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  1. #101
    ME FRPG only Avatar von Linnala Caryalan
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    Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
    Anwesen von Dr. Orlow
    11:16 Uhr


    Die menschliche Ärztin schien sehr beflissen, sich zuerst um die Verletzungen des Drell und jene Geist zu kümmern. Umgeben von einer kleinen Armee Sicherheitsmechs war sie ihnen entgegen getreten, um Nereus mit einem bitter klingenden Vorwurf in Empfang zu nehmen. Linnala beobachtete das Wiedersehen zwischen Menschenfrau und Drellmann ohne bemerkenswertes Interesse. Ihr entging jedoch nicht, dass Nereus allmählich von der Schwelle des Wachens glitt und von den Mechs hinein getragen werden musste.

    „Holt mir sofort eine Trage für den Turianer“, befahl besagte Ärztin in Richtung der beiden Schwestern in ihrem Befolge, die sich beeilten, der sichtbar erregten Frau diesen Wunsch – eher eine Forderung – zu erfüllen. Sie brauchten nicht lange, um mit dem gewünschten zurück zu kehren und Geist, der mittlerweile hasserfüllte jedoch von Schmerzen deutlich getrübte Blicke in ihre Richtung schickte, auf die Trage zu lagen.

    Dr. Orlow löste sich aus dem Kader und eilte neben den Schwestern her in das nicht eben kleine Anwesen. Linnala blieb für eine Weile stehen, wo sie war, beobachtete die menschliche Frau mit leicht verengten Augen von hinten, wie diese im Haus verschwand. Noch immer war sie nicht geneigt, dieser Frau vorbehaltlos zu trauen. Es schien zwar offenkundig, dass Nereus mit der Menschin eine gemeinsame Geschichte verband, die offenbar geneigt gewesen war, ihm Vertrauen für diese Person spüren zu lassen. Aber für Linnala war sie eine Fremde, eine Fremde die sich leicht als Gegnerin entpuppen mochte. Sich ihr auszuliefern, und sei es nur zur medizinischen Versorgung, erfüllte die Tänzerin mit Widerwillen.
    Ihre Finger schlossen sich um die Kommeinheit, gerade so, als bräuchte sie tatsächlich die Erinnerung daran, Yunan zu kontaktieren – doch dem war nicht so. Es stand lediglich zu hoffen aus, dass Yunan überhaupt zu sprechen oder ansprechbar war.

    Mit raschen Schritten folgte sie dem Kader der Verwundeten und der Heiler ins Gebäude, die Inneneinrichtung dabei kaum eines Blickes würdigend, viel interessierten sie hier mögliche Sicherheitsvorkehrungen – und Lücken in dieser. Zu ihrer Linken wies ein Schild das Wartezimmer aus und Linnala nahm Platz auf einem der Stühle darin, blätterte – mehr zum Schein denn aus richtigem Interesse – in einer Zeitschrift über die illium’sche Fauna, in Gedanken bereits anderswo, während die Aufmerksamkeit jedoch weder dem einen noch dem anderen, sondern jedem auch nur denkbaren Ausgangs des Zimmers galt.

    Mehrmals berührten ihre Finger im Sichtschutz der Zeitschrift die Kommeinheit, doch sie wählte kein einziges Mal. Der Anruf hatte noch zu warten.

    11:19 Uhr

  2. #102
    ME-FRPG-only Avatar von Lyria Barian
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    Lyria war derweil fassungslos: JETZT war sie also Teil dieser Operation. JETZT! Aber davor, da hatte Nereus sie links liegen lassen, sie beschützen wollen, sie...
    "Autsch."
    ...hatte mit dem Ellenbogen die Tür berührt und sich einen erneuten Schlag abgeholt. Augenblicklich wurde ihr schwindlig, im Moment erreichte der kleinste biotische Funke um ihr Gehirn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und das würde wohl noch eine Weile so bleiben: Zwar besaß sie rudimentäre Kontrolle über ihre Kräfte, das war dann aber auch schon alles. An für sich nicht schlimm, da ging es ihr nicht als einziger Asari so, allerdings verfügte sie dabei noch über ein recht großes biotisches Potential. Sie seufzte und begann sich die Schläfen zu massieren, während all die Mechs den Turianer fort trugen. Dabei fiel ihr Blick auf die Pistole, die ihm aus der Hand und unter den Fahrersitz rutschte. Sie warf einen alarmierten Blick umher, doch alle waren ausgestiegen, die Tänzerin schritt gerade in das Gebäude, lediglich die erwähnten Mechs starrten stumm zu ihr herüber, konnten die Waffe jedoch nur sehen falls sie Scanner dafür hatten. Was durchaus möglich war, sodass die Pilotin entschied die Pistole fürs Erste zu lassen wo sie war.
    So saß sie da, umgeben von den Sicherheitsrobotern und starrte geradeaus zu dem Eingang. Und kaute nervös auf der Unterlippe herum. Jetzt hätte sie eine Zigarette gut gebrauchen können, aber es waren keine in Griffweite. Es geschah ihr nur selten, dass sie dieses Bedürfnis verspürte, aber von Zeit zu Zeit...
    Schließlich zog sie sich die Handschuhe aus und stieß einen genervten Seufzer aus. Nach kurzer Überlegung stieg sie dann doch aus und betrat das Gebäude. Ihre Erinnerung an das letzte Mal war etwas Lückenhaft, was hauptsächlich an der Gehirnerschütterung liegen dürfte, doch das Wartezimmer hatte sie auch so rasch gefunden. Und da saß sie, die Tänzerin. Die wohl tödlichste Attentäterin auf ganz Illium, wenn nicht des ganzen asarischen Sektors. Lyria kannte einige Geschichten über sie aus der Zeit, in der sie für verschiedene Schmuggelbanden gearbeitet hatte und auch wenn sie wusste, dass das meiste wohl nur Gerüchte waren jagte ihr diese Asari kalte Schauer über den Rücken. Sie schluckte hart, und schlenderte dann entspannt in den Saal. Dabei überraschte sie sich selbst, denn tatsächlich war sie recht entspannt.
    Vielleicht auch noch eine Nachwirkung der Gehirnerschütterung, ja, diese Erklärung war gut genug. Sie setzte sich der Mörderin gegenüber und musterte diese Aufmerksam...

  3. #103
    ME FRPG Only Avatar von Kain Thalia
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    Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
    Anwesen von Dr. Orlow: Schlafzimmer
    13:45 Uhr


    Ein leises Plätschern ging vom Wasserfall aus an dem sich der Drell gerade in seinen Träumen aufhielt. Er selbst saß mit freiem Oberkörper auf einem Fels direkt neben der Stelle an der das herabschießende Wasser auf den ruhenden See prallte. Das rechte Bein angewinkelt, den linken Fuß ins kühle Nass tauchend beobachteten die pechschwarzen Augen des Drell aufmerksam das Naturspektakel. Es sah beinahe so aus als würde Kain jeden einzelnen Tropfen nochmals begutachten ehe dieser sich endgültig mit den Wassermassen verband und jegliche Individualität innerhalb des großen Ganzen verlor. Der Wasserfall als Metapher für die Gesellschaft. Da soll noch jemals jemand behaupten, mir stünde nicht der Sinn nach Melancholie, dachte sich der Assassine mit einem frechen Lächeln auf den Lippen. Tatsächlich fiel es ihm seit je her in seiner selbst geschaffenen Zuflucht, den Träumen, relativ einfach zu sich und seinen Emotionen zu finden. Kain genoss immer wieder diese Momente, schließlich konnte man nie wissen, wann man wieder in das Grau der Realität gerissen werden würde.

    Thalia öffnete nicht seine Augen, sondern wollte den Anschein erwecken, dass er immer noch friedlich schlummern würde als er neben den Geräuschen seines Wasserfalls das gedämpfte Auftreten von Stiefeln vernommen hatte. Jemand schlich sich an und sorgte somit dafür, dass der Zustand inneren Friedens des Drell in weite Ferne rückte. Kain musste nicht lange überlegen, aber alles deutete auf eine Schusswaffe hin, die man nun bald auf ihn richten würde. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Pistole, die möglichst wenig Lärm beim Abfeuern verursachte. Er selbst hätte ein Messer oder Gift bevorzugt, da diese nun wirklich besser zum lautlosen Töten geeignet waren. Aber meine Meinung wollte man wie so oft wohl nicht zum Thema einholen , dachte Kain. Nein, es konnte sich nicht um eine Nahkampfwaffe handeln, denn sonst hätte sich der Meuchelmörder näher an sein Bett bewegen müssen. Kain hätte irgendetwas spüren müssen. Den Atem. Eine Berührung. Irgendetwas.

    Die leisen Schritte verstummten plötzlich. Der Angreifer hatte seine optimale Position wohl erreicht und somit würden dem Drell nur wenige Augenblicke zum Agieren bleiben, dennoch durfte er weder verfrüht noch verspätet zuschlagen, da ansonsten dem Gegner genügend Zeit für eine schmerzhafte Antwort bleiben würde. Die Muskeln des Drell spannten sich zwar an, doch sein Atem ging weiterhin langsam und ruhig. All seine Sinne arbeiteten auf Hochtouren, konzentrierten sich auf diesen einzigen Moment. Explosionsartig öffneten sich seine Lider und das Raubtier wurde entfesselt. Wie eine wilde Bestie stürzte sich Thalia auf den Angreifer und erkannte, dass er mit all seinen Spekulationen richtig gelegen hatte. Glücklicherweise stand der Mörder sogar einen Meter näher zum Bett und war somit in Nahkampfreichweite als das Monster seine Klauen in sein Fleisch vergrub. Es wurde ein Schuss abgefeuert, doch dieser war zu unpräzise um den Drell auch nur annähernd treffen zu können während dieser mit seiner rechten Hand die Waffe zur Seite schob und mit der linken Faust die Sterne im Sichtfeld des Feindes erscheinen ließ. Im ersten Moment benommen und perplex taumelte der Turianer einige Schritte rückwärts, hätte beinahe seine Waffe verloren. Ein lauter Schrei durchflutete das Schlafzimmer, welches Jekaterina gehörte, wie Kain beiläufig feststellte während er sich seine Seite hielt. Die schnellen Bewegungen hatten seinen Körper mit unsäglichen Wellen des warmen Schmerzes erfüllt. Ein Blick auf die Verbände, welche beinahe seinen gesamten Oberkörper verhüllten, riefen ihm in Erinnerung, wieso er sich überhaupt bei Frau Dr. Orlow befand.

    “Ich rette ihnen das Leben und so sieht der Dank dafür aus, Geist? Bei ihren Bräuchen muss sich wirklich niemand über den Erstkontaktkrieg wundern, Turianer“, erhob Thalia seine Stimme während er nun endgültig aus dem Bett stieg und Geist, der immer noch bewaffnet war, mit seinen Augen fixierte.“Für einen Verwundeten haben sie noch einen verdammten Wumms in ihrer Linken, Nereus“, entgegnete der Turianer und schüttelte kurz seinen Kopf,“ Natürlich bin ich ihnen dankbar, dass sie mir das Leben gerettet haben, aber wir beide haben nun mal noch eine Rechnung offen, deren Schuld beglichen werden muss. Und das hat rein gar nichts damit zu tun, dass ich Turianer und Sie Drell sind““Aufgrund solcher Personen von ihrem Format,“ Kain zeigte wütend auf Geist,“strebt die gesamte Galaxie immer tiefer in den dunklen Abgrund. Sie sind einfach nur erbärmlich und bedauernswert, armer Wurm“

    Zwei Schüsse. Zwei Treffer. Kain sank unfreiwillig auf seine Knie als man ihm in beide Beine geschossen hatte. “Fassen sie sich selbst an den Kopf, Nereus. Das Einzige was mich an dieser Galaxie noch wundert, sind all diese Spinner und verwirrten Geister, die sie hervorbringt“, meinte Geist ehe er zum finalen Schuss ansetzte,“Hätte nie gedacht, dass ich mal auf einen Attentäter treffe, der unzählige Leben ohne mit der Wimper zu zucken ausgelöscht hat und mir dann etwas über Moral und Anstand erzählen möchte. Wer ist hier der arme Wurm von uns beiden?" Den nächsten Schuss hörte der Drell zwar, doch spürte er ihn nicht mehr. Es wurde plötzlich dunkel um ihn und alles Leben wurde aus seinem Körper gesaugt als das Projektil in sein Hirn eindrang.

    Kain tauchte im kalten Wasser. Ein schwacher Lichtschein durchbrach die Wasseroberfläche, welche sich bewegte als würde von oben Wasser auf sie nieder regnen. Ein Wasserfall? Der Drell bewegte sich mit kräftigen Stößen der Wasseroberfläche entgegen. Sein Gesicht durchbrach die kühle Barriere.

    Thalia riss schweratmend die Augen auf und bemerkte, wie er senkrecht im Bett saß. Seine Hände rissen die Bettdecke zur Seite und tasteten die Stellen an seinen Beinen und am Kopf ab an denen gerade noch die Projektile tiefe Wunden gerissen hatten. Nichts. Es war nichts zu finden, was auf einen Kampf hindeutete. Lediglich die Verbände, welche von seinen Abenteuern im einstürzenden Versteck herrührten waren zu spüren. Nur ein Traum..., ging es dem Drell durch den Kopf, der sich mit mittelmäßigem Erfolg zur Ruhe mahnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er nicht alleine im Bett lag. Trotz aller Unruhe, die er veranstaltet hatte, schlief die andere Person seelenruhig. Erst nahm er an, dass es sich um Jekaterina handeln musste, die sich aus Nostalgie zu ihm gelegt hatte, doch seit wann besaßen gesunde Menschen eine bläuliche Hautfarbe? Die schuppige Hand strich erneut über den Kopf des Drell während dieser beinahe lautlos seufzte. Kain musste sich nicht zu der Asari beugen, welche scheinbar leicht bekleidet oder gar nackt unter der Bettdecke neben ihm lag, um sich vorstellen zu können wer hier völlig entspannt im Bett schlief. Es gab eigentlich nur eine einzige Asari in letzter Zeit, die es wert gewesen wäre um sich auf sie einzulassen. Wieso kann ich mich nicht daran erinnern? Was ist nur los mit dir, Kain?, dachte der Drell, welcher versuchte den Tathergang zu rekapitulieren. Ich war verletzt, stand unter Schmerzmitteln. Gedächtnislücken? Vielleicht hat mir Jekaterina auch das starke Zeug gegeben? Verdammt, sonst kann ich mich an jede Einzelheit meines verfluchten Lebens erinnern! Jeden Geschmack. Jeden Geruch. Jede Berührung. Doch bei ihr fehlt mir jegliches Erinnerungsvermögen. Ich bin solch ein Pechvogel. Und erneut schloss Kain seine Augen.

    Irgendetwas oder irgendwer rüttelte an ihm, so dass er die Augen wieder öffnen musste. Erneut erblickte der Drell eine blaue Schönheit, wobei diese eine andere Hautfarbe als die Vorherige hatte. Es war Lyrias Gesicht in das seine schwarzen Augen starrten. Ihre Mimik verriet, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ihre Worte drangen nur dumpf an seine Ohren auf denen immer noch der Schleier der Schmerzmittel lag. Darüber hinaus sprach sie so schnell, dass sich ihre Stimme beinahe überschlug und Kain in seinem jetzigen Zustand nicht in der Lage war auch nur irgendetwas außer Wortfetzen zu verstehen. Schon im nächsten Augenblick jedoch kippte die Asari vornüber und lag auf den Beinen des Attentäters. Ihre glasigen Augen schauten in die schwarze Leere der seinen während ihre Finger über die schuppigen Wangen strichen. Kain spürte Blut an seinen Händen. Lyrias Blut. Die eiskalten Finger des Todes schnürten ihm die Kehle zu. Zu gern hätte er ihr etwas zum Abschied gesagt oder gar eine Träne für sie vergossen, doch nichts von alledem geschah. Er starrte sie lediglich stumm und stoisch an. Wäre er doch nur in diesem Moment bei seinem Wasserfall.

