Seite 19 von 20 ErsteErste ... 917181920 LetzteLetzte
Ergebnis 181 bis 190 von 199
  1. #181
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
    Registriert seit
    15.10.2012
    Beiträge
    20

    Standard

    Off: In Absprache mit Chaosmango gebaut

    Erstmals schien Diomes seine ganze Konzentration walten zu lassen. Seine sonst so irrationale Verhaltensweise schien sich wieder zu legen und er stellte ein paar akzeptable Fragen. Vielleicht machte ihn ja die Anwesenheit seines Freundes etwas… mental stabiler. Aber ein paar Sprüche konnte er sich natürlich nicht nehmen lassen. Wie dem auch sei, Bendorin gab die Hobby-Psychoanalyse auf und ging die Geschichte noch einmal durch.
    „Nun, wenn wir es tatsächlich lebendig zum Shuttle-Eingang schaffen, werden wir uns wohl aufteilen. Da ihr zwei“, er deutete zu Thank und Novel. „euch freiwillig gemeldet habt den Eingang zu bewachen, könnt ihr das gerne machen. Im Inneren sollten wir zuerst die Stromzufuhr und den Kontrollraum übernehmen, um gegen eventuelle Sicherheitsmaßnahmen vorgehen zu können. Wenn du dich dafür freiwillig meldest, Diomes, werde ich es dir sicher nicht verbieten. Dort gibt es entweder einen Sicherungskasten oder eine Konsole, die du benutzen solltest.“
    „Im Zweifelsfall lässt es sich bestimmt auch mit ein paar Kugeln und etwas Feuerwerk verlässlich abschalten.“, ergänzte Carter auf seine bevorzugte hämische Weise.
    „Nein, auf keinen Fall!“, schrie die Quarianerin plötzlich auf. „Die Stromzufuhr ist direkt an die Lebenserhaltungssysteme des Bezirks angekoppelt. Wenn ihnen etwas zustößt erstickt der gesamte Bezirk innerhalb weniger Minuten.“
    Der Mensch gab ihr einen Blick vollkommener Gleichgültigkeit gepaart mit einem entsprechenden Schulterzucken. Diesem Wahnsinnigen war der Tod tausender ahnungsloser Zivilisten scheinbar absolut egal, wenn es ihm nicht gar Freude bereitete. Bendorin wusste nicht was er dazu hätte sagen können. Amaya nahm ihm glücklicherweise diese Aufgabe ab.
    „Das gilt auch für die Lebenserhaltung innerhalb der Basis.“, fügte sie langsam hinzu.
    „Oh.“ entfuhr es dem Killer. „Dann sollten wir das vielleicht auf später verschieben.“

    Für eine Sekunde machte sich Stille im Raum breit. Dann ergriff der Salarianer wieder das Wort und versuchte die Planung wenigstens ein kleines Stück voran zu treiben.
    „Also, die Stromversorgung ist folglich empfindliches Gebiet. Am wichtigsten ist sowieso das Kontrollzentrum.“ Er deutete auf den entsprechenden Punkt in der holographischen Projektion. „Aber es führen mehrere Wege dorthin. Für bessere Aufklärung und zur feindlichen Verwirrung sollten wir in Splittergruppen vorstoßen. Ich empfehle drei Zweiergruppen. Amaya ist vermutlich am besten an den Kontrollkonsolen, also sollte sie den kürzesten Weg nehmen. Ich vermute Carter ist für sie die geeignetste Begleitperson. Sarriz und ich sind die leichtesten, deshalb können wir den Weg mit dem kleinen Bogen hier am ehesten in Kauf nehmen. Brock und Diomes nehmen dann schließlich den breiten Gang. Fragen oder Einwände soweit?“, er hielt kurz inne und schaute in die Runde. Natürlich waren nicht alle über Bendorins dominantes Auftreten glücklich, aber bisher war er wohl niemandem direkt auf die Füße getreten. Der Mensch lauschte auf eine günstige Gelegenheit wartend wie die Schlange die er wohl war, Amaya versuchte die beschriebenen Punkte und Routen auf ihrer Darstellung möglichst erkennbar hervorzuheben, die Asari-Söldnerin lauschte konzentriert den Ausführungen, der Kroganer und der Turianer tauschten kurz abschätzende Blicke aus. Da sich jedoch keiner meldete fuhr Ben fort.
    „Vom Kontrollraum aus können wir uns einen detaillierteren Plan des Gebäudes beschaffen, der uns den weiteren Vorgang erleichtert. Die weiteren Feinheiten werden wir dann dort schnell ausmachen. Auf jeden Fall sollte jemand die Stromzufuhr sichern. Diomes, wenn du noch immer bereit bist den Job zu übernehmen, dann sei vorsichtig. Wir suchen dir einen sicheren Weg und möglichst viele Informationen, aber du solltest trotzdem eine Menge Wachsamkeit an den Tag legen. Mehr als ein Mann zur Begleitung könnte zu auffällig werden. Wenn du etwas Nützliches wie Atemmasken oder Schutzanzüge finden würdest, wäre das natürlich der große Jackpot. Aber weiter: Brock will anscheinend zum Gefangenentrakt.“, der Kroganer nickte kurz mit einem bedrohlichem Schnaufen. „Das lässt sich bestimmt auch einrichten. Der Rest will etwas von Juusik. Amaya, es wäre am besten wenn du in der Kontrollzentrale bleibst. Die Daten auf die du so versessen bist, bringt dir jemand auf dem Rückweg mit.“
    Die Quarianerin verschränkte ihre Arme demonstrativ.
    „Ach, wirklich? Und wer genau bringt mir mein Pilgergeschenk? Du etwa?“, gab sie in einem spöttischen Unterton von sich. Sie machte sichtlich keinen Hehl aus ihrem Misstrauen. Und leider war es gerechtfertigt.
    „Wenn dir der Lieferant so wichtig ist, kannst du dir einen bei Gelegenheit aussuchen. Ich dachte du willst dein Paket möglichst sicher bekommen und ich weiß am besten wie es aussieht. Aber für solche Details ist auch später noch Zeit. Fällt jemandem etwas ein, dass wir jetzt regeln sollten?“
    Carter wollte gerade etwas sagen, was vermutlich wieder Bens Aufschieben von Problemen anprangern sollte und seine Position schwächen würde, aber Sarriz kam ihm zuvor.
    „Wir sollten eine gemeinsame Komm-Frequenz ausmachen, wenn wir uns in der Basis aufteilen werden.“, sagte die Söldnerin schnell. Kleine Streitereien schienen sie zu langweilen, wenn es nicht ihre eigenen waren.
    Bendorin nickte auf den Vorschlag und gab allen Anwesenden eine Frequenz über sein Universalwerkzeug durch.
    „Aber beschränken wir die Funksprüche auf das rein notwendige Minimum; nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand mithört.“, merkte er noch kurz an.
    „Plant so viel ihr wollt, aber unter Feuer nimmt die ganze Geschichte schon wieder ihren eigenen Lauf.“, spottete der Mensch noch nachträglich. „Also verlasst euch nicht auf die Träumereien, die ihr euch mal hier eben schnell konstruiert habt. Am Ende sieht die ganze Sache garantiert wieder ganz anders aus.“
    Ben nickte nur leicht zustimmend. Er wollte keine Diskussion über die Nützlichkeit eines Einsatzplanes mit ihm führen. Sein Mund fühlte sich trocken von dem langen Vortrag an und im Grunde hatte das Bleichgesicht ja Recht. Dann schaute er noch einmal in die Runde, aber es schien keine weiteren Kommentare zu geben. Es war Zeit aufzubrechen. Endlich.
    „Du kennst einen Weg zu den Schächten?“, sagte er zu Carter, der bei der Realisierung seiner scheinbar überlegenen Ortskenntnis mit einem breiten Grinsen im Gesicht nickte. „Dann sind wir direkt hinter dir.“

    Der Mensch führte die Gruppe raus aus dem schäbigen Gebäude durch die Straßen des Sintoit-Bezirks. Er achtete dabei darauf, sie durch kleinere Nebengassen zu führen und große, offene Plätze zu meiden. Das zahlte sich auch aus: Auf den Straßen schien es einen großen Anlauf zu geben. Hatte vielleicht was mit dem Frachter zu tun, der aus den Wolken gefallen ist und den vielen Toten, die um ihn herumlagen. Das war jedoch für sie im Moment nicht sonderlich wichtig. Der Weg zog sich durch die eigensinnige Route etwas hin. Nach ein paar weiteren Abzweigungen – Ben hatte schon fast den Überblick verloren – kamen sie schließlich an. Vor ihnen stand eine schwere, staubige und rostige Luke mit mehreren Drehhebeln und fast vollständig verblassten Aufschrieben schief an der Wand. Nach ein paar Hebeldrehungen von Carter hörte man das dumpfe Geräusch des Metallriegels und die Tür öffnete sich mit einem schmerzbringenden Quietschgeräusch, das wunderbar lange in den Ohren nachhalte. Dahinter offenbarte sich eine Leiter, die schräg abwärts in die Tiefe führte. Am unteren Ende war eine weitere Luke von ähnlicher Qualität hinter der sich schließlich die berüchtigten Tunnel offenbarten.
    Die breiten Gänge hier waren definitiv nicht auf Fußgänger ausgelegt. Der Boden war uneben und überall ragten verbogene Metallteile und felsengroße Steine heraus. Nebenbei schien auch noch die künstliche Gravitation ein winziges Stück schwächer zu sein. Gerade so viel, dass man es erst merkte, wenn man ins Stolpern geriet. Ergänzend dazu lag ein grausamer Gestank gnadenlos gleich verteilt im Raum. Selbst durch die Filter seines Helmes kam der Geruch der uralten, abgestandenen Luft und Bendorin entfuhr ein angewiederter Seufzer. Wieso können solche Aufträge einen nicht einmal an einen Ort bringen, der wenigstens angenehm riecht? Naja, aber um ehrlich zu sein: Für die Parfümerieabteilung habe ich wohl nicht die richtige Ausbildung gemacht.

    Nach etwas weniger als zehn Minuten blieb die Gruppe an einer Ecke stehen. Dahinter offenbarte sich der angekündigte Wachposten gerade noch in Sichtweite. Der Salarianer spähte behutsam den Posten aus. Ein umgebauter kleiner Schutzbunker für mögliche Tunneleinstürze aus Stahlbeton. Auf dem Dach war eine größere Antenne für stabilere Übertragungen angebracht. Eine weite Öffnung quer über die Seite, diente als provisorisches Sichtfenster. Genau auf Kopfhöhe des darin sitzenden Personals und damit ideal für einen Scharfschützen in der richtigen Position. Die schienen in dieser Gegend wohl eher selten aufzutauchen. Warum nur? Was sollte einen davon abhalten hier herumzuspazieren?
    Bendorin winkte den Schmuggler und den Blue-Suns-Söldner zu sich und deutete auf etwas, das wie ein verbogener, halb aus dem Gestein ragender Metallpfeiler aussah. Die elitären Spitzenarbeiter Omegas hatten es wohl irgendwann einmal geschafft dieses riesige Gerät auf die einzige Position zu bringen, die es vollkommen Nutzlos machte. Zumindest was die Bergarbeit betrifft. Für einen guten Schützen hingegen war es eine fast schon ideale Position. Schutzgebend und verdeckt, es fehlte nur noch die Sonne im Rücken, aber das war einer der Orte an dem sie niemals scheint. Die künstliche Beleuchtung war in den Tunneln spärlich angebracht und schränkte die Sicht auf größere Entfernungen ein. Die Beleuchtung innerhalb des Wachpostens machte die Männer darin hingegen zu Schießbudenfiguren.
    „Einer nach dem anderen bezieht darunter Stellung.“, wies er die zwei an, während er durch das Zielfernrohr seiner Mantis um die Ecke spähte. „Vermutlich haben sie Bewegungssensoren, die auf Shuttles ausgelegt sind. Ein einzelner Mann geht neben dem einheimischen Ungeziefer auf den Anzeigen unter, wenn er sich nicht all zu dumm anstellt. Wartet jeweils auf mein Signal und haltet den Kopf unten. Wenn wir drüben sind gebe ich euch die Ziele vor. Keiner, ich wiederhole, keiner schießt ohne mein Kommando, ganz gleich was passiert. Thank, du gehst zuerst. Bereit?“, bei seinen letzten Worten sah er wieder den beiden ernst und eindringlich ins Gesicht. Der Drell nickte ruhig und zog sein Gewehr. Ben schaute wieder zum Wachposten und wartete auf den richtigen Moment. Schließlich gab er ein Handsignal und hörte wie sich sein Hintermann in Bewegung setzte. Dasselbe Spiel gab es noch mit dem Turianer. Als dieser dann auch auf der anderen Seite war, machte sich der Salarianer selbst bereit. Lange warten musste er nicht. Das Personal des Postens war freundlich ausgedrückt ein fauler Haufen, der wenig auf die Systemanzeigen speziell und seine Arbeit allgemein gab. Keine Minute später war auch Ben hinter den Pfeiler gerückt und hatte sich in Schussposition gebracht. Flach auf dem Bauch lag er im Schatten des vorragenden Pfeilers. Die anderen hatten je ihre eigene favorisierte Haltung eingenommen.
    Im Wachposten befanden sich lediglich zwei Personen, beide in ihren Söldner-Rüstungen mit Helmen. Der eine war mit hinter dem Kopf gelegten Armen in seinen Stuhl gelehnt und starrte vermutlich im Halbschlaf auf ein paar Anzeigen. Bendorin gab dem Schmuggler Anweisung, diesen aufs Korn zu nehmen. Der andere Wachmann stand sich an eine Wand lehnend mit einem Data-Pad in der Hand, in das er so tief versunken war, dass es entweder eine komplexe Abhandlung über die Vielschichtigkeit der Dialektik von Gut und Böse war oder die neuste Ausgabe seines Lieblings-Schmuddel-Magazins. Diesen sollte Diomes übernehmen. Ben selbst übernahm die Unterstützungsrolle des Spotters, der unter anderem die Ziele zuteilt und äußere Begebenheiten miteinbezieht. Mittlerweile wurde dieser Aufgabenbereich in militärischen Einheiten meistens von VIs und anderen technischen Tricks und Kniffen erfüllt. Aber für eine nicht abgestimmte Gruppe mit uneinheitlicher Ausrüstung war es vermutlich gar nicht so schlecht einen Mann dafür zu haben. Außerdem hielt der Salarianer sich bereit einen eigenen Schuss für den Notfall abgeben zu können.
    „Wenn eure Waffen auf fünfhundert Meter getrimmt sind solltet ihr leicht niedriger Zielen. Wir sind nicht ganz so weit entfernt und die niedrigere Schwerkraft lässt die Kugeln langsamer absinken. Ihr schießt gleichzeitig auf drei. Fertig?“, er hörte, wie beide ein kurzes „Ja“ von sich gaben. „Dann los. Eins… zwei… drei!“
    Die Schüsse kamen mit einer winzigen Verzögerung nach einander zum Erklingen. Dafür ließen beide ihre Ziele mit einem explodierenden rosa Nebel zu Boden sinken.
    „Abschüsse erfolgreich. Ihr könnt vorrücken.“, bestätigte Bendorin über Funk an alle. Der Rest der Gruppe eilte unter Carters Führung ins Innere des Wachpostens, wo sie die Leichen zur Seite räumten und die Quarianerin sich sogleich ans Werk machte. Das Scharfschützenteam folgte kurz darauf, blieb aber davor stehen und spähte weiter die Umgebung aus. Der Shuttle-Eingang war noch nicht zu sehen. Vermutlich lag er gleich um die nächste Kurve. Es dauerte einige Minuten bis Amaya ihr Programm zum Laufen bekam, aber schließlich schaffte sie es rechtzeitig vor der nächsten Statusanfrage der Basis. Es schien sogar zu funktionieren; vorerst zumindest. Im Eiltempo zog die bunte Truppe weiter. Der Mensch wollte wie gewohnt die Führung übernehmen, lief dann aber Kopf an Kopf mit Bendorin. Der Gedanke dem Doktor endlich näher zu kommen machte den Salarianer zunehmend ungeduldiger. Er achtete aber lieber nicht auf Carters Gesichtsausdruck. Vermutlich wären die beiden deswegen irgendwie an einander geraten, würden sie nicht kurz vor einem viel wichtigeren Gefecht stehen.

    Der Eingangsbereich war neben ein paar nicht verladenen Kisten leer. Personal wurde vermutlich nur rausgeschickt, wenn der Wachposten Besucher ankündigte. Das könnte jetzt aber dauern. Nicht einmal eine Kamera spähte über den Bereich. Es sah so aus, als fühlte man sich hier sehr sicher. Der Schwachpunkt liegt bei den meisten im Rücken. Diese Station macht da keinen Unterschied.
    „Also…“, sagte Ben noch mal in die Gruppe. „Jeder weiß, was er vorerst zu tun hat. Thank und Novel bewachen diesen Bereich und sichern das nachrückende Shuttle. Der Rest teilt sich in Gruppen auf und macht sich jeweils auf seinen Weg zum Kontrollzentrum. Wenn alles glatt läuft sehen wir uns auf der anderen Seite.“

  2. #182
    ME-FRPG only
    Registriert seit
    22.03.2011
    Beiträge
    79

    Standard

    „In Ordnung.“, erwiderte Bardan kühl auf die Anweisungen des Salarianers. Man hörte in seinem Ton nicht glücklich zu sein, den Befehlen dieser Amphibie, zustimmen zu müssen, die ihm zu dem auch noch den Rang des Leitwolfes strittig machte, doch er war Profi genug um seinen Unwillen zu bezwingen. Jetzt war schließlich nicht die Zeit für kleinliche Alphamännchenstreitereien. Dafür war später Zeit, spätestens wenn es um die von Amaya heiß begehrten Daten ging.
    Er hatte nämlich nicht vor die Daten die Amaya wollte dem Salarianer in die langen Finger bekommen zulassen und schon noch dafür sorgen das Luseym im Zweifel schneller das Zeitliche segnete als er seinen Namen aufsagen konnte. Und Salarianer konnten das echt schnell. Amaya würde sich vermutlich sonst nur schwerlich ins Bett kriegen lassen wenn sie wegen eines verlorenen Pilgergeschenks rumheulte oder gar die Verfolgung aufnahm.
    Luseym würde schon noch sehen, was es ihm einbrachte Probleme aufzuschieben.

