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  1. #91

    Standard

    Im Inneren eines Gebäudes; Seitenstraße

    19:44

    Raya spürte den Lauf der Pistole noch immer gegen ihre Rippen gedrückt. Ihr Mund fühlte sich trocken an, und kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie erinnerte sich nicht daran, jemals solche Angst gehabt zu haben. Selbst, als die Piraten das damals das große Frachtschiff, auf dem sie unterwegs gewesen war, angegriffen und gekapert hatten, hatte sie nicht solche Todesängste ausgestanden wie jetzt.

    Ihr Verstand spann sich tausend und ein Schreckenszenario zusammen und jedes sorgte dafür, dass sie am liebsten lieber hier und jetzt gestorben wäre, als nur noch einen Schritt weiter zu gehen.

    Nach einiger Zeit, die sie zuerst die zweite Tür passiert hatten, dann einen Gang entlang gegangen und schließlich eine Treppe hinauf gestiegen waren, erreichten sie schließlich eine weitere Tür. Der Mensch gab etwas in das Panel daneben ein.

    Warum will ich nicht wissen, was dahinter ist? Ach ja, weil einen auf Omega nie etwas gutes erwartet! Sie schauderte. Ihr wurde auf einmal übel. Wahrscheinlich werde ich mich jetzt auch noch übergeben...

    "Du wirst jetzt schön da rein gehen, Kleine. Und wenn du dich wehrst..." Er tätschelte liebevoll seine Pistole, so, wie er wohl nicht mal sein Haustier tätschelte.
    Raya schluckte. Ich will da nicht rein, ich will da nicht rein, bitte, tu mir das nicht an!
    Aber da der Mensch erstens keine Gedanken lesen konnte und zweitens, selbst wenn er es gekonnt hätte, ihr diesen Gefallen niemals getan hätte, war Raya gezwungen, dennoch über die Schwelle zu treten, nach dem sich die Tür mit einem Zischen geöffnet hatte.

    Die Quarianerin fand sich in einer Art Durchgang wieder. Vor ihr befand sich eine ähnliche Tür, die sich jetzt mit einem Zischen öffnete - nach dem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Der Raum hinter der zweiten Tür wirkte... extrem sauber. So sauber, dass er nicht nach Omega zu passen schien. Klinisch sauber. Wie der Hygieneraum auf der Tehla oder die auf der Nessada...

    Was...? Ein eisiger Schauder kroch ihr über den Rücken, aber sie weigerte sich, das volle Ausmaß der Gefahr zu begreifen. Ihr Verstand sperrte sich gegen diese Möglichkeit, wollte sie nicht wahrhaben. Aber Rayas Bauchgefühl ließ sich nicht täuschen. Oh nein, oh nein, nein, nein!

    Ihr Blick irrte ziellos durch den Raum, auf der Suche nach irgendetwas, das ihr jetzt halt geben konnte. Vielleicht irgendetwas, das ihr half, zu entkommen. Doch da war nichts. Nichts außer der Person, die sie erwartete...

    Raya wollte es nicht glauben. Das durfte nicht wahr sein, das war einfach nicht gerecht, nicht richtig! Es war entsetzlich falsch!

    Ihr "Gastgeber" stand auf und kam ihr entgegen. Die Art, wie er sich bewegte, hatte etwas entsetzlich vertrautes.

    Aber das konnte nicht sein... oder?

    19:57

  2. #92

    Standard

    Im Inneren eines Gebäudes; Seitenstraße

    19:57

    Wie paralysiert starrte sie den Quarianer vor sich an.

