„Wow wow wow! Ganz langsam jetzt!“, mischte sich der Kopfgeldjäger energisch ein als sich die beiden Hacker anfingen gegenseitig anzublaffen und sich gegeneinander wie zankende Kinder zu stemmen. Er hatte erst noch ein paar Sekunden gebraucht um die letzten Worte des Doktors vollständig zu erfassen. Es gab ein Heilmittel! Es gab ein Heilmittel für ihn!
Viel hatte der Kitteltragende Mistkerl in seiner Abschiedsnachricht darüber nicht verloren, doch war es genug gewesen um Bardans Hoffnung als auch seine Beunruhigung zu stärken. Diese Kopfschmerzen die ihn in letzter Zeit, geradezu in regelmäßigen Abständen quälten, rührten also tatsächlich von dem Mittel das Juusik im verabreicht hatte. Es schien wohl doch einiges mehr mit ihm anzustellen als sein Äußeres dermaßen zu verunstalten. Bardan wollte gar nicht wissen was sonst noch alles kommen würde. Wenn man Juusiks Worten Glauben schenkte würde es wohl noch deutlich schlimmer werden. Aber nicht wenn er das Heilmittel in die Finger bekäme.

„Dieser Sack hat gerade etwas von einem Heilmittel für mich geschwafelt! Und das ich nicht mehr viel Zeit habe! Sucht gefälligst danach!“, befahl er den beiden herrisch.
Amaya war es die antwortete, ohne von der Tastatur aufzusehen.
„Wir haben alle nicht mehr viel Zeit, wenn ich die Selbstzerstörung aufhalten soll. Und ich muss noch die Forschungsdaten sichern, sonst sind sie verloren!“
„Und was ist mit dem Heilmittel!?!“, blaffte Bardan heftig zurück.
„Ich weiß nicht ob dafür dann noch Zeit ist.“
Kurz verschlug es dem Menschen den Atem. Der Rest der Gruppe wär ähnlich still und lauschte, wie ein stilles Publikum. Selbst Luseym schien, obgleich er immer noch versuchte den Bemühungen der Quarianerin entgegen zu treten, mit einem Ohr zu zuhören. Der Biotiker achtete gar nicht darauf.
„Was?!?“, entfuhr es ihm schließlich. Wut schwang in seiner Stimme.
Sie zögerte mit ihrer Antwort. Schien sich die Worte erst abringen zu müssen.
„Ich glaube nicht, dass ich das Heilmittel rechtzeitig finden werde. Nicht wenn ich die Forschungsdaten sichern will.“
„Du wirst mich einfach verrecken lassen, für dein verdammtes Geschenk?“
„E-es ist ein Geschenk wie es, es noch nie gegeben hat.“, war ihre wacklig werdende Antwort, während sie stur auf den Bildschirm blickend weitertippte. „Es ge-geht hier um mein ganzes Volk. Es könnte so viel bewirken!“
So war es also. Bardans Enttäuschung und Bestürzung wurden nur von seiner Wut übertroffen.
„Und was ist mit mir?“, fragte er nun schon fast ruhig klingend.
„Ich…Ich…vielleicht hat er gelogen. Vielleicht gibt es kein Heilmittel. Vielleicht will er uns nur gegeneinander ausspielen. Ich kann das einfach nicht riskieren.“, sie zögerte. Ihre Worte klangen wohl selbst in ihren eigenen Ohren hohl und sie wandte den Blick nach hinten zu ihm, wollte ihm ins bleiche Gesicht sehen, doch sie schien den Blickkontakt nicht ertragen zu können. „Es geht um so viel…es tut mir Leid.“
Dann wandte sie sich ab von ihm, setzte ihre ganze Aufmerksamkeit darin sich ihr Pilgergeschenk zu ergattern und sich gegen Luseym zu stemmen. Als wäre sie allein mit ihm im Raum. Als gäbe es nichts anderes in der Galaxie.
Für eine Sekunde entglitt Bardan der Gesichtsausdruck und alle seine Emotionen, wie widersprüchlich sie auch waren, glitten auf einmal über seine entstellten Züge. Trauer, Enttäuschung, doch vor allem Zorn. Sie hatte sich also entschieden. Gegen ihn.
Und sie blieb nicht die einzige.

Ein leises Klicken ertönte hinter Bardan, der die Quarianerin, immer noch anstarrte. Es war mehr einem Gefühl, einer Ahnung zu verdanken das der Mensch noch rechtzeitig reagierte.
Ein Knall fuhr durch die eben noch vorhandene Stille. Hätte Bardan nur eine Sekunde später zur Seite gedreht, wäre sein Schädel in einer rötlichen Wolke explodiert, durch den Schuss der quasi aufgesetzten MP der Asari. Stattdessen zischte der Schuss gar nicht mal so weit von den beiden Hackern entfernt vorbei während Bardan mit einem kräftigen Schlag auf ihre Hand Sarriz entwaffnete. Während die MP schlitternd über den Boden rutschte setzte der Mensch gleich nach und schlug nach der frustriert knurrenden Asari.
Sarriz blockte jedoch Bardans wilden Hieb und trat ihm mit einem Beinfeger zu Boden. Hart landete Bardan auf den Rücken, sodass ihm die Luft weg blieb, während Sarriz gleich darauf nachsetzte um auf ihren Gegner einzutreten.
Rasch holte Bardan liegend nach hinten aus und stieß seine bläulich schimmernde Faust nach vorne. Sarriz versuchte biotisch zu kontern doch kam ihre Gegenmaßnahme zu spät und sie wurde mehrere Meter zurück geschleudert. Geübt schossen Bardans Beine in die Höhe nur um gleich darauf wieder nach unten zu schnellen, während er gleichzeitig sein Gewicht auf seine Schultern verteilte. Den Schwung nutzend und mit den Armen unterstützend kam der Mensch in einer einzigen fließenden Bewegung wieder auf die Füße, quasi Angesicht zu Angesicht mit Brok…oder besser gesagt mit seinem Sturmgewehr.
„Schieß doch endlich!“, schrie die Asari zornig als gleich darauf auch schon das mittlerweile vertraute Rattern der Waffe einsetzte. Nur mit einem Hechtsprung gelang es dem Menschen noch in allerletzter Sekunde in Deckung zu hechten, hinter einen der Labortische, sodass die geballte Ladung des Gewehrs lediglich den Kunststoffboden aufriss.
Hastig erneuerte, der in der Deckung kniende und fluchende Mensch, seine angeschossene Barriere. Das Sarriz, die gerade zu ihrer verlorenen MP rannte, ihm in den Rücken fiel überraschte ihn nicht wirklich. Das der gerade nachladende Kroganer sich ihr gleich darauf anschloss auch nicht. War schließlich nicht das erste Mal das sie auf ihn schossen. Das alles war nur eine Frage der Zeit gewesen. Die einzige Tatsache die ihn fluchen ließ waren die Umstände und dass er es nicht hatte kommen sehen.
„Hier endet es, Bardan!“, brüllte der Kroganer sein Sturmgewehr auf den Tisch ausrichtend. „Du wirst niemanden mehr etwas zu Leide tun!“
In der Unterzahl und das auch noch gegen eine Biotikerin und eine Zwei-Meter-Kampfechse, dachte sich Bardan sarkastisch, seine Pistole mit beiden Händen fest umklammernd. Besser geht’s nicht.
„Dachte das hätten wir hinter uns!“, entgegnete er schnippisch als er sich auf den Kampf bereit machte.