    Wenn es nach ihm ging, würde wohl außer ihm und Amaya, die nicht weit von ihm nervös ihre Ausrüstung kontrollierte, niemand die Basis wieder lebend verlassen und so ganz nebenbei würde er auch die Lebenserhaltungssystme des Bezirks runterfahren. Zu dumm das er bei letzterem wohl drauf gehen würde. Aber er arbeitete bereits an einer Lösung.
    Denn der Gedanke, und der ließ ihn nicht mehr los, ließ sein schwarzes Herz vor Erregung schneller schlagen. Einen ganzen Bezirk Omegas, und damit hunderte wenn nicht tausende Leben binnen weniger Minuten auszulöschen…die Erregung über diesen Gedanken war tatsächlich so groß das der Mensch für einen Moment die Konzentration verlor und verträumt in die Leere blickte.
    Eintausend Seelen in den Tod gerissen. Das würde alle seine bisherigen Taten in den Schatten stellen, das würde die Krönung seines Handelns sein. Das wäre für Bardan weit reizvoller als eine Nacht mit Aria T’Loak persönlich.

    Die Anwesenden im Unwissen über seine finsteren Gedanken lassend, teilte Bardan die Gruppe, gemäß Luseyms Vorschlag, Pärchenweise auf, in der Hoffnung die Infiltration so besser durchführen zu können. Die beiden Bruchpiloten, Brok und Diomes, Luseym und Sarriz, Amaya und Bardan. Außerdem wies er alle an, größtmögliche Funkstille zu wahren, und wenn möglich sich nach Umweltanzügen und der gleichen umzusehen, wie er sagte, für den Fall das man sich beim Rückweg durch die Luftleeren oder giftigen Tunnel durchschlagen musste. Sich selbst machte er die geistige Notiz eventuell dafür zu sorgen, dass nur er an einen Umweltanzug kam. Wenn dann die Lebenserhaltung ausfiel, wären damit gleich sechs Probleme gelöst.

    Lautlos ging die Gruppe in Stellung und wartete auf das vereinbarte Signal. Von hier aus konnten sie halbwegs den als Landeplatz dienenden Bereich überblicken. Der Platz selbst war am Ende dieses Tunnels erbaut worden. Dank des groben Gebäudeplans den sie hatten wussten sie alle wo in etwa sie einsteigen und weitergehen mussten um auf getrennten Wegen zum Kontrollraum zu gelangen. Von hier aus führten mehrere Türen, die in die Gesteinswände eingebaut waren, ins Innere der Basis. Nicht alle von ihnen würden sie dorthin führen, wo sie hin mussten. Tatsächlich gab es sogar ein paar Türen die nicht im Geländeplan verzeichnet waren. Bardan fluchte.
    Entweder war ihr Plan fehlerhaft oder er war veraltet. Beides könnte fatal sein. Unter anderem Umständen hätte der Mensch darauf gedrängt die Sache abzubrechen, da er gerne darauf verzichten konnte geführt durch einen fehlerhaften Plan durch eine vollbesetzte Festung zu irren. Doch dies war vermutlich ihre einzige Gelegenheit.

    „Könnte sein das unser Plan nicht ganz aktuell ist. Erhöhte Vorsicht also!“, riet der Mensch dem Rest der Gruppe und vernahm Sarriz leises Fluchen darauf. Sollte sie ruhig. Es würde nichts ändern. Es gab kein Zurück mehr.
    Noch einmal überprüfte der Kopfgeldjäger routinemäßig seine Ausrüstung, den Status seiner Schilde und blickte in Richtung ihres Zugangspunktes. Er spürte ein vertrautes Kribbeln auf der Haut. Milde Nervosität kroch durch seine Gedärme, wie vor jedem Auftrag.
    Nichtdestotrotz genoss er bereits den sich anbahnenden Nervenkitzel, Jäger und Gejagter zugleich zu sein. Normalerweise bevorzugte er den direkten Weg, so wie es sich für einen Kämpfer, einen echten Krieger auch gehörte. Doch nun durfte er kein Krieger, kein Löwe sein. Nun musste er lautlos, schnell und unauffällig wie ein Schatten sein. Er würde es tun. Wirklich geübt war er in so etwas nicht und eine von dutzenden, bewaffneten und gepanzerten Söldnern bewachte Festung, deren Grundriss sie nur grob kannten, war ein schlechter Ort zum Üben.
    Aber Bardan war nicht der Typ der sich leicht entmutigen ließ und das hörte man in seiner von Selbstbewusstsein starken Stimme, als er sie gedämpft erhob.

    „Ok Leute.“, sprach er konzentriert ins sein Kehlkopfmikro, damit die ganze Gruppe, die sich mittlerweile schon verteilt hatte ihn hörte. „Haltet Funkstille! So kurz vor dem Ziel sollen wir nicht scheitern, bloß weil jemand das Maul nicht halten kann. Brecht sie nur wenn es absolut nötig ist.“
    Kampfeslust und Entschlossenheit mischten sich in seinen Ton. „Holen wir uns den Mistkerl! Wir gehen nun rein.“

    Tonlos vernahm er die Bestätigungen der anderen, ehe er Amaya zunickte und mit ihr geduckt vor eilte, darauf bedacht so lautlos wie möglich zu bewegen. Wirklich begeistert davon sie dabei zu haben war er nicht. Lieber, aus Gründen die er selbst nicht so wirklich verstand, sähe er sie lieber in Sicherheit, doch ihre Entschlossenheit ihr Pilgergeschenk zu ergattern, stählte ihren Willen, sodass sie nicht davon abzubringen gewesen war. Hinter ihnen blieb der Rest der Gruppe zurück, um ihnen zeitlich versetzt und auf anderen Wegen zu folgen. Bis auf Thank und dieser Novell. Sie würden hierbleiben. Versteckt im Schatten eines nahen Nebentunnels und ausschauhaltend nach Feinden.
    Bardan und Amaya unterdessen näherten sich einer der eher unscheinbaren Türen, welche von einigen Frachtkisten umgeben war, in ihrem Fall eine relativ niedrige und breite, die eigentlich für Verladeroboter gedacht war. Neben dieser gab es ein paar weitere ähnliche und eine breitere, von der sie wussten dass sie tiefer in das Herz der Basis führen würde. Kaum hatten die beiden die Tür erreicht, öffnete sich plötzlich die besagte breitere Tür und zwei gepanzerte Gestalten kamen heraus marschiert. Eilig aber dennoch leise gab Bardan Warnung über Funk an den Rest der Gruppe und duckte sich hinter eine der Kisten, bereit im Notfall zu feuern, während Amaya dasselbe tat.

    „…glaube dass du übertreibst.“, sagte die hintere der beiden Gestalten, ein helmloser Turianer, zu seinem Vordermann, ebenfalls ein Turianer, jedoch mit Helm. Beide trugen sie die Rüstungen von Juusiks Söldnern, wobei die des Helmlosen deutlich unordentlicher wirkte.
    „Tu ich nicht!“, erwiderte der Behelmte barsch, in seinen Händen hielt er ein Sturmgewehr, eilig voran schreitend. „Die Bewegungssensoren haben irgendwas registriert! Das gefällt mir nicht!“
    Unbeeindruckt davon meinte der andere, während beide über den Platz liefen: „Sicher nur wieder das Tunnelgetier. Das spinnt doch immer rum, wenn Shuttleverkehr kommt.“

    Lautlos gab Bardan der Quarianerin mit einem Kopfnicken zu verstehen die Tür hinter ihnen zu öffnen, ehe er die beiden Wachmänner unbemerkt hinter den Kisten beobachtete. Kurz überlegte er ob man die zwei, die sich immer noch kurzbündig austauschten, ausschalten sollte. Keinesfalls durften sie so früh bereits auffallen. Andererseits aber würde man sich vielleicht über das Fehlen der beiden in der Basis wundern. Er fluchte im Stillen, während die Pilgerin hinter ihm die Tür mit einigem Tippen auf ihr Universalwerkzeug öffnete.
    Er entschloss sich jedoch vorerst nichts zu tun. Die Augen der beiden waren nicht in ihre Richtung gerichtet. Er und Amaya würden also ohne Probleme an ihnen vorbei kommen. Die anderen vielleicht nicht, also sollten sie entscheiden wie vorzugehen war.
    „Geht nach eigenem Ermessen vor!“, hauchte Bardan ins Funkgerät und verschwand kurz darauf in der Türöffnung. Amaya folgte ihm und schloss die Tür hinter ihnen.
    Vor den beiden erstreckte sich ein kurzer dunkler Gang der in einen kleinen Raum mündete, in welcher im Ruhemodus ein gedrungener Verladeroboter verweilte. Die diffus beleuchtenden Felswände und –böden der Tunnel wichen dunkelgrauem Plastik in dem die Deckenbeleuchtung nur sporadisch Licht spendete. Gleich neben dem Roboter befanden sich ein schmales Belüftungsgitter und eine altmodische Tür mit Klinke. Dies war die Garage für den Verladebot des Landeplatzes. Hinter der Tür befand sich die Werkstatt in welcher, laut Plan ein Techniker für den Bot Dienst hatte.
    Lautlos näherten sie sich der Tür, ehe Bardan sie vorsichtig öffnete und in den Raum dahinter spähte. Ihre Informationen stimmten. Allerlei Werkzeuge und Ersatzteile hingen an den Wänden, eine mechanische Werkbank stand links von Bardan kurz vor der Wand, ihr Gegenüber eine weitere altmodische Tür. Rechts von ihm, an einer Konsole, stand ein schmaler Batarianer und tippte konzentriert auf die Tastatur ein.

    Still gab der Mensch seiner Begleiterin das vereinbarte Handzeichen und dirigierte sie hinter die Werkbank während er den Techniker schussbereit im Auge behielt. Dieser schien wirklich auf seine Arbeit fixiert zu sein und glotze mit allen vier Augen in den Bildschirm. Ein Glücksfall für die Gruppe. Ungern würde Bardan ihn ausschalten. Die Basis erwartete schließlich Besuch und wenn das Shuttle irgendetwas zum ausladen hatte, würden sie den Roboter und dessen Techniker wohl brauchen. Da wäre es doch etwas kontraproduktiv wenn dieser gerade den Boden voll blutete.

    Schleichend folgte der Kopfgeldjäger der ebenfalls schleichenden und geduckten Quarianerin hinter die Werkbank und von da aus zur nächsten Tür. Sie kamen in einen schmucklosen Gang, der zu beiden Seiten lang reichte, ansonsten aber leer war. Bardan sicherte zur Linken, Amaya zur Rechten, ehe Bardan nach links weiterging und sie ihm folgte. Sie schlichen einige Meter, bis sie an eine T-Kreuzung gelangten. Von hier aus mussten sie rechts abbiegen.
    Vorsichtig spähte Bardan um die Ecke.

    Zwei bewaffnete Söldner marschierten gerade von ihnen weg, ansonsten sah Bardan keine Bedrohung bis auf…
    Schnell zuckte er zurück hinter die Ecke. Beinahe hätte man ihn gesehen. In der Mitte des Gangs, in den er gerade geblickt hatte, war ein unscheinbares, sich langsam hin und her drehendes Gebilde angebracht. Eine Überwachungskamera, die zu dem nicht auf ihrem Plan verzeichnet war. Im stillen fluchend setzte er Amaya flüsternd darüber in Kenntnis.
    „An der Kamera kommen wir nicht vorbei.“, meinte er ärgerlich zu ihr während er sich an die Wand presste.
    „Gibt’s einen anderen Weg?“, fragte sie dicht neben ihn geduckt.
    „Keinen der kurz genug ist.“
    „Vielleicht kann ich die Kamera lahm legen.“, schlug sie flüsternd vor.
    Skeptisch runzelte Bardan die Stirn.
    „Fällt das denen im Kontrollraum nicht auf?“
    „Nicht, wenn ich es wie eine Störung aussehen lasse.“
    Dem Menschen gefiel das nicht. So recht wollte er sich auf die Kleine nicht verlassen, aber etwas anderes blieb ihnen wohl nicht und er stimmte mit einem wortlosen Nicken zu.
    Sanft leuchtend erschien das Universalgerät um ihren Unterarm, auf das sie sogleich eintippte. Ihre drei Finger schienen nur so zu fliegen ehe sie näher mit noch immer aktiviertem Omni-Tool an die Ecke kroch. Vorsichtig spähte sie um die Ecke, einen ihrer langen Finger über dem Display des Tools haltend. Ihr Finger schnellte herab, Bardan meinte ein leises Surren zu hören, ehe sie ihn am Arm zog.
    „Schnell! Das hält nicht lang!“, gab sie leise von sich ehe sie rasch vor eilte.
    Eilig schlich er mit einem unguten Gefühl nach. Die Kamera hielt inne sich zu bewegen, schien aber immer noch aktiv zu sein, in ihre Richtung deutend. Kaum waren sie unter ihr durch, fing sie jedoch wieder an sich zu bewegen und drehte sich langsam aber sicher nach ihnen um. Darauf bedacht trotzdem so leise wie möglich vorzugehen legte er einen Zahn zu und folgte Amaya den Gang entlang um die nächste Ecke.
    „Hoffentlich hat das geklappt.“, zischte er leise zu ihr. Das ungute Gefühl war nach wie vor vorhanden.
    „Kein Alarm oder?“, gab sie darauf zurück. Es gefiel ihr wohl nicht sonderlich das ihre Fähigkeiten in Frage gestellt wurden.
    „Wollen wir´s hoffen.“

    Kurz darauf schlichen sie weiter.Tatsächlich schien es geklappt zu haben. Jedenfalls dröhnte weder eine Alarmsirene los noch füllten sich die Gänge mit nach Eindringlingen suchenden Wachen. Der Kopfgeldjäger entschloss sich, das als gutes Zeichen zu nehmen, während er und die Quarianerin sich unbemerkt vorarbeiteten. Zwei weiteren Wachen mussten sie aus dem Weg gehen und darauf warten, dass diese weiterzogen, aber ansonsten gab es erfreulicherweise keine Vorfälle, bis sie die Tür zum Kontrollraum erreichten.
    Nach ihrem Plan, sollten er und sie als erstes, dort ankommen, da sie den kürzesten Weg hatten. Von den anderen sahen sie jedenfalls niemanden, daher gingen sie schnell in Position neben der Tür. Gerade als Bardan sich daran machen wollte den Raum zu betreten legte ihm die Pilgerin zurückhaltend ihre Hand auf seine Schulter.
    „Ich glaub ich hör was!“, flüsterte sie eindringlich und als Bardan angestrengt lauschte hörte er tatsächlich auch gedämpfte Stimmen.
    „…glaub´s nicht. Kamera 7 meldet einen Vorfall.“
    „Ist das nicht bei der Werkstatt?“
    „Genau. Sieh dir das mal an.“
    Beinahe synchron, pressten sich Mensch und Quarianerin an die Wand neben der Tür, mangels eines Versteckes, als sie sich nähernde Schritte hörten. Hier vor dem Kontrollraum aufzufliegen, wäre eine Katastrophe. Die Wachen im inneren des Raumes mussten nur einen Knopf drücken und schon wäre die ganze Basis in Alarmbereitschaft. Angespannt wie eine Sprungfeder, die kurz davor war zu bersten, ballte Bardan die Fäuste und umklammerte seine Pistole, dass seine Knöchel unter seinen Handschuhen nur so weiß hervor traten, während sich die Tür nach außen schwingend öffnete. Weit schwang sie auf, bis kurz vor seine Nase, als ein gepanzerter Söldner in sein Helmkomm blaffend heraustrat.
    „Team Bravo melden! Vorfall, in der Nähe der Werkstatt. Suchprotokolle einleiten und Bereich sichern.“

    Die Herzen schlugen ihnen wohl beide von Adrenalin aufgepeitscht bis zu den Hälsen, als der Gepanzerte ohne sie zu bemerken davon schritt. Fast meinte der Mensch über seinen eigenen, in seinen Ohren dröhnenden Herzschlag, den von Amaya zu vernehmen und war schon fast überrascht dass der Söldner das Pochen im Doppelpack nicht hörte. Er hatte nicht vor sein Glück in dieser Hinsicht weiter zu strapazieren und linste lieber schnell in die bereits wieder zu schwingende Tür.
    Er konnte nur einen flüchtigen Blick erhaschen, doch er sah mindestens zwei uniformierte Männer vor ein paar breiten Glasfenstern, die nicht danach aussahen als würden sie den Raum bald wieder verlassen. Sich leise unterhaltend tippten sie auf Konsolen vor ihnen ein. Dann schwang die Tür zu.
    Kurz überlegte Bardan, wie sie am Besten vorgehen sollten. Die Scharniere der Tür quietschten leicht wenn man sie öffnete und ihre Unterseite streifte den Boden. Es wäre gut möglich das die beiden dass nicht überhören würden und da ihr Kumpel gerade eben erst gegangen war und wohl vorerst nicht zurück kehren würde, würden sie sich wohl verwundert umblicken.
    Der Kopfgeldjäger traute sich zu, die beiden Überraschten aus dem Handgelenk mit zwei sauberen Kopfschüssen ausschalten zu können, doch da ihm ein Schalldämpfer fehlte, würden die peitschenden Schüsse ihnen vermutlich gleich ein ganzes Rudel Wachen auf den Hals hetzen und dafür war es noch deutlich zu früh. Also musste er sein Kampfmesser und die Überraschung nutzen müssen. Und Amaya auch.

    „Da drin sind zwei Typen!“, setzte er die neben ihm lauernde Quarianerin, flüsternd in Kenntnis, während er bedeutungsvoll die Pistole wegsteckte und das Messer zog. „Ich kann nicht beide auf einmal ausschalten. Also nimm du den Linken! Ich kümmere mich um den anderen.“
    Die Schwere der gezackten Klinge in seiner Hand und die Aussicht darauf Blut auf die altmodische Art zu vergießen löste in Bardan ein primitives Verlangen aus, welches Amaya hingegen völlig verwehrt blieb. Eher schien sie noch nervöser bei dem Gedanken zu werden als sie eher unsicher das Gewehr wegsteckte und ihrerseits ein quarianisches Militärmesser zog.
    „Ich verlass mich auf dich!“, gab der Mensch eindringlich von sich. „Vielleicht drehen sie sich um. Also musst du vorspringen und es ihm in die Kehle rammen, bevor er irgendetwas anderes tun kann! Hast du verstanden!?“
    „J-ja doch!“, kam es mit schlottriger Entschlossenheit zurück. Es überzeugte den Biotiker nicht wirklich, aber was blieb ihm anderes übrig? Es fiel ihm ohnehin schwer sich in die Kleine hinein zu fühlen, da würde es ihm wohl auch nicht gelingen sie zu ermutigen.
    Ohne weitere Worte gingen sie in Stellung, bevor Bardan die sachte quietschende und über den Boden kratzende Tür öffnete. Die beiden Söldner im Raum überhörten es nicht.

