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  1. #31
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    Name: Alexander Segev
    Zugehörigkeit: Allianz Geheimdienst
    Spezies: Mensch
    ----------------

    11:35

    Sein Blick hing auf dem immer noch schwelenden Wrack direkt vor der Botschaft. Es war unglaublich. Die Kleine hatte es tatsächlich getan. Hätte ihn in die Luft gejagt.

    "Miststück." hauchte er immer noch ungläubig. Er hätte nicht gedacht dass das Mädchen dazu in der Lage gewesen wäre. Aber was hatte er auch erwartet. Kathleen hatte sie alles gelehrt was sie wusste. Und Kathleen war eine Meisterin ihres Faches. Er musste es wissen. Er hatte sie gelehrt. Und egal für wie labil er Rebekka gehalten hatte. Sie hatte alles getan, hatte die Operation durchgeführt, hatte ihren Weg beschritten, der ihm erst zu spät deutlich vor die Augen getreten war. Fast zu spät.
    Der Aufwand, ungesehen die Garage zu verlassen war nicht unerheblich gewesen. Das war immer der Nachteil, an solchen Geschichten, es fehlte die wissende Abstimmung. Mann konnte sich nur darauf verlassen das man es mit einem Profi zu tuen hatte. Aber die Welt war voller Amateure. Und so hatte er alles auf eine Karte gesetzt und den Wagen, den er hatte eigentlich benutzen wollen, seinem letzten Mann anvertraut der Alexander treu ergeben gewesen war.
    Jetzt war Alexander für die ganze Welt tot. Und irgendwie konnte er sich des Gefühles nicht erwehren, dass es gut so war. Das beste. Möglicherweise. so lange es notwendig war. So lange es klar war.

    Er stand ruhig vor dem Fenster und ließ die letzten Stunden noch mal in seinem Augen vorbei laufen. Der Weg aus der Garage war das Schwierigste gewesen. Zu viele Leute. Vor allem aber viele Offizielle von der Citadel Sicherheit oder den entsprechenden Stellen die für den Schutz zuständig waren. Sehr viele Zivilisten. Die Hölle war fast los gebrochen, oder war sie das nicht auch in gewisser Weise?
    Seine philosophische Ader gewann einen Moment die Oberhand und er fragte sich ob es eine gute Entscheidung gewesen war mit Bekka zu schlafen. Sicher er war nur ein Mann und sie war mehr als nur verlockend gewesen. Aber hätte es nicht gereicht einfach nur mit ihr Kontakt zu haben? Vielleicht nur zu reden. Egal. Er hatte es genossen. Sie war eine beeindruckend Frau von ergreifender Attraktivität.

    Es nicht zu tuen wäre wohl eher verräterisch gewesen. Es war egal. Geschehen war geschehen, und er drückte ihr die Daumen. Er hatte keine Ahnung was weiter geschehen war.
    Für ein paar Stunden war er nur froh am Leben zu sein. Sehr froh. Trotz all der Jahre und der unzähligen Erfahrungen. Seiner Expertise. Seiner Seniorität. Seines Ansehens das er im Geheimdienst genoss - genossen hatte. Das hier war brisanter und gefährlicher gewesen als das meiste was er zuvor hatte erleben müssen. Nicht das er Selbstbewusst genug gewesen wäre um zu sehen, um zu wissen das er es locker meistern würde, so war er doch freudig nervös gewesen. Ein Blindflug bei einer Operation war etwas unheimlich spannendes. Und diese kleine Episode war das wohl spannenste gewesen, dem er sich seit sehr langer Zeit gestellt hatte.

    Er war über ein paar Umwege, unter anderem durch die Abwasserkanäle geflohen und hatte sich dann zu dieser Wohnung durchgeschlagen. Dem Versteckt das er eingerichtet hatte, genau für diesen Fall. Und er war sich bewusst, dass nur er hatte das hinbekommen können, ohne weiteres. Ohne sein Leben zu verlieren. Es benötigte eine riesige Menge an Erfahrung und sehr langer Planung so ein Spiel so perfekt, so reibungslos spielen zu können. Und insgeheim bewunderte er Kathleen. Die Schülerin die ihn dabei war zu übertreffen.
    Als erste hatte er sich einen Drink gegönnt und dann eine lange intensiver Dusche. Hatte sich den Dreck und die Farbe abgewaschen. Auch den anderen Rest. Es war Zeit geworden.

    Seine Augen fokusierten nun die Spiegelung seiner selbst. Er fuhr sich durch die grauen, kurzen Haare die nur noch übrig waren und über die große glatte Fläche seines Kopfes, wo einmal Haar gewesen waren. Er lächelte leicht.
    So ähnlich sie auch gewesen waren. Um die Haarpracht hatte er ihn immer beneidet.
    Ruhig zog er sein Com und tippte eine kurze Botschaft.
    'Erledigt. Henry.'

  2. #32
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    11:40 ---> Allianzkommando
    In einem Shuttle auf dem Weg zu den Botschaften


    Tim hatten Kathleen und Henrietta die Türe des Wagens aufgehalten, während seine Männer die Umgebung absicherten. Neska hob ihre Tochter vor sich in den Wagen und folgte ihr dann. Die Kleine fand das ganze noch eher spaßig und schien nicht weiter beunruhigt. Kaum hatte sich die beiden gesetzt, glitt die junge Offizierin neben die beiden. Sie zog eine Tasche mit Akten voller E-Papier auf ihren Schoß damit Tim ihnen in den Fond folgen konnte.
    Kaum saß der ehemalige Soldat, brauste der Wagen auch schon los. Henrietta quiekte vergnügt und hielt den Hasen mit dem Gesicht ans Fenster. Damit er auch was sehen konnte. Sie überholten ein anderes Shuttle, dessen Fahrer, ein Salarianer vollkommen irritiert und mit weit offen stehendem Mund rüber sah und den großen Plüschhasen wohl auf den ersten Blick für etwas anderes gehalten haben musste. Denn das Shuttle driftete zur Seite weg und wäre fast in einen Unfall verwickelt worden. Henrietta nahm das gar nicht mehr wahr sondern freute sich einfach nur. Sie war unruhig und rutschte auf dem Hintern hin und her. Voller Enerige, nach ihrem Schläfchen und aufgedreht von der vollkommen neuen Umgebung. Illium war schon aufregend gewesen. Kathleen konnte sich gar nicht vorstellen wie aufregend dann wohl die Citadel jetzt für das Mdächen sein musste. Sie klebte förmlich, nach einer Weile, am Fenster und kuckte mit großen Kulleraugen auf die gewaltigen künstlichen Strukturen, die Millionen von Lichtern die sie erhellten.

    "Wow.. Kuck Mami."
    "Ja, Dolcezza. Ich weiß." damit war sie aber schon längst vergessen, die neue Welt, der neue Spielplatz war viel zu interessant.
    "Was haben Sie für mich Kassandra."
    "Als erstes, eine Akte von...", sie warf einen Blick auf den Titel und hielt sie dann Kathleen hin, "...John Sheridan."
    "Sagt mir nichts." kommentierte Neska und nahm die Akte entgegen überflog sie um zu wissen ob sie mehr Zeit darauf verwenden musste. Und die Antwort war einfach. Ja. Hochzwei. "Was soll ich mit ihm?"
    "Er ist auf die Citadel versetzt. Dementsprechend..."
    "Verstehe. Wann kommt er an?"
    "Hätte schon anrufen müssen, Ma'am."
    Neska seufzte und legte die Akte zurück in die Hände von Kreuz. "Also gut, Kassandra. Man erwartet von uns beiden das wir Freunde werden. Und damit das funktioniert, gibt es zwei Dinge die wir beachten. Sie nennen mich Boss - wenn ich noch mal Ma'am höre, lass ich sie versetzen. Zweitens. Wörter wie hätte, sollte, müsste und der gleichen - will ich nicht hören."
    "Verstanden."
    "Gutes Mädchen."

