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Thema: Hotel Aragia

  1. #31
    Newbie Avatar von Conus Glades
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    Hotel Aragia
    19:00

    Gerade als Conus vom lethargischen Starren an die Decke erneut in einem vermutlich unruhigen Schlaf hinüberglitt begann sein Wecker seine Arbeit; er hatte ihn aus irgendeinem Grund auf sieben Uhr abends programmiert. Hatte er vorgehabt um diese Zeit etwas zu unternehmen?
    Er konnte sich nicht darauf entsinnen, doch da ihm bereits der Vormittag des laufenden Tages wie längst vergangene Vorzeit erschien, mochte das nichts heißen; die Langeweile tötete wirklich sein Zeitgefühl und seine Konzentration.

    Obwohl er beim Stellen des Weckers vermutlich andere Pläne für diesen Moment gehabt hatte blieb der Turianer noch liegen. Er glotzte weiter die Decke an und lauschte den Klängen seines Weckers. Der kleine Apparat hatte eine eigene Festplatte, auf die Conus ein paar Stücke überspielt hatte, von denen er dachte, dass sie ihm das Aufstehen erleichtern oder ihn mit einem Motivationsschub in den neuen Tag würden starten lassen.
    In Anbetracht seiner momentanen Lage schien ihm das fröhliche Gedudel, welches aus den Boxen drang wie blanker Hohn.
    Sein Wecker verspottete ihn; soweit war es schon mit ihm gekommen.

    Mit ausdrucksloser Miene kramte er unter dem Bett herum und zog seine Pistole, die er dort aus Gewohnheit hinterlegt hatte, hervor. Sporadisch zielte er auf den Wecker und wusste genau, dass er nicht schießen würde, selbst wenn es keinen Ärger mit dem Betreiber des Hotels bedeutet hätte.
    So verhöhnte ihn sein Wecker weiter und Conus starrte weiter Löcher in die Luft.

  2. #32
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    -> Wohnmodule

    00:35 Uhr

    Es hatte Bardan sein letztes Geld gekostet das Zimmer im Hotel zu buchen, doch dieser Teil des Plans hatte funktioniert. Das Zimmer lag in einer günstigen Position, es lag nur im 1. Stock und die Fenster waren groß genug um daraus raus zu springen. Eine Flucht wie die letzte wäre also möglich. Er fesselte gerade die bewusstlose Ziryna mit einem in Stücke gerissenen Bettlaken.

    Als sie das leere Zimmer betreten hatten war ihr aufgegangen das etwas nicht stimmte. Aber bevor sie auch nur wusste wie ihr geschah hatte Bardan ihr einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf verpasst der sie in das Reich der Träume schickte.

    Nachdem er sein Werk vollendet hatte streckte sich Bardan und ließ seine Gelenke knacken. Danach sah er sich das Zimmer noch mal genauer an. Es war von minderer Qualität. Die Farbe an den Wänden bröckelte, die Möbel hatten eindeutig bessere Zeiten erlebt und die Beleuchtung war bestenfalls dürftig. Er hatte einige der Möbel um geschoben damit sie bessere Deckung bieten würden sollte es zu einem weiteren Kampf zwischen Erwin, Brok und Bardan kommen.
    Seine Narben waren zwar schmerzhaft gewesen aber nun dürften sie vorerst Ruhe geben. Er nahm die am Boden liegende Ziryna hoch und hievte sie auf das Bett. Diese schlug die Augen auf und wollte schreien aber Bardan hielt ihr den Mund zu.

    Bardan grinste amüsiert und schüttelte den Kopf. Sie hörte auf aber ihr Blick richtete sich bohrend auf Bardan und in ihren Augen lag eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Trotz.
    „Du kannst dich ruhig heiser kreischen wenn du willst, niemand wird dir zur Hilfe eilen.“ Er nahm seine Hand von ihren Mund.
    „Was hast du vor?!?“, stieß sie hervor. Es klang eher wie eine Anschuldigung als eine Frage.
    „Du warst ja nicht dabei also bekommst du die Kurzfassung: Karuus ist tot. Genauso wie der Großteil seiner Leibwächter.“, begann Bardan seltsam freundlich lächelnd.
    „Warum hast du mich gefesselt?!?“, unterbrach sie anschuldigend.
    „Dazu komme ich ja noch, du Hektikerin!“, sagte er erklärend als ob er mit einem kleinen Kind sprach. „Ich hatte es die ganze Zeit eigentlich nur auf Karuus Geld abgesehen. All die Gräueltaten die er begangen hatte interessieren mich nicht, ich wollte nur sein Geld.“
    „Er hat Thena, deine Freundin, getötet!“, schrie sie ihn an.
    „Musst du mich immer unterbrechen? Aber gut wie du willst. Er hat Thena nicht umgebracht. Ganz sicher nicht.“

    Er sah die Verwirrung in ihrem Gesicht und ergötzte sich an dem Anblick. Er grinste dabei wie ein Raubtier. Dann schob er sein Gesicht näher an ihres.

    „Ich hab sie umgebracht.“, er sagte es einfach gerade aus, als ob das nichts wäre, als ob sie sich über das Wetter unterhalten würden.
    Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen und sie schüttelte ganz langsam verneinend den Kopf, als ob sie ihm nicht glaubte. Oder nicht glauben wollte.
    „Doch, doch. Ich hab´s getan. Sie erwürgt und mich dann ihrer entledigt.“
    Bardan grinste bösartig dabei. Ihr Entsetzen, ihre Fassungslosigkeit waren einfach zu köstlich.
    Sie sagte nichts mehr. Starrte ihn nur noch fassungslos an aber Bardan konnte sich ihre Fragen vorstellen.

