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  1. #21
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    „Sie ist… interessant. Und offenbar voller Geheimnisse und Überraschungen.“ antwortete Konrad auf Kathleens Frage bezüglich seines Verhältnisses zu Bekka. Sie lächelte und schüttelte leicht den Kopf. Ihre roten Locken wippen dabei aufgeregt hin und her.
    "Sie machen sich keine Vorstellung." ihre Stimme klang das erste mal amüsiert und erheitert. Dann nickte sie und erhob sich.

    "Das sollte für Sarah reichen. Aber versuchen sie nicht zu denken das allein die Tatsache das wir keinen Kontakt aufnehmen können, es Andere davon abhält es trotzdem zu versuchen. Denn keinen Kontakt herstellen zu können, heißt noch lange nicht das die Empfängerin von jedwegen Vorgängen nichts mitbekommt."
    Sie versuchte es ruhig auszudrücken und wohl gewählt - ohne es komplizierte klingen zu lassen als es war. Aber die Welt in der sie sich bewegten war nun mal kompliziert und undurchsichtig. Kathleen zog eine Zigarette aus einem kleinen silbernen Etui und steckte sie sich zwischen die Lippen.

    "Bekka war..." sie zögerte und schmunzelte dann ironisch, "...ist, eine der Besten die je für mich gearbeitet haben. Sie ist uns einen weiten Schritt voraus und sie autorisiert ihre Aktionen selbst - sofern ich recht habe."

    Dann zündete sie sich die Zigarette an und betrachtete den Drink vor Konrad. Er rührte ihn nicht weiter an. Neska inhalierte einen Zug von der Zigarette und ignorierte, so ganz neben bei, das Rauchverbot des Restaurants. Aber obwohl die Angestellten es alle sahen, schien das keinen zu interessieren.

    "Der Plan ist jede Spur zu verfolgen die ich finden kann. Die Explosion in den Bezirken dürfte zwar keine gute Spur sein. Aber sie ist eine..." sie nahm noch einen Zug und hauchte ihn nach einer kurzen Phase in die Luft über Konrad. Kratzte sich dann hinter dem Ohr und legte den Kopf leicht schief.
    "Und da sie schon ihre Hilfe so großzügig angeboten haben..." jetzt grinste sie schief. "...ja, hat sich der Besucht gelohnt. Und zwar mehr als sie sich noch im Moment denken."

    Dann griff sie an ihm vorbei. Nahm den Manhattan, den Konrad Richter wohl nicht anrühren wollte, schüttete ihn mit einem Zug runter und verzog nicht mal eine Mine. Eines Tages würde sie ihr Lebensstil umbringen. Aber bei ihrem Job, würde das vorher eine Kugel oder ein Messer in der Hand von einen Niemanden wohl erledigen. Also war es auch schon egal. Sie kniff sich die Zigarette zwischen die Lippen und schob Konrad mit der freigewordenen Hand die Visitenkarte noch mal näher vor die Hände.
    "Vergessen sie nicht."
    Der Rosenkranz der immer noch um ihr Handgelenk gewickelt war klapperte erneut, als sie die Hand zurück zog und sich die Haare hinter das Ohr strich. Dabei hob sich ihre Jacke und gab für Konrad den Blick auf die kleine Handfeuerwaffe frei die sie - eigentlich gut verborgen - am Gürtel trug.

    "Gehen Sie dem Mann aus dem Weg den Sie vorhin im Diner getroffen haben - er wird Sie früher oder später ins Visier nehmen. Wenn ich die Verbindung zwischen Ihnen und Bekka gefunden habe. Dann wird er es auch." sie machte eine kurze Pause und nickte Richtung der Toiletten. "Und auch auf die Gefahr Ihnen den Abend zu versauen.
    Gehen Sie lieber kalt Duschen oder geben Sie ihrer Hand eine Chance - aber bringen Sie die Kleine nach Hause und gehen danach."

    Dann wand sie sich zum gehen um und machte ein paar Schritte.
    "Und Konrad. Rufen sie an. Ich werde Sie nämlich sicher anrufen." sie nickte noch mal zu der Karte. "Und wenn ihnen die Aufgaben plötzlich ausgehen sollten. Dann erst recht, wenn's geht." Schließlich drehte sie sich ganz zum gehen. Winkte dem Oberkellner zu, dankte ihm mit einem Nicken und nahm den Rucksack aus seiner Hand und warf ihn sich über die rechte Schulter. Dann steuerte sie, die linke Hand in der Hosentasche und die Zigarette mit der rechten an den Lippen haltend, auf die Türe zu.

    --> Obere Märkte, 21:00
    Geändert von Kathleen Benedict (03.08.2010 um 13:56 Uhr) Grund: Zeitangabe für den Orts'wechsel

  2. #22
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    „Sie machen sich keine Vorstellung.“ Hm? Egal. Konrad fragte erst gar nicht nach. Außerdem war Kathleen mittlerweile ohnehin aufgestanden.

    Auf ihre Bedenken bezüglich der Sicherheit von Sarah antwortete Konrad wieder mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht: „Immer mit der Ruhe, Miss Bond, wir sprechen hier nicht vom Botschafter oder dem Papst. Sarah ist sicher, vertrauen Sie mir. Und was Rebekka angeht: ich hoffe, sie ist wirklich so gut, wie Sie sagen. Wer auch immer hinter dieser ganzen Sache steckt, hat mehr als nur ein paar Spione hinter sich. Das geht weit nach oben, Miss Benedict, sehr weit.“

    „Das klingt nach einem guten Plan. Wirklich!“, stellte Konrad gewieft und ironisch fest, „vielleicht können wir ja Hänsel und Gretel nachspielen? Wollen Sie die Hexe sein?“ Entschuldigend lächelte der Polizist, als er einen vielsagenden Blick der Agentin erntete. Sie sagte jedoch nichts. Stattdessen griff sie nur nach einem Drink, den Konrad bisher noch gar nicht bemerkt hatte, und stürzte das Glas in einem Schluck hinunter. Beeindruckt zog Konrad eine Augenbraue nach oben und sah der Agentin nach, wie sie von Dannen zog, dann aber doch noch einmal stehen blieb.

    „Und da sie schon ihre Hilfe so großzügig angeboten haben...“, jetzt grinste sie schief und er fragte sich, ob das an dem Alkohol lag oder diese Frau immer so aussah, „...ja, hat sich der Besucht gelohnt. Und zwar mehr als sie sich noch im Moment denken.“ Okay, das gefällt mir überhaupt nicht, Lady. Was auch immer Sie vorhaben… äh... nein! Einfach nein!
    „Gehen Sie dem Mann aus dem Weg, den Sie vorhin im Diner getroffen haben - er wird Sie früher oder später ins Visier nehmen. Wenn ich die Verbindung zwischen Ihnen und Bekka gefunden habe. Dann wird er es auch.“
    „Ma’am, ich glaube, Sie unterschätzen mich etwas.“
    Die Agentin machte eine kurze Pause, in der sie einen vielsagenden Blick in Richtung der Toiletten warf. „Und auch auf die Gefahr Ihnen den Abend zu versauen. Gehen Sie lieber kalt Duschen oder geben Sie ihrer Hand eine Chance - aber bringen Sie die Kleine nach Hause und gehen danach.“
    Alles klar, Mutter. Als ob! Konrad lachte innerlich auf.

    „Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich etwas habe. Pfadfinderehrenwort!“ Er grinste der rothaarigen Frau hinterher und steckte die Visitenkarte in seine Sakkotasche. Mutter passt eigentlich ganz gut zu Ihnen, Miss Benedict.

    Schließlich kam Lisa wieder von den Toiletten. Sie sah wesentlich besser aus, als sie das noch Momente vor ihrem Verschwinden tat.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Konrad und Lisa nickte lächelnd. Sie sah aus, als wäre nichts gewesen.
    „Alles klar. Ich denke, ich habe den Fisch nicht so gut vertragen, da wurde mir etwas schwindlig.“
    „Das wird es wohl gewesen sein“, erwiderte der Polizist und vermied Augenkontakt, zumindest fürs erste, „soll ich dich nach Hause bringen?“
    Entsetzt starrte ihn Lisa an. „Bist du verrückt geworden?“ Ich habe es versucht, Miss Benedict, tut mir Leid. Der kleine Schelm in Konrad lachte sich gerade ins Fäustchen.
    „Wowowow, halt“, stieß der Polizist dann jedoch hervor, als Lisa gerade kopfschüttelnd zu einem Schluck Weißwein ansetzen wollte und er ihr sanft das Glas aus der Hand nahm, „der Rote schmeckt viel besser. Probier‘ mal!“ Möglichst unauffällig winkte er einen Kellner herbei, der die lästige Flasche vom Tisch verschwinden ließ und stattdessen für Nachschub sorgte.


    … Einige Stunden später…


    „Und ihr hattet sonst nur Unterhosen an?“, fragte Lisa mit ihrem ansteckenden Lachen und Konrad nickte, während er sich ein weiteres Glas Wein einschenkte. Die Asari versuchte zwar, ihr Lachen zu unterdrücken, doch sie scheiterte kläglich. Die eine Hand an dem Weinglas, die andere auf die Stirn gelegt, kicherte sie nur so über die Geschichte, die ihr Konrad gerade erzählt hatte. Ja ja, damals waren wir jung und dumm gewesen... „jung“, brauchst du gerade sagen, vor dir sitzt eine zweihundert Jahre alte... Frau... mehr oder weniger.

    Nach dem Hauptgang hatten sich die zwei noch ein Dessert bestellt und saßen nun mittlerweile an der dritten Flasche Wein. In der Zwischenzeit hatte er auch mehr über Lisa erfahren: sie wurde auf Illium als Kind einer asarischen Nachrichtensprecherin und eines turianischen Händlers geboren, wuchs dort auf und nachdem sie einen guten Schulabschluss - vergleichbar mit dem Abitur der Menschen - hingelegt hatte, fing sie auch schon eine Ausbildung als Buchhalterin in der Firma an, die auch ihren Vater beschäftigte. Nach ihrer guten Arbeit während einer mittelschweren Krise wurde sie befördert und auf die Citadel versetzt, wo sie seitdem bei Warren Electronics arbeitete.

    Sie hatte sich aus ihrem Lachkrampf wieder gefangen und keuchte jetzt schwer atmend. „Meine Güte, wenn man das im asarischen Militär machen würde...“
    „... wäre es halb so lustig“, vollendete Konrad und grinste.
    „Bei der C-Sec geht es wohl strenger zu, was?“
    „In der Tat.“ Nicht. Aber das muss sie nicht unbedingt wissen...
    „Puh, der Wein steigt einem richtig zu Kopf.“ Lisa hatte gerade ihr Glas geleert und stellte, wie es Konrad vorkam, mit etwas Enttäuschung fest, dass die dritte Flasche mittlerweile auch schon aufgebraucht war. Vielleicht war das aber auch nur die Wirkung des Alkohols, denn mittlerweile fühlte er sich auch schon etwas... heiter.
    „Ich denke, das ist ein Zeichen, jetzt zu gehen“, stellte Lisa lächelnd fest und Konrad nickte. Der junge Polizist winkte den Kellner herbei.
    „Richtig, wir sind denen hier jetzt lange genug auf die Nerven gegangen.“ Konrad schmunzelte bei dem Gedanken, wie sie sich köstlich amüsiert hatten, als Lisa von dem Desaster am 40. Hochzeitstag ihrer Eltern erzählt hatte. Wer kam auf die Idee, einen turianischen General beim Bankett neben eine asarische Pazifistin zu setzen?

    Schließlich kam der Kellner und händigte Konrad ein kleines Büchlein aus, in dem sich die Rechnung befand. Er war sehr bemüht, nicht sofort in Ohnmacht zu fallen, als er den Betrag sah. Aber was tat man nicht alles für das andere Geschlecht? Wobei in diesem Fall die Grenzen diesbezüglich etwas verschwommen waren...
    „Konrad, was machst du da?“, fragte Lisa leicht empört, als er seinen Geldbeutel hervorholte, „ich zahle meinen Teil schon!“
    Zufrieden grinste er. Wieso ähnelten sich Frauen so sehr, egal welcher Rasse sie angehörten? „Nein, ist schon in Ordnung.“
    „Konrad-“
    „Lisa, ich wäre sonst gekränkt!“ Mehr oder weniger unzufrieden -zumindest nach außen- schwieg Lisa und musterte ihn mit einem bösen Blick.
    „Die nächste Rechnung geht auf meinen Hut“, drohte sie ihm ironisch, während beide das Lokal verließen.
    „Schon klar“, lächelte Konrad, „hast du etwas dagegen, wenn ich dich nach Hause begleite?“ Zwei Sekunden, nachdem er den Satz ausgesprochen hatte, merkte er, wie abgrundtief falsch das bei der Asari ankommen musste. „Du weißt schon... Personenschutz“, zwinkerte er und versuchte, wenigstens noch das gröbste zu retten. Auch wenn das wohl auch nicht gerade geschickt war...
    „Eigentlich hätte ich schon etwas dagegen, wenn du mich nach Hause begleitest“, antwortete sie, blieb stehen und sah ihn erwartungsvoll an, „aber wenn du mich ins Flux bringen würdest, würde ich nicht nein sagen.“
    Er bedachte sie mit einem fragenden Blick, ob sie ihn nicht wieder auf den Arm nahm, wie sie es während des Essens gerne getan hatte, doch anscheinend meinte sie das ernst. Und Konrad jubelte innerlich. Kathleens… Eingreifen konnte zwar nicht ohne Nachwirkungen geblieben sein, aber Lisa schien es drauf anzulegen. Da hatte er natürlich nichts dagegen.
    Der Badass in ihm, der Lederjacken-Konrad, der mit Sonnenbrille und Goldkette lässig an einer Wand lehnte, stichelte ihn noch weiter an: na los, Kumpel! Sie will es, du willst es. Was gibt es da noch zu klären?
    „Komm schon“, bettelte Lisa, konnte jedoch nicht ernst bleiben und musste Lachen, „der Abend war so schön bisher, warum jetzt schon aufhören?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Du hast Recht. Worauf warten wir?“
    Mit einem erfreuten Grinsen klatschte Lisa die Hände zusammen und hakte sich bei Konrad unter, was er zufrieden zur Kenntnis nahm. Der Abend schien seine Erwartungen sogar noch zu übertreffen...

    22:38 Uhr
    --->Flux

  3. #23
    ME FRPG Only Avatar von Rebekka v. Tannberg
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    --> Bezirke, 8:45

    Jetzt wo sie so ruhig hier stand und wartete, wirkte alles unwirklich. Ihr Herz schlug ruhig und gleichmäßig. Unbeeindruckt von dem unbeschreiblichen Schmerz den sie empfand, der scheinbar endlosen Enttäuschung und Trauer. Ganz leise als würde es beruhigend flüstern wollen, aber gleichmäßig und stark genug um sie am Leben zu halten.

    Ein Leben das Bekka nicht mehr wollte. Nicht mehr wollen konnte. Vielleicht auch nicht mehr wollen durfte.

    Als sie sich an ihrem Peiniger, ihrem Kerkermeister im eigenen Verstand revanchiert hatte, sich an seinem Schmerz und seinem Pein geweidet hatte - war sie sich unbekannt vorgekommen. Hatte sich selbst von einer körperlichen und geistigen Distanz betrachtet. Als wäre etwas an ihr transzendent geworden und abgekapselt von der bitteren Realität. Hätte man sie vor Jahren gefragt, ob sie sich vorstellen konnte zu den schlimmsten Dingen fähig zu sein - die ein Mensch tuen konnte, hätte sie vehement den Kopf geschüttelt. Hätte es nicht Wahr haben wollen, das es doch möglich war. Das es passieren würde.

