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  1. #101

    Standard

    Tenos Basis

    Uhrzeit: Unbekannt


    Toris Anzug passte. Die sterilen Räumlichkeiten hatten den Kleidungstausch ermöglicht. Dennoch hatte Raya Zweifel. Teno kannte sie - durch das getönte Helmvisier konnte er zwar ihr Gesicht nicht sehen, aber vielleicht würde sie Körperhaltung und Sprache verraten. Daher verhielt sich einfach ganz still und betete, dass der Plan aufging. Sie wollte hier endlich verschwinden. Und den anderen, die hier schon viel länger festsaßen, eine Fluchtmöglichkeit eröffnen.

    Nach einiger Zeit öffnete sich die "Eingangstür". Eine Stimme erklang, und - Keelah sei dank - war es nicht Tenos.
    "Genug ausgeruht, Tori! Der Mieter will dich jetzt sehen, bevor diese Schlacht über Omega ihm einen Strich durch die Rechnung macht! Also setz deinen konservierten Arsch in Bewegung, hopp, hopp!"

    Raya bemühte sich, die Blicke der anderen drei zu ignorieren, während sie aufstand und nach draußen ging. Sie hoffte wirklich, die anderen nicht zu enttäuschen, schließlich hing davon, ob sie es schaffte, sich als Tori auszugeben, so vieles ab... ihrer aller Zukunft und Freiheit!

    Der Kerl, der draußen im Eingang auf sie wartete, war der hässliche Mensch - das verriet ihr sein Körperbau, der viel zu groß und zu massig für einen Quarianer oder Batarianer war. Das Gesicht des Mannes konnte sie nicht sehen, da er einen Schutzanzug trug. Offenbar wollte Teno nicht, dass er die sterilen Räumlichkeiten verseuchte.

    Er packte sie grob am Oberarm und zerrte sie mit. Raya schluckte und versuchte gar nicht erst, sich zu wehren. Sie folgte dem Menschen einfach durch die Korridore und in einen Lift, der alsbald nach unten fuhr und sie ein Stockwerk tiefer wieder hinaus ließ.

    Sie vermied es, irgendetwas zu sagen. Die Frage danach, wohin sie gingen, hätte sie nur verraten. Vielleicht hätte bereits ihre Stimme sie schon verraten. Und Raya wusste nicht, welche Konsequenzen das haben würde.

    Sie erreichten eine Art Eingangsbereich - hier schien auch die sterile Zone zu enden. Denn die Person, der sich Raya jetzt gegenüber sah, trug keinen Schutzanzug. Der Mensch - zu Rayas Überraschung genau der Perversling, der versucht hatte, ihr überteuerte Ersatzteile anzudrehen und anschließend ein ungesundes, herabwürdigendes Angebot gemacht hatte - trug ganz gewöhnliche Arbeitskleidung.

    Anscheinend ist wirklich was dran an diesem menschlichen Sprichwort, dass man sich immer zweimal im Leben sieht...

    "Hallo, Tori", grinste der Mensch. "Ich hoffe, du konntest dich etwas ausruhen. Ich muss noch ein bisschen was erldigen - später habe ich vielleicht nicht mehr die Gelegenheit dazu, stimmt's?"

    Ohne ihre Antwort abzuwarten, griff er nach ihrem Arm und zerrte sie nach draußen. Raya blieb kaum Zeit, die plötzlich wesentlich leereren Straßen zu bemerken - sie wurde auch schon in einen Wagen gezerrt, und dieser setzte sich auch noch umgehend in Bewegung.

    Tenos Basis blieb schnell hinter ihr zurück.

    >>>> Omega; Die Märkte

  2. #102

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    Tenos Basis

    21:24 Uhr


    Ganz ruhig. Lass dir nichts anmerken. Jetzt kommt die Zerreißprobe, wenn die das bemerken, bin ich tot oder schlimmeres... Kehlah hilf mir... Und Keelah schien auch tatsächlich Erbarmen zu haben, denn das ausgeschaltete Universalwerkezug entging dem prüfenden Blick des hässlichen Menschen, der sie jetzt wieder zurück zu den anderen, immer noch wartenden, Quarianerinnen brachte. Er hat's nicht bemerkt, er hat's wirklich nicht bemerkt! Ist der dumm oder so was? Na, egal, ich hab es geschafft, ich glaub es einfach nicht, ich hab es tatsächlich hingekriegt! Jetzt muss der Rest auch so einfach gehen und wir sind hier bald weg. Das heißt, wenn ich es nicht vermassele. Aber das hier hab ich ja auch nicht vermasselt, also muss es einfach klappen!

    Sie betrat die winzige Wohnung - oder den Verschlag oder was das darstellen sollte - und beobachtete, wie sich die Tür hinter ihr schloss und sie allein war. Jedenfalls allein mit...

    Jela kam sofort auf sie zu, als hätte sie bereits auf sie gewartet.
    "Und? Hast du... es dabei?"
    Raya nickte und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, das natürlich niemand sehen konnte.
    "Ja! Ich habs geschafft..." Sie zögerte, ihr Enthusiasmus ließ schlagartig nach. Mit einem Schaudern erinnerte sie sich an das, was Vince mit ihr getan hatte. Nie wieder! Das ist eine Erfahrung, die ich nie wieder machen will! Nie, nie, niemals! "Also los, fangen wir jetzt an? Ich will hier endlich raus!"
    Jela nickte eifrig. "Dann los. Scann schon... ich bewach die Tür, falls Teno was bemerkt."

    Raya schluckte. Es geht. Es geht. Ich kann das. Ganz einfache Übung.

    Sie schaltete das Universalwerkzeug ein und begann dann, die Wände sorgfältig abzuscannen. Sie spürte ihr Herz laut gegen ihre Rippen schlagen, bumm-bumm, bumm-bumm... und dann ein Blinken des Universalwerkzeugs und ein Piepsen, als das Scannen Ergebnisse zutage brachte.

