siegesfreude. Nellaris Castarian triumphierte nicht.

    „Sie sind also wach“, stellte Nellaris fest. Ihre Stimme drang durch einen Lautsprecher in den winzigen Raum, der Linnalas Gefängnis war. „Sie überraschen mich. Ich hätte gedacht, dass Sie noch für mindestens zwei Stunden schlafen.“

    „Sie haben noch nicht gewonnen, Nellaris! Ewig können Sie mich hier nicht festhalten, und wenn ich hier herauskomme…!“, diese Worte wurden scharf und begleitet von stillem Zorn, unerwartet heftig, ausgesprochen.

    „Sie werden ja auch herauskommen, Linnala. Ich habe nicht vor, Sie ewig hier festzuhalten. Nur so lange, bis die Quarianerin außerhalb Ihrer Reichweite ist.“

    Und Sie halten mich wirklich für so inkompetent, dass ich nicht selbst dann nach ihr suchen würde? Ich bin eine erfahrene Attentäterin, Sie Dilletantin! Ich würde Sie finden, schließlich ist genau das mein Beruf – Zielsubjekte aufspüren und ausschalten. Beleidigen Sie mich nicht damit, dass Sie mich für eine Anfängerin halten!, schoss es Linnala verächtlich durch den Kopf. Doch sie behielt ihre Gedanken für sich. Sie würde sich nicht die Blöße geben, Ihr Gegenüber an ihren Gedanken teilhaben zu lassen.

    „Was ist so wichtig an dieser Quarianerin?“, fragte Linnala mit unbewegter, gleichgültiger Stimme, als interessiere es sie gar nicht wirklich und sie frage nur aus bloßer Langeweile.

    Nellaris lächelte. „Ich weiß es selbst nicht. Aber meinem Auftraggeber ist Sie einige Credits wert, also wird sie ihm wohl wichtig sein. Ich sollte nur dafür sorgen, dass er die Quarianerin bekommt. Alles andere ist für mich nicht von Interesse.“

    „Wenn das so ist“, meinte Linnala, noch immer mit desinteressierter Stimme, „warum sperren Sie mich dann ein?“

    Nellaris stieß einen theatralischen, offenkundig gespielten, Seufzer aus tiefster Brust aus. „Es ist anders gekommen, als ich erwartet hatte. Eine weitere Partei hat sich in eingemischt. Aber diese Person will nicht die Quarianerin.“

    Linnalas scharfer Verstand ergänzte, was Nellaris nicht aussprach. „Sie tun das alles also nur aus reiner Nächstenliebe. Sie wollen nur dafür sorgen, dass mir nichts zustößt. Sie wollen mein Leben schützen.“ Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

    Nellaris’ Spinnenlächeln schlich sich auf ihre vollen Lippen. „Ich bin keine Heilige, Linnala. Aber ich bin auch kein Monster. Ich empfinde genug Respekt für Sie, damit ich Sie nicht in Ihr Verderben stürmen lasse.“

    „Natürlich.“ Dies kam kühl, ohne spürbare Emotion, über ihre Lippen. „Sie deuten also an, ich wäre dieser… Person unterlegen.“

    Nellaris’ Lächeln war rätselhaft. „Wir werden es nie erfahren. Schade, eigentlich. Aber ich bedaure es nicht. Sie werden mir eines Tages dankbar sein.“

    Linnala bezweifelte es. Doch sie schwieg. Ihre graugrünen Augen erwiderten starr, emotionslos, den Blick ihrer Widersacherin, die sich anmaßte, sich ihre Wohltäterin zu nennen. Schließlich trat Nellaris etwas zurück.

    „Nun denn… in ein paar Stunden wird man Sie hinauslassen. Solange werden Sie sich gedulden müssen.“ Die Schattenspinne nickte ihr höflich zu. Als sei sie keine Gefangene, sondern ein verehrter Gast. „Wir sprechen uns, Linnala.“

    Das kleine Fenster schloss sich. Linnala wandte den Blick davon ab, trat gleichfalls von der Tür zurück. Ihre glatte Stirn furchte sich, noch einmal gingen ihr die Worte Nellaris’ durch den Kopf. Sollte sie beunruhigt sein wegen dieser Person, die – wie sie aus Nellaris’ Worten hatte entnehmen können – sie zum Ziel gemacht hatte?

    Vielleicht. Aber da ich hier festsetze, erübrigt sich diese Frage für erste. Oberste Priorität hat, von hier zu entkommen. Nellaris wähnt sich ihres Sieges sicher, aber sie übersieht eines: Solange ich lebe, kann ich immer noch gewinnen. Und dieses Spiel hat seine Siegerin dadurch, dass ich lebe, selbst gewählt.

