--> 20:10 Obere Märkte

Kathleen stieg aus dem Shuttle und behielt das Restaurant im Auge, das Richter gerade betreten hatte. Sie war zu tiefest erleichert das sich das Glück heute des erste mal auf ihre Seite gestellt hatte. Sie hatte den Polizisten sofort in der offenen Fläche aus machen können. Hatte den Fahrer angewiesen langsam einmal im Kreis zu fahren und dann erst an zu halten.

So hatte sie verfolgen können wie Konrad Richter direkt auf ein Restaurant zu gesteuert war das Kathleen von einem früheren Besuch schon kannte.
Damals hatten sie es benutzt um einen Botschaftsangestellten zu überwachen und für einen kleinen Waffendeal mit den Turianern einzuspannen. Menschliche Biotikchips - die Sorte die man Piraten abgenommen hatte, die zuvor einen Asari Frachter überfallen hatten - im Austausch für turianische Rüstungsgüter, darunter ein paar frühe Entwürfe der Thanix. Sie war also mit dem Lokal bestens vertraut.

Sie bezahlte den Shuttlefahrer und drückte ihm ein großzügiges Extra in die Hand dafür das er hier wartete und noch ein paar Runden drehte. Dann ging sie quer über den Platz. Achtete aber immer darauf ob sie jemand verfolgte oder entdeckte. Es schien nicht der Fall zu sein.
Also entschied sie sich in das Restaurant zu gehen.

Als sie es betrat kam ihr zeitnah der Oberkellener entgegen. Scheinbar erinnerte er sich noch an sie. Und - so hoffte Kathleen - an die sehr großzügige Spende für seine privaten Unternehmungen. Sie lächelte ihm entgegen und trat einen Schritt zur Seite in die Gaderobe des Restaurants. Der Salarianer kam ihr lächelnd entgegen.
"Guten Abend. Es ist schön sie wieder zu sehen."
"Vielen Dank, das kann ich nur in selbem Maße erwiedern. Ich hoffe die Geschäfte liefen gut."
"Sehr, vielen Dank der Nachfrage."
Kathleen spürte die Hibbeligkeit des Salarianers sofort und stellte ihren Rucksack ab. Reichte ihm die Hand und schüttelte sie. Übergab ihm eine adequate Summe an Credits.
"Haben Sie eine Platz für mich an der Bar?"

"Aber natürlich! Bitte, folgen Sie mir. Sollen wir auf Ihr Gepäck aufpassen?"
"Das wäre nett."
Der Alien nahm sich den Rucksack und stellte in hinter eine Ecke dort wo nur das Personal zugang hatte. Führte sie dann mit einer eleganten Handgeste zur Bar. Bot ihr einen der Stühle an und winkte den Barkeeper her. "Bitte, der Drink geht auf's Haus."
"Vielen Dank. Das ist sehr freundlich." erwiderte sie dem Alien und beobachtet wie er sich entfernte um sich wieder um die Gäste zu kümmern. Kathleen machte sich nicht die Mühe und mit dem umgedrehten Kopf die Sitzenden abzusuchen. Das wäre zu Auffällig gewesen und so wandte sie sich dem Barkeeper zu und lächelte ihn freundlich an.
"Einen Gin Fizz."
"Sehr gerne Madam."

Kathleen hakte ihre Füße mit den Absätzen der Sohle in den Fußring des Barhockers ein und rutschte mit dem Hintern, auf dem gut gepolsterten Leder, etwas weiter nach hinten. Sie lehnte sich mit den Unterarmen auf die glatt polierte Oberfläche der Bar auf und faltete die Hände. Beobachtete den Barkeeper wie er hinter der Theke auf und ab ging und die Zutaten zusammen mischte. Dabei ließ sie ihre Augen aber in Wahrheit über den Spiegel hinter den Spirituosen durch die Reihen der Gäste gleiten.
Sie entdeckte Richter mit einer Asari an einem der hinteren Tische. Die beiden lächelten und selbst auf die Distanz konnte Kathleen sehen das es zwischen ihnen 'Knisterte'.

Sie senkte den Kopf, starrte die Theke an und lächelte in sich hinein, sah dann aber wieder zu dem Barkeeper auf als dieser ihr auf eine weiße Serviette ein Glas mit ihrem Gin Fizz servierte. Ihre Aufmerksamkeit blieb auf ihm, als einer der Ober neben ihr die Getränkeorder für einen der anderen Tische aufgab.
Das war neu. Früher hatte die Kellner selber hinter der Theke die Getränke geholt. Jetzt schien man ein neues Konzept zu verfolgen. Kathleen beobachtete wie einer der Kellner sich jetzt dem Tisch der beiden näherte, um die Bestellung aufzunehmen, nach dem er vorher schon die Karten gebracht hatte. Sie beobachtete auch wie Konrad für einen Moment zögerte. Kathleen kniff die Augen zusammen und schmunzelte. Er schien sich nicht so häufig in dieser Art von Restaurant zu begeben. Denn er war immer noch dabei die Karte durchzusehen, während seine - äußerst attraktive - Begleiterin, schon bestellte. Aber er hielt sich gut.