    „Was? Schon zurück?“, meinte der Rechte verwundert und drehte sich um. Überraschen, Schreck und schließlich Entsetzen kam über sein Gesicht als er plötzlich den gepanzerten Bardan und den blitzenden Stahl des Kampfmesser auf ihn zu springen sah und sich der gezackte Stahl tief in seine Kehle bohrte. Mit einem Ruck riss der Kopfgeldjäger es mitleidlos seitlich heraus, begleitet von einer roten Fontäne als er dabei beide Halsschlagadern durchtrennte, ehe er den Sterbenden zur Seite und zu Boden stieß. Es hatte kaum eine Sekunde gedauert.
    Amaya hat nicht ganz so viel Glück. Ihr Angriff kam verzögert, kaum einen Herzschlag, aber lang genug das der erschrockene Mann rasch seinen Unterarm zwischen seine Kehle und ihr Messer bringen konnte.
    „Scheiße!“, schrie er alarmiert und versuchte panisch auf einen Knopf hinter ihn zu hämmern, doch Bardan kam ihm im letzten Moment zuvor indem er ihm das Messer in den suchenden Arm rammte. Der Mann schrie vor Schmerz als die Klinge fast seinen Unterarm durchbohrte, doch Bardan machte dem rasch ein Ende indem er ihm biotisch das Genick brach. Mit unnatürlich verdrehtem Kopf sank der Kerl zu Boden.
    „Fuck!“, schimpfte der Mensch, während Amaya zusammenzuckend zu ihm blickte. „Wenn man das nicht meilenweit gehört hat!“
    „I-ich…Da-das tut mir Leid!“, stammelte sie hektisch, ihr Messer immer noch umklammernd.
    „An die Konsole!“, blaffte der Kopfgeldjäger herrisch. Er hatte sich auf sie verlassen und sie hatte ihn enttäuscht. Wut fing in seinem Schädel an zu kochen bei dem Gedanken. Es war immer am besten wenn man sich nur auf sich selbst verlassen musste!

    Eiligst machte sich die Quarianerin daran seiner Anweisung Folge zu leisten und tippte hektisch sowohl auf ihr Universalwerkzeug als auch auf die Konsole ein, während Bardan rasch die noch zuckenden Toten aus dem Weg räumte. Gerade als er die beiden in eine Ecke des Raumes geschliffen hatte hörte er von Amaya, die ihre Arbeit plötzlich unterbrach und durch die Fenster nach unten blickte, ein entsetzt gehauchtes „Keelah“.
    Ungutes vermutend eilte Bardan herbei und blickte ebenfalls herunter in eine kleinere aber hohe Halle, die ein Stockwerk tiefer lag…
    …aus der fast ein Dutzend Söldner verwundert zu ihnen hochblickte.
    Die meisten von ihnen standen relativ geordnet und hatten scheinbar gerade einem schwarz gepanzertem Batarianer zugehört. Es waren wohl Neuzugänge, die gerade eine Unterweisung von ihrem Vorgesetzten gelauscht hatten und die Amaya, Bardan und das Ableben ihrer beiden Kollegen hier oben, vermutlich nicht einmal bemerkt hätten. Rasch duckten die beiden sich weg, auch wenn es dafür wohl schon zu spät war.

    Um nicht lauthals zu fluchen, musste Bardan die Zähne zusammenbeißen dass sie nur so knirschten und die Fäuste ballen dass seine Nägel in die Handflächen gebohrt hätten, trüge er keine Panzerhandschuhe. So knapp! So knapp!
    Seine Wut pulsierte und fing an heißer zu brennen als eine überhitztes, instabiles Thermomagazin und drohte wie glühendes Magma aus einem Vulkan auszubrechen.
    Doch trotzdem zwang er sich ruhig zu bleiben oder zumindest nicht den Kopf zu verlieren und wie ein Berserker um sich zu schlagen…jedenfalls noch nicht.

    „Hack sofort das Ding!“, sprach Bardan bedrohlich kühl an Amaya ehe er sich an der Tür positionierte um eventuelle Besucher gebührend zu empfangen. Die Quarianerin ließ sich das nicht zwei Mal sagen und tippte noch hektischer auf die Anzeigen ein.
    „Leute,“, sprach Bardan mit derselben bedrohlichen Kühle ins Komm. „Sind im Kontrollraum. Wurden aber entdeckt.“
    Es auszusprechen feuerte seine Wut noch mehr an, sodass er kurz innehalten musste, um seinen Zorn nicht auch noch auszuschreien. Als er, nicht ohne erheblichen Aufbringens seiner Willenskraft, einen Teil seiner Rage heruntergeschluckt hatte sprach er genauso kühl weiter, doch hörte man das unter dieser Kühle, der Zorn brannte.
    „Keine Planänderung! Diomes und Brok zur Stromzufuhr und das möglichst bevor die Söldner einen koordinierten Angriff einleiten können! Ben und Sarriz zum Kontrollraum! Wir müssen ihn halten bis Amaya die Konsolen geknackt hat!“

  3. #183
    ME FRPG only Avatar von Rico Dymnos
    Registriert seit
    17.10.2012
    Beiträge
    8

    Standard

    Off: In Absprache mit Fredbuffer (alias Thank)

    Diomes nickte nach der Einsatzbesprechung. Seine Fragen waren mehr oder weniger zu seiner mehr oder weniger vollsten Zufriedenheit beantwortet worden. Nur merkte er, dass sich in der Gruppe bereits anspannungen breit machten, Rivalitäten bildeten. Der Salarianer schien einen Konflikt mit der Quarianerin und dem Menschen auf zu schieben. Mit der Quarianierin wäre dass wahrscheinlich kein Problem, wäre da nicht noch der überaus brutale und rücksichtslose Mensch, welchem sogar das Leben tausend unschuldiger egal war, nein sogar zu reizen schien.

    Doch der Turianer stellte sich vorerst zufrieden und nickte, als der Rest aufbrechen wollte. Auf dem Weg zu den Schächten, der etwas länger ausfiel wegen der vielen Umwege, unterhielt sich Diomes mit Brok, seinem Partner für die Mission. Es passte ihm überhaupt nicht, mit einem Kroganer zusammen zu arbeiten. Denn dieser war ein Erzfeind der Turianer. Obwohl man zugeben musste, und das hatte Diomes auch bereits gemerkt, war dieser Kroganer mit dem Kampflustig klingenden Namen „Brok“ nichts weiter als eine schwächliche Seele in einem zu protzigen, stur aussehenden Körper. Der Kroganer konnte sich nicht wirklich durchsetzen.

    „Also...warum genau wolltest du nochmal zum Gefangenentrakt?“ Der Turianer spähte vorsichtig zur Seite. Doch Brok antwortete nicht.
    „Dann halt nicht...“; murmelte er, beinahe kindlich beleidigt.

    Als sie am Eingang ankamen, dieser sich nach der Eingabe quieschend öffnete und sie damit begannen, nach und nach hinein zu gehen, ging Diomes noch mal Schritt für Schritt den Ablauf und den Weg durch. Es war das erste Mal, dass er mit mehreren operierte. Würde er alleine hinein wollen, würde er vieles anders machen. Und er hätte weniger, auf das er sich verlassen müsste.

    Bendorin, der Salarianer, den Diomes irgendwie nicht mögen wollte, gab Anweisungen. Sofort ging der Drell los, hinter den Metallpfeiler auf der anderen Seite. Und Diomes folgte kurz darauf. Während Thank sich an die Felswand lehnte, aus dem der Pfeiler herausragte und das Gewehr an diesem anlegte, entschied sich Diomes für die hocke und spähte an dem Pfeiler anlehnend vorbei zu dem Wachposten.
    Der Salarianer gab Anweisungen. Der Truianer sagte ein deutliches Ja, doch er fügte ein leises, trotziges „Wir sind keine Stümper...“, hinzu. Er hätt es sich auch sparen können, dass wusste er, aber von jetzt auf gleich wollte er seine Rolle nicht ablegen, scheiß egal wie die Situation war. Es würde zu sehr auffallen, und Misstrauen schaffen.

    Mit dem Kommando schoss erst der Drell und nur eine zehntel Sekunde danach feuerte Diomes seinen Schuss ab, die Projektile krachten in die Köpfe des Wachpersonals und ließen sie zerbersten. Diomes grinste.
    Der Rest der Gruppe mit Amaya rückte vor, auch die Dreier-Gruppe folgte nach kurzen warten, blieb aber unten.
    Dann kam die Bestätigung dass alles erledigt sei.
    Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, doch der Salarianer und der Mensch lieferten sich eine Kopf-an-Kopf Rennen. Diomes gefiel das überhaupt nicht.

    Am Eingang angekommen, sprachen sie nochmal alle wichtigen Sachen kurz durch, teilten sich in die Gruppen auf. Thank und Novell legten sich in den Schatten eines Seitengangs, der ziemlich unbenutzt wirkte und von dem aus sie eine gute Übersicht über den Hangar hatten.
    Rico tippte Brok an die Schulter. „Die Tür dort, muss die richtige sein, wenn man dem Plan...“, und da gab Bardan bereits durch, dass der Plan fehlerhaft sei.
    „Vergiss es...“, beendete er den Satz. Gerade wollte er sich umsehen, als die Tür bei dem Menschen und Amaya auf ging und zwei Wachen hinein kamen. Bardan überließ es jedem selbst.
    Und Rico erkannte, dass weder das ausschalten, noch das große drum herum schleichen nichts bringen würde.Nicht von dort aus, wo er stand: fast direkt im Sichtfeld der beiden, würden sie ihre Köpfe nur ein bisschen drehen.

    Brok jedoch zeigte auf eine Tür nahe bei ihnen. Rico sah sie sich näher an. „Hm...Schläuche...nein Kabel kommen aus diesem Gang...Es schadet sicher nicht, davon auszugehen, woher diese kommen...hoffen wir, wir liegen richtig.“
    Mit einer gekonnten Rolle, die ein wenig anders ausfiel als geplant, wegen der Schwerkraft, jedoch trotzdem ihren Zweckerfüllte, griff sich der Turianer einen Metallsplitter einer Kiste, die wohl beim absetzen ein bisschen gelitten hatte, und warf ihn in der dreh Bewegung hinter das Wachpersonal. Ruckartig sahen sich die Beiden zu dem ertönten Klirren um. Der Turianer kam wieder auf seinen Füßen zum stehen, öffnete die Tür. Brok ging sofort in den Gang. Mit einer Verbeugung verabschiedete sich Rico und schloss die Tür hinter sich. Er mochte halt die etwas besser, um nicht spektakulärer, aussehenden Auftritte.

    Mit einem breiten Grinsen liefen das ungleiche Paar durch den Gang. Nicht einmal eine ordentliche Beleuchtung gab es, was aber auch nicht nötig war, da Diomes mit seinem Universalwerkzeug licht spendete. In seiner anderen Hand hielt er seine Pistole bereit, man wusste ja nie. Der Kroganer schien nicht so, als wolle er unbedingt kämpfen, trug aber zur Vorsicht ebenfalls seine Waffe in den Händen.
    „Nun denn...“, murmelte der Turianer als sie an eine Stelle kamen, an der sich der Gang in drei weitere aufteilte.
    Zwar gingen die Schläuche in den Gang ganz rechts, doch aus dem Gang in der Mitte kam Licht. Ganz entfernt, leicht nur, und außerdem der Klang von irgendetwas mechanischem. Während für Brok die Richtung bereits entschieden war, blieb Rico stehen und konnte sich nicht entscheiden. Er vermutete den Generator am Ende des mittleren Ganges.

    Brok war schon die ersten Meter vorgegangen, als er merkte, dass sein Kollege ihm nicht folgte. Sofort drehte er sich um. „Komm jetzt, wir haben nicht viel Zeit!“, murmelte er. „Wir gehen hier lang, Brok. Die Kabel führen nicht zum Generator.“
    „Woher willst du das wissen?“
    Der Turianer zuckte mit den Schultern. „Kommt es dir nicht auch seltsam vor, dass wir von der gelaufenen Strecke her fast da sein müssten, aber würden wir den Kabeln folgen anscheinend noch ewig laufen müssten? Jedenfalls höre ich aus diesem Gang dort nichts was auf einen relativ nahen Generator deuten würde.“
    Der Kroganer schien zu überlegen, nickte dann aber nach kurzer Zeit.
    Beide gingen los, in den mittleren Gang. Dieser wurde von Zeit zu Zeit immer breiter und immer heller.

    Schließlich standen sie in einer gigantischen Halle, massiver Fels bildete die Wände, und in der Mitte stand ein Turm, groß, massiv, aus Metall und einzelne Module drehten sich. Blitze zuckten von einem Modul zum nächsten und ein dauerhafter, monotoner Klang einer Maschine füllte den Raum.
    „Runter!“, zischte der Turianer als er das Wachpersonal sah. Rund 20 – 30 Soldaten fanden hier ihre Patrouillienwege. Brok duckte sich und ging hinter einer Kiste in Deckung. Die Kiste stand auf einer Platoform unmittelbar vor dem Ende des Gangs. Auch Rico gesellte sich hinter einer solchen in Deckung.

    „Was jetzt? Es sind zu viele...“, murmelte er. Brok gab seine Zustimmung. Der Turianer spähte hervor, er fühlte sich ungesehen, aber trotzdem konnte er sich keinen denkbaren Plan ausdenken.
    „Sind bei der Stromzufuhr. Jedoch gibt es Komplikationen. Der Strom kann noch nicht abgestellt werden!“, flüsterte er ins Komm, beinahe zeitgleich, eher kurz nachdem, Bardan seine ebenfalls nicht sehr positive Durchsage gemacht hatte.
    „Also Brockchen, du bleibst hier, ich schleiche mich durch. Wenn ich dir das Zeichen gebe lenkst du irgendwie die Wachmannschaft ab. Achte darauf, dass du in Deckung bleibst, aber ab und zu Warnschüsse abgibst. Ansonsten sehen wir uns in der Hölle, machs gut!“ Mit dem Satz sprang Rico seitlich von der Plattform, seine Füße gruben sich in den halb sandig, dreckigen, halb felsenfesten Boden. Niemand schien den Sprung bemerkt zu haben.
    Dann wollen wir mal...hehe...
    Rico freute sich auf das bevorstehende, entsicherte seine Pistole und ging von Deckung zu Deckung, in den Schatten, meist. Als er ungefähr bei der Hälfte der Strecke war, entdeckte plötzlich jemand den großen Hubel, der über der Kiste auf der Plattform hervorragte und zeigte drauf. Die anderen entluden direkt ihre Waffen und legten an. Einer kletterte leise die Leiter hoch. Brok schien nichts davon mit zu kriegen.
    Scheiße...

    Rico dachte nach: Würde er sprechen, und den Kroganer warnen, würde man ihn entdecken und er säße in der Klemme. Er könnte natürlich nichts sagen, einfach weiter gehen, diese Unaufmerksamkeit ausnutzen und seine Aufgabe erfüllen, doch irgendwie kam ihm die moralische Seite in den Weg. Die letzte Möglichkeit: Überraschen, ein Gefecht beginnen, aber selbst den Vorteil auf seiner Seite haben.
    Doch er wusste, dass er da wahrscheinlich nicht so leicht wieder hinaus käme. Er seuftzte leise, in Gedanken gab er ein: „Tut mir leid Brok. Wenn du ein Kroganer bist, wirst du es überleben. Wenn nicht...danke...“ ab und begab sich im alten Manöver wieder von Deckung zu Deckung, umrundete die anderen Gegner, bis er endlich bei der Konsole ankam. Ein Blick zur Plattform zeigte ihm, dass der Soldat sich gerade an die Kiste lehnte und kurz davor war, um die Ecke zu schießen. Rico befand sich noch 5 Meter von der Konsole entfernt. „Scheiß drauf...“, murmelte er. Er ging hinter einem Felsen in Deckung, holte sein Gewehr hinaus, zielte, schoss. Das Projektil flog im Affenzahn, traf den Mann am Kopf, zerbarst mit samt diesem und schleuderte durch den Ruck den Körper gut einen Meter weit in Broks Sichtfeld. Dieser zögerte nicht lange, kam hervor. Die Wachmannschaft, bestehend aus Batarianern, Turianern und teilweise Menschen, welche sich nun alle zu Ricos position umdrehten, obgleich er auch schon wieder hinter dem Felsen war, wurde nun von der Schrotflinte des Kroganers, nach dem dieser die Plattform hinunter gesprungen war, ins Korn genommen.
    Zwei weiter fielen bis die anderen reagierten und sich aufteilen wollten. Diomes kam wieder hervor und erledigte einen weiteren. Der Kroganer kroch in Deckung. Ein Stellungskampf brach aus. „Sind aufgeflogen, starkes Feuergefecht!“, schrie Rico ins Komm. Er könnte zur Stromzufuhr rennen, doch dann müsste er mit erheblichem Kugelbeschuss rechnen. Das wollte er nicht.
    Wenn wir hier nicht drauf gehen, erfährt zumindest die ganze Basis dass wir hier sind. Scheiße...

  4. #184
    Newbie Avatar von James Zanon
    Registriert seit
    03.04.2012
    Beiträge
    15

    Standard

    Thank folgte den Anweisungen. Er und Novell gingen mit, sagten kaum was. Auch als sie den Schacht betraten, redete keiner von beiden. Thank, weil er es einfach nie gerne tat viel zu reden, und Novell weil er wahrscheinlich sich konzentrieren wollte. Rico konnte seinen Mund allerdings erstaunlich gut halten, auch wenn ihm hier und da noch was raus rutschte. Aber Thank wusste ja, was der kleine Schauspieler für eine Show abzog. Er kannte ihn zu gut, um zu wissen, dass er sich nur wieder einen Spaß erlaubte. Auch wenn das irgendwie eine seltsam kranke Art von Humor war, so fand Thank, allerdings ohne es irgendwie zu zeigen, diesen recht amüsant.