    „Warum ich es getan habe ist nun egal.“, antwortete er auf die unausgesprochene Frage. „War schade jemand so hübsches umlegen zu müssen, aber geschehen ist geschehen.“
    Er richtete sich auf nahm sich einen Stuhl und setze sich darauf. Dann fuhr er sich durch das Haar und rieb sich die Augen.
    „Außerdem…ich habe ja immer noch dich.“, fügte er mit einem widerlichen Grinsen hinzu.
    Sie weitete erneut die Augen aber kaum merklich und rührte sich ansonsten nicht. Sie will sich ihre Angst nicht anmerken lassen, mir die Genugtuung nicht gönnen aber sie hat verstanden was ich angedeutet habe.
    Bardan stand immer noch grinsend auf und beugte sich zu ihr runter.
    „Ach was. So etwas abscheuliches, wie dich vergewaltigen, würde ich nie tun.“, er klang entrüstet und schon fast innerlich verletzt.
    „Ich bin doch kein Monster!“, fügte er nach einem Moment irre grinsend hinzu und stieß ein paar kurze wahnsinnige Lacher aus.
    Dann wandte er sich von ihr ab und ließ sie in ihrem Entsetzen allein.
    Zeit den Riesenpfadfinder und den Herumtreiber anzurufen.
    Geändert von Bardan Carter (18.04.2011 um 13:45 Uhr)

  3. #33
    ME FRPG only Avatar von Kate Devereaux
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    <----- Omega - Die Andockbuchten

    Hotel Aragia

    Kate war in eine Art Laufschritt verfallen und legte somit den Weg zum Hotel recht flott zurück. Hauptsächlich half es ihr jedoch gegen die Müdigkeit. Erst vor der Glasdrehtür hielt sie inne und ging normal weiter. Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her, seitdem sie das letzte Mal hier war und trotzdem kam es ihr plötzlich wie eine Ewigkeit vor. Auch das Personal hatte sich geändert, statt des Salarianers war nun ein Mensch an der Rezeption.
    „Guten Abend.“, wurde sie freundlich begrüßt, als Kate näherkam.
    „Ein Zimmer mit Bad für eine Nacht inklusive Frühstück“, orderte sie schnörkellos. Die Frau hob kurz ihe Augenbrauen, griff aber sofort nach einer Keycard. „Ach und wenn der Aufzug noch immer nicht funktioniert, dann bitte eines möglichst weit herunten, denn ich habe keine Lust die Treppe raufzusteigen.“, fügte sie noch hinzu.
    „Kein Problem“, entgegnete die Rezeptionistin, „Der Aufzug funktioniert wieder und ich gebe Ihnen ein Zimmer im ersten Stock. Das Zimmer wäre über diesen Zeitraum im Voraus zu bezahlen, wenn Sie bitte die Überweisung tätigen.“

    Ohne Kommentar bezahlte Kate, nahm anschließend die Keycard entgegen, murmelte noch ein paar Abschiedsfloskeln und begab sich in den Aufzug, der sie ein Stockwerk höher brachte. Das Zimmer war eigentlich ein Zweibettzimmer mit einem Doppelbett. Neben dem Bett befanden sich noch ein Schrank sowie ein kleiner Tisch mit einem Computerterminal in dem Raum. Vor dem einzigen Fenster waren dicke, lichtundurchlässige Gardinen vorgezogen.
    Erschöpft stellte Kate die Tasche mit der Rüstung und dem Buch ab und ließ sich auf dem Bett nieder. Doch nach wenigen Augenblicken richtete sie sich wieder auf und begab sich ins Bad. Die Gefahr, dass sie sofort einschlafen würde, war einfach zu groß und sie wollte sich auf jeden Fall noch vorher duschen. Sie nahm die Rüstung mit und zerlegte zuerst diese, denn der Innenteil war waschbar und hatte es auch bitter nötig. Sie stopfte den Innenteil in das Reinigungsgerät. Anschließend schlüpfte sie aus ihrer Kleidung und gab diese ebenfalls in das Gerät, welches sie anschließend einschaltete.