    "Du... du... warum tust du sowas?"
    Die Worte sprudelten einfach aus ihr hervor, ehe sie sich überlegen konnte, was sie sagen - und ob sie überhaupt etwas sagen - sollte.
    Sie starrte ihr Gegenüber an. Sie hatte das Gefühl, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen, aber nicht, weil ihr schlecht war, sondern vor Entsetzen.
    Ihr Gegenüber lachte. "Vielleicht hatte ich es ja einfach satt?"
    Diese Stimme... das Gefühl der Vertrautheit wuchs. Aber sie weigerte sich, es zu glauben. Sie wollte es nicht wahrhaben.
    "Du dreckiger Mistkerl!", entfuhr es ihr. "Wie konntest du? Bei Keelah, wie konntest du nur?"
    Erneut lachte der andere Quarianer. "Immer noch derselbe Hitzkopf, Raya..."
    Woher... NEIN!
    "Verräter", stieß sie hervor. "Was tust du hier? Was ist das hier für ein krankes, perverses Spiel!"
    "Ich habe mir hier nur eine Existenz aufgebaut. Ich wüsste nicht, was daran krank und pervers sein sollte."
    "Du umgibst dich mit Lügnern und Schlägern und hälst mich hier fest!"
    "Ja und?"
    "Wer bist du?"
    "Das weißt du doch, Raya."
    Ja, sie wusste es. Sie hatte es geahnt, als sie ihn hier zum ersten Mal gesehen hatte und jetzt hatte sie die Gewissheit. Aber sie wollte es nicht wahrhaben, sie wollte es nicht! Aber jetzt, da er es ausgesprochen hatte, konnte sie es nicht mehr leugnen.
    "Teno'Val vas Nessada", flüsterte sie. Was ist bloß aus dir geworden?
    "Du könntest dich wenigstens freuen."
    "Freuen? Darüber, dass du ein... ein dreckiger... bosh'tet geworden bist? Verdammt, warum? Und wie? Was ist passiert?"
    Teno stieß einen übertriebenen Seufzner aus. "Einen Monat, nachdem du zu deiner Pilgerreise aufgebrochen warst, gab es einen Unfall auf der Nessada. Mehrere Crewmitglieder wurden verletzt, zwei sind sogar gestorben. Wir hatten nicht die nötige, medizinische Ausrüstung, um uns um sie zu kümmern. Also hab ich die Sache in die Hand genommen. Ich habe einige junge Quariannerinnen dazu überedet, mit mir zu kommen... und dann habe ich sie an Sklavenhändler verkauft, um an die Credits für die medizinische Ausrüstung zu kommen. Ich wollte damit nur helfen, aber der Admiralitätsrat sah das anders. Sie haben mich verbannt. Und so landete ich schließlicn hier."
    "Du hast was?", Rayas Stimme klang schrill. Sie konnte es nicht glauben! Er hatte einfach... das war unerhört! "Du verdammter Verräter!"
    "Was hättest du denn getan?"
    "Ich hätte... ich hätte... ich wäre niemals zum Verräter an meiner eigenen Spezies geworden! Ich hätte niemals meine eigenen Leute an Sklavenhändler verschachert wie... wie Sachen! Verschwinde, Tena vas Nedas nar Tasi, ich will dich nicht mehr sehen! Hau ab!"
    Sie atmete schwer. Warum? Das war unverzeihlich! Und sie hatte geglaubt, Teno zu kennen! Wie sie sich doch geirrt hatte!
    "Jetzt reg dich doch nicht auf, Raya... hättest du nicht auch alles getan, um deine Familie zu retten?"
    "Ich... nicht so etwas! Dafür gibt es keine Rechtfertigung!"
    "Nicht mal, wenn es um deine Mutter gegangen wäre, Raya?"
    Meine... Mutter?"Was... was meinst du damit?"
    "Sie wurde bei diesem Unfall schwer verletzt. Ihre Verletzung hat sich infiziert, sie fantasierte und redete wirres Zeug. Ich wollte nur das beste für die Crew und deine Mutter!"
    Mama... was, oh nein... lebt sie? Wenn das so ist... NEIN!
    "Ich hätte eine andere Lösung gefunden! Ich hätte niemals... ich wäre niemals so weit gegangen! Teno, wie konntest du so etwas tun?"
    "Ich bin dir keine Rechenschaft mehr schuldig, Raya. Das alles ist jetzt Vergangenheit." Seine Stimme nahm einen verschlagenen Tonfall an. "Als ich dich erkannt habe, hatte ich ja zuerst vor, bei dir eine Ausnahme zu machen, aber... du bist genauso uneinsichtig wie die Admirale bei meiner Verurteilung, also..."
    Raya wurde schlagartig eiskalt. Ihr Blick irrte durch den sterilen, weißen Raum. Grausame Befürchtungen bestürmten sie. Was hatte er vor? Mit ihr? Und... war sie die erste, die...? Wahrscheinlich nicht...
    Teno, der Verbannte, kam auf sie zu. Es lag etwas entschlossenes darin, etwas unnachgiebiges.
    Raya wich zurück, und tastete dabei hektisch nach ihrer Maschinenpistole.
    "Lass das lieber bleiben, Raya. Du überlebst das nicht, ich verspreche es dir."
    "Du auch nicht!", stieß sie hervor.
    "Du wärst tot, ehe du auch nur einen Schuss abgeben kannst", warnte er sie.
    Was jetzt, bei den Ahnen, was jetzt?
    Sie wich weiter zurück, bis sie mit dem Rücken gegen eine der Wände stieß. Ihr Herz raste vor Panik.

    Zitternd, ohne weitere Rückzugsmöglichkeit, sah sie ihr Gegenüber an.

    20:08

  3. #93

    Standard

    Tenos Basis; Seitenstraße

    20:08

    Teno packte ihre Handgelenke und presste diese fest gegen die Wand. So fest, dass es wehtat. Raya schluckte und versuchte, sich zu wehren. Aber er war stärker und größer, und so hatte sie keine Chance.

    "Schön stillhalten, Raya", sagte er in gespielt freundlichem Tonfall.
    Obwohl sein Gesicht hinter der Maske verborgen war, glaubte sie, dass er lächelte. Auf diese schurkische Art und Weise, die Raya bei so vielen Leuten hier auf Omega gesehen hatte.
    Raya zitterte. Sie war keine Kämpferin. War es nie gewesen. Zwar wusste sie, wie sie mit ihrem Waffenarsenal umgehen musste, aber bis jetzt hatte sie nur in sehr seltenen Fällen von diesen Fähigkeiten Gebrauch machen müssen.
    Das Licht spiegelt sich so komisch auf seinem Helm... womit er das Visier wohl poliert...
    Jemand - vermutlich Teno - fixierte einen ihrer Arme auf dem Boden und dann spürte Raya einen Stich im Oberarm. Eine... Nadel... stach... hinein.
    Was? NEIN! Panik stieg in ihr auf. NEIN!
    Sie wollte sich wehren, dem Verräter und Verbrecher, diesem... bosh'tet zeigen, dass er so etwas, mit ihr nicht machen konnte, aber ihre Glieder verweigerten ihr den Dienst. Sie konnte ihren Herzschlag hören und das Rauschen ihres Blutes. Ihr wurde schwindelig. Sie spürte, wie ihre Knie unter ihr nachgaben und dann flog ihr bereits der Boden entgegen.

    Und dann... war nichts mehr.

    20:10

  4. #94

    Standard

    Tenos Basis; Seitengasse

    Uhrzeit unbekannt

    Dunkel. Kalt.