    Nachdem seine Pilotin ihren letzten Atemzug gemacht hatte und die Finger des Assassinen ihre Lider schlossen, erhob der Drell den Blick und entdeckte einen Söldner in gelber Rüstung. “ Ich wollte dich niemals in mein Leben hineinziehen, liebe Lyria. Vergib mir, bitte“, flüsterte Kain, der erst jetzt bemerkte wie sich in seiner Hand dunkle Energie angesammelt hatte. Dies hatte wohl auch der Eindringling bemerkt und aus diesem Grund nicht angegriffen. Der Biotiker blickte an sich hinunter und sah wie in seiner Linken eine Singularität darauf wartete auf ihre Feinde losgelassen zu werden, um diese auf molekularer Ebene zu zerreißen. Unwirkliches Geschrei zerschnitt die Luft in dem Schlafzimmer als der biotische Angriff auf den Mann in der gelben Rüstung mit der schwarzen Sonne nieder regnete. Das arme Opfer wand sich hin und her als es den Bodenkontakt verlor und sich seine Eingeweide in seinem Inneren zerrissen. Krampfhaft versuchte der Soldat seinen Helm vom Kopf zu kriegen, um besser Luft zu bekommen, doch er schaffte es lediglich sein Visier zu öffnen, woraufhin erst mal ein Strom Blut aus seinem Mund über seinen Brustpanzer lief. Die anschließende blaue Explosion der biotischen Sphäre beendete das Leid des Menschen.

    Behutsam legte der Drell die Asarileiche neben sich und setzte Lyrias Hände auf ihrem Bauch ab. Die schwarzen Iriden wanderten ein letztes Mal über ihren leblosen Körper ehe Kain sich erhob und zu der Leiche des Söldners ging. Seine Beine trugen ihn alles andere als sicher zur anderen Seite des Raumes, hatte ihn die Singularität doch mehr Energiereserven als anfangs angenommen gekostet, zu mal sein Zustand immer noch von seinen vorherigen Wunden angeschlagen war. Mühsam bückte sich der Assassine zu dem toten Menschen hinunter, sah ihm aber nicht in die Augen als er dessen Kampfmesser und Pistole an sich nahm. Nachdem sich Thalia wieder aufgerichtet hatte, hielt er einen Moment inne. Sollte er nachsehen wie es den anderen ergangen war? Geist? Der Tänzerin? Jekaterina? Nein, niemand von ihnen würde seine Hilfe brauchen. Rache für Lyria? Nein, das war nicht sein Stil. Daher schleppte sich der Drell zurück zum Bett und legte sich neben seine Pilotin. Einen kurzen Augenblick ließ er beide Waffen jeweils in einer seiner Hände kreisen und studierte sie genau. In der gesamten Galaxie werde ich nicht gebraucht. Ich bin unnötig und überflüssig., waren die letzten Gedanken des Drell während er sich für das Messer entschied, um möglichst nicht Lyrias Körper mit seinem Blut zu beschmutzen. Vorsichtig legte er seine linke Hand auf die Hände der Asari, schloss seine Augen und trieb die Klinge des Messers tief in seine Brust. Das Herz zuckte noch ein paar Wimpernschläge lang ehe es starb. Und mit ihm starb Kain.

    14:30 Uhr

    "Schlafmütze, steh auf.“, hörte Kain eine bekannte Stimme und öffnete langsam seine Augen und blickte direkt in die Augen von Jekaterina, die sich seitlich so über ihn gebeugt hatte, dass sie mit ihrem Gesicht verdächtig nahe bei seinem war, “ Na endlich! Jetzt tu mal nicht so als hätte man dich gerade von den Toten wieder zurückgeholt. Deine Verletzungen sahen zwar wirklich schlimm aus und waren sicherlich schmerzhaft, aber ich hab dich schon in wesentlich schlechteren Zuständen bei mir auf dem OP-Tisch gehabt. Du hattest Glück, denn deine Verletzungen waren beinahe nur Fleischwunden und wie durch ein Wunder hattest du dir nichts gebrochen. Also wirst du schnell wieder auf den Beinen sein, Grüner“, fuhr die attraktive Menschenfrau fort und verstummte dann als sie ihre Lippen vorsichtig auf Kains Mund legte. Der Drell genoss ihre Zuneigung, doch rief der Kuss nicht nur schöne Gefühle in ihm hervor und ließ ihn erkennen, dass er nun endlich wieder in der Realität angekommen war. Behutsam schob Kain seine Ex etwas von ihm zurück, um den Kuss zu unterbrechen. “Katja...“, ging es dem Assassinen über die Lippen. "Ich hatte eine furchtbare Angst um dich, das weißt du, Kain. Als ich die Splitter aus deinem Körper ziehen musste wäre ich fast umgefallen.“, Dr. Orlow hielt kurz inne ehe sie weitersprach,“Du verlangst zwar von mir, dass ich mich aus deinem Leben heraushalten soll, aber ich kann es nicht. Hör auf mich schützen zu wollen. Wie willst du mich beschützen, wenn du selbst jedes Mal schwer verletzt vor meiner Tür liegst?“. “ Bitte, Jekaterina, du kennst meine Antwort“, entgegnete der Drell, welcher wie in seinen Träumen zuvor in einen Haufen Verbände eingehüllt war. “Du musst mich nicht schützen. Ich bin bereit mit dir das alles durchzustehen. Lass dir doch von mir helfen!“, antwortete die Ärztin während Kain sie vorsichtig zur Seite schob, um sich vom Bett zu erheben. “ Ich würde es nicht ertragen, wenn wieder das Blut einer geliebten Person an meinen Händen kleben würde. Und auch dies ist dir bekannt, Jekaterina.“, erklang die Stimme von Thalia, wobei sein Tonfall einen gesamten Ozean auf der Stelle in ein Meer aus Eis und Schnee hätte verwandeln können. Nichtsdestoweniger machte Fr. Doktor Orlow einen relativ gefassten Eindruck trotz dieser Antwort. Scheinbar hatte sie mit solch einer Reaktion des Drell gerechnet, weshalb auch sie nun vom Bett stieg und in Richtung der Tür lief. “ Ich war so frei ein paar der Sachen, die du noch hier gelassen hattest, in das Nachbarzimmer bringen zu lassen, damit du nicht halbnackt durch das Anwesen laufen musst“, waren die letzten Worte der Menschenfrau ehe sie den Raum verließ ohne sich noch mal nach Kain umzudrehen, damit dieser nicht ihre Tränen entdecken konnte.

    Dankbar dafür, dass sich Jekaterina Gedanken um ihn gemacht hatte, ging der Drell in das Nachbarzimmer und fand dort einen seiner Kampfanzüge wieder. Noch etwas steif von der Operation und aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit durch die Verbände schlüpfte Thalia ungeschickt in seine neue Kluft. Nach einer gefühlten Ewigkeit war er nun angezogen und begab sich hinaus auf den langen Gang der Villa, welche von der Inneneinrichtung - wie ihm Jekaterina damals erklärt hatte - einem Herrscherhaus der Renaissance nachempfunden war. Früher hatte der Drell immer mal wieder die Gemälde an den Wänden und die Büsten bewundert, doch dieses Mal hatte er keine Zeit sich künstlerisch weiterzubilden. Stattdessen schickte er über sein Omnitool eine Nachricht an die liebe Dame am Empfang, dass sie seine Freunde, falls diese denn gesundheitlich dazu in der Lage waren, in seinen Hobbyraum schicken sollte. Natürlich handelte es sich bei besagtem Hobbyraum nicht um ein kleines Kämmerchen in dem man Karten spielte, sondern um eine vollausgerüstete Einsatzbasis des Attentäters, die er damals zu seiner aktiven Zeit auf Illium eingerichtet hatte. Doch außer Jekaterina und Kain wusste niemand in diesem Haus davon oder hatte Zugang zu diesen Räumlichkeiten. Die filigranen Finger des Assassinen huschten über das Panel des Aufzugs und beförderten ihn etliche Meter unter die Erde. Nachdem sich die Aufzugstür öffnete, betrat Thalia einen kleinen Raum, der aussah wie ein Lesezimmer. Es war jener Zeit Jekaterinas Idee gewesen, dass man durch das Herausziehen des richtigen Buches – in diesem Fall Faust I von Goethe – den Mechanismus aktivierte um eine geheime Tür, die in die eigentliche Einsatzbasis führte, zu öffnen. Doch dieses Mal entschied sich Kain in einem der zwei gemütlichen roten Sessel Platz zu nehmen, seine Beine übereinander zu schlagen und tatsächlich etwas in der Menschenliteratur zu blättern. Zumindest solange bis Lyria und die Tänzerin, eventuell auch Geist, eintrafen.

    14:45 Uhr
    Geändert von Kain Thalia (07.05.2012 um 01:34 Uhr) Grund: Edit aufgrund geistiger Umnachtung

  4. #104
    ME FRPG only Avatar von Linnala Caryalan
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    Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
    Anwesen von Dr. Orlow
    Wartezimmer
    11:21 Uhr


    Linnala bewegte sich nicht einen Zentimeter, blätterte lediglich die Seite um, auf die sie geblickt hatte, ganz so, als wäre sie tief in die Lektüre dieser Zeitschrift vertieft, als sie die unsicher wirkenden, fast verängstigen Schritte vernahm, die sich ihr näherten. Sie hörte, wie ein Stuhl verschoben wurde und das dumpfe, aber überraschend leise Geräusch eines Hinterns, der auf besagtem Stuhl platz nahm. Fast erschien es so, als wäre diese Person sehr eifrig darauf bedacht, nicht die Aufmerksamkeit der Tänzerin auf sich zu ziehen.

    Dennoch bemerkte sie deutlich den Blick, der mit gewisser vorsichtiger Neugier an ihr zu haften begann, als versuche er zu ergründen ob es an ihr mehr noch zu finden gab als das, was sie für jedes unbekannte Auge zweifellos darstellen musste – zumindest für jene unter ihnen, denen ihr Ruf dereinst zu Ohren gekommen sein musste, die somit mit ihrem Namen etwas verbanden. Zumindest mit jenem Namen, der in ihren Kreisen meist mit deutlichem Respekt ausgesprochen wurde, ja mit Furcht, so harmlos er beim ersten Mal auf klingen mochte.

    Linnala griff, ohne dass ihr Gesicht auch nur die geringste Regung erkennen ließ, nach ihrem Kommlink. Ihre schlanken Finger glitten über die haptische Tastatur des kleinen Kommunikationsgerätes und wählten sich flink in die geheime Frequenz ein, die sie mit Yunan vereinbart hatte, und durch welche der Salarianer stets wissen würde, dass sie es war, die ihn zu erreichen versuchte.

    Die gewisperte Stimme drang kurz darauf aus dem Lautsprecher, heiser und schwach, aber kräftiger als beim letzten Mal, als sie ihn gesprochen hatte. Ein Umstand, der eine gewisse Erleichterung bei der Tänzerin auslöste.

    „Tänzerin? Ich wusste es, ich wusste, dass du dich meldest. Bin nur etwas enttäuscht, dachte, du würdest mich vielleicht besuchen, gute Besserung wünschen, vielleicht Blumen mitbringen? Wäre schön gewesen, auch wenn ich keine Verwendung für Blumen habe, seltsame menschliche Bräuche-“
    „Ich werde die Möglichkeit eines Besuchs in Erwägung ziehen“, schnitt Linnala ihm mit fühlbarer Kühle in der Stimme, die abgesehen von der Kälte in ihren Worten jedoch ruhig und fest klang, das Wort ab. „In der Zwischenzeit könntest du etwas für mich tun.“
    „Natürlich! Jederzeit. Fällt schwer, im Krankenhaus, beschränkte Bewegungsfähigkeit, wenig Zugriff auf Ressourcen, aber dennoch möglich, oh ja, auf jeden Fall. Habe ein paar Drähte aus Herzüberwachungsmonitor ausgebaut, brauche ihn nicht, aber die Drähte schon, sie arbeiten einwandfrei, sind hilfreich, kann auch noch weitere Komponenten ausbauen, wenn nötig. Darf mich nur nicht überraschen lassen, die Ärzte wären wenig nachsichtig, das könnte das Vorhaben gefährden-“
    „Ausgezeichnet“, unterbrach Linnala den eifrig vor sich hin plappernden Salarianer mit noch immer schneidend kalter Stimme, jedoch nicht völlig unfreundlich. „Ich will, dass du über folgende drei Personen so viel herausfindest, wie du kannst. Ich erwarte regelmäßige Updates. Sechs Stunden Takt.“
    „Selbstverständlich. Leichte Übung. Aber freut mich, dir helfen zu können, meine Genialität gehört dir, ich berechne dir sogar nichts dafür, wäre aber schön, wenn du meine Krankenhausrechnung bezahlst… ist keine Verpflichtung, nur freundlicher Vorschlag, habe die Rechnung heute bekommen und sie ist lang, sehr lang, sehr hoch, neue Knochen züchten, neues Fleisch züchten, neue Haut züchten, sehr kostspielig, geht über mein Budget…“
    „Darum wird sich gekümmert. Aber das ist jetzt nicht der Punkt.“
    „Oh, ach ja. Natürlich. Mein Fehler. Entschuldigung. Die Namen? Ohne Namen, ohne gewisse Anthaltspunkte ist Informationsbeschaffung nicht möglich, selbst für mich nicht, bedauerlich, leider wurde noch keine Lösung gefunden, wäre aber hilfreich, wenn es eine gäbe…“
    „Ich übermittle die Namen und alles, was ich bereits weiß, auf dein PDA. Erstes Update in sechs Stunden, Fragen nur auf mein PDA, ich weiß nicht, wie vertrauenswürdig meine… Verbündeten sind.“
    „Interessant. Ja, richtig, kann deinen Anruf wieder zurückverfolgen. Irgendwo in den oberen Ebenen, du bist entkommen können, sehr interessant, unerwartete Wendung vermutlich? Kann deinen genauen Aufenthaltsort lokalisieren, wenn du willst. Ja, genau, schicke dir Daten auf dein PDA, ist vielleicht noch nützlich. Augenblick… Ah, interessant, interessante Frau, hatte bis jetzt noch nichts mit ihr zu tun, habe aber von ihr gehört. Daten müssten jetzt auf deinem PDA sein.“
    „Das wird hilfreich sein. Wir sprechen uns später, aber ruf mich nicht an.“ Sie beendete die Verbindung, holte geschickt das PDA hervor und schickte Yunan eine kurze Nachricht. Tatsächlich fand sie auch eine Nachricht des Salarianers auf dem PDA vor, doch noch öffnete sie sie nicht, sondern steckte den Personal Data Assistent zurück in ihre Tasche.

    Erst dann, nach dem auch der Kommlink seinen Weg in ihre Taschen gefunden hatte, hob sie den Blick von ihrer Zeitschrift. Die kühle Karikatur eines Lächeln zeichnete sich auf ihren Zügen ab, als sie den Blick der jüngeren Asari traf, die ihr gegenüber saß, starr, und sie mit der Faszination anstarrte, wie ihn ein Beutetier zeigen mochte, wenn es ins Antlitz seines Jägers blickt.