    Kathleen überschlug die Beine und atmete tief durch. Kassandra hatte einfach jede weitere Anrede vermieden - das war natürlich auch ne Möglichkeit. Dann schloss sie die Augen. "Haben Sie schon einen Überblick über die gesammelten Vorgänge?"
    "Nein. Boss." das zweite Wort kam ihr deutlich schwerer über die Lippen und Neska nickte leicht. "Hm. Ich möchte das sie das umgehend ändern. Ich brauche eine Liste mit den notwendigen Informationen."
    "Welche, davon?"
    "Na, die notwendigen."
    "Verstehe."
    "Dann will ich das sie einen Blumenkranz zu den Viscontis schicken. Schreiben sie was Nettes und unterschreiben sie mit eine Freundin. Das sollte reichen."
    "Wie viel soll er kosten."
    "Seien sie großzügig. Die Rechnung geben sie mir."
    "Wird erledigt."
    "Dann möchte ich Sean und Angela in meinem Büro sehen sobald ich zurück bin mit einem Statusreport. Außerdem müssen sie mir eine Wohnung organisieren. Fünf Zimmer, Küche und Bad. Den Vorschriften entsprechend."
    "Wären das dann nicht nur vier Zimmer."
    "Deswegen habe ich ja auch Sie gebeten, Kassandra."
    Die Frau schmunzelte und nickte dann leicht. Machte sich keine Notizen, das war zum einen gut, weil es keine Spuren gab. Zum anderen würde sich erst beweisen müssen, das sie nichts vergas.
    "Natürlich Boss." Diesmal ging es schon leichter.

    "Tim. Besorgen sie mir eine Ausflugsgelegenheit auf Abruf für den heutigen Tag. Ich muss am späten Nachmittag noch mal zum Kommando. Außerdem brauchen wir wo möglich eine Unterkunft für den Admiral, wenn er später an kommt. Den Schutz übernehmen sie Tim. Ich scheiße darauf was seine Leute betreiben oder das Militär. Sie sind dorten."
    "Klar."
    "Und ich Mami?" mischte sich Henrietta ein.
    "Du bleibst bei mir Cuoricino."
    "Bene." antwortete das Mädchen selbstbewusst und sah wieder beim Fenster hinaus.
    "Und Kassandra. Wenn dieser Sheridan anruft. Schicken sie ihm jemand der ihn abholt und in die Botschaft bringt. Ich will ihn in der Station sehen. Umgehend."
    "Geht klar."
    Dann stoppte der Wagen und Kathleen nahm ihre Tochter bei der Hand. Sie gingen sofort in das Gebäude. Gab ihr gar nicht die Chance groß über den großen Fleck auf dem Boden nach zu denken. Ging mit ihr in die tiefe der Botschaft passierte mit ihr, etwas umständlicher, aber immer noch zügig die Sicherheitskontrollen und sah sich im Hauptbüro um. In dem konzentriertes Arbeiten herrschte. In einer der vielen Ecken stand ein großer Koffer noch von Sean und sie fragte sich welches dunkle Loch er sich ausgesucht hatte. Und wo die Armfessel war. Sie führte ihre Tochter mit nach oben in ihr Büro, nachdem sie die Akte von Sheridan in die Hand genommen hatte. Sie drückte einen der Kurzwahlknöpfe und lächelte. Wie immer Sean hatte sich sofort auf die Kurzwahl mit der ein programmiert. Etwas frech - sicher aber es war ihr recht.
    "Boss."
    "Ich möchte, alles was du über einen John Sheridan auftreiben kannst. Versetzung hier her. Geburtsdatum ist der 24.01.37."
    "O-kay." kam es zögerlich.
    Im selben Moment streckte Kassandra den Kopf herein. "Er ist unterwegs."
    "Sheridan?" als Antwort bekam sie ein Nicken. "Prima. Kassandra, tuen sie mir einen Gefallen." dabei wandte sie sich an Henrietta. "Kleines, möchtest du Angela treffen?"
    "Tante Angie?"
    "Ja."
    "JAAAA."
    "Nehmen sie Henrietta mit zu Angela."
    "Natürlich." die junge Offizierin, nahm das kleine Mädchen an der Hand und ging mit ihr die Treppe hinunter, tat dabei besonders langsam damit das Mädchen die Stufen selber gehen konnte. Kathleen sah ihr leidend nach. Sie hätte lieber Zeit mit ihr verbracht, aber es dauerte nur noch ein paar Stunden. Dann waren sie für sich. Sie ließ den Kopf hängen und wandte sich wieder dem Com zu.
    "Noch dran?"
    "Ja Boss."
    "Hast du was. Ich schick es dir."
    "Danke."

    Dann ließ sie sich in den Sessel fallen und öffnete die Datei. Zu gern hätte sie eine Zigarette geraucht. Sie fühlte die Form der Zigarettenschachtel in ihre Hosentasche und auch den Abdruck des Feuerzuges. Aber sie wusste das sie keine rauchen würde. Es gab keine Zigaretten wenn Henrietta anwesend war. Nie.

    12:15

  3. #33
    Newbie Avatar von John Sheridan
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    => Die Citadel: Industriegebiet

    Zwanzig Minuten später stand Sheridan vor einer schweren Tür, auf der mit goldenen Lettern "Director of Operations", direkt über dem Wappen des Allianzgeheimdienstes, stand. Er hatte sich rasiert und trug nun wieder seine Uniform, die ihn als Major der Marines auswies und die, wie immer, in tadellosem Zustand war. Die Ordensanstecker, die man trug, wenn man nicht mit der Medallie um den Hals herumlaufen wollte, hatte er weggelassen. Er hatte nie viel von diesem Lametta gehalten.

    Als er aus dem Gleiter gestiegen war, war ihm als erstes ein großer dunkeler Fleck in unmittelbarer Nähe der Botschaft aufgefallen. Er kannte diese Art von Flecken, verbunden mit den Gebäudeschäden. Während seiner Zeit als kommandierender Offizier der Operation Cleaner hatten batarianische Terroristen, mehr als einmal versucht, ihn und seinen Stab durch verminte Fahrzeuge zu töten. "Erinnerst Du dich noch", fragte es in seinen Gedanken, "damals haben wir zur Abschreckung immer batarianische Dörfer niedergebrannt, herrliche Zeiten!" Er runzelte die Stirn und bemühte sich die Stimme zu ignorieren. Cleaner war eine verdeckte Operation gewesen und den Befehlshabern war es gleichgültig, wie die Ergebnisse herbeigeführt wurden, solange sie herbeigeführt wurden - und man die Methoden nicht zu ihnen zurück verfolgen konnte.

    Trotzdem fragte er sich, ob die Citadel jetzt Kriegsgebiet sei und ob man ihn vielleicht deswegen hierhin geschickt hatte. Im Krieg kannte er sich schließlich aus. Er war sogar ein richtiger Künstler auf diesem Gebiet. Bei näherer Überlegung verwarf er den Gedanken aber wieder, selbst der debilste Befehlshaber würde seine Stellung nicht so ungeschützt lassen, wie es die Botschaft war, wenn er sich in einem Krieg - und sei es nur ein drohender - befand.

    Energisch klopfte er an der Tür und wartete, bis er von innen etwas hörte, das er als "Herein" interpretierte. Dann öffnete er die Tür und trat ein. Ein flüchtiges Lächeln glitt über sein Gesicht, als er den Raum in sich aufnahm. Das Zimmer wurde von einem großen, schweren, leicht erhöht positionierten Schreibtisch dominiert. Die Besucherstühle waren so angeordnet, dass der sitzende Besucher zu der Person hinter dem Schreibtisch aufblicken musste. Außerdem befand sich das große Fenster hinter dem Schreibtisch, so dass die Besucher immer ins Licht blicken mussten. Das gesamte Büro atmete Einschüchterung. Es war auch eine Art von Krieg, ohne Waffen diesmal. Die eine Partei in der überlegenen Stellung. Aber eine überlegene Stellung, auch eine Lektion aus Sheridans Zeit auf Shanxi, half nicht, wenn der Gegner wagemutig oder verzweifelt genug war. Sie konnte auch zur Falle werden.

    Hinter dem Schreibtisch saß eine Frau, vielleicht fünf Jahre jünger als Sheridan, und beschäftigte sich mit ihren Unterlagen. In dem durch das Fenster hereindringenden Licht, leuchteten ihre Haare fuchsrot. Sie war schlank, aber nicht mager und von der Aura umgeben, die Raubtiere oft begleitet. Vor ihr würde man sich in Acht nehmen müssen. Sheridan erwischte sich bei der Frage, ob er, wenn er über den Schreibtisch griffe, um sie hinter den Ohren zu kraulen, die Hand wohl als blutigen Stumpf zurückbekommen würde. Sie war ihm auf Anhieb sympatisch.