    Wo bin ich? Was ist los? Was ist passiert?

    Denken war schwer. Sich konzentrieren noch schwerer. Ihr war eiskalt, sie fror. Sie fühlte sich nackt und ungeschützt. Jenseits ihres eigenen Körpers schien die Welt nicht mehr zu existieren. Sie hörte ihr Herz schlagen, schneller, als es normal war. Sie spürte ihren Puls, und das Pulsieren ihres Blutes in den Ohren. Aber darüber hinaus... nichts.

    Was ist los mit mir? Warum... fühle ich mich so seltsam?

    Sie versuchte, die Augen zu öffnen. Erfolglos. Sie konnte auch keinen ihrer Finger bewegen. Ihr ganzer Körper schien nur noch ein... ein... nutzloser Haufen Fleisch, Knochen und Haut zu sein.

    Wer bin ich eigentlich?

    Dieser Gedanke, der plötzlich in ihr aufstieg, lähmte ihren Verstand für Sekunden... oder waren es Stunden?... und jagte ihr Angst ein.

    Denk nach, denk nach!

    Sie versuchte, sich zu erinnern. An irgendetwas. Es musste doch irgendetwas geben... in ihrer Vergangenheit. Niemand hatte keine Vergangenheit, jeder wurde geboren, erlebte etwas und starb dann irgendwann. Und sie hatte während der Pilgerreise auch so einiges erlebt... Moment, Pilgerreise?

    Ihr Herz schlug schneller. Pilgerreise... Flotille... Quarianer... Pilgergeschenk... Geschenk unter Wert... meine Eltern... meine Mutter krank... Teno... Sklavenhändler... Omega...

    Schlag auf Schlag kehrten die Erinnerungen zurück. Raya spürte, wie ihre Atemfrequenz sich erhöhte... sie hatte sich wieder gefunden, und jetzt...

    Spritze... kann mich nicht bewegen...

    Sie wollte schreien, aber kein Laut kam ihr über die Lippen. Sie wusste wieder, wo sie war und was passiert war, aber sie hatte keine Ahnung, was jetzt gerade mit ihr los war. Nur, dass es irgendetwas mit der Spritze zu tun hatte...

    Muss die Augen öffnen... muss... muss...

    Sie schluckte - wenigstens das funktionierte - und versuchte es. Wieder, und wieder, wieder. Es musste einfach klappen, sie musste sehen! Sie wollte sehen, wo sie war, und was eigentlich los war...

    Öffne-deine-Augen, Raya!

    Endlich! Grelles Licht stach ihr die Augen und ließ sie tränen. Viel zu grell... viel, viel zu grell... als würde das vertraute Visier vor ihrem Gesicht...

    Nein, nein, nein, nein!

    Panik stieg in ihr auf. Was war hier eigentlich los?

  5. #95

    Standard

    Tenos Basis; Seitengasse

    Uhrzeit unbekannt


    Raya wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit es ihr gelungen war, die Augen zu öffnen. Sie wusste nur, dass das Licht ihr in die Augen stach und sie das furchtbare Gefühl hatte, dass jemand sie anstarrte...

    Nach einiger Zeit, die sie nur verzweifelt darum kämpfte, mehr als nur die Lider bewegen zu können, verdunkelte etwas - jemand - ihr Gesichtsfeld.

    "Keine Sorge, du bist gesund. Du bekommst vielleicht einen leichten Schnupfen, aber du überlebst es in jedem Fall. Ich mag es nicht, wenn meine Ware beschädigt wird."

    Ware...?

    "Die Lähmung müsste bald nachlassen... das ist Standardprozedere, also mach dir keine Sorgen. Deine Motorik kommt beim bald zurück."

    Wovon redet der da, bei den Ahnen?

    "Ach, stimmt... du hast ja gar keine Ahnung, was jetzt passieren wird, oder?" Teno - es war eindeutig Teno - lachte hart. "Du kommst zu den anderen, und dann..."

    Was? Was meint er damit? Will er mich als..."...Sklavin verkaufen?"

    "Nein. Darüber bin ich hinweg, Raya. Ich nenne das, was ich tue, ... eigentlich gibt es dafür keinen Namen, nennen wir es Mietarbeiter, ja?"

    Was? "Du vermietest mich?"

    Das war ja wohl ein schlechter Witz! Raya konnte es nicht glauben. Er hatte wirklich vor, sie zu vermieten wie... wie ein Fahrzeug oder so etwas? Sie glaubte, sich verhört zu haben!

    "Du bist völlig irre! Ist das dein Ernst?"
    "Wieso? Es ist doch ein sehr profitables Geschäft, damit verdient man mehr als mit Sklavenhandel... langfristig. Und die Idee habe ich ganz alleine entwickelt..."
    "Du bist auch noch stolz darauf, du Irrer?"
    "Das ist Omega. Entweder du spielst nach den Regeln hier oder du bist tot. Und jetzt stell dich nicht so an, ich bin kein Mistkerl. Ich werde mich gut um dich kümmern. Du bekommst sogar was richtiges zu Essen, nicht diese scheußliche Nährpaste..."
    Glaubte er allen Ernstes, ihr damit auch noch einen Gefallen zu tun? Wie jemand derart krank sein konnte, ging ihr nicht in den Kopf. Es überstieg schlichtweg ihr Vorstellungsvermögen.

    Das ist wahrscheinlich auch gut so, sonst wäre ich ja genauso krank wie er...

    "Du müsstest dich bald wieder richtig bewegen können, und dann zeige ich dir dein Zimmer..." Die Vorstellung schien ihm richtig zu gefallen. "Und danach kannst du dich mit den anderen vertraut machen und..."