    Jene Asari wirkte jung, zerbrechlich, unschuldig, völlig deplatziert, als wäre sie nichts ahnend und arglos vom Sturm erfasst und mitgerissen worden, und nun nicht mehr fähig, ihm zu entrinnen. Es fiel schwer zu glauben, dass von dem Mädchen eine Gefahr ausgehen könnte, aber Vorsicht war stets angemessener als Nachsicht und Linnala trachtete nicht danach, ihr Glück auf die Probe zu stellen. Selbst ein unschuldiges Gesicht konnte tiefe Abgründe verbergen, denen selbst sie nicht fähig wäre, zu entrinnen. Der Schein war allzu oft trügerisch.

    „Sie sehen nicht gut aus. Vielleicht sollten Sie in Betracht ziehen, die medizinischen Fähigkeit der Ärztin in Anspruch zu nehmen“, sprach sie die junge Asari, die nicht älter sein konnte als hundert Jahre, in ruhigem gelassenem, nahezu beiläufigen Tonfall an, während sie bereits die Zeitschrift auf den Beistelltisch legte. Und während sie sich zurücklehnte, ein Bein elegant über das andere schlagend, dabei aber noch immer wachsam den Blick auf die jüngere Asari gerichtet, fügte sie mit der Andeutung eines Lächelns hinzu: „Aber wo bleiben meine Manieren? Ich bedanke mich bei Ihnen vielmals dafür, dass sie mein Leben gerettet haben. Ohne ihre Fähigkeiten als Piloten wäre wohl keiner von uns dem Einsturz des Hauses rechtzeitig entkommen.“

    11:32 Uhr

  5. #105
    ME-FRPG-only Avatar von Lyria Barian
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    Nos Astra - Obere Ebenen;
    Wartezimmer in Dr. Orlows Praxis


    Lyria wendete den Blick nicht ab von der Tänzerin. Diese schien ihr keinerlei Beachtung zu schenken, was der Pilotin ganz recht war. Dann machte ihr Gegenüber einige beiläufige Bewegungen und leise Stimmen drangen an ihr Gehör, doch sie machte sich nicht die Mühe zu lauschen. Ich muss ihr ja nicht zwanghaft einen Grund geben, mich irgendwann ins Visier nehmen zu müssen.
    Und da war sie schon wieder: Diese gefährliche Gleichgültigkeit. Seit sie durch dieses einstürzende Gebäude manövriert war hatte sie von ihr Besitz ergriffen und schien einfach nicht nach zu lassen. Natürlich warn sie nicht völlig entspannt, ihr war durchaus bewusst, dass ihr gegenüber eine Person saß, die sie auf X verschiedene arten auf der Stelle töten könnte, wenn sie einen Grund dazu gehabt hätte. Doch war sie weit davon entfernt, die angemessene Panik zu zeigen.
    Ach komm', schau sie dir doch an: Kaum Muskeln, die schaffst du.,
    meldete sich diese dunklerer Stimme ihrer selbst zu Wort. Lyria biss sich auf die Lippen.
    Genau. Dass sie älter und erfahrener ist als ich lassen wir mal außen vor, genau so, dass sie wahrscheinlich mit ihrer Biotik umzugehen versteht! Plötzlich musste sie lächeln und murmelte, mit der dunklen Stimme:
    "Ich auch."

    Im nächsten Moment wurde Lyria blass wie das Muster um ihr linkes Auge. Was zum...
    Wer... Wer ist da?", hallte ein alarmierter Gedanke von den Innenwänden ihres Schädels wieder, verlor sich wie ein Echo in der Finsternis...
    Ohne dass sie es erklären konnte begann sie zu schwitzen, spürte wie die Hautenge Panzerung unter ihrem Hemd an verschiedenen Stellen zu kleben begann. Keine Antwort. Slebst irhe Augen schienen etwas blasser zu werden, als die nächste Frage Gestalt annahm:
    Ich bi...

    „Sie sehen nicht gut aus. Vielleicht sollten Sie in Betracht ziehen, die medizinischen Fähigkeit der Ärztin in Anspruch zu nehmen“, unterbrach die Tänzerin sie. Lyria hob den Blick wieder, wischte sich abwesend durch das Gesicht. Dann lehnte sie sich zurück, versuchte eine ausdrucksloses Gesicht aufzusetzen. Von ihrem Standpunkt aus gelang ihr das ganz gut.
    "Nein, Dr..." Wiewarnochgleichdername.. "Orlow verstehen uns nicht besonders, ich hatte vor wenigen Stunden erst das Vergnügen." Sie schluckte hart.
    "Außerdem gign es mir schon schlechter." Zumindest rein physisch, Schätzchen.
    Halt's Maul!


    Und dann bedankte sich die Tänzerin bei ihr. Das drängte ihre... Inneren Probleme erst einmal in den Hintergrund. Sie lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und meinte: "Nun ja, das Taxometer läuft noch. Sie sollten mich erstmal im Weltall erleben, bei Null- Atmosphäre und mit einem richtigen Raumkämpfer bin ich deutlich besser..." Hatte sie jetzt zu dick aufgetragen?
    Wieder wurde es still in dem kleinen Zimmer. Und die Pilotin kam nicht umhin, sich richtig unwohl zu fühlen. Ihr Blick schweifte umher, sie kratzte sich zwischen den Schulterblättern. Dann schaute sie ihrem Gegenüber wieder in die Augen...

  6. #106
    ME-FRPG-only Avatar von Lyria Barian
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    Nos Astra, Obere Ebenen;
    Anwesen von Dr. Orlow,
    11:40 Uhr


    Lyrias Blicke ruhten auf der anderen Asari. Oder vielmehr zwang die Pilotin sie dorthin. Ihr gegenüber erwiderte diese noch einige Momente, ehe die Attentäterin sich erneut ihrer Illustrierten widmete. So starrte Lyria weiterhin herüber, durch diese eisige Aura hindurch, welche die ältere Asari mit ihrer einfachen Anwesenheit heraufbeschworen zu haben schien. Sie starrte einfach, versuchte, diese dunkle, seltsam vertraute Stimme in irgendeinen Winkel ihres Kopfes zu verbannen, wo sie nicht mehr zu hören war. Einer dunklen Stelle. Dunkler... Moment! Was war mit dem Licht los? Langsam wich es aus dem Raum, Lyria spürte, wie ihr Hals nachgab und ihr Kopf sich langsam auf ihre Schulter legte...
    Sie zuckte zusammen. Verdammt, wie hatte das passieren können? Einfach eingenickt! Hoffentlich hatte die Tänzerin nichts bemerkt.
    Wie soll das schon passiert sein? Du läufst schon seit Stunden auf Hochtouren, das hinterlässt Spuren., hallte ihre zweite Stimme dumpf im Innern ihres gepeinigten Schädels wieder.
    Noch dazu die ganzen Verletzungen. Du bist allmählich am Ende deiner Kräfte, Süße.
    "Halt einfach die Klappe.", brummte sie müde. Doch es stimmte, allmählich währten die dunklen Flecken zwischen Augen schließen und Augen öffnen immer länger

    "Nein!"
    Lyria richtete sich kerzengerade auf. Nein! er durfte nicht! Es durfte.. Was? Sie blinzelte. Nochmal. Spürte ihre Augen feucht werden. Wer durfte was nicht? Woran hatte sie gerade noch gedacht? Ratlos wanderte ihr Blick umher. Sie saß auf einem unbequemen Stuhl in einem kleinen Zimmer, dekoriert mit irgendwelchen Gemälden von Menschen....
    "Ein Wartezimmer?", flüsterte sie. Ihre Stimme klang so rau, wie ihr Hals sich anfühlte. Im Kopf einen salarianischen Fluch rezitierend erhob sie sich. Allmählich kroch die Erinnerung in ihren Kopf zurück, wie ein Zecher, der wieder einmal die ganze Nacht durchgemacht hatte. Der Doktor, Nereus und Geist. Das einstürzende Gebäude. Die Tänzerin. Das Taxi, und... Moment mal!
    Tänzerin? Sie war allein. Alles, was noch auf dem Stuhl ihr gegenüber zu sehen war, war die Illustrierte. Aber sie hatte doch nur kurz die Augen zugemacht? sie überprüfte die Uhrzeit.
    "Unmöglich!"
    14:00 Uhr! Sie war völlig weggepennt! Sie stöhnte. Doch dann wurde sie still, verharrte in der Bewegung. Irgendetwas... Es kribbelte ihr in den Kopfschwänzen. Irgendetwas stimmte nicht. War anders. Falsch. Etwas hatte sie aufgeweckt. Aber was?
    Das Kribbeln kroch ihren Nacken hinab, wie eine Gruppe Ameisen, drückte ihr auf den Atemweg und erreicht schließlich als dicker Klumpen ihren Magen. Sie wurde unruhig. Nervös.
    Wo ist sie hin? Wären Nereus oder der Turianer wieder zu sich gekommen, hätte man mich doch geweckt? Zunächst stieß sie eine kurze Folge kroganischer Schimpfwörter aus, dann folgte ein halblautes "Was passt hier nicht?"
    Kurzerhand schlug sie den Weg zurück zum Haupteingang ein. Sie hatte plötzlich das unbändige Verlangen, eine Waffe in der Hand zu halten. Alles, was sie trug war die superleichte Panzerung, darüber ein ärmelloses Oberteil. Ihre Hose. Stiefel. Und Handschuhe. Doch die Jacke mit dem Holster lag noch in dem Shuttle. aber keine Waffe. Sie wollte eine Waffe, brauchte einfach eine. Genau, das würde sie jetzt beruhigen. Das würde... Moment. Da war was.
    Sie hatte zwischenzeitlich den Flur erreicht, doch da war... Sie hob den Fuß. Ein dunkler Fleck. Auf dem Teppich.
    Blut. Zu dunkle, um von einer Asari zu sein. Oder einem Turianer. Menschlich, vielleicht Drell.
    Sie versuchte sich zu beruhigen, schließlich hatte Nereus stark geblutet, als sie hier eingetroffen waren. Ja, genau, das war die Erklärung. Aber die Falsche! Sie wurde dieses Gefühl einfach nicht los, dass hier etwas nicht ins Bild passte. Ihre Tentakel juckten nun regelrecht, sie beschleunigte ihre Schritte. Sie brauchte ihre Waffe! Vorbei am Empfang und nicht wie raus. Augenblicklich erfüllte elektrisches Surren die Luft, als sich jeder Einzelne der Sicherheitsmechs nach ihr umdrehte. Diese hatten das Taxi regelrecht umzingelt. Doch sie sahen intakt aus. Ja, unangetastet.
    Aber ein Angreifer, der hinein gewollt hätte?
    Schätzchen, du wirst langsam paranoid.
    Halt du die Klappe! Das bedeutet dann, dass der Angreifer bereits im Hau...
    -Die Tänzerin!
    Nein, dann wäre ich schon tot. Und ich sagte, du sollst still sein, kreuzverfickte Vorchascheiße nochmal!
    Okay, was ist mit dem Turianer? Geist?
    Zu schwer verletzt.

    Inzwischen hatte sie das Shuttle erreicht. Ihre Jacke lag auf dem Rücksitz. Als sie diese aufhob erblickte sie die Pistole. Diese lag halb unter dem Fahrersitz. Sie erinnerte sich, dass Geist sie in der Hand gehabt hatte. Musste wohl beim Aussteigen runter gefallen sein. Nervös begann sie, auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Zweifelnde Blicke huschten von einem Android zum nächsten.
    Und wenn die mich jetzt über den Haufen schießen, sobald ich die Knarre aufhebe? Doch sie brauchte diese Waffe! Ihr ganzer Körper schrie geradezu danach, das Ding endlich in der Hand zu halten! Einen tiefen, langen Atemzug und den Wunsch nach einer Zigarette später öffnete sie die Tür. Warf die Jacke auf die Pistole, schnappte beides und eilte zurück ins Haus. Stieß die Schiebetür zur Seite und sank gegen die Wand neben dem Eingang.
    Geschafft! Sie hatte die Waffe. Ein tiefes Gefühl der Beruhigung breitete sich in ihr aus, es fühlte sich so gut a...
    Stop!
    Sie hatte die Tür von außen aufgeschoben. Alarmiert fuhr Lyria herum.
    Kleine Blitze zuckten aus den Resten des Schlosses.
    "Verdammte -aus ästhetischen Gründen soll die nun folgende Schimpftirade, die jede Sprache der bekannten Galaxis umfasste, nicht wiedergegeben werden- !"
    Sie band sich rasch die Jacke um die Hüften. Die Pistole hielt sie in der Rechten, den Arm durchgestreckt, sodass die Waffe unter dem Kleidungsstück verborgen war. Nur für den glücklichen Fall, dass sie sich irrte. Ihre Gedanken gerieten in Bewegung:
    Was jetzt? Angreifer kam von außen. Mechs wahrscheinlich gehackt. Der große Unbekannte, der uns das Gebäude in den unteren Ebenen um die Ohren hat fliegen lassen. Muss die Anderen...
    Wo ist die Empfangsdame?

    Ihr Blick fiel auf die Rezeption. Präziser den Schreibtisch. Niemand.
    Lyria schluckte hart, ihre Muskeln spannten sich. Bereit und wachsam ging sie um das Möbelstück herum. Ein schönes Stück, aus Echtholz. Vermutlich von der Erde und schweineteuer. Nun rückte der Stuhl und das, in das antike Teil integrierte Display in ihr Blickfeld. "Fuck!"
    Ein längerer Fluch fiel der Pilotin nun nicht mehr ein.
    Die Asari, die sie selbst noch vor wenigen Stunden zusammengeflickt hatte, lag tot auf der Arbeitsplatte. Blut trat aus ihrem Rücken aus, Lyria erkannte mehrere Messerstiche. Sie wandte sich ab, ihr Puls fuhr hoch, kurbelte die Adrenalinproduktion an. Noch hielt sie die Waffe verborgen, auch wenn ihr Griff deutlich fester wurde. Ihre Blicke huschten alarmiert hin und her. Sie stürmte in den Flur zurück.
    Messerstiche. Leise. Präzise. Sie hat ihn nicht bemerkt. Infiltrator. Profi. Vielleicht Attentäter. Allein? Hoffentlich!
    "Hört dieser Tag irgendwann mal auf, immer beschissener zu werden?", presste sie zwischen den Zähnen hervor. Sie erreichte die erste Tür. Presste sich an die Wand. Einatmen. Ausatmen.
    In einer schnellen Bewegung stieß sie die Tür auf und zielte mit der Waffe. Damentoilette. Niemand zu sehen. Hoffentlich gutes Zeichen. Weiter. Nächste Tür. Herrenklo. Wieder niemand. Weiter!
    Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, ihr Herzschlag dröhnte laut durch ihren Schädel. Ihre Lippe schmerzte. Sie hatte sich auf genau die Stelle gebissen, die heute Morgen erst aufgeplatzt war. Konzentrier' dich! Mach weiter!
    Hinter der folgenden Tür lag der Wohnbereich. Kurz rang die Asari mit sich, doch entschied sich für die Treppe am Ende des Ganges. Wenn sie sich recht erinnerte ging es dort runter zum Behandlungszimmer. Und dort mussten die Anderen sein. Auf dem Weg nach unten kam sie erneut dazu, sich zu fragen, was eigentlich mit der Tänzerin geschehen war? Hatte sie gekämpft? War sie auch unten, bei Geist? Oder war irgendein Vertrag geplatzt, sodass die Attentäterin sich einfach verabschiedet hatte? Ein Kampf hätte Lyria mit Sicherheit aufgeweckt. Doch diese Frage schob sie rasch wieder in irgendeinen, gerade nicht aktiven, Teil ihres Hirns. Sie hatte die Tür zur Krankenstation erreicht. Die Türen, unangerührt, glitten problemlos auf. So unangerührt wie die Sicherheitsroboter.
    Lyria betrat einen völlig weißen Raum, an der linken Wand standen Schränke. Gegenüber, gut 10 Meter entfernt, war eine Weitere Tür und die Wand zur Rechten bestand völlig aus Glas. Davor stand noch ein Tisch mit einem Terminal. wahrscheinlich Drohnensteuerung und irgendwelche Patientenunterlagen.
    Die Pilotin bemerkte, wie ihr Kiefer sich anspannte. das Kribbeln wurde auch wieder stärker. Gleich würde irgendetwas geschehen! Sie spürte es! Bedächtig lenkte sie ihre Schritte zu der gegenüberliegenden Tür. Diese öffnete sich, Reaktion übernahm die Kontrolle. Ihre Waffe schoss empor.
    "Stehenbleiben, Arschloch! Rühr' dich nicht, du Bosh'tet!"!