    Ja, Keelah! "Hierher!", rief sie aufgeregt ihren Mitgefangenen zu. "Hier ist so eine Kontrolleinheit..!"
    Kea kniete sich vor die Stelle und schien sie zu begutachten. "Okay... wie jetzt da rankommen?"
    "Damit!", Raya schwenkte das Universalwerkzeug. "Könntest du bitte mal...?"
    "Ja... klar..." Kea trat einen Schritt zurück. Sie trat von einem Bein auf das andere, anscheinend war sie sich nicht ganz sicher, was sie jetzt tun sollte.
    Raya begann damit, die Abdeckung abzulösen. Mit dem Universalwerkzeug und dem darin enthalteten Allzweckwerkzeug ging es ganz leicht.
    Schließlich lag die Kontrolleinheit frei. Raya betrachtete den kleinen Computer und erneut musste sie lächeln. Teno war, was Tech betraf, immer noch der alte. Und jetzt würde sie ihn damit drankriegen! Sie, seine Schülerin... seine beste Schülerin... wie er immer gesagt hatte... damals...

    "Du machst das hervorragend, Raya! Was... moment, was hast du getan?"
    "Ich habe nur... tut mir leid..." Raya schluckte und wartete auf die Schelte.
    "Nein, Raya, das ist... einfach genial! Sieh mal, du hast die Effektivität um 13 Prozent gesteigert! Weißt du, was das heißt?"
    "N..nein?"
    "Weniger Keime, die an Bord der Nessada kommen können, und damit auch weniger Kranke! Raya, du wirst es noch weit bringen!"
    "Ich bin doch nur..."
    "Meine beste Schülerin."


    Raya schluckte und schüttelte die alten Erinnerungen ab. Dieser Teno war nicht mehr. Teno'Val vas Nessada gab es nicht mehr, nur noch Teno vas Nedas nar Tasi - Teno, Kind von keinem, Mannschaft von niemandem. Teno den Verräter, den Verstoßenen. Ihr alter Lehrer und Meister war tot, sie kannte den Mann, der aus ihm geworden war, nicht mehr.

    Sie griff auf die Systeme zu, arbeitete sich systematisch und konzentriert hindurch. Dann deaktivierte sie die Stromversorgung, öffnete gleichzeitig alle Sicherheitstüren und schaltete das Alarmsystem ab. Ihr Herz schlug wild. Sie hoffte, dass es funktionierte.

    Wie weit würden sie kommen? Ohne Waffen jedenfalls nicht allzu weit. Sie lud sich eine Karte des Gebäudes auf das Universalwerkzeug und trat schließlich von der Kontrolleinheit zurück.

    "Du hast es geschafft! Bei Keelah, Raya, du hast es geschafft!"
    Jela kam hinein gehumpelt, sie wirkte aufgeregt. "Kea, hol Tori! Wir verschwinden von hier! Wir verschwinden!" Bei diesen letzten Worten zitterte ihre Stimme ein wenig, als wäre sie den Tränen nah. "Wir kommen frei..."

    21:29 Uhr

  3. #103

    Standard

    Tenos Basis

    21:29 Uhr


    Kea sprang auf und kam kurz darauf mit Tori zurück, die sich etwas an der jüngeren Quarianerin abstützte, aber sonst schon viel besser aussah. Jedenfalls wirkte sie so, auch wenn ihr Gesicht hinter der Maske natürlich verborgen blieb.

    "Was jetzt?", fragte Raya unsicher. Der Fluchtweg stand offen - vorerst - aber da draußen warteten bestimmt Tenos Schläger, die der plötzliche Stromausfall irritiert - und alarmiert - haben musste.
    "Wir verschwinden, bevor Teno die Türen wieder schließen kann", entschied Jela. "Hast du eine Karte, Raya?"
    "Ja" - Raya rief den entsprechenden Plan mit dem Universalwerkzeug auf und ließ eine Holoprojektion in der Luft entstehen. "Wir befinden uns gerade hier, den Weg bin ich reingekommen... hm, das hier könnte der Ort sein, an dem Teno unsere Ausrüstung hat..."
    "Dann müssen wir da zuerst hin", sagte Jela entschlossen. "Ohne Waffen sind wir hier auf Omega wirklich..."
    "... verloren", vollendete Tori den Satz. "Lasst uns jetzt besser aufbrechen, bevor Teno seine Leute hierher schicken kann."
    "Klar. Auf geht's!" Jela schien es kaum abwarten zu können, und auch Raya wurde ungeduldig. Nicht nur, weil sie endlich hier wegwollte, sondern auch, weil sie nicht wusste, wie viel Zeit ihr noch blieb, zu entkommen.

    Sie verließen den kleinen "Wohnbereich", ohne aufgehalten zu werden. Raya und Jela gingen voran, dahinter kam Kea, die immer noch Tori stützte. Raya schlug das Herz bis zum Hals. Um sich von ihrer immer weiter anwachsenden Angst abzulenken, zählte sie seine Schläge und behielt dabei die Karte im Blick.

    Die Tür zu dem Raum, von dem Raya vermutete, dass er ihre Ausrüstung sich dort fand, stand offen wie jede andere Tür, an denen sie vorbei gekommen waren, auch. Raya schluckte, drängte ihre Angst zurück und betrat das Zimmer.

    Sie sah einige Spinde, aber keine Wachen... neugierig öffnete sie einen der Spinde. Darin lagen Waffen, Universalwerkzeuge, anderer Krimskrams, sorgfältig zusammen gefaltete Schutzanzüge, Taschen...