    Es folgte ein langer Monolog, dem Raya nur mit halbem Ohr lauschte, da sie spürte, wie das Gefühl und damit auch die Fähigkeit, sich zu bewegen, in ihre Gliedmaßen zurückkehrte. Sie bewegte probehalber einen Fuß, und eine Hand, drehte den Kopf und wagte es schließlich sogar, sich langsam aufzurichten.

    Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht mehr ihren eigenen Umweltanzug trug, sondern einen anderen, der wesentlich teurer aussah und mit dünnen Tüchern an Armen und Hüfte geschmückt war. Außerdem betonten die Linien ihre Körperkonturen viel auffälliger als ihr alter Anzug...

    Ihr wurde augenblicklich schlecht. Dieser... Kranke... hatte sie nackt gesehen! Er hatte sie in diesem sterilen Raum ausgezogen und... und... sie wollte gar nicht daran denken, was er sonst noch getan haben könnte! Sie hob eine Hand und näherte sie ihrem Gesicht... entsetzt darüber, es tatsächlich zu berühren...

    Sie würde sich etwas einfangen! Es war nur eine Frage der Zeit, bis... ihr Herz beschleunigte seinen Schlagrhythmus.

    "Wo ist meine Maske...?"
    "Du bekommst eine neue, Raya. Ich musste dein Gesicht sehen, um deinen Lidreflex und das alles zu überprüfen..." Er lachte zufrieden. "Aber, da mit dir, wie bereits gesagt, alles in Ordnung ist... will ich auch, dass du gesund bleibst. Keine Angst, das Zimmer hier ist dekontaminiert."

    Er holte eine Maske hervor und trat an sie heran. Raya zuckte augenblicklich zurück. Tiefster Abscheu überwältigte sie. Und diesen Mann hatte sie einst als Freund bezeichnet! Wie sich die Leute doch verändern konnten, es war erschreckend.

    Er fasste sie jedoch nicht an, sondern setzte ihr einfach nur die Maske auf und verband sie luftdicht mit dem Rest des Helms.

    "Bitte sehr... alles in Ordnung! Und jetzt komm... da du dich ja wieder bewegen kannst, gibt es keinen Grund mehr, länger zu warten!"

  6. #96

    Standard

    Tenos Basis; Seitengasse

    Uhrzeit unbekannt (nach 20:08 Uhr)

    Was sie von dem Gebäudeinneren sonst noch zu sehen bekam, waren kahle steril wirkende Gänge mit gefliesten Böden und weißen Wänden. Es gab nichts, woran man sich orientieren konnte, trotzdem bemühte sich Raya, sich den Weg einzuprägen. Sie verfügte, wie alle Quarianer, über einen guten Orientierungssinn und diese Gewissheit war in diesem Augenblick das einzige, das sie ermutigte.

    Nach einiger Zeit erreichten sie eine weitere Tür, wie die, welche den Blick ins Innere des Hauses versperrt hatte, als sie noch geglaubt hatte, dass es sich dabei um eine Arztpraxis handelte. Das alles schien so unglaublich lange her zu sein, tatsächlich war wahrscheinlich nicht mal Stunde seitdem vergangen. Obwohl Raya das natürlich nicht genau sagen konnte, da sie keine Möglichkeit mehr hatte, die Uhrzeit herauszufinden.

    Teno gab etwas in das Panel neben der Tür ein und diese öffnete sich mit einem Zischen. Raya schluckte. Sie wollte dort nicht hinein, doch ihr war klar, dass sie keine Wahl hatte. Teno würde es nicht zulassen, dass sie sich weigerte...

    "Du zuerst", sagte er in gelassenem, selbstsicheren Tonfall und versetzte ihr einen Stoß, so dass sie durch die Tür trat. Sie spürte ihn hinter sich, und die Nähe war ihr unangenehm. Unwillkürlich beschleunigte sie ihre Schritte.

    Hinter der Tür lag ein ähnlich steril wie der Gang aussehendes... es ähnelte einem Apartment, war allerdings ziemlich eng. Vier Türen, je zwei zu beiden Seiten des kurzes Flurs. Die Türen waren geschlossen, sonst war nichts zu sehen.

    Was...?

    Teno öffnete die erste Tür links des "Eingangs". Raya gelang es, einen Blick hinein zu erhaschen. Überrascht stellte sie fest, dass er nicht verlassen war. In dem Raum hielten sich noch zwei andere Quarianerinnen auf, die ähnlich gekleidet waren wie Raya und zusammen fuhren, als sie Teno erblickten. Die kleinere griff unwillkürlich nach dem Arm der anderen und wich einen Schritt zurück.

    "Also, meine Damen", feixte Teno selbstgefällig. "Ihr bekommt Gesellschaft. Seid nett zu ihr und esst ihr nichts weg. Und klärt sie darüber auf, wie das hier läuft."

    Er stieß Raya zu den anderen ins Zimmer, aber nicht, ohne ihr vorher ein "Benimm dich!" zu zuzischen.

    Danach schloss sich die Tür hinter Raya. Sie glaubte zu hören, wie sich Tenos Schritte langsam entfernten und wie sich die "Eingangstür" schloss.

    Raya blickte zwischen beiden anderen Frauen hin und her, unsicher, was sie tun sollte. Sie hatte so viele Fragen, traute sich aber nicht, sie zu stellen, da die Antworten ihr nur Angst machen würden.

    Also schwieg sie und wartete darauf, dass eine der anderen das Wort ergriff.