    Und als es dann endlich los ging, erfüllte Thank seine Aufgabe als Scharfschütze. Fast zeitgleich mit Rico schoss er seine Kugeln ab und hinterließ einen Blutklecks mit teilweise Hirnmasse an der hinteren Wand. Thank war kein besonders geübter Mörder. Im Gegenteil, doch wenn man es von ihn verlangte, kam er dem nach. Er besaß die Kenntnis des Mordens, jedoch erfreute er sich nicht wirklich an dem Anblick entsetzlich entstellter Leichenfratzen, so wie es der Mensch Bardan scheinbar tat.

    Kaum war der Wachposten ausgeschaltet, rückte das Team vor, als wäre es ein Sondereinsatzkommando der Citadel-Polizei oder der Allianz.
    Erstaunt über das, entgegen aller Erwartungen, eintreffende Team-Verhalten Bardans und ebenfalls fasiziniert über das Können der Quarianerin, folgte er schließlich, als das Signal des Salarianers kam, dem Rest zum Eingang.
    Die Aufgabenverteilung war klar, Bardan und Amaya krallten sich die Tür zu seiner Rechten, Rico, sein alter Freund und Kumpel mitsamt des Erzfeindes seiner Spezies, dem Kroganer Brok, gingen in einem schnellen Manöver nach links.
    Auf den Rest achtete er nicht. Er tippte Novell auf die Schulter und deutete auf den dunklen Gang neben ihnen, der sowohl alles darin in Schatten schlang, als auch gute Sicht auf den Hangar bot. Leise schlichen die beiden, um die zwei Wache nicht auf sich Aufmerksam zu machen, hinein, legten sich dann auf den Boden und machten ihre Waffen bereit.

    Eine lange Zeit lang tat sich nichts, Thank beobachtete die ganze Zeit konzentriert die Halle, mittlerweile waren die beiden Wachen wieder zurück gegangen.
    „Wenn das hier alles vorbei ist“, begann Thank mit Novell zu sprechen. Seine Stimme war wie immer ruhig, auf Grund seiner Abstammung kratzig, aber leise, damit er nicht von allem gehört wurde, was sich hier herum trieb.
    „werde ich zur Citadel reisen. Ich werde mich der Polizei stellen und meine Strafe absitzen. Und sobald ich wieder frei bin, werde ich sie aufsuchen und sie mitnehmen. Sie hat etwas besseres verdient.“
    Der Mensch seufzte. „Ich werde mitkommen. Ich lass dich nicht alleine in den Gefängnissen der Citadel schmoren.“
    Thank nickte dankbar und wartete weiter. Doch die Ruhe durfte nicht lange anhalten.

    Denn mit einem mal kam der Funkspruch von Bardan in sein Ohr, seine Worte klangen nicht grad zuversichtlich was die Mission anging. Und er hatte kaum fertig gesprochen, da meldete sich Rico. Beide steckten in großen Schwierigkeiten.
    „Verdammt...“, murmelte er.
    „Thank? Was jetzt?“, fragte Novell. Der Drell zuckte mit den Schultern. „Unser Befehl lautet hier zu bleiben.“, gab er als Antwort, doch Novell konnte an seinen schwarzen, großen Augen ablesen, dass er was anderes im Sinn hatte.
    „Verdammt...Gehen wir!“, sprach er es aus, und ohne Novell zu sagen wohin, er konnte es sich eh schon denken, schlich er sich aus dem Gang und nahm die Türe, durch die Rico gegangen war. Er folgte dem Gang, immer weiter und Novell war direkt hinter ihm.

    Und als er an eine Gabelung kam, hörte er die Schüsse und den Lärm eines Kampfes aus dem Gang mit dem Licht am Ende klar und deutlich. Er blieb nicht einmal stehen um zu überlegen, sondern beschleunigte sein Tempo.
    „Hier Thank. Unterstütze mit Novell Brok und Rico.“, gab er, weiteren Kommentares vermeidend, per Funk durch.

    Und schon standen er und Novell hinter Kisten in Deckung, auf einer Plattform, den Reaktor sehen, die Schüsse hörend.
    „Rico? Wo bist du?“, fragte er und kurz darauf kam die Antwort. „Bin beim Schalter, doch komm ich nicht nah genug ran ohne zerschossen zu werden. Wo bist du, alter Freund?“
    „Hinter den Kisten beim Gang. Wie können wir helfen?“
    „Brok müsste irgendwo unter dir sein. Wenn ihr zu dritt das Feuer auf euch ziehen könntet, müsste das reichen, um den Schalter zu erreichen!“

    Thank sah seitlich die Plattform hinab. Tatsächlich lieferte sich der Kroganer gerade mit einem Batarianischen Söldner ein Kräftemessen. Klar war es, wer gewann, doch ein Mensch schlich sich von hinten mit seiner Universalklinge an.
    Ohne zu zögern legte der Drell an, zielte. Und als der Finger den Abzug drückte, flog das Projektil durch die Luft, bohrte sich in den Körper des Gegners, lies ihn durch den Raum wirbeln und auf dem Boden aufprallen. Er lebte noch, doch nicht mehr lange, er verlor viel Blut.
    Mit einem Satz sprang Thank die Plattform hinab, auf zwei übereinander gestapelte Kisten.
    Leicht warf er sich runter, hielt sich mit den Händen noch an dem Rande fest, und ließ sich hinab gleiten. Zeitgleich mit seinen Füßen, als sie den Boden betraten, krachte der Kroganer den Schädel des Batarianers in die Wand und schnaubte auf.
    „Danke, Drell...“, sagte er ehrlich und begab sich in Deckung. Novell kam nach, fast gleich, wie Thank, jedoch rutschte er beinahe ab, als er sich herunter hängen lies.

    Thank wechselte zur Pistole. Er konnte damit auf die kurzen Entfernungen mehr und vor allem schnelleren Schaden machen, als mit seinem langsam schießenden Präzisionsgewehr.
    Gleichzeitig mit dem Kroganer, nachdem er ihm durch ein Nicken das Signal gegeben hatte, ohne dass sich die beiden hätten mit Worten absprechen müssen, gingen Novell und er aus der Deckung hervor und begannen das Feuern auf alles was sich bewegte. Teilweise schossen sie wild, ohne zu zielen durch die Gegend, teilweise aber trafen Schüsse, auch wenn sie nicht wirklich töteten.
    Doch nach diesem kurzen Überraschungsmoment, bei dem zwei Gegner fielen, mehrere nur Verletzt und gestreift wurden, sammelte sich der Feind und ging in Deckungen, den dreien zugewandt. Dadurch, dass sie nun alle paar Sekunden hervorkamen und schossen, mussten sich Thank und die beiden anderen wieder in Deckung begeben.

    „Rico, ich glaube jetzt ist der Moment gekommen...“, meinte Novell per Funk. Thank sah vorsichtig zwischen zwei Kisten hindurch, der Spalt betrug maximal eine breite von 3 Zentimetern, ließ aber das Sichtfeld auf den Schalter zu.
    Er sah, wie Rico rannte, zum Schalter. Und kurz bevor er an der Konsole war, drehten sich mehrere Söldner um.
    „Scheiße, sie werden das Feuer eröffnen und Rico wie ein Sieb durchlöchern!“, bemerkte Thank.
    „Du, Brok, wir müssen sie beschäftigen. Kannst du die rechte Seite auf dich nehmen? Novell und ich werdne über die linke Flanke versuchen so viel Schaden zu machen wie es geht, du musst einfach die rechte Flanke entlang stürmen und...ja...Brüllen und deine....Kroganer Instinkte spielen lassen!“
    Brok folgte den Worten Thanks, welcher eigentlich mindestens mit einem wütenden Schlag ins Gesicht gerechnet hatte, da er ihn nicht besonders nett hatte da stehen lassen, und tatsächlich sah Brok nicht sehr zufrieden auf, doch da die Zeit eilte, nickte er widerwillig und stürmte los.

    Der Drell wartete kurz, rannte dann nach links, in Deckung der Säule, welche die obere Plattform stütze und geb, ohne wirklich zu zielen einige Schüsse ab, rannte dann zur zweiten Säule und ging dahinter in Deckung, damit Novell hinter der ersten Platz nehmen konnten. Von hier aus konnten sie wesentlich mehr anrichten. Sie zögerten nicht lange. Sie schossen, nun zielend, aus ihren Deckungen hervor. Viele Schüsse trafen nicht ihr Ziel, wegen der Kampfunerfahrenheit der beiden, doch gelegentlich starb einer der Söldner durch das einschlagende Projektil.
    Der Kroganer dagegen schaffte es, mittels einer Kiste einen Söldner zu zerquetschen und mit seinem Gewehr durchlöcherte er einen zweiten. Doch trotz der maßlosen Kraft, die er demonstrierte und der vielen Kugeln, die an ihm nur abprallten oder aber trafen, jedoch wegen seiner genetischen Gabe keinen lang haltenden Schaden anrichteten, musste er unter dem Kugelschauer schließlich wieder in Deckung gehen. Wie ein schüchternes Raubtier kroch Brok von Deckung zu Deckung wieder zurück hinter die Kisten neben der Plattform.

    Novell erwischte es am Bein, er sackte zusammen und bot ein leichtes Ziel. Sofort rannte Thank hinüber, half ihm auf, um ihn hinter die Kisten zu legen, doch gerade als er ihn hoch nahm und einen Schritt zusammen mit ihm gegangen war, traf ihn ein Schuss an der Schulter, viele weitere verirrten sich in der Wand.
    Der Schuss ließ seine Schulter nach hinten zucken, er ließ Novell in der Bewegung fallen, selbst stolperte er über die Waffe eines der beiden toten Söldner, hielt sich jedoch an der Wand ab. Schüsse krachten rechts und links neben ihn ein, fast schon ein Wunder dass keine weitere direkt traf ,jedoch wurde sein Arm noch einmal gestreift. Er hielt sich auch nicht sehr lange an der wand auf, sondern ging den letzten Meter hinter die sichere Deckung, duckte sich hinunter zu Novell und zog ihn mit aller Kraft, die nach dem störenden Schuss in die Schulter nicht mehr die beste war, hinter sich her, um ihn ebenfalls in Sicherheit zu bringen. Unter Schmerzen gelang es ihm, und als er Novells Arm los ließ, lehnte er sich keuchend an die Kiste, rutschte langsam hinab.

    „Rico...hörst du mich?“, fragte er langsam und sah zu dem Menschen. Novell verheilte seinen Torso mit Medigel, scheinbar hatte sich ein Projektil in seinen Oberkörper gebohrt.
    Es kam keine Reaktion von Rico durch den Komm.
    „Rico...?“, fragte Thank erneut.
    Der Generator läuft noch, man hört es...also ist er...?
    Thank sah traurig nach unten, schloss die Augen, wollte gerade ein stilles Gebet abgeben, für seinen Freund, aber in einem kleinem Nebensatz wollte er auch die Gruppe erwähnen, die wohl nun hoffnungslos verloren wäre.
    Doch da ertönten plötzlich zwei laute, hallende Schüsse, die sich von den anderen abhoben und sich als Projektile eines langen, kräftigen Gewehrs identifizierten. Kurz darauf zwei zerberstende, fleischliche Objekte. Und kaum einen Moment danach, wurde das laute Geräusch des Reaktor leiser, aber ging nicht aus. Als Thank in die Spalte sah, entdeckte er den Reaktor, in seinen vielen Abschnitten, die sich alle noch drehten und funken sprangen. Doch als er genauer hinsah, bemerkte eines der Abschnitte, welcher langsamer wurde, bis er schließlich still stand und keine Funken mehr aus diesem Abschnitt sprangen. Und mit dem Stillstehen dieses Abschnittes, und Thank entdeckte gerade noch zu seiner Erleichterung den angeschossenen, aber lebenden Rico neben dem Schalter liegend, das Gewehr in den Händen, ging das Licht in der Halle und wahrscheinlich in der gesamten Höhle aus.

    „Thank, danke dir.“, sagte Rico nur.
    „Aber es ist noch nicht vorbei...“, antwortete Thank.

  5. #185
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
    Registriert seit
    15.10.2012
    Beiträge
    20

    Standard

    Kaum hatte Carter seine Warndurchsage über die außerplanmäßige Patrouille an die anderen abgegeben, da zischte schon die Tür auf, durch welche die erste Gruppe eben gewandert war. Geradezu simultan warfen sich Sarriz und Bendorin hinter die nächstbesten Kisten in Reichweite. Die Asari wisperte dabei ein paar ihrer schönsten Verwünschungen, die wohl an Carters schnelle und detailreiche Situationsaufklärung mit besonders viel hilfreichen Tipps gerichtet waren. Ben schenkte ihren Worten wenig Beachtung und konzentrierte sich mehr auf die übrigen Personen im Raum. Zwei Turianer waren gerade hereinspaziert. Beide waren gepanzert und bewaffnet, aber nur einer trug seinen Helm. Der andere hatte seine Waffe auf dem Rücken und die Hände stützend hinter den Kopf gelegt. Seine Rüstung wies keine Kampfspuren auf, saß dafür stellenweise nicht richtig angelegt oder hatte Flecken an weiteren Ecken.
    Brok und Diomes standen auf der anderen Seite des Raumes, gerade so außerhalb des feindlichen Sichtfeldes. Um auf ihren Weg zu kommen müssten sie jedoch kurz ins Offene treten. Würden sie weiter in ihrer Ecke verweilen, würde man sie ebenfalls entdecken. Der Blue-Suns-Söldner umging das Dilemma indem er ein kleines Metallteil – Ben konnte es auf die Entfernung nicht genauer bestimmen – hinter die Wachmänner warf. Der Helmträger schoss beim Geräusch des Aufpralls sofort mit einem „Was war das?!“ herum und zielte in Richtung des kleinen Irgendwas.
    „Nur ein Splitterstück einer der unzähligen Kisten hier drinnen. Hat vermutlich einer von uns am Stiefel kleben gehabt.“, gab der andere Turianer uninteressiert von sich.
    „Und das ist bis hier hinten entlanggerollt und hat zufälligerweise erst beim Stillstand ein Geräusch von sich gegeben? Ich sage: Da steckt mehr dahinter!“, knurrte Ersterer finster und drehte sich wieder um zu der Stelle zu gehen, wo eben noch Brok und Diomes standen. Die waren jedoch schon in den Gang in Richtung Maschinenraum weitergezogen. Cleverer Wachhund. Nur ein klein wenig zu langsam.
    „Und ich sage: Du bist paranoid geworden! Erst hältst du das Tunnelgetier für mögliche Eindringlinge und jetzt kommst du noch mit der großen Metallsplitter-Verschwörung. Hast du was Falsches gegessen? Du weißt du musst vorsichtig mit den Rationen sein. Wenn du dir eine von den Batarianern oder den Menschen holst…“, redete der Helmfreie auf seinen wachsamen Kumpanen in einem scheinbar endlosen Redeschwall ein. Der Salarianer und die Asari nutzten den Moment in dem die Wachen mit dem Rücken zu ihnen standen und näherten sich vorsichtig. Das endlose Geplapper übertönte die Geräusche der vorbereitenden Biotik und des hochfahrenden Universalwerkzeugs. In der nächsten Sekunde waren beide Turianer am Boden. Sarriz schleuderte den Helmträger mit einem mächtigen Stoß biotischer Energie gegen die steinerne Mauer und zerquetschte ihn dabei. Das Universalwerkzeug von Bendorin entlud dem Gesprächigerem eine schwere elektrische Ladung in den Nackenbereich, was diesen mit einem erstickten Schreiversuch zum qualvollen Schweigen brachte. Die metallene Physiologie der Turianer machten sie besonders empfindlich gegen heftige Stromstöße. Grundkurs: Wie erledige ich Aliens wirkungsvoll – Kapitel 1.
    Sie versteckten auf Bens Anweisung hin die Leichen hinter ein paar Kisten. Ein saubere Sache soweit: Keine Kampfspuren, kein Blut, keine besonders lauten Geräusche und die Toten würde vorerst nur jemand finden, der genau hier gezielt nach ihnen suchte.

    Schließlich gingen sie wieder ihrer geplanten Route nach. Der ohne hin schon kleine tunnelartige Gang war wohl so selten benutzt worden, dass zusätzlich noch zahllose Kisten und sonstiges platzverbrauchendes Gerümpel großzügig hier abgestellt worden war. Als Folge lag überall eine gute Deckung, die aber aufgrund der nichtvorhandenen Feinde geradezu überflüssig erschien und zusätzlich das Vorankommen erschwerte. Sarriz war dabei überraschend leise, konzentriert und überlies dem Salarianer widerspruchsfrei, wenn auch mit gelegentlichem Murren, das Kommando. Ben nutzte das aus um möglichst schnell voran zu kommen. Sie waren durch die zwei Wachmänner ohnehin schon zeitlich am Hinterherhinken und hatten durch den Umweg die längste Strecke zu bewältigen. Die vielen Hindernisse machten das Ganze nicht besser.
    Nach ein paar Abzweigungen weitete sich der Gang mehr auf und sie kamen an eine gepanzerte Tür. Keine Wachen, aber eine Kamera war davor stationiert. Bendorin lugte vorsichtig aus seiner Ecke um die Lage besser einschätzen zu können. Die Kamera war, wie sich herausstellte, lausig positioniert. Viel zu weit von der Tür entfernt drehte sie sich langsam in einem übergroßen Bogen von links nach rechts und wieder zurück. Wenn man seine Schritte zeitlich richtig platzierte konnte man ohne weiteres im toten Winkel vorrücken. Nach einer kurzen Absprache mit Sarriz schlichen die Beiden nach einander an die Tür und pressten sich gegen die Seitenwände. Ben wäre fast gegen die Tür gelaufen, hätte er nicht rechtzeitig bemerkt dass sie verschlossen ist. Mit einem leichten Fluch auf den Lippen aktivierte er sein Universalwerkzeug und machte sich daran die Verriegelung zu umgehen. Die Asari wurde dabei ungeduldig. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte sie sich über ihren Begleiter und starrte ihn dabei nieder.
    „Wie lange dauert das denn noch? Ich wette jeden Moment kommt eine Durchsage von Carter in der er uns erzählt, wie er sich den Doc im Alleingang geschnappt hat.“, zischte sie ihm leise zu.
    „Nur noch ein paar Sekunden.“, entgegnete er beiläufig. „Das ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Aber du hast recht: Es ist schon fast zu lange still geblieben.“
    „Was soll das heißen: zu lange still?“
    „Sie dir unseren Trupp doch mal an! Das sind nicht gerade ausgebildete Experten für verdeckte Operationen. Ich habe insgeheim damit gerechnet, dass jemand den Alarm auslöst und anfängt sich durchzuballern.“
    „Ach ja? Und was hast du für diese Situation vorgehabt? Mit mir zu Juusik allein vorzustoßen?“
    „Wenn der Strom runtergefahren ist, oder die Sicherheitsmaßnahmen dann abgeschaltet sind. Was glaubst du warum wir diesen Umweg gehen? Wir könnten direkt weiter zu den Laboren und hätten einen Vorsprung. Dann könntest du dem Menschen eine Durchsage geben, wie wir uns den Doktor im Alleingang geschnappt haben.“
    „Deine Art zu Denken gefällt mir.“, sagte die Einäugige nachdem sie einen kurzen Moment inne hielt und grinste ihm darauf hämisch entgegen. Fast gleichzeitig löste Bendorin die Verriegelung und die schwere Tür öffnete sich langsam. Zurückgekehrt in eine Kommunikation aus lautlosen Handzeichen, traten die Beiden durch den kleinen leeren Zwischengang. Die Gänge wurden jetzt wieder breiter und die herumstehenden Kisten weniger. Dafür standen drei Wachen am anderen Ende. Alles Batarianer, die tief im Gespräch versunken waren während irgendein Gemisch aus kreischender Frau und elektronischen Quietschtönen, was mancher wohl wundersamer Weise als Musik einschätzen würde, im Hintergrund lief.