    Sheridan trat drei Schritte in das Büro, dann salutierte er: "Major Sheridan meldet sich zum Dienstantritt, Ma'am!"

    Die Uhr zeigte 12:45 am vierten Tag.

    => Die Citadel: Botschaften
    Geändert von John Sheridan (26.10.2010 um 15:27 Uhr) Grund: Link eingefügt

  4. #34
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleen begann sich mit der Akte von Sheridan zu befassen. Die wichtigsten Leute von Rang und Einfluss in ihrer Station kannte sie persönlich von früher oder hatte schnell vorhin einen Eindruck bekommen. Den würde sie vertiefen müssen, und bei vielen anderen noch nach holen. Ihre Führungsstil basierte auf dem Konzept von Zuckerbrot und Peitsche. Sie tendierte dazu Leute persönlich und direkt zu führen. Vielleicht einen Hauch zu viel Mikromanagement zu machen. Aber die Leute mit Loyalität an sich zu binden, für sie dazu sein. Ihnen bei persönlichen Problemen zu helfen, kleine Gefallen zu tuen, hatte den wesentlichen Vorteil, das sie sich einem mit zunehmender Zeit loyal an die Seite stellten. Und nicht abwichen.

    Neska war seit Jahren so verfahren und sie würde nicht jetzt damit aufhören. Als sie allerdings die ersten Seiten der Akte von Sheridan durch hatte, war ihr klar das es bei Sheridan sinnlos sein würde. Sie hatte schon viele Akten gelesen und viele Leute geführt. Sie kannte die Zwillinge und Barney war ebenso abgebrüht wie es Celeste war. Rebekka war manchmal noch schwer zurechnungsfähig wenn bei ihr die Erinnerungen hoch kamen. Aber Sheridan. Sheridan war anders.
    Operation Cleaner.
    Operation Mayflower.
    Operation Buttercut.
    Sie seufzte und konnte sich grob vorstellen was dieser Mann in er Lage war zu tuen. Er erinnerte sie mehr an einen der Schläger, der Attentäter ihres Vaters, an einen Mobster, der in eine Sicherheitsanlage im Weltall gehörte zur Verwahrung, als in den aktiven Dienst. In dem Moment als sie sich durch die Haare fuhr um sich für einen Moment zu entspannen. Klopfte es an der Türe.

    Es war Kreuz. "Boss?" Kathleen blinzelte einen Moment und sah dann wieder in die Akte. Kassandra. Das kam ihr bekannt vor. Dann entdeckte sie die Notiz über den Tod von Kassandra Heart, die in einer direkten Beziehung zu Sheridan gestanden hatte. Prima. Wenn das mal nicht zu Ärger führen würde.
    "Ja?" sagte sie dann eine Spur genervt. Seufzte dann über sich selbst und winkte die Frau rein. Die schüttelte den Kopf und deutete auf den Apparat auf dem Tisch von Kathleen.
    "Ich hab auf einer Leitung eine Sarah von Tannberg - die ist über die Botschaft bei mir gelandet."
    Kathleen sparte sich den Fluch, der ihr auf den Lippen lag und legte die Stirn in die Handfläche. Prima. "Stellen Sie sie durch." Das Com begann zu vibrieren und zu klingen. Kathleen starrte es einen Moment an, als könnte sie es beeinflussen, das sich das Gespräch von selbst erledigen würde. Aber es war nicht der Fall und das wusste sie auch. Noch einen kleinen Augenblick nahm sie sich und fuhr sich durch die Haare.

    "Sarah." sagte sie neutral, als sie den Anruf beantwortete.
    "Miss Benedict?"
    "Kathleen."
    "Kathleen.", die Stimme klang resigniert, und verheult. Erfüllt von Schmerz und Leid. Es war schwer zu ertragen, aber der Profi in Kathleen und, das Wissen, das Rebekka nicht tot war - versetzten sie in die Lage ruhig und neutral zu bleiben, "Was ist passiert?"
    "Was meinst du?"
    "Verkauf mich nicht für blöd!" Die Reaktion war heftig. Und Kathleen musste den Hörer vom Ohr weg halten. Sie blinzelte und starrte die Türe ihres Büros an. Seufzte und schloss die Augen.
    "Sag mir was da passiert ist. Meine Schwester ist tot. Erschossen. Was hat sie für dich gemacht? Spioniert?"
    "Ich weiß nicht wovon du sprichst, Sarah. Rebekka war früher eine Angestellte beim Handelsministerium, Fachbereich Agrargüter. Aber sie hat vor einem halben Jahr aufgehört und für ein privates Unternehmen gearbeitet."
    "Verarsch mich nicht! Es kann kein Zufall sein..."
    "Sarah. Es reicht." Im Vergleich zu der älteren Schwester von Rebekka, sprach Kathleen leise und überzeugend. Fast flüsternd und brachte die andere zum Schweigen. Sie stockte und merkte erst das sie dabei war eine Grenze zu überschreiten, die sie vollkommen abschneiden würde von der Wahrheit. Sie schwieg länger, so wie auch Kathleen - die dann die Initiative ergriff.
    "Ich würde vorschlagen wir treffen uns auf einen Kaffee. Ich kann es auch noch nicht fassen, verstehst du das?"
    "Ja." kam es leise.
    "Ich schicke dir einen Termin, einverstanden?"
    "Sicher."
    Nach einer Weile setzte sie dann nach. "Danke. Kathleen."
    "Bis später."

    Sie legten beide auf und Kathleen starrte das Com noch eine Weile an und lehnte sich dann zurück. Drückte die Gegensprechanlage. Worauf Kassandra in der Türe auftauchte.
    "Boss?"
    "Tuen sie mir einen Gefallen? Sortieren sie meinen Terminkalender für heute. Ich brauche noch einen zusätzlichen Termin mit Sarah von Tannberg."
    "Natürlich. Major Sheridan ist angekommen. Er müsste gleich hier sein."
    "Danke."

    Der Lieutenant verschwand wieder und Kathleen widmete sich wieder ihren Akten bis es an der Türe Klopfte. Versuchte ihren Kopf in dieser Zeit zu leeren und sich auf das Gespräch das vor ihr lag zu konzentrieren. Sie brauchte einen klaren Kopf.
    "Avanti." knurrte sie leise als Antwort und blickte nicht weiter auf, als die Türe sich öffnete. Der Mann trat näher und schlug fast die Hacken zusammen, den Eindruck vermittelte er zumindest. Sie fühlte den Blick auf ihr, die Einschätzung und den Ersteindruck den er sich erarbeitete. Neska hasste es das er sie noch in der Einrichtung von Alex wahrnahm, aber es half nichts. Sie mochte den Pomp nicht mit dem er Leute beeinflusst hatte und genötigt hatte sich beeindruckt zu fühlen. Es war nicht ihre Art. Sie wollte lieber überraschen, überraschte Menschen gaben mehr von sich Preis. Man konnte ihnen besser die Maske herunterreissen.

    Sie blickte schließlich auf als er sie begrüßte. Und hob eine Augenbraue. Taxierte ihn und senkte dann wieder den Blick. Schneidig sah er aus. War auch sichtlich älter als sie. Der geübte Blick, hätte sagen können, eine Spur verbrauchter von den vielen Dingen die er schon erlebt und durchlebt hatte. Und da war es schon wieder, das Ma'am.
    "Setzen Sie sich, John." eröffnete sie und deutete mit ihrem linken Zeigefinger auf den Platz vor ihr. Schlug dann die Akte zu, so das er seinen Namen lesen konnte. Blickte das erste mal richtig auf und sah ihm in die Augen.

    "Und wenn sie mich noch mal Ma'am nennen, lasse ich sie erschießen." Sie verschränkte die Arme auf dem Schreibtisch und blieb so leicht nach vorne gelehnt. Musterte seine Uniform und hob eine Augenbraue. Sie hatten definitiv einiges zu bereden.

  5. #35
    Newbie Avatar von John Sheridan
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    => Citadel: Die Botschaften

    Wenn sich Raubtiere begegnen, ist die erste Frage, die sich stellt, frisst es mich oder kann ich es fressen, dachte Sheridan, als sie ihn mit Blicken sezierte. "Die Antwort darauf ist doch eindeutig", flüsterte es, "töte den anderen und stelle deine Fragen später!" Sheridans Gesicht wurde zu einer Maske, als er es zurückdrängte.