    Die Gestalt zuckte zusammen, lies etwas fallen. Die Kaffeetasse zerschlug auf dem Boden und ergoss ihren schwarzen Inhalt über die weißen Fliesen.
    Sie schaute in Jekaterinas weit aufgerissene Augen.
    "Mein Gott, was... Sie?" Lyria hatte dafür nur ein Augenrollen übrig.
    "Sie stecken dahinter! Haben Nereus in eine Falle geführt! Für wen arbeiten sie, sie..."
    Die Asari lies die Waffe sinken und schüttelte den Kopf. Dennoch fuhr der Doktor ungerührt in ihrer Schimpftirade fort, bis die Pilotin diese anfuhr:
    "Schnauze!"
    Entweder hatte ihre Anspannung diesem Wort eine unglaubliche Schärfe verleihen oder es war die Tatasche, dass sie noch immer die Waffe in der Hand hielt, doch Dr. Orlow verstummte. Lyria hob die freie Hand.
    "Ich habe nichts getan und werde sie nicht angreifen. Aber Sie müssen mir sagen, wo die Tänze... die andere Asari ist, die mit uns ankam!"
    Jekaterina starrte sie nur verständnislos an. Nun ja, eigentlich starrte sie die Pistole an.
    "Die war doch oben bei ihnen." erst jetzt hob sich ihr Blick. „Was ist hier los? Was gibt ihnen das Recht, mit einer Waffe..."
    "Wir werden angegriffen!", diesmal sprach ihre Anspannung zu gleichen Teilen mit ihrer Nervösität.
    "Ihre Empfangsdame ist tot. Wir müssen zu Nereus!"
    "Was? Catya...tot? Wer… Wann?"
    "Ist doch jetzt scheißegal. Wo ist Nereus?"
    "Unten, er...", Dr. Orlow schien durch sie hindurch zu blicken.
    "..folgen sie mir..."
    Lyria schaltete zu spät. Sie regte sich geistig schon wieder über die Menschenfrau auf, hatte die Augen noch auf die falsche Tür gerichtet. Sie schaltete zu spät.
    Jekaterina war schon fast im Treppenhaus, eben öffnete sich mit leisem Surren die Tür.
    Du solltest sie nicht vorgehen lassen, Schatz!
    Irgendeinen quarianischen Fluch ausstoßend wirbelte Lyria herum. Reflexe übernahmen die Kontrolle, ihr Puls beschleunigte wieder. Kein Denken, nur Handeln. Ihre Füße stemmten sich in den Boden, sie schoss nach vorn. Doch sie hatte zu spät geschaltet.

    Das Messer blitzte über der Ärztin auf wie das Auge eines Raubtiers. Dahinter schälte sich ein Körper aus der Dunkelheit. Lyria bekam gerade noch Jekaterinas Schulter zu fassen, riss den Doktor sofort nach hinten. Zu langsam. Blut spritzte, Dr.Orlows Schrei zerriss ihr schier das Trommelfell. Dann schaute sie in die Mündung einer Pistole. Blitzartig riss sie die linke Hand empor, wischte so die Waffe nach oben, gleichzeitig hob sie ihre Pistole. Doch ER war schneller.
    Ehe die Asari reagieren oder zumindest ihre Bewegung beenden konnte prallte etwas in ihren Magen, die Luft entwich mit einem seltsamen Laut, der an ein Stöhnen erinnerte, ihrem Körper. Sie kippte vornüber.
    Er hebt das Messer, keine Ausweichmöglichkeit. Angriff! Knie, Schwachstelle, Gelenktreffer!
    Nur ihre Jahrzehnte beim turianischen Militär, in dem Zweikämpfe unter den Rekruten und Soldaten an der Tagesordnung waren, rettete sie vor der tödlichen Klinge. Sie lies sich fallen, sank auf die Knie und schlug mit dem rechten Ellenbogen nach dem Knie des Angreifers. Durch ihr beträchtliches Temperament war sie fast täglich mit irgend jemanden aneinander geraten und hatte so eine beeindruckende Palette an Kampfmanövern angesammelt. Obendrauf legte sie noch eine umfangreiche Kenntnis in asarischer und turianischer Anatomie, die ihr erlaubte, auch bei anderen humanoiden Gegnern schnell Schwachstellen auszumachen. Doch die Galaxis war groß, und es gab immer jemanden, der noch besser war.
    Zwar knickte auch ihr Gegner ein, doch schlug er ihr dabei den Lauf seiner Pistole ins Gesicht. Ihr Kopf wurde zur Seite gerissen, routiniert entspannte sie den Rest ihres Körpers, lies sich nach hinten fallen. Sie rollte über die Schulter von ihm weg, schlug mit der flachen Hand auf den Boden. Riss die Pistole hoch. Jetzt erst konnte sie ihn ganz sehen.

    Er hatte einen menschlichen Körperbau, war etwa einen halben Kopf größer als sie. Seine Gestalt war völlig von einem grauschwarzen Camouflage-Anzug verhüllt, sein Gesicht von einer Recoon Hood verdeckt. Just verwischte sein linker Arm zu einer schnellen Bewegung.
    Messer!
    Im letzten Moment riss sie den Kopf zur Seite, die Klinge verfehlte sie um Haaresbreite. Dabei geriet Lyria jedoch aus dem Gleichgewicht, kippte zur Seite und fiel auf den linken Arm. Die Waffe hatte sie noch immer auf ihn gerichtet. Er kniete noch, ihre Chance! Sie zog den Abzug durch,
    -Pfftsch-
    Das und weißer Qualm war alles, was die Waffe von sich gab.
    Das ist jetzt nicht wahr!
    Hätte sie sich einen Augenblick besinnen können, so wäre ihr vermutlich eingefallen, dass sie die Waffe nach der Schießerei im Café nicht nachgeladen hatte. Doch sie hatte keinen Augenblick, denn ihr Gegner lies diese Chance nicht verstreichen. Er hob seinerseits die Waffe. Sie selbst lag noch auf dem Boden.
    Biotik!
    Scheiße!

    Dabei handelte es sich um keine wirkliche Option. Selbst ohne ihren Kräftekollaps von heute morgen benötigte sie einige Sekunden, um sich zu sammeln ehe sie ihre Fähigkeiten einsetzen konnte. Und die hatte sie nicht! Also tat sie das Naheliegendste. Schon flog die Pistole durch die Luft, doch sie wartete nicht, ob sie getroffen hatte. Stattdessen machte sie, dass sie auf die Füße kam. Sie hob gerade die Hände in Kampfhaltung (sie kämpfte am liebsten mit der flachen Hand), als er ihre Pistole mit einer Handbewegung zur Seite wischte. Das gab ihr gerade genug Zeit. Lyria schoss auf ihn zu, konnte im letzten Moment seine Waffe mit der Handfläche zur Seite schlagen. Der Schuss verhallte im Raum. Die Pilotin hörte nur noch einen hohen Pfeifton. Doch das bremste sie nicht, mit der Linken schlug sie ihm aus dem Unterarm die Handkante ins Gesicht, sein Kopf fuhr mit einem Ruck nach hinten. Sie hatte ihn in der Defensive! Lyria zog das Tempo an, beide Hände schossen nach vorn.
    Handkanten gegen Hals. Zum Abschluss das Knie!
    Sie riss es hoch und traf seinen Magen.
    Ihrer Erfahrung nach hätte er durch die schnellen Schläge auf den Kopf desorientiert sein müssen, doch er war noch voll da. Gerade, als sein Oberkörper nach dem Kniestoß vornüber sackte, verwischten seine Arme. In einer schnellen Bewegung klemmte er ihre Hände unter seine Achseln, die Ellenbogen mit seinen Unterarmen ein, drückte ihre Arme wider das Gelenk. So hatte er zwar ihre Arme blockiert, doch konnte seine eigenen auch nicht nutzen. Was er auch nie vorgehabt hatte. Über Lyrias linkem Auge explodierte der Schmerz in einer gleißenden Supernova, als sie der Kopfstoß traf. Die Asari taumelte zurück in den weißen Raum, stieß mit den Füßen gegen irgendwas Die Frau! und geriet ins Stolpern. Der nächste Schlag traf sie an der linken Schulter, genau auf dem Knochen. Sie wurde herum gerissen, der Raum verschwamm vor ihren Augen, der linke Arm schleuderte unkontrolliert durch die Luft. Schmerzen zuckten wie Blitze durch die Schulter, dann raste plötzlich der Tisch auf sie zu! Sie konnte sich gerade noch mit der Rechten abfangen. Blut spritzte auf das weiße Möbelstück. Es war ihres. Sie spürte, wie es ihre Schläfe hinab rann, dann seine Arme.
    Einen schlang er ihr um den Hals, die andere Hand griff ihren Hinterkopf.
    Mein Genick!
    Sie grub verzweifelt die Rechte in seinen Unterarm. Der Druck verstärkte sich, doch noch konnte sie dagegenhalten. Schon bald zitterten alle Muskeln, Schweiß tropfte ihr von Nase und Kinn. Sie spürte ihr Blut warm und zäh an ihrer Wange kleben. Dazu das dumpfe Pochen in der Schläfe, das Feuer in der Schulter. Lange, heiße Fäden zogen sich durch ihren Nacken, als ihr Kopf sich langsam zu drehen begann.
    Nein! Nicht so! Nicht ich!

    Bilder blitzten vor ihrem geistigen Auge auf. Angriffe, die sie geflogen hatte. Allein durch ganze Zehnerstaffeln hindurch. So viele Turianer, die sie auseinander genommen hatte. Mehr als sie zählen konnte. Nicht so! Sie war die verdammte Asari, die einem verfluchten Kroganer im Nahkampf den Arsch aufreißen konnte!
    Ein erstickter Laut drang aus ihrer Kehle, Nadeln bohrten sich in ihren Nacken. Konzentration. Das Feuer in der Schulter hatte sich auf ihren Unterarm ausgebreitet, noch immer kein Gefühl im linken Arm. Ihr Kopf drehte sich weiter. Ein Knirschen drang aus ihrem Nacken.
    Konzen... Der linke Arm war ihre letzte Chance!
    ...tra.... Sie spürte, wie ihr Bewusstsein nachließ, die Muskeln nachgaben und noch immer dieses dumpfe, betäubte Gefühl im Arm.
    ...ion! Sie riss den linken Arm hoch und stieß mit dem Ellenbogen nach hinten. Dieser prallte gegen irgendetwas, hoffentlich Rippen. Sie hätte Schreien können, es fühlte sich an, als würde ihr der Arm am Gelenk abgerissen werden. Sein Griff lockerte sich etwas. Hör nicht auf! Du musst mit Links weitermachen!
    In Hals, Nacken und Schulter steckten Nadeln, dazwischen zogen sich heiße Gummibänder durch ihre Muskeln. Doch ihr Körper machte weiter. Noch. Unkoordiniert riss sie den Arm nach hinten, bekam mit tauben Fingern irgendeinen Teil seines Kragens zu fassen und warf den Oberkörper nach vorn. Dann lies sie sich fallen, riss ihn mit. Die Tischkante segelte vor ihren Augen vorbei, Da hätte keine Spielkarte mehr dazwischen gepasst!, ein Ruck fuhr durch ihren Arm, der Griff wurde ihr entrissen. Doch auch seine Arme ließen sie los, sie konnte ihren Sturz im letzten Moment mit der Rechten abfangen. Durch einen Schleier aus Schweiß, Blut und Tränen konnte sie seine Beine sehen. Adrenalin wurde durch ihren Körper gepumpt, sie hörte nur noch das Rauschen ihres Blutes. Schell, ungelenk, hob sie den Arm und schlug nach dem Bein. Das Knie gab nach, der Widersacher knickte ein und stürzte neben sie. Lyria selbst lag jetzt auf dem Bauch, als sie den Kopf drehte konnte sie deutlich ein Knirschen aus ihrem Nacken hören. Doch ihre Muskeln waren noch immer gespannt, kurz vorm zerreißen.

    Jetzt wurde es dreckig. Ihre Hand fasste zwischen seine Beine.Scheint ein Mensch zu sein. Dann drückte sie zu. Mit aller verbleibenden Kraft. Selbst über das Rauschen und Pochen konnte sie den Schrei noch hören.
    Wieso schützen Männer diese Stelle eigentlich nie?
    Egal, sie durfte sich nicht beschweren, drückte den Oberkörper hoch. Bunte Punkte begannen, vor ihren Augen zu tanzen. Sie ließ die Hoden los, nur um dann mit Wucht den Ellenbogen hinein zu rammen. Er krümmte sich. Sie riss ihm dem Kapuzenhelm herunter.
    Doch ein Drell. Dann drückte sie den Unterarm auf seinen Kehlkopf. Er röchelte. Sie erhöhte den Druck, legte ihr Gewicht auf ihn, aus seinen völlig schwarzen Augen konnte sie nun gelbe Pupillen hervortreten sehen. Sie drückte weiter. Ihr Körper lag auf seinen Armen. Erst, als seine Augen sich zu verdrehen begannen, fragte sie:
    "Wie viele?" Der Druck blieb gleich, einige röchelnde Laute verließen seinen Mund.
    "Wie viele!", schrie sie. Ersticktes Husten, die Pupillen waren kaum noch zu sehen, sein zweites Paar Augenlider blinzelte in immer kürzeren Abständen. Lyria hatte die Schmerzen beinah vergessen. Zorn hielt nun ihre Sinne gefangen.
    "Äch... F...Füargh..."
    "Spuk's aus!"
    "Fü...urgh... nf..."
    Die Augen drehten sich vollends nach hinten, seine Zunge hing ihm aus dem Mundwinkel herunter. Lyria drückte noch immer. Sein Körper begann zu zucken, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Das Gewicht ihres Körpers unterdrückte die Bewegung. Seine letzten Bewegungen, dieser miese, kleine Meuchelmörder, der...
    Du bringst ihn um, Süße.
    konnte sie über das Rauschen und das Knirschen ihrer Zähne hören. Ein letztes Mal lehnte sie sich auf ihren Arm, doch dann lies sie ab. Klatschte der Länge nach auf den Boden, ihr Atem ging in kurzen Stößen. Schweiß klebte ihr am ganzen Körper, die Schmerzen in der Schulter kehrten zurück. Die bunten Punkte tanzten. Sie drehte sich auf den Rücken und atmete. Einfach atmen. Nur auf den nächsten Zug konzentrieren.
    Beinah...
    In Lyrias Augen war es eine Sache, jemanden im Kampf zu töten. Mit einer Rakete oder einem Schlag auf den Kehlkopf oder so etwas. Aber jemanden, der sich nicht mehr wehren konnte kaltblütig zu erdrosseln... Das war nicht ihr Stil. Das war was für Leute wie die Tänzerin oder Geist. Oder Nereus. Aber nicht für sie. Ein Stöhnen unterbrach ihre Gedanken.
    "Dr. Orlow!", rief sie atemlos. Sie hatte die Ärztin beinah vergessen. Unter Schmerzen und mit einem Stöhnen stemmte sie sich in eine sitzende Position. Mühsam zog sie sich unter Zuhilfenahme des Tisches auf die Füße. Ihr linker Arm war gleichzeitig taub und pochte vor Schmerzen. So schleppte sie sich zu der Ärztin, diese lag noch auf dem Rücken. Neben der Tür. In einer roten Blutlache, es sickerte aus ihrer Bluse und
    Bei der Göttin!
    Lyria wandte den Kopf ab. Der Schnitt verlief durch die rechte Brust. Allein die Vorstellung, wie sehr das...
    Sie schluckte hart, kniete sich neben die Ärztin. Musste kurz die Augen zusammenkneifen. War es wegen des Anblicks der Wunde, oder was hatte den Seegang in diesem Zimmer ausgelöst? Einen Augenblick lang schwankte alles, Lyria musste sich mit dem unverletzten Arm auf dem Boden abstützen. Als der Schwindel wieder etwas nach lies, hob sie den Kopf. Versuchte, der Frau in die Augen zu schauen.
    "Kannst... du mich hören?"
    Die Augen der Ärztin flatterten, ehe sie sich auf die Asari richteten. Sie nickte langsam, dann öffnete sich ihr Mund:
    "Wer...?"
    "Keine Ahnung. Aber er ist nicht allein. Kannst... Kannst du aufstehen?"
    Jekaterinas Augen wanderten zu den Schränken.
    "Medigel... Verbände..."
    Lyria nickte, stemmte sich hoch und wankte auf den Schrank zu. Der Schwindel wurde wieder schlimmer. Die Tür knallte gegen die Wand, vor sich sah sie mehrere Regale, darauf Behälter mit dem Gel. darunter Verbände. Sie griff hinein, nahm so viel wie möglich, drehte sich um, machte einen Schritt, verlor das Gleichgewicht. Der Boden kam viel zu schnell näher. Das Medigel und die Verbände rollten in Jekaterinas Richtung. Schwärze.