  7. #97

    Standard

    Tenos Basis

    Uhrzeit unbekannt (nach 20:08 Uhr)

    Die größere der beiden anderen Quarianerinnen ergriff nach einiger Zeit das Wort.

    "Ich habe mich schon gefragt, wann dieser bosh'tet die nächste einfängt... du bist wirklich nicht zu beneiden." Sie stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. "Ich bin übrigens Jela'Nado nar Idenna."
    "Kea'Nevas nar Rayya", flüsterte die kleinere.
    "Raya'Teena nar Nessada", stellte sich Raya nun ebenfalls vor.
    "Dann bist du vom selben Schiff wie Teno", stellte Jela fest.
    "Er ist nicht von meinem Schiff. Er ist vas Nedas! Ich will nichts mehr mit diesem... diesem..."
    "Wenn du mit ihm zusammen arbeiten würdest, wärst du nicht hier und würdest nicht diesen... Fummel tragen", beschwichtigte Jela sie schnell. "Mir ist es nur aufgefallen, weil dieser bosh'tet sich immer noch vas Nessada nennt."
    "Dieser Name steht ihm nicht mehr zu!", zischte Raya. Jetzt, da Teno fort war, stieg ihre gesamte Wut auf ihn in ihr hoch und sie war sich fast sicher, dass Teno, würde er in diesem Augenblick hier herein spazieren, das Zimmer nicht lebend wieder verlassen würde. Und seltsamerweise erschreckte Raya dieser Gedanke nicht mal.
    "Wie auch immer... was er jetzt tut, fällt in den Zuständigkeitsbereich Omegas und hier gibt es keine Gesetze. Wir können also nur hoffen, dass wir es überleben..." Jela wickelte eines der hauchzarten Tücher, das um ihre Handgelenke geschlungen war, nachdenklich um einen Finger.
    "Und was ist mit Tori? Sie ist noch nicht wieder zurück...", flüsterte Kea. "Ich hab Angst..."
    "Sie ist bis jetzt immer zurück gekommen. Du kennst Teno - er ist zwar ein verräterischer bosh'tet, aber er würde niemals zu lassen, dass uns was passiert."
    "Was, wenn nicht?"
    Jela legte Kea eine Hand auf den Arm. "Mach dir jetzt bitte keine Sorgen! Wir wissen doch noch gar nicht, ob etwas passiert ist!"
    "Aber du kennst den Kerl..." Kea zitterte leicht. "Der würde alles tun, nur... um..."
    "Was ist los?", fragte Raya vorsichtig. "Sind wir hier nicht die einzigen?"
    Kea schien etwas sagen zu wollen, aber Jela kam ihr zuvor. "Nein, es gibt hier noch Tori. Tori'Fatim vas Nejoma."
    "Was ist mit ihr?"
    Diesmal war es Kea, die antwortete. "Sie wurde vor drei Tagen von Teno vermietet. Der Kerl, der sie mietet, ist ein kranker, wahnsinniger bosh'tet. Er hat sie immer wieder... gehabt, aber noch nie so lange..."
    "Was... was müssen wir für diese Mieter eigentlich tun?"
    Jetzt war es raus. Raya fürchtete sich vor der Antwort. Sie wollte es eigentlich gar nicht wissen. Aber irgendwie schien sie ihr eigenes Mundwerk dazu zu nötigen.
    "Alles, was die Mieter wollen", sagte Jela emotionslos.
    "Und mit alles meinst du..."
    "Wirklich alles."
    Raya spürte, wie ihr sämtliches Blut aus dem Gesicht wich. Ihr wurde erneut übel. Ihr Mund formte ein lautloses "Was!?", das natürlich niemand sehen konnte. Warum, bei den Ahnen, hatte sie fragen müssen?
    "Dieser bosh'tet ist doch krank!", entfuhr es ihr. "Warum tut hier niemand was dagegen? Warum lasst ihr das zu!?"
    "Glaubst du, wir hätten nicht versucht, abzuhauen?" Jela ballte die Fäuste. "Wir haben es sogar mehr als einmal versucht, aber es geht einfach nicht! Dieses Gebäude ist eine Festung. Die ganzen Türen sind mehrfach gesichert. Ohne den richtigen Code kann die niemand öffnen, und Hacking funktioniert auch nicht. Außerdem wimmelt es ihr nur von Tenos Schlägern."

    Raya schüttelte den Kopf. Das war ein Albtraum. Ganz Omega war ein einziger, verdammter Albtraum, und sie war mittendrin! Gefangen in diesem Albtraum und diesem Loch... sie wollte hier raus, sie wollte... einfach nur weg von hier. Egal, wohin.

    "Es muss doch einen Weg hier raus geben! Jedes System hat irgendeine Lücke, die man ausnutzen kann, man muss es nur finden!"
    "Viel Spaß beim Suchen", meinte Jela trocken.

    Bevor ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren, was? Aber das kann ich nicht akzeptieren! Es muss einen Ausweg geben, es muss einfach! Es gibt immer irgendeinen Ausweg!

    Die größere Quarianerin verließ das Zimmer. Raya fiel auf, dass sie leicht hinkte. Sie zog das linke Bein etwas nach, es fiel kaum auf, aber wenn man genau darauf achtete, war es gut zu bemerken. Sie fragte sich unwillkürlich, ob Teno daran schuld war.

    Nachdem Jela das Zimmer verlassen hatte, trat Kea näher und setzte sich zögernd neben Raya.
    "Ich... tut mir leid...", stammelte die andere. "Und nimm es Jela nicht übel, ja? Sie sitzt hier schon am längsten fest..."
    "Und du?"
    Kea zögerte. "Noch nicht so lange, ich... hab die Zeit vergessen. Ein paar Monate... als ich gefangen wurde, waren Tori und Jela schon da..."