    Sie beendete ihre Musterung und er entspannte sich. "Setzen sie sich, John", forderte sie ihn auf und deutete auf einen der Besucherstühle. Sie schlug die vor ihr liegende Akte zu und er konnte den Schriftzug "Sheridan, John" erkennen. Sie hatte sich also bereits mit ihm befasst, damit war sie ihm gegenüber im Vorteil.

    Sie sah ihm in die Augen. Ihre Augen waren, wie er jetzt erkannte, grau aber da war noch etwas anderes. Unter der ruhigen Oberfläche befand sich ein Ausdruck, den Sheridan von sich selbst kannte. Er hatte ihn schon unendliche Male im Spiegel gesehen. Anspannung, Mißtrauen und auch eine Spur Furcht, zu wenig, damit es irgendjemand aufgefallen wäre, aber vor ihm, der schon seit Jahrzehnten mit diesen Dämonen rang, konnten sie sich nicht verbergen. Großartig, dachte er, damit sind wir schon zwei.

    Er nahm Platz. Wie er erwartet hatte, musste er nun zu ihr aufblicken. "Und wenn sie mich noch mal Ma'am nennen, lasse ich sie erschießen", sagte sie, verschränkte die Arme auf dem Schreibtisch und lehnte sich vor und musterte seine Uniform, wobei sie eine Augenbraue hob. "Erinnerst du dich noch, was ich mit dem letzten getan habe, der anbot, dich zu erschießen", fragte es. "Ich bin eines Nachts zu ihm gegangen und habe seine Eingeweide über drei Quadratkilometer verteilt. Ach, war ich lebendig in dieser Nacht!" Sheridan ballte die Fäuste in seinem Schoß und sein Kiefer verhärtete sich. Dann sagte er, "es ist unangemessen, einen vorgesetzten Offizier nicht mit dem gebotenen Respekt zu behandeln. Meiner Erfahrung nach sind informelle Anreden einer effektiven Einheitsführung abträglich, Ma'am."

    Dann holte er aus der Innentasche seiner Uniformjacke seine Versetzungspapiere und legte sie vor ihr auf den Schreibtisch. Diese waren ihm bei seiner Abreise vom Mars elektronisch verschlüsselt übergeben worden und konnten nur am Einsatzort, also hier, entschlüsselt werden. Vielleicht würde er nun ein paar Antworten auf seine Fragen erhalten. "Ihre Befehle, Ma'am?"

    ***

    Es wanderte durch Sheridans Erinnerungen. Jeder hatte ein Konstrukt, in dem er die Erlebnisse und Erfahrungen seines Lebens unterbrachte. Sheridans war eine Burg, mit einem gepflegten Herrenhaus, umgeben von einer saftig grünen Wiese, in dem sich die Erinnerungen bis zu Kassandras Tod befanden, und windschiefen, unheimlichen und verfallenen Anbauten seit dem.

    Es spazierte unter dem Fallgitter hindurch und überquerte den Hof, vorbei an einer Gruppe Elcor, die den Hamlet aufführte, an Jongleuren und Feuerspuckern, die der kleine John mit großen Augen bewundert hatte, und kam zu einer der verfallenen Anbauten. Die Tür klemmte. Es grinzte, "wenn du glaubst, mich aufhalten zu können, werde ich dir wohl zeigen müssen, wer der Herr über deine Gedanken ist!" Es warf sich gegen die Tür, die protestierend aufschwang. Von innen drangen Schreie. Es war gerne hier. Hier waren sie alle, jeder, für dessen Tod sich Sheridan die Schuld gab hatte sein eigenes Zimmer. Die Soldaten, deren Tod er auf Shanxi nicht hatte verhindern können, die Batarianer, die es aus reiner Boshaftigkeit umgebracht hatte und alle diejenigen, für deren Rettung Sheridan zu spät gekommen war. Der Anbau war innen erheblich größer als außen.

    Es schüttelte den Kopf, als es auf die Galerie hinaustrat und die tausenden von Zimmern sah, "John, John, John", murmelte es, "wenn du weniger Gutmensch wärst, hättest du ein viel einfacheres Leben." Dann entwand es Corporal Hicks Fingern die Zigarette, tat einen kräftigen Zug und schlenderte davon. Es war auf der Suche nach einer bestimmten Toten, nach dem Ehrenplatz sozusagen. Mal sehen wie ihm das gefallen würde, es summte glücklich, als es hinab zum Zentrum stieg.

    Geändert von John Sheridan (28.10.2010 um 23:26 Uhr) Grund: Habe die Nutzung von BLAU nicht verstanden ;)

  6. #36
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleen merkte wie sich sein Gesicht in eine Maske verwandelte, nach dem er einen Moment in Gedanken wirkte. Sie bewegte keine Mine und wartete ruhig ab bis er antwortete. Ließ ihn ihre Augen mustern und lächelte leicht. Nickte dann, als hätte sie ihm den Moment gegönnt zu sehen was hinter ihrem Blick steckte.
    Er zögerte einen Moment bevor er eine Antwort gab auf ihre Aufforderung sie nicht Ma'am zu nennen. Neska bemerkte auch das und fragte sich langsam was ihn so zögern ließ. Er war alt und erfahren genug, um genug Selbstbewusstsein, genug befähigt zu sein, schnell auf solche Sachen zu reagieren. Aber es schien als wäre er nicht so ganz bei sich. Und Kathleen seufzte leise, als er sich dann scheinbar attackiert fühlte. Kratzte sich am Kopf um anschließend auf zu stehen und um den Schreibtisch herum zu gehen. Glitt an ihm vorbei, um ihn herum und setzte sich neben ihn. Da sie ihn hatte betrachten können, mustern können um zu sehen wer er war. Gab sie ihm die Chance das selbe bei ihr zu tuen.

    Quitt pro Quo. Er hatte einen hohen Rang. Er hatte einiges geleistet und durchgemacht. Sie wollte fair bleiben. Setzte sich dann auf den anderen Besucherstuhl neben ihm und lehnte sich zurück. Überschlug die Beine und faltete die Hände im Schoß. Beobachtete ihn, bis er den Stuhl zu ihr herum gedreht hatte.
    "Dann lasse Sie mich anders anfangen. Major." sie nickte leicht und sah ihn von oben bis unten an. "Ich verstehe Ihren Einwand. Aber wir sind beim Geheimdienst und nicht bei den Marines, und ich arbeite etwas anders als Sie es wohl gewohnt sind."
    Dann beugte sie sich vor und reichte ihm die Hand. "Ich bin Kathleen Benedict." sie verschwieg ihm ihren Rang mit Absicht. Es kam ihr mehr darauf an das die Leute verstanden was sie zu tuen hatten. Nicht das sie auf die Abzeichen auf den Schultern starrten. "Ich leite diese Station, seit ein paar Stunden. Also nehmen Sie etwas Rücksicht." Kathleen lächelte freundlich und um Verzeihung bittend. Beobachtete dabei aber seinen Reaktion aufmerksam. Unter diesen glatt rasierten Gesichtszügen hauste ein Raubtier, das fühlte sie. Und sie wollte sehen wie das Raubtier die angebotene Häppchen Beute annahm.
    "Zurück zu meinem Führungsstil. Ich bin nicht darauf erpicht das die Leute hier rumlaufen und mich Ma'am nennen. Normalerweise bestehe ich darauf das meine Mitarbeiter Boss oder Kathleen sagen. Suchen Sie es sich aus." Sie streckte ihre Hand aus und drückte den Signalknopf an dem Com auf ihrem Schreibtisch. Lehnte sich dann wieder zurück und reckte leicht das Kinn, als wollte sie ihre Nackenmuskulatur etwas lockern. "Bevor wir über Befehle reden, würde ich gern noch ein paar Worte mit Ihnen sprechen John. Sie sind neu. Ich habe von Ihnen gelesen, aber im Gegensatz zu den Anderen hier, kenne ich Sie nicht. Und ich kenne die Leute gerne, die ich auf eine Operation los lasse."

    In diesem Moment streckte ihre Adjutantin den Kopf herein. "Boss?"
    "Ah. Könnten Sie uns einen Gefallen tuen, organisieren uns doch eine Kanne Kaffee." sie sah John für einen Moment wieder an. "Möchten Sie einen Kaffee?" wartete aber nicht seine Antwort ab, sondern sah wieder Kreuz an. "Zwei Tassen, Milch und Zucker einfach dazu."
    "Natürlich." war die Antwort der jungen Blondine.
    "Danke." Kathleen lächelte und fügte dann an. "Kassandra." den Blick zwar auf die Frau gerichtet die noch den Kopf in der Türe hatte, aber im Randbereich ihres Blickfeldes Sheridan unter Beobachtung, ohne dabei unnatürlich oder auffällig zu sein.

