Die Citadel: Zivile Andockbuchten
Tag 7
02:22 Uhr
Jordan stand in den Andockbuchten und lenkte wie an jedem Ort viele Blicke auf sich. Doch im Gegensatz zu vielen Gegenden waren es hier meist geldlose Perverslinge und hässliche Kerle. Sie schaute auf eine digitale Zeitanzeige und setzte sich in Bewegung. Ihr Gang war elegant und aufreizend, aber innerlich brodelte es in Jordan, denn ihre Schuhe nervten sie und während sie so zu ihrem Bestimmungsort ging, dachte sie mit Unwill an ihren Herflug:
Während das Shuttle automatisch seinen Zielort ansteuerte, schlief Jordan ganz tief und ruhig. Sie hatte nicht sonderlich viel Schlaf in den letzten Tagen gefunden. Genauer gesagt findet man nie viel Schlaf bei einem solchen ausschweifenden Leben. Auch die durch Medikamente verursachte Ruhepause war nicht sonderlich erfüllend gewesen. Erst ein ziemlich nerviger Ton weckte sie. Es war das Signal, dass ein Massenportal nahe ist. Es ist das letzte auf ihrem Flug, welches Jordan genau ins Sahrabarik-System bringt.
Als sie die Einstellungen für den Sprung vornahm, konnte Jordan den Rest dem Computer überlassen. Der Autopilot würde sie dann direkt zur Station führen. So konnte sie sich wenigstens fertig machen. Eine Dusche gab es zwar nicht, aber waschen konnte sie sich an einem behelfsmäßigen Waschbecken. Torlan oder wer auch immer dieses Shuttle vorbereitet hatte, hatte etwas billige Seife und muffige Deodorants zu dem Waschpott gelegt. Sauber und desinteressiert schaute sie sich ihre Arbeitssachen an. So was konnte echt nur ein Mann sexy finden:
Fußschmerzverursachende High-Heels. Eine Lackhose, in der man garantiert nicht laufen kann und schwitzen wird. Ein bauchfreies Tank Top in einer grässlichen Farbe und der passende BH dazu natürlich mal wieder einige Nummern zu klein.
„Da quillt ja alles wieder sonst wo raus!“
Sie meckerte ohne Unterlass, während sie sich anhoste. Musste zwei Versuche unternehmen die Hose zu schließen und beschwerte sich über fehlende Accessoires. Aber was soll man machen, ist nun mal Arbeit. Sie stellte sich vor den Spiegel und machte sich die Haare. Offen fallend mit einer verspielten Strähne über dem linken Auge. Als sie sich schminkte, kam sie der Station immer näher und als Jordan grade ihre Lippen nachzog kam der allgemeine, fordernde Funkspruch:
„Sie nähren sich Omega! Identifizieren sie sich und nennen sie ihren Grund des Besuchs!“
Jordan stöhnte genervt und wackelte zum Terminal. Im stehen drückte sie den Kommunikationsknopf und sprach einfach laut:
„Silvia Peterson, für Torlan Industries“
Der Mann am anderen Ende räusperte sich überrascht:
„In Ordnung. Bucht drei. Willkommen auf Omega“
Jordan ließ den Knopf los und ging ans Steuer. Sie musste manuell in die Docks lenken. Da das Shuttle aber klein war, war dies kein Problem. In Parkposition nahm die Frau die letzten Sicherungseinstellungen vor und ging wieder zum Spiegel. Als sie sich fertig aufgebrezelt hatte blickte sie sich noch einmal an. Alles passte… mehr oder weniger und die Männer und mit Sicherheit einige Frauen würden ihr äußerst begierig nachgaffen.
„Toll siehst du aus, Süße“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, „Wie eine Nutte! Aber wenigstens keine billige!“ Sie sah noch einmal zum Spiegel: „Kein allzu billige!“
Und damit war ihr Gedankengang beendet und sie lief über die Staubige Straße von Omega. Die Blicke immer noch auf sich ziehend suchte sie nach ihrem Mittelsmann. Was heißt Mittelsmann? Das klingt wie ein menschliches Wiesel mit Augenklappe und Sprachfehler. In diesem Fall war es jemand, den Jordan zwar erst durch ihren Arbeitgeber kennengelernt hat, aber nun war sie mit ihm befreundet. Und wenn man vom Teufel spricht, oder von ihm denkt, war er auch schon da.
Mitten auf der Straße stand er, ein Kroganer, aber selbst unter seiner eigenen Rasse war er ein Hüne. Ein breites Grinsen bildete sich in seinem Gesicht. Die Arme ausgebreitet ging er auf Jordan zu, diese trappelte etwas schneller uns ließ sich umarmen. Aber der Kroganer deutet es nur an, er wollte das Menschlein ja nicht zerbrechen.