    Kate drehte das Wasser in der Dusche auf und während sie darauf wartete, dass es warm wurde, stellte sie sich kurz vor den Spiegel. ‚Oh Gott!’, war das erste, was ihr durch den Kopf ging, als sie sich selbst sah. Ihre Haare waren ein wenig verfilzt, da sie nach dem Löschwasser auf der Invisible Hand nicht ordentlich trocknen konnten und an ihrem Körper waren einige rote Druckstellen. Aber zumindest sah ihre rechte Hand wieder besser aus. Scheinbar wirkte das Zeug, das ihr die Möchtegern-Ärztin auf der Behemoth gegeben hatte.
    Da es mittlerweile aus der Dusche dampfte, stieg sie hinein und stellte sich unter den Duschkopf. Sie ließ das Wasser einfach auf sich herabregnen und genoss das Gefühl, wie die Tropfen sich zu kleinen Rinnsalen vereinten und sich den Weg über ihren Körper bahnten. So schön es auch war, die Verlockung des Betts war einfach größer, also shampoonierte sie ihre Haare und verzog mehrmals das Gesicht, als sie dabei einzelne Strähnen wieder voneinander trennte. Danach seifte sie sich ordentlich ein und wusch schließlich das Shampoo und die Seife wieder ab. Als Kate wieder aus der Dusche stieg, fühlte sie sich tatsächlich wieder wie ein Mensch. Sie trocknete sorgfältig sich und ihre Haare, damit sie nicht erneut verfilzen konnten.
    Leider war das Reinigungsgerät mit ihrer Kleidung noch nicht fertig. Sie überlegte einen Moment ob sie warten sollte, entschied sich aber dagegen. Also nahm sie nur ihr Omni-Tool und ging splitternackt zurück in das Zimmer. Sie legte das Omni-Tool auf das Nachtkästchen und inspizierte kurz die Bettwäsche. Wie gewohnt war diese vollkommen sauber. Das Hotel bot nicht viel und der allgemeine Zustand war auch weit weg von modern, aber dafür war es wirklich außergewöhnlich sauber. Der Vorhang war zu und die Tür abgesperrt, somit konnte sie niemand stören. Erleichtert legte sie sich ins Bett und schaltete das Licht ab. Sofort fiel sie in einen traumlosen Schlaf.

    Ein Poltern riss Kate aus ihrem Schlaf. Zuerst war sie ein wenig orientierungslos und verwirrt. Wo war sie und was zum Teufel war los? Ihr Kopf fühlte wie in Watte gepackt an. Doch schon einen Moment später erinnerte sie sich daran, dass sie in einem Hotelzimmer lag. Erneut hörte sie etwas und diesmal konnte sie die Geräuschquelle identifizieren. Es war das Nebenzimmer. Sie entspannte sich wieder und schloss die Augen um weiterzuschlafen.
    „Er hat Thena, deine Freundin, getötet!“, schallte es kurz darauf aus dem Nebenzimmer. Die Worte der Frau waren vermutlich über das ganze Stockwerk zu hören, so laut hatte sie gebrüllt. Die Antwort, eine männliche Stimme, konnte Kate nur noch als unverständliches Gemurmel vernehmen. Trotzdem hielt es sie vom Schlafen ab.
    ‚Haltet doch einfach die Klappe und treibt es wo anders…’ Die Biotikerin zog missmutig die Decke zurecht, drehte sich zur Seite und schlief wenige Minuten später wieder ein.

    Diesmal war es das leise Fiepen ihres Omni-Tools, welches Kate aufweckte. Sie gähnte, fühlte sich aber bereits halbwegs ausgeschlafen. Mit einem gezielten Griff nahm sie das Omni-Tool, auf dem im StandBy-Zustand die Uhrzeit zu sehen war. Es war bereits neun Uhr dreißig.
    „Ach du meine Güte“, murmelte Kate und rieb sich die Augen. So lange wollte sie gar nicht schlafen, doch sie hatte in der Nacht vergessen den Wecker zu stellen. Anschließend öffnete sie die Nachricht, die das Fiepen ausgelöst hatte. Es war Jolene, die ihr geschrieben hatte, dass sie einen bekannten Piloten getroffen hatte, der Kate früher auf die Citadel bringen konnte. Zwar auch erst in ein bis zwei Stunden, aber trotzdem wesentlich früher als sie selbst fliegen konnte. Kate sollte sich einfach bei Jo melden und Bescheid geben ob ihr das Recht sei.

    Die Biotikerin setzte sich auf und gähnte nochmals. Anschließend schwang sie ihre Beine aus dem warmen Bett und stand auf. Sie dehnte sich ausgiebig, indem sie ihre Finger verschränkte und über den Kopf streckte. Dabei stellte sie sich auch auf die Zehenspitzen und bog ihren Rücken durch. Ihre Finger knackten leise und sie zuckte zusammen, in Erwartung der Schmerzen, die jedoch ausblieben. Überrascht warf sie einen Blick auf ihre Verletzung, die mittlerweile gar nicht mehr sichtbar war. Versuchweise wackelte sie mit den Fingern und ballte ihre Hand zu einer Faust. Ein leichtes Ziehen war die Folge, doch das war kaum noch der Rede wert. Trotzdem ermahnte sie das Gefühl, ein wenig sorgsamer mit sich umzugehen. ‚Also Mädchen, heute keine Raufereien und niemanden verprügeln.’, dachte sie und grinste dabei ein wenig. ‚Wie gut, dass ich nur zur Citadel will.’

    Durch die Dehnübungen wieder munter ging Kate ins Bad. Sie holte ihre Kleidung aus dem Reinigungsgerät und zog sich an. Danach baute sie die Rüstung wieder zusammen. Währenddessen erstellte sie im Kopf eine ToDo-Liste für die nächsten Minuten. Als erstes würde sie Jolene antworten und ihr mitteilen, dass sie ihr Angebot annahm. Weiters musste sie endlich Lev kontaktieren, um überhaupt sicher zu gehen, dass er auf der Citadel war und zum Schluss erinnerte sie das Knurren ihres Magens, dass sie noch etwas frühstücken sollte. Fertig angezogen ging Kate zurück in das Zimmer und verfasste die beiden Nachrichten am Terminal, welches zur Zimmerausstattung gehörte.