    "He. Asari."
    die Stimme war leise und so schwach. Ein kleiner Lichtpunkt erschien in der Dunkelheit. Wer? Was?
    Der Punkt wurde größer und Lyria öffnete die Augen. Dr. Orlow kniete neben ihr, hielt einen Verband auf ihre Brustvereltzung gepresst.
    "Was ist...?"
    "Sie sind einfach umgekippt. Wahrscheinlich die Kopfwunde. Ich habe sie verbunden."
    Das Gesicht der Ärztin war beinah so blass wie die Bodenfliesen, dennoch klang ihre Stimme seltsam monoton.
    Schmerzmittel.
    Der Pilotin entfuhr ein Stöhnen, dann drückte sie sich langsam wieder hoch. Sie konnte spüren, wie klebrig ihre Schläfe und die Wange waren. In ihrem Kopf wirbelten Gedanken zäh durcheinander, wie Kuchenteig, der langsam verrührt wurde.
    "Wir... Die Angreifer. Wir müssen... zu dem Drell."
    "Aber was ist mit dem Turianer?"
    Die Asari schaute er Ärztin nur entgeistert ins Gesicht.
    Welcher Turianer?
    Also wirklich Süße, jetzt konzentrier dich mal. Der Schwerverletzte mit der Knarre?

    Sie blinzelte die hellen und dunklen Punkte vor ihren Augen weg. Das gelang ihr so halbwegs. Und schüttelte den Kopf.
    "Keine Zeit. Zu Nereus."
    Ein schlechtes Gewissen wegen jemandem, der sie bedroht hatte? Nein. Jekaterina schaute sie noch einen Moment lang an, dann nickte sie.
    "Können sie einen Druckverband?"
    Nur mit Mühe und ihrer Hilfe gelang es den beiden, Dr. Orlow einen anständigen Verband zu verpassen. Dann fiel Lyrias Blick auf ihre Waffe, die noch in der Tür lag. Langsam und bedächtig richtete sie sich auf, ging herüber und hob diese auf. der Schwindel war erträglich. Ihre Hände zitterten, als sie endlich nachlud. Dafür lies das Pochen im Schädel langsam nach, wenn auch die Schulter noch ziemlich heftig schmerzte. Sie drehte sich um. Dr. Orlow lehnte hinter ihr gegen die Wand. Sie sah wirklich schlimm aus.
    "Wohin?"
    "Der Aufzug… befindet sich die Treppe rauf… und dann links."
    "Okay."
    Die Asari legte der Ärztin die Hand auf die Schulter.
    "Du bleibst hinter mir." Lyria versuchte so eindringlich wie möglich zu klingen. Jekaterina starrte stumpf durch sie hindurch. Hatte sich die Frau denn alle Schmerzmittel auf einmal reingejagt? Die Pilotin schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht herum. Die Frau zuckte zusammen.
    "Ja, was?"
    "Ich gehe vor. Du", sie griff ihre Hand und legte diese auf den Ärmel ihrer Jacke, "lässt das nicht los. Verstanden?" Die Ärztin nickte zögerlich.
    Lyria stützte sich mit der linken Hand an der Wand ab, ihre Schulter dankte es ihr. Doch es war auszuhalten. Die Pistole hielt sie halbhoch vor sich, stolperte die Treppe hinauf. Ihre Blicke flogen nervös von einer Ecke zur nächsten.
    Hoffentlich sind die restlichen Angreifer im Gebäude verteilt und haben den Lärm nicht gehört.
    Ihr Puls beschleunigte wieder, was den Schwindel wieder schlimmer machte. So schleppte sie sich Stufe für Stufe die Treppe hinauf, spürte, der Göttin sei dank, dass Jekaterina kein einziges Mal los lies. Sekunden zogen sich wie Stunden. Erst Tage später hatten sie das Ende dieser verfluchten Stufen erreicht. Und standen vor dem Lift. Dr. Orlow machte Anstalten, die Konsole zu bedienen, doch musste Lyria die Ärztin stützen. Dabei warf sie gehetzte Blicke den Gang und die Treppe hinab.
    Noch nichts.
    Hinter ihr surrten die Aufzugtüren, ein kalter Schauer fuhr ihr in die Glieder. Ihr Kopf flog herum, die Waffe nach oben.
    Leer.
    Sie schob die Ärztin so sanft es eben ging hinein, dann versagte ihr linker Arm endgültig den Dienst. Es pochte darin und im Spiegel des Aufzuges konnte Lyria die violett-rote Verfärbung sehen, die sich über die Schulter zog. In der Zwischenzeit hatte Dr. Orlow den Aufzug aktiviert. Sie setzten sich in Bewegung. Die Pilotin wünschte sich nichts sehnlicher, als sich endlich ein wenig entspannen zu können, doch wollte dieses Gefühl nicht von ihr abfallen. Kalt klebte der Schweiß am Körper, juckte es in ihren Tentakeln, lag ihr ein Klumpen wie eine Faust im Magen.
    Ein Ruck ging durch die Kabine. Die Türen glitten auf. Lyria bedeutete Jekaterina in der Ecke zu blieben, riskierte einen Blick über den Spiegel in den Raum.
    Kitschig. Dick gepolsterte Sofas und ein oder zwei Sessel dominierten das viel zu reich ausgeschmückten Zimmer. Und in der Mitte saß, wie auf einem Thron, der Drell.
    Ein lauter, kroganischer Fluch erklang, dann schob Lyria sich durch die Tür. Ihr war nur noch leicht schwindlig. Sie hielt geradewegs auf Nereus zu.
    "Wir haben keine Zeit hier rum zu sitzen. Wir werden angegriffen. Infiltratoren. Brauchen Fluchtwege."

  7. #107
    ME FRPG Only Avatar von Kain Thalia
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    Nos Astra – Obere Ebenen: Wohngebiete
    Anwesen von Dr. Orlow: Nereus Einsatzbasis
    14:55 Uhr


    Scheinbar gibt es auch unter den Menschen genügend Verrückte über die es sich zu schreiben lohnt , dachte Kain während seine schwarzen Augen über die Buchstaben flogen. Wie ähnlich wir, die einzelnen Rassen der Galaxie, uns doch sind. Der arme Kerl mit dem merkwürdigen Namen wird von den führenden Klassen herumgeschubst und schreit nach Hilfe. Niemand hört ihm zu und schlussendlich wundern sich die übrigen Individuen über dessen blutige Verzweiflungstat. Ein leises Seufzen war zu hören Leider beschränken sich diese Geschichten nicht nur auf die Erde. Es ist der Alltag in dieser Galaxie über den der Menschenautor schreibt.

    Ein leises, kaum hörbares und dumpfes Geräusch war zu vernehmen als der Aufzug auf der Etage des vermeintlichen Lesezimmers zum Stehen kam. Surrend schoben sich die Türen auf und verschwanden seitlich in den für sie vorgesehenen Einbuchtungen, um so preiszugeben wer sich hinter ihnen im Inneren der Kabine befand. Der Drell erhob seinen Blick nicht, schließlich konnte es sich bei den Besuchern nur um Lyria, Geist, der Tänzerin oder Jekaterina handeln. Und sie alle hatten eine Sache gemeinsam. Sie alle würden sich nämlich gedulden müssen bis Kain die letzten Worte des Dramas von Georg Büchner zu Ende gelesen hätte. Der Assassine spürte wie die Personen aus dem Aufzug heraustraten, doch nicht wie man es für gewöhnlich erwartet hätte. Irgendetwas stimmte nicht, ganz so als würden sie sich vorsichtig vorantasten. Jeder Schritt schien wohl überlegt zu sein ehe man einen vor den anderen Fuß setzte. Trotz dieser Ungewöhnlichkeiten beendete der Drell, welcher immer noch mit übereinandergeschlagenen Beinen in dem roten Herrschersessel Platz genommen hatte, das Buch in aller Ruhe. Erst als die beiden Personen sich gänzlich aus dem Aufzug geschleppt hatten und beinahe direkt vor ihm standen, erhob sich der Drell, welcher das Buch in der Hand behielt. „Weiß zufällig jemand wie man diesen Namen ausspricht Woyz…“, setzte Thalia an, kam aber nicht sehr weit mit seiner Frage, da ihm seine asarische Pilotin das Wort abschnitt. Die Augen des Drell fixierten aber nicht Lyria, auch ihre Worte rückten in weite Ferne als Kain Jekaterina erblickte. Das Buch fiel zu Boden und es dauerte mehrere Wimpernschläge ehe der sonst so gefasste Drell seinen Mund wieder geschlossen hatte. Urplötzlich umklammerten eiskalte Krallen die Region in seiner Brust, welche sein Herz beherbergte. Eintausend Nadelstiche peinigte ihn und schmerzhaft schossen die Erinnerungen an das Gespräch hoch, welches er noch vor einer guten halben Stunde mit Jekaterina geführt hatte. Ich ertrage es nicht schon wieder das Blut einer geliebten Person…. Dann wanderten die schwarzen Augen des Drell, welche auf eine beunruhigende und unerklärliche Art und Weise anders als sonst wirkten, zur Asari. Leider musste Kain feststellen, dass auch diese schwer mitgenommen aussah. Sein Magen zog sich zusammen. Zwar kannte er Lyria nicht lange, doch hatte sie für ihn schon mehr riskiert als die meisten Individuen mit denen er in der Vergangenheit zu tun gehabt hatte. Unter all den galaktischen Flüchen steckte nun mal eine gewissenhafte junge Asari, die ihr Herz an der rechten Stelle trug. Eine Tatsache, die der Attentäter schätzte und an ihr bewunderte.

    Purer Hass über die eigene Unfähigkeit seine Liebsten beschützen zu können infizierte seine Gedanken. Die Muskeln des Drell spannten sich an und glücklicherweise bemerkte er noch rechtzeitig, dass sich blaue Funken um seine geballte Faust gebildet hatten ehe etwas Schlimmeres passierte. „Ich verstehe“, antwortete Kain kurz, da sie nicht viel Zeit verlieren sollten. Im nächsten Moment war er bereits bei dem Bücherregal und griff ohne großes Suchen nach dem Buch, welches den Türmechanismus aktivierte. Augenblicklich setzte sich dieser auch in Bewegung und öffnete einen Durchgang in dem eines der Regale zur Seite fuhr. Nicht mal einen Wimpernschlag später warf sich der Drell einen Arm von Jekaterina um die Schulter, damit er diese stützen konnte. Aber auch Lyria ließ er nicht links liegen und packte sie an der Hüfte, um die Asari vor dem Hinfallen zu schützen. Nach dem das Dreiergespann zwischen den Büchern verschwand, schloss sich die Pforte auch direkt wieder. „Dort drüben“, meinte Kain und bewegte die Verletzten und sich zu einer kleinen Pritsche, die seitlich an der Wand befestigt war. Vorsichtig setzte er Jekaterina auf eben dieser ab und schaute ihr kurz in die apathischen Augen. „Wenigstens hattet ihr noch Zeit Schmerzmittel aufzutreiben“, erklang die Stimme des Drell in dem kleinen viereckigen Raum und Thalia half der Asari dabei ebenfalls Platz zu nehmen, „Hier unten sind wir für den Moment sicher. Dieser Raum taucht in keinen Plänen auf und nur Jekaterina weiß etwas davon“

    Kain ließ kurz den Blick durch den absolut kahlen Raum mit den grauen Mauern schweifen während er nachdachte. Es war schon eine gefühlte Ewigkeit her als er hier das letzte Mal ein Attentat geplant hatte. Dann begab sich Kain auf die andere Seite der kleinen Einsatzbasis und öffnete ein paar Schränke. Während der Drell scheinbar nach etwas suchte, konnte man genau sehen was sich in den Schränken befand. Dabei handelte es sich überwiegend um alle möglichen Arten von Waffen, technischen Hilfsmitteln und Arbeitswerkzeugen, die ein berüchtigter Attentäter zum Verrichten seines Werkes benötigte. Kurze Zeit später stellte Thalia seinen Gästen zwei Wasserflaschen hin. „Trinkt, ihr braucht Flüssigkeit“, sagte er und lief dann in die Mitte des Raumes, wo sich unter einer Plane so etwas wie ein Tisch vermuten ließ. Mit einem kräftigen Ruck enthüllte der grüne Schuppenträger tatsächlich einen runden Holotisch. Einen Handgriff später war auch die Konsole daneben von ihrer schützenden Plane befreit. Die filigranen Finger des Killers huschten sofort über diese und starteten die Systeme. „Lyria, Verluste? Tänzerin? Geist?“, fragte Kain, „Wie viele Angreifer?“. Die Fragen fielen so kurzsilbrig aus, da der Drell nun wieder in seine gewohnten Muster verfiel, die keinen Platz für unnötigen Kaffeeklatsch zu ließen und darauf abzielten in kürzester Zeit das beste Ergebnis zu erzielen. Während der Assassine auf eine Antwort wartete, konnte man sehen wie sich der Holotisch anfing zu arbeiten und langsam eine dreidimensionale Animation des Anwesens hochgeladen wurde. Weiterhin tippten die schnellen Finger hastig Befehle ein während die schwarzen Drellaugen wie gebannt auf die Konsole blickten. Kain hatte nun ein neues Ziel und dieses galt es zu erfüllen. Um jeden Preis.

