18:50 Uhr
Quartier 1
Die SSV Midway
<----- Hangardeck
Es war ein recht langer Weg bis zu dem Flur mit den Quartieren. Ein langer Weg durch die schwach beleuchteten, engen Korridore. Ein langer Weg mit dem ewig gleichen Klacken Amandas Stiefel. Ein langer Weg mit den schweren, sperrigen Taschen. Doch auch dieser lange Weg nahm sein Ende, als sie ihren Namen auf den holographischen Anzeigen an den Zimmertüren entdeckte. Amanda Phoenix zeigte das flimmernde, orangegoldene Hologramm an. Mit einem kurzen Druck auf die Konsole auf Hüfthöhe, die fest an der recht dicken Wand befestigt war. Es folgte ein kurzes Zischen, bevor sich die Tür zur Seite weg öffnete und den Weg in ihr Quartier freigab. Es folgte ein recht gewohnter Anblick: Ein dunkler, fensterlose Raum mit einigen Hochbetten, Spinden und sonstigen nützlichen Einrichtungsgegenständen. Eilige trat sie vor einen der gut erhaltenen silbernen Spinde und lies ihre Taschen los, die kurzerhand leise krachend auf den Boden fielen. "Na dann wollen wir mal..." seufzte sie leise. Recht geübt und gezielt verstaute sie ihre Kleidung und Ausrüstung in dem engen Spind. Nach einigen Minuten war auch diese Aufgabe bewältigt und Amanda wandte sich einem der Betten zu. Seit einiger Zeit konnte sie nicht mehr richtig schlafen, was sich jetzt bemerkbar machte. Erschöpft fiel sie auf das Bett, dessen Matratze sich schnell ihrer Körperform anpasste und so für ein optimales Liegen sorgte.
Und sofort schossen wieder tausende Gedanken durch ihren Kopf. Und wieder ging es ausschließlich um die Sorge um ihre Familie - insbesondere um ihren Bruder. Solange hoffte sie ihn wiederzusehen. Doch all die Jahre passierte nichts. Und von Tag zu Tag nahm diese Hoffnung ab. Selbst diese Mission stärkte ihre Hoffnung nicht mehr.
Verzweifelt schloss die junge Phoenix ihre braunen, glasigen Augen...
Ich wünschte, ich hätte mit dir sprechen können. Mit dir denken können. Deine Stimme hören können. Deinen Atem spüren können. Doch es sollte nicht sein. Es tut mir so leid. Aber denk immer dran: Ein Phoenix setzt sich für das Gute ein. Für das Richtige. Für seine Freunde. nicht für Ruhm, Ehre oder Geld. Und denk dran: Ein Phoenix ist nie allein...
19:30 Uhr
Amanda riss vor Schreck die Augen auf. War das möglich? War diese Stimme die ihres Bruders? Sah sie ihn jetzt schon in ihren Träumen? War das überhaupt ein Traum? All diese Fragen schossen durch ihren Kopf. Immer under immer wieder. hastig richtete sich die schmale Amerikanerin auf, richtete hektisch ihr zerzaustes Haar. Was zur Hölle war das? mit diesem Gedanken fasste sie das in Worte, was sie gerade zu erleben schien. Erst jetzt realisierte sie, dass niemand sonst im Quartier war. Jetzt träume ich also wirklich schon von Menschen, die ich noch nie gesehen habe... sie macte sich in diesem Moment quasi selber lächerlich; erklärte sich selbst für verrückt.
Langsam erhob sie sich von der weichen, weißen Matratze, die einen Augenblick später wieder ihre Ursrungsform annahm. Müde stolperte sie zu dem kleinen Waschbecken, drehte mit unscharfem Blick den eisigen Hahn auf, hörte zu, wie das kühle Wasser im Becken plätscherte. Wie schon auf dem persönlichen Shuttle 'Farel' formte sie auch hier wieder die Hände zu einer Schüssel um das Wasser aufzufangen. Die kühle Flüssigkeit sammelte sich also in dieser spontanen Schüssel, nur um kurze Zeit später die weiche Haut Amandas zu befeuchten. Vereinzelt liefen große und kleine Tropfen über ihre wangen, sammelten sich an Kinn oder alternativ an der Nasenspitze, nachdem sie die Stirn überwunden hatten.
Wieder griff sie blind nach einem Handtuch, musste jedoch schnell feststellen, dass noch keins aufgehängt war. Na klasse... beschwerte sie sich über sich selbst ...wo hab ich nur meinen Kopf?
Schnell trat sie wieder vor den Spind. Gerade wollte sie die Tür öffnen, da klopfte es auf einmal an einer anderen. Nämlich der Zimmertür: "Miss Phoenix?" ertönte die dumpfe Männerstimme, "Captain Diaz ist wieder an Bord. Er wird sie in ungefähr sieben Minuten abholen."
Diese Worte waren schockierend. Hektisch, beinahe panisch, riss sie die Tür des Spindes auf. "J-ja ok. Ich mache mich dann fertig." erwiderte Amanda stotternd und zog schnell ein weißes, weiches Handtuch aus ihrer Tasche hervor, das sofort ihr Gesicht bedeckte, um die restlichen Wassertropfen aufzusaugen. Immernoch voller Hektik warf sie das Handtuch blind auf ihr Bett, bevor sie sich eine kleine Bürste schnappte, sich vor den Spiegel stellte und ihre Haare mit eben jenem bearbeitete. Oh Gott! Wie sehe ich denn aus? Stellte sie schockiert fest, währen die Bürste unsanft durch ihr dunkles Haar fuhr.
19:37 Uhr
Nach einigen Minuten war sie dann bereit. Die Haare saßen. Die komfortable Kleidung konnte sie innerhalb einer Minute nicht wechseln und das schwache Makeup wurde wieder hergerichtet. Jetzt ist's soweit. dachte sie auf das Zeichen wartend...