    Sie versuchte sich zu erinnern, denn so von der Gegenwart betrachtet, mit der nötigen Distanz - war ihr unweigerlich klar, das ihr alles nötig widerfahren war um genau so zu werden wie es sich ergeben hatte.
    Jede Erfahrung, jedes Erlebnis war nur ein kleines Bausteinchen auf dem Weg der Entmenschlichung den sie, so konsequent, beschritten hatte.

    'Dem Menschen ist nichts unmenschliches fremd, den in seinem Inneren bleibt er ein Tier.'

    Während ihres Studiums und auch noch während ihrer Ausbildung beim Geheimdienst hatte sie diesen Ausspruch für eine hole Metapher gehalten. Eine Aussage in die man nicht die moralische Bewertung, die jeder Einzelne zu tuen vermögend war, einbezogen hatte. Sie hatte sich auf den erhabenen Sockel der moralisch unerfahrenen Jugend gestellt, sich im hellen Licht der Ungeprüftheit vom Leben gestellt.
    Und jetzt erkannte sie, wie unrealistisch, wie unrational, sie doch gelegen hatte. Erst mit den Prüfungen die man auferlegt bekam, konnte man entscheiden ob man ein moralisch 'guter' Mensch war oder nicht. Den nur ein Mensch zu sein, besagte gar nichts.

    Sie hatte jede Tat getan, die einem verderbten Wesen nicht fremd sein konnte. Rebekka hatte gelogen und betrogen, ohne im geringsten Rücksicht zu nehmen auf die Menschen die ihr wichtig waren - oder sie ihnen. Sie hatte getötet und gemordet. Sie hatte gestohlen und geraubt. Sie hatte gefoltert und Rache geübt.
    Manchmal, hatte sie sich über die moralische Implikation keine Gedanken gemacht. Denn der Befehl, die Entscheidung, hatten Andere getroffen. Manchmal hatte sie sich um die moralische, die ethische, Entscheidung einfach gedrückt. Hatte den einfachen Weg der geschlossenen Augen gewählt. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Alles sehen, alles hören, nur das sagen was einem selbst weiterhilft.

    Das Geschäft der Spionage war ein durch und durch düsteres. Eines durch das man nicht moralisch aufrichtig gehen konnte. Es war nicht die Aufgabe moralisch zu handeln. Sondern es war die Aufgabe so zu handeln, das andere außerhalb der nachrichtendienstlichen Spannungen, außerhalb der Politik, moralisch Leben und Handeln konnten.
    Rebekka hatte das nicht verstanden - oder hatte es nicht verstehen wollen. Zu sehr war sie darauf ausgewesen sich von der belastenden Jugend, dem unausweichlichen Schatten ihres Vaters und ihrer Schwestern zu entfliehen, loszusagen. Ihren eigenen Weg gehen zu können. Und doch war sie darin gefangen. Und heute, mit diesem Moment, war ihr klar das sie das nie tuen können würde. Sie würde auf ewig festsitzen in dem Gefängnis, das ihr Leben war.

    Ihr war klar geworden das sie, somit alle ihre Handlungen und Entscheidungen, das Ergebnis ihrer Erfahrungen war. Sie war die Tochter ihres Vaters. Sie war die Tochter ihrer Mutter. Sie war die Elitesoldatin die sie hatte sein sollen. Sie war die Agentin gewesen die sie hatte sein müssen. Moralisch, war ihr Lebensweg ein erfolgreicher gewesen im Sinne des kultivierten Abstiegs vom gelehrten Menschen, der sich in seinen Entscheidungen den zivilisierten Maßstäben unterwarf, zu dem befreiten Menschen der tuen konnte was notwendig war. Und ihr war klar, das alle die sie in ihrem Leben getroffen hatten, ein Teil dieser Bewegung gewesen waren. Jeder hatte sie weitergeleitet, an der Hand, oder durch einen Schubser. Und Rebekka konnte nicht sagen, ob sich ihre Situation - ihre Persönlichkeit - so viel unterscheiden würde, hätte sie ihren Sohn nicht verloren.

    Sie fühlte sich unfähig, bewerten zu können, ob Adrian, wäre er an ihrer Seite aufgewachsen, sie hätte davon abgehalten zu dem degenerierten Wesen zu werden das sie jetzt war. Sie hätte davon abhalten könnten, die Dinge zu tuen die sie getan hatte und tuen würde müssen. Und je länger sie sich diese Frage stellte, so präsenter wurde der Gedanke, das sie nicht mal hätte sagen können wie Adrian hätte aufwachsen können.
    Den, auch er wäre das Ergebnis seiner Eltern geworden. Und es war nicht das biologische Ergebnis das ihr Sorgen gemacht hätte. Sondern das soziale und moralische.

    Rebekka war sich so bewusst wie nie zuvor, das Alex keinen moralischen Werten unterworfen war, er sich nicht unterworfen hatte und nie unterwerfen lassen würde. Und ebenso war ihr klar, das sie ihre Entwicklung nicht hätte verhindern können. Sie und auch Alex hätten ihre Wesen nur auf Adrian repliziert. Und so furchtbar, so unertragbar furchtbar und fast tödlich schmerzhaft der Gedanke war, so versuchte Rebekka sich doch einzugestehen, das Adrian das noch weniger verdient gehabt hätte.

    Fast lethargisch harrte sie im Schatten der Zimmerecke aus. Wie ein unwirklicher Geist hing sie im Raum, als wäre sie keiner Realität mehr unterworfen. Sie fühlte sich wie hinter einer dicken Glasscheibe durch die sie alles betrachten musste.
    Obwohl ihr die Wohnung fremd war, war sie ihr auch vertraut.

    Weit entfernt, wie durch eine dichte Schicht Watte, konnte sie hören wie die Wohnungstüre auf glitt. Ihre Augen bewegten sich und fokussierten den langen Lichtstrahl der durch die Türe geformt in die Mitte der Wohnung fiel. Taxierten den Schatten des Mannes der ihn betrat und sich vorwärts bewegte. Bis er verschwand, als die Türe sich wieder schloss. Er war sich nicht gewahr das sie hier war. Niemand hätte das sein können.
    Und hätte man viele der Leute gefragt die sich der Beteiligten bewusst waren. So hätte keiner es für möglich gehalten. Nicht mal die Besten. Nicht mal die andere Beteiligten.

    Nur ihre Augen bewegten sich, folgten der Bewegung, als der Mann zu der kleinen Hausbar ging. Sich einen teuren Single Malt einschenkte und ein paar Eiswürfel zur Verdünnung dazu warf.

    Sie musste lautlos Lächeln. Wo es doch so offensichtlich war. Wo es doch so offensichtlich, aber so eigentlich unvorstellbar war. Um so länger der Moment dauert in dem sie ihn beobachtete. Um so klarer wurde ihr, das sie nie wieder die Selbe sein würde. Es war ein anderer Mensch der hier in der Ecke stand. Der Beweis? Wäre es die Rebekka von früher, sie wäre nie unbemerkt geblieben.

    "Hallo Alexander."

    Obwohl es so hätte sein sollen, nahm sie es ohne Genugtuung hin, das er zusammenfuhr. Alex wirbelte herum und verschüttete dabei seinen Drink über seine Hand. Er starrte in den Schatten aus dem ihre Stimme gekommen war.
    Sie konnte sehen wie sich sein Kehlkopf beim schlucken bewegte. Seine Haltung war angespannt. Überrascht und perplex. Ein Ausdruck den sie an ihm nicht kannte.

    "Bekka." erwiderte er.

    Sie konnte wahrnehmen, auch wenn sie es nicht sah, das er dabei war nach seiner Waffe zu greifen. Langsam, ohne großen Drang, trat sie langsam nach vorne ins Licht und sah ihn direkt an.
    Was auch immer es war das er in ihrem Gesicht sah. Er stockte und versuchte nicht weiter seine Waffe zu ziehen. Statt dessen, führte er seine Hand zu seinem Glas und hielt es nun mit beiden Händen. Fast als würde er signalisieren wollen, das er ihr nichts tuen wollte.

    "Bekka. Ich habe mir schon Sorgen gemacht."

    Rebekka lächelte und machte noch einen Schritt, so das sie nun mit dem ganzen Körper im Licht des Raumes stand. Sie lächelte nicht mehr, sondern sah ihn nur mit einem fast ausdruckslosen Leeren, Blick an. Dessen einzige Regung eine fast verstorbene Traurigkeit war.
    Natürlich bemerkte sie das sein Blick auf die Waffe fiel die sie in der Hand hielt. Aber er sagte weder ein Wort noch tat er etwas weiteres. Sondern blickte wieder auf und sah ihr in die Augen. Seine dunkel braunen, fast schwarzen Augen, trafen auf ihr intensiv grünes Auge und das tief blaue Auge.

    "Tu das nicht Alex."

    Sein Gesicht bleib regungslos und verriet nicht seine Gedanken. Und doch wusste Rebekka genau was in ihm vorging. Sie wusste es ganz genau. Das erste mal in ihrem Leben fühlte sie sich ihm nicht unterlegen. Sie hatte hinter seine Fassade geblickt. Hinter den Zuckerguss der ihn umgab wie ein Schutzmantel aus Lügen.

    "Bitte, tu das nicht Alex." wiederholte sie und schlug die Augen ein mal traurig nieder.
    "Du musst mich nicht mehr anlügen."

    Und diesmal bewegte er sich. Zeigte eine Regung. Seine Stirn runzelte sich, während er von einem Bein auf das Andere sein Gewicht verlagerte.
    Hier standen sie nun. Standen sich gerade gegenüber.
    Lehrer und Schülerin. Geliebte. Verliebte. Gemeinsame Eltern.

    "Sag mir nur eines, war es Absicht gewesen?"

    Es dauerte einen Moment. Einen Moment wie eine Ewigkeit, in der sich selbst das einzige was sich in der Wohnung bewegte - die Anzeige der Uhr, langsamer zu bewegen schien. Als würde die Zeit selbst dieser Begegnung Respekt zollen und der Antwort entgegenfiebern. Rebekka wusste das er antworten würde, nur sie war sich nicht bewusst wie er antworten würde. Dann, nickte er.

    Hier standen sie nun. Standen sich gerade gegenüber.
    Spieler und Schachfigur. Stratege und Ressource. Feinde. Verräter und Verratene.

    Sie nahm sich einen Moment. Aber, so ungewöhnlich das auch war, sie wich seinem Blick nicht aus. Es gab nichts mehr lebendiges das sie hätte sehen können, aber es gab auch nichts ähnliches das er hätte sehen können. Zu gut hatte er getan, was er getan hatte.

    "Das hatte ich mir gedacht."

    Und schließlich, wurde er doch aktiv. "Aber ich habe auch mitteilen lassen, das du unversehrt zu bleiben hast."

    Das brachte sie zum Lächeln. Und sie legte den Kopf schief. Fast wie eine Katze die ihrem Besitzer einen letzten traurigen Blick zu warf, bevor er sie ertränkte.

    "Sicher hast du das." sie machte eine Pause um seine Worte wirken zu lassen. "Sicher hast du mitteilen lassen." Ihre Stimme war ganz ruhig und gleichmäßig.
    Das schien ihn überlegen zu lassen. Aber ob es ihn berührte. Ob es überhaupt etwas gab das ihn berührte. Ob es etwas gab das er überhaupt noch fühlte. Wirklich fühlte. Und nicht nur zu fühlen vorgab, weil er wusste das die gesellschaftliche Norm es so erwartete? Rebekka wusste das sie darauf nie eine Antwort bekommen würde.

    "Aber als es passierte, hast du auch nichts unternommen um es zu unterbinden. Nicht?"

    "Nein." er klang nicht im mindesten davon betroffen.

    "Der Mittelsmann war einfach wichtiger gewesen."
    Schloss sie daraus mit der nüchternen Erkenntnis das es nichts gab was Alex auch nur im Ansatz so wichtig war wie der persönliche Erfolg einer Mission. Und ihr wurde das erste mal bewusst, das auch er einen Weg der Eskalation hinter sich hatte. Die Kränkung seines Egos hatte ihn zu dem Monster gemacht, das Bekka hatte werden müssen um zu sehen wer ihr Peiniger war.

    "Das habe ich dir immer gesagt, Bekka. Die Operation immer zu erst."

    "Ich weiß." Dann entschied sie ihn direkt zu fragen. "Hat dir es überhaupt etwas bedeutet, unseren Sohn durch dein Tun zu verlieren?"

    Er antwortet nicht.
    Sein Schweigen war die Antwort. Mehr hatte sie nicht zu erwarten von ihm.

    Rebekka nickte leicht, fast unmerklich. Es war ausgesprochen. Die Wahrheit offenbart. Lag nun offen zwischen ihnen. Nichts mehr war zu sagen. Sie senkte das erste mal den Blick und hob dann langsam die Waffe. Richtete auch mit ihr den Blick wieder auf. Sie lächelte leicht. Und während sie über den Lauf Alex anvisierte, trank er seinen Whisky aus.

    Sekunden vergingen.

    Sie konnte es nicht. Trotz allem. Vielleicht auch gerade deswegen. Sie konnte es nicht. Langsam senkte sie die Waffe wieder. So lange Alex ihr gegenüberstand, so lange konnte sie es nicht.
    Es wirkte seltsam irreal. Alle Schmerzen die sie erfahren hatte, waren allein sein Werk. Der Scherbenhaufen der mal ihr Leben gewesen war, der ihre Persönlichkeit gewesen war - das fröhliche, talentierte Mädchen mit den schwarzen Haaren, dem frechen Mundwerk und der unerschöpflichen Energie - war nur sein Werk. Und doch.
    Sie konnte es nicht. Brachte es nicht fertig die winzige, unwesentliche Bewegung mit ihrem rechten fordern Fingerglied zu machen. Den tödlichen Mechanismus auszulösen, der allem ein Ende gesetzt hätte.

    Es ging nicht. Und sie fragte sich ob es der letzte Rest Menschlichkeit war, der sich in ihr regte. Oder nur das Unvermögen einer Puppe, die sich sonst von ihrem Meister los gesagt hatte. Sie konnte keine Antwort finden.
    Er stand nur da und betrachtete sie, teilnahmslos mit dem höflichen Interesse das man einem mittelmäßigem Gemälde entgegen brachte.
    Mit einem leisen Lächeln, senkte Bekka den Kopf und starrte zum Fenster hinaus.

    "Lebwohl, Alexander."

    Ohne zu zögern, stellte er das Glas auf einen Beistelltisch. Machte auf den Absätzen kehrt und ging zurück zu der Wohnungstüre. Öffnete sie mit einer einfachen Bewegung seiner Finger, die Bekka gerade nicht hatte vollführen können. Sie blickte ihm nach, visierte seinen Hinterkopf an. Fragte sich ob sie es konnte wenn er sie nicht an sah.
    Und es war als wüsste er das sie es sich fragte, denn er blickte nicht zurück. Als würde er ihr vielleicht eine letzte Chance zu gestehen. Seine Stimme war so ruhig und gleichmäßig wie immer. Als hätte er nichts zu beichten um seine Seele zu erleichtern.