„Chark mein Großer. Schön dich zu sehen“
„Geht mir auch so. Wie war der Flug?“
„Ich musste mich in diesen Nuttenfummel zwängen. Da kann man den Flug zu dieser beschaulichen Station kaum genießen!“
Chark lachte herzhaft. Das war ihm sehr wesenseigen. Er war immer gut gelaunt und zu seinen Freunden sehr familiär. Aber zu seinen Feinden… so richtig betrachtet kannte Jordan keine Feinde von Chark. Er arbeitet nicht direkt für Torlan, er arbeitet für irgendein hohes Tier auf Omega, aber er redete nicht davon. Er wusste was er tat, er war auch schon sehr alt. Über 900 Jahre. Jordan kannte kein älteres Wesen persönlich.
Wieder einmal dachte sie darüber nach: Kroganer und Asari können sehr alt werden. Aber sie scheinen nicht wie Menschen alt und gebrechlich zu werden. Auch Falten bekommen sie nicht. Sie dachte darüber nach ob Kroganer und Asari überhaupt aus Altersschwäche sterben können. Sie hörte noch nie von einer Asari die ‚Sanft’ entschlafen ist. Vielleicht sind sie tatsächlich unsterblich und kommen nur durch Kampfhandlungen um. Aber das war jetzt egal. Darüber kann sie wieder ausgiebig reden, wenn sie betrunken an der Theke sitzt.
„Du bist ja ausnahmsweise mal spät dran!“
„Hatte noch einen alten Freund getroffen. Lass uns gehen“
Der Kroganer führte sie sanft Richtung Afterlife. Nun senkte er etwas die Stimme und blickte sich bedacht um, während sie gingen.
„Also. Hier die Fakten: Der Typ heißt Mike Schmidt. Ein Schmierlappen wie er im Buche steht. Steht auf alles was Brüste und Arsch hat. Dürftest keine Probleme haben ihn rumzukriegen“
„Oh! War das ein Kompliment?“
„Aber klar doch, Kleine!“ und er kniff sie sanft in den Rücken
„Aber weiter: Trink ein bisschen was mit ihm und mach ich an. Irgendwann wird er mit seinem Appartement angeben wollen und dich mitnehmen. Die Scanner sind im Türrahmen. Hoffen wir mal die entdecken deine Implantate nicht“
Jordan nickte und Chark fuhr fort:
„Die Daten sind unter dem Codewort ‚Terra’ gesichert. Mach ihn müde… wie auch immer“, er zwinkerte verführerisch und Jordan grinste sarkastisch, „schnapp dir die Daten und raus!“
„Woher weißt du eigentlich immer so viel?“
Chark warf die Hände hoch: „Ich? Ich weiß gar nichts!“
Dann beugte er sich runter: „Aber im ernst: Das ‚sollte’ dich nicht interessieren. Könnte dich deinen kleinen, hübschen Kopf kosten!“, doch er lächelte bei dieser Warnung.
„Gut, Jordan. Er mag Hunde, trinkt Scotch und er liebt dieses Parfüm hier“, er hielt ihr ein teures Fläschchen hin, welches Jordan entgegen nahm.
„Riecht besser als das, was sie auf dem Shuttle hatten“, und die sprühte sich ein, „wird er das in dem Club überhaupt riechen?“
„Keine Ahnung. Aber sicher ist sicher!“, und er lachte wieder aus voller Seele.
Sie waren am Club angekommen und Chark deutete Jordan an kurz zu warten. Der massige Kroganer ging zum Eingang und sprach mit einem Türsteher. Dieser funkte jemanden etwas durch. Nach etwa drei Minuten wurde ein angetrunkener Batarianer rausgeschleppt und unter Protest etwas unsanft gebeten zu gehen. Chark wank Jordan heran.
„Was war das denn?“
„Hey nur weil ich dich schnell reinbringe, heißt das nicht, dass ich mich nicht an die Regeln halten muss. Einer raus, einer rein. Zwei raus, zwei rein. Die Anzahl im Club soll nicht überschritten werden“
Jordan grinste und nickte verständnisvoll.
„Du wirst mich jetzt verlassen. Wir sehen uns eventuell später. Dann trinken wir einen zusammen!“
„Ich freue mich!“
Sie zog leicht an seinem Kopf und der Kroganer beugte sich leicht nach unten. Jordan küsste ihn kokett auf die Wange und segelte dann in den Club, der Türsteher hielt ihr schon sabbernd die Türe auf. Es kam Protest in der Schlange vor dem Club auf. Aber manche schauten einfach nur dem wackelnden Hintern nach, der da in den Club ging. Und das war für manche auch eine gewisse Art von Entschädigung.
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