    Während der Salarianer gerade über einen Angriffsplan nachdachte, schallte plötzlich Carters Meldung durch die Komms. Sie mussten schnellstmöglich zur Kommandozentrale. Die Hölle war dort scheinbar ausgebrochen, wie geplant. Nur waren die Sicherheitsmaßnahmen, dieser eine empfindliche Punkt, noch intakt. Also mussten sie notgedrungen zur Quarianerin und dem Menschen vorrücken. Als hätte der Mensch mich durchschaut und einen Gegenplan entworfen um mich auszubremsen.
    Er wollte sich gerade mit Sarriz absprechen, als diese in einem Schwall biotischer Energie wie ein Geschoss nach vorne rauschte und in einem gewaltigen Knall die Söldner in alle Richtungen fegte. Bendorin zog so schnell er konnte seine Scorpion und gab dem Wachmann, der am meisten Abstand zur marodierenden Asari hatte einen gezielten Schuss auf den Oberkörper. Er hatte noch gar nicht richtig realisiert was genau seine Begleiterin gerade gemacht hatte, aber seine Reflexe halfen ihm dabei das Überraschungsmoment nicht zu verlieren. Einen biotischen Sturmangriff hätte er ihr gar nicht zugetraut.
    „Wir sind gleich da. Haltet die Stellung.“, gab er über Funk knapp zurück. Nebenher ballerte die einäugige Söldnerin die zwei Verbliebenen nieder und schien den explodierenden Dritten hinter sich gar nicht wahrzunehmen. Ohne auf ihren Begleiter zu achten stürmte sie weiter. Ben eilte ihr hinterher während er verärgert anfing zu realisieren, wie schnell ihm das Kommando entglitten war.
    Zwei weitere Gänge durchsprinteten sie ungehindert, bis sie zum dritten und letzten kamen, wo sie einem weiteren Söldner bei einem versuchten Hinterhalt auf die Beiden in der Zentrale vermasselten und ihm selbst in den Rücken fielen. Er wurde von Sarrizs SMG durchlöchert ehe er richtig begriff, dass er nicht allein im Raum war. Keine fünf Sekunden später stürmten sie in den großen Kontrollraum.

    Während er eintrat versperrte Bendorin mit seinem Omni-tool die Tür, durch die er gerade kam, um nicht gleich von allen Seiten gleichzeitig angegriffen zu werden. Während Sarriz weiterhin im Kampfrausch durch den Raum raste um die ersten eintretenden Feinde zu empfangen, sprang er zu den anderen in Deckung um sich die Lage genauer erklären zu lassen. Der Mensch gab ihm jedoch nur knappe Sprüche, weil er sich lieber auf den Kampf konzentrierte. Viele Gegner, der Quarianerin Zeit verschaffen und nicht sterben, waren der wesentliche Teil an Informationen, die man herausholen konnte.

    Gemeinsam hielten sie die Gegner hinter den Türen. Der salarianische Agent positionierte sich weit hinten um sein Präzisionsgewehr effektiv einsetzen zu können. Die beiden Biotiker standen dafür relativ nahe an den verbleibenden Eingängen und flankierten jeden Eindringling mit Energiestößen und Massen an Kugeln. Erst schienen sie ihre Positionen gut halten zu können, bis sich mit einem Mal das Tor zur Lagerhalle öffnete. Doch statt den üblichen Wagemutigen, die ihr letztes bisschen Todessehnsucht wiedergefunden hatten, stand diesmal ein schwer gepanzerter, bis zur Decke ragender YMIR-Mech im Türrahmen. Der rechte Arm war mit einer Art Greifvorrichtung versehen, wahrscheinlich um als Verlademaschine herhalten zu können. Der linke Arm hingegen war mit einer Massenbeschleunigerkanone versehen, die im nächsten Augenblick mit ihrem vollautomatischen Dauerfeuer den Bleigehalt der Luft rapide ansteigen ließ. Bendorin rannte schlagartig zur nächsten Deckungsmöglichkeit. Er stand sonst zu nah bei Amaya und zwei Gegner im Sichtfeld würden den übergroßen Toaster höchstwahrscheinlich zum Angriff in diese Richtung verleiten. Im Halbkreis eilte er durch den Raum und gab noch einen Schuss mit der Mantis ab ehe er wieder auf die Pistole wechselte. Die Schilde des Mechs hielten dem Feuer stand, aber der Salarianer hatte jetzt trotzdem die Aufmerksamkeit des Blechriesen gewonnen. Mit weiteren Deckungswechseln brachte er ihn dazu kurz in Richtung der Türen zu schießen, so dass die feindlichen Söldner nicht noch zusätzlich hineinströmten. Das Friendly Fire ermutigte sie dazu lieber hinter den Durchgängen in Sicherheit zu bleiben und den Mech die Drecksarbeit für sie erledigen zu lassen.
    Die Taktik schien aufzugehen, jedoch musste er dafür sehr nah zu der großen Dampfwalze aufrücken. Die Schilde des YMIR waren mittlerweile durchbrochen, aber dafür waren die Biotiker mit ihren Kräften auch schon langsam im roten Bereich und normale Kugeln schienen der dicken Panzerung wenig auszumachen. Die Explosivgeschosse seiner Scorpion machten auf den schweren Platten ebenfalls nur schwarze Flecken, die höchstens dem Typen, der die Maschine anschließend polieren müsste, Leid und Qual zufügen würden. In einem verzweifelten Versuch einen Treffer zwischen den Panzerungsteilen zu landen, rannte Ben an der unbewaffneten Seite des stählernen Riesen entlang um aus nächster Nähe zu feuern ohne vom Maschinengewehr in Stücke gerissen zu werden. Das passierte auch nicht. Statt sich langsam im Kreis zu drehen um die Schwere Waffe nutzen zu können, schnappte der Mech sich lieber mit seiner freien Klaue den Waffenarm des übermütigen Schützen und hielt ihn wie eine Trophäe in die Höhe. Dann drehte er sich seinem Opfer zu um es mit dem Geschützarm in Stücke zu schießen. Bendorin reagierte indem er sein Universalwerkzeug mit der freien Hand aktivierte und die große Kanone zum Überhitzen brachte. Ein fast schon verwundert klingendes Quietschen entfloh dem überdimensioniertem Packesel, als aus seiner Waffe nur ein leises Zischen anstelle von hunderten kleinen Bleikugeln drang.
    „Schaltet das Teil ab, verdammt!“, brüllte er verzweifelt in sein Komm, während er zappelnd und fuchtelnd wie ein frisch gefangener Lachs am Haken versuchte sich aus dem Griff zu befreien. „Nutzt eine der Konsolen oder legt die ganze Stromversorgung lahm, aber macht irgendwas!“
    Es half alles nichts. Er hing leicht locker aber nicht frei zu kriegen in den komplett zugeklappten Klauen des Mechs. Ein zweifelhaftes Glück, dass Salarianer so dünne Arme besaßen. Wäre er ein Mensch gewesen, so wäre der Arm vermutlich gebrochen. Dafür versuchte der vorerst schussunfähige Blechzyklop ihn mit dem Waffenarm niederzuschlagen. Beim Ausholen musste er des Gleichgewichts wegen die Rechte wieder senken. Sein Opfer hatte dann wieder Boden unter den Füßen und nutzte ihn um unabsichtlich lustig erscheinende Hüpfer und Drehungen zu machen, die ihm halfen den langsamen aber todbringend mächtigen Hieben auszuweichen. Glücklicherweise war das Schaltkreismonster nicht für Boxkämpfe ausgelegt und stellte sich mit seinen Hieben recht ungeschickt und umständlich an. Zumindest war das vorerst der Fall. Nach drei oder vier Luftschlägen – Bendorin gönnte sich gerade nicht den Luxus mitzuzählen – presste das stählerne Ungetüm ihn gegen einen nahegelegenen Pfeiler, hinter dem der todeslustige Agent zuvor Deckung bezogen hatte, und versuchte ihn mit der freien Pranke langsam zu zerquetschen. Was ihm vorher noch Schutz vor dem vollautomatischen Feuer der Maschine gegeben hatte, fesselte ihn jetzt in eine ausweglose Situation. Die Ironie war geradezu überwältigend. Der Salarianer spürte wie die Kanone den Druck auf seiner Brust langsam erhöhte. Erst nahm sie ihm den Atem, dann hörte er ein leises Knacken. Vermutlich brach gerade ein Stück seiner Rüstung weg. Es würde ihn aber auch nicht wundern, wenn gleich ein weiteres Geräusch den ersten Knochenbruch ankündigen sollte. Seine Gedanken rasten auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg aus der hoffnungslosen Situation durch seinen Kopf. Er wollte nicht so kurz vor dem Ziel sterben. Nein, er würde nicht sterben. Nicht jetzt, nicht hier, nicht so. Mit seiner freien Hand griff er nach seinem Gewehr und versuchte es von seinem Rückenhalfter zu ziehen. Es klemmte, aber langsam löste es sich. Die Frage war nur, ob es sich löste bevor oder nachdem er eine große Blutpfütze an der Wand abgeben würde. Es sah schlecht für ihn aus. Er merkte, wie ihm die Luft ausging und sein Puls immer schneller und stärker das Blut durch seine Venen pochen ließ. Er zwang sich mit aller Willenskraft die er aufbringen konnte bei Bewusstsein zu bleiben, aber das Bild vor ihm verschwamm mit jeder Sekunde mehr. Plötzlich bildete sich ein blasser blau-violetter Schimmer zwischen Ben und dem Mech-Arm. Der Druck hörte auf immer mehr zuzunehmen, gab aber auch noch nicht nach. Sarriz stand mit ein paar Metern Abstand neben den beiden und streckte ihre Arme konzentriert nach vorne um die Barriere aufrecht zu halten. Sie verschaffte ihm Zeit. Die wertvolle Zeit, die er brauchte um seine Waffe zu ziehen. Erleichtert atmete er kurz ein, als wieder genug Platz dafür hatte und merkte, wie seine Sicht wieder klarer wurde, während sich das Scharfschützengewehr in seiner Hand ausbreitete. Dann hob er es an um einen Schuss abzugeben. Erst wollte er direkt auf den Kopf des Monsters feuern, aber er meinte sich zu erinnern, dass die meisten dieser Geräte dazu neigten in dem Fall einen Selbstzerstörungsmodus zu aktivieren und in einem großen, bösen Knall sich und alles umstehende mit in den Tod zu reißen. Stattdessen drückte er den Lauf zwischen die schweren Platten auf das frei liegende Gelenk des rechten Armes und feuerte. Der Schuss rauschte durch das Metall und der Arm erschlaffte. Sofort riss Bendorin seinen gefangenen Arm aus dem nur noch kraftlosen Griff und warf sich zur Seite. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment durchbrach der noch funktionstüchtige Arm des Mechs durch die biotische Barriere und rauschte mit einem lauten, tiefen Schlaggeräusch in den Pfeiler. Der Salarianer kroch auf den Rücken gedreht über den Boden weg von seinem seelenlosen Peiniger. Er lud sein Gewehr nach, legte es wieder an und beruhigte seinen Atem wieder um nicht in ein unkontrolliertes Schnaufen zu verfallen. Dann zielte er auf das übrige Gelenk und gab erneut einen Schuss ab. Zu voreilig, wie es schien, denn er traf nur die Panzerung wenige Millimeter daneben. Der Mech drehte sich derweil wieder zu ihm. Offenbar genoss er die oberste Priorität des Blecheimers. Ben sah, wie der Riese seine Kanone auf ihn richtete und konnte hören, wie sie anfing zu arbeiten. Die Waffe war mittlerweile wohl wieder abgekühlt einsatzbereit. Er lud nach so schnell und routiniert es nur ging, richtete seine Mantis auf den Kopf des Mechs, atmete kurz aus und gab seinen letzten, verzweifelten Schuss ab, während das leise Geräusch der schweren Kanone wie ein unerträglicher Donnerschlag in seinen Ohren wiederhallte.

    Er sah noch den mechanischen Kopf vor sich zerspringen, als plötzlich alle Lichter ausfielen. Ein paar angespannte Sekunden lang wartete der Salarianer darauf irgendein Geräusch des Schrotthaufens vor sich zu hören, aber es bleib aus. Brok und Diomes mussten es geschafft haben den Strom genau in dem Moment abzustellen, in dem der gepanzerte Koloss versucht hatte die Erlaubnis für die Selbstzerstörung von der Zentrale zu erhalten. Ohne Antwort oder Befehl war die Maschine einfach in sich gesackt. Mit einer Welle nie dagewesener Entspannung breitete Ben sich auf dem Boden aus und lachte kurz auf. Dass sein Komm dabei noch an war, bemerkte er erst danach. Er schaltete es ab und blickte noch einmal in Richtung des Mechs. Langsam arbeitete er nochmal den Kampf im Kopf durch und richtete sich wieder auf. Der Kampf war noch nicht gewonnen, die Mission noch nicht vorbei. Jeder Muskel wehrte sich gegen alles was nicht mit Liegen und Ausruhen zu tun hatte, aber er ignorierte es. Er aktivierte das Licht seines Omni-tools um den anderen zu signalisieren, dass er noch am Leben war.
    Sarriz stand plötzlich neben ihm und hielt Bendorin seine Pistole entgegen. Er hatte sie im Scharmützel eben verloren, aber dem wenig Beachtung geschenkt. Mit einem dankbaren Nicken nahm er sie wieder an sich.
    „Na, bist du noch dabei? Wie fühlst du dich?“, fragte sie in einem leicht künstlich neckisch klingenden Tonfall.
    „Alt.“, gab Ben ihr erschöpft zurück. „Ich fühle mich alt, aber noch immer einsatzbereit, wenn du das meinst. Lass aber nicht deine Deckung fallen. Da sind noch ein paar hinter den Türen.“
    Die Söldnerin nickte ihm ebenfalls zu und zog ihre Waffe wieder. War sie besorgt um ihn oder hatte sie nur Angst gleich allein mit Carter im Dunkel zu stehen? Er verdrängte den Gedanken vorerst. Jetzt war nicht die Zeit dazu. Der Doktor wartete noch auf sie. Jetzt war er gewarnt und wachsam geworden, aber keine Macht Omegas konnte ihn noch retten. Bendorin war ihm Nahe und je näher er kam, umso mehr Kraft erfüllte ihn wieder. Nicht mehr lange und er wäre am Ziel. Was konnte jetzt noch groß kommen?

  6. #186
    ME-FRPG only
    Registriert seit
    22.03.2011
    Beiträge
    79

    Standard

    Scheppernd und ächzend brach das enthauptete Metallmonster in sich zusammen, fast gleichzeitig wie die Lichter ausgingen und der ganze Raum in undurchdringliche Schwärze gehüllt wurde nur um Sekunden später in das rötliche Licht der Notfallbeleuchtung getaucht zu werden. Atemlos starrte Bardan gleich neben einer der Türen geduckt von der hintersten Ecke des Raumes zu dem metallenen Körper, wartete auf eine Regung oder viel mehr auf die verhängnisvollen Warnlaute die ein gleich explodierender YIMIR-Mech von sich gab, doch sie blieben aus. Der Mech hatte wohl nicht mehr die Gelegenheit bekommen die Selbstzerstörung zu aktiveren bevor der Strom ausfiel, aber viel hätte dafür wohl nicht gefehlt. Wäre der Strom auch nur eine Sekunde später ausgefallen, hätte sich das Ding in einer spektakulären Explosion aufgelöst und alle im Raum gleich mit.
    Trotzdem erlaubte sich Bardan noch nicht erleichtert auszuatmen und blickte misstrauisch, mit der Schrotflinte im Anschlag um die Ecke. Während der Salarianer und später auch die Asari sich um den Mech kümmerten, hielt Bardan vorrückende Söldner zurück und pustete jene um die es auf anderen Wegen in den Raum schafften. Es waren vergleichsweise wenige gewesen. Ein paar Mutige die den Mech unterstützen wollten oder ihre Gegner für abgelenkt hielten. Da hatte ihnen Bardan einen blutigen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Rest hatte sich eher zurückgehalten und allenfalls aus sicherer Entfernung das Feuer erwiedert.
    Doch nun, als er gerade um die Ecke spähte, war von ihnen nichts mehr zu sehen. Offensichtlich hatten sich die verbliebenen zurückgezogen um sich irgendwo zu sammeln. Also nicht auszuschließen dass die bald wieder kommen, dachte sich Bardan grimmig. Besser wir verziehen uns.