    "Lebwohl." er machte eine Pause.
    Sie konnte es nicht.

    "Rebekka."

    Dann war er aus der Türe. Sie konnte seine Schritte noch hören, wie sie im Flur nach hallten. Entspannt und mit gemächlichem Tempo. Bekka sah noch einen Moment zu der offenen Türe. Die noch lange offen stand. Sie einlud ihm nach zu laufen. Es zu tuen. Sie praktisch aufforderte.

    Sie konnte es nicht.

    Die Tür glitt dann schließlich zu und der Raum versank wieder in den düsteren Schatten, die sie schon die ganze Zeit umgaben. Leisteten ihr mit der kühlen Präsenz Gesellschaft, die ihr einzig noch zustand. Mehr den je fühlte sie sich nicht mehr wie ein Mensch. Und weniger den je fühlte sie sich wie Abschaum. Das Leben war eine Abfolge von Prüfungen.
    Eine Folge von Kämpfen.
    Ruhig trat sie selber in die Mitte der Wohnung schritt dann von der Wohnungstüre weg, durch die gerade noch jemand verschwunden war, von dem sie nie gedacht hätte, das er ihr das Furchtbarste, was jemand sie nur ausmalen konnte, an tuen würde.
    Rebekka ging seelenruhig, fast geisterhaft wandernd durch die leere Wohnung. Vorbei an dem Schlafzimmer, auf dessen Bett sie sich noch vor ein paar Tagen ein letztes mal geliebt hatten. Er es genossen hatte, ohne sich davon berühren zu lassen, was er getan hatte.

    Und ebenso unberührt trat Bekka an das Fenster der Wohnung und blickte hinaus auf die Citadel die nun langsam zum Leben erwachte. Beobachtete die Menschen und Aliens die in die Botschaften gingen, um zu Arbeiten oder weil sie ein Anliegen hatten, während sie das bodentiefe Fenster direkt vor sich weit aufschob.
    Dann streckte sie sich und nahm das kleine Aufzeichnungsgerät an sich, das sie vorhin versteckt hatte. Öffnete es und legte die OSD auf den Tisch neben sich, die in dem Gerät steckte.

    Für einen Moment starrte sie auf die schlanke Disc aus poliertem Metall. Vorsichtig griff sie dabei in ihre Gesäßtasche, förderte die dünne goldene Kette zu Tage. Hob sie auf Höhe ihrer unterschiedlich gefärbten Augen und betrachtete den kleinen Anhänger, einem Davidstern, für eine kurze Weile. Beobachtete wie sich das Licht in ihm brach, als vereinzelt Strahlen durch die Fensterfront fielen.
    Hinter dem Stern, konnte sie auf der Straße erkennen wie der Dienstwagen des Mannes aus der Tiefgarage gefahren kam, den sie gerade unfähig gewesen war zu bestrafen für alles was er getan hatte.

    Ihre Augen fokusierten den Wagen, während sie die Hand senkte und die Kette, samt Anhänger, auf die OSD legte. Die Person, für die die Disc bestimmt war, würde bescheid wissen.
    Bekka lächelte und schloss die Augen.

    Aktivierte ihr Omnitool. Gab einen einfachen Befehl ein.

    'Wenn Sie ein gepanzertes Fahrzeug sprengen möchten. Dann brauchen Sie keinen großen Aufwand betreiben. Ihnen reicht ein bisschen handelsübliches Haarfärbemittel, ein Einkauf beim Medic, eine Kupferschiene, sowie etwas Schaumstoff und schließlich ein bisschen Handwerkliches Talent. Den Rest übernimmt dann die Energiezelle des Wagens.'

    "Danke für den Tipp, Alexander." hauchte sie und ließ das System den Befehl ausführen.

    Die Explosion die den Wagen auf offener Straße zerriss, zerstörte sämtliche Scheiben der umliegenden Gebäude. Warf einige Passanten zu Boden und schleuderte einen anderen Wagen zur Seite. Um Bekka herum ging ein Regen von Glassplittern zu Boden. Er goss sich in den Raum wie eine Fontäne aus kristallklarem Wasser.
    Rebekka aber, stand ganz ruhig in dem geöffneten Fensterrahmen und beobachtete gefühllos wie der Wagen in einem großen Feuerball ausbrannte.

    Seinen Fahrer zur Hölle schickte.

    08:56

  4. #24
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    <--- Mahnmalsgelände
    08:47, Botschaften

    „Hier“, sagte Konrad und gab Kyara den Milchshake, den die zwei gerade bei einem Imbisstand gekauft hatten. Sie waren mittlerweile seit ein paar Minuten auf Streife in den Botschaften und wie immer war es ruhig, sehr ruhig. Der junge Polizist von Terra Nova genoss die Fußstreifen, die im Präsidium grundsätzlich mehr gelaufen wurden, als die Streife im Dienstwagen. Zum einen konnte man so den Bürgern mehr Präsenz zeigen, zum anderen war man zu Fuß grundsätzlich schneller an einem Einsatzort im Präsidiumsring, als mit dem Streifenwagen.
    „Danke“, erwiderte Kyara und nahm einen Schluck, während Konrad seinen Blick über die Passanten streifen ließ. Noch immer lag ihm der Mahnmalsbesuch schwer im Magen. Das waren Wunden, die noch lange nicht geheilt waren und dabei hatte er gerade erst damit begonnen, das alles zu verdrängen. Bilder der Schlacht um die Citadel drohten vor seinem inneren Auge aufzutauchen, wie Zivilisten in seinen Armen gestorben waren, wie die Geth rücksichtslos auch auf Frauen und Kinder losgegangen waren, wie es Kyle erwischt hatte… Konrad hatte es nie wirklich verarbeiten können. Die Auszeichnung mit der Legion of Merrit des Rates für seine Rettungsaktion, die vielen Zivilisten das Leben gerettet hatte, war nur ein ganz schwacher Trost dafür.

    Langsam setzten sich die zwei Polizisten wieder in Bewegung, schlenderten die gut besuchte Straße hinunter, in Richtung der menschlichen Botschaft. Sie gingen gemächlich vor sich hin, denn der eigentliche Sinn dieser Streife lag immer im Zeigen von Präsenz, das wusste jeder Polizist, auch wenn es offiziell natürlich nie zugegeben werden würde.
    „Konrad, weißt du“, fing Kyara an, als gerade ein schwarzer Dienstwagen auf die Straße bog, „ich finde, du solltest dir wirklich-“
    Weiter kam die Asari nicht. Der Dienstwagen ging in einem gleißendem Feuerball auf, dessen Druckwelle sämtliche Personen in unmittelbarer Nähe des Wagens, Konrad und Kyara eingeschlossen, rücksichtslos umfegte.
    „Scheiße, verdammte!“, stieß der Polizist von Terra Nova wütend aus, als er sich wieder aufrappelte, „bist du okay, Kyara?“
    „Ja“, stöhnte die Asari, die sich ebenfalls mühsam wieder aufrichtete, „ich denke schon…“
    „Was war das?“, fragte er und half der Asari auf die Beine, „eine Rakete?“ Er sah sich um. Eine Menge verletzter Zivilisten krümmten sich am Boden und ein schwer verletzter Salarianer kroch aus einem Fahrzeug, welches von der Explosion ebenfalls zur Seite geschleudert worden war. Es sah fürchterlich aus, erinnerte Konrad an die Ereignisse von vor 6 Monaten, doch er riss sich zusammen.
    „H-hier Einheit 47-1“, funkte er zum HQ, „es gab eine Explosion bei den Botschaften, eine Menge Verletzter und hohe Sachschäden. Schickt sofort Rettungswägen und Verstärkung, wir brauchen…“ Langsam verstummte der Polizist als sein Blick an einem der Fenster hängen blieb. Völlig unbeteiligt stand da eine Frau am Fenster, die auf die Straße blickte, als wäre alles wie immer.
    „Kümmer du dich um die Leute hier, ich räume die Gebäude“, befahl Konrad und Kyara nickte. Die Asari humpelte leicht, aber sie hatte keine sichtbaren Verletzungen, war also einsatzbereit. Genauso wie er.
    Sofort stürmte Konrad los. An dieser Frau gefiel ihm etwas nicht, doch war sie zu weit weg gewesen, als dass er genaueres hatte erkennen können. Sie stand da, als hätte sie das alles von langer Hand geplant, die Explosion eingefädelt. Sein innerer Spürsinn schlug weit aus, als er die Tür zum Wohnkomplex auftrat und die stillen, kühlen Gänge betrat. Instinktiv wanderte seine Hand an den Halfter seiner Schusswaffe und mit einem sanften Drücken löste er die Sicherung, die ein unbeabsichtigtes Ziehen oder den Verlust der Schusswaffe unterband. Nur das Geräusch, wie sich die Pistole ausklappte und einsatzbereit gemacht wurde, hallte durch die stillen Korridore, das aufgebrachte Gekreische und der Lärm der Straße waren nur dumpf zu hören. Langsam, Schritt für Schritt bewegte sich Konrad vorwärts, verursachte mit seinen Schuhen ein leises Quietschen, jedes Mal, wenn er auftrat auf dem kühlen Stahlboden.

    Plötzlich öffnete sich eine Tür und eine Asari stürmte geradewegs in den Lauf des Polizisten. Außer eines erschrockenen Japsers kam nichts über die Lippen der etwas älteren Aliendame, zum Teil auch, weil Konrad den Finger stumm auf die Lippen gelegt hatte und ihr mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie schleunigst aus dem Gebäude verschwinden sollte. Nach kurzem Zögern gehorchte sie und lief hektisch in die Richtung, aus der Konrad gekommen war.
    Der Polizist kam schließlich bei der Tür an, hinter der er die Wohnung der mysteriösen Frau vermutete. Sie war verschlossen, was für ihn aber kein Problem war. Mit dem Omnitool machte er ein paar Eingaben am Terminal und kurz darauf zischte die Tür besonders schnell, wie sie es eigentlich nur im Falle eines Brandes tat, um so Flüchtenden schneller eine Route freizumachen, auf, um den Raum dahinter freizugeben. Schnell tat Konrad zwei Schritte in die Wohnung hinein und sicherte sie zu beiden Seiten ab. Es war dunkel, nur das Licht, das durch die großen Fenster fiel, erleuchtete die Wohnung, die ziemlich edel eingerichtet war. Doch er hatte keine Zeit, die Einrichtung zu bewundern, denn irgendwo hier war jemand, der für diese Scheiße da unten verantwortlich war, das spürte Konrad. Sein Herz schlug schnell, sehr viel schneller, als normal und er spürte, wie ihm warm wurde, während sich Schweiß auf seiner Stirn bildete. Er blieb jedoch vollkommen ruhig, hielt die Waffe ganz still vor sich, jederzeit bereit, sie auf einen Feind zu richten und notfalls abzudrücken.

    Dann sah er sie. Mit dem Rücken zu ihm stand die Frau am Fenster und blickte hinab auf die Straße, auf der sich immer mehr Schaulustige sammelten und mittlerweile die ersten Streifen- und Rettungswägen eintrafen.
    „C-Sec, Waffe fallen lassen!“, rief Konrad sofort, ja er brüllte regelrecht, und richtete seine Pistole wiederum direkt auf den Rücken der Frau, die nicht gehorchte, „ich sagte, fallen lassen!“ Kurze Blicke erhaschte er rechts und links neben sich, jederzeit darauf gefasst, dass ein zusätzlicher Angreifer aus dem Schatten auf ihn losging. Doch es blieb nur bei der Frau vor ihm und das gefiel dem Polizisten ganz und gar nicht. Irgendetwas stimmte hier nicht…
    Geändert von Konrad_Richter (01.08.2010 um 04:54 Uhr)

  5. #25
    ME FRPG Only Avatar von Rebekka v. Tannberg
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    08:57

    Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen beobachtete sie den Wagen wie er immer weiter brannte. Selbst wenn die Rettungskräfte jetzt auftauchen würden - sie würden den Brand nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Der Wagen würde bis auf den letzten Rest ausbrennen. Nichts hinter lassen als einen großen Haufen Asche - auch nicht von dem Insassen.

    'Der entscheidenden Teil einer Operation ist die Planung. Definieren sie den Rahmen in dem sie sich bewegen. Definieren sie das Ziel der Operation.
    Sichern sie die Ressourcen die sie haben und besorgen sie dann noch die zusätzlichen Mittel die sie benötigen.

    Die Geld-Goofies rücken nämlich nie genug raus damit alle ihre Leute heil aus der Nummer raus kommen.

    Planen sie den zeitlichen Ablauf. Planen sie die Einsatzcharakteristik. Und dann erkunden sie. Beschaffen sie sich soviel Informationen wie sie haben. Halten sie die Einsatzdichte dabei so dünn wie möglich aber so dick wie nötig. Gehen sie kein Risiko ein. Seien sie kreativ. Und sehen sie Verluste in ihrer Planung vor.
    Erstellen sie eine Taktik und überlegen sie sich eine Strategie wie sie ihr Ziel erreichen. Bedenken sie dabei folgenden Grundsätze: Wenn es dreist ist und funktioniert ist es ihre beste Option. Wenn es doof ist, aber funktioniert ist es ihre zweit beste Option. Wenn der Gegner voraussichtlich nicht damit rechnet, ist es ihre letzte Option.

    Aber das wichtigste ist, haben sie immer mehrere Pläne. Und vor allem, haben sie mehrere Ausstiegsoptionen und Fluchtplänen - den, was Profis tuen ist berechenbar, aber die Welt ist voller Amateure!'


    So viele Lektionen hatte Bekka im Laufe ihrer Karriere gehört. Aber die wichtigsten waren meist mit die von Kathleen gewesen. Die rothaarige Frau hatte viel Zeit verwendet, Rebekka bei zu bringen was sie heute wusste. In tausenden von einzeln Stunden hatte sie ihr Tricks und Regel beigebracht. Hatte sie abschauen lassen.
    Mit jeder gemeinsamen Minute hatte sie versucht die junge Rebekka auf eine Rolle als Führungsoffizier vorzubereiten. Vergeblich wie es sich nun herausstellen sollte. Den Bekka hatte eine Ausstriegsstrategie. Eine gute - von einem gewissen Punkt.

    Aber sie war sich sicher, das Kathleen das anders sehen würden. Aber das hier war nicht Kathleens Plan. Es war nur der von Bekka.
    Und so verharrte sie ruhig mitten im Lichteinfallen des Fensters. Jeder der die Wohnung stürmte würde unweigerlich so weit geblendet sein, das er gerade noch die Umrissen der Person erkannte. Sicher, es würde jeden Schuss auf sie schwer machen. Aber nicht unmöglich. Und das war von ihr schließlich beabsichtigt.

    Und noch während sie darüber nach dachte, wie die nächsten Momente wohl verlaufen würde, hörte sie schon die Schritte vor der Türe. Und fast sofort glitt sie auf.
    Diese Kleinigkeit sagte Bekka das es jemand von den Sicherheits- und Rettungskräften sein musste. Den die Truppe hatte spezielle Codes mit denen sie verschlossene Türen im Notfall öffnen konnten. Sie lächelte leise vor sich hin und blieb entspannt an ihrem Platz stehen. Gab ihm die Chance sich zu vergewissern das sie die einzige hier war.