    "Volltreffer!", rief Jela neben ihr aus und griff sich eine schwere Pistole und Sturmgewehr. "Schade, dass ich mir den nicht gleich anziehen kann, ich hätte gerne mehr als diesen Fetzen zwischen mir und einer Kugel..."
    "Wir müssen eben schnell sein", sagte Tori, die sich eine leichte Pistole, eine Schrotflinte sowie ein Universalwerkzeug nahm. "Oder auch nur schneller als Tenos Leute. Wir werden das schaffen, Jela'Nado nar Idenna."
    "Das hoffe ich doch." Jela schien unter ihrem Helm zu grinsen, jedenfalls hätte Raya darauf schwören können. "Aber ich hoffe, dass wir Teno vorher noch begegnen. Ich habe noch eine Rechnung mit diesem bosh'tet offen."

    Raya betrachtete das behelmte Profil der anderen. Sie konnte deren Wunsch nach Vergeltung nachvollziehen, aber in diesem Augenblick verspürte sie selbst den Wunsch, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Sie hatte ihn für einen Freund gehalten, ihm vertraut und musste dann erfahren, dass er zum Verräter geworden war. Das war für sie bereits doppelter Verrat, und ihn ungestraft davon kommen zu lassen war für sie einfach unmöglich!

    Aber es ist doch eigentlich egal, wer ihn dafür bestraft, oder?

    Sie ballte die Fäuste und konzentrierte sich darauf, ihre Siebensachen wieder einzusammeln. Kaum spürte sie das Gewicht ihrer Maschinenpistole an der Hüfte und den Druck der Schrotflinte und des Schafschützengewehrs an ihrem Rücken, kehrte ein gewisses Gefühl der Sicherheit wieder zurück. Es war schon seltsam, wie viel Sicherheit eine Waffe einem geben konnte...

    Sie beobachtete, wie Kea sich eine leichte Pistole nahm, offenbar die einzige Bewaffnung der jungen Frau. Es musste unfair leicht gewesen sein, Kea zu überwältigen.

    "Gehen wir", sagte Jela grimmig. "Bringen wir es zu Ende."

    Ja, bringen wir es zu Ende... bei Keelah, ich will keine Rache, ich will einfach nur weg. Zur Tehla und zu... das ist einfach schwer, ich kann das nicht mehr lange. Ich brauche auch mal Ruhe!

    Sie folgte Jela nach draußen.

    21:34 Uhr

  4. #104

    Standard

    Tenos Basis

    21:34 Uhr


    Raya führte die anderen durch die Korridore, die ebenso verwirrend abzweigten wie Omegas Straßen, als wären sie ohne Ziel und Plan gebaut worden. Sie hielt ihre Maschinenpistole in der Hand, hoffte aber insgeheim, sie nicht benutzen zu müssen. Sie hatte noch nie getötet und sie war sich auf sicher, dass sie es gar nicht konnte. Selbst, als die Piraten damals das Schiff geentert hatten, hatte sie ihre Waffe kein einziges Mal abgefeuert.

    Und jetzt würde sie vielleicht sogar gezwungen sein, abzudrücken. Und anders als Jela fühlte sie sich dazu ganz und gar nicht in der Lage. Schilde zu überlasten und Waffen zu überhitzen war etwas völlig anderes, als selbst für den Tod einer anderen Person schuld zu tragen.

    Ich könnte das niemals! Ich bin... ich bin gerade mal zwanzig Jahre alt, vor einem halben Monat war ich noch neunzehn, und... wahrscheinlich würde ich sowieso nicht treffen. Dieses Vorbereitungstraining kann einem auf nicht alles beibringen. Töten ist... etwas so radikales. Das könnte ich niemals!

    "Also... das hier ist Tenos... privates Reich?", riss Jela sie jäh aus ihren Gedanken.
    Raya schrak zusammen, riss den Kopf hoch und starrte für Sekunden perplex auf die andere Quarianerin.
    "Raya!"
    Die junge Quarianerin schluckte. "Äh, ja... nur den Gang runter und dann... aber vielleicht sollten wir das nicht tun und einfach verschwinden, ich meine, wir könnten dabei alle sterben und wir sollten... einfach nicht noch mehr... und außerdem ist es nicht richtig, dann..."
    "Vergiss es", zischte Jela. "Ich werde diesen bosh'tet für das, was er getan hat, zur Rechenschaft ziehen! Dafür gibt es keine Entschuldigung!Er hat es verdient!"

    Mit diesen Worten stürmte Jela vor. Sie stolperte mehrmals fast, da ihr verletztes Bein den schnellen Lauf nicht mitmachte. Die schwere Pistole hielt sie fest umklammert dabei. Raya schluckte. Das konnte Jela doch nicht ernst meinen! Sie lief vielleicht direkt in den Tod!

    "Jela, warte!" Sie rannte der anderen hinterher, und auch Kea und Tori schienen die verbitterte Jela nicht allein ins Verderben rennen lassen zu wollen, denn sie folgten Raya umgehend.

    Jela stürmte in eine Art steriles Arbeitszimmer... und stockte. Mehrere Schüsse waren zu hören, dann stieß Jela einen Schrei aus und brach zusammen.

    Sie hörte Kea aufschreien. "Jela, Jela, steh auf! Mach die Farbe weg, steh auf! Jela!"

    Raya war erstarrt. Sie konnte nur wie paralysiert auf das Blut starren, dass sich rasch um Jelas Körper herum ausbreitete. Es war so viel, so viel! So viel konnte doch gar nicht in Jelas Körper passen!

    Dann, endlich, gelang es ihr, ihren Blick von Jelas Körper zu lösen. Sie hob den Kopf und sah Teno direkt ins Gesicht - oder besser, direkt ins Helmvisier. Aber sie konnte schwören, dass er hämisch grinste. Er hielt noch immer die schwere Pistole in der Hand, mit der er... geschossen hatte. Jela erschossen hatte.

    Sie starrte ihn an, entsetzt, betäubt...