    Kea zog die Schultern zusammen. Sie schauderte sichtlich. Raya war sich fast sicher, dass sie unter ihrem Helm heimte. Augenblicklich begann sie zu fragen, wie alt Kea eigentlich war. Bestimmt noch jünger als sie selbst. Wahrscheinlich war sie gerade frisch zu ihrer Pilgerreise aufgebrochen, als sie gefangen wurde. Raya verspürte augenblicklich Mitleid mit ihr. Niemand verdiente so ein Schicksal, schon gar nicht, wenn man noch jung war.

    "Wie alt bist du, Kea?"
    "Ich? Achtzehn..."
    Also wirklich noch jung... Verdammt, das ist so ungerecht!
    "Wie bist du hierher gekommen?"
    "Ich hab viel von Omega gehört... ich dachte, es wäre nur ein... ein..."
    "Abenteuer?"
    Kea nickte. "Ja! Aber stattdessen ist es ein Albtraum... dieses Loch... macht mich fertig!"
    Allerdings. Und das wird immer und immer so weiter gehen, und niemals aufhören.
    "Jedenfalls... ich hab mich verirrt... und dann war da dieser Batarianer... und... dann war ich hier..."

    Kea zog die Beine an sich und rollte sich auf dem Bett zusammen. Raya schluckte und tätschelte der jüngeren Quarianerin unbeholfen den Arm, sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Diese ganze Situation war erschreckend neu und absolut nicht richtig. Und so gerne sie auch helfen wollte, sie wusste nicht, wie!

    Nach einiger Zeit kehrte Jela zurück. Sie ging auf und ab, ballte dabei die Fäuste und lockerte sie wieder, und schwieg.

  8. #98

    Standard

    Tenos Basis

    Uhrzeit unbekannt

    Nach einiger Zeit hörte Raya, wie sich die "Eingangstür" öffnete. Neben ihr schreckte Kea auf. Jela hörte damit auf, auf und ab zu gehen, und eilte zur Tür. Kea blieb, wo sie war. Wahrscheinlich hatte sie zu viel Angst davor, dass es irgendein Mieter sein könnte.

    Von draußen ertönte ein erfreutes, erleichtertes "Keelah se'lai!" und kurz darauf ein "Bei den Ahnen, was ist passiert?"

    Kea sprang auf und hastete jetzt zur Tür. Dann war nur ein kurzer Aufschrei zu hören und ein entsetztes "bosh'tet".

    Neugierig geworden stand Raya nun auf. Sie vermutete, dass gerade die vierte im Bunde, um die sich Kea solche Sorgen gemacht hatte, zurück gekehrt war. Sie stand auf und ging vorsichtig zur Tür.

    Draußen, auf dem kleinen Flur, lehnte eine weitere Quarianerin an der Wand - ihr Anzug ähnelte dem der anderen beiden und Rayas, allerdings war die Farbe anders. Grün und grau.

    Als Raya auf den Flur trat, hob sie den Kopf.
    "Hallo... wieder jemand, der diesem bosh'tet in die Falle gegangen ist. Hört das denn nie auf?" Sie seufzte. "Ich bin Tori'Fatim vas Nejoma, keelah se'lai."
    "Keelah se'lai, ich bin Raya'Teena nar Nessada", erwiderte Raya, unsicher, was sie anderes erwidern sollte. Sie betrachtete ihr Gegenüber genauer. Anscheinend kam das Abstützen an der Wand nicht von ungefähr. Die Körperhaltung Toris verriet Erschöpfung und Schmerzen.
    "Ich dachte, Teno will nicht, dass wir verletzt werden?"
    Tori seufzte. "Das hier betrachtet Teno nicht als Verletzung. Es sind ja nur blaue Flecken, und die sieht unter dem Anzug sowieso keiner..."

    Tori stieß sich von der Wand ab und schleppte sich ins winzige Schlafzimmer, wo sie sich auf eines der Betten fallen ließ und erst mal schwieg. Kea setzte sich neben sie und legte einen Arm um sie, um dann leise etwas vor sich hin zu summen.

    Es war ein anrührendes Bild, und Raya fühlte sich - trotz der Umstände und der Tatsache, dass sie in einem Albtraum gefangen zu sein schien - an die Migrantenflotte erinnert. Das war etwas, was sie während ihrer ganzen Pilgerreise so vermisst hatte - dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit und des gegenseitigen Vertrauens - und es glich einer Ironie des Schicksals, dass sie es ausgerechnet hier jetzt wieder fand.

    Jela hob eine Hand und bedeutete ihr, ihr nach draußen zu folgen. Raya zögerte etwas, doch schließlich stand sie auf und begleitete die andere nach draußen.

    "Ich weiß nicht, wie das noch weiter gehen soll...", gestand Jela ihr. "Jedes Mal, wenn Tori zurück kommt, geht es ihr schlechter... wenn das so weiter geht..."
    "Warum erzählst du mir das? Ich bin nur... die Neue. Die von nichts weiß."
    "Ja, aber du bist hier genauso gefangen wie wir." Jela ballte die Fäuste. Sie wirkte nicht glücklich, und das konnte ihr noch niemand verdenken. "Und außerdem kennst du Teno. Du weißt vielleicht, wie er denkt, und..."
    Was? Oh nein, oh nein, nein, nein! Ich will hier ja weg, wirklich, mehr als andere, aber ich bin dafür vollkommen ungeeignet, ich... ich bin nur eine Technikerin ohne großes handwerkliches Geschick und... das kann ich niemals machen!
    "Verlang das nicht von mir, Jela!" Raya wusste einfach, dass sie dem nicht gewachsen wäre. "Ich bin nur... ach egal, ich bin jedenfalls nicht dafür gemacht, so was zu tun." Sie zögerte. "Und außerdem weiß ich nicht, wie er denkt! Ich will es auch nicht wissen. Und..."
    Jela hob eine Hand. "Schon gut. Ich will dich zu nichts zwingen, ich will nur... endlich hier raus, bei den Ahnen! Ich werde hier noch ganz..."