    Nachdem das erledigt war, packte sie ihre wenigen Sachen zusammen und verließ das Zimmer. Sie nahm die Treppe um in das Erdgeschoß zu kommen und betrat den Speiseraum. Ihre Tragetasche stellte sie an einem freien Tisch in einer Ecke ab und machte sich mit einem Heißhunger über das reichliche Buffet her. Als sie ihr Tablett, beladen mit mehreren Scheiben Brot, Butter, Wurst, zwei Croissants, Müsli, einer heißen Tasse Kakao mit Sahne, einem Glas Orangensaft und einer Frucht, die sie noch nicht kannte, zu ihren Platz trug, spürte sie förmlich die verwunderten Blicke, die auf ihr ruhten. Doch für sie war es nichts Neues, da sie als Biotikerin oft mehr aß, als ein durchschnittlicher Mensch. Viel mehr sogar. Und da es ihr schmeckte, war es ihr nur Recht, dass sie sich keinerlei Sorgen um ihre Figur machen musste. Im Gegenteil, sie war schon fast an der Grenze zu einer leichten Unterernährung.
    Gerade als Kate das erste Croissant verdrückt hatte, meldete ihr Omni-Tool einen weiteren Nachrichteneingang. Es war Lev, der bestätigte, dass er noch auf der Citadel war und ihr gerne weiterhelfen würde. Sie sollte ihn kontaktieren, sobald sie ebenfalls auf der Raumstation sein würde.

    „Ist hier noch ein Platz frei?“, fragte plötzlich ein menschlicher Mann, der vor Kates Tisch stand und gerade sein Tablett auf eben diesen abstellte.
    „Nein!“, entgegnete sie ruhig aber bestimmt und blickte auf. Doch der Mann, sie schätze ihn auf Mitte dreißig, ließ sich davon nicht abhalten und zog den Stuhl, der ihr gegenüberstand, zurück, um sich zu setzen. „Danke“
    „Welchen Teil von Nein haben Sie nicht verstanden?“, giftete Kate ihn an, doch er grinste nur.
    „Hey, hey, ist schon gut, Kleine“, entgegnete er und hob beschwichtigend die Hände. „Ich will Ihnen nichts antun, es ist nur so, dass sonst schon alle Plätze besetzt sind.“
    Daraufhin ließ die Biotikerin ihren Blick durch den Saal schweifen und musste leider zugeben, dass der Kerl gar nicht so unrecht hatte. Zwar waren noch andere Plätze frei, jedoch saßen an diesen Tischen Turianer oder Batarianer. Sie konnte immerhin verstehen, warum er sich zu ihr gesetzt hatte, trotzdem passte ihr es nicht.
    „Weder ist es gut noch bin ich eine Kleine“, erwiderte Kate und funkelte ihn weiter an, doch sie unternahm vorerst nichts, um ihn tatsächlich zu verscheuchen.
    „Okay, okay. Ich bin übrigens Matt“
    „Entweder Sie halten die Klappe und essen einfach oder ich sorge dafür, dass sie von dem Tisch verschwinden!“
    Langsam aber sicher verschwand der belustigte Gesichtsausdruck als er bemerkte, dass es für sie bitterer Ernst war und nickte kurz. ‚Warum ist das Universum mit Idioten zugepflastert? Was ist so schwer daran zu verstehen, dass es so etwas wie eine Privatsphäre gibt oder…’ Kates Gedanken kehrten kurz zu der Szene in der Nacht zurück, als sie wegen dem Gekreische im Nebenzimmer aufgewacht war. ‚…andere treiben es mit der nächstbesten Frau in einem Hotel, nachdem die Freundin ermordet wurde.’ Sie schüttelte den Kopf. ‚Und Omega ist wohl die Hochburg der Idioten.’ Wortlos setzte sie mit ihrem Frühstück fort.

    Die unbekannte Frucht hatte sich Kate bis zum Schluss aufgehoben. Als sie diese, sie hatte in etwa die Größe einer Orange, aufschnitt, offenbarte sich ein festes, leicht gelbliches Fruchtfleisch. Die Biotikerin probierte es und war überrascht. Schmeckte es zuerst eindeutig nach Banane, war der Nachgeschmack eher einer Kirsche zuzuordnen. Jedenfalls war sie sehr süß und schmeckte. Wenn sie nicht so satt gewesen wäre, hätte sie sich noch eine zweite Bananenkirsche, wie sie diese Frucht für sich benannte, genommen. Anschließend trank sie noch ihren Orangensaft aus.
    Wäre Kate alleine am Tisch gewesen, hätte sie sich noch ein paar Minuten zurückgelehnt, doch mit Matt am Tisch wollte sie nicht länger als nötig hierbleiben. Kommentarlos stand sie auf, ergriff ihre Sachen und verließ den Speisesaal sowie das Hotel. In Gedanken stellte sie sich eine Einkaufliste von Dingen zusammen, die sie benötigen würde.

