Nos Astra - Obere Ebenen
Anwesen von Dr. Orlow: Außenanlage,
15:42 Uhr


Der Drell blickte abwechselnd von seiner Hand zur Asari, als diese ihre biotischen Fähigkeiten verfluchte und mit aller Kraft versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Ihre unkontrollierten Biotiken sind immer noch eine tickende Zeitbombe. Falls ich noch länger gedenke mit ihr zusammen zu arbeiten, sollte ich ihr helfen die Kontrolle über ihre Kräfte zu erlangen. Ansonsten tötet sie eventuell nicht nur sich
"Vergiss es, Nereus. Ich bin fertig“, erklang die Stimme einer Asari, die körperlich und beinahe auch geistig völlig am Ende war. Die kalten Augen von Nereus suchten unbarmherzig den Blickkontakt mit den asarischen Juwelen in Lyrias Gesicht. Das tiefe Schwarz musste der Pilotin förmlich auf der Netzhaut brennen, um dann im nächsten Moment ein Meer aus Eis in ihr heraufzubeschwören. „Verstehe“, lautete die knappe Antwort des Attentäters, der trotz alledem wachsam die Umgebung mit seinen anderen Sinnen überwachte. Waren das wirklich Vögel, die er gerade zwitschern hörte? Die Idylle des Gartens von Jekaterina wirkte angesichts der angespannten Lage reichlich deplatziert. Merkwürdig sie müssten längst die Kontrolle über die Systeme übernommen haben und doch ist nichts geschehen. Entweder wollen sie uns in das Haus und somit in die Falle locken oder aber sie sind alle glücklicherweise von mir getötet worden. Thalia warf über seine Schulter einen Blick zum Haus. Niemand war zu sehen. Doch ich werde nun nicht damit anfangen an glückliche Fügungen zu glauben
"Meine Tasche! Im Kofferraum.", meinte Lyria zu Nereus und riss diesen somit kurz aus seinen Gedanken. „Falsch“, korrigierte der Drell die Asari kurzsilbrig und versuchte die Bilder der turianischen Leiche, die sich anstelle der Tasche im Kofferraum befand aus seinem Kopf zu verbannen. Das jahrelange mentale Training kam dem Attentäter dabei natürlich zu gute.
Mittlerweile hatte Kain seine Hand wieder am Körper anliegen als er an der Pilotin vorbeischritt und einen Blick in das ramponierte Gefährt warf. Tatsächlich befand sich Lyrias Rucksack - genauso wie es der Assassine in Erinnerung hatte - auf dem Rücksitz des Skycars. Die feingliedrigen Finger der gesunden Hand des Drells legten sich augenblicklich um den Türgriff, um so Zugriff auf das teure Gut zu erlangen. Doch leider bewegte sich die Tür keinen Millimeter, da sich anscheinend das Chassis während ihrer Flucht aufgrund der Trümmereinschläge verzogen haben musste. Für den sonst so eleganten Künstler untypisch, riss Kain ein weiteres Mal unter erhöhtem Krafteinsatz an der Tür, die schlussendlich nachgab. Gerade als der Schuppenträger die Tasche zu fassen bekam, drang das Geräusch von Triebwerken an seine Ohren, welches ihn sofort herumfahren ließ. Thalia traute seinen Augen nicht, als er das Shuttle, welches genau genommen ein kleiner Transporter war, aus der Garage aufsteigen sah. Wie gebannt folgten die Iriden des Killers dem Flugobjekt, welches eine kleine Schleife in der Luft drehte ehe es in der Nähe des Skycars landete. Der Mantel von Kain wirbelte im starken Wind der Triebwerke umher als der Rucksack von Lyria neben dieser auf den Boden glitt. Die Lippen des Drell zeichneten das gewohnt schiefe Lächeln, da anscheinend Jekaterina die Flucht gelangen war und diese sie nun abholen würde. Etwas erschöpft ging Nereus auf den Transporter zu während sich dessen Ladeklappe öffnete. Dann blieb der Assassine abrupt stehen.