    Ich auch... aber ich kann dir nicht helfen, Jela... ich bin einfach nicht die Richtige dafür!

  9. #99

    Standard

    Tenos Basis
    Uhrzeit: Unbekannt


    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit Tori zurück gekehrt war. Sie hatte überhaupt kein Zeitgefühl mehr, stattdessen lähmte sie ihre Angst vor dem, was sie erwartete, mit jeder Minute - oder waren es Stunden, Tage? - mehr.

    Jela war augenscheinlich enttäuscht, denn sie hüllte sich in Schweigen und bemühte sich anscheinend darum, Raya nicht ansehen zu müssen. Und Kea sang immer noch leise vor sich hin, um Tori zu trösten. Raya fühlte sich ausgeschlossen und sie konnte es den anderen nicht mal verübeln. Sie war wahrscheinlich eine furchtbare Enttäuschung für alle hier.

    Wenn Teno irgendwann auch sie vermietete, würde Kea sich nicht um sie sorgen und nicht für sie singen, wenn sie zurück kehrte. Jela würde sie einfach mit Missachtung strafen und Tori... Raya wusste nicht, was Tori tun würde, aber sie wäre wahrscheinlich furchtbar enttäuscht.

    Das ist wahrscheinlich mein Schicksal. Andauernd alle zu enttäuschen. Man wird mich nie für jemanden halten, der zu etwas fähig ist, und sie haben damit auch noch alle recht!

    Sie schluckte. Wahrscheinlich würde man sie nicht mal vermissen. Sie war schließlich schon mit dem Schicksal geboren worden, ein Nichtsnutz zu sein, ein Klotz am Bein, eine Last, eine einzige Enttäuschung... sie konnte ja nicht mal sich selbst von sich überzeugen!

    Vielleicht sollte ich einfach wegbleiben. Nie mehr zurückkommen zur Migrantenflotte. Da wird mich sowieso niemand vermissen. Im Gegenteil, die sind wahrscheinlich froh darüber, dass ich weg bin.

    Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Noch, ob sie überhaupt etwas tun konnte! Sie wollte hier weg, natürlich wollte sie das, aber Jela hatte doch bereits gesagt, dass es unmöglich war. Und außerdem hatte sie keine Waffen mehr, kein Universalwerkzeug, gar nichts. Sie war vollkommen wehrlos. Und dieser Anzug hielt vielleicht Krankheitserreger von ihr fern, aber gewiss keine Kugeln...

    Sieh es ein, Raya, du sitzt hier fest... wenn es einfach wäre, hier weg zu kommen, hätte ich dieses Zimmer jetzt für mich... Jela hat versucht und ist gescheitert, und...

    Sie warf einen Blick zu Kea und Tori hinüber. Kea hatte mittlerweile aufgehört zu singen, und saß ganz still. Das Mädchen wirkte hoffnungslos. Traurig. Verzweifelt. Raya musste ihr Gesicht nicht sehen, um zu wissen, was sich darin spiegelte...

    ... und sie hat das nicht verdient. Keiner hier. Vielleicht muss ich es einfach trotzdem versuchen, auch wenn es zum Scheitern verurteilt ist...

    Raya zuckte etwas zusammen. Sie konnte nicht glauben, dass sie wirklich daran dachte. Natürlich wollte sie hier weg, aber... es war unmöglich! Oder? Und sie war ganz bestimmt nicht die richtige dafür, hier einen Ausbruch zu organisieren.

    Aber wer kommt sonst dafür in Frage? Kea ist zu jung und hat zuviel Angst, Jela sitzt hier schon zu lange fest - sie ist vollkommen entmutigt. Und Tori ist verletzt...

    Raya sprang auf. Blieb dann plötzlich stehen und schüttelte den Kopf. Das konnte sie nicht! Sie war ganz sicher nicht die richtige dafür! Und außerdem hatte Jela gesagt, es sei unmöglich. Aber...

    Ich habe die Tehla zum Laufen gebracht, oder? Man hat mir gesagt, ich würde das nie schaffen. Aber ich hab es trotzdem geschafft. Daran hat auch niemand geglaubt. Ich meine, bei den Ahnen, nur weil man mir sagt, dass es unmöglich ist, ist das doch noch keine Tatsache!

    Raya ballte die Fäuste. Sie ging zu Jela hinüber und packte diese am Unterarm.

    "Ich versuch's", sagte sie.