  7. #37
    Newbie Avatar von John Sheridan
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    => Die Citadel: Botschaften

    Sie war aufgestanden, um den Schreibtisch herumgetreten und hatte sich neben ihn auf den Besucherstuhl gesetzt. Friedensverhandlungen, ging es ihm durch den Kopf, die überlegene Partei gibt eine ihrer Positionen als Zeichen ihres guten Willens auf. Sheridan drehte seinen Stuhl so, dass er sie ansehen konnte, ohne sich den Hals verdrehen zu müssen.

    Dann nickte sie, wobei sie ihn erneut von Kopf bis Fuß musterte. "Dann lassen sie mich anders anfangen. Major. Ich verstehe ihren Einwand. Aber wir sind beim Geheimdienst und nicht bei den Marines, und ich arbeite etwas anders als sie es wohl gewohnt sind." Sie beugte sich vor und reichte ihm ihre tadellos gepflegte Hand, "ich bin Kathleen Benedict. Ich leite diese Station, seit ein paar Stunden. Also nehmen sie etwas Rücksicht." Dann lächelte sie. Er ergiff ihre Hand, "danke, für das Willkommen" Sie leitete die Station also erst seit einigen Stunden, was war hier los, fragte er sich. Also gut, dachte er und spürte wie sich seine Spannung löste, Frieden.

    Sie bot ihm an, sie Kathleen oder Boss zu nennen. Dann sagte sie , "bevor wir über Befehle reden, würde ich gern noch ein paar Worte mit ihnen sprechen, John. Sie sind neu. Ich habe von ihnen gelesen, aber im Gegensatz zu den Anderen hier, kenne ich sie nicht. Und ich kenne die Leute gerne, die ich auf eine Operation loslasse." Daraufhin lächelte Sheridan, "sicher, Kathleen", erwiderte er, "was wollen sie wissen?"

    Dann traf er eine Entscheidung, "Kathleen, ich werde mein bestes geben um ihnen den Rücken freizuhalten! So wie ich unsere Aufgaben verstehe", ein dünnes Lächeln spielte um seine Lippen, "sind wir ja jetzt fast sowas wie ein glückliches Ehepaar."

    In diesem Moment streckte eine junge Frau, wahrscheinlich Kathleens Adjutant den Kopf zur Tür herein. Kathleen bat um Kaffee und bedankte sich bei der jungen Frau. Dann nannte sie ihren Namen, "Kassandra."

    Für einen Augenblick zersprang Sheridans Fassade wie ein fallengelassenes Kristallglas und alle Trauer, aller Schmerz und vor allen Dingen der eiskalte Zorn, der ihn jahrzehnte lang angetrieben hatte, huschten über Sheridans Gesicht. Es war dieses Gesicht gewesen, dass die Gefangenen wimmernd in die äußerste Ecke des Verhörzimmers hatte zurückweichen lassen.

    Sheridan kniff die Augen zu und massierte mit Daumen und Mittelfinger seine Nasenwurzel. Als er die Augen wieder öffnete, sah er, dass Kathleen ihn interessiert beobachtete. Er brachte ein Lächeln zuwege, "Kopfschmerzen, der Flug war anstrengend. Entschuldigen sie," seine Stimme klang rau. Seine rechte Hand fuhr in seine Tasche und brachte eine kleine rote Pille zum Vorschein, die Sheridan auf seine Zunge legte und schluckte.

    Irgendwo im Dunkel seiner Gedanken lachte es.

    => Die Citaldel: Botschaften
    Geändert von John Sheridan (28.10.2010 um 00:34 Uhr) Grund: Hatte die Benutzung von BLAU immer noch nicht verstanden...

  8. #38
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    Kathleen ließ den Mann nicht aus den Augen, während er geantwortet hatte. Sie behielt sich dabei ihre Regungen selbst vor. Verzog nicht mal den Mundwinkel als er sie als Ehepaar bezeichnete. Sie hielt nichts davon zu heiraten. Nicht mehr. Aber die beste erste Frage, lieferte er eh selber. Denn seine Reaktion - seine Bewegungen waren vollkommen verblasst. Stockten wie durch einen Schlag auf den Kopf, der einen Mann Sterne vor die Augen sandte. Nur das dieser Stock einen Namen hatte. Kassandra.
    Seine Fassade zerbrach. So deutlich, so unwiederbringlich. Jedes Schauspiel, jeder Charme den er gerade noch fast strahlend vor sich her getragen hatte, war verschwunden. Vollkommen weg. Zerbrach wie strahlendes Kristall.

    Dann war da nur noch Trauer, Zorn und Schmerz. Eiskalter Zorn. Tödlicher Schmerz. Vergiftete Trauer. Es war bitterlich zu sehen wie dieser Mann für einen Moment vollkommen ohne Menschlichkeit war. Vollkommen besessen war von seinen Gefühlen die ihn fressen würden.
    Kathleen sagte nichts und tat nichts. Die Türe war längst wieder geschlossen und Kassandra auf dem Weg Kaffee zu holen. Sie wartete bis er seine Pille genommen hatte. Neska entging nicht die rote Farbe. Sie lehnte sich langsam zurück und faltete die Hände.

    "Nehmen Sie sich ruhig die Zeit, die Sie brauchen, John." sie machte keinen Hehl daraus das sie sehr genau gesehen hatte was in ihm vorgegangen war. Soviel Ehrlichkeit war sie ihm schuldig.
    "Mir war nicht bewusst, dass Sie so erschöpft sind. Wir können Ihnen ein Zimmer besorgen und ein Bett." sie wartete einen Moment bis er sich wieder gefangen hatte und dann noch einen als Kassandra den Kaffee auf einem Tablett auf den Schreibtisch stellte.
    "Danke."
    "Gerne."
    Sie folgte der Frau nicht mit ihrem Blick, sondern behielt John im Blick wie er auf Kreuz reagieren würde. Reagierte und agierte. Ob er sich schon wieder zurück geflüchtet hatte hinter seine Maske und seinen Charme mit dem er um sich werfen konnte. Er hatte was dieser Mann. Aber er hatte auch offensichtlich noch viel zu erzählen. Die Akte war im besten Fall ungenau. Unzuverlässig. Wie immer wenn die Nachrichtendienstler jemanden unbedingt brauchten. Und Kathleen hatte schon eine grobe Ahnung wofür er gut war. Mit ruhigen, geschickten Bewegungen goss sie sich eine Tasse Kaffee ein. Schwarz. Keine Milch. Kein Zucker - ganz im Kontrast zu ihren sonstigen Gewohnheiten.
    "Also möchten sie auch einen Kaffee. Zum runter spülen ihrer Medikamente?"

  9. #39
    Newbie Avatar von John Sheridan
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    => Die Citadel: Botschaften

    Es war die Treppe hinuntergeschritten, dorthin wo er seine Schuld verbarg. Tiefer und immer tiefer, hatte die Härte hinter sich gelassen und hatte seine Albträume durchquert. Dann war es zu jenem Tag auf Shanxi gelangt.

    Sheridan und Kassandra hatten sich schon eine ganze Zeit getroffen. Begonnen hatte alles am Abend bevor Sheridan zur Arcturus Station hatte aufbrechen sollen. Er war mit ein paar Freunden in den Amüsierbezirken des Mars unterwegs, um seinen Abschied zu feiern. Irgendwie war der Abend so gelaufen, wie diese Art Abende häufiger laufen, irgendwann waren alle so betrunken oder berauscht oder beides, dass sie dort wo sie gesessen hatten in sich zusammengesunken und zu schnarchen begonnen hatten. Es mochte so gegen zwei oder drei Uhr gewesen sein, der Club war bis auf die Alkoholleichen bereits so gut wie leer, als Sheridan beschloss, sich nunmehr auf den Weg nach hause zu machen. Der Club lag in einem dieser Bezirke Lowell Citys, der fest in der Hand der Gangs und der Cosa Nostra war.