    Jela!

    21:37 Uhr

  5. #105

    Standard

    Tenos Basis

    21:37 Uhr


    Sie ist tot. Tot, tot, tot! TOT!

    Raya spürte, wie ihre Betäubung langsam einer aufkeimenden, brodelnden Wut wich. Ehe sie sich versah, war sie über den reglosen Körper der anderen Quarianerin hinweg gesprungen und hatte dem überraschten Teno ihre Maschinenpistole gegen seine Seite seines Helms gedrückt.

    "Mörder!", schrie sie. "MÖRDER! Du bosh'tet, wie konntest du, ich sollte dich auf der Stelle umbringen dafür!"

    Ihre Stimme klang schrill, selbst durch die leichte Verzerrung der Atemmaske hindurch. Schrill, und sie bebte. Genau wie Raya, die die freie Hand andauernd ballte und wieder entspannte, immer wieder. Die am ganzen Körper bebte und zitterte, so dass der Lauf ihrer Pistole feine Kratzer in Tenos Visier hinterließ.

    "Dann tu es doch! Das wolltest du doch schon die ganze Zeit." Tenos Stimme klang verächtlich. "Los, drück ab, kleine Raya."

    Sie konnte nicht. Zwar hätte sie in diesem Augenblick nichts lieber getan, als den Abzug zu drücken, aber sie konnte nicht. Sie konnte unmöglich jemanden töten, schon gar keinen anderen Quarianer! Sie war keine Mörderin!

    "Du kannst es nicht, stimmt's?" Teno lachte höhnisch. "Arme kleine Raya, du hast nicht mal den Mumm, abzudrücken."
    "Halt den Mund, bosh'tet, oder..."
    "Oder was?", höhnte Teno. Warum, bei Keelah, hat er keine Angst!? Ich drücke ihm eine Pistole gegen das Visier! "Wirst du mich verfluchen wie deine Mutter, bevor sie gestorben ist?"
    Mutter... tot... was... NEIN! Er lügt!
    "Du lügst! Du lügst immer, du kannst gar nichts anderes mehr!"
    "Deine Familie war nie zu irgendetwas zu gebrauchen, Raya", lachte Teno. "Dein Vater nicht, deine Mutter nicht, und du schon gar nicht. Ich habe der Crew einen Gefallen getan, als ich..."
    Nein! Nein, nein! Er lügt! Er versucht, mich zu provozieren. Glaub ihm kein Wort, Raya! Das ist Teno nar Tasi, ein Ausgestoßener. Du kannst nichts auf das geben, was er behauptet!
    "... sie getötet habe."
    "WAS?" Er lügt, er lügt!
    "Du hast richtig gehört, Raya. Deine Mutter fiel der Infektion zum Opfer, sie wurde krank. Und wie sie da so lag, und sich die Seele aus dem Leib hustete..."
    "Halt den Mund! Ich will es nicht hören!"
    "... da dachte ich mir: Was für ein Schandfleck unserer Crew. Wenn ich das nicht hier und jetzt beende, wird sie vielleicht wieder gesund und weiter das Ansehen der Crew beschmutzen..."
    "Ich sagte: Halt den Mund!"
    "... und deswegen habe ich meine Pistole gezogen und sie erschossen. Sie hat um Gnade gefleht. Sie hat nicht verstanden, warum ich das tun wollte. Ich hatte nur das beste für die Crew im Sinn... aber sie hat gebettelt. Sie hat von dir geredet, Raya. Wie du es wohl aufnehmen würdest, wenn du es erfährst. Und dass ihr kleines Mädchen sie doch braucht..."
    "Halt den Mund!" Raya weinte mittlerweile unter ihrer Maske. Ihre Hand zitterte immer stärker.
    "... aber ich habe nicht darauf gehört. Ich habe abgedrückt. Einfach so. Es war so einfach. Sie hat sich nicht einmal gewehrt..."

    Die Art, wie er darüber sprach. Als wäre ihre Mutter ein... ein Ungeziefer oder schlimmeres... verwandelte Rayas Trauer und Entsetzung und die Lähmung über das soeben Erfahrene in blanke Wut. Wenn es sein Ziel gewesen war, sie zu provozieren, hatte er das geschafft. Rayas Verstand schaltete sich einfach ab.

    "MÖRDER! Du hast eine kranke, verletzte, wehrlose Frau erschossen? Du hast meine Mutter getötet, du verdammtes Ungeheuer! Du... ich..."

    Das war genug. Es war einfach zuviel. Raya bemerkte nicht mal richtig, wie ihr Finger sich bewegte. Erst, als der Schuss - erschreckend laut - die kurz eingetretene Stille zerriss und Teno erstarrte, erst, als sich langsam feine Sprünge über Visier des Helms ausgebreiteten und dieses schließlich sprang, erst als Teno umkippte und sie in sein, jetzt sichtbares, Gesicht sehen konnte, realisierte sie ihre Tat.

    Tenos Augen verdrehten sich und brachen. Sein Kopf fiel beiseite. Blut trat aus der Einschusswunde aus...

    Raya taumelte zurück. Die Maschinenpistole fiel ihr aus der plötzlich kraftlosen Hand. Was hatte sie getan? Sie hatte... sie hatte...

    "NEIN!" Sie konnte nur auf das Gesicht des Quarianers sehen. Des Mannes, den sie... getötet... hatte. Sie war nicht besser als er, sie war eine Verräterin am eigenen Volk, eine Mörderin. Wie konnte sie jemals einem anderen Quarianer wieder unter die Augen treten, wie sollte sie damit leben, was sie getan hatte?

    Sie spürte kaum, wie jemand sie in den Arm nahm und ihr den Rücken streichelte. Sie hörte kaum, wie Kea leise für sie sang.

    Sie sah nur die toten Augen.