    „C-Sec, Waffe fallen lassen!“

    Und obwohl er es von Adrenalin angestachelt brüllte, so erkannte Rebekka die Stimme doch sofort. Enttäuscht schloss sie die Augen und senkte leicht den Kopf. Das war nicht geplant gewesen. Sie hatte mit jemand anderem gerechnet. Gehofft. Jemand dessen Gesicht sie nicht kannte. Jemand der ihr egal war. Noch bevor sie hätte reagieren könne, setzte er sofort nach.

    „Ich sagte, fallen lassen!“ Sein Ton war über die Maßen aggressiv und befehlsstark. Beeindruckend und einschüchternd. Die meisten Leute hätten ihre Waffe weggeworfen. Vielleicht sogar sie selbst, wenn es nicht so grundlegend gegen ihren Plan gewesen wäre. Sie wusste das es verkehrt war - das Konrad, der sich noch vor weniger als 24 Stunden sehr rührend um sie und Sarah bemüht hatte, es nicht verdient hatte jetzt der Leidtragende ihres Plans zu sein.
    Rebekka spürte den dicken Klos der sich in ihrem Hals bildete. Den bitteren Geschmack von Galle die in ihrem Hals aufstieg und sich dort ausbreitete wie ein Geschwür. Ihr lief es kalt über den Rücken.

    Aber sie tat ihr bestes um das Zittern zu unterdrücken das ihr penetrant über das Rückgrad hinunterlaufen wollte.

    Statt dessen, entsicherte sie die Waffe so geräuschvoll wie möglich. Und noch während sie das metallische Klicken vernahm, merkte sie wie die Welt um sie herum in eine neue Art von Zeitlupe verfiel. Alles drang nur noch wie durch Watte zu ihren Ohren.
    Ihre Augen tasteten das Fahrzeug auf der Straße ab, das plötzlich geräuschlos und atemberaubend langsam vor sich hin abfackelte. Adrenalin schoss ihr in die Adern. Sie wusste das es eine normale Reaktion war. Denn ihr Körper wusste was er jetzt tuen musste. Die Planung für ihre Flucht sah nun mal leider vor was sie vor sah. Und trotz aller Planung wie Neska es immer verlang hatte. So gab es für Bekka nur einen Weg aus dieser Wohnung.
    Und der war durch die Eingangstüre.

    Erneut schlug sie die Augen nieder und drehte leicht den Kopf. Ließ den kühlen Windhauch der durch das Fenster in die Wohnung zog über ihre Wange streichen. Fühlte wie er mit ihren Haaren spielte.
    Vor ihrem inneren Auge tauchten erneut die Bilder auf. Die blitzende blutige Klinge, wie sie aus ihrem Bauch wieder auftauchte.

    Ein tiefer Atemzug. Ihre Hand schloss sich fester um den Griff der Waffe. Sie wusste das es ein Fehler war.

    Bekka schluckte. Ihr Sohn. Unschuldig, hilflos, so wehrlos und unbedarft. So chancenlos wie er noch von ihrem Blut verschmiert in die Höhe gehoben wird. In ihr Gesichtsfeld gezwungen - in ihrem Wissen das sie nicht weg sehen konnte. Ihre Hände die sich panisch nach dem zuckenden, kleinen Menschen ausstrecken, der Kopf über, nur einem Beinchen gehalten, hing. Bettelnd, verlangend, chancenlos. Ihre bettelnden Worte kamen ihr wieder in den Sinn.

    'Nicht.. nicht.. bitte.'

    Ihr Kiefer begann zu arbeiten. Es musste sein. Es durfte einfach nicht anders sein. Es tat ihr so leid für Konrad.

    Ihre Augen verfassten verschwommen durch Tränen wie er den leblosen Körper des Kindes auf ihre Brust warf. Den Schmerz. Das hämische Grinsen in dem Aliengesicht. Das Gesicht des Vaters als er sie stellte. Die Teilnahmslosigkeit.
    Den Schmerz. Nur noch der Schmerz. Ihr Geist war erfüllt davon.

    Es muss sein. Es war unausweichlich. Sie wollte es nicht anders.

    Bekka wirbelte herum. Und für diesen Moment, schien alles beschleunigt. Als hätte jemand den Schnellvorlauf gedrückt, nur um dann wieder auf Slowmotion zu drücken. Sie tat keinen Schritt zur Seite. Wirbelte nur auf der Ferse herum und riss die Waffe in den Anschlag.
    Bekka war geübt. Sie hatte es abertausende mal geübt. Kathleen hatte darauf bestanden. Immer und immer wieder. Schon immer eine gute Schützin, brauchte sie nicht über den Lauf zu visieren. Zwei Schüsse gab sie ab. Ihr war klar das sie ihn traf.

    Konrad.

    Aber obwohl er im gleißenden Licht stand, konnte sie das Licht sehen. Das Licht, das an der Spitze des Laufes seiner Waffe auffunkelte. Wie kleine Sterne. Dann erst hörte sie den Knall den die Schüsse erzeugten. Sie hätte nicht gedacht das er so schnell war.

    Sie blinzelte. Das war ihre einzige Reaktion als sie die Wucht spürte die gegen ihren Brustkorb schlug. Als hätte jemand einen riesigen Vorschlaghammer geschwungen und versucht einen großen Nagel in ihre Brust zu treiben. Ihr wurde die Luft aus der Lunge getrieben.
    Ihr von den letzten Tagen vollkommen malträtierter Körper, zuckte nur beiläufig, fast innerlich resignierend mit den Schultern. Bekka fühlte wie ihre Beine den Kontakt zum Boden verloren. Die Wucht der Projektile die in ihre Brust einschlugen sie von den Füßen hob.

    Dann kam der erste Aufschlag in ihrem Rücken, als sie gegen den Fensterrahmen geschleudert wurde, wie ein Spielzeug das ein zorniges Kind von sich warf. Kurz nachdem ihr Rücken mit aller Kraft dagegen geschlagen war, folgte ihr Kopf. Der Schmerz war nur noch ganz dumpf, fast unwirklich, als ihr Hinterkopf gegen das Metall donnerte. Ihr wurde fast sofort schwarz vor Augen. Sterne tanzten.
    Eine Symphonie von Lichtern und Klängen stürmte auf sie ein. Und dann saß sie auch schon auf dem Boden. War an dem Fensterrahmen herabgeglitten und saß nun, fast liegend mitten in den Scherben, die von der Explosion in den Raum geworfen worden war.

    Sie versuchte den Schmerz in ihrer Brust zu erfassen. Starrte ungläubig an sich herab und fühlte mit erschrecken wie sich Blut in ihrem Mund sammelte.

    Das war überraschend.

    Scheiße. Sie versuchte sich mit den Händen abzustützen und wieder in die Höhe zu kommen. Die zersplitterten Glasscheiben bohrten sich schmerzhaft in ihr Fleisch und erzeugten eine dumpfe Taubheit die sich sofort ausbreitete und in ihrer Brust unbehagliche Verstärkung fanden. Fast zeitgleich, war es schon da, das Zupfen in ihrem Unterbewusstsein. Der sanfte Hinweis, das es Zeit war. Bekka wollte ihre Füße aufstemmen. Aber alles was sie bekam war kalte Ignoranz des Befehls von ihrem Unterkörper.
    Irritiert kämpfte sie ihren Kopf in die Höhe und versuchte Konrad auszumachen. Aber wie ihr Gehör, hatten ihre Augen schon fast den Dienst eingestellt. Die konnte einen Umriss - einen Schatten in mitten des Lichts - ausmachen, der sich auf dem Boden wälzte oder dort lag.

    Nicht doch.
    Aber dann sackte ihr Kopf ab. Sie hatte nicht mehr die Kraft ihn oben zu halten. Fast leblos fiel er ihr auf die Brust. Der Geschmack von frischem Blut, ihrem Blut, war inzwischen so übermächtig das ihr Schlecht wurde. Aber der Versuch es auszuspucken, klappte nicht. Ihr war die Kraft dafür versagt. Statt dessen lief es ihr emotionslos durch Lippen und über den Wundwinkel herab.

    Das konnte nicht wahr sein. Das konnte einfach nicht wahr sein.

    Auch ihre Arme wollten nicht mehr, kein Finger ließ sich mehr bewegen. Ein wenig ungläubig versuchte sie ihre eigenen Hände in dem Meer aus glitzernden Scherben auszumachen. Aber nach ein paar Augenblicken musste sie resigniert aufgeben. Es hatte einfach keinen Sinn mehr. Bis auf den Druck in ihrer Brust, war alles taub. Und kalt. So unglaublich kalt.

    Sie kannte das Gefühl. Es war nicht das erste mal das sie es vernahm. Das sie die Stimme vernahm die jetzt nach ihr rief.

    'Mami?'

    Rebekka erstarrte. Wenn auch nur innerlich. Ihr Geist - ihre Gedanken kamen mit einem mal zur Ruhe.

    Grauer Dunst legte sich über ihren Blick. Grauer düstere Dunst, der sie aber merkwürdigerweise beruhigte. Sie versuchte zu verstehen was geschah. Und mit dem Schleier der sich langsam ausbreitete - sich über sie legte wie ein dunkles, warmes Leichentuch, so verschwand langsam alles anderen aus ihrem Blickfeld.

    'Mami.'

    Und ohne sie wirklich je gehört zu haben. Ohne verstehen zu können wie es möglich war. So beruhigte sie die Stimme doch. Es sanfte Berührung von kleinen Kinderhänden auf ihrer gequälten Seele. Und es war als würde jemand ein Fenster öffnen. Licht und frische Luft, durch helle weiße Vorhängen in einen Raum lassen, der sehr lange verschlossen gewesen war. Licht und frische Luft, die den Staub und die Bedrückende enge der Schwärze hinwegfegten. Rebekka lächelte. Ein letztes, Lächeln. Ein endlich glückliches Lächeln.

    Ein letzter Kampf war noch von Nöten um der Einladung zu folgen. Die kleine Hand des Jungen zu ergreifen der sie ihr mit einem Lächeln aus blauen Augen unter strohblonden Haaren entgegen streckte.
    'Komm...'

    Rebekka schloss die Augen und fühlte wie sich eine einzelne Träne über die Wange rollend mit ihrem Blut mischte. Sie nahm allen Mut zusammen und alle Kraft die ihr verblieben waren. Holte mit aller Macht noch ein mal Luft. Fühlte wie ihr Brustkorb sich zum zerreisen spannte. Ein Schmerz sie erfüllte der ihr die Besinnung nahm. Ihr Lungen mit flüssigem, heißen Schmerz füllte und ihr Herz darin versank.

    Ihre Welt wurde für einen Moment schwarz, nur um sich dann in gleißendes Licht zu verwandeln. Sie merkte nicht mehr wie sie zur Seite umkippte und mit dem Kopf auf den Boden schlug, noch merkte sich die Beamten die Konrad zur Hilfe eilten über sie beugten.

    Jetzt gab es endlich nur noch den kleinen Jungen.

    'Mami.'
    Geändert von Rebekka v. Tannberg (02.08.2010 um 14:49 Uhr)

  6. #26
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    Scheiße.

    Das war das einzige, was Konrad im Moment durch den Kopf ging, während er keuchend und auf allen vieren Blut spuckte. Die Frau hatte seine Aufforderung ignoriert und war herumgewirbelt, um zwei Kugeln direkt in Konrads Brust zu versenken. Die Professionalität hatte ihn überrascht und eine dumpfe Ahnung machte sich in ihm breit, wen er da gerade vor sich hatte. Dennoch hatte der Polizist die Nerven behalten und abgedrückt. Drei Mal hatte er es geschafft, seine Waffe abzufeuern, doch wie viele Schüsse das Ziel trafen konnte er nicht sagen. Mittlerweile bereute er es sogar, überhaupt einen Schuss abgegeben zu haben. Denn die Ahnung in ihm wurde immer lauter, wuchs an zu einem nagenden Zweifel, der beinahe mehr schmerzte, als die blutenden Schusswunden an seinem Oberkörper.

    Ein weiterer Hustenanfall brachte noch mehr Blut zu Tage.
    Scheiße. Gottverdammte Scheiße.
    Er versuchte, seinen Kopf in die Höhe zu bringen, die angeschossene Person dort liegen zu sehen. Doch er erhaschte nur einen kurzen Blick, ehe die Kraft in seinem Nacken nachließ und Konrad nun endgültig zu Boden ging. Doch dieser eine Blick hatte gereicht.
    Es war Rebekka, die dort in den Scherben lag und langsam starb.

    „Du dumme...“, stieß er hervor, doch weiter kam er nicht.
    Wieso musstest du es sein? Warum konntest du nicht irgendeinen verdammten Flug weg von hier nehmen?
    Mit diesen Gedanken verlor er langsam das Bewusstsein. Der Blutverlust war zu stark, nur das Adrenalin, welches gerade durch Konrads Blutbahnen schoss, hatte verhindern können, dass er sofort auf dem Boden aufschlug und nicht mehr ansprechbar war.
    War’s das jetzt? Jetzt schon?

  7. #27
    ME-FRPG only Avatar von Konrad_Richter
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    „Abstand!“
    Dumpf drang dieser Ausruf an Konrads Ohren, als würde der Sprecher hinter einer Wand stehen.
    Was soll das? Abstand? Warum-
    Noch ehe er sich selbst diese Frage stellen konnte, durchdrang ein Geflecht von stechendem Schmerz seine Brust. Wie tausend Nadelstiche durchfuhr das Gefühl den Polizisten und er spürte, wie jeder Muskel unkontrolliert aufzuckte.

    Tief nach Luft ringend richtete sich Konrad auf, saß plötzlich aufrecht da und sah sich verwirrt um. Noch vor seinem Sehvermögen setzte das Gehör des Polizisten wieder ein und er hörte aufgeregte Rufe, viele Stimmen, wie sie durcheinander redeten, und dazwischen ein hektisches Piepen.
    Konrad kannte dieses Geräusch. Es war ein Gerät, um die Herzfrequenz zu messen und wer auch immer daran angeschlossen war, dessen Herz schlug gerade schnell. Ziemlich schnell.
    „Bringt ihn wieder auf den Rücken, er muss sich beruhigen, verdammt!“, rief ein Mann neben ihm und mehrere Hände griffen nach Konrads Schultern, um ihn wieder in eine liegende Position zu bringen, doch ihm gefiel das gar nicht. Langsam kamen die Erinnerungen wieder hoch, was gerade geschehen war. Er musste zu Rebekka!

    „Nein“, murmelte er kaum verständlich und wehrte sich recht erbärmlich, ohne wirklich Kraft aufwenden zu können. Langsam meldeten sich seine Augen wieder zurück und zumindest grobe Konturen konnte Konrad zwischen dem weißen Leuchten ausmachen.
    „Officer, Sie wurden schwer verletzt. Legen Sie sich wieder hin, damit wir ihnen weiterhelfen können." Die Stimme des Sanitäters verlor sich irgendwo in Konrads Kopf, als würden sie in einer großen Kathedrale stehen, deren Echo jeden Kommunikationsversuch im Keim erstickte.
    Doch Konrad sah sich nur verwirrt um, erspähte irgendwo hinter den Polizisten, die mittlerweile Konrad umringt hatten, Kyara, wie sie die Hände bestürzt vor den Mund gelegt hatte. Tränen hatten ihr dezentes Make-Up verschwimmen lassen.

    Dann sah Konrad Rebekka.