    Sheridan war vor die Tür getreten, hatte seinen Kragen hochgeschlagen und war in Richtung seiner Apartments gestapft. Eher zufällig war sein Blick in eine der Seitengassen gefallen. Und dort hatte er sie gesehen. Rothaarig, sommersprossig, stupsnasig. Sie stand mit dem Rücken gegen einen Abfallcontainer und ihre Augen waren schreckgeweitet. Vor ihr in der Gasse, mit dem Rücken zu Sheridan, stand eine Gruppe von fünf oder sechs Schlägern der Devils Angels, einer Gang der man nachsagte, dass sie sich nicht mit Zeugen aufhielt.


    "So, Schönheit," sagte der Anführer der Schläger, ein an die zwei Meter großer und fast ebenso breiter, anabolikageschwängerter Knochenbrecher gerade, "du willst Joe also keinen Gefallen tun? Das verletzt Joes Gefühle. Joe wird dir wohl mal beibringen, wie du echte Männer zu bedienen hast." Er tat einen Schritt auf sie zu und griff nach ihr. Ihr Stöckelschuh kam nach oben und es gab ein dumpfes Geräusch als er in den Genitalien des Mannes aufprallte. Stöhnend brach der Riese zusammen. Zwischen zusammengebissenen Zähnen quetschte er, "tötet die Schlampe", hervor. Die Devils Angels waren mit verschiedenen improvisierten Waffen ausgestattet und wollten sich gerade auf die Frau stürzen, als Sheridan zwischen sie fuhr.


    Den ersten schaltete er durch einen gezielten Schlag an den Kehlkopf aus. Gurgelnd ging er zu Boden, doch Sheridan war schon beim nächsten. Dieser führte mit einer Metallstange einen Schlag gegen Sheridans Kopf. Sheridan duckte sich, wich aus, griff sich den Deckel einer Mülltonne und warf diesen einem dritten, der gerade mit einer Pistole auf die junge Frau anlegte, ins Gesicht. Dann rammte er seinen Handballen von unten gegen die Nase des Schlägers mit der Metallstange. Befriedigt nahm er das knirschende Geräusch zur Kenntnis. Die beiden verbleibenden Schläger wandten sich nun der neuen Bedrohung zu und wollten ihn in die Zange nehmen, während hinter ihnen der Riese auf die Beine zu kommen versuchte. Die Frau stand immer noch dort, den Rücken zum Abfallcontainer und beobachtete den Kampf. Sheridan blieb mit dem Ärmel an einem Vorsprung hängen. Eine Sekunde war er abgelenkt, doch diese Zeit reichte. Ein Kabel legte sich um seinen Hals und Sheridan spürte, wie ihm die Luft wegblieb. Verzweifelt warf er sich nach hinten und ging gemeinsam mit seinem Angreifer zu Boden. Er spürte wie sich das Kabel lockerte. Dann war der andere heran und zielte auf Sheridans Nieren. Durch einen gezielten Tritt zertrümmerte Sheridan das Schienbein des Tretenden. Das Kabel zog sich wieder enger. Sheridan suchte den Nervenpunkt und drückte zu. Er hörte dicht an seinem Ohr ein Röcheln, als der Angreifer sich vergeblich bemühte, Luft in seine Lungen zu ziehen. Sheridan streifte das Kabel ab und richtete sich auf. Da traf ihn etwas über dem Ohr. Sheridan ging zu Boden. Wie hatte er den Riesen vergessen können? Ein Schuss peitschte durch die Straße. Aus dem Mundwinkel des Riesen troff ein dünner Blutfaden, als dieser langsam vornüber kippte. Das letzte woran er sich erinnerte, bevor er die Besinnung verlor, war ihr Gesicht und die Stimme eines Engels, die sagte, "halten sie durch."


    Er war zwei Tage später in einem Krankenhaus zu sich gekommen. Die Ärzte sagten ihm, dass er durch sein Handeln beinahe umgekommen wäre. Er hatte mehrere Wunden davongetragen, an die er sich nicht mehr erinnern konnte. Sie sagten ihm, eine Frau sei bei ihm gewesen, in der Nacht der Einlieferung. Und auf seinem Nachttischchen stand eine Karte "Alles Gute und danke für die Rettung, Kassy". Viele seiner Freunde waren vorbeigekommen und hatten ihm auf die Schulter geklopft, ihn Held genannt, doch er konnte nur an die Frau denken, rothaarig, sommersprossig, stupsnasig.


    Er flog auf die Arcturus Station und dort sah er sie wieder. Sie war eine der Ausbilderinnen. Auch sie erkannte ihn wieder und obwohl es beim Militär nicht gerne gesehen wurde, wenn sich Vorgesetzte und Untergebene zusammen taten, konnten die beiden sich gegen das Band zwischen ihnen nicht wehren. Sie trafen sich, sie verbrachten jeden freien Moment miteinander, sie liebten sich. Irgendwann zog sie die Konsequenz. Er erinnerte sich, "Mein Herz," hatte sie gesagt und dabei dieses kleine Lächeln gelächelt, bei dem sich ihre Nase immer kräuselte, "es ist nicht fair, wenn ich dich ausbilde und mit dir schlafe. Du willst doch nicht, dass die anderen sagen, du hättest das Programm nur geschafft, weil du mit der Lehrerin schläfst." "Das ist mir egal," hatte er gegrinzt, "ich schlafe gerne mit der Lehrerin." "Du bist unmöglich und ich werde dich melden müssen, Mr.Sheridan," hatte sie ihm gedroht und ihn mit dem Kopfkissen geschlagen. Beide wussten, dass es unumgänglich war. So kam sie zur zweiten Flotte und er blieb auf der Arcturus Station zurück. Bis zum Ende der Ausbildung hatte er seinen Spitznamen "Extranetblockierer" weg.


    Nach seiner Ausbildung wurde Sheridan Kassandras Infiltrationsteam zugewiesen. Sie arbeiteten gut zusammen bis zu diesem schicksalshaften Tag. Kassandra und Sheridan waren gemeinsam durch die Ruinen Shanxis gekrochen. Die Turianer hatten einen Teil der Zivilbevölkerung als lebende Schutzschilde benutzt, um mit ihnen die Sicherheit der Energieversorgungs- und Kommunikationseinrichtungen zu gewährleisten. Kassandra und Sheridan hatten im Alleingang das Kraftwerk der Kolonie angegriffen und die vierzig Zivilisten, die die Turianer über die Anlage verteilt hatten befreit. Dann hatten sie sich mit den Zivilisten in den Ruinen des alten Verwaltungsgebäudes verschanzt, während die Turianer ihre Kräfte zusammenzogen, um wieder in den Besitz der Geiseln zu gelangen und die beiden gefährlichen Eindringlinge auszuschalten.


    Unter den Zivilisten befand sich auch Hanibal Smith, ein relativ hohes Tier bei der Kolonialverwaltung und trotz der turianischen Besatzung noch immer ein aufgeblasener Idiot, wie Sheridan fand. Smith konnte keine Befehle befolgen. Er hatte in seinem Universum nur Platz für eine Person, Hanibal Smith. Irgendwann beschloss Mr. Smith, dass ihm langweilig sei. Deswegen stand er auf und wanderte herum. Wer sollte ihm schon etwas tun, denn immerhin war er der 2.Koloniekoordinator Hanibal Smith und ohne ihn würde das Universum sicher aufhören zu existieren. Leider teilten die Turianer Mr. Smith egozentrisches Weltbild entweder nicht oder sie waren bereit es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Es kam, wie es kommen musste, als die Turianer einen weiteren Versuch unternahmen, das Verwaltungsgebäude zu stürmen und dabei auf Mr.Smith stießen.


    Die Waffe des Turianers hob sich, Kassandra, die einzige Frau, die Sheridan jemals geliebt hatte, warf sich vor Smith und wurde statt seiner von dem Strahl glühenden Plasmas getroffen. Die Rüstungen mit denen die Allianz die Mitglieder des N7 Programms ausstattete waren zwar das technologisch fortgeschrittenste, was die menschliche Rüstungsindustrie zu bieten hatte, aber auch sie waren dem Schuss eines turianischen Sturmgewehrs aus nur einem Meter Abstand nicht gewachsen. Kassandras Brustplatte glühte weiß auf und Tropfen des Materials sprühten auf den Boden. Sheridan stand daneben, seine Waffe im Anschlag, doch es war zu spät.