    Uhrzeit: unbekannt

  10. #20
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    Die Attentäterin begutachtete die verschlossene Tür, diesmal genauer. Hin und wieder glitten ihre schlanken, empfindsamen Finger über das kalte Metall, millimeterweise, um vielleicht doch eine Schwachstelle zu finden.

    Aber wie auch beim ersten Mal schien es eine solche einfach nicht zu geben. Linnala trat erneut von der Tür zurück. Sie neigte den Kopf etwas zur Seite, die Lippen wurden schmal.

    Es gab einen Weg hier heraus, doch zuerst musste sie ihn finden. Die Waffen hatte man ihr abgenommen. Und auch, wenn sie sie noch besäße, könnte sie damit die Tür nicht öffnen.

    Vielleicht könnte sie es mit Biotik, aber der Einsatz solcher Kräfte würde sie erschöpfen. Erschöpft wäre sie bei ihrer Flucht kein Gegner für jene, die versuchen würden, sie zu vereiteln. Sie würde wieder eingesperrt werden, und vielleicht sogar sterben.

    Nein, Biotik war nicht die Lösung.

    Es musste eine andere geben… eine Lösung, die es ihr erlaubte, das Gebäude im Vollbesitz ihrer Einsatzfähigkeit wieder zu verlassen. Im besten Fall eine Lösung, die jeden überraschte und derentwegen man sie gehen ließ…

    Und diese Lösung fiel ihr just in diesem Augenblick ein. Ein triumphales Lächeln strich für einen Sekundenbruchteil nur über ihr prägnantes Gesicht, ehe es so schnell verschwand, wie es erschienen war.

    Linnala lehnte sich gegen die Tür. Um diesen Entschluss zu fassen, hatte sie nicht länger als ein paar Minuten gebraucht. Möglicherweise war Nellaris noch nicht weit weg. Und wenn doch… dieses Gebäude war nicht verlassen, sie musste nur auf sich aufmerksam machen.

    Ihre Hände flimmerten blau vor biotischer Energie und entließen einen Stoß gen Stahltür, gerade stark genug, um Lärm zu verursachen, aber niemals stark genug, um sie zu öffnen.

    Der erwünschte Effekt traf beinahe unverzüglich ein. Schritte erklangen auf der anderen Seite der Tür, leise, kaum hörbar. Das kleine Fenster glitt zischend auf und enthüllte das Gesicht einer jungen Menschenfrau, Linnalas Schätzung nach nicht älter als vielleicht zwanzig Jahre.

    „Äh… ja?“ Die Stimme des Mädchens klang unsicher, als wisse sie nicht recht, wie sie auf diese Situation jetzt reagieren solle.

    Linnala lächelte der jungen Menschenfrau aufmunternd zu, ein sehr charmantes Lächeln, wie geschaffen für die Manipulation, in der Linnala ebenso gut war wie darin, still und heimlich zu töten. Denn nicht immer, das wusste die Attentäterin sehr gut, erreichte man durch rohe Gewalt und Grausamkeit sein Ziel. In diesem Fall jedoch sicher nicht.

    „Keine Angst“, beruhigte sie die junge Frau.

    „Ich brauche keine Angst vor Ihnen zu haben, Sie sind ja…“

    „Eingesperrt?“ Linnala neigte leicht den Kopf. „Ja, bedauerlicherweise.“ Erneut schmeichelte ein einnehmendes, charmantes Lächeln Linnalas eleganten Gesichtszügen. „Darüber muss ich mit deiner Vorgesetzen sprechen.“

    „Äh…“ Die junge Frau schluckte. „Die Schattenspinne hat viel zu tun…“

    Du bist ziemlich naiv, Mädchen, aber das spielt mir momentan nur in die Hände. Du lässt dich bereits von mir manipulieren… und du weißt es nicht mal…

    „Ich weiß… aber wenn Sie Ihr sagen, dass es wichtig ist? Glauben Sie, Sie könnten das für mich tun?“ Linnala konnte nicht leugnen, dass ihr das kleine Spielchen gefiel. Auch, wenn sie dieses naive Menschenmädchen dafür verachtete, dass es so leicht zu manipulieren war. „Ihre Vorgesetzte wird Ihnen sicher dankbar sein, immerhin dürfte sie das, was ich ihr sagen möchte, interessieren…“

    Die junge Frau an der anderen Seite der Tür horchte sichtlich auf. „Nun… sicher, natürlich… wenn Sie das wünschen… und Miss Castarian es hören will…“

    „Das will sie bestimmt“, Linnala schnurrte bei diesen Worten beinahe. Sie konnte sehr charmant sein, wenn sie es wollte. „Vielleicht belohnt Sie sie sogar dafür, dass Sie ihr diese Nachricht überbracht haben? Sie sehen jedenfalls kompetent aus.“

    „Na gut… ich hole sie… warten Sie hier und… gehen Sie nicht weg…“

    Wie sollte ich auch weggehen, Sie dummes Kind? Ich bin schließlich in einer Zelle gefangen, ohne einen Fluchtweg außer dem, den sie gerade für mich darstellen!