    21:39 Uhr

  6. #106

    Standard

    Tenos Basis

    21:39 Uhr


    Schritte erklangen auf dem Gang. Irgendwie schrie... schrie sie an.
    "Raya! Wir müssen weg hier! Schnell! Raya... komm schon!"
    Es ist egal, es ist unwichtig...
    "RAYA!" Jemand schüttelte sie. "Wir müssen hier weg! Da kommt jemand!"
    Er ist tot... ich habe ihn umgebracht...
    "RAYA!!!"
    Sie zuckte zusammen. Kea hatte ihr Handgelenk so fest gepackt, das es wehtat, und schüttelte sie nun.
    "Wir müssen hier weg!"

    Ohne Rayas Reaktion abzuwarten setzte sie sich in Bewegung und zog Raya hinter sich her. Die junge Quarianerin folgte der noch jüngeren Quarianerin wie in Trance. Sie nahm ihre Umgebung gar nicht mehr wahr, taumelte mehr, als dass sie lief.

    Er ist tot, ich habe... ich bin... Mörderin. Ich habe ihn umgebracht... ich bin nicht besser als er, ich bin... wie kann ich noch...

    "Schneller, Raya!", hörte sie jemanden rufen. Jemand drückte ihr etwas in die Hand. "Hier, nimm das! Du musst..."
    "Sie ist unter Schock, sie kann sich jetzt unmöglich verteidigen, Kea!"
    "Ich... aber... sie muss! Jela ist schon, ich will..."
    "Wir müssen hier raus... das ist jetzt das wichtigste!"

    Raya wusste nicht, was sie denken, noch, was sie fühlen sollte. Sie wollte gar nichts mehr empfinden, tot sein. Sie wollte den Schmerz, die Trauer, die nagende Schuld vergessen, betäuben. Warum gaben sich Kea und Tori überhaupt die Mühe, sie mitzunehmen? Sie hatten doch gesehen, was sie getan hatte! Warum hatten sie sie nicht zurück gelassen?

    "Bosh'tet!"
    "Schneller!"

    Sie kamen nicht weit, ehe die ersten Schüsse fielen.

    21:41 Uhr

  7. #107

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    Tenos Basis

    21:41 Uhr


    Raya erstarrte für einen Augenblick. Diese Männer… waren hinter ihr her… Und wenn sie nicht kämpfte, würden sie sie erschießen. Ihr den Anzug mit den Projektilen aus ihren Waffen durchsieben, ihr das Fleisch von den Knochen fetzen und…

    Ich will nicht wieder, ich will nicht töten, ich kann das nicht, nie wieder!

    „Raya!“, hörte sie Keas Stimme rufen. „Geh in Deckung, Raya!“

    Sie reagierte. Ihr Körper handelte schon wieder ohne ihr Zutun. Sie hatte die rettende Gangbiegung beinahe erreicht, hinter sie in Deckung vor dem Beschuss gehen konnte, als sie etwas in die linke Wade traf. Heißer Schmerz durchzog das Bein und Raya stolperte mehr in Deckung, als die sie ging, da das Bein unter ihr weg zu knicken drohte.

    Sie sah, durch einen Schleier aus Tränen, wie Tori und Kea aus der Deckung feuerten. Doch sie selbst konnte sich nicht dazu überwinden, und außerdem tat es so weh… so furchtbar weh! Sie umklammerte die Maschinenpistole, die ihr Kea in die Hand gedrückt hatte – oder war es Tori gewesen? – und betete zu Keelah und den Ahnen, dass es endlich vorbei sein sollte.

    Sie hörte Schreie, aber sie kamen nicht von ihren Begleiterinnen. Wenigstens das. Es dauerte furchtbar lange, Schüsse donnerten und hin und wieder fauchte ein Feuerstrahl aus dem Flammenwerfer in Toris Universalwerkzeug. Doch Raya bekam es kaum mit. Ihre Welt bestand praktisch nur noch aus Schmerzen, die selbst ihre Schuldgefühle in den Hintergrund drängten.

    „Wir müssen hier weg! Die sind erstmal außer Gefecht, aber wir wissen nicht, wie viele sonst noch hier rumschleichen!“, hörte sie Tori atemlos hervorstoßen.
    „Tori! Raya ist verletzt!“
    „Lasst mich zurück, ich…“
    „Verdammt, Raya! Nein! Wir lassen hier niemanden zurück! Kea, du stützt sie…“
    Kea schob Raya einen Arm unter die Achseln und hievte sie hoch. „Halt dich fest, und wehe, du lässt los!“
    „O…kay…“, stöhnte Raya durch eine erneute Schmerzwelle hindurch. Sie weigerte sich, die Wunde anzusehen. Sie wollte nicht wissen, wie übel ihr Bein zerfleischt war…
    „Los!“

    Sie hetzten durch die Gänge, und Raya musste sich beherrschen, nicht wie am Spieß zu schreien. Aber selbst ihr schmerzvernebelter Verstand wusste, dass sie nicht schreien durfte. Sie würde Tenos Schläger auf den Plan rufen damit und dann…

    Durchhalten Raya, du schaffst das! Nur weg hier… weg… Keelah, es tut so weh!

    Halb verschwommen, verzerrt von Tränen und Schmerz, kam die Eingangsstür in Sicht. Oder… der Ausgang. Wie man es nahm. Der rettende Ausweg, der – zum Glück – nicht durch eine Tür versperrt wurde. Oder durch einen Metallladen. Die drei Quarianerinnen stolperten mehr ins Freie, als dass sie traten. Selbst, als ihr Gefängnis hinter ihnen lag, hielten sie nicht an. Sie rannten aus der Seitengasse hinaus auf die Straße.