    Kassandra lag dort, ihre Rüstung auf grauenhafte Weise mit ihrem Oberkörper verschmolzen, jedoch noch nicht tot. Sheridans antrainierte Reflexe übernahmen die Kontrolle über sein Denken und Handeln. Nur am Rande seines Bewusstseins bemerkte er, wie die Garbe aus seiner Waffe den Turianer in zwei Hälften riss. Dann fiel Sheridan neben Kassandra auf die Knie. Hastig und mit zittrigen Fingern trug er das Medigel auf den verletzten Bereich auf. Sie war noch bei Bewusstsein. Sheridan merkte wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Warum, Kassy?“ Sie lächelte schwach, ihre Zähne rot vom Blut. „Damit du es nicht tun musstest, mein Herz!“


    "Ahhh, kostbare Erinnerungen", sagte es, "genau das Richtige, um dich daran zu erinnern, warum du bist, was du bist und warum du auch nie wieder etwas anderes sein wirst!" Es grinzte, "die Frage ist nur, wie bekomme ich dich hier heraus?" Es sah sich suchend um, der Raum glich einer Festung - oder einem Gefängnis, je nach Standpunkt. In diesem Moment wurde das Konstrukt in Sheridans Geist von einem Wort erschüttert "Kassandra." Das Wort lief durch den Verstand, hallte nach und wurde zurückgeworfen und die sorgfältig errichteten Mauern bekamen Risse. "Also das," sagte es und seine Stimme klang wie Papier, "ist jetzt fast zu leicht!" Es lachte.

    ***

    Verdammt, das musste jetzt sein, dachte Sheridan. Bestimmt hält sie mich jetzt für einen geisteskranken Freak und wahrscheinlich hat sie damit sogar Recht. Wieso passiert das jetzt? Wieso? Die Ärzte sagten doch, ich sei auf dem Weg der Besserung! Offenheit war hier wahrscheinlich die beste Strategie.

    "Ihre Adjutantin erinnert mich an eine Freundin," sagte er, "eine tragische Geschichte. Sie starb. Ich habe sehr an ihr gehangen. Es tut mir leid, wenn ich sie verwirrt habe," er versuchte ein Lächeln, es war traurig, "sonst bin ich ganz umgänglich." Schuldbewusst schaute er auf seine Hände. "Also möchten sie auch einen Kaffee. Zum Runterspülen ihrer Medikamente," fragte sie.

    Seine Hand fuhr in seine Tasche und brachte das Röhrchen mit den Tabletten zu Tage. "Valnoctamid", ein Beruhigungsmittel, stand auf der Packung, daneben der Dosierungshinweis "höchstens eine Pille am Tag". Er warf es Kathleen zu, die es geschickt auffing. "Es war meine Schuld, dass sie starb," er hob seine Hand zum Mund und hustete,"manchmal habe ich das Gefühl, dass es mich auffrist. Da sie meine Akte ja kennnen," er nickte in Richtung Schreibtisch, "wissen sie ja, dass ich in psychologischer Behandlung war. Die Ärzte meinten ich würde drüber hinwegkommen; die da,"er deutete auf die Tabletten in Kathleens Hand,"würden helfen. Und trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, es würde mir das Herz aus dem Leib reissen."

    Er lächelte, "die traurige Lebensgeschichte des John Sheridan, aber ich kann ihnen versichern, dass ich einsatzbereit bin." Er suchte ihren Blick und hinter seinen Augen war die Stille im Zentrum des Sturms, "und jetzt hätte ich gerne einen schwarzen Kaffee, bitte."

    => Die Citadel: Botschaften
    Geändert von John Sheridan (30.10.2010 um 21:09 Uhr)

  10. #40
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    Eine andere Erinnerung. Isabell. 13 Jahre nach dem Unfall in Singapur. Nach Meinung der Ärzte hatte Isabell Glück gehabt. Ihre Mutter war in Singapur gewesen, als sie mit Isabell schwanger war. Doch anders als bei vielen Kindern, die nach dem tragischen Ereignis geboren wurden, konnte bei ihr weder Krebs noch biotische Aktivität nachgewiesen werden. Die Eltern waren als Isabell 4 Jahre alt war auf den Mars, in das alte Haus von Mrs.Hewitt neben Sheridans Eltern, gezogen. Isabell war eine Schönheit für ihr Alter und hatte im Handumdrehen alle Jungs der Nachbarschaft um den Finger gewickelt. Sie hatte langes schwarzes Haar, ein immer etwas zu helles Gesicht, in dem jedoch zwei intelligente und vom Schalk beseelte Augen funkelten. Das Licht schien immer etwas heller zu leuchten, wenn Isabell in einen Raum kam, damals schon.

    Sheridan war 19, als er Isabell zum ersten Mal begegnete. Sie nannte ihn Onkel John und hatte ihn sofort ins Herz geschlossen. Der junge Bursche, der er war, war zunächst gar nicht begeistert gewesen, von dem kleinen Mädchen, das ihm überall hin nachlief. Doch sooft er auch versuchte, sie zu verscheuchen, ließ sie sich nicht von seiner knurrigen Art einschüchtern. Wenn er überhaupt etwas erreichte, dann dass er in ihren Augen noch interessanter wurde. Und so fügte sich Sheridan schließlich in sein Schicksal und als er dies tat, merkte er,dass auch er sie mochte.

    Acht Jahre lang wartete sie jeden Sommer, wenn er Heimaturlaub hatte, auf ihn. Sie bastelte ihm kleine Geschenke und er brachte ihr von seinen Einsätzen Souvenirs mit. Sie wuchs heran, von einem kleinem Mädchen zu einer hübschen Jugendlichen. Dann kam das neunte Jahr.

    Sheridan verließ den Zubringer, mit dem er nach Lowell City gefahren war und sah sich suchend um. Isabell war nirgendwo zu sehen. Er ging zum Haus seiner Eltern, es war verlassen. Nebenan, im Haus Isabells Eltern war Licht. Sheridan schritt die Stufen empor und klingelte. Isabells Mutter öffnete und Sheridan konnte in das Wohnzimmer sehen. Seine Eltern waren hier, Isabells Eltern ja überhaupt die gesamte Nachbarschaft. Über dem ganzen Raum lag eine Aura der Verzweiflung, die Frauen mit rotgeweinten Augen, die Männer hilflos.

    Sheridan betrat den Raum. Isabells Mutter fiel ihm um den Hals. "Ach, Jonny," schluchtzte sie, "es ist schrecklich!" Innerlich bereitete sich Sheridan auf das Schlimmste vor, dann nahm er all seinen Mut zusammen und fragte, "was ist denn geschehen, Martha?" Und Isabells Mutter erzählte. Vor ungefähr neun Monaten war Isabell plötzlich krank geworden. Sie hatten sie ins Krankenhaus von Lowell City eingeliefert. Eine Untersuchung ergab, dass Isabell einen taubeneigroßen Tumor im Kopf hatte, die Ärzte gaben ihr vielleicht noch ein Jahr zu leben. Sie implantierten ihr Geräte, die der Heilung dienen sollten, doch dann manifestierten sich ihre Kräfte. Zunächst begannen sich winzige Gegenstände in ihrer Umgebung zu bewegen. Dann verbogen sich Rohrleitungen und schließlich rasten Medizinschränke durch die Luft. Gerade an diesem Morgen hatte die Polizei die Innenstadt Lowell Citys rund um das Krankenhaus abgesperrt, wegen eines Gaslecks, wie es offiziell hieß. Für Sheridan war klar, dass er zu ihr musste.

    Er nahm den alten Gleiter seines Vaters und fuhr in die Innenstadt. An einem Kontrollpunkt wurde er von einem mürrisch dreinblickenden Cop in einen Unterstand geführt. Die Straße jenseits des Unterstandes sah aus, als habe es einen Bombenangriff gegeben. "Der hier sagt, er kennt das Mädchen," grunzte der Cop, nachdem Sheridan dem Einsatzleiter und einem Mediziner, ein Militärarzt im Range eines Captain vorgestellt worden war. Sheridan erkundigte sich, was vorgefallen war. Der Arzt, der sich als Dr. Stein vorgestellt hatte, betrachte ihn abwägend, dann teilte er ihm mit, "ihre kleine Freundin hat sich im Laufe der letzten Woche zu einem Problem entwickelt. Wir haben Untersuchungsreihen gemacht, um das Potential ihrer biotischen Fähigkeiten richtig einschätzen zu können." Sheridan unterbach ihn zornig, "sie meinen, sie haben an ihr herumexperimentiert," fauchte er. Dr.Stein war gänzlich unbeeindruckt, "das ist eine grobe Vereinfachung. Wir haben versucht, ihr biotisches Potential auszuloten." Sheridan spürte, wie sich sein Magen verkrampfte, konnte er sich doch ganz genau vorstellen, was mit 'ausloten' gemeint war. "Jedenfalls," fuhr Dr.Stein fort,"begann sie gestern Nacht, ihre Umgebung zu beeinflussen. Sie hat fünf Mitarbeiter des BAaT getötet, bevor wir wussten, was geschah." Er blickte auf sein Pad und gab einige Codes in das Bedienfeld.

