<<<<< PSY Behemoth ; Oberes Deck ; Krankenstation
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Die Asari hatte zwar 'bei Gelegenheit' als vorgeschlagene Zeit angegeben, jedoch dauerte es keine fünf Sekunden, bis Nero sich mit hastigem Salutieren von seiner Auftraggeberin und mit einem Nicken von Vanessa und Valentina verabschiedete.
Dann fiel sein Blick noch einmal auf Noés regungsloses Gesicht. Ohne sich darüber groß den Kopf zu zerbrechen, trugen ihn seine Füße beinahe wie im Sprint nach draußen. Der Quarianer merkte nichtmal, wie sich seine Hände, während er sich schnell in Richtung Treppe bewegte, zusammenballten.
... wovor laufe ich eigentlich weg... ja, du läufst gerade weg! Mach dir doch nichts vor. Oder doch, das wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Etwas Aufbauendes... Alles wird gut. Alles! Wird! Gut!
Abgesehen von dem üblichen Intermezzo mit der defekten Tür des Aufenthaltsraumes, die zu Neros Erstaunen nun scheinbar beschlossen hat, sich gar nichtmehr zu schließen, verlief der Weg zu Noés Quartier absolut ereignislos. Das war ihm nur Recht. Dinge oder Personen, die sich ihm jetzt in den Weg stellten, konnte er einfach nicht brauchen.
Auf den letzten Metern, die zwischen ihm und der Quartierstür lagen, bremste er seinen schnellen Gang herab, bis er schließlich in einem fast bedächtigen Tempo vor der Tür stehen blieb. Er musste nur seinen Fuß ausstrecken, um den automatischen Öffnungsmechanismus zu aktivieren. Nero zögerte.
In den letzten Stunden musste der Anzug mehr aushalten, als in der letzten halben Dekade auf der Medina. Was, wenn er wohlmöglich wirklich ein Leck hat? Oder irgendein Filter verstopft ist, ohne dass ich es bemerkt habe? Was, wenn... was, wenn ich eine kleine, feige Memme bin? Ein Jammerlappen, der hier herumsteht und zaudert, während andere ihr Leben für ihre Freunde und ihre Mannschaft riskieren...
Mit einem grimmigen Lächeln stimmte er seinen inneren Vorwürfen zu, als er die Tür von Noés Quartier passierte. Vorsichtig bewegte er sich Schritt für Schritt durch den Raum, bis er schließlich genau in der Mitte stehen blieb. Was ihm als erstes auffiel, war sein eigenes Verhalten. Er hatte tatsächlich den Atem angehalten, ohne es direkt zu wollen. Mit einem genervten Zischen ließ er die Luft entweichen.
Unglaublich, als wenn mir in dem Anzug irgendetwas passieren könnte. Und die Implantate! Verdammt, ich besitze sogar Implantate, und fürchte mich trotzdem unterbewusst vor ungefilterter Luft. Wie ein kleines, zimperliches Mädchen. Hör auf zu heulen und kümmer dich um deine Aufgabe!
Nero legte den Kopf in den Nacken, um die gesamte Decke des kleinen Zimmers zu inspizieren. Außer diversen, unindentifizierbaren Flecken, die Nero im ersten Moment spontan für Schimmel hielt, konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken. Langsam schüttelte er seinen Kopf. Und lauschte.
.... nichts. Kein leises Zischen, also wohl kein Gas. Die Belüftungsanlage... Sein Blick wanderte wieder nach oben. Nein, sieht auch aus, als würde sie einwandfrei funktionieren. Aber irgendwas muss hier doch...
Erst jetzt, als er seinen Blick einfach nur direkt vor sich richtete, bemerkte er das PDA, das genau vor seiner Nase auf dem Nachttisch lag. ... Sollte wohl öfters einfach mal die Augen aufmachen... hmmm...
Er streckte die Hand nach dem kleinen Gerät aus, hielt jedoch auf halber Armeslänge inne.