    Ernst blickend erhob sich Bardan, während Luseym sich fast zeitgleich der Länge nach auf dem Boden ausbreitete und vor Erleichterung auflachte. Da der Typ sein Komm nicht ausgeschaltet hatte hörte das auch der ganze Rest der Truppe.
    „Gerade noch rechtzeitig, Leute.“ meinte der Mensch in sein Komm an den Rest der Gruppe gewandt, welcher die Stromzufuhr unterbrochen hatte. Es fiel ihm schwer und fasste hörte man es auch, denn es klang einen Hauch zu langsam, aber schließlich sagte er eher kurz: „Gute Arbeit.“
    „Und nein, keine Sorge. Dem geht´s gut…glaub ich jedenfalls.“, fügte der Mensch, mit einem Seitenblick auf den Salarianer, der gerade aufgehört hatte zu lachen, hinzu während er weg von der Tür in Richtung Konsolen trabte, vorbei an Trümmern, rauchenden Einschusslöchern und Leichen. Jedenfalls noch, fügte er geistig missmutig hinzu.

    Es hätte nicht viel gefehlt und der Salarianer hätte einen hübschen Blutfleck an der Wand abgegeben. Das was ihn davor bewahrt hatte, war aber nur zum Teil Sarriz gewesen. Als der Salarianer an die Wand gequetscht wurde war sie es gewesen die eine Barriere errichtete um den Mech zu verlangsamen. Fast genau in diesem Moment war Bardan mit den meisten Söldnern im Raum fertig geworden, hatte gerade einen Söldner den Kopf von den Schultern geschossen als dieser einen schwer verwundeten Kameraden in Deckung ziehen wollte, da sah er diese Szene und witterte eine Gelegenheit. Eine Gelegenheit sich gleich zwei Probleme vom Hals zu schaffen: Ben und Sarriz.
    Der Mensch hatte schon angesetzt der Asari hinterrücks eine tödliche Ladung Schrott zu verpassen als ihm plötzlich Zweifel kamen: Diese zwei Probleme wären dann gelöst. Bliebe dann nur noch ein Problem. Ein 3 Meter Großes, mit einer Massenbeschleunigerkanone ausgerüstetes, gepanzertes Problem.
    Angesicht dessen schien es so plötzlich doch keine so gute Idee zu sein, die beiden kalt zu machen.

    Bevor er sich dann jedoch hatte entscheiden können, riss ihn die Wucht einer Salve Feindfeuers schier von den Füßen und ließ so den Schuss der eben noch Sarriz Kopf galt, effektlos durch die Luft zischen. Zwei der verbliebenen Söldner waren vorgerückt und nahmen in unter Feuer. So musste er sich erst ihnen annehmen. Beschäftigt damit beinahe an der Wand zerquetscht worden zu sein oder eben das zu verhindern hatten Ben und Sarriz gar nicht mitbekommen, wie ihr Mitstreiter sich beinahe gegen sie gewendet hatte.
    Als dann später der Kampf vorbei war, waren auch alle Gelegenheiten den beiden in den Rücken zu fallen verstrichen, zumindest vorerst. Seine Pläne diesbezüglich hatten sich nicht geändert. Es würde auch weitere Gelegenheiten geben.
    Missmutig bemerkte er wie Sarriz Luseym die verlorene Pistole reichte und nach seinem Befinden fragte ließ sich aber nichts anmerken. Es gefiel ihm nicht wie gut sich die beiden zu verstehen schienen. Fast schon war er geneigt die beiden sollten sich ein Zimmer nehmen spotten, aber solche Sprüche, entschied er, drückte er besser erst später. Es gab innerhalb der Truppe bereits eine Opposition gegen ihn und wenn sie weiter Zulauf bekam könnte sich das Kräfteverhältnis schnell wenden. Sarriz hätte da sicher nichts dagegen.
    Bei Luseym war er sich da nicht so ganz sicher. Der Salarianer hatte ihm gegenüber noch keine Aggressionen gezeigt, was aber auch nichts ausschließ. Bardan zweifelte aber nicht daran, dass das Alien wenn es die Gunst des Augenblicks witterte den Streit vom Zaun brach, den sie schon die ganze Zeit nur aufschoben. Luseym schien dem Gedanke das Amaya die Daten des Doktors in die Finger bekam nicht zugetan. Besser er traute ihm nur so weit wie er ihn werfen konnte, oder noch besser: so weit wie er den YMIR-Mech werfen konnte.

    „Hey, ihr zwei! Sichert die Türen!“, befahl Bardan den beiden, vielleicht etwas barscher als er es eigentlich vorgehabt hatte, als er gerade an ihnen vorbeitrabte, in Richtung Amaya die noch bei den Konsolen stand. „Wir sind hier noch nicht fertig.“
    Er gestand es sich vielleicht nicht ein, aber insgeheim war er wohl neidisch das Luseym und nicht er diesen Riesending zur Strecke gebracht hatte. Irgendwie fühlte er sich damit in seiner Position als Alphatier bedroht, auch wenn der Salarianer bis jetzt keine Anstalten gemacht hatte Bardans Führungsposition streitig zu machen. Ein weiterer Grund der Amphibie noch in den Rücken zu schießen, entschied Bardan darauf leichthin, wohlwissend dass er eigentlich nie einen Grund brauchte um jemanden umzunieten.
    Amaya kauerte noch vor den Überresten der von ihr gehackten Konsole und tippte auf ihr Universalgerät ein als der Mensch zu ihr trat. Den ganzen Kampf über, war sie hier hinten geblieben, soweit wie möglich in Deckung und hatte sich daran gemacht sich Einlass in die Systeme der Basis zu verschaffen und das mit einer beeindruckenden Inbrunst. Während des Kampfes war Bardan damit beschäftigt gewesen ihr Zeit zu erkaufen und die Söldner von ihr fern zu halten, darum hatte er es nur am Rande mitbekommen, wie sehr sie sich in die Sache reingehangen hatte. Tatsächlich hatte sie den Großteil des Kampfes gar nicht wahrgenommen so sehr hatte sie sich konzentriert.
    Leicht überrascht darüber in welches Schlachtfeld sich der Raum verwandelt hatte blickte sie sich kurz um, ehe Bardan sie ansprach.
    „Wie sieht´s aus?“, brachte es Bardan auf den Punkt.
    „Ja…ich…“, fing sie etwas unsicher an, bevor ihre Stimme plötzlich an Selbstsicherheit gewann. Scheinbar schämte sie sich nicht gerade um ihre Leistung. „Ja, ich habe mich einlinken können. Gerade noch rechtzeitig bevor der Strom ausfiel und das obwohl ich nicht nur mit etlichen elektronischen Gegenmaßnahmen zu kämpfen hatte. Es hat auch jemand versucht mich aus dem System zu werfen.“
    Auch wenn sie leicht an ihren Fingern nestelte, wie, wie Bardan mittlerweile festgestellt hatte, sie es oft tat wenn sie nervös war, stand sie gerade und mit erhobenen Haupt. Vielleicht wollte sie Bardan und womöglich sich selbst davon überzeugen dass sie eben doch für etwas gut war und davon ablenken das sie beim versuchten lautlosen Ausschalten kläglich versagt hatte. Ging ihr wohl doch ziemlich nahe das sie Bardan vorhin so wütend gemacht hatte. Dass bewies Bardan, der ihr ernst zuhörte, dass sie auf jeden Fall geistig immer noch eher ein Kind war. Jung und leicht zu beeinflussen…somit passte sie perfekt in sein Beuteschema.
    Gerade wollte sie ansetzten um vermutlich genauer auszuführen, doch stattdessen zog sie überrascht den Kopf zurück als ihr Blick etwas hinter Bardan streifte.
    „Ist das ein YMIR-Mech?“, kam es fast schon verblüfft aus ihrem Sprachmodul.
    Fast hätte Bardan, erinnert daran dass nicht er das Ding ausgeschaltet hatte, vor Unmut geknurrt aber er besann sich eines Besseren und setzte rasch ein gewinnendes Lächeln auf.
    „Ja, aber das war keine große Sache.“, erwiderte er locker.
    „Du hast das Ding besiegt?“, fragte sie darauf erstaunt und Bardan lächelte noch eine Spur breiter. So naiv…herrlich. Wie alle soziopathisch veranlagten Menschen hatte er keinerlei Probleme sie anzulügen und noch weniger sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken. Warum auch nicht? Luseym und Sarriz standen glücklicherweise außer Hörreichweite am anderen Ende des Raums und waren damit beschäftigt ihre teils mitgenommene Ausrüstung zu überprüfen und die Zugänge im Auge zu behalten. Und mit ihnen sprach die Quarianerin sowieso nur sehr wenig. Und außerdem wollte ja er und nicht die beiden mit ihr ins Bett!
    „Klar, aber reden wir nicht darüber. Dafür ist jetzt nicht die Zeit.“, wehrte der Mensch lässig ab und fand wieder zu einer professionellen Ernsthaftigkeit zurück. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, dachte er sich noch kurz. „Wie sieht´s mit dem Hack aus? Was hast du gefunden?“
    Immer noch beeindruckt von der kleinen Lüge, fing sie darauf etwas langsam an verfiel dann aber, da sie sich auf etwas berufen konnte in dem sie hier zweifellos die Expertin war, in einen selbstsicheren Ton. Die Tatsache dass sie auch nur mit Bardan und nicht mit der ganzen Gruppe sprechen musste war sicherlich auch nicht wenig hilfreich.
    Sie berichtete ihm knapp davon, dass sie einen aktuellen Plan der Basis downloaden konnte und die Frequenz der Komm-Kanäle der Söldner ebenfalls nun für sie verfügbar waren und das sie diese auf die Universalgeräte der restlichen Gruppe spielen konnte. Ihm habe sie bereits eine Kopie geschickt.
    „Gute Arbeit.“, gab Bardan kurz aber lobend von sich und das war noch untertrieben. Tatsächlich verschaffte ihnen das einen gewaltigen Vorteil gegenüber den Verteidigern, wenn sie nun sowohl den Funk abhören konnten und nicht mehr auf einen veralteten Lageplan verlassen mussten.

    Er konnte sich das siegessichere Grinsen gar nicht verkneifen und sah seine Zähne noch matt im Visier der Quarianerin spiegeln. Der Sieg schien in immer greifbarerer Nähe zu rücken. Die Verteidiger waren stark dezimiert und entsprechend demoralisiert, schätze Bardan. Viele konnten nicht mehr übrig sein die sie vom Doktor fernhalten würden, wenn diese überhaupt gewillt wären für die Bezahlung ihr Leben zu lassen. Und seien wir mal ehrlich: Kein Söldner der Galaxie war bereit für Geld sein Leben weg zu werfen.
    Amaya schien durch sein Grinsen nicht wirklich einordnen zu können und gab ein nervöses Hüsteln von sich.
    Rasch fing sich der Mensch wieder und gab ihr Anweisung die Daten mit dem Rest der Gruppe zu teilen. Während sie dem nachging sah sich Bardan auf seinem Universalgerät eine holografische Darstellung des Lageplans an. Tatsächlich unterschied er sich gar nicht mal grundlegend von ihrem alten, weshalb der Kopfgeldjäger nicht allzu lang brauchte um einen Überblick zu bekommen.

    Mehr so am Rande erfuhr er dass sie Anlage noch aus der Zeit des Bergbaus stammte und eine frühere Basis war, in welcher sowohl Maschinen als auch Bergarbeiter (hauptsächlich Sklaven) untergebracht waren. Fast ein halbes Dutzend schwere Bergbaumaschinen und an die hundert Mann waren es gewesen. Das erklärte die Größe von Juusiks Basis und ihre abgelegene Lage, doch kam Bardan nicht umhin sich zu fragen wie viel Geld es gekostet haben musste die Anlage instand zu setzen und so grundlegend umzubauen. Und zu alledem schien sich Juusik eine ganze Privatarmee an Söldnern leisten zu können.
    Woher hatte er bloß so viel Geld?

    Mit einer nachdenklich hochgezogenen Augenbraue linste Bardan rüber zu Luseym welche gerade einen der Ausgänge sicherte.
    Hatte sich Juusik vielleicht das Geld von der „mächtigen Organisation“ für die Luseym zu arbeiten vorgab genommen?
    Nach Bardans Schätzungen musste es sich dann um gewaltig hohe Summen handeln. So gewaltig hoch, dass die „mächtige Organisation“ die über so viele Mittel verfügte, nicht einfach irgendeine kleine Söldnertruppe, ein 08/15-Verbrechersyndikat oder etwas Ähnliches sein konnte. Hier musste es sich um etwas Großes handeln.
    Bevor der Salarianer den nun misstrauischen Blick des Menschen bemerkte wandte Bardan sein Augenmerk vorgeblich wieder dem Lageplan, den die anderen, zusammen mit einer kurzen, nervösen Erklärung von Amaya erhalten hatten, wieder zu.
    Dass war definitiv eine Information für die es sich lohnen würde sie aus dem Salarianer auszuprügeln, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Denn wenn es sich um etwas Großes handelte, war auch viel zu holen und Bardan hatte nichts dagegen noch reicher zu werden. Vielleicht konnte er mit eben jenem Versprechen auch Sarriz mit an Bord holen? Zumindest um Luseym in den Rücken zu fallen…um anschließend ihr in den Rücken zu fallen. Schließlich hatte Bardan letzten Endes noch nie gern geteilt.

    „Hier müsste es zu Juusik gehen.“, meinte die Quarianerin nach kurzem Stocken in das Komm und ließ einen Bereich auf Bardans Hologramm aufleuchten. Gleichsam leuchtete es auch auf den Hologrammen der Gruppenmitglieder auf, die gerade die Zeit hatten sich dem zu widmen.
    Seine verräterischen Gedanken verschiebend blickte der Mensch auf das Hologramm. Sie schien Recht zu haben. Eine kleine Halle war hervorgehoben, über welche man sowohl zu den Labors der Basis als auch einen Gefangenentrakt gelangen konnte. Die beiden Bereiche waren nah zusammen gebaut, wohl um den Doktor schnellen Zugriff auf die Gefangenen als Versuchskaninchen zu gewähren. Außerdem erblickte Bardan einen Zugang zum Landeplatz der Basis welcher auf dem alten Plan nicht verzeichnet gewesen war und sehr viel kürzer gewesen wäre als die Wege, die sie benutzt hatten. Das jedoch als vorerst uninteressant einstufend erhob er ebenfalls seine Stimme und unterwies die Gruppe dass sie sich in eben dieser Halle treffen würden und von da aus in die Labore vorrücken würden. Dort würde sich dann Juusik aufhalten, wie Bardan felsenfest sicher war.
    Einer nach dem anderen gab seine Bestätigung auf Bardans Anweisung und schon bald rückten sie vor. Es hatte ihn verwundert auch von Thank und Novell zu hören, da er sie eigentlich am Eingang der Basis wähnte, wo sie ihren Fluchtweg zu sichern hatten aber scheinbar waren sie vorgestoßen um Rico bei der Stromzufuhr zu unterstützen. Das ihr Fluchtweg nun ungesichert war, schmeckte Bardan überhaupt nicht, aber momentan schien er nichts dagegen unternehmen zu können.
    Ohne Zwischenfälle trafen die Gruppenmitglieder am vereinbarten Treffpunkt zusammen, nur um festzustellen, dass die Tür zu den Laboren abgeriegelt war. Missmutig trat Bardan gegen das verschlossene Metall und blickte sich in der Halle um, während die anderen um ihn herum in Aufstellung gingen und ihn teils erwartungsvoll anblickten.

    Die kleine Halle war verlassen und größtenteils leer als sie eintraten. Abgesehen davon dass sie mehrere Gänge miteinander verband konnte der Mensch keinen praktischen Nutzen der Halle erkennen. Vielleicht hatte sie früher, zur Zeit des Bergbaus, einen Nutzen gehabt, jetzt bot sie nicht einmal vernünftige Deckung. Ein Grund mehr, entschied der Kopfgeldjäger, hier nicht lange zu verweilen.
    Kurzbündig wies er die Quarianerin an zu versuchen die Türsteuerung zu hacken und den Rest der Gruppe die Eingänge im Auge zu behalten. Kaum hatte sie sich jedoch daran gemacht ertönte plötzlich aus der Türkonsole eine Stimme. Kalt und vor Herablassung nur so triefend. Juusik.
    „Beeindruckend, dass sie es soweit geschafft haben.“
    Angekündigt durch ein kurzes Bildrauschen, erschien auf dem Bildschirm der Konsole das Gesicht des Salarianers. Er war so bleich das man fast meinen könnte die Konsole hätte einen Defekt wenn man die bösartig wirkenden, rot gesprenkelten Augen des Salarianers mal übersah.
    „Und das mit solch beschränkten Mitteln und Mitstreitern deren Loyalität hochgradig zweifelhaft ist.“, sprach er weiter, frei von jeglichen Lob in der Stimme. Wutverzerrt starrte Bardan auf das verpixelte Bild ihres Widersachers, als er vortrat und Amaya ihm eiligst Platz machte.
    „Red` du nur!“, zischte Bardan drohend vor der Konsole stehend. „Wir kommen dich holen! Ich komm dich holen!“
    Juusik jedoch blieb unbeeindruckt, er schien sogar auf einmal zu lächeln. Weniger ein amüsiertes Lächeln über eine Drohung die ihn nicht einschüchterte sondern viel mehr ein irgendwie interessiertes.
    „Das bleibt abzuwarten, Mister Carter.“, ein seltsam fasziniertes Glänzen kam über seine rot gesprenkelten Augen. „Es war kein Fehler ihnen die Substanz zu injizieren.“
    Das Lächeln des schweigenden Salarianers schien noch eine Spur faszinierter zu werden als er sich vorbeugte, wie als wolle er sein unfreiwilliges Versuchsobjekt genau in Augenschein nehmen.
    „Spüren sie es schon? Haben sie Schmerzen? Fühlt es sich an als würde ihr Schädel zertrümmert? Kommt es nur stoßweise? Immer wenn sie glauben zu lange nachgedacht zu haben?“
    Lange war es her das der Kopfgeldjäger so etwas wie Furcht verspürte doch nun standen alle Härchen in seinem Nacken stramm während ein kalter Schauer ihm den Rücken hinunter lief. Der Bastard beschrieb gerade genau das, was Bardan schon bei der Landung im Sintoit-Bezirk durchmachen musste. Hervorgerufen durch die Erinnerung fingen die Kopfschmerzen langsam an, gerade so am Rande von Bardans Bewusstsein zu kratzen, wie Fingernägel auf einer trockenen Tafel.
    „Keine Sorge.“, meinte der Doktor mit einem Lächeln, das nicht einmal ansatzweise aufmunternd wirken sollte. „Bald ist es vorbei.“

    Mit diesen Worten unterbrach er die Verbindung und ließ die multikulturelle Truppe alleine in der Halle vor der abgeriegelten Tür. Doch lang waren sie nicht allein.
    Der verdutzt klingende Warnruf Sarriz holte den Menschen, der das Gesagte noch gar nicht komplett hatte verarbeiten können, aus seiner Starre. Mit geübter Präzision wirbelte er herum und richte seine Pistole in Richtung der Bedrohung…und erstarrte selbst vor Überraschung für einen Herzschlag. Dem Rest der Gruppe ging es ähnlich.