    Plötzlich blitzten neben der Animation des Anwesens vier kleine Felder auf, die aber von nichts außer schwarz weißem Rauschen ausgefüllt wurden. Wäre auch zu einfach gewesen, wenn sie nicht die Sicherheitskameras deaktiviert hätten…
    So schnell die Felder auch aufgetaucht waren, verschwanden sie wieder von der Projektion, wohingegen über den Bildschirm der Konsole unzählige Daten und Zahlen liefen. Thalia wandte sich dann von der Konsole ab und trat an den Holotisch heran. Seine Hände stemmte er auf diesen und beugte seinen Oberkörper etwas nach vorne, so dass es aussah als müsste er sich auf dem Tisch abstützen. „Ich lasse gerade den Funkverkehr der näheren Umgebung scannen. Es wäre vorteilhaft zu hören, was unser Feind zu sagen hat. Ich hoffe nur, dass der Filter mit ihrem Kommunikationsmuster übereinstimmt“, durchbrach die Stimme des Drell die Stille, „Unser Feind versteht sein Handwerk, ansonsten hätte er nicht sämtliche Systeme stören können. Meine Operationsmöglichkeiten wurden sehr eingeschränkt“

    Die Augen des Drell strahlten nun wieder die gewohnte Leere aus während er wie verzaubert die Animation des Anwesens begutachtete. Es würde schwierig werden mit einer verletzten Asari und einer halbtoten Menschenfrau sich durch die feindlichen Linien einen Weg zu bahnen. Er selbst war auch gerade nicht in seiner besten Verfassung, zu deutlich waren noch die Spuren seines jüngsten Überlebenskampfes. Eine direkte Konfrontation wäre ihr aller Tod. Sie müssten also subtiler vorgehen. Aus der Dunkelheit heraus agieren. Schnell, leise, präzise. Dies war ihre einzige Chance lebend den Häschern zu entgehen. „Wir müssen zur Garage schleichen“, erhob Kain das Wort und zeigte mit seinem Zeigefinger auf einen Raum, der ein Stockwerk über ihnen lag, „Jekaterina besitzt ein Shuttle, dass uns wegbringen könnte. In unserem Zustand wäre es fatal, wenn wir versuchen uns durch das gesamte Anwesen zu schleichen. Es dürfte mittlerweile gänzlich infiltriert worden sein. Außerdem wissen wir nicht, ob sie draußen Schützen positioniert haben, die uns ausschalten sobald wir auch nur einen Fuß vor die Tür setz…“ Der Drell wurde unterbrochen als die Konsole hinter ihm einen Ton von sich gab. Der Assassine wusste was dies zu bedeuten hatte und machte sich daher nicht die Mühe sich umzudrehen und nachzusehen. „Der Scan hat keine Übereinstimmung ergeben. Technisch gesehen sind die Kerle unsichtbar“, waren die Worte, welche über die schuppigen Lippen kamen, „Es gibt zwei Möglichkeiten in diese Garage zu kommen. Der Aufzug und ein Belüftungssystem“ Kain aktivierte sein Omni-Tool und markierte die Wege zur Garage mit roten Linien. „ Dennoch beinhalten beide Wege Risiken, die es abzuschätzen gilt“, der Assassine machte eine kurze Pause, „Wir nehmen den Aufzug. Ihr seid beide nicht in der Lage den Belüftungsschacht hinaufzuklettern. Der Aufzug wird zwar die Aufmerksamkeit unserer Feinde auf sich ziehen, aber das richtige Equipment kann uns genügend Zeit verschaffen, um aus der Schusslinie zu kommen“ Die Konsole im Rücken des Drell heulte erneut auf. Dieses Mal wand Kain sein Gesicht zur Konsole und seine Lippen verzogen ein schiefes Lächeln als er die Systemmeldung las. „Sie übernehmen die Kontrolle über das System. Mir ist noch nie so ein gutes Hackerteam mit derartiger Durchschlagskraft unter die Augen gekommen. Beeindruckend.“, meinte Thalia und ließ seine Finger erneut über die Konsole fliegen. „Uns bleiben noch ungefähr 15 Minuten bis sie die Firewall durchbrochen haben. Danach können wir die Garagentore nicht mehr öffnen, geschweige denn einen Aufzug benutzen“, stellte der Attentäter mit eiskalter Stimme fest.

    Sofort eilte er zu den Schränken und schnappte sich sein Scharfschützengewehr und zwei Carnifex, die Thalia auch sofort an seinem Körper verstaute. Danach ließ er noch ein paar Klingen in dem speziellen System seines Kampfanzuges verschwinden ehe er über den Holotisch eine weitere Pistole rüber zu Lyria schob. „Für alle Fälle“, entgegnete Kain, der sich noch ein paar Granaten und einen kleinen Schildgenerator schnappte. Danach half der Drell seiner Ex-Freundin, die aufgrund der Schmerzmittel von alle dem scheinbar nur noch die Hälfte mitbekam, wieder auf die Beine. „Katja, sieh mir in die Augen“, meinte Kain und hielt die Menschenfrau mit beiden Händen an den Armen fest, „Sieh mich an! Du bleibst egal was passiert bei Lyria, verstanden?“ Jekaterina lief als Antwort eine Träne über die Wange, welche so gar nicht zu ihrer apathischen Miene passen wollte, für den Assassinen aber als Zeichen der Zustimmung ausreichte. Kain öffnete nun die Tür zum Lesezimmer und schleppte Jekaterina, die sehr wacklig auf ihren Beinen stand, hinaus. Der Drell wartete nicht auf Lyria. Sie war zäh wie ein Kroganer und schließlich galt es keine Zeit zu verlieren, die Asari würde Schritt halten können. „Kannst du alleine stehen?“, fragte Kain die Menschenfrau und als diese nickte, ließ er von ihr ab sobald sie sich im Aufzug befand. Mit einer eleganten und vor allem flüssigen Bewegung zog sich der Attentäter im nächsten Moment die Recon Hood über das Gesicht und warf den mobilen Schildgenerator auf den Boden. „Dieses kleine Gerät wird dafür sorgen, dass wir ein paar Treffer einstecken können. Sobald wir oben angekommen sind, werde ich dann eine Rauchgranate zünden, die uns zusätzlich Deckung geben und den Feind verwirren soll. Danach versuche ich die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, so dass ihr beide möglichst unerkannt aus dem Aufzug schlüpfen könnt. Wir treffen uns dann beim Shuttle“, lautete die Erklärung des Drell ehe er den Knopf auf der Konsole des Aufzugs betätigte und sich langsam die Türen der Kabine schlossen.

    15:19 Uhr
    Geändert von Kain Thalia (24.10.2012 um 17:56 Uhr)

  8. #108
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    Nos Astra - Obere Ebenen
    Anwesen von Dr. Orlow,
    15:10 Uhr


    "Ich verstehe." war alles, was der Drell von sich gab. Unter den üblichen Umständen hätte Lyria für diese Reaktion bestenfalls ein Augenrollen übrig gehabt, doch bei ihrer aktuellen Lage hielt sie es für angebrachter, sich an dem Sessel abzustützen. Ihr war noch immer schwindlig, der Adrenalinsausch lies nach. Im nächsten Moment spürte sie, wie sie an der Hüfte gepackt und mitgezogen wurde. Der am wenigsten mitgenommene Teil ihres Hirns wunderte sich darüber, wie der erst kurz zuvor verletzte Drell solche Kräfte mobilisieren konnte und zollte ihm gleichenteils Respekt dafür. Und es war ebendieser Teil, der sich fragte:
    Müssen wir eigentlich sämtliche Blockbuster -Klischees erfüllen?, als der Drell den Geheimraum öffnete. Entgegen ihrer Gewohnheiten lies sie sich schweigend zu der Pritsche bringen, war einfach nur dankbar, durchatmen zu können. Ihre Muskeln zitterten, die Schulter pochte. Ein rauschen gellte ihr in den Ohren und schwarze Schemen tanzten vor ihren Augen durch den Raum. Sie brauchte einige Sekunden, um durchzuatmen.
    „Wenigstens hattet ihr noch Zeit Schmerzmittel aufzutreiben“

    "Ja, für sie zumindest.", verließ es rau ihren Hals.

    Ob der Drell sie einfach nicht gehört oder ihrer tonlosen Stimme schlicht keine Beachtung schenkte würde sie wohl nie erfahren, denn der Attentäter eilte bereits zur anderen Seite des Raumes. Lyria versuchte, die dunklen Punkte fortzublinzeln, was ihr jedoch nicht so recht gelingen wollte. Nereus hatte einen Schrank geöffnet, der ausschließlich mit Waffen bestückt war. Dann reichte er ihr eine Flasche. Sie nickte dankbar, dann trank sie die Hälfte in einem Zug. Lehtne sich zurück. Durchatmen.
    Oh Göttin, tut das weh. ihr linker Arm schien zu pulsieren, doch er regte sich kaum. Wie ein Stück Fleisch, das zufällig noch an ihrem Körper hing. Ihr gesamter Nacken schmerztem, knirschte bei jeder Kopfbewegung. Doch der Schmerz vertrieb den Schwindel. Nereus hatte indessen seine Einsatzzentrale aktiviert, stand ihnen mit dem Rücken zugewandt vor einem Tisch. " „Lyria, Verluste? Tänzerin? Geist? Wie viele Angreifer?", fragte er.
    "Fünf. Drell -Infiltratoren. Einen ausgeschaltet."
    Allmählich kroch das Gefühl wieder in ihre Finger.
    "Keine Ahnung, wo die Tänzerin ist. Geist lag noch auf dem OP -Tisch. Schätze, die Angreifer ignorieren ihn."
    Sie musste Lächeln, als sie erkannte, wie sehr sie die Situation an ihre Zeit beim turianischen Militär erinnerte. Nun, besser gesagt, bei der Miliz. aber im Grunde war das hier wie ein Briefing vor einem Einsatz. Oh, was hätte sie dafür gegeben, eben Den in einem Cockpit bestreiten zu können.
    Sie hatte die Augen geschlossen und hörte Nereus zu, wie dieser seinen Versuch erklärte, den Funkverkehr der Angreifer zu überwachen.
    Lyria atmete immer noch durch, machte Pause. Das Brennen in den Muskeln lies langsam wieder nach. Dann erläuterte Nereus seinen Fluchtplan. Die Asari hörte ihm so aufmerksam zu, wie es ihr eben möglich war. Jetzt,. wo sie sich einmal hinsetzen und trinken konnte war der Schwindel fast völlig vergangen, dennoch wusste sie, dass die Kopfverletzung sie einschränken würde. Immerhin war es heute schon die Dritte. Als er das Shuttle erwähnte, fiel ihr etwas ein. Oder vielmehr traf es sie wie ein Dampfhammer:
    Ihre Tasche lag noch in dem Taxishuttle! Zwar waren größtenteils nur Klamotten drin, aber auch das Bild ihrer Vaterfamilie! Das wollte und konnte sie nicht einfach so zurücklassen. Als sie damals 40 geworden war, ihr Vater war da bereits drei Jahre verstorben und es gab immer mehr Reibereien wegen ihrer unvergänglichen Jugend, hatte sie sich geschworen, diese Familie, die sie so liebte immer bei sich zu haben. Doch sie wusste, das es sinnlos gewesen wäre, Nereus zu bitten den Plan zu ändern.
    Mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. Ebene auf dem das Taxi parkt. Muss irgendwie dahin.

    Inzwischen hatte der Drell erneut den Waffenschrank geöffnet, sich ausgestattet und ihr eine schwere Pistole herüber geschoben. Lyria registrierte erst jetzt, dass sie ihre eigne noch immer in der Hand hielt. Als wäre die Waffe der letzte Strohalm, an den sie sich mit aller Macht klammerte. Sie entfernte ihre Jacke von den Hüften, zog diese über und verstaute die leichte Waffe in dem Holster. Dann stand sie auf. Kein Schwindel mehr. Hoffentlich blieb das auch so. Sie nahm Nereus' Pistole zur Hand. Das Ding würde leichte Panzerung durchschlagen. Der Drell bewegte derweil die Ärztin zum Aufstehen. Lyria nutze den Moment, um einen Blick in den Waffenschrank zu werfen. Ihr kam der Drell in den Sinn, mit dem sie sich oben geschlagen hatte.
    Wäre nett, im nächsten Nahkampf einen Vorteil zu haben. Sie griff sich eines der Kampfmesser und klipste die Magnethalterung an ihren Gürtel. Nereus bewegte sich auf den Aufzug zu, Jekaterina hitner ihm. Er legte seinen Plan dar.
    Wenn er Rauchbomben benutzt, kann ich die Ärztin zur Garage schaffen und selbst noch zum Taxi. Die Tasche holen, dann von vorn in die Garage. Wenn sie schnell genug war, würde sie gleichzeitig mit Nereus dort eintreffen, sodass keine weiteren Komplikationen entstanden. aber was war mit Dr. Orlow? Ach, die Attentäter würden mit Nereus und ihr selbst zu viele Probleme haben, um sich um eine Verletzte Gedanken zu machen. Sie würden sie links liegen lassen. Ja.

    Und es ging los: Alle drei standen sie im Aufzug, der setzte sich in Bewegung. Lyria lehnte wider die Rückwand, versuchte, ruhig zu atmen. Der Schildgenerator surrte vor sich hin, neben ihr lehnte Dr. Orlow. Nereus stand neben der Tür, machte seine Pistolen Schussbereit. Lyria entsicherte die Carnifex in ihrer Hand. Mit der anderen ergriff sie die von Jekaterina. Ihre Bicke trafen sich, ein Nicken signalisierte, dass die Frau hinter ihr bleiben würde. Die Asari versuchte, ihre Arme zu schütteln, doch die Schmerzen in der Schulter unterbanden diesen Versuch. Sie durfte den Arm gar nicht erst viel bewegen. Wieder atmete sie tief ein und aus. In ihrem Geist schwirrten so viele Flüche herum, dass sie sich kaum für einen entscheiden konnte. dann hielt die Kabine.

    Die Tür glitt auf. Pistolen schrien, Granaten flogen. Sie waren erwartet worden! Nereus Stimme drang durch die Schwaden:
    "Los!"
    Göttin, selbst wenn er schreit klingt er wie eine verdammte Maschine!
    Die Pilotin setzte sich in Bewegung, Jekaterina mehr oder weniger hinter sich herzerrend.
    Ohne sich selbst Zeit zum Nachdenken, Realisieren der Situation zu geben preschte sie nach vorn. Sie wusste, dass sie nach keinen zwei Schritten den Schutzbereich des stationären Schildgenerators verlassen hatte. Als ihr Instinkt ihr sagte, dass sie Nereus passiert haben musste (zu sehen war durch die Rauchschwaden nun wirklich nichts mehr), schoss sie ohne Ziel. Der Rückschlag von dieser Knarre war enorm! Im letzten Moment konnte die Asari verhindern, dass ihr die Waffe gegen die Stirn knallte. Sie erreichten den Flur, ließen den nebligen Bereich hinter sich. un da fiel Lyria ein nicht ganz unwichtiges Detail ein:
    "Wo zum -salariansiches Schimpfwort- ist diese -tur. Fluch- Garage?"
    Erst zu spät fiel ihr ein, dass es keine gute Idee war, in der nähe von Feinden so laut herum zu fluchen. Wie zur Bestätigung erklang Mündungsfeuer, die Pilotin warf sich nach vorn, um eine Ecke und zog die Ärztin mit. Zwar konnte sie sich abfangen, doch der plötzliche Sturz brachte all die Punkte und Flecken zurück, die wie ein salariansiches Tanz-Ensemble vor ihr herumwirbelten.
    Verdammt, nicht jetzt! Ich brauche klare Sicht!
    Lyria wollte sich aufrichten, doch sie konnte oben kaum noch von unten unterscheiden. Das ganze Anwesen tanzte wie wild auf und ab.
    ScheißescheißeSCHEIßE!
    alles was sie tun konnte war zu hoffen, dass keiner der Angreifer ausgerechnet jetzt über ihr auftauchte. Und dass Nereus seinen Job machte. Eigentlich beides. Plötzlich spürte sie Druck. Irgendetwas zerrte an ihrer Jacke. Ihre Sicht wurde wieder etwas klarer, nun konnte sie Jekaterinas Gesicht erkennen.
    "Zur Garage... geht's hier lang...", ihre Stimme war schwach, der Gesichtsausdruck weggetreten.
    Es ist so verdammt ungerecht, dass ich in einer Arztpraxis keine Schmerzmittel bekomme, während sich das Personal die Birne zuballert. Die Ärztin zog sie auf die Füße, die Pilotin stolperte hinter der Menschenfrau her. Immer in Bewegung, keine Zeit ums ich zu orientieren. Dann lehnte sie gegen eine Wand, während Dr. Orlow ein Panel bediente. Nun, da sie anlehnte, vermochte sie auch wieder etwas zu erkennen: Sie waren durch einen weiteren Flur gelaufen, an dessen Ende sich eine Tür befand. Die Tür, die der Doktor gerade zu öffnen versuchte. Lyria starrte den kurzen Gang hinab. Eine Bewegung! Ohne groß nachzudenken riss sie die Waffe hoch und feuerte. Diesmal hatte sie den Rückstoß schon besser unter Kontrolle, nichtsdestotrotz war sie eine miese Schützin. Raketen und Zielsysteme, ja, das war ihr Ding. Aber das hier...
    Wenigstens zwang sie den Aggressor wieder hinter die Ecke.
    "Geschafft!", keuchte Jekaterina neben ihr. Die Pilotin nickte. Jetzt musste sie ihre Tasche besorgen, doch das war nur möglich, wenn sie etwas tat, was sie nicht nur nicht mochte, sondern wovor sie sich regelrecht fürchtete. Doch es führte kein weg daran vorbei, sie konnte den letzten Rest ihrer Familie nicht hier zurücklassen. Also berührte sie Jekaterina unsanft an der Schulter.
    "Du gehst da rein, steigst in das Shuttle und bleibst in Deckung. Ich komme nach." Dann stieß sie den Doktor kurzerhand in die Garage, feuerte noch drei Schüsse den Gang hinab, schloss die Augen und suchte ihre Konzentration.
    In der Ruhe liegt die Kraft. Biotik ist die Wahrnehmung, die Manipulation von Gravitation. Werde dir der Anziehungskräfte bewusst. Nimm sie wahr...

    Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Kopf aus. In ihrem Zustand Biotik einzusetzen war leichtsinnig, gefährlich. Aber ohne würde sie nicht aus diesem Gang herauskommen. Ein Blitz entstand in ihrem Kopf, Kopfschmerzen breiteten sich wie ein Lauffeuer aus. Sie biss die Zähne zusammen, konnte noch weitermachen.
    Das ist es. du hast es. Jetzt verdichte es. Verschließe es, lass nichts hinein.
    Der Blitz schoss durch ihr gesamtes Nervensystem, legte sich über ihre Haut, wo sich violetter Nebel bildete. Ihre Silhouette verschwamm. Zwischen den Schwaden zuckten blaue Blitze über ihre Haut, der Raum um sie herum verzerrte sich, verdichtete sich. Dann war die Barriere geformt. Noch immer zuckten Blitze, Lyria spürte mehrere kleine elektrische Schläge. Aber die Barriere stand. Hielt. Ausatmen, einatmen. Los.
    Sie bewegte sich rasch durch den Gang, hörte ihren Gegner schießen, spürte den Einschlag der Geschosse. Auf ihrem Hals saß ein einziges, großes Pochen aus Schmerzen und Kribbeln. Sie musste weiter.
    Nur auf die Barriere konzentrieren. Nur auf den Weg. Jetzt rechts. Gegner!
    Sie warf sich nach vorn, das biotische Feld prallte gegen ihren Widersacher, ein Blitz, heftiger Schlag. Schmerzen. Lyria taumelte zurück. Sie spürte, wie ihr Blut aus der Nase lief. Das Feld flackerte.
    Na los Süße, nun komm schon! Du hast diese Energie in dir, konzentrier' dich nur auf sie. Forme sie. Lass sie deinem Willen folgen.
    Die Pilotin grunzte. Dann setzte sie sich langsam wieder in Bewegung.
    Flur runter. Durch den Empfangsbereich. Haupttor. Raus.
    Sie stolperte die Stufen dahinter hinab, der Schwindel setzte wieder ein, sie versuchte sich mit allem abzufangen, was sie hatte.

    Lyria besaß nur eine sehr begrenzte Kontrolle über ihre Fähigkeiten. Nun, mit einer Kopfverletzung, praktisch gar keine. Nur ihre unglaubliche Willenskraft hielt die Barriere noch aufrecht. An und für sich war mangelnde Kontrolle ja nicht schlimmes, es ging nicht wenigen Asari so. Wäre ihr biotisches Potential nicht so gewaltig gewesen. Die Pilotin ahnte es nicht, aber durch eine reinblütige Mutter und einen Vater, der zwar E-Zero ausgesetzt worden war aber keinerlei Fähigkeiten daraus entwickelt hatte, hatte sie Unmengen an Energie geerbt. Und obwohl sie noch ziemlich jung war, wäre sie, unter den richtigen Voraussetzungen, in der Lage gewesen, es mit einer doppelt bis dreimal so alten Biotikerin aufzunehmen. Aber unter den Gegebenen, mangelhaft mit ihren Fähigkeiten vertraut, verletzt, erschöpft...

    ...gab es einen ohrenbetäubenden Knall, als sie das Taxi berührte. Die Barriere verpuffte in einem gleißenden Blitz, die Anwenderin wurde zurückgestoßen und stürzte.

    Schwärze.

    Hämmer krachten von innen gegen ihren Schädel, ihre Schulter brannte. Schon jetzt, noch mit geschlossenen Augen, war ihr schlecht. Kotzübel.
    Lyria, du musst die Augen öffnen.
    Ich kann nicht. So schwer...
    süße, du musst!
    , die Stimme hallte dunkel, dumpf und dennoch mit schrillem Unterton durch ihren Geist. Blei lag ihr auf den Augen, eiserne Fesseln umschlangen ihre Glieder.
    Du musst!
    Ich ka...
    DU MUSST!
    die Stimme verzerrte zu ihrer eigenen. Und langsam öffneten sich ihre Augen. Über ihr stand ein Drell...

    15:40 Uhr

  9. #109
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    Nos Astra - Obere Ebenen
    Anwesen von Dr. Orlow,
    15:20 Uhr


    Die filigranen Hände des Drell widmeten sich seinen Waffen und entsicherten die Mordinstrumente als der Aufzug sich langsam in Bewegung setzte. Kain war sich unsicher, ob es sich nur um Einbildung handelte oder ob der Fahrstuhl sich wirklich in Zeitlupe den Schacht hinaufkämpfte. Ihm kam es tatsächlich so vor, als würde die Schwerkraft alles daran setzen, damit sie nicht ihrem Ziel näher kommen würden. Geradezu schwerfällig kam die Mechanik ins Rollen während Thalia die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Konfrontation traf. Schnell huschten die feingliedrigen Finger, die man wohl eher bei einem Musiker als einem Mörder vermutet hätte, über das kühle Metall der Carnifex. Als wäre er eine Maschine, die Stufe für Stufe ihres Arbeitsprotokolls abarbeitete, verschwand eine der Handfeuerwaffen wieder an der für sie vorgesehenen Stelle seines Kampfanzuges ehe der grüne Schuppenträger nach einer der besagten Rauchgranaten griff. Hinter seiner Recon Hood wanderten die schwarzen Augen erst zu Jekaterina und dann zu Lyria. Ihr Schicksal liegt nun in deinen Händen, Kain. Ihr Überleben hängt hauptsächlich von dir ab. Du hast so viele Leben genommen, nun ist es an der Zeit umzudenken, dachte der Attentäter als der Aufzug etwas ruppig zum Stehen kam. Bereits den Bruchteil einer Sekunde später erschwerten dicke Rauchschwaden die Orientierung. „Los!“, durschnitt die Stimme des Drell die dicke Nebelwand. Lassen wir den Tanz beginnen

    Dieser Moment gehörte zu solchen, die in einem guten Actionfilm in Zeitlupe und meist mit irgendwelchen altmodischen - aber dafür umso monumentaleren- Musikstücken unterlegt dem Zuschauer präsentiert wurden. Die Recon Hood schaltete automatisch auf Wärmesicht als Thalia seinen linken Arm ausstreckte und einen Schuss genau im Takte der nicht vorhandenen Musik in Richtung des Feindes abfeuerte. Langsam setzte der Assassine einen Fuß vor den anderen, so als hätte er jede Zeit der Galaxie um aus diesem verfluchten Aufzug auszusteigen. Ein Zwischenton. Ein Schritt. Projektile sausten knapp am Kopf des Drell vorbei und schnitten beiläufig das Energieschild, welches von der kleinen Gerätschaft verstärkt wurde, die unweit des reptilienartigen Geschöpfs auf dem Boden lag. Reflexartig drehte sich Thalia um die eigene Achse und entging somit einem weiteren Treffer. Noch aus der Bewegung heraus wurden erneut zwei schnelle Schüsse abgegeben. Der erste traf die Brust, der andere erwischte den Schädel des Feindes, welcher rechtzeitig zum Paukenschlag auf seine Knie fiel. Ein Schild oder eine biotische Barriere hatten den Glückspilz vor dem frühzeitigen Ausscheiden aus der Komposition bewahrt. Immer noch geschah alles um Nereus herum als würde es sich durch den zähen Zeitstrom mühen, weshalb der völlig in schwarzgekleidete Drell wie ein Geist inmitten dieses Rauches erscheinen konnte und das innere Feuer des angeschlagenen Feindes rechtzeitig mit dem Einsätzen der Streichinstrumente ausblies. Ein roter Schweif benetzte den Rauchwall und regnete in vereinzelten Tropfen gen Erde.

    Eine zarte, engelsgleiche Frauenstimme erhob sich in dem imaginären Musikstück, als plötzlich ein Haufen aus Splittern und Schrott um den Todesbringer herumgeschleudert wurde. Thalia war fasziniert von dem Anblick der schwebenden Partikel, die so langsam flogen, dass man den Eindruck gewann, man könne sie mit bloßen Händen buchstäblich aus der Luft pflücken. Ein schriller Ton kratzte an den Gehörgängen als den Killer etwas von den Beinen riss.

    Der harte Aufprall auf dem kalten Boden wurde von einem weiteren Paukenschlag untermalt. Die Dissonanz hielt an, als sich eine unbekannte Person in das Sichtfeld des Drell zwängte und zuschlug. Kains Kopf wirbelte im Takte der Musik während Wellen des Schmerzes sich in seinem Körper auftürmten, um dann grausam seinen Verstand unter sich begraben zu können. Ist das Blut auf meinen Lippen? Dann wurde es still. Man nahm ihm die Orientierung, riss ihm die Maske mit dem wegweisenden Wärmebild vom Gesicht. Ganz so als hätte man ihn mit einem Fingerschnipsen aus seiner Trance gerissen, wurde der Attentäter wieder in die Echtzeit katapultiert. Auch wenn der Rauch nicht erlaubte, dass man nur die eigene Hand vor Augen sehen konnte, so war Thalia das schelmische Grinsen des anderen Drell nicht entgangen. Zum Glück auch nicht die Klinge, die in erstaunlicher Geschwindigkeit auf ihn niedersauste. Zielsicher und ohne eine Miene zu verziehen packte Nereus das Handgelenk seines Gegners und nutzte den Schwung des Hiebes, um die Klinge neben seinen Körper zu lenken. Der Stahl durchschnitt die Haut am linken Oberarm von Thalia, doch das hatte ihn in diesem Moment nicht zu interessieren. Seine Prioritäten sahen ganz anders aus. Schließlich besaß nicht nur der Feind ein Faible für scharfe Messer. Wie ein Raubtier fuhr Kain seine Krallen zum Gegenangriff aus und schlug nach dem Kopf des Feindes. Noch während der Bewegung öffnete sich die Hand von Nereus und eine Klinge blitzte unterhalb seines Handgelenks auf. Zwei Paar schwarze Augen weiteten sich erwartungsvoll. Das kühle Metall trieb sich tief in den Hals des feindlichen Infiltrators und enthauptete diesen beinahe. Ein gurgelndes Geräusch. Blut, welches wild umherspritzte, besudelte den Killer am Boden.

    Ohne Zeit zu verlieren warf Kain den Toten von sich und tastete im dicken Nebel nach seiner Recon Hood. Die langen Finger stocherten blind in der weißen Masse umher. Gerade als sie scheinbar etwas gefunden hatten, bissen die Zähne von Thalia wieder auf seine Lippen, doch dieses Mal um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Wieder schmeckte er Blut als ein fremder Fuß schmerzhaft auf seine Hand getreten war. Langsam und scheinbar genüsslich bohrte sich der Schuhabsatz in seinen Handrücken. Trotz der Dämpfung des Nebels, bildete Thalia sich das Geräusch bedenklich knirschender Knochen ein. Ebenfalls wich das Gefühl allmählich aus seiner Hand, der Schmerz verschwand leider nicht. Im dichten Nebel leuchtete eine kleine Stelle blau-schwarz auf als der Auftragsmörder seine Biotik einsetzte, um den Peiniger von seiner Hand zu befördern. Erleichtert stellte der Drell fest, dass er den Angreifer erfolgreich von den Beinen gerissen und somit die Tortur ein Ende hatte. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Biotik stellte die Tatsache dar, dass sie eine Schneise in den Rauch geschlagen hatte und somit nun eine etwas bessere Sicht herrschte solange bis sich der Nebel wieder verdichten würde. Einen Wimpernschlag später waren die beiden Krieger wieder auf den Beinen und schauten sich kurz gegenseitig an. „Sie sind leider nicht in der besten Verfassung, Nereus. Aber vielleicht wird es trotzdem ganz unterhaltsam“, erhob der Fremde die Stimme. „Ich gebe mein Bestes. Sie hoffentlich auch?“, erwiderte Nereus. Die Muskeln von Thalia spannten sich an, wobei Kain wie ein Kroganer wirkte, der sich bereit machte um auf seine Beute loszugehen. Thalia atmete tief ein, nahm die Ruhe vor dem Sturm in sich auf. Dann begann das Tänzchen.