Jekaterina fiel buchstäblich aus dem Transportmittel, schlug sich die Knie auf dem letzten Abschnitt der Laderampe auf ehe sie mit dem Gesicht voran im Gras ihres eigenen Gartens landete. Kain ballte seine unverletzte Hand zu einer Faust als der Grund für das sonderbare Aussteigen ebenfalls auf der Laderampe erschien. Der Kroganer schritt langsam mit gezogener Waffe auf die Menschenfrau zu und grinste über sein ganzes Gesicht. „Schön, dich wiederzusehen, Kain“, brummte die tiefe Stimme des Reptils. „Es drang sich mir immer mehr der Verdacht auf, dass dieser Angriff deine Handschrift trug und doch hatte ich gehofft, dass unser Zusammentreffen unter angenehmeren Umständen erfolgen würde“, antwortete der Drell und verfolgte die Bewegungen des Kroganers. „Unter angenehmeren Umständen, alter Freund?“, lachte das über zwei Meter große Alien als es Jekaterina an den Haaren packte und auf die Knie zwang, „Ich finde wir haben genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst um über alte Zeiten zu plaudern“ Jekaterina schrie aufgrund der rüpelhaften Behandlung laut auf, da mittlerweile die Schmerzmittel in ihren Blutbahnen nachgelassen hatten. Gleichzeitig zuckte Thalia etwas zusammen, was dem Kroganer natürlich nicht entging. „Oh, wusste nicht, dass das kleine Schätzchen dir etwas bedeutet. Entschuldige bitte, früher hast du dir doch auch nichts aus Weibchen gemacht“, scherzte die Echse und musterte seine Beute ganz genau. „Zeiten ändern sich, Orkarr“, entgegnete Thalia und hatte dabei wirklich Schwierigkeiten seine aufsteigende Wut nicht in seinen Worten mitklingen zu lassen, „Lass sie gehen. Sie hat damit nichts zu tun, Kroganer“.

Der Magen von Kain zog sich schmerzhaft zusammen als der Lauf der Kroganerwaffe über den Hinterkopf von Jekaterina strich. Jeder Augenblick könnte der Letzte sein in dem er seine Exfreundin noch lebend gesehen hatte. Aus den Augen der Menschenfrau schossen unaufhörlich die Tränen, sie sah aufgrund des geronnen Blutes in Kombination mit dem Schmutz gar furchtbar aus. „Bitte, bitte bii…“, weinte die Frau Doktor und blickte dem Assassinen dabei an als würde sie Hilfe bei ihm suchen. „Dein Vater vermisst dich, Kain. Auch wenn er dich bereits durch etliche andere Drell ersetzt hat, wirst du wohl immer sein Lieblingskind bleiben. Er hat schlussendlich doch deinen Wert erkannt und daher soll dich nach Hause holen“, Orkarr ließ die Waffe den Hals der Ärztin entlang wandern, „Auch ich muss zugeben, dass du wohl mein bester Schüler warst. Weißt du noch damals die guten alten Zeiten? Wie aufgeregt du warst nach deinem ersten Mord? Natürlich weißt du das, du elender Bastard kannst ja gar nicht vergessen“ Nereus spürte wie sich seine Muskeln anspannten und dunkle Energie sich in seiner Hand bündelte. Sein inneres Feuer war zurzeit dermaßen am Wüten, dass die blau-schwarze Aura, die seine Hand umgab, sehr bedrohlich aussah. Dem Koloss war dies natürlich nicht entgangen und sein diabolisches Grinsen verzerrte sich noch mehr. „Wird mein Musterschüler etwa wütend?“, fragte der Kroganer und drückte die Waffe nun gegen den Rücken seiner Geisel, „Ich habe immer diese Emotionslosigkeit gehasst, die man dir aufzwängte. Du hast nie gelebt, Kain. Du warst schon immer tot. Mal sehen ob dich das wieder unter die Lebenden bringt“. Die schwarzen Augen des Drell weiteten sich und Nereus versucht das Unausweichliche noch zu verhindern in dem er seine biotischen Kräfte entfesselte um Orkarr zu entwaffnen. Doch er war zu langsam.