    Die Märkte ----->

  4. #34
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    <<< PSY Behemoth – Unteres Deck: Quartiere
    Omega
    Hotel Aragia
    Hotelsuite
    09. April 2184 (Tag 6), 0:27 Uhr


    Die Wiese war nahezu schreiend grün. Die saftige Farbe hätte so direkt aus einem kitschigen Liebesfilm stammen können, oder aus einem Werbefilm. Der schwere Duft von ebenso schreiend bunten Blumen umgab sie als dichte Wolke, die, wäre sie zu sehen gewesen, ihr jede Sicht genommen hätte. Der Himmel war von einem so leuchtenden, ungetrübten Azurblau, dass sie geblendet den Blick abwenden musste. Starr blickte sie auf die Wiese, die Blumen und bemerkte kaum die Gegenwart der anderen, die leise neben sie trat, einen Schatten werfend, der auf dieser schreiend grünen Wiese nur eine weitere Nuance Grün der Umgebung hinzufügte – ein dunkles Grün, nicht minder kräftig als alle anderen Farben.

    Von irgendwoher war ein Lachen zu vernehmen, hell und fröhlich, wie Wasser das über glatte runde Steine in einem Flusslauf sprudelt. Sie spürte die Hand, die sich auf ihre Schulter legte, kaum – ein sanfter Wind kam auf, bog das Gras und glitt so warm über ihre Haut wie die Hand, die sich im selben Augenblick auf ihrer Schulter bemerkbar machen wollte.

    „Ich habe dich vermisst“, hörte sie die vertraute, sanfte Stimme ihrer Schwester, so leise wispernd wie der Windhauch. „Wie lange ist es her, dass wir einander gesehen haben?“
    „Jahre“, erwiderte Shaiya ohne zu zögern. Ein Lächeln kräuselte ihre Lippen, halb spöttisch, nahezu verächtlich. Als ob ein oder zwei Jahre viel zu sagen hatten in einem Leben, dass Jahrhunderte umfasste. Dennoch… es kam ihr tatsächlich vor wie eine lange, lange Zeit.
    „Es wird Zeit, dass du heimkommst, Shaiya. Wir machen uns Sorgen. Selbst Mutter, obgleich sie es nicht zugeben will.“
    Shaiya wandte sich langsam ihrer Schwester zu. Sie wirkte elegant, wie immer, doch irgendetwas stimmte nicht. Shaiya blinzelte, Verwirrung stieg in ihr auf. Was…? Sie kniff die Augen zusammen… Siaras Kleid, aus einem gazeähnlichen Soff, flatterte sanft im Wind der über die Ebene fegte und die Halme bog. Ihre Haut schimmerte in jenem vertrauten Blauviolett, wie auch Shaiyas Haut es zeigte, nur vielleicht um eine oder zwei Nuancen dunkler… und es schimmerte. Wie Glas… Shaiya spürte, wie ein eisiger Schauder ihr über den Rücken kroch. Bei der Göttin! Siara… sie wirkte, als hätte irgendetwas sie mit einer durchscheinenden Schicht aus Glas überzogen, alles an ihr schimmerte und glänzte vor dem schreiend blauen Himmel, sie wirkte… surreal. Wie eine jener Skulpturen in den Museen von Armali, nur noch wesentlich unwirklicher, so, als könnte die geringste Berührung sie zerspringen lassen…
    „Stimmt etwas nicht, Shaiya?“ Selbst Siaras Stimme hörte sich nun seltsam gläsern an, wie das Klingeln eines Kristallglases, das gegen ein zweites stößt.
    Shaiya gab keine Antwort. Sie spürte nur, wie ein leichtes Zittern sie erfasste, als rüttelte der personifizierte Unglauben selbst an ihr. Ihre Muskeln schmerzten bald von der Vibration, die durch ihren schlanken Körper zu rasen schien, um sich in jedes ihrer Glieder, so klein und unbedeutend es auch war, zu schleichen.
    „Shaiya, sprich-“

    Weiter kam sie nicht… weiter sollte sie niemals kommen. Shaiya spürte, wie die Spannung in ihren Gliedern sich plötzlich löste und sie vorschnellte, auf ihre gläserne Schwester zu, doch der Dorn stach bereits zwischen ihren Brüsten hervor, gebogen und gezahnt, ein grässliches Instrument des Todes… Risse breiteten sich über die gläserne Gestalt hinweg aus, zuerst fein, dann immer rascher und rascher und breiter werdend. Ein Knacken war zu hören, ein Knistern und Knirschen… und Siara zersprang. Die Glassplitter stoben in alle Richtungen weg, scharfkantig und hart, zerfetzten Shaiyas Hände, die sich nach der Schwester ausstreckten, zerfetzten ihre Wangen, ihre Brust, ihre Arme, ihre Beine, ihren Bauch, ihre Kleidung.

    Sie hob eine blutige Hand und wischte sich das Blut aus dem Gesicht, dass ihr die Augen verklebte, während sie den Blick hob, in der Erwartung des Dorns ansichtig zu werden, der Siaras gläsernen Leib hatte zerspringen lassen – der ihre Schwester getötet hatte.

    Doch sie sah nur Aloras Gesicht.

    Aloras Gesicht… und ihr Lächeln.


    Mit einem Ruck setzte sich Shaiya auf. Das Laken glitt raschelnd von ihrer Gestalt hinab und bauschte sich vor auf dem Bett zu einem luftigen Haufen auf. Ihre Brust hob und senkte sich stoßweise, sog gierig Luft ein, nur um sie sofort wie angewidert wieder auszustoßen.

