Quartier des Captains
6.32 Uhr
„Schon klar, wir wollten sowieso gehen“, entgegnete Nalya mit einem Schulterzucken, bevor die beiden Asari-Schwestern den Raum verließen und die Tür hinter sich schlossen.
„Kennst du einen von denen?“, fragte die jüngere von beiden schließlich mit hochgezogener Augenbraue.
„Nein, hab die Namen noch nie gehört. Du?“
Nalya schüttelte den Kopf.
„Dann bleibt’s ja spannend. Ziemlich viele Menschen an Bord, oder? Ansonsten nur 'n Turianer 'n Quarianer, Elena und Miss Doktor Labertasche Nessari.“
Yayla schmunzelte.
„Sie scheint ja einen großartigen Eindruck hinterlassen zu haben. Ich fand sie eigentlich ganz erträglich.“
Nalya schnaubte. „Die ist ein verwöhntes kleines Miststück, das von seinen lieben Eltern wahrscheinlich immer alles in den Arsch geschoben bekommen hat. Zwei Jahre Söldner, wow, ich wette als sie heulend nach Hause gerannt ist, hat Mami ihr liebend gern das Studium finanziert. Und natürlich eine absolute Meister-Biotikerin.“ Sie rollte mit den Augen.
Yayla konnte Nalyas Meinung in gewisser Weise sogar nachvollziehen. Wenn man im Dreck aufwuchs, bildete man sich schnell eine Meinung über Leute wie Shaiya, die scheinbar immer alles gehabt hatten, was sie sich wünschten. Sie selbst hatte in den letzten hundert Jahren allerdings genug gesehen, um festzustellen, dass Abschaum und Heilige auf arm und reich gleichermaßen verteilt waren und man keinem von beidem mit weniger Vorsicht begegnet sollte.
„Egal, reden wir von was anderem“, fuhr Nalya fort. „Wenn wir den Angriff koordinieren, können wir uns vielleicht sogar den ganzen Kampf über schön raushalten“, bemerkte sie mit einem Grinsen. „Leicht verdientes Geld, würd ich sagen.“
„Ich würde lieber kämpfen“, entgegnete Yayla mit einem Anflug von Verachtung in der Stimme.
„Hä? Du würdest lieber bei der Verteidigung des dreckigsten Lochs der Galaxis verrecken als dir ‚n schönen Tag zu machen?“
„Ich arbeite für mein Geld, Nalya, und dieses Loch, wie du es genannt hast, ist wohl das einzige, was ich auch nur annähernd mein Zuhause nennen würde. Ich werde garantiert nicht diejenige sein, die den Schwanz einzieht, wenn die Neblparder anrücken“, antwortete Yayla mit einem fast schon zornigen Funkeln in den Augen.
Nalya starrte ihre Schwester einen Moment lang überrascht an, dann blickte sie wieder desinteressiert drein und zuckte mit den Schultern.
„Weißt du was? Du bist ein echtes Kroganerkind. Ich jedenfalls bin nicht scharf drauf mich ins Getümmel zu stürzen. Das klingt ja nach 'ner ziemlichen Schlacht und… naja, ich bin so was nicht wirklich gewohnt.“
„Dann wirst du dich eben dran gewöhnen“, erwiderte Yayla ohne eine Spur von Mitleid.
Es entstand eine kurze Pause, in der Nalya nachdenklich auf den Boden starrte.
Yayla war die erste, die wieder das Wort ergriff. „Wie sieht’s dann mit der Geth-Mission aus? 400 000 pro Kopf, da könnten wir dich aus so ziemlich allem rauskaufen, was du angestellt hast. Ich vermute, wenn wir mitmachen, erleben wir noch ein paar mehr Schlachten.“
„Wir müssen erstmal das hier überleben. Danach können wir noch mal drüber reden, einverstanden?“
„Wie du willst, aber ich halte es ehrlich gesagt für die beste Option… und wenn es sein muss finden wir für dich irgendeine Position auf dem Schiff, bei der man nicht ständig Gefahr läuft, den Kopf abgeschossen zu bekommen.“
Nalya nickte wortlos.
„Sag mal…“, meldete sie sich nach einigen Sekunden doch noch zu Wort. „Diese Organisationen, Alpha Chimera, Eclipse, usw… wer sind die eigentlich genau? Klar, ich hab von denen schon mal gehört, aber du scheinst ja einiges darüber zu wissen.“
„Naja, Eclipse, Blue Suns und Blood Pack sind Söldnergruppen…“, begann Yayla und begann die Hintergründe der verschiedenen Gruppierungen und einige eigene Erfahrungen und Beobachtungen aufzuzählen, was doch einige Minuten in Anspruch nahm.
„Ähm ja“, unterbrach Nalya den Redeschwall ihrer älteren Schwester schließlich. „Ich schätze mal wenn ich mir die Hälfte davon merken kann, komm ich ganz gut zurecht, danke. Haun wir endlich mal ab, ich will nicht die ganze Zeit wie festgewachsen in diesem Gang rumstehen. Gehen wir in unser Quartier, Elena hat uns ja befohlen uns auszuruhen.“
„Wie du meinst“, stimmte Yayla mit einem leichten Lächeln zu.
Sie hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, so viel zu erzählen.
Ach ja, sollte ich jemals die matriarchale Phase erreichen kann ich mir die Zeit bestimmt damit vertreiben ein paar hundert Bücher über mein Leben als Söldnerin zu schreiben. Ist allerdings eher unwahrscheinlich…
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