Zitat von
Kathleen Benedict
Dutzenden von Lichtern, Gebäudekonstrukten, anderen Wägen, Menschen und Aliens rauschten an ihren Augen vorbei, verzogen zu farbigen, gar bunten, Strichen der Geschwindigkeit. Surreal und abseits von dem was Einfluss hatte auf ihre Gedanken. Es gab Dinge die jetzt ihre Aufmerksamkeit bedurften. Und Gladio war eines der zentralen Themen. Neben der Tatsache das Tallmadge sich als Luftnummer entpuppt hatte, war es auch die Erwähnung durch Hatschepsut die Kathleen hatte Aufmerksam werden lassen. Sie kannte die Vorgänge bei der Operation gut, sie hatte sie mit initiiert und definiert. Aber sich danach zurück genommen da Nevermore Vorrang hatte, und alle Seitenoperationen die damit verbunden waren.
Aber jetzt, gerade auch unter dem Tod von dem alten Visconti, war es unerlässlich das sie sich wieder mit Gladio beschäftigte. Es ging gar nicht anders. Denn sowie Gladio, war auch Nevermore zum Teil finanziert aus den Geldern die durch Verträge zwischen Corefield Design und der Allianz gewaschen worden waren. Visconti war einer der wichtigen Quellen gewesen für die Art von Finanzierung die der Ring nutzte. Sein Wissen war wenig gefährlich, nicht direkt zumindest, aber indirekt war es nutzbar. Es war damit möglich sich Transparenz zu schaffen und das konnte Kathleen nicht zu lassen.
Weder Gladio, und schon gar nicht Nevermore, konnte aufgegeben werden oder das Risiko einer höheren Gefährdung gebrauchen. Das wiederum bedeutete das sie sich mit Corefield Design und mit den Visconti auseinander setzen musste - zwangsweise.
Den bisher war der Alte als Patriarch im Zentrum, das Bollwerk gewesen. unnachgiebig, umtriebig und egomanisch. Verlässlich. Ihn jetzt zu verlieren, bedeutete das die Firma ohne Führung war. Und wie in ihrer Vergangenheit durfte sie jetzt nicht wieder in die Hände von Asari fallen. Corefield musste menschlich bleiben. Musste in der Hand von jemanden fallen, der ähnliche Eigenschaften aufweisen konnte. Oder Ähnliche, die eine Zusammenarbeit ermöglichten, oder zumindest einen Transfer der Finanzierung und so eine Reduzierung der möglichen Risiken für die Operation und den Ring. Das Problem war, das Corefield im Zentrum von verschiedenen Konkurrenzkämpfen stand und vor allem gerade im Umbruch war, denn die Familie Visconti zeichnete sich durch eines besonders aus. Die eine Hälfte war ein Haufen von gierigen, zähen Hyänen und die andere ein Haufen manipulativen, arroganten Alphatieren mit einem Hang zur überzogener Gewalt in all ihren Facetten. Ein in sich zerrüttetes Nest voller Schlangen und menschlichen Abgründen die nur die Monster und Raubtiere verbargen die in jedem von ihnen schlummerten. Und wie alle Schlangen bissen sie erbarmungslos jeden Fremden und Außenstehenden der auch nur in die Nähe ihres Nest kam.
Aber wie alle Schlangen war sie auch verwundbarer, wenn man wusste das man es mit einer Schlange zu tuen hatte. Berechenbar und mit einem Hang zu melancholischer Selbstinszenierung und Selbstzerstörung.
Das war alles was sie entgegen ihrem Stammvater und Patriarchen nicht auszeichnete. Der alte Julius mochte seine Fehler und seine verachtenswerten Seiten gehabt haben. Aber eines war er. Diszipliniert und über die Maßen geschickt in dem was er tat. Nie blind - immer mit einem wissenden Auge für das was er tat, das Risiko abwägend, den Gewinn immer fest im Blick. Er war so lange bereit Millionen, wenn nicht gar inzwischen Milliarden in die Operationen investiert zu haben, in dem vollen Wissen das er das ganze entweder mit Zins und Gewinn oder mit wertvollem Geschäftsvorteil zurück bekommen hätte. Visconti war, im Gegensatz zu vielen anderen keiner der Blinden gewesen, der nicht erkannt hatte das die Verknüpfung von militärischer Arbeit, mit zivil- und industriegeheimdienstlicher Arbeit hinein in die Industrie nicht nur eine Notwendigkeit war, sondern eine Grundvorraussetzung für die Sicherung eines dauerhaften Platzes in der Gesellschaft des Universums, sondern auch für die Klärung der Rolle die die Menschheit haben konnte und sollte.
