<-- Botschaften
09:53 Uhr

Das monotone Piepen des EKG weckte Konrad langsam wieder auf. Er lag in einem Einzelzimmer mit Blick auf den geschäftigen Verkehr im vierten Präsidiumsflügel. Etwas benommen sah er sich um und analysierte die Umgebung: schlicht, ein Tisch mit zwei Stühlen, ein Fenster, ein Schrank, in dem eine saubere Uniform für ihn bereitstand.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Kyara kam mit einem Pappbecher ins Zimmer herein. Erschrocken hätte sie das Getränk fast fallengelassen, als sie den wachen Konrad erblickte.
„Du bist wach!“, rief sie und stürmte zum Bett, „oh bei der Göttin, bin ich froh, dich wieder bei Bewusstsein zu sehen! Geht… geht es dir gut?“
Er nickte. Sein Hals fühlte sich trocken an, doch er wagte sich daran, zu antworten:
„Ja, mir…“, Konrad stockte etwas erschrocken, als er das Rasseln in seiner Stimme wahrnahm, „mir geht es gut. Was ist mit Reb… der Frau von den Botschaften?“
Kyara senkte den Kopf. „Sie ist schon vor unserem Eintreffen tot gewesen.“
Er biss sich auf die Unterlippe. Verdammt.
Etwas Hoffnung war noch in ihm gewesen, dass er sich getäuscht hatte, dass sie in Wirklichkeit nur bewusstlos war und jetzt im Nebenzimmer lag, dass einfach alles gut war… aber das war es nicht.
„Wurden ihre Verwandten schon benachrichtigt?“
„Die Frau hatte keinen Ausweis bei sich. Sie ist im Moment in der Leichenkammer der C-Sec, um die Todesursache herauszufinden und-“
„Die Todesursache ist doch klar, ich habe sie erschossen!“
Kyara zuckte mit den Schultern. „Du kennst doch die Formalitäten.“
Frustriert warf Konrad die Decke zur Seite und stand auf, wobei ein brennender Schmerz seine Brust durchfuhr. Scharf zog er die Luft zwischen den Zähnen ein und fühlte über die Stelle, die so höllisch wehtat, als er Bandagen spürte. Er hob seinen Kopf und bemerkte, dass er direkt vor einem Spiegel stand. Seine einzige Bekleidung war eine weiße Unterhose, sodass man die großen Wundumschläge und Verbände um seine Brust gut sehen konnte, genauso wie den Verband um seinen Hals.
„Konrad, bleib liegen!“
Er ignorierte die Asari, bleiben sein Blick und seine Aufmerksamkeit doch voll und ganz auf dem Spiegelbild behaftet, fast so, als hätte er sich selbst noch nie im Spiegel gesehen.
„Was soll das? Was hast du vor?“
Erst jetzt sah er zu der Asari. „Ich werde hier nicht rumliegen, bis ich schwarz werde.“
„Konrad, du wurdest angeschossen, du kannst nicht einfach so nach draußen gehen, du-“
„Was, ich soll hier rumliegen und andere die Drecksarbeit machen lassen? Ich kannte diese Frau, ich kenne ihre Schwester und jemand muss sie benachrichtigen. Ich werde-“
„Verdammt, du musstest wiederbelebt werden!“, stieß Kyara plötzlich hervor und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, „viermal haben sie den Defibrillator aufgesetzt. Ich habe gesehen, wie dein Körper leblos aufgezuckt hat, als die Stromstöße dich durchfahren hatten. Und ich dachte…“, die Asari musste eine kurze Pause einlegen, in der sie tief schluckte, „ich dachte, ich hätte schon wieder einen Kollegen, einen… Freund verloren.“
Still umarmte Konrad sie. „So schnell wirst du mich nicht los, das verspreche ich dir“, er löste sich wieder aus der Umarmung und sah der Kollegin in die Augen, „aber du kennst mich. Ich kann hier nicht rumliegen. Aber ich werde auf mich aufpassen, Ehrenwort.“
Widerwillig nickte Kyara schließlich und er machte sich daran, seine Uniform anzuziehen. Als er fertig war, verließ er mit der Asari zusammen das Zimmer und ging mit ihr an die Rezeption, wo bereits ein menschlicher Arzt stand und zufällig Konrads Krankenakte durchsah.
„Sie wollen schon gehen?“, stellte der ältere Mann erstaunt fest.
„Ja, mir geht es wieder gut.“
„Hören Sie, wir mussten die Einschusswunden mit vierundzwanzig Stichen nähen. Ihre Halsschlagader wurde von einer Kugel schwer in Mitleidenschaft gezogen, wodurch Sie viel Blut verloren haben. Sie können unmöglich wieder in den Einsatz gehen.“
„Ich hatte auch nicht vor, auf Streife zu gehen, Doktor.“
Der grau melierte Mann seufzte, unterzeichnete etwas auf der Krankenakte und gab Konrad schließlich noch eine Tablettendose mit. „ Schonen Sie sich! Für die nächsten zwei Wochen gibt es für Sie nur das Büro, verstanden?“ Konrad nickte, bedankte sich und verließ schließlich die Klinik.

„Hör zu, Kyara, das würde ich lieber gerne allein machen. Fahr du doch ins Revier zurück und gib dem zuständigen Pathologen die Personalien.“
„Bist du sicher, dass ich dich alleine losziehen lassen kann? Du könntest Rückendeckung gebrauchen." Jetzt klang Kyara wieder wie früher, etwas schroff und ernst. Das beruhigte Konrad.
„Ich komme klar.“ Abschließend gab er der Asari noch Rebekkas Personalien und stieg in den Streifenwagen ein, um sich zu Sarah auf den Weg zu machen.

10:09 Uhr
--> Bezirke