    Der Nachhall des Traums dröhnte ihr in den Ohren, im Kopf, und schien nur langsam verblassen zu wollen. Mit einem frustrierten Seufzer hob Shaiya eine Hand und rieb sich die Augen, massierte sich die Stirn. Sie hätte gleich wissen müssen, hätte erkennen müssen, dass es nur ein Traum war. Sie träumte bewusst – sie hatte immer bewusst geträumt. Meistens, zumindest. Warum war es ihr diesmal nicht aufgefallen?

    Wahrscheinlich, weil sie sonst nicht dazu zeigte, in kreischenden kitschigen Farben zu träumen. Sie war nie der Typ für kreischende kitschige Farben gewesen. Nicht einmal als Kind…

    Sie ließ die Hände sinken, schüttelte den Kopf. Es war, auch wenn sie es ausnahmsweise nicht bemerkt hatte, nur ein Traum gewesen, nicht mehr und nicht weniger als das. Nur der Nachhall der völlig überraschenden und zugegebenermaßen schockierenden Erkenntnis von Aloras Überleben, ihrer Rückkehr von den vermeintlich Toten. Es war nicht verwunderlich, dass sie das bis in ihre Träume verfolgte. Es war nicht verwunderlich, dass sie sich davon bedroht fühlte. Alora hatte sie einmal verraten – sie konnte es wieder tun.

    Shaiya schwang die Beine von der Bettkante – sie fühlte sich erholt, weitgehend zumindest – und stutzte. Was bei der Göttin…? Sie blinzelte verwirrt. Wo zum Vakuum war sie hier? Es war schlicht und ergreifend nicht möglich, dass Yamashe in den vielleicht acht, neun Stunden, die sie tief und fest geschlafen hatte, ihre komplette Kabine in… das hier umzubauen!

    Dieser Raum war zu groß. Und er wirkte auch nicht nach einer Kabine in einem Raumschiff, eher nach… Shaiya runzelte die Stirn. Ein Hotelzimmer?

    Mit einem Satz sprang sie auf und stürzte zu dem Fenster hinüber, beugte sich vor und sah hinaus. Nein! Nein! Ihre Faust landete krachend auf dem Fensterbrett, doch sie nahm den dumpfen Schmerz kaum mehr war. Siari… Sie hatte lange genug an diesem Ort verbracht, ihn lange genug erforscht, um ihn wieder zu erkennen, sich seine unverkennbare Signatur einzuprägen. Die Beleuchtung, die Gebäude, der Pulk von Mitgliedern verschiedenster Spezies der sich wie ein Dreschschlund durch die Straßen wälzte…

    Das da draußen war Omega.

    Dieses Zimmer war nicht die Behemoth.

    Was zur Göttin war eigentlich passiert?

    08:45 Uhr
    Geändert von Shaiya Nessari (18.03.2012 um 19:56 Uhr)

  5. #35
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Hotel Aragia
    Hotelsuite
    08:47 Uhr


    Ungeduldig schlugen die Finger gegen das Fensterglas, immer wieder, immer aufs Neue. Shaiya rang mit den eigenen Gedanken, die durch ihren Kopf rasten ohne Sinn zu ergeben. Sie war auf der Behemoth eingeschlafen und auf Omega aufgewacht, und sie wusste nicht, warum – bei der Göttin! – es passiert war. Jemand musste sie hierher gebracht haben. Aber wer? Und warum? Und wenn sie entführt worden war, warum war sie dann nicht gefesselt und geknebelt und diese elende, verdammte Tür dort drüben nicht abgeschlossen?

    Ganz ruhig, Nessari. Calm down.

    Sie ließ die Hände sinken und wandte sich vom Fensterbrett ab, ging wieder rüber zur Tür und überprüfte noch einmal, was sie bereits wusste. Die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen, bei ihrer Berührung glitt sie fast lautlos auf als hätte sie nur darauf gewartet.

    Allmählich war sie es auch leid, hier untätig herum zu stehen und nichts anderes zu tun als sich das Gehirn darüber zu zermartern, wie und warum sie hierhergekommen war und dafür verantwortlich war. Sie konnte sich auch später noch darüber Gedanken machen, was sie erwartete, wenn die anderen Mitglieder der Behemoth-Crew, allen voran Yamashe, herausfanden, dass sie nicht mehr da war, wo sie sein sollte.

    Korridor

    Sie hatte gerade die ersten paar Schritte den Gang entlang getan, der für eine omeganische Absteige gar nicht einmal so heruntergekommen wirkte, als ihr Alora entgegenkam. Die größere Asari bewegte sich absolut selbstsicher, mit einer Selbstverständlichkeit, die Shaiya aus irgendeinem Grund wütend machte. Irgendetwas schlich sich wie ein hungriges Varren in ihren Verstand und nagte an ihr… ein Verdacht… fast schon eine Gewissheit…