    Die Tür zum Landeplatz, war zur Seite geglitten und gab den Blick auf etwa ein Dutzend bewaffneter Gestalten frei. Sie wirkten humanoid, gingen aufrecht auf zwei Beinen, doch gehörten sie keiner Spezies an die der Mensch jemals zu Gesicht bekommen hatte. Vier große leere Augen und eine Haut, die wie eine chitinartige Panzerung wirkte, bewaffnet mit Waffen die wie ein Teil ihrer selbst wirkten und mit denen sie synchron, wie ein einziges Wesen, feuerten.
    Die Überraschung abschüttelnd erwiderte die Gruppe den Beschuss kaum einen Herzschlag später doch durch den Aufprall der sie treffenden Geschosse, gingen die meisten Schüsse daneben. Jene die trafen hingegen konnten die Barrieren der fremdartigen Feinde nicht überwinden.
    Hastig tat Bardan eine Ausweichrolle um dem Feindfeuer für wenigstens einige Augenblicke zu entgehen, andere Gruppenmitglieder taten es ihm gleich, doch war die gewonnene Verschnaufpause nicht lang genug um Schilde und Barrieren zu regenerieren.
    Über das Zischen der Geschosse, dem seltsamen Summen das diese Wesen von sich gaben und dem Fluchen Sarriz hinweg brüllend gab der Kopfgeldjäger den Befehl sich in Deckung zurückfallen zu lassen. Lange würden sie diesen Feuerhagel ansonsten nicht durchstehen. Das Feuer heftig erwidernd zog sich die Gruppe zurück in den Gang der zu den Gefangentrakt führte. Während die anderen nun im Schutze des Ganges mehr Sperrfeuer als gezieltes Abwehrfeuer abgaben hackte die Quarianerin die Türsteuerung dieser Tür und verriegelte sie. Zwei dieser Wesen waren gefallen und bluteten nun eine weißliche Flüssigkeit auf den Boden, als sich die Tür schloss und Amaya die Konsole überlud.
    „Heilige Scheiße!“, fluchte Bardan, kaum dass sie vorerst in Sicherheit waren. „Was waren das denn für Dinger?“
    Außer ausgefallenen asarischen Flüchen, atemlosen Schnaufen und Schweigen erhielt er keine Antwort, bis plötzlich Amaya unsicher die Stimme erhob.
    „Ich glaube…ich bin mir nicht sicher…aber ich glaube das waren Kollektoren.“
    „Was für Dinger?!“, blaffte Sarriz barsch, wodurch Amaya fast schon erschrocken zusammen zuckte.
    „Ko-Kollektoren.“, erwiderte sie. „Eine Rasse von Insektoiden. Sehr selten. So selten das nur wenige an ihre Existenz glauben.“
    „Na die wäre ja jetzt bewiesen.“, knurrte Bardan grimmig.
    Es drängte ihn dazu mehr über diese Viecher zu erfahren, schließlich musste er wissen gegen was er kämpfte und was diese Dinger hier überhaupt zu suchen hatten. Waren sie im Bunde mit dem Doktor? Arbeiteten sie für ihn? Doch für derlei war jetzt nicht die Zeit. Sie wussten schließlich nicht wie lange die Tür halten würde und den Doktor durften sie auch nicht entkommen lassen also ordnete Bardan schnell an weiter vorzurücken, wie er auf seinem Universalwerkzeug erfuhr, durch den Gefangenentrakt.

  7. #187
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
    Registriert seit
    15.10.2012
    Beiträge
    20

    Standard

    Bendorin rannte ohne zu zögern bis zum Ende des Gangs hinab. „Los, kommt schon! Ich verriegele die Tür.“, wies er geistesabwesend die anderen an, während er damit beschäftigt war die Schaltkreise für die Türsteuerung offen zu legen. Kollektoren, ging es ihm immer wieder durch den Kopf. Was kommt als nächstes? Alligatoren aus der Kanalisation? Er hatte ein bis zwei Mal von diesen Kreaturen gehört und hielt sie bisher immer nur für urbane Legenden; Schauergeschichten entsprungen aus der Phantasie und dem Rausch zwielichtiger Gestalten, die ihre Anonymität im Extra-Net dazu nutzten sinnlosen Schwachsinn zu verbreiten. Aber jetzt waren diese surrealen Gestalten aus ihren Lagerfeuererzählungen entsprungen und suchten sie heim. Wie durch Zauberhand geschaffen hatte Juusik ihnen erneut ein scheinbar unüberwindbares Hindernis in den Weg gestellt. Nur diesmal war er zu langsam gewesen. Dieses eine, fatale Mal könnten sie das Hindernis vielleicht über die Station umgehen.
    Als der humpelnde Brock schließlich als letzter durch die Tür gehinkt war, schloss der Salarianer die Tür, öffnete die metallene Abdeckung neben der manuellen Türsteuerung und gab einen Schuss mit seinem Gewehr auf die freigelegten Schaltkreise ab.
    „Ich dachte du wolltest das Teil verriegeln?“, blaffte Sarriz ihm schnaufend entgegen. Die zunehmende Erschöpfung hatte sich scheinbar schlecht auf ihr ohnehin schon grimmiges Gemüt ausgewirkt.
    „Das hält eine Weile.“, gab er ihr knapp zurück, während er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Er versuchte die Umgebung zu analysieren. Wieder die Kontrolle zu erlangen würde ihm helfen die Panik zu vertreiben. Auch wenn die imminente Bedrohung durch eine real gewordene Schauergeschichte aus den Terminus-Systemen eine verdammt gute Rechtfertigung für jede Form der Panik war!

    Der Gefängnistrakt war nach batarianischem Prinzip aufgebaut. Die unterste Ebene machte mit ein paar Tischen und Bänken den kläglichen Versuch eine Freilauffläche mit einem Essensraum zu kombinieren. Auf der anderen Seite der Halle lag ein Tor, das wohl zu weiteren Zellenblocks, Lagerräumen und Dergleichen führte. An den Wänden gab es kleine Einzelzellen mit Türen aus Sicherheitsglas, damit Widerspenstige und Unruhestifter ausgehungert anderen bei der täglichen Mahlzeit zusehen mussten. Vermutlich war die Belüftung zusätzlich mit der Küche verbunden, um den Geruch in der kleinen Zelle zu verbreiten.
    Die Ebene darüber bestand nur aus aneinandergereihten Zellen, die sich über die Wände erstreckten, und einem kleinen Weg, groß genug dass eine Person gerade so entlang spazieren konnte, mit einem spindeldürrem Geländer daneben. Die Höhe der Ebene war zwar nicht lebensbedrohlich, konnte aber gerade bei falscher Landung leicht zu Knochenbrüchen und anderen ernsthaften Verletzungen führen. Für den Fall eines Aufstands konnte sich hier oben eine Gruppe von bewaffneten Wächtern trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gut behaupten.
    Eine spärliche Metalltreppe weiter oben würde man auf die Etage des Wachpersonals gelangen. Wie vermutlich gewollt konnte man nicht viel von unten aus erkennen, außer dass die Gehfläche gut doppelt so breit war wie die vorherige, die Beleuchtung deutlich weniger spärlich verteilt war und die Seiten mit schräg nach oben wanderndem Glas luftdicht versiegelt waren. In der Mitte der gegenüberliegenden Wand ragte zusätzlich noch der Halbkreis eines kleinen Sicherheitsraumes in die Luft heraus.

    „Das ist es!“, kam es unkontrolliert aus Bendorin heraus. „Der Sicherheitsraum ist die direkte Verbindung zu den Kernräumen der Anlage. Die bestgeschützten Bereiche befinden sich dahinter.“
    „Du meinst Juusiks Labor?“, ergänzte ihn Sarriz fragend. Er gab ihr ein knappes Nicken zur Bestätigung. Sie gingen in zwei Gruppen die jeweils gegenüberliegenden Treppen hinauf. Neben der launischen Asari hatte Ben den humpelnden Kroganer und den schießwütigen Turianer im Schlepptau. Den Rest hatte sich Carter unter den Nagel gerissen um über die andere Hälfte des Raums voranzuschreiten.
    Mit dem Aufstieg in die erste Etage konnte man leichte Blicke in den Sicherheitsraum werfen und dabei die Schemen von ein paar verbleibenden Söldnern erhaschen, die sich wohl darin verbarrikadiert hatten. Vermutlich hatten sie die Gruppe ebenfalls entdeckt und bereiteten sich auf den Vorstoß vor. Zusammen mit der Verteidigungsposition wären sie im Vorteil. Zum Glück konnten sie die Söldner von zwei gegenüberliegenden Stellen aus angreifen. Die Zellen auf der mittleren Ebene standen alle weit offen. Ob sie lange schon verlassen waren oder die Insassen sich erst mit der durch den Chaostrupp verursachten Unruhe befreien konnten, untersuchte Bendorin nicht genauer. Der Salarianer beschleunigte seine Schritte als er die Gruppe des Menschen sah, die schon deutlich weiter waren ohne die langsame Riesenechse im Rücken. Der Vorteil der zwei Angriffspositionen wäre nur dann richtig effektiv, wenn beide Gruppen gleichzeitig durch die Türen stürmen. Diomes und Sarriz blieben dabei ohne Erklärung verwirrt um sich blickend in der Mitte zwischen der rasenden Amphibie und der lahmenden Echse zurück.
    Ein gewaltiges Fauchen ließ Ben wieder zurückschrecken, als er gerade die letzte Stufe nach oben betreten hatte. Direkt neben der Treppe waren drei ausgehungerte Varren in einen Zwinger gesperrt. Solide Eisengitter hatten verhindert, dass sie sich direkt am frischen Salarianerfleisch bedienten. Die schuppigen Bestien verfielen förmlich in Raserei als sie sehen konnten wie sich Bendorin vorsichtig an ihnen vorbeibewegte. Auch hinter den breiten Gittern waren die Raubtiere auf die geringe Entfernung ziemlich respekteinflößend.

    Ben schüttelte den Kopf um den Gedanken an die Untiere loszuwerden und sich auf die Türsperre zu konzentrieren. Auf der anderen Seite war Amaya bereits dabei die Verriegelung zu umgehen. Sie wäre vermutlich sowieso schneller als er, was den Zeitdruck für ihn nur erhöhte.
    Während er die Türkonsole bearbeitete wie ein ausgehungerter Hamster eine Nussschale konnte er hinter der Tür dumpf das panische Befehlsgebrüll des kommandierenden Offiziers der Söldner hören. Der genaue Wortlaut war nicht auszumachen, aber der verängstigte Tonfall ließ Bendorin hoffen. Ein Feind in schlechter moralischer Verfassung war leichte Beute für einen guten Jäger. Und ihre kleine Chaostruppe hatte ein paar äußerst effektive Jäger. Das Lächeln verging ihm jedoch so schnell wieder wie es kam, als er plötzlich ein lautes Klack-Geräusch hinter sich hörte und das Knurren der Varren sich wieder in sein Bewusstsein drängte. Blitzartig wirbelte der Salarianer herum um mit eigenen Augen das Schreckensbild, welches sich soeben in seinen Gedanken breit gemacht hatte, zu bestätigen. Das elektrische Schloss des Zwingers hatte sich geöffnet und die hungrigen Varren waren keine zwei Sekunden später zur Nahrungsaufnahme losgestürmt. Eines der Tiere war die Treppe hinunter gestürmt, während die restlichen zwei sich an die schlossknackende Amphibie erinnerten und mit aus lauter Vorfreude schäumendem Maul auf ihn losstürmten.
    Reflexartig feuerte Bendorin aus der Hüfte mit seinem gezogenen Präzisionsgewehr auf den vordersten Haufen Fleisch und Zähne ab. Zu seinem Glück traf der kaum bewusst ausgeführte Schuss die vordere Bestie in die Brust und zog sich unbarmherzig durch ihren Körper. Leblos sackte der Körper des Tieres in sich zusammen und sein Gefährte rannte allein weiter. Ben wechselte das Thermo-Magazin so schnell er konnte, aber der kurze Gang bot ihm nur ein erschreckend kleines Zeitfenster bis er zu frisch gerissenem Jagdwild verarbeitet werden sollte. Er warf das alte Magazin aus, zog ein Neues aus seiner Tasche, warf es in einer fließenden Bewegung ein und verankerte es im Schlitten, aber es war zu spät. Der Varren war bereits abgesprungen und schloss die letzten Zentimeter zu ihm auf, bevor man auf ihn hätte anlegen können. Bendorin konnte lediglich das Gewehr wie einen breiten Stock zum Schutz vor sich halten um die messerscharfen Zähne der Bestie von sich fern zu halten, aber Schwung und Gewicht des Tieres waren zu viel und warfen ihn zu Boden. Die Fangzähne bohrten sich tief in das Gehäuse der Waffe ohne nachzugeben oder zurückzuweichen. Dafür schüttelte das Raubtier sein Maul wild hin und her, was es dem Salarianer mehr und mehr erschwerte es aufzuhalten. Speichel floss ihm über die linke Hand und in dem fatalen Bruchteil einer unaufmerksamen Sekunde löste sich sein Griff weit genug, dass er abrutschte. Sofort kam das Ungetüm näher zu seinem Gesicht hinab gesunken und feierte seinen Erfolg mit einem hämischen Knurrgeräusch. Er konnte dem Tier direkt in die kalten, dunklen Augen sehen. Sein rechter Arm gab zunehmend dem Druck nach, aber er fand mit seiner Linken keinen festen Griff um es auszugleichen. Nein verdammt, so nicht! Nicht so kurz vor dem Ziel und besonders nicht von dir!
    In einem letzten Ansturm aus Trotz und Verzweiflung feuerte Ben sein Gewehr mit der verbliebenen Hand ab. Der Rückstoß warf den Varren zur Seite. Der heißgewordene Lauf verbrannte dabei das Maul des Tieres und lies es mit einem klagendem Jaulen aufheulen, als es von der Waffe schließlich zurückwich. Ohne richtig zu realisieren was er tat, zog der Agent seine Scorpion und feuerte in Richtung seines bestialischen Angreifers. Mit seinem markanten Pfeifen segelte das Explosivgeschoss durch die Luft und raste um Haaresbreite an der Schnauze seines Ziels vorbei. Ein dumpfer Ton erklang von der Wand her, als das Geschoss sich daran festsetzte, der sogar die Aufmerksamkeit des noch immer um seine Zunge trauernden Varren kurz auf sich zog. In weiser Vorausahnung rollte sich Bendorin soweit es ging von der Wand weg, während das ahnungslose Raubtier den Fehler machte neugierig an dem seltsamen Objekt dort zu schnuppern. Im nächsten Moment detonierte die Sprengladung und riss den Kopf des Tiers mit sich. Der Rest des Körpers wurde gegen den zusammengekauerten Salarianer geworfen, der abgesehen davon recht unbeschadet blieb.

    Mit einem kräftigen Stöhnen warf er den angebrannten Kadaver von sich und stand wieder auf. Sein Mantis-Gewehr hatte deutliche Spuren des kräftigen Tierkiefers davon getragen. Der Lauf war verbogen und die Außenteile zeigten deutliche Einkerbungen der Fangzähne. Zusätzlich hatte das Glas des Visiers einen markanten Sprung quer durch den Sichtbereich bekommen. Alles in allem ließ sich sagen, dass die Waffe kaum noch als Schlagstock zu gebrauchen war. Etwas enttäuscht legte er sie zur Seite. Jetzt wäre das Gerät nur noch unnötiger Ballast und er war weder ein besonderer Nostalgiker noch hatte er sonst irgendeine engere Bindung damit gehabt. Es war einfach ein Werkzeug und jetzt war es hinüber. Das Problem war nur, dass er jetzt nicht mehr auf sein Spezialgebiet zurückgreifen konnte. Er würde sich nach Ersatz umsehen müssen.
    Aus dem Sicherheitsraum konnte er lautes Geschrei hören. Die Gruppe um den Menschen war wohl bereits vorgedrungen und kam allem Anschein nach auch allein gut zurecht. Wie auf Befehl kamen Sarriz samt Gefolge die Treppe hoch.
    „Musst du immer so eine Sauerei machen?“, fragte die Asari mit breitem Grinsen scherzhaftem Tonfall. Der Varren, der nach unten gerannt war, hatte wohl weitaus weniger von einem Kampf geliefert, als seine beiden Zwingergefährten. Bendorin gab ihr lediglich ein müdes Lächeln, bevor er sich schließlich der Tür wieder zuwandte.