    Außerhalb von Tenos Basis

    Erst da hielten sie an. Raya sank, an eine Hauswand gelehnt, zu Boden und versuchte, die Tränen zu vertreiben. Sie warf einen Blick – nur ganz schnell, um nicht zuviel zu sehen – auf ihre Wade. Mehrere Projektile hatten das Fleisch – und den Anzug – zerfetzt…

    Nein… Omega ist der unsauberste Ort der Galaxis, ich… wer weiß, wie viele Bakterien… ich muss sofort… das wird sich infizieren, auf jeden Fall… mir ist… so… NEIN! Wachbleiben, bleib wach, Keelah, hilf mir!

    „Ich wünschte, ich könnte bleiben, aber ich… meine Crew wartet auf mich.“ Tori klang bedrückt. „Aber ich bringe sie noch in ein Krankenhaus, bevor ich gehe.“
    „Ein Krankenhaus auf Omega? Da macht man sie ja nur noch kränker als sie schon ist!“, protestierte Kea. „Wir müssen sie irgendwo anders hinbringen…“
    „Aber wohin, Kea? Hast du eine bessere Idee?“
    „Ne-“
    „Rumo… Tehla…“, murmelte Raya erschöpft. Sie erinnerte sich auf einmal an den Inhalt seiner Nachricht an sie. Es schien so lange her zu sein, seit sie sie gelesen hatte. Damals, als sie noch gedacht hatte, die Welt sei in Ordnung – zumindest nach Omega-Verhältnissen. „Die… Andockbuchten…“
    „In Ordnung… wenn du meinst.“ Tori half ihr, aufzustehen. „Ich begleite dich noch bis dorthin, aber dann…“
    „Ich bleib bei dir, Raya“, flüsterte Kea ihr zu, während sie sich in Bewegung setzten. „Du hast uns da rausgeholt, ich… lass dich jetzt nicht allein… und Jela hätte das sicher gewollt.“

    Raya antwortete nicht. Es kostete bereits genug Kraft, zu laufen. Sie verstand jedoch nicht, warum Kea bei ihr bleiben wollte. Sie kannten sich gerade erst seit ein paar Stunden, eigentlich nicht mal so lange… Kea hatte mit ansehen müssen, wie sie Teno erschoss… und trotzdem wollte sie bleiben?

    Sie wollte Kea fragen, warum. Aber sie war zu schwach, und ihr Bein schmerzte zu sehr. Also schwieg sie.

    21:49

    >>>> Die unendlichen Weiten der Galaxie; Raya’Teena nar Nessadas kleiner, modifizierter Raumfrachter „Tehla“

  8. #108
    Rookie Avatar von Tanya Schäfer
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    Omega – Die Andockbuchten >>>>

    Omega – Die Straßen von Omega

    Inzwischen war Tanya wohl mindestens eine Stunde unterwegs, zumindest ließ ihr Zeitgefühl sie das schätzen. Echt langweilig hier.. Zwar hatte sie gehofft, dass es auf der größten Raumstation des Terminus-Sektors irgendetwas Spannendes oder Interessantes zu sehen oder zu erleben gab, doch bisher erwies sich diese Vorstellung schlichtweg als Falsch. Alles was sie sah war ein großes, graubraunes überdimensioniertes und seit Jahren nicht mehr geschrubbtes Scheißhaus. Und sie fuhr mit ihrem Motorrad mitten durch.

    Kurz nach dem sie zum zigsten Mal eine beinahe Vollbremsung hinlegen musste, weil sich vor ihr mal wieder ganz spontan eine Kurve offenbarte, geschah jedoch etwas relativ spannendes: Ihr PDA begann penetrant und entschlossen zu vibrieren und versuchte so seiner Besitzerin mitzuteilen, dass sie eine Nachricht bekommen hatte. Wie? Vermisst der Kleine mich etwa schon? Wie süß. Unweit von einer schrill beleuchteten Kunstgallerie, oder irgendwie sowas, blieb die 27 jährige dann schließlich stehe, ließ das Visier ihres Helms einfahren und zückte das kleine Gerät hervor. Aber vielleicht hat diese skurrile Organisation ihr Netz wieder ans Laufen bekommen.. ob´s denen gut geht..? Die Japse war ja schon abgefreakt. Die Vermutung, dass es sich bei dem Absender der Nachricht um Jay oder aber um die Gruppierung, die Tanya geholfen hatte die US Regierung zu bescheißen, handelte, stellte sich aber als genauso falsch heraus wie ihr Glaube, dass es auf Omega etwas tolles gäbe. Stattdessen öffnete sich vor ihr eine knappe Nachricht von jemandem, denn sie nicht mal kannte.


    Von: J. Abasi
    An: Walking Ghost
    Datum: Heute, 18:46 Uhr

    Guten Tag Frau Schäfer,

    Sie wissen zwar nicht, wer ich bin, aber seien Sie sicher, dass ich nicht vorhabe Ihnen eine Brustvergrößerung, ein Newsticker-Abo oder Raumschiff für ‚umsonst‘ aufschwätzen will.

    Ich arbeite für die Organisation Alpha Chimera, da Sie sich auf Omega befinden, haben sie zweifelsohne schon von uns gehört. Das ist jedoch jetzt nicht von Belang. Wir wissen darüber Bescheid, dass Sie sowohl für den Hackangriff auf das Afterlife als auch auf das Level 31 verantwortlich sind, solche Aktionen sind nichts Unübliches. Das jemand damit Erfolg hat, so wie Sie, allerdings schon.

    Nun zum wesentlichen: Unser geliebtes Omega sieht sich bedroht, um dieser Bedrohung entgegen zu treten, sind Leute mit ihrem elektronischen Können durchaus nützlich. Ich biete Ihnen daher an, uns bei der Abwendung dieser Gefahr zu unterstützen. Als Gegenleistung verzichten wir darauf, ihren Namen in Zusammenhang mit ihren letzten Taten publik werden zu lassen, gleichzeitig können Sie sich auch noch eine kleine Menge Credits verdienen.