    „Ach, auch schon wach, Shaiya? So kaputt wie du warst dachte ich eigentlich, dass du mindestens bis Mittag pennst.“
    Shaiya ging nicht darauf ein. Die effektive Dauer ihres Schlafes war im Augenblick die geringste ihrer Sorgen! „Ich will Antworten, Alora.“
    „Antworten? Worauf? Glaubst du, ich bin dir auch nur eine einzige schuldig?“
    „Ja, allerdings!“ Shaiya durchbohrte Alora mit dem giftigsten Blick, den sie zustande bringen konnte. „Warum bin ich – sind wir – auf Omega!?“
    Alora seufzte, eindeutig gereizt. „Ah, dass… ich wusste, dass du damit ankommen würdest… Wir sind hier, weil ich es so entschieden habe.“
    Shaiya ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten, um sich daran zu hindern, der anderen damit ins Gesicht zu schlagen. Was zur Göttin noch mal sollte das? Sie konnte es kaum fassen. Glaubte Alora in ihrem winzigen Pyjakhirn tatsächlich, so überzeugte sie sie davon, ihr jemals wieder auch nur ein bisschen zu vertrauen? In welcher Welt lebte Alora eigentlich?
    „Ach? Und seit wann triffst du meine Entscheidungen?“
    „Halt die Klappe, Shaiya.“ Alora verengte die Augen. „Ich schwöre dir, du erfährst jede Einzelheit, verstanden, aber jetzt: Halt einfach die Klappe! Und reg dich verdammt noch mal endlich ab.“
    Shaiya schwieg tatsächlich, aber nur für ein paar Sekunden, genau so lange, wie sie brauchte, um ihren Schock zu verdauen. Niemand besaß das Recht, so mit ihr zu gehen. Niemand sagte ihr, was sie zu tun hatte! Und schon gar nicht Alora. Alora hatte sie verraten. Dass sie einfach über ihren Rücken entschieden hatte, bewies, dass sie es wieder tun konnte. Und dass sie es wieder tun würde.
    „Es gibt uns nicht mehr, Alora, verstehst du?“ Ihre Stimme klang jetzt eiskalt, und genauso fühlte sich Shaiya auch. Innerlich gefroren. Die eisigen Splitter zerschnitten sie von innen. „Und das war zur Göttin noch mal nicht meine Schuld. Was immer du von mir willst oder warum du mich hierher gebracht hast… es bedeutet mir überhaupt nichts. Und jetzt verschwinde.“

    Mit diesen Worten schob sie sich fast schon grob an der anderen vorbei und ging schnell, aber nicht eilig, mit entschlossenen Schritten dem Ausgang und dem Lift entgegen. Was sie betraf, war sie hier fertig. Sie würde ihr Schiff von den Andockbuchten holen und dann von hier verschwinden. Alora konnte ihretwegen ihr bleiben. Sie passte wunderbar zu all dem Abschaum, der hier hauste. Besser als sie es jemals tun würde.

    Göttin, sie war jetzt um einiges älter und klüger als damals. Sie würde denselben Fehler kein zweites Mal begehen. Nicht in diesem Leben.

    08:49 Uhr

  6. #36
    ME-FRPG only Avatar von Shaiya Nessari
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    Hotel Aragia
    Die Lobby
    08:52 Uhr


    Sie wusste nicht, woher das Gefühl kam und warum sich ihr Herz anfühlte, als presse es jemand mit einer Eisenfaust zusammen, aber im Augenblick hatte sie weiß die Göttin andere Probleme als jenes quälende, nagende Gefühl dass sie einfach nicht losließ. Sie musste Omega verlassen, sonst wurde diese Station auch für sie zum „Ende aller Dinge“. Wenn das denn nicht bereit längst geschehen war. Sie war so naiv gewesen, Alora bei sich bleiben zu lassen, sie mit zu nehmen. Sie hätte sie auf der Invisible Hand zurück lassen sollen, diesen Teil ihrer Vergangenheit. Egal, was sie einmal gewesen war, jetzt war sie es nicht mehr. Man entwickelte sich weiter. Machte neue Erfahrungen. Wurde reifer und verantwortungsvoller.

    Nur etwa zehn Schritte von ihrer jetzigen Position entfernt befand sich der Ausgang, die Hoteltür, die ihr wie eine lang vermisste Freundin entgegenlachte. Und sie konnte jetzt nicht darüber nachdenken, ob ihr Schiff noch immer angedockt war oder ob irgendeiner von Omegas zahllosen Halunken sich dazu entschieden hatte, das das anscheinend herrenlose kleine Shuttle von jetzt an ihm gehören sollte. Der Verlust des Schiffs wäre zu verschmerzen, der Verlust ihres Lebens nicht. Und was auch passierte, wenn sie auf Omega blieb, würde sie sterben. Sie war beileibe nicht mehr dazu fähig diese Station lange zu überleben. Diese Illusion hatte ihr der Kerl, der ihr K.O.-Tropfen in den Trink gekippt hatte, immerhin eindrucksvoll beigebracht.

    Mit einigen schnellen Schritten durchmaß Shaiya die Lobby, ja, sie rannte beinahe dem Ausgang entgegen. Fast war ihr, als schaue ihr Alora noch immer über die Schultern, aber diesmal sah Shaiya nicht zurück. Alora würde sie nicht festhalten, weder hier noch irgendwo sonst. Vorbei. Es war vorbei. Zeit, zu vergessen, endlich damit abzuschließen und das Leben weiterzuführen, wofür sie sich entschieden hatte, in vollem Besitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte und ohne zu bereuen.

    Die Tür glitt mit einem Zischen vor ihr auf…

    Shaiya runzelte die Stirn. Nein, unmöglich… Gleich darauf entwich ihr ein gereiztes Stöhnen, als sie ihren Irrtum erkannte. Die Tür hatte selbstverständlich nicht auf sie reagiert, sondern auf jemand anderen, der durch diese Tür gerade herein kam. Sie musste ihre Gedanken wirklich mehr fokussieren und nicht ständig über die Vergangenheit nachdenken.