    Keine Minute später hatte sich das Schloss geöffnet und der Weg in den Sicherheitsraum stand frei und offen. Widerstand gab es keinen mehr. Die andere Gruppe war mit gnadenloser Effizienz vorgegangen. Carter hatte sich mit breitgezogenem Siegerlächeln in den letzten intakten Bürostuhl geworfen, so dass er den ganzen Raum im Blickfeld hatte.
    „Was hat euch so lange aufgehalten?“, fragte er süffisant. Seinem Gesicht konnte man ablesen, dass er die Frage weniger aus Interesse stellte, sondern vielmehr um nochmal zu betonen, wie er zuerst angekommen war.
    „Wir haben noch die Hunde rausgelassen.“, gab Ben beiläufig zurück, während er die Quarianerin beobachtete. Diese hatte sich schon an Systeme des Raums gemacht, um das Haupttor zu den vermeintlichen Laboreinrichtungen des Doktors zu öffnen und gleichzeitig die anderen Türen wieder zu verriegeln. Sie ging dabei schnell, effektiv und unorthodox vor. Dem Salarianer gefiel das in seiner Situation leider gar nicht. Sie ist besser als ich. Wenn es um die Sicherstellung der Daten geht muss ich schnell handeln. Er versuchte den Gedanken abzuschütteln indem er die Personalspinde nach etwas Verwertbarem durchsuchte. Zu seiner Enttäuschung konnte er jedoch nicht viel Nützliches finden. Neben ein paar Kleidungsstücken und den neusten Ausgaben des Fornax gab es praktisch nichts. Als Bendorin schließlich den letzten Spind öffnete, bereute er es sofort wieder. Hätte er es nicht getan, hätte er es nicht gesehen, so könnte er einfach weitergehen. Aber er brauchte eine Waffe und genau so eine hatte er gefunden. Vor ihm lag ein Kishock-Gewehr. Es war eine Lieblingswaffe der Batarianer. Die Zerstörungskraft dieses harpunenverschießenden Präzisionsgewehrs war verheerend. Der Salarianer hatte am eigenen Leib erfahren, was es heißt so einen Treffer einzustecken. Die Erinnerung allein ließ die Narbe an seiner Brust wieder Schmerzen. Es hatte ihn fast umgebracht, ihn wochenlang im Krankenbett mit dem Tod ringen lassen und ihn schließlich Zukunft und Karriere gekostet. Alles konnte man auf diesen einen Moment zurückführen lassen. Dieser eine Heckenschütze hatte alles verändert. Und er war noch irgendwo da draußen. Aber weder war er hier, noch hatte das alles Relevanz für seine Mission. Ben war hier und er brauchte ein gutes Gewehr. Zögernd nahm er das Gerät zu sich auf, auch wenn sich dabei ein unwohles Gefühl in seinem Bauch ausbreitete. Du bist ein Profi, also verhalte dich auch so. Es ist nur eine Waffe und du hältst sie in deinen Händen. Nutze sie gefälligst und heul nicht rum!

    „Wir sind durch!“, gab Amaya plötzlich triumphierend von sich.
    „Sie sind durch!“, rief Brock ebenso schnell, als er durch die Fenster nach unten schaute. Tatsächlich hatten sich diese sogenannten Kollektoren mittlerweile durch die Eingangstür gearbeitet. Der erste Käferkopf lugte gerade in die Haupthalle und schaute sich neugierig um.
    „Sie haben uns noch nicht entdeckt. Schnell weiter, bevor sich das ändert!“, gab Bendorin geistesabwesend von sich, als er schon halb durch die Tür marschiert war. Das neue Gewehr war spürbar schwerer als seine alte Mantis. Nicht schwer genug um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber dennoch war es eine unwillkommene Umstellung, an die er sich nicht so recht gewöhnen wollte.
    Sie folgten dem schmalen Weg ein kurzes Stück bis sie schließlich an eine als „Labor“ gekennzeichnete Tür kamen. In einer viel zu langen, dramatischen Bewegung öffnete sich der Zugang...

  8. #188
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
    Registriert seit
    15.10.2012
    Beiträge
    20

    Standard

    Sie waren am Ziel. Der Gestank von schaler, abgestandener Luft vermischte sich mit dem sterilen Geruch von Chemikalien, Verwesung und dem Kupfergeschmack vom frisch vergossenen Blut und schlug ihnen entgegen. Juusiks Labor zeigte sich der angeschlagenen Truppe, klinisch, geradezu so strahlend weiß dass man geblendet die Augen zukneifen musste, bis man sich daran gewöhnt hatte. Es war ein länglicher Raum mit hoher Decke der sich nach hinten ausweitete, wie der Hals einer Flasche. Bis zur Decke reichende Schränke verwahrten halb offen Reagenzien und Proben vorangegangener Experimente und reihten sich um die Wände, während Labortische mit weiteren Reagenzgläsern und medizinischen Utensilien in geometrisch wirkenden Mustern im ganzen Raum breit machten. Zwei Werkbanktische, gut begehbar von allen Seiten beanspruchten den Mittelpunkt für sich. Die vielfarbigen Blutflecken darauf, wohl von etlichen Spezies, waren so ziemlich die einzigen Farbflecken in all dem Weiß und Grau des Labors. Etwas weiter hinten prangte ein überdimensionierter Holo-Bildschirm, der seine Ergebnisse in einander verschlungen präsentierte. Daneben thronte ein gewaltiger Stase-Tank, gefüllt mit einer dunklen, grünlichen Flüssigkeit in der eine kaum zu erkennende Gestalt zu schwimmen schien. Es wirkte als würden Kabel und Schläuche von der Figur ausgehen, die aus dieser Entfernung wage menschlich anmutete, doch an einer Hand fehlten augenscheinlich ein paar Finger. Vielleicht handelte es sich auch um einen Quarianer. Schwer zu sagen.
    Carter schien bei dem Anblick kurz und fast schadensfroh zu grinsen, doch Ben war sich nicht sicher ob das tatsächlich dem Tank galt, denn kaum hatte er es realisiert schien das Grinsen des Menschen mehr einem kampfeslustigen Zähnefletschen zu gleichen.
    Ein paar Schritte hinter dem Monitor thronte der Umriss einer mehr als mannsgroßen, ungewöhnlichen Maschine, die gleichsam einer metallischen Arterie, gleich mehrere dicke Kabelbündel mit Energie zu speisen schien.
    Das ganze Bild wurde noch durch eine sporadisch verteilte Beleuchtung aus teilweise flackernden Lampen abgerundet. Die Hauptlichtquellen waren wohl entweder mit dem Versagen des Hauptstromes versiegt oder der oberste Gruft-Meister hatte einen unerwartet ausgeprägten Hang zur Theatralik entwickelt.
    Der Doktor selbst stand vor seinem monströsen Bildschirm und schien es nicht einmal in Erwägung zu ziehen, sich den Eindringlingen zuzuwenden. Bendorin hatte sofort seine Waffe auf ihn gerichtet und näherte sich ihm vorsichtig. Er war zu weit gekommen um jetzt den entscheidenden Fehltritt durch falsche Selbstsicherheit zu begehen. Doch Carter wollte offensichtlich ebenso kein Blatt vor den Mund nehmen und trat gleichfalls, wenn auch weit energischer vor, das bleiche Gesicht in einer Mischung aus Hass und Wut verzerrt, in der Hand ebenfalls eine Waffe.
    „Es ist vorbei, Doktor.“, begann Ben möglichst eindringlich. „Es gibt keine Fluchtmöglichkeit und keinen Rückzugsort mehr für Sie. Ihre Arbeit ist beendet.“
    „Und das nicht früh genug, du Wichser!“, fügte der Mensch zornig knurrend hinzu.
    „Beendet.“, wiederholte Juusik und drehte sich um. „Ihr habt es geschafft alles zu ruinieren. Der Abschaum Omegas hat meine jahrelange Forschung einfach zunichte gemacht. Ich hoffe ihr seid Stolz.“
    Selbst für einen Salarianer war der Doktor erschreckend dürr und unnatürlich groß. Zusammen mit seinen rot gesprenkelten, schwarzen Augen wirkte er mehr wie das Abbild einer salarianischen Geistergestalt. Der grellweiße Arztkittel half nicht dabei ihn in irgendeiner Weise gesünder erscheinen zu lassen. In seinen Augen zeigte sich eine Mischung aus Verachtung und Hass. Ohne zu zögern schwenkte er eine Pistole an seinen Kopf und drückte ab. Der laute Knall des Abschusses läutete einen Moment vollkommener Stille ein. Niemand hatte mit dieser Reaktion gerechnet.

  9. #189
    ME-FRPG only
    Registriert seit
    22.03.2011
    Beiträge
    79

    Standard

    Amayas entsetzter Aufschrei war es der die Stille brach. Hastig sprang die Quarianerin vor und kniete sich neben den zusammengesunkenen Doktor, ihr Universalgerät aktivierend in dem verzweifelten Versuch den Salarianer, mit dem zerschossenen Schädel, am Leben halten. Bardan, der in einer gefährlichen Mischung aus Wut und Enttäuschung, das Gesicht knurrend verzog erkannte bereits dass das keinen Sinn mehr hatte. Auch Ben lehnte sich zu ihm hinunter. Er wollte einfach nicht glauben, was seine Augen ihm zeigten. Juusik war definitiv tot. Salarianerisches Blut und Hirnmasse waren durch das halbe Labor gespritzt als sich Juusik ein golfballgroßes Loch in die Schläfe gestanzt hatte. Alles Medigel der Galaxie würde diesen feigen Bastard nicht mehr zurückholen. Wie verzweifelt musste er gewesen sein? Jeder Versuch es nachzuvollziehen scheiterte. Mit einem schwachen Seufzer erhob sich der Agent wieder. Er hatte heute vielleicht mehr Tote gesehen als Lebende. Und was die Lebenden anging… Auf dem Gesicht des Menschen hatte sich erneut ein Blick abgezeichnet, der wilde Tiere vertreiben konnte. Schließlich war der Doktor ihrer Rache, Bardans Rache entkommen. Seine Gedankenwelt schien sich in einen Feuersturm zu hüllen der einem das Fleisch von den Knochen zu brennen vermochte. Er würde sich nie für das was ihm der Doktor angetan hatte revanchieren können.
    Vor unterdrückter Wut und Frustration hätte der Fäuste ballende Kopfgeldjäger beinahe geschrien und ein ganzes Magazin in den Toten geballert doch er war Profi genug jetzt nicht wie ein Berserker auf die blutende Leiche einzuschlagen. Doch schwor er sich, dafür würde jemand bezahlen! Dafür würde jemand leiden!
    „Sichert den Raum!“, blaffte der Mensch herrisch zum Rest der Gruppe und trat angespannt vor Zorn zu der Hackerin, ohne darauf zu achten ob man seiner Anweisung nachkam.
    Luseym war ebenfalls vorgetreten und blickte, neben Amaya stehend, auf den Toten herab ohne einen Ton von sich zu geben, während sich die Quarianerin noch immer abmühte. Unglaube meinte Bardan in den schwarzen Augen des Salarianers zu erkennen, doch in seiner Wut bemerkte er es allerhöchstens am Rande.
    Nur mühsam Herr seiner glühenden Gedanken werdend, blickte er kurz auf die kniende Quarianerin herab, welche in ihrem vor Verzweiflung getriebenen Tun langsam aber sicher die Hoffnung verlor, ehe sein Blick zu dem Toten zuckte. Ein leises Seufzen entfuhr dem Salarianer neben ihm, doch klang es mehr bedauernd, als anteilsvoll. Ohne Frage war er viel zu abgebrüht als das der Tod eines Artgenossen direkt vor seinen Augen ihn sonderlich mitnahm.
    Tot wirkte Juusik nun nur noch mehr wie ein Geist. Seine von einst Mitleidlosigkeit zeugenden, rötlichen Augen blickten starr zur Decke während sich eine wachsende grüngraue Pfütze Blut und Hirn auf dem Boden sammelte. So hatte sich der Mistkerl sein Ende sich sicher nicht vorgestellt. Trotzdem spürte Bardan wie der Anblick seine ohnehin schon wackelige Selbstbeherrschung ins Wanken brachte.
    „Geh an die Konsole!“, zischte der schnell weg blickende Mensch zornig die Quarianerin an. Vielleicht würde ja wenigstens sie das bekommen was sie wollte. „Sieh was du finden kannst.“
    Bardans Aufruf riss sie zurück in die Realität und schien ihr neue Hoffnung zu geben an welche sie sich fieberhaft klammerte. Hastig sprang sie auf und lief an den breiten Monitor.
    Während sie mit geradezu verzweifeltem Eifer auf die Tastatur der Konsole einhackte musterte Bardan finster blickend den Raum.
    Das Ding war eine Todesfalle und damit spielte er nicht auf die die frische Leiche zu seinen Füßen an. Der Raum hatte nur zwei Ausgänge, beide nahe beieinander liegend. Wenn es diesen Insektendingern, die ihnen kurz vor dem Gefangenentrakt aufgelauert hatten, gelingen würde sie hier festzusetzen, säßen sie wie die Ratten in der Falle. Und wer wusste schon wie viele von diesen „Kollektoren“ hier noch lauerten oder was sie noch für Überraschungen bereithielten. Vermutlich waren sie schon auf den Weg hierher.
    Der Kopfgeldjäger verzog das Gesicht wütend knurrend. Nein, so würde er nicht untergehen. Nicht hier, nicht jetzt!
    Sein zorniger Blick hielt auf einmal inne umherzuschweifen, als er an dem Anblick etwas seltsamen hängenblieb. Er war so abgelenkt, dass er gar nicht merkte, wie Luseyms die, in die Tastatur eintippende, Quarianerin mit Argusaugen beobachtete.
    Dunkel, fast schon drohend ragte hinter dem Monitor, an dem sich die Quarianerin abmühte, der Umriss einer kolossalen Maschine die man vielleicht für einen Notstromgenerator gehalten hätte. Welcher die Systeme des Labors unter allen Umständen mit Strom versorgte, wäre sie nicht, und es gab einfach kein anderes Wort dafür, so seltsam.
    Sie wirkte nicht wie die anderen Maschinen in dem Labor, welche vielleicht unterschiedliche Formen hatten aber zumindest alle irgendwie zueinander passten. Diese Maschine jedoch…alleine schon die Form und die Anordnung ihrer Teile…sie wirkte fast nicht wie eine Maschine, wie ein gebautes Gerät, ersonnen und konstruiert für einen bestimmten Zweck.
    Allein wie harmonisch ihre Teile in einander über zu gehen schienen, als wären sie aus ein und demselben Guss. Als wären sie…gewachsen. Als wäre das keine Maschine, sondern ein Organ.
    Und es haftete noch etwas an ihm. Wie der Anflug eines unguten Gefühls belastete es Bardan, schien sich über seine Gedankenwelt zu legen, um darin in die tiefsten Winkel zu versickern, wie saurer Regen.
    Unweigerlich glitt ihm ein kalter Schauer über den Rücken, wie die eiskalte Hand eines Toten.
    Eigentlich glaubte Bardan nicht an irgendwelchen esoterischen Mist, doch anders schien es nicht möglich es zu beschreiben, es schien eine unheilvolle Aura um sich zu haben. Mehr noch. Es schien fast nach ihm zu greifen. Es…
    Ein Flackern lief über den großen Monitor vor ihnen und urplötzlich erschienen zwei rot gesprenkelte salarianischen Augen auf ihm, die Gruppe emotionslos doch zugleich boshaft anstarrend.
    „Seien Sie gegrüßt, Mister Carter.“, erklang die vertraute, herablassend arrogante Stimme des toten Salarianers. Alarmiert hatte Bardan die Waffe hoch gerissen und hatte fast schon erwartet das der Doktor tatsächlich von den Toten auferstand, doch drang seine Stimme kratzend und mit einem statischen Rauschen belegt aus Lautsprechern vor ihnen. Nach einem kurzen Flackern erschien schließlich auch sein restliches Ebenbild auf dem Monitor vor der seltsamen Maschine.
    „Wenn Sie diese Nachricht hören, haben Sie und Ihr multikulturelles Ensemble aus Omegas großartigsten Kretins es schließlich doch noch geschafft meine Arbeit zu vernichten und bis in mein privates Labor vorzudringen.“
    Es war offensichtlich eine hastig aufgenommene Videobotschaft.
    „Ich hätte liebend gern Ihren Körper in seine Einzelteile zerlegt um meine Forschung zu einem Abschluss zu bringen und ich kann mir vorstellen, dass sie ähnliche Pläne bezüglich meiner Wenigkeit hatten. Aber leider bin ich ein überaus schlechter Verlierer und werde sie meine Niederlage teilen lassen. Deshalb werden in den nächsten Minuten die hochentzündlichen Chemikalien meines Labors in die heiß gelaufenen Maschinerien der Notstromgeneratoren geleitet. Die Explosion wird zu einer Kettenreaktion innerhalb der Anlage führen, auf dass sie sich selbst zerstört. Und mit ihr wird auch das Mittel gegen Ihre Kopfschmerzen vernichtet. Sie sollten diese letzten Momente aus Wut, Arroganz und Schmerz, die so kennzeichnend sind für Ihre armselige Existenz genießen, Carter. Ich hatte schon fast Gefallen an Ihnen als mein Versuchstier gefunden, aber das ist jetzt nicht mehr von Bedeutung. Ohne das Gegenmittel wäre ihnen ohnehin nicht mehr viel Zeit geblieben.“
    Er schwieg und blinzelte einmal in die Kamera, fast schon als kostete er denn Moment aus.
    „Das Experiment ist beendet.“

  10. #190
    ME-FRPG only Avatar von Bendorin Luseym
    Registriert seit
    15.10.2012
    Beiträge
    20

    Standard

    Ohne zu zögern sprang Bendorin auf die Konsole vor und begann nach den Forschungsdaten zu suchen. Womit er nicht gerechnet hatte war die Quarianerin, welche gleichauf mit ihm nach vorne eilte.
    „Lass mich die Daten extrahieren, du brauchst ewig mit deinen veralteten Methoden!“, zischte sie überraschend energisch dem Salarianer entgegen und stemmte sich gegen ihn.
    Das schüchterne Mädchen hatte aus dem vertrauten Gebiet wieder ihr herausforderndes Selbstvertrauen geschöpft.

    „Wenn du so gut bist kannst du auch die Selbstzerstörung aufhalten. Dann hätten wir nicht das Problem demnächst in unsere Bestandteile zerlegt zu werden.“, gab Ben zurück ohne ihren Bemühungen nachzugeben
    Er würde dieser Amaya garantiert nicht einfach so kleinbeigeben. Der letzte große Fehler der Salarianer war es den Kroganern einen Technologieschub für die Rachni-Kriege zu geben. Aber den hatten sie durch die Genophage wieder behoben. Der letzte große Fehler der Quarianer waren die Geth und diese irren Synthetischen hatten vor gar nicht allzu langer Zeit die Citadel in Schutt und Asche gelegt. Nicht auszudenken was diese heimatlosen Planetenstreuner mit so wertvollen Informationen wie denen des Doktors anrichten könnten. Man konnte die Daten der Quarianerin nicht in die Hände fallen lassen! Wenn es sein müsste würde Bendorin sie ohne zu zögern erschießen. Aber nur wenn sie vor ihm an die Forschungsergebnisse kommen sollte. Und das war noch nicht entschieden! Gerade bereitete er sich vor Amayas Universalwerkzeug zu überlasten, da mischte sich der Mensch überraschend ein.

Seite 19 von 20 ErsteErste ... 917181920 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •