Swilja lag mit dem Rücken am Boden unter dem ÜLG Triebwerk und justierte es neu ein. Vor kurzem hatte sie es zerlegt, gereinigt und nun wieder zusammen gefügt. Sie fluchte, weil ihr Staub und Dreck in das Gesicht fielen. Die Maske hatte schon ihre Vorteile, doch sie war zu faul sie zu holen und auf Rannoch liefen fast alle ohne Maske herum.
Swilja war erst am Vormittag mit Luroon und Vrei in der wachsenden Stadt Rannoch. Selbst der alte Captain Lal’Gopal war mit dabei und zeigte ihnen die neue Heimat der Quarianer.
Alle drei waren begeistert, lebte sie ja nach alter Tradition weiter auf Raumschiffen. Die Landquarianer und die Geth hatten wirklich eine schöne moderne Stadt geschaffen. Hohe Häuser auf Durabeton und Transparentstahl fügten sich in die wüstenähnliche Landschaft ein. Es war keine aufdringliche Architektur, eher so als ob sich alles in die Natur einfüge. Parkanlagen diensten zur Entspannung und Swilja sah, dass sie gerne genutzt wurden. Viele Quarianer trafen sich dort, um zu reden, und Sport zu machen. Es gab auch viele Marktstände an den offenen Plätzen. Das Tauschen und Handeln ist immer noch im Quarianischen Blut verwurzelt.
Lal’Gopal zeigte ihnen auch seine Wohnung, sie war sehr groß im 43 Stockwerk eines der modernen Hochhäusern mit einer Transparentstahl Fassade, die einen guten Ausblick auf das Meer und den Strand bot.
Doch es zeigte sich auch, dass nach alter Gewohnheit die Räume kaum genutzt wurden. Die Familie lebte zusammen in einem Zimmer, außerdem lebten in einem weiteren Zimmer der Sohn mit seiner Familie.
Zwei Zimmer standen komplett leer. Großer Wohnraum ist nun kein Luxus mehr wie früher auf der Flotte, doch wussten die wenigsten Quarianer damit etwas anzufangen.
Sie saßen in einem offenen Strandkaffee, etwas was Swilja sehr gefiel. Die neue Bevölkerung von Rannoch ging wieder dazu über zu kochen, sicherlich, die meisten aßen zu Hause noch die Nährpasten, die es mittlerweile auch mit Fleisch gab, doch es gab Kaffees und Restaurants in Rannoch mit echten Speisen.
Doch nach dem Mittagessen gingen sie wieder zurück, Swilja musste den ÜLG Antrieb wieder zusammensetzen, die Tyr wurde heute erwartet.
„So das sollte sitzen! Squeezer, lass mal einen Testlauf laufen.“ Eine Trillerfolge der Drohne bestätigte dies, später eine weitere die sagte, dass der ÜLG Antrieb wieder Tipp Top in Form war. Er erzielte nun sogar 3,476 % mehr Leistung.
Swilja erschrak als sie an den Beinen gepackt wurde und nach vorne, unter dem ÜLG Triebwerkskonverter heraus gezogen wurde.
„HE!“ schrie sie beugte sich nach Vorne und stieß mit ihrem Kopf gegen den von Luroon.
„He Prinzessin, nicht so stürmisch.“ Grinste er und beide rieben sich die Nasen. Dann wurde er ernst.
„Unsere Wege trennen sich hier Prinzessin, die Tyr hat den Orbit erreicht und befindet sich gerade in der Parkposition, wir müssen los.“
Schweigen folgte dem Satz, die Drei hatten die kurze Zeit die sie auf der Stella verbrachten richtig Spaß und Luroon und Swilja sind sich ein wenig näher gekommen.
Da die Quarianer ein eher prüdes Volk waren, hervorgerufen durch die Isolation auf der Flotte und die Abgeschirmtheit in ihren Anzügen, wäre es nach quarianischer Sitte ein Verstoß, wenn ein Mädchen mit 17 schon flirten würde oder einen Freund hätte.
Erst mit Abschluss der Pilgerreise gelte sie als junge Frau. Und für die Qurianer die auf Rannoch lebten war die Sittenaltersgrenze bei 19 bis 20. Wobei sich junge Quarianer kaum um das scherten was die Alten verlangten. Heimliche Beziehungen, Händchenhalten und auch Küssen ging schon mit 16 oder 17 los. Nur erfuhren dass nie die Eltern.
„Wir müssen zurück zur Tyr, jetzt!“ meinte Luroon und nahm ihre Hände in die seinen.
„Hör zu Prinzessin, es war schön, doch mache dir keine Hoffnungen, wir wissen nicht wann du zurück kommst und in diesen Zeiten wissen wir nicht ob dann einer von uns noch lebt.“
Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Leb wohl Prinzessin.“
„Leb wohl.“ Hauchte sie zurück. „Mach dir keine Sorgen, ich komme zur Tyr und dann sehen wir ja, ob es dann noch passt.“ Er nickte und ging aus Raum, Vrei stand in der Türe.
„Keelah Prinzessin. Ich hoffe wir sehen uns auf der Tyr wieder.“ Er nahm sie kurz in seine Arme.
„Keelah und passt auf euch auf.“
„Du auf die auch.“ Grinste er und setzte dann seine Maske wieder auf. Einige Minuten später saßen sie in ihrem Raptor und starteten. Unterwegs zur Tyr.
Swilja war nun zum ersten mal alleine auf der Stella.