Neben ihr stellte der Barkeeper die Getränkte bestellung für den Kellner von gerade ab und wandte sich gleich der nächsten Bestellung zu. Neska verfolgte das aufmerksam und sah dann wieder über den Spiegel zu Richter und der Asari. Ihr kam eine Idee.
Sie konzentrierte sich auf die Lippen von Richter, als er endlich bestellte. Es war schwer spiegelverkehrt seine Lippenbewegungen von der Seite zu entziffern.
Es brauchte eine Weile und sie fürchtete schon das sie es nicht gut genug erkannt hatte, als der Salarianer neben ihr auftauchte und einen weißen und eine roten Mialo bestellte, waren ihre Zweifel weggefegt. Der rote war für Konrad.

Sie nahm einen Schluck und räusperte den sauren Geschmack, der ihre Kehle zuschnürte weg. Setzte sich gerade hin und griff mit ihrer Hand in die linke Hosentasche. Dort hatte sie in der winzigen Zusatztasche die Jeans in der Regel hatten ein kleines Fläschen mit klarer Flüssigkeit eingesteckt.
Seit Jahren schleppt sie die Flüssigkeit schon mit sich herum. Das tat sehr viele ihrer Kollegen. Wenn man enttarnt war oder in eine unangenehme Situation kam. War es ein wunderbares Mittel um sich überraschend einen Vorteil, Aufmerksamkeit oder Zeit zu verschaffen.
Es war ein geschmackloses Brechmittel. Ziemlich effektiv. Je nach Menge kotzte man sofort wie ein Reiher oder es dauerte eine Weile, wie eine kleine Zeitbombe. Aber der Effekt war garaniert.

Vor drei Jahren hatte es ihr mal das Leben gerettet. Sie hatte sich in einem unbemerkten Moment das Zeug in den Rachen geschüttet und einem Polizisten auf die Schuhe gekotzt der glaubte einen Einbrecher zu verfolgen - hätte er sie erwischt hätte man sie fest genommen. Aber so hatte er sie nur für einen betrunken Partygast gehalten und war weiter gerannt.
Jetzt würde es sich mal wieder als nützlich erweisen.

Der Barkeeper stellte das Tablet mit den beiden Weinen auf die Theke und drehte sich um für die nächste Bestellung. Kathleen nutzte diesen kurzen Moment bevor der Kellner kam und schüttete beiläufig eine kleine Verschluskappe des Mittels in den Weißwein. Das würde reichen. Jetzt musste sie nur noch warten. Ruhig und mit wachsender Freude an ihrem Gin Fizz beobachtete wie die Beiden miteinander flirteten. Und mit der Zeit bekam Kathleen mehr und mehr Mitleid.
Unter anderen Umständen hätte Konrad eine absolut realistische Chance gehabt, heute Abend noch ein paar nette Stunden zu verbringen - wenn nicht gar die Nacht seines Lebens. Aber wenn die Kleine in ein paar Minuten über der Schüssel der Toilette des Restaurants hing und sich den Salat noch mal schmecken ließ, damit Kathleen mit Richter reden konnte, wäre der Abend für die Schüssel.

Noch eine ganze Weile beobachtete Kathleen den Menschen und die Asari unauffällig, während sie sich mit dem Barkeeper in einer ruhigen Minute unterhielt. Schließlich leerte sie das Glas und bestellte noch einen. Außerdem einen trockenen Manhattan mit viel Eis für Konrad. Den würde er brauchen. Kaum waren ihre Getränke da, zeigte die Begleitung von Richter die ersten Anzeichen. Sie war recht schnell blässer geworden und hatte begonnen angestrengt zu schlucken. Machte aber den Fehler - nicht das sie es wusste das es einer war - noch ein paar Schlucke von dem Wein zu nehmen. Das steigerte allerdings die Geschwindigkeit jetzt nur noch.
Kathleen nahm mit der rechten Hand ihren Gin Fizz und mit der anderen den Manhattan und gab ihrem Barhocker einen Schubs, so das sie sich zum Lokal hin drehte - wartete noch einen Moment, bis die Asari sich die Hand vor den Mund legte.

"Showtime." Kathleen glitt von ihrem Platz und durchquerte die Reihen der Tische und erreichte zwei Sekunden nach dem sich die Asarai Richtung der Toiletten begeben hatte, was sie mit so schnellen und weiten Schritten tat wie es das Kleid eben zu ließ, den Tisch an dem Konrad gerade aufgestanden war.
Er wirkte überrumpelt als Kathy plötzlich neben ihm auftauchte und ihm den Drink neben sein Essen auf den Tisch stellte, diesen dann halb umrundete um sich dann auf den Platz der Asari setzte und ihm mit einer freundlichen einladenden Bewegung bedeutete sich ebenfalls zu setzen.

"Setzen Sie sich ruhig Konrad. Ihre Begleiterin sieht wie ein großes Mädchen aus, sie wird alleine zu recht kommen." Sie überschlug die Beine und nickte noch mal auf den Stuhl und lächelte.
"Aber wir Beide..." sie unterstrich das mit einer Handbewegung die mit gestreckte Zeigefinger zwischen ihr und ihm hin und her wedelte. "...müssen reden. Denn es gibt ein anderes großes Mädchen, bei dem ich fürchte das es nicht alleine zu recht kommen wird." ihre Stimme hatte dabei einen ernsten und offenen Klang, der durch ihren Gesichtsausdruck bekräftigt wurde.