Nicht das er nicht auch eine verborgene Agenda gehabt hätte, die er mehr als einmal versucht hatte Kathleen unter zu jubeln. Mehr als einmal.
Sie lehnte sich leicht vor und legte Kassandra die Akte auf die Beine, um sie nicht länger halten zu müssen. Die junge Deutsche, nahm den Packen Papier pflichtbewusst entgegen und steckte ihn zügig in die Tasche die sie bei sich trug. Neska ließ sich zurück gleiten und sah wieder zu dem Fenster hinaus. Erinnerte sich an die Dossiers über die drei Visconti - Viehsack - Söhne.
Antonius, Lepidus und Octavian. Tragikomischer ging es kaum. Hatten doch die meisten Inhaber dieser Namen zu ihrer eigenen Zeit im alten Rom Schiffbruch erlitten, sehr ähnlich ihrem vorigen Patriarchen Iulius.
Antonius war ein ehemaliger Allianz Offizier, hart, aber nachlässig und wohl zunehmend undisziplinierter. Er war ein unnachahmliches Beispiel für die Unfähigkeit in der notwendigen Verzwickung zu denken die notwendig war um ein Unternehmen zu führen das wie Corefield Design konstruiert war. Es war kein geradliniger Konzern, sondern ein Geflecht von eigentlich Kleinunternehmen die wie in Zellen in die selbe Richtung arbeiteten. Getragen durch den alleinigen Willen und die strategische Vision eines Mannes. Antonius war niemand der diesen Weitblick hatte oder die Fantasie für die Intrigen die notwendig waren. Er war ein Mann der den direkten Konflikt suchte. Gerade und aufrichtig von Ehre zerfressen. Zu Schandtaten fähig, aber als bald zu Grund gerichtet durch diese. Er würde das erste Opfer sein, da er stur an dem Werk des Vaters festhalten würde. Und er war leicht angreifbar, mit und vielleicht vor allem mit seiner schönen Verlobten.
Lepidus war eine männliche Spinne im Netz das jemand anderes gesponnen hatte. Seine Lust am Spielchen spielen würde das Unternehmen ebenso schnell zu Grunde richten, weil ihm fehlte was Antonius zu viel hatte. Integrität. Er war ein kleiner Machthaber, mehr Despot und Lust und Laune Mensch als das er eine langfristige Unterstützung wert wäre. Kein Königsmacher, der ein Interesse am Königreich hatte würde diesen Mann unterstützen. Er hatte zweifelhafte Kontakte und noch zweifelhaftere Partner. Unter ihm würde Corefield wohl schneller in seine Bestandteile zerlegte und filetiert werden als man 'Sacre Coeur' sagen konnte. Er würde die Wahl aller werden die Corefield auseinander nehmen wollte.
Nein, es konnte keine andere Entscheidung geben als das, ER ihr erstes Opfer werden musste.
Dann blieb noch Octavian. Sicherheitschef. Junior und vermutlich seinem Vater ähnlicher als das er es selbst je hören möchte. So wenig sogar hören mochte, das es lebensgefährlich war ihm es ins Gesicht zu sagen - vermutlich. Aber er war am ehesten noch die Mischung die brauchbar war um Julius zu ersetzen, zumindest so lange bis man eine Lösung gefunden hatte wie man retten konnte was man retten musste aus der Sicht des Ringes. Er war ein notorischer Säufer - schlimmer vielleicht als alle anderen Viehsacks. Er umgab sich mit Batarianern, die ihn allerdings zu vergöttern schienen. Und trotz allem war sein Verstand scharf genug als das sein Vater ihm das essentiellste der Firma unterstellt hatte. Die Sicherheit. Ein Forschungsunternehmen wie Corefield, lebte davon das seine Entdeckungen und Arbeiten sicher waren. Und in dieser Welt, in diesem Universum gab es viele die davon lebten das eben diese Arbeitsergebnisse nicht sicher waren. Kathleen wusste es nicht, aber sie war sich sicher das Julius das immer gewusst hatte. Und das er seinem Sohn soweit vertraut hatte, war für sie noch einer der Gründe Octavian auf den ersten Platz zu setzen.
Sie würde ihn bald aufsuchen müssen. Heute wohl noch. Wenn er den ansprechbar war und nicht von Alkohol zerfressen in einer Ecke lag, mit einer Frau im Arm. Schöne Frauen waren schon immer die Schwäche der Männer der Viscontis gewesen. Frauen und die Religion. Fanatismus war in jeder Form war gefährlich und davon besaßen diese Männer, aus unterschiedlichen Brunnen, mehr als genug.