    Mit einem lauten Schrei stieß sich der feindliche Kämpfer ab und eilte auf den Attentäter zu. Die grünen Augenlider von Nereus schoben sich über seine schwarze Leere. Er zählte innerlich die Sekunden und riss dann im richtigen Moment die Augen auf als eine Faust, die von einer bläulichen Aura umgeben wurde, auf ihn zu geschossen kam. Der Drell hatte mit einem biotischen Angriff gerechnet und rechtzeitig genügend Kraft gesammelt, um mit seiner eigenen Biotik zurückschlagen zu können. Die beiden Männer tauschten danach heftige Schläge aus, doch jeder wusste eine passende Antwort auf die Attacken des anderen. Ein blaues Spektakel bot sich inmitten des Raumes als jedes Mal die Körper der Biotiker sich berührten und daraufhin eine Art elektrischer Funken versprüht wurde. Zwar war der Feind gut einen Kopf größer als Kain, aber trotz seiner Körpergröße dennoch sehr beweglich, wie der Assassine feststellen musste als er das Tempo des Schlagabtauschs erhöhte. Und als wäre dies nicht genug, musste Nereus mitansehen wie der Hüne ihn vor sich hertrieb. Die fehlende Technik, macht er mit purer Kraft wett, ging es Nereus durch den Kopf, der für seinen unachtsamen Gedanken die Quittung erhielt. Der Drell flog bereits einen Moment später durch den Raum, knallte ungebremst mit dem Rücken auf den Boden und rutschte noch einige Meter zurück bis er in der Blutlache des getöteten Infiltrators zum Stoppen kam. Die Lungen von Nereus zogen sich zusammen, er bekam kaum Luft und sein Kiefer tat höllisch weh. Verfluchte Biotik. Finde deinen Fokus, Kai…. Thalia spuckte Blut

    „Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich berauschend. Es fiel mir schon immer schwer die Geschichten über den sagenumwobenen Nereus zu glauben. Und scheinbar sind sie ja auch alle frei erfunden“, meinte Kains Gegner, der langsam auf den immer noch am Boden liegenden Drell zu schritt, „Nun bringe ich wenigstens diese Geschichte zu ihrem verdienten Ende“ Der Hüne zog seine Waffe und gab einen Schuss ab, der direkt zwischen den Augen von Nereus in den Kopf eingedrungen wäre, wenn dieser nicht die Verschnaufpause genutzt hätte, um die schützende biotische Barriere zu verstärken. Der Feind lachte daraufhin und warf seine Waffe weg. „Dann töte ich sie eben auf die altmodische Art und Weise“, waren seine Worte gewesen. Der Mann sprintete. Der Mann schrie. Der Mann sprang. Und der Mann segelte über Kain hinweg. Nereus hatte den Anfängerfehler seines Feindes ausgenutzt und ihn mit dem Schwung, der aus dessen Sprung resultierte, auf Reise geschickt. Das Ende dieser Reise stellte ein Container dar, den das Gesicht des armen Kerls als erstes begrüßen durfte. Dafür dass nun eine blutige Schnittwunde das Gesicht des Mannes zierte, war dieser jedoch erstaunlich schnell wieder auf den Beinen, um dann die zweite herbe Überraschung zu erleben. Die Augen des Infiltrators starrten ungläubig an seinem Körper hinunter. Ein Messergriff ragte aus seiner rechten Brust. „Was? Wie?“, stotterte der Hüne, dessen zitternde Knie den Dienst quittierten. Seine Finger umklammerten fest den Griff, zogen die Waffe aus seinem Körper und tasteten die Wunde -ganz so als wäre sie durch reine Zauberei entstanden- ab. Das Sichtfeld des Gegners verlagerte sich von seinem Brustkorb zu der Stelle an der er Nereus vermutete. Doch auch damit lag er falsch. Langsam schlossen sich nun seine Augen als der Eindringling seinen Tod erwartete. Trotz der Kälte des Metalls, brannte der Lauf der Carnifex auf seiner Stirn. „Sie hatten Recht, es hat mir auch keinen Spaß gemacht. Das hat es noch nie“, waren die letzten Worte des Drell ehe er mit einem angesetzten Kopfschuss seinen Feind exekutierte.

    Schwer ging der Atem des Assassinen, der über dem Leichnam thronte und immer noch die Waffe dorthin hielt, wo sich gerade der Kopf des Feindes befunden hatte. Elegant schlängelte sich eine kleine Rauschschlange aus dem Lauf der Carnifex, die wieder einmal tödlich zugeschlagen hatte. Weiter, du hast nicht ewig Zeit, mahnte der Drell sich zur Eile und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass die Zeit wohl sein größter Gegenspieler an diesem Mittag sein würde. Vorsichtig verstaute er die Handfeuerwaffe und bemerkte nun endlich, dass der Rauch seiner Granate sich gänzlich verzogen hatte. Die schuppigen und vor allem blutigen Lippen zeichneten ein schiefes Lächeln als der Drell seine Orientierung zurückgewann. Die schwarzen Iriden des Attentäters scannten seine Umgebung und aus Vorsichtsgründen beschloss der Drell den weiteren Weg unauffälliger zurückzulegen. Mit vor Erschöpfung zitternden Knien schlich Nereus zu dem Flur am anderen Ende des Raumes. Schmerzhaft fiel Kain zu Boden als seine müden Beine auf dem Untergrund wegglitten und er sich mit der verletzten Hand abstützen musste. Der von Kopf bis Fuß mit Blut bespritzte Schuppenträger krallte sich mit seiner gesunden Hand an der Wand fest und zog sich an eben dieser wieder auf die Beine, um kurz darauf sich flach mit dem Rücken gegen sie zu drücken. Ein vorsichtiger Blick um die Ecke verriet ihm was sich in dem kurzen Flur abspielte. Die dunklen Iriden von Nereus machten eine Frau, die sich gerade um die Tür zur Garage kümmerte, und eine weitere Person mit bläulicher Hautfarbe aus. Es fielen Schüsse, die den Drell zum Rückzug zwangen. Sie ist verletzt und fühlt sich in die Enge getrieben. Erkennt nicht wer Freund und wer Feind ist Nachdem er sich wieder in Deckung begeben hatte, atmete Kain tief ein und versuchte somit seine schwergehende Atmung wieder zu normalisieren. Es meldete sich der Schmerz in seinem Oberarm. Die Schnittwunde musste doch mehr Schaden angerichtet haben als anfänglich vermutet. Ein weiteres Mal würde er nicht wie ein wildgewordener Barbar auf seine Feinde losgehen, schwor sich Thalia. Schuster bleib bei deinen Leisten, erinnerte sich der Drell an die Worte von Jekaterina. Bemüht möglichst wenig Lärm zu verursachen, entledigte sich Nereus noch des Blutes, welches sich in seinem Mund angesammelt hatte, ehe er seinen Posten verließ und lautlos mit dem Schatten verschmolz als er Schritte hörte. Lyria schoss im nächsten Moment an ihm vorbei aus dem Gang hinaus. Das widerwärtige Geräusch abgefeuerter Schusswaffen begann augenblicklich den Raum zu erfüllen als die Asari ohne irgendeine Deckung auf dem Schlachtfeld erschien. Scheinbar musste Lyria einen weiteren Angreifer angelockt haben, als sie fälschlicherweise auf Kain geschossen hatte. Nichtsdestoweniger stellte der Drell erleichtert fest, dass die junge Asari ihre Barriere soweit im Griff hatte, dass sie sich unbeschadet ins Treppenhaus retten konnte.

    In geduckter Haltung mit leicht angewinkelten Beinen, schlich also nun der Schatten lautlos auf sein nächstes Ziel zu. Er machte weiterhin Meter zu dem nichtsahnenden Opfer gut, welches drauf und dran war die Verfolgung der Asari aufzunehmen. Seine Muskeln spannten sich an, seine Sinne schärften sich. Sein Körper wäre bereit jederzeit zu zuschlagen, sollte der Feind doch noch rechtzeitig etwas von seinem Schleichangriff bemerken. Scheinbar war der Typ aber so sehr auf Lyria konzentriert, dass er gar nicht wusste, wie ihm geschah als sich seine Seele in der tiefen Finsternis verlor. Der Tote kippte vornüber, als Kain ihm mit einer kräftigen Bewegung das Genick gebrochen hatte. Leider gelang es Nereus nicht den Fall des Leichnams zu bremsen, so dass dieser einen Container lautstark zu Boden riss. Der Kopf von Thalia warf sich umgehend in die Richtung aus der der Angreifer vermutlich gekommen war und die schwarzen Augen verkleinerten sich zu angestrengten Schlitzen. Nichts zu sehen, dachte der Attentäter und war froh, dass seine Attacke nicht weitere Feinde angelockt hatte. Zustand kritisch. Leichtes Ziel. Tod wahrscheinlicher. Ich muss Lyria hinterher. Jeder Schritt rief Schmerzen im Körper des Drell hervor, doch Nereus hatte ein Ziel und deshalb würde er die heißen Nadelstiche in seinen Nervenbahnen solange wie möglich versuchen zu ignorieren. Als wäre nichts Besonderes geschehen durchschritt der Assassine den Vorraum und verzog keinerlei Miene als er über die teilweise schlimm zugerichteten Leichen seiner toten Feinde steigen musste. Die Seelen dieser Bastarde waren es einfach nicht wert auch nur einen einzigen Gedanken an die vergangenen Kämpfe zu verschwenden. Im Aufzug angekommen, betätigte Thalia mit seiner gesunden Hand die Steuerung und surrend schlossen sich die Türen der Kabine, damit der Aufzug sich in Bewegung setzten konnte. Schließlich hatte der Assassine sich bewusst für den Aufzug entschieden, um somit die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich hatte nie vor mit der Asari und Doktor Orlow in ein Shuttle zu steigen. Ich wollte weiterhin die Aufmerksamkeit unserer Gäste auf mich ziehen, damit sie unbeschadet fliehen können. Und wieder habe ich versagt In Wirklichkeit fühlte Kain heiße, brennende Wut in sich aufsteigen. Er hasste sich dafür, erneut einen seiner Pläne nicht erfolgreich durchgeführt zu haben, versuchte aber mit einem Kopfschütteln diese Gedanken loszuwerden. Zur Ablenkung betrachteten seine Augen die verletzte Hand. Vorsichtig ballte der Assassine sie zu einer Faust. Als dies Schmerzen hervorrief, spürte der Drell so etwas wie Zufriedenheit. Er hatte diese Strafe seiner Meinung nach verdient. Scheinbar ist sie nicht gebrochen. Sowohl Kraft als auch Präzision werden aber unter der Verletzung leiden. Wenigstens sind der andere Arm und die andere Hand voll funktionsfähig geblieben

    Wie ein Einbrecher, der bei seinem Diebstahl auf Zehenspitzen ging, bahnten sich Nereus den Weg ins Treppenhaus und begann den restlichen Aufstieg zu Fuß, um dem Gegner nicht in die Falle zu laufen. Immer mal wieder warf der Drell einen Blick über seine Schulter, um mit Argusaugen sicherzugehen, dass in der Dunkelheit nicht irgendwelche versteckten Gefahren lauerten. Behutsam setzte der Attentäter einen Fuß vor den anderen, um möglichst kein unerwünschtes Geräusch zu verursachen und hoffte dass er dabei immer noch schnell genug war, um nicht oben den leblosen Körper seiner asarischen Pilotin vorfinden zu müssen. In der gewünschten Etage huschte der Schleichkünstler an einer offenen Tür vorbei, aus der ein Lichtkegel in das Treppenhaus schien und drückte sich mit dem Rücken neben den Türrahmen. Vorsichtig schlüpfte Thalia mit gezogenem Messer in das Zimmer, doch bereits kurz darauf steckte er seine Waffe wieder weg, als er sich erhob und an den OP-Tisch herantrat. Lag ich also richtig. Ein letzter Blick wurde zur Tür geworfen um sicherzugehen, dass niemand das Wiedersehen mit Geist stören würde. Die feingliedrigen Finger eines Künstlers griffen nach einem Skalpell, welches neben dem Tisch lag. Keine losen Enden, ging es Nereus durch den Kopf als er inmitten des klinisch weißen OP-Saals den schlummernden Turianer betrachtete, dessen Brustkorb sich langsam hob und senkte. Gerade als der Drell zum entscheidenden Schnitt ausholte, fiel ihm aber ein, dass es sicherlich schlau wäre die Gerätschaften, die die Vitalfunktionen von Geist beobachteten, auszuschalten, da diese ansonsten unschöne Geräusche von sich geben würden. Nachdem also dieses Hindernis aus dem Weg geräumt worden war, setzte ein sauberer Schnitt der Existenz des Turianers ein Ende. Die Schmerzmittel mussten so stark gewesen sein, dass Geist nicht mal spürte wie langsam das Leben aus ihm schwand. Sein Brustkorb hob sich schließlich an und senkte sich daraufhin noch zwei, drei Mal ehe er ruhig liegen blieb. Ohne einen Moment der Andacht, legte daraufhin Thalia das Arztbesteck zur Seite und begab sich in schleichender Körperhaltung wieder hinaus in das Treppenhaus um Lyria einzuholen.

    Irgendetwas in Kain sagte ihm, dass er seine blaue Freundin draußen beim Taxi finden würde. Sie wollte ihre persönlichen Sachen holen. Es musste so sein, denn nichts anderes hätte in Lyrias Zustand die Mühen gerechtfertigt, welche die junge Asari momentan unter Einsatz ihres Lebens auf sich nahm, folgerte der Drell als er ein Fenster öffnete. Und so sollte Kain feststellen, dass er bereits ein zweites Mal an diesem Mittag richtig gelegen hatte, als er ein bläuliches Alien erspähte, welches bei dem Taxi lag. Einen Wimpernschlag später war der ehemalige Diplomat beim Gefährt angekommen und widmete sich seiner Pilotin. Kain reichte der Verletzten seine unbeschadete Hand, damit diese aufstehen konnte. „Jekaterina befindet sich schon beim Shuttle?“, fragte der Drell sofort. Er musste einfach wissen wie es der Menschenfrau ging. Wäre sie verletzt oder getötet worden, könnte er es sich nicht verzeihen versagt zu haben. Als Lyria ihm die erlösende Antwort gab, seufzte der sonst so gefasste Attentäter erleichtert. „Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren, Lyria. Sie gehen bitte nun zu dem Shuttle, ich habe hier noch etwas zu erledigen“, erklärte sich der Assassine und zeigte mit seiner unverletzten Hand auf die Eingangstür.


    15:41Uhr
    Geändert von Kain Thalia (12.11.2012 um 14:24 Uhr) Grund: Änderung aufgrund des Plots & geistiger Umnachtung seitens des Autors

  10. #110
    ME-FRPG-only Avatar von Lyria Barian
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    Nos Astra - Obere Ebenen
    Anwesen von Dr. Orlow,
    15:41 Uhr


    Nereus...? Lyria blinzelte nochmal. War er es wirklich oder ein weiterer Angreifer? Grelles Licht drang in ihre Augen, davor zeichnete sich, undeutlich und verschwommen, der Drell ab. Blinzeln. Dunkelheit.

    „Jekaterina befindet sich schon beim Shuttle?“

    Die Asari zuckte zusammen, Schmerz prallte wie ein Pingpong- Ball von den Innenwänden ihres Schädels ab. Ihre Augen flatterten. war wohl kurz weg...
    Dann erst erreichte die Frage ihr Hirn. Sie wollte antworten, doch alles, was sie ihren Lippen entringen konnte war ein undeutliches Grunzen. Ihr Mund war trockener als ein Alkoholiker auf kaltem Entzug. Sie leckte sich über die Lippen, der süßlich- herbe Geschmack von Blut breitete sich in ihrer Mundhöhle aus.
    "Ja." Oder zumindest hoffte sie das. Schließlich hatte sie den Doktor ziemlich überstürzt in die Garage gestoßen. Ihre Augen funktionierten zwar allmählich wieder, dafür schien es ihr Hörorgan schlimmer erwischt zu haben. Oder hatte der Drell tatsächlich gerade geseufzt?

    „Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren, Lyria. Sie gehen bitte nun zu dem Shuttle, ich habe hier noch etwas zu erledigen“
    Jetzt registrierte sie die Hand, die er ihr schon geraume Zeit anbot. Sie wollte aufstehen. Ohr wurde augenblicklich schwindlig, in ihrem Magen rumorte es. Ihr war kotzübel, auch wenn sich zeitgleich ein flaues Hungergefühl in ihre Eingeweide fraß. Sie verfluchte ihre biotischen Fähigkeiten in allen ihr bekannten Sprachen. Langsam, unkoordiniert und schwankend brachte sie sich in eine sitzende Position.
    "Vergiss es, Nereus. Ich bin fertig.", krächzte sie tonlos. Sie hatte so gut wie keine Kontrolle mehr über ihren Körper, die Barriere hatte sie das letzte Quentchen Kraft gekostet. Sie hob den Blick. Schweiß, Dreck und Blut klebten ihr im Gesicht. Dann geriet ihr Oberkörper ins Kippen, eh sie sich versah prallte sie mit der Schulter gegen die Hülle des Taxis.
    Taxi?
    Ihre Augen, fast wieder ganz geschlossen, öffneten sich plötzlich so weit es ging. Sie schaute den Drell an.
    "Meine Tasche! Im Kofferraum."
    Mit etwas Glück waren sie noch drin. DIE könnten ihr helfen...

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