    Sie lag zur Seite umgefallen und in einer großen Blutlache direkt beim Fensterrahmen. Er konnte zwar noch keine Details erkennen, dafür war sein Sehvermögen noch zu stark eingeschränkt, aber die wichtigste Botschaft kam an: sie war tot und Konrad hatte sie umgebracht.

    „Er überanstrengt sich, bringt ihn zu Boden!“ Zwei C-Sec-Polizisten kamen herbei und drückten Konrad wieder auf den Rücken. Einen der beiden, einen Turianer, kannte er sogar.
    Dann tauchte auch das Gesicht des Sanitäters auf.
    „Sir, Sie müssen mir versprechen, sich zu beruhigen. Wir müssen Sie dringend in ein Krankenhaus bringen, verstehen Sie mich?“ Konrad nickte zögerlich. „Gut. Hebt ihn auf die Trage, er muss sofort in den OP!“
    Die Polizisten hievten Konrad auf eine Trage und der Sanitäter, ein Mensch, trug gemeinsam mit einer asarischen Kollegin den verwundeten Polizisten aus dem Wohnkomplex. Das letzte, was Konrad sah, ehe er erneut das Bewusstsein verlor, war Kyara, wie sie tränenüberströmt, aber unverändert dastand und ihm nachsah.

    09:06 Uhr
    ---> Krankenstation

  8. #28
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    ---> Obere Märkte, 22:15 Botschaft der Allianz - Station des Allianzgeheimdienstes

    Kathleen stürmte mehr als sie ging über den Vorplatz der Botschaft. Ignorierte die Empfangsdame die ihr noch ein paar Worte hinterher rief die sie fröhlich ignorierte. Sie hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Ohne auch nur einen Schritt langsamer zu werden eilte sie an ein paar letzten zivilen Angestellten der Botschaft vorbei und schlug dann ihren Weg durch eine der Seitentüren zu den abgeriegelten Bereichen der Botschaft ein. Vor den Türen standen ein paar Marines, die sich schon bereit machten die rothaarige, anstürmenden Frau aufzuhalten.

    "Ma'am, das ist ein Sicherheitsbereich. Sie dür..."
    Kathleen streckte ihm die Hand ins Gesicht und brachte ihn zum Schweigen. Hob ihren Ausweis und hielt ihn dem anderen vor die Augen.
    "Lesen Sie, merken Sie es sich. Öffnen Sie mir die Türe, gehen Sie aus dem Weg und dann machen Sie Ihren Vermerk in den Unterlagen." die beiden Soldaten brauchten einen Moment.
    "JETZT!"
    Beide Männer taten, nach dem sie den Ausweis geprüft hatten, eilenst was Ihnen befohlen worden war.
    "Bitte, Madam."
    "Danke." raunzte sie und schob sich zwischen den beiden Wachen hindurch. Betrat den kühl ausgeleuchteten langen Gang der keine weiteren Abzweigungen besaß, sondern nur ein breites Schreibpult am Ende, das fast wie eine Stellung - in Realität hatte es auch im Falle eines Angriffes genau diese Aufgabe - ausgebaut war. Hinter dem Tresen erhob sich ein weiterer Soldat, während sein Kumpel sitzen blieb. Innerlich seufzte Kathleen und machte sich nicht mal die Mühe den Ausweis weg zustecken.

    "Captain Kathleen Benedict, Stationsleiterin. Prüfen Sie es im System, wenn ich stehen bleiben muss, reiße ich Ihnen den Arsch von hier bis zum Mars auf!"

    Die beiden Männer sahen sich gegenseitig an und einer begann sofort zu tippen.
    "Mit K oder C, Madam?" rief er ihr dann panisch entgegen.
    "C." pflaumte sie zurück und deutete auf den Soldaten - einen Gunny - der sich erhoben hatte. "Sie folgen mir." Der Mann starrte zu seinem Kameraden, fragend. Der blickte hoch und nickte - deutlich, sehr deutlich verwirrt. Kathleen konnte sogar so etwas in seinem Blick lesen wie: 'Spione - nicht wundern.'
    "Alles klar." antwortete er ihr dann, als Kathleen das Pult passierte. Neska blieb schlagartig stehen und blickte die beiden Männer an. Zwang den einen, der sich schon beeilt hatte zu ihr Anschluss zu finden, zur Notbremsung damit er ihr nicht hinten rein rannte. Anstatt aber etwas zu sagen, starrte sie den Mann einfach nur an. Der blinzelte verwirrt und wurde dann schnell panisch als ihm einfiel was gerade verpasst hatte.

    Er sprang auf, riss die Hand an die Stirn zu einem Salut und nahm Haltung an. "Captain."
    Sie lächelte. "Dankeschön." erwiderte sie den Gruß und wandte sich dann der ersten 'echten' Sicherheitskontrolle zu. Die Türe war eine Absperrung aus schwerem beschusssicherem Glas. Kathleen zog ihren Ausweis mit der darin enthaltenen ID Card durch den Leser und tippte ihren Code ein. Die Türe klickte ein mal und zischte dann auf. Neska setzte ihren Weg fort und bog dann um eine leichte Kurve. Dahinter befand sich die nächste Kontrolle. Dies mal war es eine Schleuse die von einem Wachmann, der in einer eigenen Kabine aus Panzerglas saß, bewacht wurde.
    Kathleen hielt ihren Ausweis an das Glas und starrte den Mann an dem Lederetui vorbei an. Beobachtete wie er die Daten prüfte und dann seinen Blick wieder an hob.

    "Ma'am, ich habe hier stehen das sie die neue Stationsleiterin sind. Ein direkter Befehl von Admiral..."
    "Toll, jetzt weiß ich das Sie lesen können. Machen sie die Schleuse auf und dann folgen Sie mir!"

    Er reagierte schneller als die beiden Deppen, von denen einer ihr bereits folgte. Die beiden Wachleute im Schlepptau, setzte Neska ihren Weg fort und erreichte schließlich die letzte Sicherheitskontrolle. Auf dem Weg kam ihr allerdings niemand mehr entgegen. Der Bereich vor der eigentlich nachrichtendienstlichen Station, war zwar auch schon militärischer Sperrbereich, aber gehörte zu der militärischen Vertretung der Menschheit unter der Leitung des Militärattaches der Allianzbotschaft. Erst mit der letzten Kontrolle betrat man das Reich des Geheimdienstes.

    Kathleen trat vor die Schleuse und beugte sich zu dem Irisscanner hinunter. Presste ihre Wange gegen die Halterung, damit der Laser ihr Auge abtasten konnte. Tippte gleichzeitig einen weiteren Code ein und wartete ungeduldig bis sich die Schleuse öffnete. Sie winkte die Männer mit sich.
    "Kathleen Violetta Benedict-Pera. Captain. Leiterin der Station. In Begleitung zweier Soldaten die dem Wachdienst der Botschaft zugeordnet sind."
    Die Scanner der Schleuse begannen zu surren, als sie Kathleen und die beiden Männer abtasteten. Die Identität überprüften.
    Neben ihnen glitt eine Schublade auf, die zur Verwahrung der Dienstwaffen gedacht war. "Ihre Waffe Madam."
    "Sicherheitscode Alfa, Juliett, Foxtrot, Hotel, Hotel, Lima. Vierundsechzig, neun, dreizehn. Verifizierung durch Kathleen Benedict - Papa, Tango, Oscar, Oscar, drei."
    "Code akzeptiert. Sicherheitsprotokol vier wurde aktiviert."

    Die Türe vor ihrer Nase öffnete sich und Kathleen trat hindurch, noch bevor sich die Türe ganz geöffnet hatte. Sofort umfing sie hektisches Gemurmel. Der Hauptraum der Station in der sich alle Arbeitsplätze und Konsolen befanden war in heller Aufregung. Wie Goldhändchen es vorausgesagt hatte. Sie seufzte und eilte in den Raum hinein. Schob zwei Leute zur Seite die sich angeregt unterhielten. Schnappte ein paar Bruchstücke dabei auf.
    "...aber wenn ich dir doch sage, dass da was nicht stimmt."
    "Ich weiß nicht. Aber ein Eliminierung?"

    Neska ignorierte es und bahnte sich ihren Weg bis in etwa zur Mitte des Raumes und versuchte einen Überblick zu gewinnen. Was sich schnell als sinnlos herausstellte. Also änderte sie ihre Taktik. Packte einen Stuhl, zog ihn heran und stieg über die Sitzfläche des Möbelstücks auf einen der Schreibtische.
    Von ihrer neuen Position konnte sie den Raum überblicken und auch von jedem gesehen werden. Die Mitarbeiter in ihrer direkten Umgebung, die sie bereits realisiert hatte, stoppten nun ihre Gespräche. Blickten zu Neska hoch und versuchten ihr erstaunen einigermaßen zu verstecken.

    Zeit sich Gehör zu verschaffen.

    "Hey!" es dauerte einen Moment, aber sie hatte noch nicht ganz die Aufmerksamkeit von jedem.
    "HEY!" Jetzt aber.

    Kathleen drehte sich ein mal um die eigen Achse um sicher zu sein, das auch wirklich alle zu ihr auf sahen.
    "Ich bin Kathleen Benedict. Mit sofortiger Wirkung bin ich die Leiterin dieser Station. Captain Segev wurde des Kommandos enthoben - die Befehle kommen direkt vom stellvertretenden Leiter des Dienstes." sie ließ ihren Blick schweifen und begegneten ihrem Blick der ihr zugeworfen wurde.
    "Das heißt ich bin jetzt ihr Boss. Und bevor wir jetzt einen gemeinsamen Kaffeeklatsch veranstalten, will ich folgendes klar machen. Die Station ist abgeriegelt." sie ließ ihre Worte wirken.
    "Alle Befehle die Captain Segev gegeben hat sind mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Haben sie das verstanden?"

    Breites Schweigen, das Neska als Zustimmung deutete. "Wir haben neue Aufgaben. Finden Sie Captain Segev und Lieutenant Nakamura. Finden Sie Rebekka von Tannberg. Morgen schlägt der Admiral hier auf und will mit diesen Leuten reden. Hat jeder diese Aufgabe verstanden?"
    Vereinzeltes Nicken und ein paar gemurmelte Ja's reichten ihr, es als bestätigt zu erachten.
    "Gut. Jetzt holt sich jeder von Ihnen eine Flasche Wasser und einen Kaffee, dann schwingen sie sich vor ihre Arbeitsplätze. Ich will Ergebnisse."

    Sie stieg wieder von dem Tisch und klatschte dann in die Hände. "Auf geht's Herrschaften, das sind die schwierigsten Stunden ihres Lebens!" Um sie herum brach dann endlich das koordinierte Arbeiten aus. Sie wusste das es nicht lange vor halten würde. Und sie wusste auch das sie darauf achten musste wer wie arbeitete, den Alex war schließlich mehr als nur ein paar Tage hier der Chef gewesen. Es war unmöglich zu sagen, wer auf seiner Seite bleiben wollte.
    Eine der Nachteile als Spion. Mann konnte niemand wirklich trauen. Kathleen kehrte zu den beiden Sicherheitsleuten zurück.
    "Sie beide, lassen niemand aus der Station. Ist das klar?"
    "Ja, Ma'am."

    Kathleen starrte beide noch einen Moment an und nickte dann zufrieden. Schickte sie mit einer Handbewegung zur Ausgangstüre und ging dann selber zu der Treppe die nach oben zum Büro des Stationsleiters führte. Neska blieb vor der Türe stehen und seufzte. Ein traditionelles Schloss. Zylinder und Schlüssel. Prima. Toll Alex.
    "Du Drecksack." zischte sie und zog ohne weiter zu zögern ihre Makarow, zielte grob und gab einen Schuss auf das Schloss ab.
    Die Kugel durchschlug den Schließzylinder und warf die Verschlussmechanik nach innen. Kathleen kontrolliert den Griff des Türe. Ignorierte die verwirrten und geschockten Blicke ihrer neuen Mitarbeiter die von ihren Konsolen hoch starrten.
    Der Riegel war frei und ließ sich öffnen. Kathleen steckte ihre Waffe, ohne sie zu sichern wieder in ihren Halfter, und schob gleichzeitig mit dem Fuß die Türe auf.

    Es war ein Deja-Vu. Das Büro so dem Büro im Trainingslager von Alex zum verwechseln ähnlich. Als hätte er den ganzen Raum transportieren lassen. Kathleen seufzte und rollte mit den Augen.
    "Du bist doch tatsächlich das größte Arschloch das die Allianz angestellt hat." Er und sein Ego. Nichts war berechenbarer als Alex und sein Ego. Allerdings hatte das auch einen Vorteil. Neska hatte schon immer auf ein Büro mit Rosenholzvertafelung geschielt. Ohne noch einen weiteren Moment zu verschwenden ging sie zu seinem Schreibtisch.

    Sie machte sich nicht die Mühe die Konsole zu aktivieren. Jeder Versuch das zu tuen, hätte unweigerlich dazu geführt das sie alle Daten verloren hätte die Alex darauf hatte. Auch den Rechnerrahmen zu knacken hätte sicherlich einen ähnlichen Effekt gehabt - wenn nicht gar eine Explosion die das Büro in Schweizerkäse verwandelt hätte. Also zog sie ihr Messer vom Gürtel und rammte es seitlich in das Holz des Schreibtisches in den die Konsole eingelassen war.
    Neska musste sich mit aller Kraft auf das Messer stemmen, um die Klinge in der Holzplatte nach unten zu ziehen. Die Sägebewegungen machten es zwar etwas einfacher, aber es dauerte trotzdem seine Zeit. Sicherlich nicht lange genug wenn man Zeit hatte - aber lange genug um einen einfachen Einbrecher abzuschrecken. Und noch während sie ein Loch in den Schreibtisch sägte, öffnete sich die Türe.

    "Captain?" es war die Stimme eines jüngeren Mannes. Kathleen hob den Kopf und linste über den Schreibtisch, zwischen ihren roten Locken hindurch.
    "Ja?"
    "Ich.. ehm.. was tuen sie da?" gab er dann seine Neugier nach.
    Kathleen hob eine Braue und verschwand dann wieder hinter dem Tisch und sägte weiter. "Haben Sie vergessen wie man Meldung macht, Söhnchen?"
    Sie hörte ihn stottern und dann etwas sagen wie, "Nein. Nein, natürlich nicht."
    "Schön, dann fangen wir doch mal damit an das Sie mir sagen wer Sie sind und was Sie für Aufgaben haben."
    Ihr Messer verkanntet sich und sie schnaubte genervt.

    "Thierry Camps. 2nd Lieutenant - taktische Kommunikation der Station."
    "Schön Thierry, also was haben Sie für mich."
    "Captain..."
    "..und hören Sie auf mich Captain zu nennen. Sagen Sie Ma'am oder Boss."
    "Ja Cap... Ma'am."
    Dann trat schweigen ein und Kathleen sah sich gezwungen noch mal aufzusehen. Sie lächelte und musterte den jungen Belgier, seinem Dialekt nach musste er aus der Gegend um Brüssel kommen. Er wirkte irgendwie verloren und schien kurz davor sich in die Windeln zu machen. Er konnte höchstens 22 sein. Aber er sah viel jünger aus. Anstatt eines Ansatzes von Bartwuchs, hatte er sogar noch einen hauch von Babyspeck im Gesicht.
    "Thierry?"
    "Ja Ma'am?"
    "Hatten Sie nicht noch was für mich? Oder schauen Sie Ihrem Boss nur gern beim Arbeiten zu?"
    "Shit. Oh - äh. Ja Ma'am. Äääh - ich meine natürlich: Nein Ma'am. Ich.." dann gab er auf und seufzte von sich selbst entnervt. Kathleen lächelte und legte ihr Kinn auf der Tischkante ab. Gab ihren Händen so eine kurze Pause.