    Sollten Sie Interesse daran haben, finden Sie sich schnellstmöglich an der Andockbucht C57 ein.

    PS: Ein gut gemeinter Rat unter Kollegen: Versuchen Sie nicht, sich aus dem Staub zu machen, es wurde bereits eine Abflugsperre für alle Schiffe in den Docks verhängt.


    Im ersten Augenblick starrte Tanya nur irritiert auf das Display ihres PDAs, dann lass sie die Nachricht nochmal. Wat? Will der mich verarschen? Wer zur Hölle ist das überhaupt? Und was soll Alpha Chimera sein? Okay, mal in Ruhe alles durchgehen. Irgendein Wichser von einem Bastard hat rausgefunden, dass ich ein wenig rumgealbert habe und jetzt will er, dass ich für ihn, oder seine Leute, irgendeinen Job erledige, weil Omega.. bedroht wird? Omega? Das ist diese verdammte Raumstation, wie meint der das bitte? ‚Omega wird bedroht‘? Während die 27 jährige diese Geschichte in Gedanken durchging, runzelte sie ihre Stirn immer weiter. Das muss´n beschissener Scherz sein, dass klingt wie aus einem billigem Actionfilm..

    Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann jedoch tippte sie mit einem Finger auf ‚Antworten‘.


    Von: Walking Ghost
    An: J. Abasi
    Datum: Heute,18:49 Uhr

    Willst du mich verarschen?


    Ein knappes Vibrieren bestätigte ihr, dass die Antwort gesendet wurde und während sie ihrerseits wieder auf eine Antwort wartete, sah sie sich etwas nervös in ihrer Umgebung um. Beobachten tut er mich nicht, zumindest nicht visuell. Denke ich, nah, das hätte ich gemerkt.. Eine erneute Meldung ihres PDAs hielt sie jedoch davon ab, sich weiter umzusehen.

    Von: J. Abasi
    An: Walking Ghost
    Datum: Heute, 18:50 Uhr

    Nein. Andockbucht C57. Sofort.


    Ein leises Seufzen glitt ihr über die Lippen, dann steckte sie das Gerät wieder weg und schloss das Visier ihres Helms. Fuck, was jetzt? Viel Auswahl habe ich nicht, wenn er sagt das der Flugverkehr geblockt ist.. mich würde interessieren, was das für eine Bedrohung sein soll.. denn hier ist zumindest noch nirgendswo Panik ausgebrochen, das hätte ich wohl mitbekommen.. andererseits könnte es eine Falle sein..

    Nach mehrfachen Überlegungen, was sie von der Nachricht halten sollte, fasste die Frau jedoch einen entschloss. Ach, scheiß drauf, ich sehe mir das ganze mal an, was hab ich schon zu verlieren. Noch während sie den Gedanken dachte, warf sie den Motor ihrer Maschine wieder an und folgte gradewegs dem direktesten Weg zu der, offenbar berühmt berüchtigten Andockbucht C57.

    Uhrzeit: 18:50

    >>>> Omega – Die Andockbuchten

  9. #109
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    Tag 1, Omega, Die Straßen von Omega
    Zeit: 14:35 Uhr

    Ja, da bin ich nun. Ein freier Turianer in der Kloake des Universums.
    Maven saß an eine Kiste gelehnt und starrte die Decke an. Er erinnerte sich an seine Kindheit in der er sich ausmalte welche Abenteuer er einmal im Weltall bestehen würde. So hatte er sich das ganz bestimmt nicht vorgestellt. Er erinnerte sich auch an seine Eltern. Wie der Großteil der Crew kamen sie ums Leben. Er hatte es nicht selbst gesehen, konnte ihnen nicht beistehen in ihren letzten Minuten. Der Navigator der Parabellum wurde ebenfalls gefangengenommen und mit Maven zusammen in die Minen verfrachtet. Er hatte ihm bestätigt was er schon geahnt hatte. Ein Trupp, angeführt von seinen Eltern, empfing die Batarianer, doch die hatten schon mit heftigem Widerstand gerechnet und mit schweren Waffen angegriffen. Sie hatten keine Chance. Trauer und Wut stiegen in ihm auf und füllte seine Augen mit Tränen. Er erinnerte sich noch gut an sie. Sie waren liebevoll, kümmerten sich gut um ihn. Zusammen unternahmen sie viel auf Palaven. Maven hatte sich gerade für eine Fachrichtung entschieden, die Technik von Raumschiffen. Er half den technischen Offizieren an Bord der Frachter und lernte so einiges über Antriebstechnik, Schilde und Schiffswaffen. Bald hätte er sich einen Mentor gesucht und wäre auf die Akademie gegangen, doch das Schicksal hatte etwas anderes mit ihm vor.

    Er sah sich um, Vorcha die wie Aasgeier alles durchwühlten, immer auf der Suche nach etwas Essbarem oder etwas von Wert. Diese Suche dürfte erfolglos bleiben in diesem Loch. Doch auch er musste sich auf die Suche machen. Er musste etwas zum anziehen finden damit wenigstens nicht gleich jeder sah aus welcher Pfütze er gerade gekrochen kam. Maven erhob sich und sah sich um. Mit den Vorcha sollte er lieber nicht konkurrieren, jedenfalls nicht solange seine einzige Verteidigung sein kleines Taschenmesser war. Die Sklaven hatten alle ein solches Messer bekommen. Sie brauchten es für die Arbeit und war höchstens dazu geeignet einem Wärter das Visier zu zerkratzen, das wusste er aus eigener Erfahrung...