    Das nächste, was ihren Lippen entwich, war ein leiser, gezischter Fluch, als sich der Lauf einer Pistole in ihr Blickfeld schob und sich höhnisch grinsend auf ihren Brustkorb richtete. Shaiya fühlte sich im Schritt erstarren, und ihr Blick schoss am Arm, der die Pistole hielt, nach oben zu dem Gesicht des Kerls.

    Sie hatte es angesichts der Anzahl seiner Finger bereits geahnt und war daher nicht überrascht, als sie in die vier Augen eines Batarianers blickte. Eines, wie sie im Stillen hinzufügte, ausgesprochen heruntergekommen aussehenden und übel zugerichteten Batarianers – sein Kampfanzug sah aus, als hätte er ihn irgendeiner armen Seele ausgezogen nachdem er sie auf den Straßen Omegas selbstverständlich eigenhändig erdrosselt hatte, und sein Gesicht wurde fast von einer schartigen Narbe geteilt, die so aussah, als wäre ihm vor einiger Zeit fast der Schädel entzwei gerissen worden.

    Angesichts der Waffe, die der Batarianer ihr unter die Nase hielt, und des heimtückischen Grinsen das sämtliche seiner spitzen, langen Zähne entblößte, hielt sich Shaiyas Mitleid für diese ohne Zweifel sehr schwerwiegende Verletzung allerdings in starken Grenzen.

    „Dr. Nessari“, höhnte der Batarianer, was bei ihm so aussah, als fletsche er die Zähne in Erwartung eines Festmahls. „Bedaure, aber ich habe strikte Anweisung, dich nicht aus dem Hotel zu lassen.“

    Shaiya bemühte sich darum, sich nichts anmerken zu lassen, trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass in ihrem Gesicht ein Muskel zuckte, während sich gleichzeitig alle weiteren in ihrem Körper bis zum Zerreißen anspannten.

    Der Batarianer trug keine Anzeichen irgendeiner Bandenzugehörigkeit, und er kannte ihren Namen, er wusste sogar, dass sie Doktor war. Es war nicht die Tatsache, wer dahinterstecken musste, die sie überraschte, sondern dass sie darüber nicht im Mindesten überrascht war, die sie jetzt beinahe aus der Fassung brachte.

    Eine ihrer Hände kroch langsam in Richtung Hüfte und tastete nach dem vertrauten Kalt der schweren Pistole, doch ihre Hände berührten nur die eigenen warmen Hüften und den geschmeidigen Stoff ihrer Kleidung. Gewitzt! Oh, so ungeheuer… gewitzt. Wäre die Situation nicht so elend gewesen, hätte Shaiya ihrer einstigen Gefährtin und Waffenschwester jetzt ehrlich dazu gratuliert, aber die Situation war, wie sie war und so, wie sie war, löste sie in Shaiya nichts als Wut aus. Dass sie es überhaupt schaffte, die brodelnde Lava ihrer Wut in ihrem Inneren zu behalten, glich bereits einem Wunder.

    Alora hatte sie also bewaffnet und mit Sicherheit wusste Alora auch, dass Shaiya auf Omega unbewaffnet nicht lange würde überleben können. Sie baute auf ihren Intellekt, um sie in diesem Gebäude zu halten, in seiner relativen Sicherheit… mit dem Batarianer als nachdrücklichen Hinweis darauf, was sie erwartete, wenn sie beschließen sollte, dass ihr Intellekt hier weniger gefragt war als ihr Wunsch, Omega zu verlassen.

    Wie lange also, würde es dauern, bis Alora sich zu einer wie auch immer gearteten Erklärung herabließ, nach deren Anhörung Shaiya vielleicht darauf hoffen konnte, dieses Gebäude verlassen zu können? Sinnlos, darüber nachzudenken. Es war reine Spekulation, dass Alora sie danach ziehen ließ.

    Shaiya starrte auf den Lauf der Waffe. Es musste einen Weg geben… aber sie bezweifelte, dass ihre Biotiken sich nach den paar Stunden unruhigen Schlafes rausreichend regeneriert hatten. Solange sie nicht selbst eine Waffe bei sich trug, war sie, so weh die Erkenntnis auch tat, diesem Batarianer mehr oder weniger ausgeliefert.

    „Ich verstehe“, lenkte sie ein und trat langsam einen Schritt zurück. „Ich gehe zurück auf mein Zimmer…“ Sie hob entschuldigend eine Hand und zog sich Schritt für Schritt zurück, in Richtung Lift.

    Es war offensichtlich, dass der Weg durch die Vordertür versperrt war und es wohl auch bleiben würde. Aber wenn Shaiya eines gelernt hatte in ihren Jahren als Söldnerin – und in diesem Fall musste sie wohl auf dieses Wissen zurückgreifen, so sehr es ihr auch missfiel – dann war es das: Es gab immer einen anderen Ausweg. Immer.

    Sie musste ihn nur finden und dabei schneller sein als Alora. Und sie würde schneller sein. Sie würde nicht auf Omega verrotten wie so viele armselige Geschöpfe vor ihr, die hierher kamen ohne jemals wieder einen Weg von der Raumstation herunter zu finden.

    Die Lifttüren schlossen sich und Shaiya spürte, wie ein sanfter Ruck durch den Aufzug ging. Immer weiter, weiter und nach oben…

    08:57 Uhr

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