    "Regel Nummer 4: Langsam ist Präzise und Präzise ist schnell."
    Der junge Mann lauschte ihr kurz und runzelte die glatte Stirn unter den brauen Haaren. Er schien das gesagte kurz zu verarbeiten.
    "Verstanden. Danke Ma'am."
    "Gerne."
    Er räusperte sich noch mal und nahm Haltung an.
    "Wir haben die Kommunikation zwischen dem Captain und Lieutenant Nakamura ausgewertet. Es scheint als hätte sie sich im Industriegebiet befunden und dort dann die reguläre Kommunikation abgebrochen. Wir vermuten das sie sich der Geräte entledigt hat."
    "Gut. Sehen Sie eine Chance sie trotzdem zu finden?"
    "Ja Ma'am. Aber dazu. Erhm.. Müssten wir das Comlinkverzeichnis im öffentlichen Grid von Captain Segev hacken."
    "Könnten Sie Ihn dadurch auch orten?"
    "Vermutlich nicht. Er benützt wie alle Führungsoffiziere des Nachrichtendienste eines der.."
    "Verstehe."

    Kathleen widmete sich wieder dem Schreibtisch.
    "Viel Vergnügen, Thierry." sie meinte etwas wie eine Siegerfaust zu hören die in der Luft geschüttelt wurde und schmunzelte.
    "Danke Boss." dann hörte sie ihn aus dem Raum stürmen. Sie hatte inzwischen ein ansehnliches Dreieck in den Schreibtisch geschnitten und stemmte nun das Messer seitlich in einen der Schlitze. Dann stellte sie ihr Bein gegen die Wand des Tisches und zog mit beiden Händen am Messergriff. Erst tat sich gar nichts bis auf ein leises Knarzen. "Merda!" knurrte sie und benutzte nun ihren ganzen Körper als Hebel.

    Und just in dem Moment, in dem das Holz laut krachend nachgab und Kathleen rückwärts umknallte, betrat jemand anderes den Raum.
    Neska blieb einen Augenblick ruhig liegen und rieb sich dann den Hinterkopf den sie sich ziemlich heftig angeschlagen hatte, als sie auf den Boden geschlagen war. Dann hob sie den Blick und sah das aus dem Schreibtisch ein großes, fast viereckiges Stück Holz heraus gebrochen war.
    "Ha!" triumphierte sie und richtete sich sitzend auf. Dann erst blickte sie zur Türe. Angela stand in der Türe.
    "Angie." räusperte sich Kathleen und rappelte sich ganz auf.
    "Will ich wissen was hier gerade passiert?" fragte die Latina ruhig und hob eine Augenbraue.
    "Nein."
    "Dachte ich mir."

    Die beiden Frauen blickten sich länger an und sagte nichts. Dann seufzte Angela und senkte den Kopf. Kathleen kannte die Bewegung. Es war wenn die Andere etwas verarbeitete und sich auf die Situation einstellte. Das war gleichbedeutend mit einer Akzeptanz.
    "Na dann. Wir haben zwei indirekte Mitarbeiter, die die Wohnung von Rebekka observieren sollten, wohl bei der Explosion eben jener verloren. Bisher gibt es nur Nachrichten von zwei Toten. Also gehen wir davon aus das Bekka noch da draußen ist.
    Die zweit Explosion könnten wir nicht mit ihr in Verbindung bringen."
    "Danke Angie."
    "Gerne Boss. Ich denke, wir können dir mehr geben wenn Thierry das Grid gehackt hat."
    "Ist er gut genug dafür?"
    "Er ist nicht Sean - aber er ist ziemlich gut."
    "Das muss reichen bis Goldhändchen hier ist." seufzte Kathleen und blickte durch die Glasscheibe zu dem Belgier hinunter.

    "Sean kommt her?"
    Kathleen antwortete nicht, sondern sah weiter hinunter. Angela hakte aber nicht weiter nach sondern blieb noch einen Moment stehen. Dann, als sie sich gerade auf machen wollte zu gehen, dreht sich Kathleen um.
    "Gibt es noch etwas das ich wissen sollte?"
    Die andere Frau blieb stehen und sah ihren Boss länger an. Als wollte sie wissen in welcher Stimmung sie war. Kaute dann auf ihrer Unterlippe.
    "Angela - wir haben keine Zeit für Gewissensbisse. Alexander hat etwas laufen, dass potentiell gefährlich ist, und Rebekka scheint auf irgend eine Art darin verwickelt zu sein."
    Angela Ortiz seufzte und rollte mit den Augen.
    "Ich hasse es anderen dran zu hängen. Das weißt du."
    Kathleen antwortete nicht, sondern erwiderten den Blick einfach nur. Blickte sie durchdringend an.
    "Wir sind doch keine Spitzel." versuchte es die Südamerikanerin noch mal. Aber Neska blieb hartnäckig. Beobachtete wie Angela von einem Fuß auf den anderen trat. Dann zuckte sie mit den Schultern.

    "Mason, Oliver, Gerald und Patty sind ehemalige Schüler von Segev. Eingeschworene Fans, wenn du so willst."
    "Was sind ihre Gebiete?"
    "Patty gehört zu Thierry. Gerald gehört zu meinem Team. Oliver leitet die Verwaltung und Mason ist der Leiter der Operativen."
    "Können du und Thierry auf die Beiden verzichten."
    "Natürlich nicht, aber wir können es kompensieren. Zumindest für die nächsten Stunden."
    "Wer sind die Stellvertreter von Oliver und Mason?"
    "Elena Gerra - eine Freundin von der Akademie. Sie hatte den Führungskurs mit mir bei dir."
    "Hübsches Gesicht, aber etwas untersetzt. Boxerstatur?" fragte Kathleen nach und nickte nach unten. Angela nickte.
    "Und bei Oliver?"
    "Nakamura - eigentlich."
    Kathleen überlegte einen Moment und nickte dann. "Danke Angie."

    Die Andere wusste das sie damit entlassen war und verließ das Büro wieder. Kathleen gab ihr einen Moment und machte sich dann wieder an den Schreibtisch. Sie entdeckten den Elektromagneten sofort, der unter der Konsole angebracht war und bei jeder falschen Behandlung die Speicher gegrillt hätte. Alexander mochte viel sein, aber er war nicht dumm. Sie steckte den Kopf in das Loch und untersuchte die Konsole eingehend. Entdeckte aber ansonsten nichts weiter. Kathleen nahm ihr Messer wieder zur Hand und säbelte die Energiedrähte durch die den Magneten am Leben hielten. Dann nahm sie ihn heraus und öffnete die Konsole von unten. Eine Unmenge an Kabeln fielen ihr entgegen.
    Wie sehr sie doch Elektronik hasste.

    Sie brauchte viel länger als ihr recht war, um sich durch den Drahtverhau und die Platinen zu arbeiten bis sie endlich den Kernspeicher gefunden hatte. Nur um dann festzustellen das der Speicher über ein gesondertes Kabel mit einem kleinen Sender verbunden war.
    "Stronzo." fluchte sie. Alex hatte seine wichtigen Daten über den Kurzwellensender an einen anderen Speicher gesendet der irgendwo in seinem Büro versteckt sein musste.

    Neska zog den Sender von dem Speicher und dann diesen aus dem Slot. Legte ihn auf den Schreibtisch und stellte sich dann in die Mitte des Raumes. Faltete ihre Hände und legte sie sich mit der Handinnenfläche auf den Kopf. Stapfte mit dem Fuß ungeduldig auf den Boden.
    'Verstecke nie etwas in einem Gegenstand der mitgenommen werden kann.' wiederholte sie eine ihrer eigenen Regeln im Geist und wusste das Alex gleich handelte. Sie zog sich eine Zigarette aus dem silbern Etui das inzwischen fast leer war. Zündete sie an und inhalierte den Rauch tief.
    Dann ging sie zur holzvertäfelten Wand und begann diese abzuklopfen. Lauschte dabei ob das Klopfen hohl klang oder nicht. Erst im letzten Eck schließlich hörte sie was sie gesucht hatte.

    Sie nahm noch einen Zug und legte die Kippe dann achtlos auf den Teppichboden. Zog erneut ihr Messer und stieß es in die Verkleidung. Hebelte die Holzpanele zur Seite und riss es dabei vollständig von der Wand. Kathleen schaffte es gerade noch ihren Kopf zur Seite zu bekommen, als die Holzlatte zu Boden knallte.
    "Prima." grummelte sie und nahm ihre Zigarette wieder auf, die einen kleinen Brandfleck im Teppich hinter lassen hatte. Kathleen achtete nicht weiter darauf und linste in den kleinen Stauraum der hinter dem Holz verborgen gelegen hatte.

    Darin stand eine extra Festplatte mit einem Sender. Sowie eine Metallbox die über ein Schloss gesondert verschlossen war. "Na aber, 'Hallo'." sie war zufrieden mit sich selbst und nahm einen letzten Zug von der Zigarette. Zurück am Schreibtisch legte sie die Festplatte dazu und blickte zur Türe des Büros in dem Thierry stand.
    Er sah zerknirscht aus.

    "Thierry." eröffnete Neska das Gespräch und legte den Kopf schief. Er entschied sich es gleich auszusprechen.
    "Nakamura ist tot."
    Neska hob die Brauen. "Wie kommen sie darauf?"
    "Ich habe im Grid ein Signal von einem Totmanschalter aufgefangen, das an das Com von Captain Segev ging. Es war ein rotes. Der Schalter gehörte zu Nakamura, soweit ich es sagen kann."
    "Haben Sie das Signal zurück verfolgen können?"
    "Ja. Geben Sie mir die Adresse und dann schnappen sie sich die Festplatten hier." Er hielt ihr einen Zettel bereits entgegen, den Kathleen sich einfach krallte.
    "Boss?"
    "Hören Sie mir gut Thierry. Sie sind jetzt hier gerade mein bester Mann. Die Platten enthalten Daten von Alex. Ich will wissen was drauf ist. Sie werden den Inhalt nur mit Angela Ortiz besprechen und ihn mit ihr durchgehen. Mit sonst niemanden. Klar?"
    "Ja. Ma'am."
    "Gut. Dann los mein Junge."

    Kathleen hatte sich schon an ihm vorbei gedrückt und blieb auf der Treppe stehen. "Ich brauche drei Freiwillige für einen Ausseneinsatz!"
    Sofort gingen drei Hände hoch. Es war zu ihrer Erleichterung keiner von Alex Fans dabei.
    "Prima. Nehmen sie ihre Sachen - darunter sollte sich ihre Dienstwaffe befinden - und kommen Sie mit. Der Rest macht weiter." Dann hielt sie aber noch mal inne und sah zurück in den Raum.
    "Sie alle leisten gerade hervorragend Arbeit soweit ich das in dieser, für uns alle, schwierigen Situation beurteilen kann. Vielen Dank. Wenn wir das alles überstanden haben, geht die erste Runde auf mich."

    Dann eilte sie die Treppe hinunter und mit ihren drei Begleitern aus der Station.

    --> Industriegebiet, 01:30

  9. #29
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    ---> Industriegebiete, 03:10

    Die Wagen waren zum Stilstand gekommen und Kathleen hatte bereits die Türe geöffnet. War schon auf dem Weg zurück ins Büro. Sie drehte sich während des Gehens herum und blickte noch ein mal zurück. Fixierte Timothy und nickte zu den anderen Beiden Männern.
    "Bringen Sie die Leiche in die Autopsie - sofern wir so etwas hier haben - und achten Sie mir darauf das keiner an Nakamura rumfummelt."
    Sie drehte sich bei den Rückwärtsschritten wieder um und erreichte den Aufzug. Aktivierte ihn, nachdem Sie ihn mit ihrem Irisscan freigeschaltet hatte, und drückte den Knopf für die Operationszentrale.

    "Und ich will Sie nachher in meinem Büro sehen, Tim."
    "Ja, Ma'am."

    Dieses mal schienen ihr die Kontrollen nicht so lange zu dauern, und doch ging es ihr nicht schnell genug als sie wieder einzelnen zu passieren hatte und den Gang hinunter gehen musste.
    Aber schließlich erreichte sie die Zentrale und schlug den Weg zur Treppe nach oben ein. Angela passte sie dabei ab und reichte ihre eine schwarze Mappe.
    "Die aktuellen Operationsergebnisse." erklärte sie und nickte kurz zur Begrüßung.
    "Danke. Was ist mit den Speichern?"
    "Noch nicht geknackt. Aber Thierry arbeitet daran, er ist sehr konzentrierte dabei. Schwafelt was von Sicherheitsmechanismen und Schwarzen-Ice-Prozeduren. Keine Ahnung was er meint."
    "Das wird reichen müssen. Komm mit."

    Kathleen nahm mehrere Stufen mit wenigen Schritten und eilte die Treppe hinauf. Angela schien es nicht so eilig zu haben, folgte ihr aber zügig. Neska stieß die Türe auf und ging direkt zu dem demolierten Schreibtisch.
    "Da werde ich einen neuen brauchen."
    "Du rechnest damit das du länger hier bleiben wirst."
    "Ich fürchte." Kathleen seufzte und warf die Mappe auf den Tisch, schwang sich herum und auf den Tisch, so das sie darauf saß. Angie blieb stehen und blickte ihren neuen Boss länger an. Verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Sie kannte das Spiel.
    Die Rothaarige nahm sich ein paar Augenblicke und schloss die Augen. Versuchte ihre Gedanken und Worte klar zu fassen. Aber sie bekam im Moment nur Müll heraus.

    "Nakamura ist tot. Wir haben sie im Lagerhaus gefunden." begann sie schließlich und begann sich den Nasenrücken zu massieren. Unterdrückte ein Gähnen und beugte sich dabei vor.
    "Wie befürchtet. Also schon mal eine Person weniger die wir suchen."
    Kathleen schüttelte den Kopf und legte den Kopf in den Nacken. Rollte ihn hin und her um die Verspannung zu lösen.
    "Du bist vollkommen überarbeitet." schloss Angela und hob eine Augenbraue. Wohl wissend das jedes weitere Wort Verschwendung gewesen wäre. Aber sie setzte ihren mahnend Blick auf. "Was sollen wir machen. Boss?"

    Neska seufzte erneut und kniff die Augen zusammen.
    "Wir werden Rebekka nicht finden. Und Alex auch nicht." schloss diese und sprang vom Tisch. "Also gut. Kontrollier alle Anrufe die Nakamura getan hat. Geht ihre Mails durch und ihre Nachrichten..." während sie sprach, entdeckte sie Timothy in ihrer Türe und winkte ihn herein. "...Tim fahren Sie in die Wohnung von Nakamura und stellen Sie sie auf den Kopf. Ich will alles wissen. Von der Füllung ihres Kühlschrankes, dem Inhalt ihres Tagebuches, über die Pornosammlung, bis hin zum Takt ihrer Waschtage. Los." und entließ ihn nach den direkt an ihn gerichteten Worten mit einer Handbewegung, um sich dann wieder an Angela zu wenden. "... dann sieh zu, das ihr Arbeitsplatz untersucht wird. Knöpf euch ihre Freunde und ihre Verbindungen vor, ihr ganzes soziales Netzwerk."
    Tim war sofort wieder aus der Türe verschwunden und Angela blickte ihm kurz nach. Schien aber aufmerksam zu bleiben was Neska sagte.
    "Etwas Spezielles auf das wir achten sollen?"
    "Ja. Es gibt einen Batarianer. Ein ehemaliger Pirat. Seht zu welche Verbindung ihr findet. Und wenn ihr schon dabei seit. Selbe Gründlichkeit lasst ihr bei dem Scann über den Mann walten."
    "Aye Boss."

    "Und Angela. Entfern die vier Leute die du mir vorhin genannt hast. Lass sie von den Wachleuten in ein Konferenzzimmer sperren. Ich will später mit ihnen reden."
    "Okay."
    "Angela. Tut alles was ihr könnt. Brecht ein, bestecht, hackt. Mir egal. Besorgt mir die Aufenthaltsorte von Rebekka und Alexander."
    "Haben wir eine Autorisierung?"
    "Ja. Nimm den Querverweis 459, Paragraph 12..." sie überlegte einen Moment und kniff die Augen fest zusammen um sich zu konzentrieren. "..ehm, Code... Victor, Victor, Tango, Sieben, Drei. Wir suchen Alex wegen Hochverrat und Rebekka als Zeugin."

    Angela hielt inne und sah sich Neska länger an. Als wollte sie herausfinden ob es der Anderen ernst war. Die bemerkte den Blick erst nicht und brauchte einen Moment um ihn aufnehmen zu können und zu erwidern.
    "Los!"
    Um ihre Anweisung zu unterstreichen, machte sie eine 'Weg-mit-dir' Bewegung mit beiden Händen als würde sie ein Tier aus ihrem Büro scheuchen. Die andere Frau atmete tief durch und schüttelte den Kopf.
    "Das meinte ich nicht, Neska. Leg dich auf die Couch und schlaf eine Runde."
    Dann verschwand sie aus dem Zimmer und stieg die Treppen hinab. Blieb dort aber einen Moment stehen und brüllte die Befehle in den Raum. Sprach sogar einzelne Mitarbeiter an, um ihnen dediziert Aufgaben zu zuweisen. Neska beobachtete das eine Weile und blieb noch kurz stehen.
    Erst dann trat sie um den Schreibtisch herum und öffnete die Mappe. Blätterte sie kurz durch ums ich einen Überblick über die Operationen zu machen. Entschied aber schnell das nichts dabei war, das jetzt dringend ihrer Aufmerksamkeit bedurft hätte.

    Sie schnaubte und riss dann den Rollcontainer unter dem Schreibtisch auf. Ging die verschiedenen Schubladen durch. Schreibpapier und nutzloser Bürotand, befand sich in den meisten Schubladen. Aber sie fand auch ein leeres Reservemagazin und ein paar alte Zeitungen. Außerdem ein paar Bilder - hauptsächlich von Alex mit Frauen.
    "Arschloch."
    Kommentierte sie trocken. Dann fand sie eine Schokoriegel, der schon ne Weile abgelaufen war, und riss ihn einfach auf um abzubeissen. Er schmeckte widerlich. Aber das hatte sie eh schon vermutet.
    "Der Hunger treibt's runter." seufzte sie und kaute nur widerwillig um dann schnell zu schlucken, untersuchte dabei aber die Schubladen weiter.

    Dann fand sie allerdings nichts mehr von Interesse. Wäre ja auch ein Wunder gewesen, bei einem Paranoiker wie Alex. Sie merkte noch wie ihr die Augen zu fielen und versuchte sich mit Gähnen dagegen zu wehren, doch Kathleen merkte nicht mal das sie schon längst eingeschlafen war.

    08:56

    Es war die Vibration die Kathleen aus ihrem Schlaf riss. Sie schreckte hoch und schlug mit der Hüfte gegen die Kante des Schreibtisches. Wütend rieb sie sich den Hüftknochen und biss die Zähne zusammen. Der Schokoriegel war ihr auf den Teppich gefallen, und jetzt endgültig nicht mehr genießbar.
    "Merda." zischte sie und blickte sich um. Sah aus der vollverglasten Wand ihres Büros auf die Zentrale hinunter. Alle hatten das Arbeiten eingestellt und blickte nach oben.
    Kathleen humpelte zur Türe und riss sie auf.
    "Was ist passiert?"

    Es dauerte einen Moment bis sie eine Antwort bekam.
    "Keine Ahnung." sagte jemand und dann tauchte Timothy in der Türe von einem der Seitenbüros auf.
    "Das war eine Explosion." Jemand hinterfragte das, mit einem zweifelnden Unterton. Kathleen glaubte dem Soldaten. Tim hatte einen erfahrenen Eindruck auf sie gemacht. Sie glaubte ihm, aber vor allem tat sie das. Weil ihr Gefühl sagte, das er Recht hatte.
    "Kann das einer Prüfen." fragte sie nach und blickte nach unten.
    Angela hob darauf hin einen Finger in die Höhe, und hielt mit der anderen Hand eines der Coms an ihr Ohr. Sie sprach scheinbar schon mit jemandem.

    Kathleen sprang die letzen Stufen mehr als das sie ging.
    "Geben Sie mir ein Update Tim." der Soldat eilte ihr entgegen.
    "Wir haben die Wohnung vor etwa einer Stunde durch bekommen. Sie hat ziemlich viel Kram versteckt. Unterlagen. Speicher. Waffen und Ausrüstung, die man für Observationen, oder genau das Gegenteil davon brauchte. Wir haben auch Akten gefunden. Alles wahnsinnig gut Versteckt. In die Wände eingearbeitet. Hat ne Ewigkeit gedauert, da Sie die Verstecke noch gesichert hatte. Ich musste einen Sprengstoffexperten kommen lassen.
    Wir werten gerade alles aus, aber was immer die Scheißkuh versteckt hat. Es muss ziemlich brisant sein."
    "Danke." schloss Kathleen, die neben dem Gespräch einen Blick auf ihre Uhr geworfen hatte. Mist sie hatte fast sechs Stunden verschlafen. Aber bevor sie sich selbst Schimpfen konnte kam ihr Angela entgegen.

    "Eine Explosion. Ein Wagen vor der Botschaft."
    "Einer von uns?"
    "Wissen wir noch nicht. Aber einer der Marines der Botschaft schwört es wäre eine der Limousinen gewesen."
    "Fehlt eine von unseren?"
    Angela schüttelte den Kopf, aber Timothy starrte ins Leere und dann zu Kathleen. Neska erwiderten seinen Blick und schnippte dann ungeduldig mit den Fingern.
    "Tim, was?"
    Der Soldat schien sich zu besinnen und blinzelte ein paar mal irritiert.
    "Segev hat seinen Wagen mitgenommen."

    Kathleens Pupillen weiteten sich. Sie hatten das nicht überprüft.
    "Können wir das verifizieren?"
    "Nein. Segev hat die Ortungsgeräte entfernen lassen."
    Innerlich danke Kathleen Gott, das der Einfall auch nichts gebracht hätte. Scheiße. Sie konnte nur hoffen das ihr nicht noch so ein Fehler unterlaufen war, nur weil Sie sich nicht rechtzeitig Ruhe gegönnt hatte.
    "Okay. Tim, gehen sie da hoch und finden Sie raus ob es der Wagen von Segev gewesen ist!"
    Ohne zu Zögern rannte der Mann los und Kathleen blickte ihm nach. Konzentrierte sich dann aber wieder auf Angela.

    "Habt ihr was?"
    "Thierry ist immer noch an der Verschlüsselung zu Gange. Er ist inzwischen ziemlich angepisst."
    "Weiter." sie hatte keine Zeit sich mit ungelösten Problemen zu befassen, wenn ihr bester Mann dran war. Sie schielte nur auf die Uhr und hoffte das Sean bald hier sein würde.
    "Wir haben ein paar Verbindungsnachweise zwischen Nakamura und dem Batarianer gefunden. Nichts weltbewegendes, aber es reicht für den Verdacht den wir hatten als Bestätigung. Wir sind seiner Kommunikation gefolgt und haben ein paar Anrufe zu einer Asari namens T'Rey gefunden. Ihre Wohnung ist Gestern Abend in die Luft geflogen. In den Bezirken. Man hat drei Leichen gefunden.
    Eine von der Asari und zwei von Menschen. Ich hab uns die Autopsieberichte der Sec besorgt. Wir können fast sicher sagen das die Frau wohl einer der indirekten Mitarbeiter war, die Alex über Nakamura beschäftigt hat. Am Rest arbeiten wir noch. Das sind ziemlich viele Daten."
    "Gute Arbeit."

    So schwierig ein Geheimnis auch aufzudecken war, es war noch viel schwerer es zu verbergen. Und wenn erst mal ein Dominostein gefallen war, dann war es egal wie viele es waren. Sie würden alle fallen. Kathleen begann endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
    "Macht weiter. Und sorg dafür das Thierry endlich Zugriff bekommt."
    "Mehr Kaffee und Zucker bekomm ich in ihn nur noch mit einer Infusionsnadel." versuchte Angela es mit trockenem Humor. Und Kathleen entdeckte so etwas wie ein Lächeln auf ihren Lippen. Dann klingelte ihr Com. Es war Timothy.

    "Es ist der Wagen von Segev. Sie sollten hier hoch kommen!" rief er in das Com, um den Lärm der Sirenen zu übertönen das den Hintergrund dominierte. Kathleen antwortete nicht sondern schlug ihr Com zu und rannte los. Lies eine verwirrte Angela zurück.
    Als sie die erste Schleuse erreichte, und die Sicherheit ihr zu lange brauchte. Tat sie einen Schritt zur Seite und schlug auf den internen Feueralarm, der alle Sperrvorrichtungen öffnete. Die Tür sprang auf und Kathleen rannte los.
    Bei der zweiten Türe rammte sie einen Wachmann, der ihr irritiert entgegen blickte. Stieß ihn zur Seite und murmelte nur ein Entschuldigung. Zu mehr fehlte ihr eindeutig die Luft.

    Es schien ihr eine Ewigkeit bis sie endlich oben angekommen war. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und schweiß lief ihr über den Rücken. Sie sollte eindeutig das Rauchen aufhören. Ihre Lunge brannte wie Feuer.
    Aber das war nichts im Vergleich zu dem riesigen Feuerball der vor dem Botschaftsgebäude in die Luft ragte. Sie starrte den Wagen an. Starrte auf das Feuer und hob die Hand um ihr Gesicht gegen die Hitze abzuschirmen, die bis zu ihr heiß glühte. Sie versuchte erst im Wagen jemand auszumachen, konnte aber in dem Inferno nicht mal die Grundstruktur des Wagens mehr erkennen.
    Dann hob sie den Blick und sah sich nach Tim um. Der kam ihr schon mit weiten Schritten entgegen. Er hatte, mit seiner Jacke haltend, um sich nicht die Finger zu verbrennen, einen langen Metallgegenstand in der Hand.
    "Wie können Sie sicher sein, das.."

    Anstatt ihr eine Antwort zu geben hob er die Platte nur hoch. Es war ein Nummernschild.
    "Das Kennzeichen vom Wagen des Captains." Mehr brauchte er nicht zu sagen.
    "Scheiße!" brüllte Kathleen und zog den Kopf zurück als eine neue Hitzewelle sich über den Hof ausbreitete. Dann entdeckte sie das sich mehrere Fahrzeuge der Sicherheitskräfte versammelt hatten. Unter anderem fuhren gerade zwei Rettungswägen ab. "Was machen die da?"
    "Die kamen aus dem Wohnblock." er deutete auf das Haus neben der Botschaft. Kathleen starrte an seiner Hand entlang und schlug ihm auf die Schulter, rannte los und signalisierte ihm so ihr zu folgen.

    Sie umrundeten das brennenden Fahrzeug und erreichten den Hauseingang, wo sich sofort ein Beamter der C-Sec aufbaute.
    "Tut mir leid Herrschaften, Sie können hier nicht rein." Kathleen schnaubte wütend und zog ihren Ausweis hervor.
    "in diesem Gebäude leben Mitarbeiter der Botschaft der Allianz. Wir dürfen kontrollieren ob es Ihnen gut geht." Der Beamten warf einen Blick auf die Ausweise, den auch Tim hatten seinen hervorgekramt. Prüfte sie und nickte dann langsam.
    "Okay, aber fassen sie nichts an."

    Neska rannte, Tim ihr dicht auf den Fersen, die Treppe hoch. "Welche Wohnung ist die von Segev."
    "34." hörte sie ihn von hinten. Er schien bei weitem nicht so außer Atem wie sie es war. Und dann sah sie vor der Wohnung den riesigen Auflauf von Sec Mitarbeitern. Kathleen wurde eiskalt.
    "Scheiße." flüsterte sie und holte tief Luft. Drängte sich in die Traube der Beamten und schob sie bei Seite. Hielt ihren Ausweis in die Höhe.
    "Gehen sie zur Seite! Allianz, das hier ist eine Wohnung eines Botschaftsmitarbeiters. Zur SEITE!" sie brüllte die Leute direkt an. Scheuchte sie auseinander. Dann stand sie endlich in der Wohnung und das erste was ihr auffiel waren die beiden großen Blutlachen.
    Nicht doch.

    "Was ist passiert?" hauchte sie und blickte einen Beamten neben sich an.
    "Wer sind sie?"
    "Was ist passiert?" wiederholte sie. Dieses mal energischer und starrte den Mann an. Ihr Blick war mörderisch und duldete keine Gegenfrage.
    "Ein Beamter wurde bei einer Schießerei mit einer unbekannten Frau schwer verwundet."
    Kathleen starrte zu den Blutlachen und fixierte dann die am Fenster. Sie beobachtete wie jemand von der Spurensicherung dabei war ein paar Sachen neben dem Fenster von einem Tisch einzusammeln. Dann setzte ihr Hirn wieder ein.

    "Was ist mit der Frau?" fragte sie, während sie gleichzeitig über die erste Lache stieg und sich in die Raummitte begab.
    "Verstorben."
    Neska schluckte hart und schloss für einen Moment die Augen.
    "Okay. Alle mal zugehört. Sie fassen hier nichts mehr an. Legen alles hin was sie bereits genommen haben oder gerade in der Hand halten. Und ich meine Alles!
    Die Wohnung gehört zur Botschaft und ist somit Hoheitsgebiet der Allianz. Alles was sie hier sehen können, oder was sich in dieser Wohnung befindet ist diplomatischer Besitz der Allianz. Also verlassen sie bitte jetzt die Wohnung. Ich bin Captain Benedict. Wenn es Dinge zu klären gibt tuen wir das im Hauptquartier der Sec."


    Damit drängte Kathleen zurück und packte zuvor noch Tim am Arm. "Lassen Sie mir einen Wagen vor die Garage bringen. Und sorgen Sie dafür das hier wirklich keiner was mitnimmt."
    "Ja Ma'am."
    Neka schob sich durch die Menge der Leute und drängelte sich bis zu den Treppen. Dort beschleunigte sie dann ihre Schritte wieder. Sie wagte keinen klaren Gedanken. Sie wollte sich keinen Gedanken widmen, bis sie nicht einen Beweis hatte.