Wird sie es merken wenn ich...? Nero, du begibst dich auf gefährliches Terrain. Aber... verdammt, sie wird es verstehen. Es geht hier schließlich um ihre Gesundheit. Alles, was Aufschluss über den Grund für all dies hier gibt, ist Recht. Das würde sie bestimmt verstehen, so ist es. Ja... selbstverständlich.
Obwohl er sich erfolgreich einredete, dass sein Handeln rechtens war, hatte er ein seltsames Gefühl in der Magengegend, als er das fremde PDA, ohne Erlaubnis der Besitzerin, aus dem Stand-By Modus befreite. Trotz der Handschuhe seines Anzuges, welche das Drücken der Knöpfe erschwerte, und der unleugbaren Neugier, die von ihm Besitz zu ergreifen drohte, manövrierte er sich auf direktem Wege in den Posteingang.
Heute, 14:37... mal sehen....
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Von: Anthony
An: Noé Chambers
Datum: Heute, 14:37 Uhr
Betreff: Deine Mutter
Hi Noé,
ich weiß nicht, ob du deine Mum, an Hand der Infos die ich rausgefunden habe, inzwischen finden konntest, aber ich habe mir vorhin beim rumstöbern was neues in ihrer Akte gefunden. Lies es am besten selbst.
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Nero blinzelte.
...äh... was? Und jetzt bitte auf Quarianisch. Natürlich... warum sollten Menschen auch galaktische Sprachen benutzen, wenn sie unter sich kommunizieren? Machen wir doch auch nicht anders. Hmmm... was jetzt... scheint die selbe Sprache zu sein, die auf diesen... Dingern... geschrieben stand....
Er legte den Kopf leicht schief, während er nachdenklich auf das Textfeld des PDAs starrte. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Nero unterdrückte den spontanen Impuls, sich auf die Stirn zu schlagen, was darin geendet hätte, dass das Glas seines Visiers springen würde.
Natürlich! Der Übersetzer! Mein Schädel arbeitet heute wirklich verdammt langsam.
Paranoiderweise versicherte sich der Quarianer erst mit einem Blick zur Tür, dass niemand möglicherweise direkt hinter ihm stehen und lauschen würde, bevor er schließlich halblaut die fremden Wörter laut aussprach, damit sein Übersetzer den Rest erledigte.
"Hi Noé, I don Te kn...knoh if........."
Aufgrund der Tatsache, dass er mangels korrekter Aussprache für manche Wörter mehrere Anläufe brauchte, bis sein Übersetzer sie schließlich als solche auch erkannte, dauerte es einige Momente, bis er mit dem Text komplett durch war.
"... Fo-hr teh besst, rea....re-ah...re-ah...d it jur-self."
Puh. Schön klingt das nicht. Weder die Sprache, noch der Inhalt. Noés Mutter? Von einem Anhang war die Rede... ah, dort. Einfach draufklicken, und.... ist das Noé?! Nein! Das ist tatsächlich....
Nero konnte sich ein gequältes Ächzen nicht verkneifen. Was zum... NOCH mehr Text... in dieser Sprache... warum nur ich.... warum... ja, warum ich? Zeig's doch jemandem, der es versteht! Hm... Vanessa! Sie müsste das doch lesen können. Ja, prima Idee.
Ohne weitere, wertvolle Minuten in dem leeren Raum zu vergeuden, steuerte er seine Füße, in den Händen das PDA des gleichaltrigen Mädchens haltend, zur Tür hinaus. Statt sich jedoch zu beeilen um die mysteriöse Nachricht auf schnellstem Wege von einem Menschen übersetzen zu lassen, siegte seine Neugier. Durch den leergefegten Gang der Behemoth hallten nicht nur seine Schritte wieder. Leises Gemurmel, welches mitunter von seinem Helm etwas gedämpft wurde, erfüllte den Flur wie ein gespenstisches Whispern.
Als seine Füße Stufe um Stufe die Treppe zum oberen Deck erklommen, hatten sich seine Lippen zu einem geraden Strich zusammengepresst.
Der Übersetzer ist defekt. Er muss defekt sein. Oder ich spreche das Wort 'prostitution' einfach falsch aus...
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