  10. #100

    Standard

    Tenos Basis

    Uhrzeit: Unbekannt


    Jela schien für Augenblicke zu erstarren. Doch dann strafften sich ihre Schultern und ihre ganze Haltung wurde entschlossen.
    "Danke", sagte sie schließlich. "Ich hätte nicht gedacht, dass du deine Meinung noch mal änderst."
    Da sind wir ja schon zwei. "Ich weiß nicht, ob ich die Erwartungen, die ihr in mich setzt, erfüllen kann", sprudelte es aus Raya hervor. "Ich meine, ich bin alles andere als... eine Anführerin und ich hab auch gar keine Ahnung, wo ich anfangen soll! Und dann hab ich nicht mal ein Universalwerkzeug hier und weiß nicht, wie ich uns hier rausholen soll und womit. Und ich bin auch nicht besonders stark oder mutig, und ich bin keine Kämpferin und wahrscheinlich enttäusche ich alle sowieso und..."
    Jela packte sie an den Schultern. "Jetzt hör mir mal zu, Raya: Es geht hier doch überhaupt nicht um Mut oder um Führungsquälitäten oder Körperkraft oder so was. Es geht darum, dass wir hier raus kommen! Und du bist im Augenblick unsere beste Chance. Ich meine, sieh mich an... ich habe es so oft versucht und bin gescheitert. Und Kea - sie hat einfach viel zu viel Angst. Und Tori ist verletzt und wenn sie nicht verletzt ist, ist sie weg. Ich verlange ja nicht von dir, dass du Wunder verbringst! Du sollst nur... du kennst Teno - oder hast ihn gekannt. Du bist vielleicht die einzige, die uns hier rausholen kann. Du besitzt etwas, das wir nicht haben: Du hattest schon mal mit ihm zu tun. Und deswegen brauchen wir dich jetzt!"
    Raya schluckte. "In... in Ordnung, aber ich kann für gar nichts garantieren... es kann alles furchtbar schief gehen..."
    "Oder es kann funktionieren!"
    Hoffentlich."Ja... kann sein."
    "Also, wo fangen wir an? Hast du eine Idee?"
    Ich kann das nicht! Ich werde ganz furchtbar versagen, ich... nein, ich schaffe ich das. Wie bei der Tehla... nichts ist unmöglich...
    "Ohne Tech kommen wir hier nicht raus, also... ein Universalwerkzeug oder... etwas in der Art... ich weiß, das haben wir nicht... aber wir müssen..." Ich mache mich hier nur lächerlich!"Ähm, also..." Sie räusperte sich. Wie draußen, tu selbstbewusst. Spielt keine Rolle, ob du es bist. Mach es die anderen nur glauben!"Auf der Nessada hat Teno als Techniker gearbeitet, ich habe... von ihm viel gelernt. Damals wusste ich nicht, was aus ihm werden würde, aber... der Punkt ist hier: Egal, wie er sich verändert hat, seine Fähigkeiten sind wahrscheinlich gleich geblieben, das heißt... in diesen Wänden müssen irgendwo Kontrolleinheiten versteckt sein. Notfallcluster, über die die Energieversorgung des Gebäudes geregelt wird und so weiter, selbst, wenn das Hauptterminal ausfällt... er geht gerne auf Nummer Sicher, hat man ja auch bemerkt..."
    Jela nickte. "Aha... aber ohne Universalwerkzeug können wir das niemals finden, geschweige denn manipulieren... wir müssen irgendwie drankommen."
    "Der... Mieter", murmelte Tori. "Der Kerl, der mich heute geschlagen hat... ihm gehört ein Techladen, er... verkauft sicher auch... Universalwerkzeuge."
    Kea zuckte zusammen. "Nein, Tori! Du gehst da nicht noch mal hin, klar? Ich... das lasse ich nicht zu!"
    "Vielleicht muss sie das auch gar nicht", sagte Jela. "Tori, weißt du, wann er wiederkommt?"
    "Bald... zu bald... in ein paar Stunden vielleicht..."
    Jela hieb sich mit einer geballten Faust in die Handfläche der anderen Hand. "Gut! Dann wird einfach jemand von uns deinen Platz einnehmen. Kea fällt aus, sie ist zu klein. Ich falle auch aus, seit der Beinverletzung... aber du, Raya, du hast etwa dieselbe Statur und Größe! Du wärst perfekt!"
    Das kann sie nicht ernst meinen, dass sie kann nicht..."Ich?" Sie spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. "Das kannst du nicht von mir verlangen, ich kann mich ja nicht mal..."
    "Doch. Sieh mal, es ist die einzige Möglichkeit. Tori kann das nicht machen, sie hat sich wirklich eine Pause verdient. Und mich und Kea würde er sofort erkennen. Aber du... bist einfach perfekt dafür geeignet!"

    Raya schluckte. Das gefiel ihr nicht. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie wollte nicht als... was auch immer herhalten.

    "Und was ist, wenn er mich nicht so schnell wieder gehen lässt?"
    "Das muss er. Er mietet Tori immer für ein paar Stunden. Länger darf er nicht."
    Bleibt mir überhaupt eine Wahl?"In Ordnung... ich mach's...", lenkte Raya seufzend ein.
    "Klasse! Danach müssen wir nur noch das Universalwerkzeug hier rein schmuggeln..."
    "Ausgeschaltet bemerkt es vielleicht niemand. Und damit meine ich vollkommen aus, nicht nur Standby oder so. Und natürlich müsste man die elektrische Signatur unterdrücken." Raya musste erstaunt feststellen, dass dieser Vorschlag gerade von ihr gekommen war. Ich... das bin nicht ich... oder?
    "Hört sich gut an", Jela klatschte in die Hände. "Machen wir es so. Den Rest besprechen wir dann, wenn Raya zurück ist."

    Falls ich zurückkomme, meinst du wohl...

    Aber sie hatte bereits zugestimmt, ein Zurück gab es jetzt nicht mehr. Und, wenn Raya ehrlich war... sie wollte auch gar nicht mehr umkehren.
    Geändert von Raya'Teena nar Nessada (07.03.2010 um 17:47 Uhr)

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