    Sie sprang aus dem Wohnhaus, und eilte dann zum Garagentor, das zur Botschaft gehörte. Nur wenigen Augenblicke bevor sie es erreichte, tauchte einer der Männer, der sie vorhin begleitet hatte, mit einem Wagen auf. Kathleen bedeutete ihm den Sitz zu räumen, noch während sie um den Wagen herum rannte.
    Glitt anstatt seiner auf den Fahrersitz und trat auf das Gaspedal noch bevor die Türe zu war.

    -->C-Sec 09:20

  10. #30
    ME FRPG Only Avatar von Kathleen Benedict
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    --> 10:10 C-Sec

    Das schwere Transportshuttle glitt ruhig dahin. Fast ein wenig, wie ein Segelboot das auf einem friedlichen Spiegelsee dahin fuhr. Kathleen hatte ihre rechte Hand flach auf den kühlen Deckel des Sarges gelegt und fühlte sich unfähig den Kopf zu heben. Sie war zu sehr damit beschäftigt ihre Gedanken zu sortieren.
    Sie versuchte zu verstehen was geschehen war. Was der Auslöser hätte sein können. Und vor allem, woher Rebekka ihre Informationen bezogen hatte. Es würde Zeit brauchen und einiges an Ressourcen. Aber Neska wusste das sie am Ende genau wissen würde, wie es hatte geschehen können, das Rebekka jetzt vor ihr in diesem 'Ding' lag. Ohne das Kathleen eine reale Chance gehabt hätte es zu verhindern. Sie seufzte und befeuchtet sich mit der Zunge die Lippen. Ihr Atem zitterte als sie die Luft wieder aus ihren Lungen entweichen ließ. Sie brauchte jetzt einen großen Kaffee. Stark und schwarz. Dunkel-stark-schwarz. Und sie brauchte eine Schinken-Käse-Croissant. Nicht zu vergessen eine Zigarette. Aber im Moment konnte sie sich nichts davon leisten. Denn obwohl sie erst ein paar Stunden geschlafen hatte, fühlte sie sich unendlich erschöpft. Matt und müde, waren wohl die besseren Worte.

    Kathleen lehnte sich zurück und zog ihr Com raus. Die Citadel-Station hatte nicht genug forensische Ausrüstung, um ihr bei der Spurenauswertung gut genug zu sein. Und ihr gefiel der Gedanke nicht Rebekka in den Leichensäcken der Botschaft zu verwahren, bis sich eine Lösung fand. Sie brachte das einfach nicht über ihr Herz. Aber vor allem wusste sie das sie den Leichnam so schnell wie möglich von der Citadel schaffen musste, bevor die Bürokraten sich in Bewegung gesetzt hatten und ein dummer diplomatischer Angestellter einer Aushändigung zustimmte. Bei Ermittlungen führte die Organisation die den Leichnam besaß und Kathleen wollte die Ermittlungen, die Nachforschungen nicht abgeben. Außerdem hätte es peinliche Einsichten in die Arbeit des Nachrichtendienstes geben können, oder Veröffentlichungen über den Vorfall und das war zu vermeiden. Es hatte obersten Priorität.
    Sie musste Rebekka von der Citadel schaffen.
    Also wählte sie die Nummer von Angela. Es dauerte dies mal eine Spur länger als sonst.

    "Boss?"
    "Ange' kannst du mir sagen welche Schiffe der Allianz gerade auf der Citadel sind? Fang mit denen an, die danach zurück in das Hoheitsgebiet der Allianz fliegen. Am besten wäre zur Erde."
    "Einen Moment."

    Sie zog sich von dem Sarg zurück und betrachtete ihn. Versuchte zu verstehen. Versuchte so hart zu verstehen, wie es geschehen hatte können. Kathleen schloss die Augen und legte sich eine Hand auf die Stirn, während sie ihren Kopf in den Nacken legte.

    'Der Takt den der Bass in den Raum hämmerte, drückte so schwer auf ihre Körper, das ihnen die Luft in den Lungen vibrierte. Aber weder Kathleen noch Rebekka nahmen sich die Zeit darauf zu achten.
    Die ältere der beiden Frauen hatte ihren Blick auf die Bar gerichtet. Ließ ihn darüber schweifen und lächelte leicht. Fühlte die Lichteffekte die unregelmäßig über sie glitten. War gezwungen gelegentlich die Augen zu schließen, um nicht geblendet zu werden. Sie hatte ihre Zielperson längst aus gemacht.
    "Schon entdeckt?" hauchte Bekka in ihr Ohr und zog sich etwas näher an Kathleen heran.

    Neska lief ein Schauer über den Rücken. Sie hatte nicht damit gerechnet, das Bekka die Femme Fatal in jeder Faser ihres Körpers verinnerlicht hatte. Und doch war die Jüngere ihr so nahe gekommen wie noch nie zuvor. Kathleen lehnte sich zurück in die breite, sehr weiche Loungecouch des Clubs und drehte ihren Kopf zu Rebekka - die sich wiederum auf ihrem Schoß sitzend, mit ziehen ließ, da sie ihren Arm um Kathleens Schulter gelegt hatte. Die Offizierin zog den Kopf leicht zurück und betrachtete die Andere. Musterte ihr Gesicht, die faszinierenden Augen mit ihren irritierend unterschiedlich gefärbten Augen.
    Benetzte mit einem vielsagenden Blick ihre Lippen und lächelte dann raubtierhaft. Rebekka zwinkerte ihr fast unanständig zu und rutschte mit ihrem Hintern auf Kathleens Oberschenkel herum. Entblößte damit etwas mehr von ihren Schenkeln, zwang den Blick ihrer Chefin damit dorthin und lächelte bedeutungsschwer, als sie merkte das ihr Manöver funktioniert hatte. Ließ gleichzeitig ihre Finger in den Nacken der anderen Frau fahren und spielte, mit einer kraulenden Bewegung, mit den roten Korkenzieherlocken.

    Dann beugte sie sich vor, ließ ihre Wange gegen die von Kathleen streichen und drückte ihre Brust sanft gegen die der vorgesetzten Nachrichtendienstoffizierin. "Sieht er rüber?" flüsterte sie so sanft und mit einer unvergleichlichen Schlafzimmerstimme über Kathleens Ohrläppchen, das ihr eine erneuter Schauer durch den Körper rauschte. Es kostete sie mehr Willenskraft als ihr recht war, ihren Blick zu der Bar fallen zu lassen. Die Augen halbgeschlossen und merklich schon mehr mit der Frau auf ihrem Schoß beschäftigt, beobachtete sie den Mann. Funkelte ihn an und lächelte wissend.
    Schob ihre Hand über Bekkas Bein aufwärts bis zum Saum ihres Rockes. Grub ihre Finger dort mit einiger Leidenschaft in die Haut der Anderen.
    Als die daraufhin ihr ins Ohr keuchte, fühlte Kathleen wir ihr Hals trocken wurde und sie nur noch schwer schlucken konnte.

    "Dann wollen wir mal." säuselte das Mädchen über ihr, den Rebekka hatte sich etwas aufgerichtet. Sich in das Blickfeld von Neska geschoben und den Blick der Anderen in den Ausschnitt ihres Tops gezwungen hatte. Ihre Finger griffen fest in die roten Haare und zogen den Kopf der Frau unter ihr etwas weiter zurück.

    Kathleen konnte ihre Mitarbeiterin nur noch mit großen Augen anschauen, als diese sich vorbeugte und sie direkt auf den Mund küsste. Und obwohl es nicht das erste mal war das sie eine Frau küsste - so kam es ihr doch so vor. Die Unmengen an Hormonen die ihr Körper ausschüttete. Das unvergleichliche, weiche, samtige Gefühl der fremden Lippen auf den ihren. Und als Rebekka fast übertrieben zärtlich ihre Lippen mit ihrer eigenen Zunge teilte um sie langsam in Mund ihrer Chefin zu schieben, schwanden Kathleen die Sinne.
    Sie verlor das Gefühl für die Zeit und realisierte nur noch das sie diese begehrenswerte Frau auf ihrem Schoß fester an sich zog.

    Es war Rebekka die den Kuss schließlich löste und sich etwas zurück nahm. Kathleen musterte. Ihr Gesicht und die geschlossenen Augen betrachtete. Sie vorsichtig am Arm berührte, um dann, wieder nach vorne neben das Ohr der Anderen gebeugt, zu fragen. "Und, was tut er?"
    Neskas Augen öffneten sich mit flatternden Lidern. Sie brauchte einen langen Moment um ihre Sinne zu sammeln. Zu sehr war sie benommen von der Intensität mit der Rebekka sie gefesselt hatte. Ein paar Augenblicke brauchte sie bis sie den Mann wieder im Blick hatte. Realisieren konnte, das er vollkommen berauscht von dem Anblick der beiden Frauen seinen Drink vergessen hatte.
    "Dumm aus der Wäsche kucken." bekam Kathleen brüchig heraus.
    "Ah." machte Rebekka und presste ihren Körper ein letztes mal etwas fester gegen den von Kathleen. "Also so wie du gerade." stellte sie dann frech fest und glitt von ihrem Schoß. Zog sich mit einer, fast übertriebenen, lasziven Bewegung zurück und richtete sich vor der Couch auf. Fasste die Hände ihrer Chefin und zog die, immer noch benommen, auf die Füße.
    "Komm." hauchte sie und legte einen Arm um die Taille der Anderen. Führt sie mehr durch den Raum.

    Rebekka schien in ihrer Rolle vollkommen aufzugehen. Sie genoss die Blicke die sie Beiden von den anderen Gästen bekamen und ließ ihre Hüfte aufreizend hin und her wogen. Kathleen wäre es möglicherweise in einer anderen Situation und in einem anderen Zustand peinlich gewesen.
    Aber sie war Profi genug um, kurz vorm verlassen des Clubs, ihre Zielperson wieder ins Auge zu fassen und ihm mit einer leichten Bewegung ihrer Hand anzudeuten ihnen zu folgen. Was er eilends tat.

    Die beiden Frauen erreichten die frische Luft und Bekka schlug, wie abgemacht, mit Kathleen an ihrer Seite den Weg nach rechts ein. Schlenderte in zügigem Schritt - damit ihr Freund sie nicht gleich einholen konnte - voran und über die Straße. Querte eine Seitengasse und gab Kathleen so die Möglichkeit über die Schulter zu sehen.
    Die Offizierin winkte dem Mann, der gerade in der Türe des Clubs auftauchte, und bedeutete ihm erneut mit einer Fingerbewegung nach zu kommen. Er entdeckte sie und grinste ziemlich eindeutig, als er los rannte um die beiden Frauen einzuholen.
    "Alles klar."
    Rebekka nickte, das sie verstanden hatte und zog Kathleen dann plötzlich in die Seitenstraße die sie sich ausgesucht hatten. Packte sie hart am Kragen und zerrte sie gegen sich, während sie sich mit dem Rücken an die Hauswand presste. Zog sie fest an sich, so das kein Haar mehr zwischen ihre Körper gepasst hätte. Hielt den Kopf von Kathleen fest zwischen ihren Händen, küsste sie leidenschaftlich und intensiv.
    Neska merkte nur das sie irritiert und überfordert die Augen offen hatte. Bekka anstarrte.

    Sie hörte wie ihr Mann um die Kurve kam, und erstaunt die Luft zwischen den Zähnen hindurch einsog. Dann hörte sie ein recht eindeutiges Geräusch machen und nach einem weiteren Moment näher kommen.
    Jetzt hatte Kathleen sich wieder im Griff. Sie legte ihre Hand auf Bekkas Hüfte und tippte mit dem Finger zwei mal auf. Spürte wie ihre Gegenüber eine Hand aus ihrem Nacken löste und zur Handtasche gleiten ließ.
    Der Kerl trat neben sie beide.

    Zuckte dann zusammen, als hinter ihnen allen ein Transporter mit kreischenden Schubvektoren zum stehen kam. Er fuhr herum und starrte auf das schwarze Shuttle, dessen Seitentüre aufgerissen wurde. Starre bewegungsunfähig auf die beiden Männer mit den schwarzen Skimasken. Kathleen wirbelte herum und trat ihm mit der Spitze ihres Stöckelschuhs in die Kniekehle.
    Packte gleichzeitig seinen linken Arm und drehte ihn ihm auf den Rücken, während ihre Zielperson auf die Knie ging. Rebekka schoss an ihr vorbei und presste den Injektor gegen seinen Hals und löste den Mechanismus aus, der mit einem Zischen das Betäubungsmittel in die Blutbahn des Mannes beförderte. Überrumpelt und auf den Knien, geriet der Mann ins Wanken, so das ihm die Männer aus dem Wagen einen Sack über den Kopf ziehen konnte. Dann packten sie ihn unter den Achseln und zerrten ihn in den Wagen, der dabei schon wieder los fuhr, als hätte er nie gehalten.

    Die Aktion hatte weniger als paar Sekunden gedauert. Kathleen ließ den Blick schweifen. Keine Zeugen. Und da es in der Straße keine Kameras gab, gab es auch keine anderen Beweise. Sie lächelte und sah dann Rebekka wieder an.
    Ihre Mitarbeiter nickte leicht, strich sich den verschmierten Lippenstift auf ihren Lippen wieder gerade und lächelte. Dann drehte sie sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung fort.
    "Bis Morgen, Boss." sagte sie so professionell wie immer, als wäre nichts gewesen.'


    Kathleen schmunzelte und realisierte erst jetzt das Angela mit ihr sprach.
    "Boss?"
    "Ja - ich bin hier."
    "Okay. Also Momentan ist die SSV Lyndanisse auf der Citadel."
    Neska hob beide Augenbrauen. Dann lächelte sie. Ein ruhiges Gefühl schlich sich in ihre Magengrube. Die Lyn wurde von einer alten Freundin kommandiert. Kathleen wusste das sie ihr den Körper von Bekka guten Gewissens anvertrauen konnte.
    "Captain Farnsworths Kommando." sagte sie zufrieden. War dann aber über das Zögern von Angela etwas verwundert.
    "Nein. Nicht nach den Unterlagen hier." erwiderte die Andere dann nach ein paar Augenblicken.
    "Sondern?"
    "Mario Logan. Captain Farnsworth hat die SSV Midway übernommen. Beziehungsweise wird es heute tuen. Logan war ihr erster Offizier, sowie es scheint."
    "Oh." Das war eine Überraschung, aber Kathleen konnte noch nicht ganz einordnen ob es gut war oder nicht. Sarah hatte Logan als ihren ersten Offizier akzeptiert, vermutlich sogar eingestellt. Sie musste ihm also vertrauen. Und wenn sie selbst ehrlich war, reichte ihr das.
    "Okay. Nimm dir einen Wagen und bring meinen Rucksack mit. Wir treffen uns bei den Docks der Allianz."
    "Alles klar."

    Dann legte sie auf und Kathleen starrte wieder auf den Sarg. Unweigerlich musste sie wieder schmunzeln bei dem Gedanken. Sie hatte nie erfahren was Rebekka an diesem Abend noch getan hatte - sie selbst hatte eine kalte, sehr kalte, Dusche gebraucht.
    Danach hatte es nie wieder jemand geschafft sie mit solchem Sexappeal aus dem tritt zu bringen. Und ihr wurde wieder schmerzhaft klar, das Rebekka einzigartig gewesen war. Sie seufzte und klopfte an die Rückwand des Shuttles.
    "Ma'am?" kam es über die Gegensprechanlage.
    "Neues Ziel, Tim. Bringen Sie uns zu den Allianzdocks."
    "Ja Ma'am."

    ---> Allianzandockbucht 10:14

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