Ein dumpfer Schuss. Ein schriller Schrei. Das Geräusch herunterfallender Kühleinheiten. Ein dumpfer Schuss. Stille.

Das biotische Geschoss schlug fulminant ein und ließ die Barriere von Orkarr lichterloh aufflammen. Der Riese blieb aber standhaft. Kain streckte seine Hand aus als könnte er nach Jekaterina greifen, doch die Menschenfrau schien unerreichbarer denn je. „Nein“, brüllte der Attentäter und dann wurde dieser Schalter in seinem Kopf umgelegt. Der Drell war nicht mehr er selbst, jegliche Kontrollmechanismen setzten bei ihm aus als er einen neuen biotischen Angriff formte. „Dafür lasse ich dich ausbluten, Kroganer“, erklang eine Stimme die nicht blutrünstiger hätte sein können. „Das werden wir noch sehen. Komm her!“, meinte Orkarr und schmiss unter seinem Kampfesgeschrei die Waffe weg. Der Drell schritt auf seinen Feind zu und schleuderte diesem einen Warp entgegen. Die biotische Explosion war gigantisch als das riesige Reptil mit einem Gegenangriff konterte, so dass Thalias Füße wegrutschten und er Mühe hatte sich auf den Beinen zu halten. Aber nicht nur der grüne Schuppenträger, sondern auch Orkarr musste um einen sicheren Stand ringen als es zur Explosion kam, denn mit dem kroganischen Häscher und dem Drellattentäter trafen in diesem tödlichen Duell zwei hervorragende Biotiker aufeinander. Die alten Wunden von Nereus brachen dabei auf, doch der Assassine fühlte keinen Schmerz. Er kannte ihn nicht mehr. Nur Hass, purer reiner Hass trieb ihn und ließ ihn an seine Grenzen gehen. Kain befand sich längst nicht mehr in der Realität. „Ha ha! Du bist besser geworden, Kleiner“, brüllte das Reptil als es auf Kain zu rannte. Nereus nahm die Herausforderung an und sprintete ebenfalls los. Elegant wie ein Vogel schwang sich der Drell vor dem Korganer in die Lüfte um dem Schlag des Fleischberges mit einer Flugschraube zu entgehen. Die grüne Hand leuchtete blau als sie auf die Rüstung des Feindes prallte und diese beachtlich am Rücken eindellte. Kroganisches Grunzen war die Antwort. Orkarr war für einen Kroganer nicht nur groß, sondern auch sehr wendig und so schoss sein Ellbogen in Richtung des Drellkopfs als sich der Koloss umdrehte. Im selben Moment jedoch ließ sich Thalia geschickt nach hinten fallen und entging somit dem gefährlichen Angriff. Vielmehr nutzte der Assassine den Schwung des Kroganers um diesen am Handgelenk zu packen und an sich heranzuziehen, so dass sich Orkarr mit seinem eigenen Plan konfrontiert sah und den Ellbogen des Attentäters küssen durfte. Trotz der nun blutigen Nase verschwand das Grinsen des Aliens nicht von dessen Gesicht. Begleitet von einem erneuten Schrei packten die kroganischen Hände ihren Feind um ihn dann durch die Luft zu schleudern. Schmerzhaft knallte Kain –wie einige Male zuvor an diesem Tag – mit dem Rücken gegen das Skycar von Lyria. Nichtsdestoweniger raffte sich Nereus wie durch ein Wunder wieder auf und fixierte mit seinen Augen das Ziel. Ein Messer flog durch die Luft und wurde als wäre es die einfachste Sache der Galaxie mit einer beiläufigen Armbewegung von Orkarr abgewehrt. Die kurzen Finger des außerirdischen Reptils winkten den Drellgegenspieler zu sich, damit der Tanz weitergehen konnte.

15:53 Uhr