    Er fand einen etwa hüfthohen Müllhaufen der schlimmer roch und aussah als ein salarianisches Klo nach einer ausschweifenden Feier.
    Er wühlte ein wenig darin herum und hoffte nicht auf Überreste von ehemals lebenden Zeitgenossen zu treffen. Nichts Verwertbares.
    Er überließ den Haufen einer kleinen Gruppe Vorcha die mit Inbrunst darin herumwühlten als wäre es Festbankett.

    Beim nächsten Haufen hatte er mehr Glück. Er fand eine große dunkelblaue Decke oder etwas in der Art. Sie roch nicht ganz so extrem nach was auch immer und war groß genug um seinen geschundenen Körper zu bedecken. Mit seinem Taschenmesser schnitt er Löcher für den Kopf und die Arme hinein. Seine Kette, welche er von seiner Mutter zu seinem 10. Geburtstag bekommen hatte versteckte er unter seinem neuen Poncho. Die Wahrscheinlichkeit hier jemanden zu treffen der seine Kette gut gebrauchen konnte schien ihm recht hoch zu sein.

    Und nun? Maven wusste nicht wie es weitergehen sollte. So lange hatte er von seiner Freiheit geträumt. Nun da er sie hatte wusste er nicht was er damit anfangen sollte. Von der Station verschwinden? Bis er das nötige Geld dafür zusammenhatte würde es wohl noch eine Weile dauern. Er dachte daran sich wieder an Bord eines Schiffes zu schleichen und zu hoffen an einem besseren Ort zu landen. Doch was würde er dann tun? Nach Hause. Maven dachte nach. Er könnte versuchen sich nach Palaven oder Turia durchzuschlagen und auf die Hilfe der Behörden hoffen. Nein! Ich nehme mein Leben selbst in die Hand. Mitleid weckte in ihm eine Wut die er während seiner Zeit als Sklave entwickelt hatte. Die Aufseher und die ‚Geschäftspartner’ hatten Maven und seine Kameraden verachtet, sie wie Tiere behandelt und sie mit gespieltem Mitleid verhöhnt nachdem sie ihre Aggressionen mal wieder an ihnen ausgelassen hatten.

    Als erstes brauchte er einen Job. Vielleicht brauchte eines der Schiffe einen Techniker? Doch was wusste er denn über Technik? Er hatte als Jugendlicher bei Wartungs- und Reparaturarbeiten geholfen. Mittlerweile waren sechs Jahre vergangen, seine Kenntnisse waren sicher schon veraltet.

    Maven ließ sich auf den harten, kalten und feuchten Boden fallen und lehnte sich an die Wand. Ein paar Vorcha und Kroganer gingen an ihm vorbei nahmen aber keine Notiz von ihm. Wieder fielen ihm die roten Rüstungen der Kroganer auf. Muss wohl so ne Art Spezialeinheit sein. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet. Maven überlegte kurz. Ließe sich wohl damit schnell Geld verdienen? Vielleicht gibt es hier auf Omega militärische Organisationen? Doch wer sollte ihn schon nehmen? Er war ein abgemagerter Turianer der bis auf einen Minenlaser noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hatte. Verdammte Scheiße! Maven schlug mit der Faust auf den Boden. Er hatte keine Ahnung was er tun sollte. Er ließ den Kopf sinken und schlief ein.

    14:52 Uhr
    Geändert von Maven Tartarius (24.03.2010 um 16:58 Uhr)

  10. #110
    Newbie Avatar von Julian Frook
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    Tag 5, Omega, Die Straßen von Omega
    Zeit:17:00 Uhr

    Julian ging gerade vom Afterlife nach Hause. Er war stinksauer, da sein Boss ihn heute gefeuert hatte. Er hatte versehentlich eine Gruppe Batarianer reingelassen, die Hausverbot hatten. Nur weil er sich von so einer Pfeife hatte provozieren lassen, und nicht darauf geachtet hatte, wen er in den Club ließ. Zwar hatte der Spaßvogel seine gerechte Strafe bekommen, doch als er einen Blick in den Club warf, sah er eine Massenschlägerei zwischen Batarianern und Menschen. Er konnte zwar beide Gruppen so beruhigen, das sie aufhörten sich zu Prügeln, aber der entstandene Schaden blieb. Als er seinem Boss davon erzählte, brüllte der loß und sagte:"Vollidiot. Wenn du nicht gleich hier raus bist, kannst du deine Zähne drausen wieder aufsammeln."

    Der rest vom Lied war, das Julian protestierte, aber dann von 2 Kroganern rausgeschmissen wurde. Nach zwölf Jahren Dienst. Einfach so rausgeschmissen. Julian wusste nicht was er nun tun sollte. An seine Freunde konnte er sich auch nicht wenden, alle samt abgehauen oder in Inrgendwelche Gangs eingestiegen. Er fühlte sich mieserabel.
    Er wollte einfach nur weg. Irgendwo ein anderes, besseres Leben führen. Er hatte nicht viel in seinem Leben erreicht. Er war ein Versager. Andere in seinem Alter hatten schon doppelt oder dreifach soviel erreicht. Aber selbstvorwürfe brachten jetzt auch nichts mehr. Morgen früh würde er nach einem Shuttle von Omega suchen. Wohin wusste er noch nocht genau. Vielleicht auf die Citadel. Dort gab es viel Arbeit, und weniger Kriminalität. Als er vor sich hin trottete, stolperte er auf einmal über jemanden. Es war ein junger, abgemagerter Turianer. Dieser schien zu schlafen.

    Da fiel ihm seine erste Zeit auf Omega ein. er hatte damals das Glück beim Afterlife anfangen zu können. Der Turianer hatte leider nicht soviel Glück gehabt. Dieser schien nun gerade aufzuwachen. Besorgt beugte sich Julian zu ihm herrunter: "Hey. Mein Name ist Julian Frook. Kann ich dir irgendwie helfen?" Er half dem Turianer auf die Beine. Dieser schien nur langsam zu registrieren das Julian ihm helfen wollte.

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