    Dann ergänzte er, "heute morgen gegen fünf begann sie das Krankenhaus zu zerlegen. Um sieben mussten wir es aufgeben. Wir haben wirklich keine Ahnung wie das hier weitergehen wird. Mittlerweile hat sie fast das ganze Viertel in Schutt und Asche gelegt, ich habe sowas noch nie gesehen." Dr.Stein furchte die Stirn, "aber was mir wirklich Sorgen macht ist folgendes, die letzten medizinischen Scans zeigten, dass der Tumor mittlerweile über die Hälfte ihres Gehirns einnimmt. Eigentlich müsste sie jeden Moment sterben und wir wissen nicht was dann passiert. Die beste Methode ist meines Erachtens, ihr eine von denen zu injizieren," er deutete auf Kanülen die neben ihm auf dem Tisch standen. Sheridan nahm eine der Kanülen auf und betrachtete sie. "Was ist da drin," fragte er. "Ein Sedativ," sagte Dr.Stein, "es wird sie langsam einschlafen und dann sterben lassen. Auf diese Weise wird ein letztes Aufbäumen und noch größerer Schaden verhindert. Wir haben versucht, sie zu erreichen, um es ihr zu injizieren, aber die Soldaten, die wir geschickt haben, kamen nicht einmal bis zur Tür des Krankenhauses."

    Sheridan schaute aus dem Eingang des Unterstandes auf die Verwüstungen. Er straffte seine Schultern. "Ich mache es," sagte er, "Isabell kennt mich, vielleicht habe ich eine größere Chance zu ihr durchzukommen als ihre Schläger." "Wie sie meinen," sagte Dr.Stein, "ich kann sie zwar nicht darum bitten, aber wenn sie wollen, requiriere ich sie hiermit für Operation Buttercut. Ich nehme an, ich muss sie nicht darüber informieren, dass sie über die Ereignisse Stillschweigen zu bewahren haben?" Sheridan nickte, er fühlte sich erbärmlich. "Bringen wir es hinter uns," erwiderte er und hätte sich am liebsten übergeben.

    Fünfzehn Minuten später stand Sheridan auf der Terasse der Cafeteria des Krankenhauses. Der Weg war überraschend einfach gewesen. Während rings um das Chaos herrschte, schien es, als habe etwas einen sicheren Pfad geschaffen, über den Sheridan hierhin gelangen konnte. Isabell saß am Rande eines Teichs und beobachtete die Zierfische. Als sich Sheridan näherte, schaute sie auf und lächelte. "Hallo, Onkel John," ihre Stimme klang dünn, kraftlos und ungesund, aber das war nicht die einzige Veränderung, sie trug eines dieser Krankenhaus-Nachthemden. Ihre Haare waren kurz geschoren worden und dort wo die Elektroden gesessen hatten, konnte man noch die Rötungen der Abdrücke erkennen. Auch die Narben der Implantation waren noch deutlich erkennbar, wie rote Blutwürmer liefen sie über die gesamte rechte Seite ihres Schädels. Isas Wangen waren eingefallen und die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Der Schalk war gewichen.

    "Hallo, Isa," sagte Sheridan und spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog, "wie geht es dir?" "Schlecht," sagte sie und starrte wieder in den Teich, "die Männer quälen mich. Erst machen sie was mit meinem Kopf, dann stecken sie ihre Nadeln in mich, geben mir Stromstöße und dann fragen sie mich, sag' Isa, kannst Du diesen Gegenstand bewegen?" Eine sechs Meter hohe Bronzestatue von Yuri Gagarin, die hinter dem Teich stand, schwebte nach oben, wurde immer schneller und krachte dann in die Wand des Krankenhauses."Ja," sagte Isabell und lächelte bitter, "kann ich." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Du musst damit aufhören, Isa," sagte Sheridan, "du tötest Unschuldige!" "Sie haben dich geschickt, nicht wahr, Onkel John," fragte sie und blickte ihm tief in die Augen. "Du sollst mich töten," es war eine Feststellung, keine Frage. Er nickte, "ja, aber ich werde es nicht tun." Er griff in seine Tasche, holte die Kanüle heraus und warf sie in den Teich. "Das war dumm von dir, Onkel John," sagte sie ausdruckslos, "ich könnte dich töten." "Aber das wirst du nicht tun, du bist meine Isabell," lächelte er.

    Übergangslos begann sie zu weinen. "Ich habe Angst, Onkel John," schniefte sie. Er trat zu ihr und nahm sie in den Arm, sie presste sich an ihn. "Keine Angst, Isa, ich bin hier." "Wirst du bei mir bleiben," fragte sie ihn zwischen zwei Schniefern. "Das werde ich," entgegnete er und streichelte sie. So blieben sie, hockten am Rande des Teiches. Nach zwanzig Minuten ließen die Schluchzer nach, die ihren Körper schüttelten. Dann blickte sie zu ihm auf und sagte, die Tränen noch in der Stimme, "ich liebe dich, Onkel John!" Ihr Blick brach.

    Zwanzig Minuten später hatte Sheridan zum zweiten Mal an diesem Tag den Kontrollpunkt erreicht. In seinen Armen trug er Isabells sterbliche Überreste. Sie waren viel zu leicht für ein Mädchen ihres Alters, fand er. Wortlos ging er an den wartenden Cops und an Dr.Stein vorbei und lud den reglosen Körper auf den Rücksitz des Gleiters. Dr.Stein eilte heran und wedelte mit den Armen. "Was fällt ihnen ein," schrie der Arzt, "dieser Körper ist Eigentum der Operation Buttercut. Sie können ihn nicht einfach mitnehmen!"

    Sheridan fixierte den Arzt und etwas in Sheridans Blick ließ ihn zurückweichen. "Vielleicht möchten sie ja der Öffentlichkeit erklären, dass sie unethische Experimente an einem armen Kind, das sich nicht wehren konnte, vorgenommen haben," knurrte Sheridan und machte einen Schritt auf den Arzt zu, alles an ihm deutete darauf hin, daß hier gleich Blut fließen würde. Der Arzt zog sich hinter zwei der Cops, die die Szenerie beobachteten zurück. Dann drohte er, "das wird ein Nachspiel für sie haben, Sheridan! Befehlsverweigerung und Bedrohung eines vorgesetzten Offiziers! Wären wir im Krieg, würde ich sie hinrichten lassen!"

    Sheridan zog eine Grimasse. Die Menschlichkeit fiel von ihm ab und zurück blieb nur der Hass. Dann trat er bis nah an den Arzt heran, vorbei an den beiden Cops, die sich eilig bemühten aus der Schusslinie zu kommen. Mit einer Hand griff Sheridan um den Hals des Arztes und hämmerte ihn an die nächste Wand. Er brachte seine Lippen an Steins Ohr und flüsterte, "wenn wir im Krieg wären, hätte ich ihnen schon längst ihr Herz aus dem Leib gerissen. Beten sie, Doktor! Beten sie, dass ich ihnen niemals wieder begegne! Beim nächsten Mal werde ich sie töten und," er machte eine Pause, "ja, ich denke, ich werde es genießen."

    Er ließ Stein los. Der Doktor rutschte an der Mauer herab und starrte aus angstgeweiteten Augen zu Sheridan auf. Sheridan ging wieder zum Gleiter. Laut sagte er, "ich bringe die sterblichen Überreste zu den Eltern des Mädchens. Wenn Sie wollen, Stein, können sie sie ja dort abholen lassen. Aber ich bin überzeugt, die Anwälte der Kents werden sie bis in die Hölle klagen." Sheridan stieg in den Gleiter. Als er davonfuhr hörte er Stein noch, "das hat ein Nachspiel," brüllen. Sheridan hatte nie wieder von ihm gehört.

    => Die Citadel: Botschaften
    Geändert von John Sheridan (02.11.2010 um 20:20 Uhr)

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