    Die junge Frau lächelte unsicher, wandte sich sofort um verschwand alsdann aus Linnalas Sichtfeld. Sie hatte es so eilig, dass sie sogar vergaß, das kleine Fenster zu schließen. Linnala machte sie nicht darauf aufmerksam, sie sah stattdessen hinaus in den Gang, erkannte jedoch nichts in dem anonymen Korridor jenseits des Fensters, das ihr Aufschluss über ihren Aufenthaltsort gegeben hätte. Also verharrte sie einfach wartend.

    Nach einiger Zeit, doch Linnala wusste nicht, wie lange sie hatte warten müssen – die Zeit schien ihre Messbarkeit verloren zu haben – erklangen erneut Schritte und dann schob sich auch bereits Nellaris Konterfei in ihr Sichtfeld.

    „Linnala… ich wusste gar nicht, dass die Einsamkeit Ihnen derart zu schaffen macht. Ich dachte, sie wären Ihnen angenehm?“

    „Nellaris.“ Linnala lächelte schmal. „Ich habe nachgedacht… über das, was Sie gesagt haben. Über… diese andere Partei, die es auf mich abgesehen hat.“

    „Sie entringen mir keine weiteren Informationen, Linnala. Es wird nicht zu einer Konfrontation kommen.“ Nellaris sagte dies in einem keinen Widerspruch duldenden Tonfall.

    „Sie haben Recht, das wird es nicht.“ Linnala erwiderte den Blick ihres Gegenübers mit ruhiger Gelassenheit. „Ich bin keine Amateurin. Sie und ich, wir wissen beide, dass es gerade unverzeihlich dumm wäre, wenn ich in mein Verderben rennen würde.“

    „Worauf wollen Sie hinaus?“

    „Ich weiß, dass es meinem Ruf langfristig eher schaden wird, wenn ich mich einem Feind stelle, den ich vielleicht nicht besiegen kann. Die Quarianerin ist mir egal, Nellaris. Ich beschützte sie für Geld. Aber ich bin und war nicht bereit, mein Leben für Sie zu opfern.“

    Nellaris entgleisten die Gesichtszüge. Die Schattenspinne riss die Augen auf und schien vor Überraschung einige Nuancen heller im Gesicht zu werden. Ihr sonst so beherrschtes Antlitz verriet nun Überraschung und Erstaunen, gepaart mit einer Prise Unglauben.

    „Sie… sie wollen damit andeuten, Sie hätten Ihre Meinung geändert?“ Nellaris’ Stimme zitterte leicht bei diesen Worten. Zum ersten Mal seit dieser Begegnung wirkte die so beherrschte und schwer durchschaubare Syndikatschefin unsicher und perplex. Diesen Schachzug hatte sie wohl nicht voraussehen können.

    „Korrekt.“ Linnalas Gesicht blieb nach wie vor unbewegt. „Ich nehme an, Ihr Angebot gilt inzwischen nicht mehr?“

    „Die dreihundert tausend Credits?“ Langsam schien Nellaris zu ihrem alten Ich zurück zu finden. „Nun… Sie haben tatsächlich vor, diesen Auftrag nicht länger zu verfolgen?“

    „Ich beliebe nicht zu scherzen, wenn ich eingesperrt und von Ihrem Wohlwollen abhängig bin“, entgegnete Linnala kühl.

    Nellaris straffte die Schultern. „Nun… ich muss gestehen, ich hatte nicht damit gerechnet… aber anscheinend habe ich mich Ihnen geirrt. Mein Angebot allerdings… nein, ich ziehe es nicht wieder zurück. Es war nicht zeitlich gebunden.“

    „Umso besser.“

    Die Schattenspinne lächelte flüchtig. „Ich bin erleichtert, das wir doch noch Arrangement schließen konnten, mit dem beide Seiten zufrieden sind. Es war mir keine Freude, Sie einzusperren, Linnala.“ Kurz darauf glitt die Tür auch bereits auf. „Folgen Sie mir bitte… eine Attentäterin sollte nicht lange ohne Waffen bleiben, nicht wahr?“

    Linnala erwiderte das Lächeln, ebenso flüchtig. Es sollte ihre einzige Antwort bleiben. Ja… mit diesem Arrangement waren sie wirklich beide zufrieden.

    „Die Credits transferiere ich Ihnen, wenn Sie Ihre Waffen zurück erhalten haben“, fügte Nellaris hinzu, bevor sie vor einer weiteren, anonym aussehenden Tür anhielt und diese öffnete.

    Uhrzeit: unbekannt

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